herzschwäche

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Patientenratgeber
HERZSCHWÄCHE
Fragen & Antworten
Impressum
Kompetenznetz Herzinsuffizienz
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie
Augustenburger Platz 1 • 13353 Berlin
Tel.: 030 / 450 576 812 • Fax: 030 / 450 576 962
E-Mail: [email protected]
Mitarbeiter dieser Broschüre:
Birgit Dietz, Rainer Dietz, Dankward Hänlein, Alexander Hewer,
Daniel Kaup, Karl Josef Osterziel, Mathias Rauchhaus,
Antje Trebes, Hans-Peter Wabro.
GEFÖRDERT VOM:
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Seite 4
Allgemeine Fragen
Seite 7
Diagnose der Herzschwäche
Seite 11
Therapie der Herzschwäche
Seite 15
Leben mit Herzschwäche
Seite 23
Vor- und Nachsorge
Seite 29
Zusammenfassung
Seite 33
Anhang
Seite 34
Stichwortverzeichnis
Seite 38
3
Vorwort
Millionen von Menschen in Europa leiden an einer Pumpschwäche
ihres Herzens, der Herzinsuffizienz. Viele von ihnen sind im täglichen
Leben schwer beeinträchtigt: Schon kleine Belastungen führen zu
Luftnot, die Beine schwellen an und der Nachtschlaf muss mehrfach
unterbrochen werden, um die Toilette aufzusuchen. Alleine in
Deutschland werden 250.000 herzinsuffiziente Patienten jährlich
ins Krankenhaus eingewiesen.
Umso erstaunlicher ist, wie resigniert viele der Betroffenen ihrem
Leiden gegenüberstehen. „Ich bin nun mal nicht mehr der Jüngste“,
sagen sie zum Beispiel, „da geht einem eben die Puste aus“. Dick
geschwollene Füße und Unterschenkel werden von solchen Patienten
oft als unabwendbares Schicksal hingenommen. Erschreckend ist,
dass auch einige Ärzte wenig Anstrengungen unternehmen, die
Lebensqualität dieser Patienten zu bessern. Trotz eindeutiger Leitlinien der Fachgesellschaften werden längst nicht alle Betroffenen
optimal behandelt.
Dabei ist durch eine Änderung der Lebensführung sowie durch moderne Medikamente eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität
zu erreichen. Wer gut informiert ist, kann einer Verschlechterung
vorbeugen und bei Rückschlägen schneller reagieren. Tausende von
Krankenhauseinweisungen könnten vermieden werden. Das wäre
nicht nur ein persönlicher Gewinn, sondern sparte auch den Krankenkassen hohe Beträge, die den Versicherten an anderer Stelle zu
Gute kommen könnten.
4
Das „Kompetenznetz Herzinsuffizienz“ bringt Wissenschaftler, Ärzte und Patienten zusammen. Sein Ziel ist Ärzte, die wissenschaftliche Erkenntnisse mit moderner Therapie umsetzen, und aufgeklärte
Patienten, die motiviert mitarbeiten. Dafür werden nicht nur zahlreiche wissenschaftliche Studien gefördert, sondern vor allem auch
Patienten und ihre Angehörigen. Ein Beispiel sind Seminare, in denen gelehrt wird, die Krankheit zu verstehen und souverän mit ihr
umzugehen.
Dabei tauchen immer ähnliche Fragen auf, die wir Ihnen in der folgenden Broschüre beantworten möchten. Wir möchten Sie zur Mitarbeit ermuntern und dazu beitragen, dass Sie auch mit Herzschwäche ein aktives, erfülltes Leben führen können. Vorbeugung, Früherkennung und optimale Therapie sind das Ziel des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz. Diese Broschüre wird Ihnen dabei helfen;
Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen!
Prof. Dr. Rainer Dietz
Prof. Dr. Karl Josef Osterziel
Sprecher des Kompetenznetzes
Herzinsuffizienz und
Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Kardiologie
Wiss. Geschäftsführer
des Kompetenznetzes
Herzinsuffizienz
Prof. Dr. Hans-Jürgen Becker
Vorstandsvorsitzender
der Deutschen Herzstiftung
5
Jeder fünfte Deutsche
wird im Laufe seines Lebens
herzschwach.
Ein Grund,
sich mit diesem Krankheitsbild
vertraut zu machen.
Allgemeine
Fragen
Allgemeine
Fragen
Allgemeine Fragen
Was ist eigentlich unter einer Herzschwäche zu verstehen?
Herzinsuffizienz oder deutsch Herzschwäche bezeichnet einen Zustand, in dem das Herz nicht in der Lage ist, die Organe mit genügend
Blut und damit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.
