16.2.2016 236. Jahresabschluss des Theaters und Lagebericht: Rückblick auf erfolgreiche Spielzeit Der Verwaltungsvorstand hat beschlossen, den Jahresabschluss und Lagebericht des Theaters Dortmund für das Wirtschaftsjahr 2014/2015 an die politischen Gremien weiterzuleiten. Das Theater Dortmund blickt auf eine sehr erfolgreiche Spielzeit 2014/15 zurück. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Gesamtauslastung aller ausgegebenen Karten um 1 Prozent auf 73,1 Prozent gesteigert werden. Auch in finanzieller Hinsicht entwickelte sich das Wirtschaftsjahr 2014/15 für das Theater Dortmund positiv. So stiegen die Umsatzerlöse im Vergleich zur Spielzeit 2013/14 um 476.000 Euro auf 4.755.000 Euro und die Ertragszuschüsse der Stadt Dortmund um 1.358.000 auf 33.462.000 Euro. Die weiteren Ertragsposten stiegen ebenfalls um 467.000 Euro. Analog zu den Erträgen erhöhten sich auch die Personalaufwendungen aufgrund der Tarifkostensteigerungen um 1.812.000 Euro sowie die weiteren Aufwandsposten um 804.000 Euro. Das Bilanzergebnis des Theaters Dortmund war auch im Wirtschaftsjahr 2014/15 ausgeglichen und schließt mit 0 Euro ab. Die vierte Spielzeit der Intendanz von Jens-Daniel Herzog an der Oper Dortmund stand ganz im Zeichen der überregionalen Aufmerksamkeit, die die Oper Dortmund mittlerweile genießt. So wurden Herzogs Inszenierungen von „Der Rosenkavalier“ und „Don Giovanni“ in einer Kritikerumfrage der „Welt am Sonntag“ als beste Inszenierungen der Theatersaison 2014/2015 und die Oper Dortmund als Opernhaus des Jahres in NRW genannt. Die Sopranistin Emily Newton wurde für ihre Partie der Donna Elvira in „Don Giovanni“ und für ihre große künstlerische Bandbreite als beste Sängerin ebenso erwähnt wie der Bariton Gerardo Garciacano als Don Giovanni in Mozarts gleichnamiger Oper. Ein weiterer künstlerischer und kommerzieller Erfolg war das Musical „Jesus Christ Superstar“ mit Alexander Klaws in der Titelrolle. Weitere Aufmerksamkeit zog die Wiederentdeckung der Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ des von den Nationalsozialisten verfemten Komponisten Paul Abraham nach sich. Künstlerischen Erfolg konnte die Oper mit wirtschaftlichem verbinden. So kann die Oper eine Auslastung von 72,9% verzeichnen. Zusammen mit der Jungen Oper kam das Dortmunder Musiktheater auf eine Gesamtauslastung von 67,9 Prozent. Mit einer Steigerung der Einnahmen der Oper Dortmund auf 1.674.221,14 Euro bei 120 Vorstellungen zeigt die Oper einmal mehr, dass sie die Haupteinnahmequelle des Theater Dortmunds ist. Eine ebenso erfolgreiche Spielzeit 2014/2015 erlebte das Ballett Dortmund. Nach dem chinesischen Nationalepos vom „Traum der Roten Kammer“, „Hamlet“, Molnárs „Geschichten aus dem Wiener Wald“ widmete sich Ballettdirektor Xin Peng Wang Thomas Manns „Zauberberg“, eine Choreographie, die überregionale Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit der Produktion „Drei Streifen: Tanz“ bot Wang international erfolgreichen Choreographen wie Benjamin Millepied, Demis Volpi und Jiri Bubenicek die Möglichkeit, in Dortmund zu arbeiten. Die jährlichen, stets restlos ausverkauften „Internationalen Ballettgalas“ in Dortmund locken inzwischen Zuschauer aus der ganzen Bundesrepublik und gelten in der Theaterwelt als Alleinstellungsmerkmal der Westfalenmetropole. Mit einer Auslastung von 77,7 Prozent konnte das Ballett Dortmund eine hervorragende Spielzeit abschließen. In 53 Vorstellungen spielte das Ballett unter der Leitung von Xin Peng Wang 1.029.968,66 Euro ein und bewies wieder einmal, dass das Dortmunder Tanztheater auch wirtschaftlich eine tragende Säule des Theater Dortmund ist. Das Schauspiel thematisierte in zahlreichen Premieren die bahnbrechenden gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung (Überwachung, Big-Data, die Krise des Subjekts) und setzte dies in formal avancierter Weise um. Insbesondere sind hier die vier crossmedialen Arbeiten zwischen