Ausgabe Nr. 2/2008 Preis Fr. 4.50 Gesundheitsratgeber Herz-Kreislauf: Den Cholesterinspiegel auf natürliche Art senken Mit Interview: Kardiologe Dr. med. Christian Röthlisberger Vorwort Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen bewirken schwerwiegende gesundheitliche Probleme. Sich verengende, verkalkende und damit spröde werdende Blutgefässe verursachen diese Leiden. Der Prozess der fortschreitenden Schädigung der Venen und Arterien ist unter dem Begriff Arteriosklerose wohlbekannt. Dass in den Ländern mit einem hohen Lebensstandard die Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Infektionskrankheiten als häufigste Todesursache abgelöst haben, liegt einerseits in der längeren Lebenserwartung, den Fortschritten in der Hygiene und dem Zugang zu Antibiotika, zeigt aber andererseits auf, dass die Arteriosklerose in einem Zusammenhang mit den Lebensumständen stehen muss. Allgemein wird anerkannt, dass das Entstehen von Arteriosklerose mit einem zu hohen Cholesterinspiegel verbunden ist, denn die schädliche Plaque, die sich in den Blutgefässen anlagert, besteht hauptsächlich aus Cholesterin. Cholesterin wird sowohl im Körper gebildet, wie auch aus der Nahrung aufgenommen. Der Naturstoff Cholesterin ist für das Funktionieren des Körpers lebenswichtig, doch auch beim Cholesterin gilt die Weisheit: «Allzu viel ist ungesund». Ein Übermass an Cholesterin im Blutkreislauf trägt wesentlich zur Ausbildung der Arteriosklerose bei. Dass sich im Blut zuviel Cholesterin anreichert, kann genetisch bedingt sein oder ist durch die Lebensweise begründet. Vor allem eine zu fetthaltige Ernährung und Bewegungsmangel stehen bei letzterem im Vordergrund. Längst gehört die Kontrolle des Cholesterinspiegels zum Standard eines ärztlichen Gesundheitschecks. Zu hohe Werte lassen sich ­mittels Medikamenten senken. Doch es gibt auch natürliche Mittel, die denselben Zweck erfüllen – und erst noch ohne Nebenwirkungen zu verursachen. Dieser Ratgeber zeigt solche Möglichkeiten auf. Was ist Cholesterin? Cholesterin ist ein im menschlichen Körper vorkommender, lebensnotwendiger Naturstoff. Der Name leitet sich vom griechischen «chole» (Galle) und «steros» (fest) ab. Cholesterin gehört zur Stoffgruppe der Sterine. Lipide ist die Sammelbezeichnung für ganz oder zumindest grösstenteils wasserunlösliche Naturstoffe. Oft wird der Begriff Fett als Synonym für Lipide verwendet, doch stellen Fette – sie dienen dem Körper als Energiespeicher – unter der Bezeichnung Triglyzeride (Neutralfette) nur eine Untergruppe der Lipide dar. Cholesterin ist demnach eine fettähnliche Substanz, die nach ihrem Vorkommen zu den Zoosterinen gehört, weil Cholesterin nur im Organismus von Menschen und Tieren zu finden ist, wo die Substanz lebensnotwendige Funktionen erfüllt. Das Cholesterin im menschlichen Körper wiegt etwa 140 Gramm. Da es nicht wasserlöslich ist, befindet sich 95 Prozent davon intrazellulär. Funktionen und Bildung des Cholesterins Als Baustein und wesentlicher Bestandteil der Zellmembranen erhöht Cholesterin deren Stabilität und ist am Austausch von Signalstoffen beteiligt. Zudem ist Cholesterin Vorstufe der Gallensäuren und der Steroidhormone der Nebennierenrinde und der Keimdrüsen. Ohne Cholesterin vermag der Körper kein Vitamin D zu produzieren, das zum Aufbau der Knochen benötigt wird. Cholesterin ist demnach kein Fremdstoff oder gar ein Zivilisationsgift, wie es häufig dargestellt wird, sondern absolut lebensnotwendig. Es wird deshalb zum grössten Teil – in einer Menge von 1 bis 2 Gramm pro Tag – im Körper über viele Zwischenstufen selber hergestellt und nur zu einem kleineren Teil mit der Nahrung aufgenommen. Die Leber und die Darmschleimhaut sind hauptsächlich für die Bildung von Cholesterin zuständig. Diese kann aber auch in fast allen Zellen des Körpers ablaufen; das Gehirn synthetisiert beispielsweise das benötigte Cholesterin selbständig, da dieses die Blut-Hirnschranke nicht passieren kann. Gehirn, Nebennieren, Eierstöcke und Hoden sind Stereoidhormone produzierende Organe und damit Orte mit hohem Cholesterinbedarf. Die Höhe des Cholesterinspiegels hängt hauptsächlich von der körpereigenen Produktion ab sowie von der Zufuhr, die über die Nahrung erfolgt. Für ein Zuviel oder Zuwenig können genetische Dispositionen oder auch Krankheiten verantwortlich sein. Der Cholesterinspiegel