Eine ungenügende Herzleistung zeigt sich vor allem in Situationen,
in denen das Herz eine höhere Pumpleistung erbringen muss, etwa
bei körperlicher Belastung.
Sind alle Formen der Herzschwäche durch eine schlechte
Auswurfleistung des Herzens gekennzeichnet?
Neben der klassischen Form, der so genannten systolischen Herzinsuffizienz mit deutlich eingeschränkter Auswurfleistung, gibt es
Patienten, die über Symptome der Herzschwäche klagen, obwohl
die Auswurfleistung nicht oder allenfalls gering vermindert ist. In
solchen Fällen wird von einer diastolischen Herzinsuffizienz gesprochen. Gestört ist in diesem Fall das Einstromverhalten des Blutes in
die linke Herzkammer wegen eines sehr steifen, wenig dehnbaren
Herzens. Die häufigste Ursache für diese Form der Herzschwäche
ist ein über viele Jahre bestehender arterieller Bluthochdruck.
Gibt es unterschiedliche Schweregrade der Herzschwäche?
Die Schwere der Herzschwäche wird bestimmt nach dem Grad der
Belastbarkeit. Die New York Heart Association (NYHA) teilt die
Herzinsuffizienz in vier Schweregrade ein:
Der höchste Schweregrad, das so genannte NYHA-Stadium IV kennzeichnet einen Patienten, der bereits in Ruhe Atemnot hat und
dem das Sprechen sowie jede Art von Tätigkeit schwer fallen. NYHA
III bedeutet eine deutlich eingeschränkte Leistungsfähigkeit: Das
Gehen in der Ebene ist noch möglich, beim Treppensteigen kommt
es zu einer Atemnot nach wenigen Stufen. NYHA II führt zu einer
Einschränkung der Leistungsfähigkeit im Alltag: Zwar ist noch ein
schnelles Gehen in der Ebene möglich, das Tragen von Lasten über
eine Etage hinaus jedoch nicht mehr.
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Symptome
NYHA I
Keine Leistungseinschränkung bei schon
bestehender Herzerkrankung. Übliche
körperliche Belastungen verursachen keine
übermäßige Erschöpfung, Herzklopfen
oder Atemnot.
NYHA II
Atemnot und Erschöpfbarkeit bei schwerer
körperlicher Belastung. Beschwerdefreiheit in
Ruhe, jedoch Erschöpfung, Herzklopfen und
Atemnot bei schweren Belastungen.
NYHA III
Atemnot und Erschöpfbarkeit bei alltäglichen
Verrichtungen. Körperliche Belastbarkeit ist
deutlich eingeschränkt und bereits geringe
Belastungen verursachen Erschöpfung,
Herzklopfen oder Atemnot.
NYHA IV
Atemnot und Erschöpfung auch in Ruhe,
meist ist Bettruhe erforderlich. Symptome der
Herzschwäche treten schon in Ruhe auf. Jede
körperliche Aktivität verursacht die Beschwerden.
Wie verläuft die Herzschwäche?
Die Herzschwäche aufgrund einer eingeschränkten Pumpleistung
des Herzens zeigt sich zuerst bei größerer körperlicher Belastung.
Die Belastbarkeit ist reduziert und es tritt bei entsprechender Anstrengung eine vorzeitige Atemnot oder Ermüdbarkeit auf. Im Verlauf der folgenden Jahre nimmt der Schweregrad der Erkrankung
langsam zu. Dies macht
sich dadurch bemerkbar,
dass die Luftnot bei
einer früheren Stufe der
körperlichen Belastung
auftritt. Um diese schlei9
Allgemeine
Fragen
Schweregrad
chende Verschlechterung der Herzleistung aufzuhalten oder zu
verlangsamen, ist neben einer exakten Diagnose auch eine optimale
Behandlung der Erkrankung unabdingbar. Mit einer optimierten
Therapie können viele lebenswerte Jahre gewonnen werden.
Welche Erkrankungen führen zu einer Herzschwäche?
Die häufigste Ursache einer Herzschwäche ist eine Gefäßverengung (Arteriosklerose) der Herzkranzgefäße. Diese führt sehr häufig
zu Herzinfarkten und einem Untergang von Herzmuskelgewebe.
Die Folge ist eine eingeschränkte Pumpleistung des Herzmuskels.
Die zweithäufigste Ursache ist ein langjähriger, nicht oder schlecht
behandelter Bluthochdruck. Nach einer Kompensationsphase reagiert
das Herz auf die ständig erhöhte Belastung durch den hohen Blutdruck mit einem Nachlassen seiner Pumpleistung.
