Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung HS07 26.09.07 Vorlesungsnotizen Betrachtungen von Erziehung und Entwicklung - Kindheit und Entwicklung, schwer sich daran zu erinnern sehr abhängiger Zustand Kindheit unterscheidet sich von der Erwachsenenzeit („magische Zeit“) Bescheidene Untersuchungsergebnisse bis jetzt (erst seit ca.100 Jahren wissenschaftl. untersucht) Für die Frage der Erziehung ist die Zeit, wann sie stattfindet sehr wichtig (Eltern etc. wirken erzieherisch auf das Kind ein) Während dieser Zeit ist das pädagogische Handeln sehr wichtig, die Erziehenden müssen wissen, wie sie mit Kindern umzugehen haben (wie?, was brauchen die Kinder? etc.) Geschichte der psychologischen Beschäftigung mit der Kindheit - - - - - - - zweite Hälfte des 18.Jhd. begann die Auseinandersetzung damit Rousseau: Was ist die Natur des Kindes? (Konzept als fiktionaler Erziehungsroman) Pestalozzi: führte 3 Wochen Tagebuch über sein 4jähriges Kind (Studie zum eigenen Kind) Auch Piaget studierte seine eigenen Kinder Dietrich Thidemann, gefolgt von Johann Heinrich Kampe machten auch Beobachtungsstudien alle drei hatten jedoch wenig Wirkung Ab Mitte des 19.Jhd. wurde die Kindheit dann zum eigentlichen Gegenstand der Forschungen (Willhelm Dreier-Studien; „Seele des Kindes“, war „Initialzündung“ für folgende Forschungen) In den USA gab es „child studies“: Kinder wurden systematisch und unvoreingenommen beobachtet Verhältnis Entwicklungspsychologie und Erziehungswissenschaften: Erziehung muss entwicklungsorientiert sein vs. Entwicklung ist kein natürlicher Prozess, sondern wird von der Erziehung beeinflusst Rousseau: Entwicklung ist gegeben, Erziehung orientiert sich daran (muss sich an der Entwicklung des Kindes ausrichten) weiss man, wie Entwicklung abläuft, so weiss man auch, wie man Erziehen muss („Gang der Erziehung = Gang der Natur“) Kind muss kontinuierlich („Tag und Nacht“) beobachtet werden, so weiss der Erzieher, wie er sich dem Kind ggnü. Verhalten, bzw. es erziehen muss 19.Jhd.: Herbartianismus: systematische Erziehung, beeinflusste Lehrerbildung: Lernen ist Gegenbegriff zur Entwicklung, da es keine natürliche Entfaltung darstellt Reformpädagogik geht von Entwicklung aus (ca. 1870-1930) – in dieser Zeit kam die Idee auf, dass Erziehung an Entwicklung orientiert sein muss man verglich Kind mit Pflanze: Erzieher sollte betreuen und unterstützend einwirken Montessori: Kind trägt Schlüssel zur individuellen Entwicklung in sich Erzieher kann nichts determiniertes beitragen, da das Kind ja schon einen vorbestimmten „Bauplan“ in sich trägt Lernen/Schule kann leicht kritisiert werden Schule d. Herbartianismus: zerstört Seele des Kindes, da das Kind ja schon weiss, wie es werden soll Kind soll in Frieden gelassen werden, nur rohe und unreine Eindrücke sollen enfernt werden innerer Bauplan entfaltet sich optimal (Religion der Entwicklung), dies war eine ideologische und kaum wissenschaftliche Position Hauptziel der Kinderpsychologieforschung ist die Erkennung der Gesetze (Bühler) naturwissenschaftlich! (Reifeentwicklung) -1- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - - - - - HS07 Epigenese* als Modell der Kindheit (innere Anleitung vorhanden) Entwicklungslogik: von aussen schwer zu beeinflussen Erziehung hat wenig Bedeutung, kann nur das Tempo der Entwicklung beeinflussen Kretzschmar hegte Zweifel, ob die Entwicklungspsychologie in der Lage ist, der Pädagogik den Weg zu weisen Entwicklungspsychologie ist keine Normwissenschaft! Pädagogik soll die erzieherische Beeinflussung berücksichtigen Entwicklung als Folge von Erziehung Ernst Neumann: auch überzeugt, dass Erziehung wesentlich zu Entwicklung beiträgt, ein mehr erzogenes Kind kommt weiter, als ein weniger/gar nicht erzogenes Georg Geissler ggn. Charlotte Bühler (siehe Handout) Folgen der natürlichen Entwicklung sind durch Erziehung entstanden Blättner: Gegen die Idee einer Gesetzeswissenschaft: Veränderungen sind zeitlich, historisch, gesellschaftlich bedingt; keine seelische Entwicklng unabhängig zur Erziehung möglich Begriff „Entwicklung“ kommt von „Auseinanderwicklung“ (Schriftrollen bedeutet die Entfaltung von Etwas vollständig vorhandenem) Biologischer Begriff: beim Menschen ist schon als Same/Eizelle alles vorhanden, es wird entwickelt (geht sogar soweit, dass behauptet wird, vor der Zeugung ist schon alles vorhanden) Epigenese Entwicklung: irgendeine Form der Veränderung (minimales Kriterium) Veränderung in der Zeit weiteres Kriterium: Lebensspanne eines Menschen (gesamter Lebenslauf als Zeithorizont) Verhaltensänderungen, die an Zeitspanne geknüpft sind Zeit vs. Psychologische Veränderung: etwas problematisch, da dadurch psychologische an physikalische Kriterien gebunden sind Reguliert/geordnete Veränderung (rhythmische Abfolge) Entwicklungsprozesse bleiben im Gegensatz zu Lernprozessen vorhanden – davon wird ausgegangen (dauerhaft, es kann aber doch Regression stattfinden) Gerichtetheit