Die durchschnittlichen Gesamtcholesterinspiegel wie auch die LDL (Low Den sity Lipoprotein)- und HDL (High Density Lipoprotein)-Spiegel der gesunden Bevölkerung sind vom Alter und Geschlecht abhängig und zudem von Land zu Land verschieden. Allgemein nimmt der Cholesterinspiegel mit dem Alter deutlich zu, wobei ältere Frauen im Mittel einen höheren Cholesterinspiegel aufweisen als gleichaltrige Männer. Als unkritisch für gesunde Erwachsene ohne weitere Risikofaktoren gelten folgende Werte: Gesamtcholesterin unter 200bis 215 mg/dl unter5,2 bis 5,6 mmol/l LDL unter 155mg/dl unter4,0 mmol/l HDL über 40mg/dl über 1,0 mmol/l Triglyceride unter 200mg/dl unter2,3 mmol/l Die Cholesterinwerte können in mg/dl oder in mmol/l angegeben werden. Neben dem Cholesterin gehören auch die Triglyceride als Energielieferanten zu den lebenswichtigen Blutfetten. Bei einer zu hohen Konzentration verschlechtern sich die Fliesseigenschaften des Blutes, was die Herz-Kreislauferkrankungen fördert. Die Messung des Cholesterins gehört zum festen Bestandteil eines Gesundheitschecks. Ist der Wert zu hoch, kommen als Vorbeugungsmassnahmen gegen Arteriosklerose Diäten mit cholesterinfreien Lebensmitteln und cholesterinsenkende Medikamente zum Zug. «Gutes» und «schlechtes» Cholesterin Nicht nur die Höhe des Cholesterinspiegel allein ist Auslöser der Arterienverkalkung. Es kommt zusätzlich auf die mengenmässige Verteilung des HDL- und des LDL-Cholesterins an. HDL transportiert Cholesterin vom Gewebe zur Leber, während LDL das Cholesterin von der Leber in die Gewebe bringt. Wie die Forschung in den letzten 30 Jahren ermittelt hat, besteht die arteriosklerotische Plaque (Engpass in der Arterie) überwiegend aus chemisch modifiziertem – oxidiertem – LDL-Cholesterin. Je mehr Überschuss an Cholesterin von den HDL zurück in die Leber transportiert wird, und damit weniger Plaque­Material im Blutkreislauf zirkuliert, desto weniger können sich diese gefährlichen Engpässe in den Arterien bilden. Aus diesem Grund wird HDL-Cholesterin populärwissenschaftlich als «gutes» Cholesterin bezeichnet, während dem LDL-Cholesterin die Rolle des «bösen» oder «schlechten» zukommt. Risikofaktoren Bereits seit den 1960er Jahren warnen Gesundheitsbehörden und Fachgremien der Kardiologen vor den Gefahren eines zu hohen Cholesterinspiegels. Im Laufe der Zeit haben sich allgemein anerkannte Richtlinien in Bezug auf Risikogruppen, Risikofaktoren und Verhalten herausgebildet. Zu der Gruppe mit den höchsten Risiken zählen Patienten, die bereits an einer Erkrankung der Herzkranzarterien (koronare Herzkrankheit) leiden oder ein vergleichbares Risiko ausweisen, wie etwa eine Diabetes. Bei diesen Patienten liegt das Risiko für ein kardiales Ereignis (Herz-Kreislauf-Erkrankung) innerhalb der nächsten 10 Jahre auf über 20 Prozent. Als Risikofaktoren gelten zudem: Rauchen, erhöhter Blutdruck (über 140/90 mmHg), niedriges HDL-Cholesterin (Unter 40 mg/dl bzw. 1,0 mmol/l), koronare Herzerkrankungen in der Familie (bei männlichen Verwandten ersten Grades unter 55 Jahren oder weiblichen Verwandten ersten Grades unter 65 Jahren) und das Alter (Männer über 45 und Frauen über 55 Jahre). Krankheiten im Zusammenhang mit Cholesterin Hypercholesterinämie Zu den bekannten Krankheiten im Zusammenhang mit Cholesterin gehört die familiäre Hypercholesterinämie, die unabhängig von der Nahrungsaufnahme zu stark erhöhten Cholesterinwerten im Blut führt. Ein vererblicher Gendefekt ist der Grund dafür, dass die LDLRezeptoren nur unvollständig ausgebildet sind oder gar gänzlich fehlen. ­Betroffene leiden häufig schon in jüngeren Jahren an Herzkrankheiten und anderen Gefässleiden. Das Cholesterin wird mit der Gallensäure im Darm vom Körper aufgenommen. Bei einer Veränderung der Zusammensetzung der Galle kann es in der Gallenblase zur Bildung von Cholesterinsteinen kommen. Herz-Kreislauferkrankungen Als häufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern haben Herz­Kreislaufleiden, besonders die koronare Herzerkrankung (KHK) die Infektionskrankheiten abgelöst. Der steigende Wohlstand ist einerseits mit besseren hygienischen Verhältnissen und optimaler medizinischen Versorgung verbunden; eine Tatsache, die sich auch mit der steigenden Lebenserwartung belegen lässt. Andererseits hat diese Entwicklung auch ihre Schattenseiten; sie hat eine