Die dritthäufigste Ursache ist eine Erkrankung des Herzmuskels,
die zu einem Untergang von Herzmuskelgewebe führt. Eine Herzmuskelerkrankung kann durch angeborene Faktoren, Entzündungen
des Herzmuskels z.B. durch eine Viruserkrankung, Alkohol oder
toxische Substanzen sowie Medikamente ausgelöst werden.
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Diagnose der
Herzschwäche
Diagnose der
Herzschwäche
Eine verminderte Pumpleistung
des Herzens führt zu Luftnot
bei körperlicher Aktivität.
Für die Diagnose der
Herzschwäche muss der Arzt
sich ein „Bild“ vom Herzen
machen.
Diagnose der Herzschwäche
Woran erkennt man eine Herzschwäche?
Eine Herzschwäche erkennt man an körperlichen Zeichen und an
typischen Beschwerden. Zu den körperlichen Zeichen gehören Wassereinlagerungen, am häufigsten bemerkt im Bereich der Knöchel
und der Unterschenkel, aber auch in der Bauchhöhle. Kommt es zu
Wassereinlagerungen im Bereich der Lunge, hört der Arzt mit dem
Stethoskop feuchte Rasselgeräusche. Durch den Rückstau des Blutes
vor dem schwachen Herzen kann es zu einer Lebervergrößerung
und zu einer Einflussstauung vor dem rechten Vorhof kommen,
was an erweiterten Halsvenen sichtbar ist.
Zu den typischen Beschwerden eines Patienten mit Herzschwäche gehören
muskuläre Schwäche
und Atemnot. Die
muskuläre Schwäche
resultiert aus dem
Vorwärtsversagen des
schwachen Herzens.
Die Skelettmuskulatur
wird in Ruhe noch
ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Unter zunehmender
Belastung genügt diese Versorgung jedoch nicht und der Skelettmuskel kann die geforderte Leistung nicht erbringen. Die Atemnot
resultiert im Wesentlichen aus einem Rückstau des Blutes vor der
linken Herzkammer im Bereich der Lungenstrombahn. Durch den
Rückstau kommt es zum Anstieg des Druckes in der Lungenstrombahn, was vom Patienten als Atemnot empfunden wird.
Wie diagnostiziert man heute eine Herzschwäche?
Neben den körperlichen Zeichen und den typischen Beschwerden
des Patienten mit Herzschwäche sollte der Arzt die Diagnose aber
auch auf objektive Befunde stützen.
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Zu diesen Befunden gehören:
• das Ruheelektrokardiogramm (Ruhe-EKG),
• ein bildgebendes Verfahren, wie die Echokardiographie oder die
Magnetresonanztomographie (MRT) und
• in der Zukunft evtl. auch der Nachweis von Markermolekülen
(sog. natriuretische Peptide), die bei Herzinsuffizienz in hohen
Konzentrationen im Blut zu finden sind.
Diagnose der
Herzschwäche
Ist die Ursache einer
Herzschwäche unklar, sollte eine weitere Abklärung mittels einer Herzkatheteruntersuchung angestrebt werden.
Rhythmusstörungen
können mit Hilfe eines Langzeit-EKGs
diagnostiziert werden.
Wie erkenne ich einen Herzschwächenotfall
und was ist dann zu tun?
Meistens entwickeln sich Luftnot und Beinödeme (Wassereinlagerung
in den Beinen) über einen längeren Zeitraum. In einigen Fällen
können sich diese aber auch plötzlich oder innerhalb kurzer Zeit
entwickeln. Die Atmung fällt dann zunehmend schwer, und oft
tritt ein Druckgefühl in der Brust auf. Ursachen sind meistens eine
plötzliche Verengung oder ein Verschluss der Herzkranzgefäße,
Herzrhythmusstörungen oder ein starker Blutdruckanstieg. In einer
solchen Situation sollte der Notarzt gerufen werden. Sie erleichtern
dem Notarzt, Sie richtig zu behandeln, wenn Sie eine aktuelle
Medikamentenliste sowie weitere Unterlagen (z. B. Entlassungsbriefe
aus dem Krankenhaus) bereithalten. Wenn Ihnen Ihr Arzt ein NitroSpray verordnet hat, so können Sie davon zwei Sprühstöße nehmen,
wenn der systolische Blutdruck mindestens 120 mm Hg beträgt.
13
Seit der Entdeckung von
Digitalis 1785 hat die
Wissenschaft – vor allem in
den letzten 20 Jahren –
entscheidende Fortschritte
gemacht.
Neue Medikamente verbessern
sowohl die Prognose als auch
die Lebensqualität bei
Herzschwäche.