der Entwicklung: nicht in beliebige Richtung, soll auf ein Ziel gerichtet sein (Veränderung), besser werden Teleologische** Begriffe unverzichtbar! Kind sollte immer akzeptiert werden, egal in welcher Lebensphase, denn jeder Lebensabschnitt ist gleichermassen wichtig/wertvoll Erzieher sollten nicht nur in die Zukunft blicken: Rousseau: jedes Alter hat eine eigene Reife Kinder sind als Kinder zu betrachten Menschliche Entwicklung führt zum Verlust gewisser Dinge (Kinder können sie noch, Erwachsene nicht mehr, z.B. oft fantasievolles Denken etc.) Entwicklung ist nicht quantitativ sonder qualitativ: gut veranschaulicht dies die Stufentheorie Qualitative Veränderungen von schon entwickelten Fähigkeiten Rückschritte nicht möglich Entwicklung normalerweise allgemein verständlich betrachtet Veränderungen nach bestimmter Vorlage Ganzheitliche Entwicklung: Reihe von zusammenhängenden Veränderungen unterschiedliche Auffassungen des Entwicklungsbegriffes keine richtige/falsche * Epigenese oder Epigenesis (griech. epigenesis nachträgliche Entstehung) bezeichnet eine für die Biologie erstmals durch Aristoteles gestellte Hypothese, wonach sich mit der Entwicklung des Organismus aus dem Ei neue Strukturen herausbilden, die nicht bereits im Ei vorgebildet sind. ** teleologisch: auf ein Ziel gerichtet -2- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - - HS07 Definition, von sehr viele versch. Kriterien abhängig, je enger man den Begriff betrachtet, desto klarer können Vorgaben zur Erziehung gemacht werden Psychologischer Fehlschluss: psych. Theorie nutzt Aussage, davon kann man ableiten (man kann aber nicht ableiten, wie man dann erzieherisch mit den Kindern umzugehen hat) Restl. siehe Handout 03.10.07 - - - Ende des 19.Jhd.: Einbruch des Herbartianismus, wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Kind begann Frühe Ansätze einer wissen. Auseinandersetzung, Entwicklung = Reifeprozess Erziehung ist eine wichtige Bedingung Entwicklung ist auch eine Änderung entlang d. Lebensphase progressiver Prozess Psychoanalyse: ist nich tmehr so aktuell, wie damals, die erste Theorie der kindlichen Entwicklung stammt von der Psychoanalyse – beschränkt sich auf 0-5 Jahre (Zeitraum), der Rest ist Rekapitulation von Ereignissen aus dieser Zeit Sie beeinflusste die Pädagogik (psychoanalytische Pädagogik), die akademische Psychologie beeinflusste andere Bereiche weniger stark, als die Psychoanalyse Freud: Ödipuskomplex Stark inhaltlich ausgerichtet, bietet viele Anknüpfungspunkte für andere Bereiche Die ersten Formen von Erziehungsberatung gingen von der Psychoanalyse aus Freud ging davon aus, das die Psychoanalyse eine Kränkung der menschlichen Eigenliebe darstellt Der Mensch ist von Trieben bestimmt und die psychischen Vorgänge sind unbewusst gesteuert stark in der Natur verankert Mensch ist nicht „Herr im eigenen Haus“ Die Vernunft erhebt den Mensch über das Tier: animal rational („vernünftiges Tier“) Die Psychoanalyse stellt das zentrale Merkmal der Auffassung des Menschen in Frage Laut Freud erfährt der Mensch zwei Kränkungen: 1. 1. Durch Kopernikus: dieser entfernte die Erde aus dem Zentrum des Universums 2. 2. Durch Darwin: Dieser hob die Differenz zu den Tieren auf durch die Evolution ist der Mensch nichts besonderes mehr Freud fügte dem Menschen dann die dritte Kränkung zu, er nannte die Psyche einen „Apparat mit drei Instanzen: Ich, Es, Überich Es: phylo-/ontogenetisch erster und ältester Teil des Apparates; Überich: lebenslang aktiv Freud hatte eine starke physikalische Denkweise (Kräfte, Energie...), sehr mechanistische Begrifflichkeit von Physik beeinflusst Er spricht nicht nur von Trieben, sondern auch von Partialtrieben, die sich im Verlauf der psychosexuellen Entwicklung zu Trieben entwickeln Im Falle von Störungen von aussen: Regression (Rückfallen auf auf frühere Entwicklungsstufen) (Piaget hingegen schliesst dies aus) Auffassung: psychisches Geschehen ist von Dualismus geprägt: 2 elementare Kräfte wirken ein Eros + Aggressionstrieb Die Menschen sind von ihren Trieben bestimmt Konflikte (Erwartungen/Aussenwelt) Spannung zu Natur und Kultur -3- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - - - - HS07 Grundsätzlich herrscht ein Unbehagen in der Kultur; die Natur der Menschen ist nie auf die Aussenwelt abgestimmt Ödipuskonflikt dramatisch Die meisten psychologischen Theorien sind formale, auf beliebige Inhalte anwendbare Theorien Freud versuchte das psychologische Geschehen mit verschiedenen Bildern zu illustrieren/veranschaulichen Die Psychoanalyse ist eine formale Theorie (Bühler hat übertrieben) Sie wirft eine doppelte Betrachtung der Psyche auf: formales und Stoffdenken werden miteinander verbunden Im Menschen sind Urfantasien vorhanden: genetisch programmiert, z.B. der Kampf ggn. den Vater ist vorprogrammiert (Ödipus) Phasen der psychosexuellen Entwicklung: 1. Lebensjahr: Orale Phase 2.-3. LJ: Anale Phase 3.