veränderte Lebensweise zur Folge, besonders auch was die körperlichen Aktivitäten und die Ernährung betrifft. Allgemein ist anerkannt, dass die Ernährung zu fetthaltig und cholesterinreich ist, da zu viele von Tieren stammende Produkte gegessen werden. Eine solche unausgewogene ­Ernährungsweise kann der Grund eines erhöhten Cholesterinspiegels sein. Der zu hohe Cholesterinanteil wird für die Ablagerungen in den Blutgefässen verantwortlich gemacht, welche zu Arteriosklerose führt, die ihrerseits die Mehrzahl der Herzinfarkte auslöst. Den Cholesterinspiegel in den Griff bekommen Erhöhte Cholesterinwerte allein sind noch keine Krankheit. Bevor sie und andere schädliche Fette wegen zu hoher Konzentration im Kreislauf ihre negativen Wirkungen entfalten, wäre es jedoch ratsam, vorbeugend zu handeln. Da Cholesterin in sämtlichen tierischen Fetten enthalten ist, scheint es naheliegend, den Kon­sum von Nahrungsmitteln, in denen diese Fette enthalten sind, einzuschränken. Experten empfehlen, allgemein nicht mehr als 30 Prozent der Gesamtkalorienmenge in Form von Fett zu decken. Davon sollen die Fette aus tierischen Quellen nicht mehr als 10 Prozent ausmachen. Wegen dem unterschiedlichen chemischen Aufbau der Bausteine dieser Fette – der Fettsäuren – wird zwischen gesättigten und ungesättigten oder mehrfach ungesättigten Fetten unterschieden. Mit wenigen Ausnahmen – Kokos- und Palmöl sowie gehärtete oder teilweise gehärtete pflanzliche Öle gehören dazu – stammen gesättigte Fette aus tierischen, die ungesättigten hingegen aus pflanzlichen Quellen. Essentielle, gesättigte und ­ungesättigte Fettsäuren Die meisten Fette sind nicht essentiell (lebensnotwendig), sondern stellen unter den heutigen Lebensumständen bloss eine Quelle nicht benötigter Kalorien dar, die erst noch langfristig die Gefässe verstopfen. Anders verhält es sich mit den Fettsäuren, die Bausteine für hormonähnliche Subs­ tanzen, sogenannte Eicosanoide sind. Diese üben einen zum Überleben wichtigen Einfluss auf verschiedene Körperprozesse aus. So zum Beispiel die Regulierung des Blutdrucks und der Körpertemperatur, die Stimulierung der Hormonproduktion und die Sensibilisierung von Nervenfasern. Gesättigte Fettsäuren kann der Körper selber bilden, einen Teil der ungesättigten Fettsäuren muss er aus der Nahrung beziehen. Allgemein ist anerkannt, dass die Aufnahme von grossen Mengen an Fett mit vorwiegend gesättigten Fettsäuren das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht. Ungesättigte Fettsäuren gelten dagegen als Herz-Kreislauf-Schutzfaktoren. Sie senken erhöhte Werte von Cholesterin und der Triglyzeride, verbessern die Fliesseigenschaften des Blutes und tragen zur Gesunderhaltung der Blutgefässe bei. Omega-Fettsäuren gehören zur grossen Gruppe der ungesättigten Fettsäuren. Zwei von ihnen sind für den menschlichen Körper essentiell: die Omega-3-Fette und die Omega-6-Fette. Wie Vitamine braucht sie der Körper, kann sie aber nicht selber herstellen. Diese Omega-3-Fettsäuren sind die Alpha Linolensäure, EPA (Eicosapentaensäure und DHA (Docosahexaensäure). Die Gruppe der Omega-6-Fette enthält zwei weitere essentielle Fettsäuren: Linolsäure und die Gamma-Linolensäure. Da die Omega-6Fette in der gewöhnlichen Nahrung vorherrschen, ist auf das richtige Verhältnis zu den Omega-3-Fetten zu achten. Als ausgewogen wird ein Verhältnis von 5 Teilen Omega-6 zu einem Teil Omega-3Fetten erachtet. Versteckte Fette meiden Ein natürlicher Weg, hohe Cholesterinwerte zu senken, besteht in einer entsprechenden cholesterin- beziehungsweise fettarmen Ernährung. Cholesterinreich sind zum Beispiel: Rahm, fette Käsesorten, Eier, Butter, Mayonnaise, Ölsardinen, Hühnerleber, Innereien, Leberpastete, Würste. Allgemein sollte die Hälfte des Fettanteils aus ­ infach ungesättigten Fettsäuren bestehen und je ein Viertel aus gee sättigten oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Insgesamt sollte eine Tagesration 300mg Cholesterin nicht übersteigen und zudem 35g Ballaststoffe enthalten. Das gute HDL-Cholesterin steigern beispielsweise: Olivenöl, rohe Zwiebeln, Knoblauch, Fisch, Austern und Muscheln, Mandeln, Avocados, frisches Obst und Gemüse, Artischocken, Grüner Tee und massvoll genossen: Rotwein. Wer den Fettkonsum einschränken will, muss auch auf die versteckten Fette achten, denn die Fett-Falle lauert überall. Zucker