Therapie der
Herzschwäche
Therapie der
Herzschwäche
Therapie der Herzschwäche
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Herzschwäche?
Ist die Ursache für die Herzschwäche bekannt, so ist in jedem Fall
eine Therapie anzustreben, um möglichst die ursächlichen Faktoren
zu beseitigen. In vielen Fällen beruht die Erkrankung auf einer Minderversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff, bedingt durch eine
Verengung der Herzkranzgefäße. Diese können mittels eines Ballonkatheters und einer Stent-Implantation oder mittels einer BypassOperation behoben oder gebessert werden. Weitere, an der Ursache
orientierte Therapiemöglichkeiten sind eine optimale Einstellung
eines hohen Blutdruckes (s. Anhang) oder die operative Korrektur
von Herzklappenfehlern. Sind alle Möglichkeiten einschließlich der
medikamentösen Therapie ausgeschöpft, bleibt bei Patienten mit
einer hochgradig verminderten Pumpleistung des Herzens nur noch
die Herztransplantation oder der chirurgische Einbau von Herzunterstützungssystemen als letzte Alternative übrig.
Welche Medikamente sollte ich einnehmen?
Ihr behandelnder Arzt wird Ihnen eine individuelle Therapie verordnen. Diese sollte sich an den aktuellen Leitlinien der medizinischen
Fachgesellschaften orientieren.
Wichtige Säulen der Herzschwächetherapie sind folgende Medikamente:
ACE-Hemmer hemmen ein körpereigenes Enzym, das Angiotensin
II bildet. Angiotensin II verengt die Blutgefäße. Eine Behandlung
mit ACE-Hemmern erweitert die Gefäße, senkt den Blutdruck und
entlastet das Herz. Eine Nebenwirkung von ACE-Hemmern kann
ein Reizhusten sein. In diesem Fall muss der ACE-Hemmer abgesetzt
und durch einen AT1-Antagonisten ersetzt werden.
AT1-Antagonisten blockieren die Bindungsstellen des Angiotensin
II an den Erfolgsorganen (Herz, Blutgefäße sowie Nieren), verringern
dessen Wirkung und führen ähnlich wie ACE-Hemmer zu einer Entlastung des Herzens.
16
Diuretika sind harntreibende Medikamente. Sie führen zu einer erhöhten Harnausscheidung, normalisieren das Blutvolumen und tragen so zu einer Entlastung des Herzmuskels bei. Unter der Behandlung mit Diuretika sollten die Konzentration der Mineralien Natrium
und Kalium im Blut sowie die Nierenfunktion regelmäßig kontrolliert
werden. Eine Einsparung an Diuretika ist durch eine salzarme Ernährung möglich und sollte unbedingt angestrebt werden.
Aldosteron-Antagonisten – kaliumsparende Diuretika – sind bei
Kaliummangel und schweren Formen der Herzschwäche sinnvoll.
Bei fortgeschrittenen Formen der Herzschwäche kann auch die
Einnahme von Digitalisglykosiden zur Verbesserung der Symptomatik
hilfreich sein. Ob das bei Ihnen der Fall ist, kann Ihnen Ihr Arzt erklären. Digitalisglykoside enthalten den Wirkstoff der Fingerhutpflanze und sind ein bewährtes Medikament zur Behandlung bestimmter Formen der Herzrhythmusstörungen. Es hat sich gezeigt,
dass Patienten, die mit einem Digitalisglykosid behandelt wurden,
weniger oft ins Krankenhaus eingewiesen werden mussten. Die
wichtigste Nebenwirkung der Digitalisglykoside besteht in der Störung des Herzrhythmus. Das Herz kann unter Umständen unrhythmisch oder zu langsam schlagen. Eine genaue Einhaltung der verordneten Dosierung ist bei diesem Medikament daher besonders
wichtig.
17
Therapie der
Herzschwäche
Beta-Blocker schützen das Herz vor den ungünstigen Auswirkungen
erhöhter Stresshormonkonzentrationen. Das Herz schlägt dadurch
langsamer und effizienter. Beta- Blocker werden zu Beginn in sehr
niedrigen Dosen verabreicht. Über acht bis zwölf
Wochen wird die Dosis
langsam auf die empfohlene Menge gesteigert.
Trotzdem kann es zu Beginn der Behandlung zu
einer Zunahme der Leistungsschwäche kommen.
Nach einigen Monaten
übersteigt die körperliche
Belastbarkeit aber den ursprünglichen Stand deutlich.
Was muss ich bei der Medikamenteneinnahme beachten?