-5. LJ: Phallische Phase bis 13. LJ: Latenzphase dann Pubertät (Genitale Phase) Die von Freud beschriebene Sexualität ist nicht zu vergleichen mit der erwachsenen Sexualität Psychosexuelle Entwicklung =/= sexuell (d.h. hat nicht gleich etwas mit Genitalien zu tun) Trieb: org. Begriff (psychologisch: Affekte/Emotionen sind mit Trieben verbunden) Triebe bestimmen die Psyche des Kleinkindes Trieblehre = (ungefähr) Psychomechanik Triebe haben einen dranghaften Charakter Quelle des Triebes, Objekt (nicht fremde Objekte, sondern die Person selber) + Ziele des Triebes Triebe richten sich auf verschiedene erogene Körperzonen (Kind selber) autoerotisch (sich selbst zugewandt) Später werden Objekte in der Aussenwelt gefunden Eltern nehmen Stellung zum Verhalten des Kindes; das Kind ist ein Triebwesen (Es), es wird durch die Interventionen der Aussenwelt gestört (Eltern tolerieren nicht mehr alles Konflikt Störung; meist in analer Entwicklungsphase (die Aussscheidungen sind zu kontrollieren) das Kind muss frustriert werden, dies ist die Aufgabe der Triebe „Not des Lebens“ zwingt Menschen, sie ist eine „strenge Erzieherin“ (Bezug zur Erziehung) Das Kind wird vom Lustprinzip beherrscht Realitätsprinzip, das Kind beginnt Rücksicht zu nehmen (Kontrolle der eigenen Motorik) „Ich“ schiebt zwischen Bedürfnis und Handlung das Denken ein; es dient zur Selbsterhaltung (Triebe dienen der Arterhaltung (Fortpflanzung etc.) Kontrolle der Befriedigung „Ich“ funktioniert unter der Befürchtung des Verlustes der elterlichen Zuneigung (entsch. Faktor zur Differenz d. psychischen Apparates) Verdrängung: Begriff des Unbewussten Dynamisches Unbewusstsein Phasen der psychosex. Entwicklung: Trieb findet erst im Lauf der Entwicklung sein Objekt (nicht angeboren, wie z.B. Hungertrieb); Partialtriebe sind nicht mit einem Objekt verbunden 3 Sexualorganisationen im Laufe der Entwicklung: oral, anal, genital -4- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - - - - HS07 normaler Autismus (siehe Blatt!) Anale Phase: Konflikte mit Eltern zum ersten Mal dramatisch Willen des Kindes zu brechen Freud geht davon aus, dass in der phallischen Phase das Geschlecht auf das männliche reduziert ist; Ödipuskomplex ES wird differenziert in ICH Überich Entweder weiblich oder männlich, aber nicht gleich Männlich: Affektive präödipale Beziehung zur Mutter, beginn der analen Phase (wurzelt schon früher bei der Nahrungsaufnahme, Mutter gibt Nahrung) emotionale Bindung; anale Phase: Mutter wird zum Liebesobjekt Objektwahl: Knabe will so sein wie Vater; Vater wehrt sich, aggressive Gefühle, Wunsch den Vater zu beseitigen, wächst; Sohn will Mutter! Vater unterbindet dies, Sohn sieht es ein erster Schritt zur Auflösung des Ödipuskomplexes (Inzestverbot wird errichtet); Beziehung zur Mutter wird aufgegeben, Identifikation mit dem Vater wird verinnerlich Überwindung des Ödipuskomplexes; Gewisssen wird aufgebaut Weiblich: Präödipale Beziehung zur Mutter wie beim Knaben; Phallische Orientierung (Penisneid, penislos, Kastrationskomplex); Abwendung von der Mutter Zuwendung zum Vater (will Kind von ihm) Ödipale Situation, Identifizierung mit der Mutter, will so sein wie sie um vom Vater geliebt zu werden; Verlassen der ödipalen Situation durch Verdrängung; Überich – Aufrichtung weniger eindeutig als beim Knaben Freud überlegte, ob Entwicklung von Knaben und Mädchen gleich verläuft Mädchen sind weniger auf Gerechtigkeit, dafür mehr auf Fürsorge etc. ausgerichtet -5- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung HS07 10.10.07 - - - Piaget geht nicht von der Physik als Idealmodelll einer wissenschaftlichen Betrachtung aus (wie Freud), viel mehr geht er vom biologischen Ideal aus – genetische Erkenntnistheorie Piaget beschäftigte sich mit Naturwissenschaftsgeschichte dies brachte ihn zu Psychologie Geschichte des wissenschaftlichen Denkens geht in die Frühzeit der menschlichen Entwicklung zurück Das Kind ist schon als sehr kleines Kind wissenschaftlich „begabt“ die frühkindliche Entwicklung ist die Vorstufe der wissenschaftlichen Erkennung Piaget ist nicht wie Freud an Entwicklungssstärungen interessiert, bei im steht die kognitive Entwicklung im Vordergrund Er dachte ganzheitlich, nicht nur elementar – seiner biologischen „Vorgeschichte“ zuzuschreiben Wahrnehmung (auf hier und jetzt bezogen) = Tätigkeit steht in Verbindung mit Intelligenz (= Gegenbegriff zur Gewohnheit) Wenn man eine Gewohnheit rückwärts machen will, so muss man etwas neues lernen Intelligenz „hilft“ dabei ( Intelligenz ist nicht angeboren, sondern Folge der Aktivität des Lebewesens Das Geistige entsteht aus der Körperlichkeit des Individuums; es entsteht aus dem Verhalten bzw. dem Handeln des Kindes Das Kind ist der Konstrukteur seiner Erkenntnis kognitive Operation (verinnerlichte Tätigkeit) Handlung des Kindes ist Vorform von dem, was es später kognitiv tun kann Piaget unterschied 4 Entwicklungsstufen – jedoch nicht sehr eindeutig 2. Stufe oft als Übergangsstufe angesehen