wird zum Beispiel im Körper zu Fett umgebaut. Diese Fette, die Triglyzeride, sind die Schrecken der Übergewichtigen, sie füllen die Fettzellen, verschlechtern den Blutfluss und erhöhen damit das Risiko einer Arteriosklerose. Zucker steigert den Insulinausstoss. Wenn zuviel Insulin im Blut ist, steigt der Triglyzerid-Spiegel im Blut an und zugleich erhöhen sich die LDL-Cholesterinwerte, während die HDL-Werte sinken. Essentielle Fettsäuren, vor allem EPA und DHA, die ausschliesslich in Fischölen vorkommen, senken die Triglyzeride umso erfolgreicher, je mehr auch die Aufnahme von Kohlenhydraten eingeschränkt wird. Das richtige Verhältnis Omega-6-Fette Omega-3-Fette Europa/USA 20:1 / Todesfälle durch Herzerkrankungen 40% Japan 10:1 / Todesfälle durch Herzerkrankungen 12% Kreta 4:1 / Todesfälle durch Herzerkrankungen 4% Eskimos 1:1 / Todesfälle durch Herzerkrankungen fast unbekannt Je mehr Omega-3-Fettsäuren desto weniger Todesfälle durch Herz-Kreislauferkrankungen! 10 Gesundheitsfördernde Eigenschaften der aus Fischöl gebildeten Eicosanoide Entzündungshemmung Stimulierung der Immunabwehr Blutdrucksenkung Fischöl Verringerung der Schmerzübertragung Senkung des Triglyzeridspiegels im Blut Verringerung der Blutgerinnung Eine bewusste Ernährung verbunden mit viel Bewegung ist die Grundlage für die Senkung von erhöhten Cholesterinwerten. Abbau Vielfältige Mechanismen steuern im Körper das Gleichgewicht ­zwischen benötigtem, selber produziertem und über die Nahrung aufgenommenem Cholesterin. Wichtig für den Abbau ist die Hemmung des Schlüsselenzyms, das zur Bildung von Cholesterin nötig ist. Verschiedene Substanzen fallen als solche Hemmer in Betracht. Diese (z. B. Statine) sind auch in Medikamenten enthalten, welche zur Senkung des Cholesterinspiegels verschrieben werden. 11 Ausgeschieden wird Cholesterin über die Leber. In Form von Gallensäure gelangt es über die Gallenwege in den Darm. Gallensäuren haben die Aufgabe, wasserunlösliche Nahrungsbestandteile, also auch Cholesterin, aufzulösen, damit sie anschliessend im Dünndarm resorbiert werden können. Dabei wird auch der grösste Teil der Gallensäuren – und damit auch Cholesterin – wieder aufgenommen. Medikamente, die Gallensäuren binden und dadurch deren Wiederaufnahme im Dünndarm erschweren, können daher die Cholesterin­ ausscheidung fördern. Cholesterinwerte natürlich senken Zum Glück finden sich neben Medikamenten natürliche Substanzen, die in höherer Dosierung grossen Einfluss auf die Senkung der Blutfettwerte nehmen können. Zu diesen Wirkstoffen aus der Natur, die sehr gut verträglich sind, gehören: Fischöl-Kapseln (Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA) Im Fett von sogenannten Kaltwasserfischen findet sich ein besonders günstiger Gehalt an diesen zur Gruppe der Omega-3-Familie ge­ hörenden essentiellen Fettsäuren. Die vor allem in fetten Seefischen vorkommenden, langkettigen hochungesättigten Fettsäuren – Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA) – üben unter anderem einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System aus, indem sie hohe Blutfettwerte senken. Fischöle wirken auf verschiedene Weise und ähnlich wie Herzmedikamente. Sie schützen vor Herzinfarkt, indem sie verhindern, dass sich weder das Blut verklumpt, noch Plaque absetzen kann. Zudem normalisieren sie zu hohen Blutdruck. In Studien, die einen deutlichen Schutz vor Herzinfarkten zeigten, wurden die konzentrierten, umge­esterten FischölKapseln verwendet, die 1000 mg Fischöl enthalten. Heute herrscht die Meinung vor, dass 2 bis 3 Mal ­ wöchentlich fetter Fisch genossen werden sollte oder entsprechende Fischölkapseln mit konzentrierten Omega-3-­Fettsäuren. Durch die regelmässige Einnahme 12 von Fischöl­kapseln profitiert nach neueren Erkenntnissen auch die Hirnfunktion. Auch bei chronischen Entzündungen hilft die langfristige ­Einahme von Fischöl­Präparaten. Artischocken-Extrakt ­hochdosiert Seit jeher ist die Artischocke als Heilpflanze bekannt und ihre therapeutischen Wirkungen sind heutzutage auch wissenschaftlich anerkannt und belegt. Die im Artischockenblätterextrakt angereichert vorhandenen Substanzen wie Kaffeesäuren, Flavonoiden und Bitterstoffe fördern die Produktion von Gallenflüssigkeit und damit die ­Fettverdauung und senken signifikant die LDL-Cholesterinund Triglyzerid-Werte. Die