Bretterbühne, digitalen Medien und Netz im Geiste des Manifests DOGMA 20_13 zu nennen: Hamlet, „Minority Report“, „The Return of DAS GOLDENE ZEITALTER“ und „Die Möglichkeit einer Insel“. Zum Spielzeitauftakt unterzog Kay Voges Shakespeares unverwüstlichen Klassiker Hamlet einer zugespitzten „Big Data“-Lesart. Die in Presse und Publikum leidenschaftlich diskutierte Inszenierung verzahnte einmal mehr Schauspiel, Netz und Live-Film (z.B. durch eine Twitterwall statt eines Schluss-Applauses) auf engste. „Voges’ HamletInszenierung zum Saisonauftakt ist aufregend, lustvoll, intelligent, spektakulär in Besetzung und Hightech-Einsatz und binnen zweier hoch spannender Stunden höchst kurzweilig“, so die „Sonntagsnachrichten“. Im Studio verhandelte, so die Süddeutsche Zeitung, Klaus Gehres Inszenierung von Steven Spielbergs Minority Report „in kluger Weise den freien Willen in Zeiten von Big Data“. Schließlich loteten „The Return of DAS GOLDENE ZEITALTER“ und „Die Möglichkeit einer Insel“ einmal mehr in höchst sinnlicher Weise aus, wie man Geschichten und deren Bruchstücke im Schnittfeld von Schauspiel und Film erzählen kann. Der Deutschlandfunk urteilte über „Die Möglichkeit einer Insel“: Ein „faszinierender Live-Animationsfilm von höchster Virtualität und Virtuosität. Ein Meisterwerk des Multitaskings – die Schauspieler sprechen, spielen, bewegen die Bildfiguren, tauschen die SpecialEffects-Platten, kontrollieren die Leinwand, machen die Geräusche.“ Und in der Rückkehr des GOLDENEN ZEITALTERS sah die Süddeutsche Zeitung „ein dreistündiges Feuerwerk aus Hoch- und Popkultur, das durchdacht, selbstironisch und visuell überfordernd vorführt, was Dortmund derzeit zu einer der führenden Ideenschmieden der deutschen Theaterlandschaft macht.“ Ein zweites beherrschendes Thema der Spielzeit waren die mittelbaren Folgen der Migration: Europas Politik der Abschottung, die Not der Kommunen und der Aufwind der Neuen Rechten (u.a. Paolo Magellis Inszenierung von „Elektra“ als Parabel auf den Neo-Faschismus, die Diskussions-Reihe BLACKBOX, diverse Lesungen, Ausstellungen, Diskussionen zur Neuen Rechten, Gastspiele aus Istanbul). Die ElektraAdaption und Liesbeth Coltofs Inszenierung von Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ waren zugleich die Klassiker-Positionen dieser Spielzeit. Dazu die WR/WAZ: „Langer Beifall für eine Inszenierung, die Millers Stück ganz unangestrengt als Gegenwartsstoff präsentiert. Dringend zu empfehlen!“ Aus der Faschingsburleske „Häuptling Abendwind“ von Johann Nestroy machte das Schauspiel dank der Verpflichtung der RuhrgebietsPunkband „Die Kassierer“ die weltweit erste Punkoperette. Wo die Presse sich nur positiv überrascht zeigte (WA: „Tabulos, rotzig und stark. Kultverdächtig.“), da war das Publikum euphorisiert – Häuptling Abendwind ist ein hemmungsloser Spaß und Publikumsmagnet. Als Anerkennung wurde das Schauspiel Dortmund bei der KritikerUmfrage von THEATER HEUTE 2015 zum besten Theater in Deutschland gekürt – gleichauf mit drei großen Bühnen aus Berlin. Am Kinder- und Jugendtheater KJT zog sich die Suche nach Identität und Utopie wie ein roter Faden durch die Spielzeit . Vom 11. bis 17. August richtete das KJT am Big Tipi im Fredenbaumpark das dritte pottfiction-Camp aus. Hundert Jugendliche aus dem Ruhrgebiet erarbeiteten in Workshops einen Entwurf ihrer Zukunft und stellten sie in einer Abschlusspräsentation auf dem Nordmarkt vor. Ab Herbst 2015 wurde pottfiction in den einzelnen Städten fortgesetzt. Die KJT-Gruppe setzte sich dabei mit den Möglichkeiten des Mediums Radio auseinander und beschäftigte sich mit Kommunikation und den Möglichkeiten der Manipulation durch die Medien. Das von den Teilnehmern selbst entwickelte Stück „Jetzt gibt´s was auf die Ohren“ hatte im Juni Uraufführung, danach wurde es auf dem vierten pottfictionCamp vor der Jahrhunderthalle in Bochum gezeigt. Auch hier kamen wieder alle sechs Jugendgruppen aus