Strenger Begriff der Entwicklungsstufe Qualitative Unterschiede zwischen Stufen Piaget spricht von Stufen: eher ungünstig (S.3 Stufenbegriff) Abstufung muss konstant sein, nur das Tempo ändert sich Piaget: „Gesamtstruktur“ Stufen sind ganzheitlich zu sehen und hierarchisch zu integrieren Kognitive Entwicklung: Integrationsprozess Moralische Entwicklung: nicht so strenge Stufen Psychosexuelle Phase: keine Integration, sondern Abfolge (Regression möglich (bei Freud)) Piaget: Regression ausgeschlossen Sensomotorische Intelligenz: 6 Substadien 1. Substadium: Saugreflex, Reflexübung Saugen: kognitives Experiment um die Wirklichkeit zu erkennen Assimilation Rein zufällige Begegnungen Saugreflex Saugen wird an verschiedenen Gegenständen gemacht, Saugschema bleibt aber gleich Assimilieren des Gegenstandes an Schemata Daumenlutschen Fähigkeit Dinge zu ergreifen (sehen + greifen) 3. Stadium: Kind kann ergreifen, was es sieht Kind muss etwas tun, um Ziel zu erreichen (räumt z.B. Hindernis weg) kognitive Flexibilität Intelligenz (innere Mobilität) 5. Substadium: Kind wird zum Experimentierer tertiäre Zirkulärreaktion -6- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - HS07 Kind variiert bereits erworbene Verhaltensweisen Wurzel des Experimenten viel Lernen mit Versuch und Irrtum Letzte Phase: Kind stellt sich selber als Körper in Rechnung Egozentrismus Kann noch nicht zwischen verschiedenen (eigene/andere) Perspektiven unterscheiden Umwandlung des Denkens hat stattgefunden (Kind ist sich dessen aber noch nicht bewusst) 17.10.07 - - - - - - Piaget: Kind als Wissenschaftler Kind entwickelt sich lebt im stabilen Raum, kann erste Formen der Kausalität verstehen; Objektresonanz Leistung auf Verhaltensebene wird kognitiv reflektiert Entwicklungsstufen, 4. Stufe ist Übergangsstufe Grundlagen für Entwicklung: Genetik + Umwelt (Anlagefaktoren) Entwicklung als Reifeprozess, starker Akzent auf Anlagen Piaget weist Gegenüberstellung von Anlage und Umwelt zurück Konrad Lorenz: Verhalten instinktiv und einsichtig (Dressurhandlungen); 2 Fakten Mosaik Entwicklung ist aus verschiedenen „Bausteinen“ aufgebaut 3. Faktor: Selbstregulation verschiedene Umwelten gehen verschieden auf Anlagen ein, ganzheitliche Betrachtungsweise von Piaget, ganzer Organismus tritt mit Umwelt in Aktion, nicht nur ein kleiner Teil biologische Betrachtungsweise setzt anderen Akzent als z.B. physikalische Mutter-Kind Einheit am Anfang, Kind entwickelt sich daraus Vereinende Kräfte sind instinktiv Aus biologischer Betrachtung wird Moralisches abgeleitet H.Jonas: Mensch von Natur aus selbstlos dem Kind gegenüber Mutterliebe Hauptkraft der Erziehung problematisch, da Liebe ein Gefühl ist und nicht moralisch gefordert werden kann (Mutter kann man nicht zwingen, ihr Kind zu lieben) Verklärungen der Liebe als Eziehungsfaktor (Frau) Mutter umsorgt Kind bedingungslos Kind fühlt sich geliebt, für das was es ist passives Erlebnis, da Mutterliebe bedingungslos ist (Kind braucht nichts dafür zu tun, wird nur um seiner Existenz willen geliebt Rousseau: Vater hat keine Beziehung zum Kind; Mutter ist Heimat, Natur; Vater hat kaum Verbindung zum Kind, Bedeutung ist gering, Vater lehrt Kind (extrem formuliert) Mutter = Natur; Vater = Kultur Mutter nicht kulturfähig (stereotypisiert) Evolutionstheorie – Darwin (Evolutionspsychologie) Lebewesen passt sich Umwelt an, mit Entwicklung des Lebens verändern sich Bedingungen zweiseitiger Prozess wie flexibel ist Lebewesen? Mensch ist sehr flexibel, sich zu verändern (anzupassen) Lebewesen verändern sich immer nach und nach (stetig) Kein Wesen des Menschen (Evolutionstheorie macht keine Wesensaussage) Säugling + Mutter: unterschiedliche Interessen/Bedürfnisse Variation durch Mutation Arterhaltung ist „out“, Selektion setzt beim Individuum, nicht bei der Art ein Beziehung zwischen Mutter und Kind muss erst aufgebaut werden -7- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - - HS07 Die Situation der Mutter (wird in der Evolutionstheorie zum ersten Mal wichtig, bzw. psychologisch betrachtet) Humanethologie Verhalten der Mutter gegenüber dem Neugeborenen: Kind wird geboren, wird zur Umwelt der Mutter (nicht mehr ein Teil von ihr), eine Beziehung muss aufgebaut werden Mutter muss sich auch um eigenes Überleben kümmern keine Einheit zwischen Mutter und Kind Evolution: eigene Gene müssen verbreitet werden (wichtigster Punkt) Mutter will auch, dass ihre Gene später vertreten sind (biol. Betrachtungsweise) Männchen wollen so viele Weibchen wie möglich begatten Kinder sind kostenintensiv Risikosituation Parental investment: Weibchen haben höhere Kosten als Männchen, Weibchen muss sich dessen bewusst sein kein Mutterinstinkt! Postnatale Entscheidungssituation (Kind liegen lassen oder versorgen?) Aufopfernde Mütter sind nicht die Regel, sondern eher selten 23.10.07 Kinsdtötung - - Wirklichkeit ist prozentual zu sehen; es gibt kein Wesen, was gleich bleiben würde Evolutionstheorie