Cholesterinsenkung geschieht über zwei sich ergänzende ­Mechanismen, indem die Neubildung von Cholesterin gehemmt (Flavanoid Luteolin) und zusätzlich vermehrt Cholesterin über die erhöhte Produktion von Galle ausgeschieden wird. Substanzen der Artischockenextrakte üben zudem eine antioxidative Wirkung aus. Da besonders oxidiertes LDL für die Entstehung der atherosklerotischen Plaque verantwortlich gemacht wird, gilt es, diesen schädlichen Oxidationsprozess in einem möglichst frühen Stadium zu ­unterbinden. Den Flavonoiden – und unter diesen besonders dem Luteolin – kommt Artischocke (Cynara scolymus L.) 13 ein grosser Anteil an der antioxidativen und damit auch die Leber schützenden Aktivität der Artischockenextrakte zu. Gerade auch mit dieser positiven Wirkung auf die Regeneration der Leberzellen beweist das nebenwirkungsfreie Naturprodukt seine Eignung als Alternative zu synthetischen Lipidsenkern. In verschiedenen Studien konnte der Cholesterinspiegel um bis zu 18,5 %, die LDL Cholesterinwerte bis zu 23 % und die Triglyceridfraktion bis zu 13 % gesenkt werden. Dabei gilt es die Dosierung und Qualität des Extrakts zu beachten. In den meisten Fällen genügt es, wenn 2 × 600 mg Artischockenextrakt (Qualität: wässeriger Trockenextrakt aus Artischockenblättern 4–6:1) einmal ­täglich vor dem Zubettgehen eingenommen werden. Damit wird zusätzlich die Fettverdauung verbessert. Flohsamenschalen Flohsamenschalen gehören zu den Ballaststoffen, mit denen sich das «schlechte» LDL-Cholesterin senken und gleichzeitig die Verdauung verbessern lässt. Die LDL-Senkung geschieht vor allem über eine Bindung von Gallensäuren im Dünndarm und eine vermehrte Ausscheidung im Stuhl. Studien haben gezeigt, dass mit täglich 10–15 Gramm Flohsamenschalen das LDL-Cholesterin um 10–15 % gesenkt werden kann. Flohsamenschalen sollten mit viel Flüssigkeit zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Vitamin E – das Zellschutz-­Vitamin Schon seit den 50-er Jahren weiss man, dass zu viel Cholesterin und Blutfette Herz und Kreislauf Schaden zufügen. Fett-Eiweiss-Verbindungen (Lipoproteine) in unterschiedlicher Dichte werden als unverzichtbare Nährstoffträger für ein Billionenheer von Zellen mit dem Blutstrom transportiert. Jenes Cholesterin, das in Lipoprotein hoher Dichte (HDL = High Density Lipoproteins) wandert und auch «gutes Cholesterin» genannt wird, vermag die Blutgefässe vor der gefürchteten Verkalkung zu bewahren. Dagegen schädigt das «böse» LDL (= Low Density Lipoproteins)-Cholesterin von geringer Dichte die ­Gefässwände. LDL setzt sich aber nur in und an den Gefässwänden 14 zvg fest, wenn es alt und ranzig geworden ist, weil es beim Zusammentreffen von Fett und Sauerstoff durch vom Körper nicht mehr beherrschbare freie Radikale zu Oxida­tionsprozessen kam. Mit einer ­optimalen Vitamin E-Versorgung lässt sich diese Entwicklung hemmen, weil dann freie Radikale unschädlich gemacht werden. Da Vitamin E zweifellos das wichtigste lipophile (fett­lösliche) ­ Anti­oxidans für den menschlichen Körper und ein natürlicher Bestandteil bio­logischer Mem­ branen ist, kann es von freien Radikalen ausgelöste Kettenreaktionen ungesättigter Fettsäuren mit Sauerstoff unter­ brechen. Zudem wurden jüngst weitere Ergebnisse bekannt, die für sein antiatherogenes (gegen Verkalkung wirksames) Potential sprechen. Vitamin E 15 Hier eine mögliche Therapievariante um die Cholesterin- bzw. Blutfettwerte zu senken: Einnahme während mindestens 3 Monaten von: Was? Artischockenextrakt Wieviel einnehmen? 1200 bis 1800 mg Wann einnehmen? dem Abends vor Zubettgehen Fischölkapseln (Omega-3-Fettsäuren) 1000 bis 3000 mg Nach dem Essen Flohsamenschalen (Ballaststoffe) 10 bis 15 Gramm Zu den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit Zusätzliche Einnahme der Vitamine C und E als Antioxidantien. Empfehlungen bei Herz-Kreislauferkrankungen: • • • • • • • • • • • 16 2–3 Mal die Woche gelenkschonendes Bewegungstraining, Dauer 40–45 Minuten. Genuss von frischem Obst und frischem Gemüse erhöhen. Zuviel Fett macht fett! Gesamtfettzufuhr reduzieren. Süssigkeiten reduzieren. Ausreichend Flüssigkeit (etwa 2 Liter pro Tag in Form von Wasser, Grüntee). Eventuell zusätzlich Magnesiumprodukte. Fleischverzehr auf 2–3 Mal die Woche beschränken. Ballaststoffhaltige Vollkornprodukte vorziehen. Kochsalz auf 5–6 Gramm reduzieren