„Das Maß der Dinge“ (The Shape of Things) von Neil LaBute Mit: Katharina Pizzera Susanna Kellermayr André Würde Helwig Arenz Ausstattung und Regie: Markus Kupferblum Kulturmühle Pregarten Anton Bruckner Universität Linz Was wäre, wenn der Mensch den Menschen umbauen, verbessern, transformieren könnte? Uralte Wünsche sind dies, die sich von dem Pygmalion-Mythos in den "Metamorphosen" des Ovid, über Golems, Kunstpuppen, Automaten bis zu Frankenstein durchziehen und gerade heute, in völlig anderem Kontext freilich, wieder von Interesse sind. Aber nicht nur im großen mythologischen Malstrom der Kunstgeschichte, auch im ganz alltäglichen Leben beschleichen den Menschen immer wieder solche Phantasien: was wäre, wenn die Frisur meines Partners nicht ganz so altmodisch, sein Gedächtnis nicht ganz so löchrig, sein Mund nicht ganz so schmal, seine Eßgewohnheiten nicht ganz so unappetitlich wären? Kaum jemand, der diesen lebens- und beziehungserleichternden Traum nicht schon geträumt und zartsadistische Wünsche damit verknüpft hätte. In den rasanten Dialogen seiner Komödie "das maß der dinge" führt Neil LaBute einen Adam und eine Eva zusammen, die ein ideales Paar abgeben könnten, obwohl ihre erste Begegnung nicht gerade harmonisch verläuft: Nur mit Mühe nämlich gelingt es dem als Museumswärter jobbenden, schüchternen Anglistikstudenten, die Kunststudentin davon abzuhalten, einer Statue das nachträglich zugegipste Geschlechtsteil aufzusprühen. Trotz des Konflikts werden die beiden Streithähne bald ein Paar, und der etwas verwahrloste Bücherwurm-Schluffi, der im Freundeskreis als absolut therapieresistent galt, verwandelt sich zum Erstaunen der gesamten Umgebung in einen ansehnlichen, viel begehrten jungen Mann. Der Beginn einer wunderbaren Hollywoodkomödie oder der Auftakt zu einer verhängnisvollen Affäre? Das von LaBute in London und New York selbst inszenierte Stück wurde von der Presse überschwänglich gefeiert: "The shape of things hat eine enorme psychologische, intellektuelle und erotische Spannung, durchzogen von einem bitterbösen Sinn für Ironie" (Sunday Times). "Das beste amerikanische Stück der letzten zehn Jahre und eine perfide Antwort auf Yasmina Rezas Dauerbrenner "KUNST" (The Spectator). In Wien ist Neil LaBute mit seinem Stück "bash - stücke der letzten tage" in der Inszenierung von Peter Zadek bekannt geworden. Neil LaBute, 1961 in den USA geboren, ist mit seinen Filmen "In the Company of Man", "Your Friends & Neighbors" und "Nurse Betty" (Filmfestival Cannes 2000, Preis fürs beste Drehbuch) bekannt geworden. Die Uraufführung seines Stücks "bash - stücke der letzten tage" war 1999 in New York. Nach der Londoner Aufführung (2000) inszenierte Peter Zadek2001 die deutschsprachige Erstaufführung. LaButes "the shape of things" wurde in der Regie des Autors in London uraufgeführt und wechselte anschließend an den New Yorker Broadway (2001). Das Mass der Dinge, zitiert Platon, sei der Mensch. Das Mass aller Dinge. Der Mensch als Schöpfer. Die Wahrheit, heißt es, kann niemals objektiv sein. Denn sie bezieht sich auf unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Situationen, der seienden, dass sie sind, der nichtseienden, dass sie nicht sind ... Adam und Evelyn, die Namen sind nicht zufällig gewählt, lernen sich bei LaBute in einem Museum kennen. Sie stehen auf verschiedenen Seiten. Adam jobbt als Aufsicht, Eve, eine Kunststudentin, hat die Spraydose gezückt, um ein Attentat auf die Kunst zu verüben. Bald darauf werden sie ein paar Paar. Und mit jedem Tag ihres Zusammenseins verändert sich Adam mehr. Freunde und Bekannte staunen über seine Verwandlung vom ungepflegten Studenten zum perfekten, modernen Mann. Es scheint, dass Evelyns Liebe einen anderen, schöneren, selbstbewussteren, schärferen Menschen erschaffen kann. Und es sieht so aus, dass zwei verschiedene Menschen in einem Moment das genau gleiche Gefühl erleben können. Doch die Wahrheit ist eine andere. Neil LaBute entwickelt aus einer Liebesbeziehung eine provozierende Geschichte. In scharfen Dialogen spitzt er die Frage zu, wie weit Menschen bereit sind, sich manipulieren zu lassen. Moral wird zur Diskussion gestellt. Der 1963 in Detroit geborene Regisseur wurde bekannt mit seinen Filmen Nurse Betty und In the Company of Men. Als Theaterautor gehört er gegenwärtig zu den meistgespielten USDramatikern in Europa und wurde mit bash - Stücke der letzten Tage vielfach ausgezeichnet. Die Urauf-führung von das mass der dinge inszenierte LaBute in London selbst, bevor es von dort an den New Yorker Broadway wechselte.