Körperliche Investition in Nachwuchs ist bei Frauen grösser Kind wird nicht durch reine Mutterliebe angenommen: Entscheidungsprozess Es gibt auch Faktoren gegen das Kind (Mutterliebe ist kein Automatismus!) Je nach Umständen kümmert sich die Mutter liebevoller oder nicht (beseitigt es) Es lässt sich keine Prognose stellen, wie sie dann ein zweites Kind behandeln wird, wenn sie das erste getötet hat Alter und äussere Umstände spielen grosse Rolle: je älter die Mutter, desto eher möchte sie ihr Kind behalten Alter Erstgeburt heute: 30 Jahre Charakter und Instinkt spielen keine Rolle Entscheidungsprozess/Umwelt (Alter, Armut, Kultur...): Zeit, die nach der Geburt verstrichen ist – direkt danach = wichtige Zeit Abstossung des Kindes innerhalb der ersten 72 Stunden dieser Zeitraum ist also wichtig, um Bindung aufzubauen Keine biologische Schranke gegen Kindstötung Wenn Mütter töten, dann meist innerhalb der ersten 72 Stunden, ältere Kinder werden sehr viel seltener getötet Väter hingegen töten kaum Neugeborene, sondern eher ältere Kindestötung des älteren Kindes meist psych. gestörte Mütter Kind kann verlassen werden, muss nicht aktiv getötet werden (passive Methoden) „Zweite Geburt“ des Kindes: Akzeptanz durch die Mutter (1. Geburt = effektive Geburt) Kindstötung nach der Geburt: Spätabort Früher Mensch: Geburtenabstand von 4-5 Jahren Frauen wurden fruchtbarer mit Sesshaftigkeit der Frühen Menschen Ernährung mehrere Kinder müssen parallel versorgt werden, evtl. schwierig Entscheidung gegen Kind Väter auch nicht unwichtig Vaterschaft nie so sicher wie Mutterschaft -8- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung HS07 - Monogamie vorteilhaft, Vater weiss dadurch, dass es sein Kind ist und Investition sich lohnt - Rationalere Idee für Frau wenn auf einzelnen Mann kein Verlass ist: Beziehung mit mehreren Männern - Allomütter: Hilfsmütter Männchen und Weibchen betreuen Kind nach Geburt (auch Männer können die machen!) - Allomütter sind nicht unbedingt die Väter, Grossmütter sind auch sehr beliebt - Allomütter können auch ältere Geschwister sein unterstützen die Mutter – Entscheidung für die Annahme des Kindes fällt leichter - wichtig für Kind: was muss es tun, um angenommen zu werden (in Jäger/Sammlerkultur) - Kind ist kein passives Wesen, tut etwas um angenommen zu werden - Konzept der physiologischen Frühgeburt des Menschen (Portman): sekundäre Nesthocker - Mensch wurde zum Mensch durch Eigenheiten, die ihn von anderen Lebewesen unterscheiden - Portman: vergleicht den Menschen und dessen Individualentwicklung mit anderen Lebewesen und deren Individualentwicklung - Nesthocker: (Nackt), blind rasche Entwicklung; niedere Lebewesen; kurze Tragzeiten; viele Jungtiere - Nestflüchter: höhere Organisationsform, lange Tragzeit, „fertig“ auf die Welt, wenig Jungtiere, verlassen elterliches Nest sehr bald - Mensch eher Nestflüchter, aber atypische Konstellation (wird im Bauch vom Nesthocker zum Nestflüchter; trotzdem ist Neugeborenes kein richtiger Nestflüchter kommt dafür eigentlich zu früh auf die Welt (aber zu spät um Nesthocker zu sein) - typische SW-Dauer eiens Nestflüchters wären 1-2 Jahre - Mensch ist „physiologische Frühgeburt“ - Extrauteriales Sonderjahr: andere Lebewesen verbringen dieses Jahr noch in der Mutter - Aufrechter Gang enger Geburtskanal Baby kann nicht länger „drin bleiben“ - In der Ontogenese Phyolgenese - Mensch behält lebenslang Merkmale der Kindheit (ursprünglich anatomisch) 31.10.07 - - Mensch ist anfangs animalisch Portmann: Kind ist nicht animalisch, sondern von Anfang an menschlich; in der Entwicklung ist nie eine Primatenform vorhanden menschliche Entwicklung ist von Anfang an besonders Interaktion zwischen Mutter und Kind: sozial, nicht automatisch, es können Verständnisprobleme auftreten stehen, sprechen, denken = spezifische Merkmale, können sich nur durch sozialen Kontakt ausbilden sozialer Kontakt ist obligatorisch Mensch muss Ziel im ersten LJ lernen ist erziehungsbedürftig (muss auch soziales Verhalten erst lernen) Evolutionäre Betrachtungsweise: Mensch hat schon soziale Kompetenz von Geburt am Kleinkinder sind hilflos und schutzlos, können sich auch nicht an der Mutter festklammern (wie Affenbabys) brauchen Unterstützung, sind aber nicht passiv -9- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - - HS07 Säugling hat schon soziale Kompetenzen Mutter wendet sich ihm zu (Kind tut etwas dafür), keine instinktive Zuwendung der Mutter zum Säugling Säugling ist sehr sensibel auf alle Arten von Ablehnung sendet Signale (Umwelt reagiert mit Zuwendung) „Trick“ der Natur: 3 verschiedene Arten: 1. Fötus ist bei der Geburt dick (16% Fett) – evtl. entscheidet sich die Mutter ja gegen ihn, so kann er länger überleben; 2. Kindchenschema: „Ästhetik des Neugeborenen“ man wendet sich ihm automatisch zu („Affenliebe“), Frühchen sind noch nicht so schön; 3. Aktivitäten des Säuglings: Lächeln, Schreien Bindungstheorie Bindungsverhalten Kleinkind will Zuwendung von Mutter, nicht auf Basis von Hungerbefriedigung (auch Wärme, Kontakt etc.) Säugling ist angewiesen auf Betreuung, in der Evolution war es jedoch nicht üblich, sich um ein Kind zu kümmern Kind wird nicht asozial geboren! 