pro Tag. Übergewicht abbauen (Richtwert BMI unter 25). Nicht Rauchen. Regelmässige Überwachung von Blutdruck (Richtwert unter 140/90 mmHg), Blutzucker (Richtwert nüchtern unter 110 mg/dl bzw. 6,1 mmol/l). Interview Der Kardiologe Dr. med. Christian Röthlisberger, Spitalzentrum Biel, über das Herz und was ihm nützt und was ihm schadet. Das Herz gilt als unser wichtigstes Organ. Wenn es nicht richtig funktioniert, besteht höchste Gefahr. Was macht das Herz so bedeutend für unsere Gesundheit? Unser Herz ist der Motor unseres Blutkreislaufes und garantiert durch seine Arbeit, dass Sauerstoff-beladenes Blut zu den Organen und Zellen unseres Körpers gelangt. Gleichzeitig werden Abfallprodukte aus dem Stoffwechsel abtransportiert und verschiedenen Organen (z. B. Lunge, Leber, Niere) zur Ausscheidung und Weiterverarbeitung angeboten. Wenn unser Herz nicht mehr einwandfrei arbeitet, leiden darunter auch die anderen Organe, unsere Leistungsfähigkeit nimmt ab und wir versterben, sobald unser Herz nicht mehr schlägt. Herzkreislaufkrankheiten sind heute in den Industrienationen die mit Abstand häufigste Todesursache. Dr. med. Christian Röthlisberger Was braucht es, dass unser Herz normal arbeitet? Unser Herz ist ein unermüdlich arbeitender Hohlmuskel mit zwei Vorhöfen, zwei Kammern, vier Herzklappen und einem Taktgeber, deren Funktionen optimal aufeinander abgestimmt sein müssen. Während andere Muskeln nach jeder Belastung eine Ruhepause brauchen, schlägt das Herz ununterbrochen. Es braucht deshalb sehr viel Sauerstoff-reiches Blut, das über die Herzkranzgefässe zu den Muskelzellen gelangt. Ist diese Blutzufuhr durch eine Einengung oder Verstopfung eines Herzkranzgefässes (= Arteriosklerose) unzureichend, leidet das entsprechende Herzmuskelareal, die Pumpkraft des Herzens nimmt ab, wir sprechen dann von einer sogenannten koronaren Herzkrankheit. 17 Wann muss ich mir Sorgen um meine Herzgesundheit machen? Die klassischen Symptome, die auf eine wesentliche Herzerkrankung hinweisen können, sind ein Leistungsknick, Brustschmerzen oder Atemnot unter Belastung, Wasseransammlung in den Füssen, Herzrasen oder auch eine plötzliche Bewusstlosigkeit. In diesem Fällen ist es wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und sich weiter ­abklären zu lassen. Gerade die Arteriosklerose ist allerdings eine ­ Erkrankung, die sich schleichend über Jahrzehnte entwickelt und lange Zeit keine Beschwerden macht, bis sie dann eines Tages plötzlich zum Auftreten eines Herzinfarktes durch einen Verschluss eines Herzkranzgefässes führt. Ihre Entstehung wird entscheidend ­beeinflusst durch gesundheitsschädigendes Verhalten: Wir wissen, dass 90 % des Risikos einen Herzinfarkt zu erleiden durch neun ­einfach zu erfassende Risikofaktoren erklärt werden können. Diese Faktoren sind, geordnet nach ihrer Wichtigkeit in der Bevölkerung, die Folgenden: hohes Cholesterin, Rauchen, Übergewicht, Stress, Bewegungsarmut, hoher Blutdruck, kein Wein zum Essen (!), keine oder zuwenig Früchte und Gemüse, sowie die Zuckerkrankheit. Kumulieren wir solche ­Risikofaktoren, nimmt das HerzinfarktRisiko exponentiell zu. Spätestens hier sollte aus prophylaktischer Sicht eine Lebensstiländerung angestrebt werden. Welche Rolle spielt Cholesterin? Hohes Cholesterin ist sicher der wichtigste Risikofaktor. Um es aber gleich vorneweg zu nehmen, es gibt auch gute Nachrichten zum ­Cholesterin: Wir haben heute potente Medikamente, die unseren Cholesterinspiegel drastisch senken können und damit das Risiko für arteriosklerose-bedingte Ereignisse um 30–40 % reduzieren. Diese Medikamente hemmen die natürliche Produktion von Cholesterin in der Leber und führen durch eine Verminderung der Cholesterinmenge in der Gefässwand zu einer Stabilisierung der Arteriosklerose, womit das Risiko für Krankheiten wie Angina pectoris, Herzinfarkt, Hirnschlag oder Beinarterienverschluss – die Arteriosklerose entwickelt sich ja am ganzen Gefässsystem des Körpers – abnimmt. 