den Theatern zusammen, um eine Woche lang zu arbeiten, ihre Stücke zu zeigen und sich auszutauschen. Die Eröffnungsinszenierung des KJT „Ich bin nicht Siegfried – Ein Nibelungenlied“ befasste sich mit dem Nibelungenstoff und feierte im August erfolgreich Premiere. Ebenso die zweite Inszenierung „Lügner“ – eine deutschsprachige Erstaufführung, die sich mit dem Thema der Alkohol-Co-Abhängigkeit befasst. Kurz darauf folgte die Uraufführung von „Zwerge versetzen oder Der Goldschatz am Ende des Regenbogens“ von Hartmut El Kurdi und Wolfram Hänel – ein Stück für Kinder ab 5 Jahren. Das Weihnachtsmärchen „Peters Reise zum Mond – Ein Weltraummärchen“ von und unter der Regie von Andreas Gruhn feierte erfolgreich Premiere im November und entführte die Zuschauer in die Weiten des Weltraums. Mehr als 22.000 Zuschauer sahen die Inszenierung. Für Eltern und Lehrerkräfte kam „Frau Müller muss weg“ zur Premiere. Dieses Special für diese Zielgruppe wurde sehr positiv aufgenommen. Ebenso ein Publikumsmagnet wurde „Sneewitte“, eine Kooperation mit der Oper in der Jungen Oper. Fortgesetzt wurde das Projekt „Industriegebietskinder“, bei dem das KJT mit der Marie-Reinders-Realschule und der FH Dortmund in der Spielzeit 2013/14 kooperiert hatte. Drei ehemals wichtige Industriestandorte in drei Bundesländern beschäftigten sich mit untergegangenen Wirtschaftsstandorten. Welches Bild haben Jugendliche heute von ihrer Heimat, das sich sehr von dem ihrer Großeltern und Eltern unterscheidet? Das Thalia Theater Halle, das KJT Dortmund und das Theater Strahl in Berlin entwickelten im Austausch und in enger Zusammenarbeit drei verschiedene, aber thematisch verwandte Theaterstücke und brachten diese zur Aufführung. In Dortmund entstanden gleich zwei Produktionen. Melanie Nagler und Manuel Schmitt brachten mit Schülern der Marie-Reinders-Realschule im Mai „Asche unter meinen Docs“ auf die Bühne. Andreas Gruhn inszenierte Anne Leppers eigens für das KJT geschriebene Stück „Ach je die Welt“ (Uraufführung). Beide fuhren auf das Festival „Industriegebietskinder“ nach Halle/Salle, auf dem auch die Hallenser und Berliner Inszenierungen gezeigt wurden und deutschlandweit in der Presse Beachtung fanden (z.B. Theater heute, Theater der Zeit). Im Juni war das KJT zusammen mit dem Schauspielhaus Dortmund Ausrichter des Festival Unruhr – dem Festival der städtischen Jugendclubtheatergruppen des Ruhrgebietes: vier Tage Theater, Workshops und Diskussionen. Das Unruhrfestival und das pottfictionCamp vor der Jahrhunderthalle in Bochum beendeten neben den Vorproben für die neue Spielzeit eine ereignisreiche Saison. Unter dem Jahresmotto „held_innen_leben“ gestalteten die Dortmunder Philharmoniker die Spielzeit 2014/15 unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. Die Auslastungszahlen beweisen, dass das Orchester sich als städtischer Klangkörper im Bewusstsein der Bevölkerung immer stärker und immer positiver verankert. Beeindruckende Konzerte eröffneten einem neuen Publikum den Zugang zur klassischen Musik: Philharmonische Konzerte mit hervorragenden Solisten und Gastdirigenten, die Konzerte mit Rachmaninow und Mahler unter Leitung von GMD Gabriel Feltz, vor allem aber die Reihe mit StummfilmKlassikern, in der in dieser Spielzeit „Metropolis“ aus dem Jahr 1927 gezeigt wurde. Der Kinder- und Jugendbereich „Expedition Klassik“ erfreute sich ungebrochener Beliebtheit: drei ausverkaufte Babykonzerte, ein bis unters Dach gefülltes Konzerthaus bei den „Konzerten für junge Leute“ sowie liebevoll gestaltete Familienkonzerte gehören neben vielen Vor-Ort-Terminen in Kindergärten und Schulen zum umfangreichen Engagement der Philharmoniker in diesem Bereich. Kontakt Theater Dortmund: Alexander Kalouti Leiter allgem. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Theaterkarree 1-3, 44137 Dortmund Tel. +49 (0) 231 50 22 524 Mobil +49 (0) 162 10 22 821 E-Mail [email protected] Kontakt: Katrin Pinetzki