5 Verhaltensweisen um elterliche Aktivität hervorzurufen: saugen, anklammern, folgen (mit Blick), schreien, lächeln Attachement Kind an Mutter Banding Attachment =/= banding?! Geschwisterkonflikt: besonders bei geringem Geburtensabstand Kinder: vorprogrammiert f. Geschwisterkonflikt: Eltern müssen vorher Kind auf Geburt von Geschwister vorbereiten Neugeborene haben Wahrnehmungspräferenzen Gesicht 07.11.07 - - Soziale Kompetenz entwickelt sich im Laufe der ersten Lebensjahre in der Kinderuntersuchung gab es neue Methoden empirische Kritik an Piaget entstand Piaget kümmerte sich zu wenig um das soziale Verhalten des Kindes, die betrachteten Hauptprobleme waren physikalischer Art, weniger der sozialen Interaktion Sozialität als Bedingung für Entwicklung Ungleichgewichte (innerlich) sind Faktor, dass sich etwas verändert Sozialität ist laut Piaget ein anregender Faktor, der erst verarbeitet werden muss kein Hauptfaktor Machte Piaget richtige Altersangaben? – Studien behaupten, dass die Angaben nicht stimmen, da Kinder teilweise schon früher entwickelt sind nicht sehr relevant, laut Piaget ist die Sequenz und nicht das Alter das Entscheidende Modularität des Geistes 3. Kritikpunkt Piaget: Kind muss im ersten LJ sehr viel lernen und üben Bereiche sind unabhängig Intelligenz ist allgemeines Phänomen keine Unterteilung der Intelligenz, sondern der Gesamtstruktur Kritik: Bereichsspezifität der Intelligenzen! Angeborene Grundlage, können sich unterschiedlich entwickeln Ungleichgewichte der Entwicklungskanäle Mensch hat nicht generelle kognitive Intelligenzen Konzept der Modularität des Geistes 8 Intelligenzarten Behavioristen: Intelligenz kann gelernt werden Menschen lernen sprechen durch operante Konditionierung des Sprechverhaltens -10- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - HS07 Dasselbe kann in unterschiedlichen Arten zur Sprache gebracht werden spricht gegen Konditionierung! Spezifische Intelligenz (siehe Blatt) Piaget ging von Gesamtstrukturen aus Kognitive Gesamtstruktur ist veraltet lässt keine aussergewöhnlichen Fähigkeiten zu Es geht bei Piaget immer darum, dass das Kind etwas macht Verhaltensweisen, die zum Ziel (oder auch nicht) führen – 360 Beobachtungen Tätigkeit als Indikator, ob Kind etwas kann Bereich der Sensomotorik wäre von anderen Bereichen getrennt Piaget unterschätzte andere Bereiche neue experimentelle Vorgehensweisen Gewöhnungsphase mit Beobachtung Präsentation zweier Stimuli und Beobachtung vielseitig einsetzbar (in allen Sinnesbereichen) Kind kann schon früh Formen erkennen/unterscheiden Erkenntnisse dieser Art wären über Piagets Weg nicht möglich gewesen Kriterium: Zuwendung der Aufmerksamkeit des Kindes 14.11.07 Kognitive Kompetenz von Kleinkindern - Habituation Reizunterscheidung – Saugverhalten/Blickverhalten/operante Konditionierung Kinder saugen stärker bei gewissen Reizen Erst Gewöhnung, dann Reizung Verstärkung Säuglinge erkennen praktisch schon sofort nach der Geburt die Stimme der Mutter und reagieren auf sie Kind vermutet hinter Block durchgehenden Stab (wie ein Erwachsener) es beurteilt richtig, obwohl es noch keine Erfahrung hat angeborene Strukturen (Exp.1) – kein reiner Wahrnehmungseffekt Exp.2, Kinder achten auf physikalisch mögliche und unmögliche Situationen: Verständnis des Gravitationsprinzips? Exp.3 siehe Blatt... auch weitere Experimente siehe Blatt Die Experimente zeigen, dass Kinder Mengen unterscheiden können (Mengenverständnis) Wie sicher kann man durch die Experimente auf Kompetenz schliessen? Piaget arbeitet mit einfachererem Konzept Kinder können schon früh differenzieren und erkennen (einfache physikalische und mathematische Probleme) Die Umwelt beeinflusst die Hirnentwicklung -11- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung HS07 21.11.07 - - - - Schon in der frühen Entwicklung sind versch. Wahrnehmungsbereiche separiert und können separiert untersucht werden Die Entwicklung der verschiedenen Bereiche ist nicht einfach vorprogrammiert, die Erfahrungsbildung ist ein wichtiger Teil Piaget unterscheidet 4 Entwicklungen im kogn. Bereich, 2 davon im Kindesalter Symbolfunktion eine Sache durch eine andere darstellen Sprache, symbolisches Spiel (Spiel bestand bis dahin nur aus motorischen Übungen, ab 1,5 Jahren dann „richtiges“ Spielen) Symbolfunktion äussert sich auch in Zeichnungen, Nachahmung und inneren Vorstellungen reflektierende Abstraktion: abstrahieren der eigenen Tätigkeit Sprache: Verhalten wird modifiziert, Kind kann Vergangenes vergegenwärtigen und Zukünftiges vorwegnehmen (Vorstellung) symbolische und semiotische (auf Zeichen bezogene) Funktion Kind kann Wirklichkeit durch Zeichen repräsentieren In der Literatur wird keine genaue