18 Nun gibt es sowohl «gutes» wie «schlechtes» Cholesterin? Das «schlechte» Cholesterin, das sogenannte LDL-Cholesterin, transportiert Fett zu den Zellen. Vor allem in seinem oxidierten Zustand dringt es in die Gefässwand ein und bewirkt hier eine lokale, entzündliche Reaktion, welche den Prozess der Arteriosklerose in Gang setzt und unterhält. Das «gute» «HDL»-Cholesterin hilft dagegen beim Abtransport des schlechten LDL’s zurück zur Leber und hat demzufolge eine Schutzwirkung auf die Blutgefässe. Leider können wir mit einer cholesterinarmen Ernährung nur einen Drittel unseres Cholesterins beeinflussen, zwei Drittel werden unabhängig davon in der Leber produziert. Das ist der Grund, weshalb cholesterinsenkenden Mittel, die in der Leber angreifen, in der Therapie nach einem Herzinfarkt so extrem wichtig sind. Medikamente zur Steigerung des HDL-Wertes sind erst in Erprobung – hier fehlen uns vor allem noch die Langzeitdaten. Allerdings gilt als erwiesen, das Rauchen, Übergewicht und Bewegungsarmut zu einer Senkung der HDL-Spiegel führen. Wann raten Sie zu Cholesterinmessungen? Ratsam ist eine Kontrolle der Blutfettwerte, bestehend aus Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin, Triglyzeriden und dem Quotienten (=Gesamtcholesterin/HDL) ab dem 20. Lebensjahr und danach alle 5 Jahre (sofern normal) sowie ab dem 40. bis 50. Lebensjahr jährlich. Als normal wird ein Gesamtcholesterin unter 5, ein LDL unter 3 (beide in mmol/l) und ein Quotient unter 5 angesehen, darüber nimmt das Risiko für Arteriosklerose-Erkrankungen zu. Welche Rolle spielt körperliche Aktivität bei Herz-Kreislauf­erkrankungen? Regelmässige Bewegung von mittlerer Intensität senkt nachweislich das Risiko von Herzkrankheiten! Das gilt auch für Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben. Bewegung ist ein Bedürfnis des Körpers, dem häufig zuwenig Rechnung getragen wird. Regelmässiges Ausdauertraining reduziert signifikant das kardiovaskuläre Risiko, stärkt das Immunsystem und hat einen günstigen 19 Einfluss auf die mentale Verfassung und das psychische Wohlbefinden. Wieviel Bewegung ist nötig? Viel weniger als Sie glauben! Dreissig Minuten Sport mittlerer Intensität pro Tag reichen aus, um Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit zu verbessern. Dabei heisst mittlere Intensität, dass die Atmung spürbar beschleunigt wird, und wir leicht zu Schwitzen beginnen, aber uns immer noch mit dem Partner unterhalten können. Dies erreicht man mit zügigem Gehen, Nordicwalking, Fahrrad fahren, Treppen steigen oder auch bei Gartenarbeiten. Ideal für Herz-Kreislauf sind vor allem Ausdauerbelastungen wie Wandern, Schwimmen, Aquafit, Skilanglauf, Turnen oder Tanzen. Wichtig ist die Regelmässigkeit, mindestens dreimal die Woche sollte eine solche sportliche Aktivität ausgeübt werden. Nun hat man aber auch zeigen können, dass regelmässige Alltagsaktivitäten herzgesund sind – also warum nicht die Treppe nehmen und aufs Liftfahren verzichten oder den kurzen Arbeitsweg zu Fuss oder mit dem Fahrrad zurücklegen statt mit dem Auto oder dem Bus. Welche Rolle spielt das Übergewicht? Übergewicht ist ein zunehmendes Gesundheitsproblem. In der Schweiz ist rund ein Drittel der Bevölkerung übergewichtig. Übergewicht gilt als wichtiger Risikofaktor für eine koronare Herzkrankheit und fördert die Entstehung von anderen Risiken wie Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und Diabetes. Zusätzlich werden auch die Gelenke durch überzählige Kilos strapaziert, was beispielsweise zu einer Arthrose führen kann. Je nach Verteilung des Fettgewebes im Körper spricht man von einer «Apfel»- beziehungsweise «Birnen­form». Bei der Apfelform sammeln sich Fettzellen vor allem im ­ Bauchbereich an, bei der Birnenform in der Hüft- und Oberschenkelgegend, ­typischerweise bei Frauen. Die Apfelform ist ein Zeichen für ein höheres Herz-Kreislaufrisiko. Entscheidend ist nach heutigem Ermessen der Bauchumfang, auf der Höhe des Bauchnabels gemessen. 20 Männer haben dabei ein erhöhtes Risiko bei einem Bauchumfang über 102 cm, Frauen bei über 88 cm. Welche Tipps geben Sie für eine herzgesunde Ernährung ab? Die mediterrane Küche basiert auf faserreichen Nahrungsmitteln in Form von Gemüse, Salaten und Früchten, Kohlenhydraten wie sie im Brot, in den Teigwaren oder in den Kartoffeln vorkommen und beinhaltet die richtigen Fette, nämlich die einfach gesättigten Fettsäuren wie Olivenöl oder Rapsöl; zusätzlich wird durch den regel­mässigen Verzehr von Fischen die Zufuhr der wichtigen ungesättigten Omega3-Fettsäuren sichergestellt. Letztere senken zwar nicht den Chol­e­s­ trenspiegel, wirken aber entzündungshemmend, hemmen zudem die Blutgerinnung durch die Blutplättchen und verhindern Herzrhythmusprobleme. In den 90er Jahren konnte anhand einer Studie aus Lyon gezeigt werden, dass eine mediterrane Ernährung bei Patienten, die einen ersten Herzinfarkt erlitten haben, das Risiko eines weiteren Herzinfarktes um 75 % reduzieren konnte. Man nimmt an, dass neben der nur leichten, günstigen Beeinflussung des Choles­ terinspiegels vor allem entzündungshemmende Nahrungskomponenten wie Vitamine, Omega-3-Fettsäuren aus den regelmässig verzehrten Fischen sowie die Phenole aus dem Wein zu einer Stabilisierung der arteriosklerotischen Gefässwand und damit zu weniger Zweit­infarkten geführt haben. Was kann man von Nahrungsmittelzusätzen mit Omega-3-Fettsäuren erwarten? In der GISSI-Prevenzione-Studie aus Italien verminderte sich das ­Risiko bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit, an einem plötzlichen Herztod durch eine Rhythmusstörung zu sterben, um 45 %, sofern regelmässig Omega-3-Supplemente eingenommen wurden. Dieses Resultat ist allerdings mit Vorsicht zu interpretieren, fehlt doch in dieser Studie eine doppelblind untersuchte Placebogruppe. Ähnlich positiv ist eine kürzlich publizierte Untersuchung aus Japan ausgefallen, wo üblicherweise fünfmal mehr Fisch gegessen wird als bei 21 uns: Bei Japanern mit oder ohne erlittenem Herzinfarkt, die bereits mit einem cholesterinsenkenden Medikament behandelt wurden, konnte durch Zugabe von Omega-3-Supplementen das Auftreten von koronaren Zwischenfällen weiter vermindert werden, ohne dass in den 5 Beobachtungsjahren wesentliche negative Auswirkungen dieser Fischöl-Kapseln aufgetreten wären. Das sind doch sehr vielversprechende Resultate, die aber in weiteren Studien und vor allem auch in anderen Patientengruppen bestätigt werden müssen. Welche Behandlungsstrategie verfolgen Sie bei Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben? In erster Linie geht es darum, den Prozess der Arteriosklerose zu ­verlangsamen oder sogar aufzuhalten, was einem Wettlauf gegen die Zeit entspricht, denn meine Patienten werden ja auch nur älter. Da die Arteriosklerose ein degenerativer Prozess in der Gefässwand ist, der durch verschiedenste Faktoren unterhalten wird, gilt es, alle möglichen schädigenden Einflüsse auszumerzen. Neben den Medikamenten, die wir zur Kontrolle des hohen Blutdrucks, der Cholesterinwerte und zur Blutverdünnung einsetzen, ist auch ein wesentlicher Beitrag des ­Patienten selber gefordert: Rauchstopp, Ernährungs­umstellung in Richtung einer mediterranen Diät, eine regelmässige sportliche ­Aktivität sowie das Erreichen des Idealgewichtes sind ehrgeizige Ziele, die wir mit dem Patienten umzusetzen versuchen. Da dies nicht von heute auf morgen gelingt, binden wir unsere Pa­ tienten in eine kardiales Rehabilitationsprogramm ein, wo ihnen diese Inhalte vermittelt werden. Zugegeben, diese Lebensstiländerungen verlangen einiges von unseren Patienten, die wissenschaftliche Datenlage ist aber so eindeutig, dass sich hier der Aufwand bestimmt lohnt. 22 Zusätzliche Informationen im Internet: www.swissheart.ch www. herzstiftung.de www.vitalstoff-lexikon.de www.ak-omega-3.de www.oilofpisces.com (engl.) www.epax.com (engl.) 23 Quellennachweis: Prof. Dr. troph. Michael Hamm / Dirk Neuberger, 2006: Omega-3 aktiv – Gesundheit aus dem Meer, ISBN 978-3-89993-527-1. Dr. Frank Liebke: Meer Gesundheit! Setzen Sie auf die wichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA/DHA, ISBN 978-3-940499-00-4. Prof. Dr. Dietrich Strödter: Sekundärprävention bei Postinfarktpatienten mit Omega3-Fettsäuren, 2006, ISBN 978-3-89599-355-8 Dr. Ulrich Strunz / Andreas Jopp, 2006: Fit mit Fett, ISBN 978-3-453-86154-1. Schweiz. Zeitschrift für Ganzheitsmedizin 16, 2004, S. 95-100,168-172,223-229: Omega-3-Fettsäuren aus ernährungsmedizinischer Sicht. Pharmazeutische Zeitung, Ein Supplement zur pharmazeutischen Zeitung 22/05: Vitamin E – Ein Multitalent auf dem Prüfstand. Deutsche Apotheker Zeitung,147. Jahrgang, Nr. 26, 28.06.07, 7201-7204, Prof. Dr. Ulrich Mittmann: Indische Flohsamen – mehr als Laxanzien. Schweiz. Zeitschrift für Ganzheitsmedizin Jg. 19, Heft 6, Okt 07, S. 295-298: Hochdosierter Artischockenextrakt steigert Cholerese und senkt Cholesterinspiegel. © 2008 Vita Health Care AG Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon 031 748 00 00, Fax 031 748 00 04 [email protected], www.vita-healthcare.ch