Grenze zwischen Symbol und Zeichen gezogen, ein Symbol wird meist ungefähr als das gleiche wie ein Zeichen verstanden Durch die Funktion ist es möglich Vorstellungen zu haben, Kind ist nicht mehr auf reales, gerade gegenwärtiges Objekt angewiesen Zeichen „Auto“ erweckt Vorstellung von Auto keine triviale Leistung, ist erst im Laufe der Entwicklung möglich symbolisches Denken = vorbegriffliches Denken, erst später wird Denken sozialisiert Sprache zunächst erst individuell verwendet, noch nicht sozialisiert Egozentrismus (Kind hält eigenen Wortgebrauch für richtig, kann eigene Perspektive nicht von fremder unterscheiden) Kind muss zuerst erfahren, dass es repräsentionale Faktoren gibt Im Nachahmungs-/Sprachverhalten wird es für das Kind einsichtig, dass etwas etwas anderes repräsentiert: Körperl. Funktionen werden zuerst geübt, später spielen mit „so tun als ob“ (z.B. mit Puppen „Vater-Mutter-Kind“) Symbol Nachahmung kommt jedoch schon sehr früh vor, praktisch in den ersten Lebensminuten Der Geist des Kindes entwickelt sich als Reflexion von geistigen Funktionen Menschen können besser imitieren als Affen Kind übt Nachahmung auch im Spiel reine Assimilation im Spiel: Wirklichkeit wird an kognitive Gegebenheiten angepasst In der Nachahmung findet Akkomodation statt Kind passt sich der Wirklichkeit an; im Spiel findet aber Assimilation statt Kind passt sich die Wirklichkeit an (z.B. lässt es einen Stock für sich zum (Stecken)pferd werden Unterwerfung der Wirklichkeit des Stockes unter das Bild des Pferdes Kind verleiht Objekten Bedeutung Bezugnahme v. Zeichen ist ein wesentlicher Bestandteil von Repräsentationen Begriff der Repräsentation in verschieden Wissenschaften unterschiedlich verwendet Unterschiede zwischen Nichtrepräsentation und Repräsentation müssen Kinder erst lernen (ist etwas ein Zeichen oder ein realer Gegenstand mehrere Bedeutungen) Auto: Fahrzeug (also Gegenstand) oder Prestigesymbol (repräsentiert es mehr?) Dinge können beides sein Symbolkraft Für Kinder ist die Unterscheidung sehr schwierig -12- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - HS07 Dinge können repräsentiert werden, die real nicht existieren: z.B. Bilder von Märchenfiguren – wirken real, sind es aber nicht Kinder können erkennen, dass etwas Unreales repräsentiert wird, sie sind jedoch nicht zwangsläufig davon überzeugt, dass das Repräsentierte nicht existiert Dies ist nicht nur für Kinder schwierig: Religionen Abbildungen von Göttern – der Gläubige weiss nicht sicher, ob es diese in echt gibt bzw. sie genauso aussehen Wann sind Repräsentationen real, wann fiktiv? Kinder können nicht (gut) unterscheiden Kodierungen (siehe Blatt) Kinder erkennen oft nicht, dass ein Foto einen realen Gegenstand zeigt Experiment mit „shrinking machine“ 28.11.07 - - - - Repräsentation =/= Abbildung Repräsentation ist eine fiktive Wirklichkeit Experiment mit shrinking machine: lässt Wohnraum schrumpfen Kind findet Objekt Kausalprozess Kinder verstehen Kausalität Man muss die Bedeutung einer Sache wissen: Sachen, die an sich keine/eine Bedeutung haben manche Objekte haben Doppelbedeutungen: sie können für sich und etwas anderes stehen Experiment zur Notation: Kinder mussten sich Notizen machen (um einen Weg auf einer Karte wieder zu finden) unterschiedliche Arten von Notizen es gab keinen Alterseffekt (Strategien waren gut verteilt durch die Kinder, 7-11 Jahre alt) Die Kinder mit schematischer Form der Notation brauchten nichts an ihrem System zu ändern, da es sehr gut war, sie änderten es aber trotzdem und zogen die sichere Methode nicht bis zum Schluss durch Meist kamen sie aber wieder auf das ursprüngliche (gute) System zurück kein äusserer Einfluss, der zu Änderung führt muss also vom Kind selber kommen Kinder können sich also ohne äusseren Einfluss verändern (nicht wie Freuds These) Kind beschreibt bisher erreichte Kompetenz auf eine andere Art Phasenkonzept der Entwicklung (Karmiloff-Smith): Kinder entwickeln intuitive Theorien über alles (auch Sprache „Typewriter/Typewrite – Beispiel Kind korrigiert Mutter, erzieht sich sozusagen selber) Massenerhaltung: vor ca.6-7 Jahren verstehen die Kinder dieses Gesetz (Massenerhaltung bei Formveränderung) nicht Kindlicher Egozentrismus: Kind kann sich nicht in die Perspektive einer anderen Person reinversetzen -13- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung HS07 05.12.07 Interaktion und Kommunikation - - - Egozentrismus Kinder sind nicht gut in der Lage, eine Konversation zu führen, sie können aber interagieren Bindungstheorie Kinder nehmen von sich aus Beziehung zu anderen Personen auf, ohne aber richtig kommunizieren zu können Sprache = Mittel zur Kommunikation, Instrument Sprache ist an Repräsentation gebunden, Kinder müssen dies erst verstehen, um zu kommunizieren Sprache =/= Weg zur Kommunikation, es muss Vorformen der Kommunikation geben Laktation, Zeit des Stillens, spezifisch beim Menschen ist Beispiel für frühe soziale Interaktion zwischen Säugling und Mutter, eingebunden in körperliches Bedürfnis in einfacheren Kulturen wird gestillt bis ca.4 Jahre Laktation als Schlüsselelement für Evolution von Tieren Laktation bedeutet jedoch nicht von vornherein, dass eine Interaktion zustande kommt Psychologie war früher noch ohne spezielle Experimente über das Innerliche des Menschen, die Personen mussten selbst Auskunft geben (Introspektion) alles beruhte sozusagen auf „Erzählungen“ Früher gab es noch keine Etwicklungsspychologie Gegenreaktion: Behaviorismus Psychologie muss sich auf Verhalten beziehen, denn dieses ist beobachbar subjektives Empfinden psychischer Innerlichkeit, nicht wirkliche Wirlichkeit, sonder erzeugte – durch unser angepasstes Verhalten (Modularität des Geistes) schwerlich haltbar Die Sprache ist reines Verhalten ohne psychische Innerlichkeit (laut Behaviorismus) Ausgehend von der Sozialität des Menschen: im Prozess sozialer Funktion wird psychisches Verhalten gelernt soziale Bezeichnung durch Umwelt soziales Konstrukt Ausdrucksverständnis des Psychischen Kind drückt Gefühle aus – Umwelt geht darauf ein, gibt Gefühl einen Namen; auch Gedanken bekennen soziale Bedeutung psychisches Bewusstsein hat 2 Seiten: inneres und äusseres Kind bringt in früher Kindheit psychische Innerlichkeit zum Ausdruck Umwelt äussert sich dazu Verbindung zwischen Bewusstseinstheorie und Behaviorismus Gefühlsausdrücke sind kulturabhängig Saugverhalten: Saugen erfolgt in Stössen mit Pausen dazwischen (rythmische Abfolge) Wenn Säugling pausiert, ist dies sozusagen ein Zeichen für die Mutter zu intervenieren Mutter schaukelt Säugling, bis er wieder saugt Interaktion einfache soziale Interaktion zwischen Mutter und Kind, gängiges Muster, bei anderen höheren Lebensformen (z.B. Primaten) ist dies nicht zu finden Humanspezifikum menschliche Entwicklung ist früh auf Interaktion angelengt Mütter sind sich ihres Verhaltens nicht bewusst Nachahmung Abfolge wie ein/aus-Rhythmus zwischen Kind und Bezugsperson Nachahmung ist besonders beim Menschen zu beobachten, es ist auch in soziale Interaktionen eingebunden Spielobservationen: Nachahmungen kommen häufig vor (von 191 beobachteten Spielen kommen sie bei 186 vor) Besonders häufig sind Lautimitationen, die Mutter imitiert häufig das Kind Imitative Situation ist einmalig, geht aber oft weiter (im Wechsel, bis zu 21 Abfolgen) -14- Erziehungswissenschaft – Erziehung und Entwicklung - - - - HS07 Mutter imitiert Kind, Kind Mutter, wartet dann auf Mutters Imitation Struktur, Abfolge ähneln schon sozialer Interaktion Interaktion hat spielerischen Charakter, noch keinen mitteilenden Kommunikation geht immer über etwas (was nicht immer real/aktuell da ist), es geht dabei nicht nur um Auslösung einer Reaktion, also nicht verhaltensbeeinflussend Kommunikation als Grundlage der Erziehung Tiere sind auch soziale Wesen, aber nicht so wie Menschen, sie können sich nicht über etwas unterhaten bei den Eltern wird früh der Eindruck eines intentionalen Verhalten des Kindes geweckt Kind will etwas mitteilen Blickkontakt humanspezifisch Kind überprüft wo Elternteil hinschaut Basis für Kommunikation: beide Seiten können auf dasselbe Bezug nehmen didaktisches Dreieck Referenz hergestellt Häufigkeit des Blickkontaktes sinkt mit dem bewussten Greifen von Dingen 9-Monatsrevolution: Basis für Belehrbarkeit (Etablierung des didaktischen Dreiecks) Verhalten an der visuellen Klippe Kinder erkennen die Klippe Wenn sie aus dem Gesicht der Mutter keine Gefahr ablesen können, krabbeln sie weiter (über die Klippe) – social referencing Gerüst, was Stütze für Kind ist, wird nach und nach abgebaut, Eltern helfen immer weniger, Kind entwickelt sich weiter Spiele von Eltern und Kindern: z.B. Versteckspiel: Vorbereitung, Verschwinden, Wiedererscheinen, Wiederherstellen der Situation Tiefenstruktur aus der Gegenseitigkeit entstehen kann Mutter sorgt für Einhaltung der Struktur, Kind wird dann fähig zu überwachen, dass Mutter richtig spielt Kind erwirbt Kompetenz mithilfe von Gerüst, dieses wird nach und nach abgebaut Mutter muss sich anpassen Gemeinsames Anschauen von Bilderbüchern (zuerst Versteckspiel dann Bücher) Kind lernt worauf sich Wörter beziehen (Blicken kann es ja schon) Man weiss nicht genau, ob Kinder von Bildern auf die Realität schliessen, Kind lernt aber trotzdem durch das Buch Wörter (Referenz) Referenz entsteht durch Koordination von Aufmerksamkeit Bezeichnungen erweitern sich (z.B. was das abgebildete Tier tut, nicht mehr nur wie es heisst) Bilderbuch anschauen: Aktivität nur bei Mutter, Kind beteiligt sich nach und nach immer mehr, Mutter passt sich an Mutter reagiert auf Kind wie auf Gesprächspartner Kind wird immer aktiver Mutter unterstellt dem Kind Sprachentwicklung wechselt auf Ebene des Satzes (es genügt der Mutter nicht mehr, dass das Kind nur die Bezeichung nennt, die Ebene des Wissens wird damit begrenzt) Kinder lernen aus dem Kontext, die Sprache zu verwenden -15-