Auch in Phasen in denen Sie sich gut fühlen, muss man mit einem
Fortschreiten der Herzschwäche rechnen. Daher ist es wichtig, dass
Sie die verordneten Medikamente regelmäßig auch dann einnehmen, wenn Sie keine oder nur geringe Beschwerden haben.
Die Medikamenteneinnahme sollte einen festen Platz in Ihrem Tagesablauf haben. Beachten Sie bei der Medikamenteneinnahme
die Hinweise aus dem Beipackzettel, wie: „vor der Mahlzeit einnehmen“, „nach der Mahlzeit einnehmen“.
Tragen Sie Ihre Medikamente
in eine Liste ein, in der Sie die
Medikamentenbezeichnung,
die Wirkstärke, die Anzahl der
Tabletten sowie die Tageszeit
der Einnahme notieren. Führen Sie eine aktuelle Medikamentenliste bei sich und achten Sie darauf, dass Ihnen die
Medikamente nicht ausgehen.
Bitten Sie Ihren Arzt rechtzeitig, Ihnen ein neues Rezept
auszustellen. Treten unter der
Medikamenteneinnahme Nebenwirkungen auf oder verschlechtert sich Ihr Gesundheitszustand, sollten Sie Ihren
Arzt aufsuchen.
Wie lange sollte ich Medikamente einnehmen?
Bei der chronischen Herzschwäche ist eine lebenslange Medikamenteneinnahme erforderlich.
Was kann ich tun, wenn ich eine Medikamenteneinnahme
vergessen habe?
Wenn Sie vergessen haben, Ihre Tabletten einzunehmen, sollten
Sie nicht bei der nächsten Medikamenteneinnahme die doppelte
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Menge einnehmen. Dies gilt insbesondere für Beta-Blocker und
Digitalisglykoside. Eine Ausnahme stellen Diuretika dar. Hier kann
es sinnvoll sein, in Absprache mit Ihrem Arzt, die Menge der
Wassertabletten an die Beschwerden bzw. an das Körpergewicht
anzupassen.
Gibt es Nebenwirkungen von Medikamenten, die ein Absetzen
dieser erforderlich machen?
Die häufigste Nebenwirkung einer Therapie mit Beta-Blockern ist
ein zu niedriger Blutdruck und ein zu langsamer Herzschlag.
Herzschwache Patienten haben einen niedrigen Blutdruck, der auf
keinen Fall dazu Anlass geben sollte, Medikamente abzusetzen.
Vorsicht ist nur dann angezeigt, wenn der niedrige Blutdruck mit
Symptomen der Mangeldurchblutung des Gehirns wie Schwindel
und Schwarzwerden vor den Augen gekoppelt ist. Dasselbe gilt für
einen zu langsamen Herzschlag unter einer Beta-Blocker-Therapie.
Diese sollte erst reduziert oder abgesetzt werden, wenn durch den
langsamen Herzschlag Schwindel und Schwarzwerden vor den
Augen bis hin zu Anfällen von Bewusstlosigkeit ausgelöst werden.
Die Diuretika (Wassertabletten) führen zu einer Verschiebung der
Mineralien im Blut, insbesondere zu einem Verlust
von Kalium. Niedrige Kaliumwerte können Auslöser
von verschiedenen Herzrhythmusstörungen sein.
Es besteht in diesen Fällen
die Möglichkeit, die Diuretika durch kaliumsparende
Diuretika zu ersetzen oder
vermehrt Kalium mit der
Nahrung oder in Tablettenform zuzuführen.
19
Therapie der
Herzschwäche
Die häufigste Nebenwirkung einer ACE-Hemmer-Therapie ist ein
chronischer Reizhusten. Bei weit über 90 Prozent aller Patienten
tritt dieser Reizhusten allerdings nicht auf. Wenn es bei einer Therapie mit ACE-Hemmern jedoch dazu kommt, sollte die Substanz abgesetzt und durch einen AT1-Antagonisten, der diese Nebenwirkung
nicht hat, ersetzt werden.
Unter Spironolacton tritt relativ häufig eine Vergrößerung der Brust
mit unangenehmem Spannungsgefühl auf. Sollte dies der Fall sein,
gibt es eine gleichartig wirkende Substanz (Eplerenon), bei der
diese Nebenwirkung sehr viel seltener auftritt.
Welche Medikamente darf ich nicht mit Medikamenten
gegen Herzschwäche kombinieren?
Vorsicht ist angezeigt bei vielen einfachen Schmerzmitteln, den
sogenannten Coxinhibitoren, beispielsweise Acetylsalicylsäure (in
hohen Dosen), Diclofenac, Ibuprofen, Rofecotrix, Celecoxib. Diese
verschlechtern in Kombination mit den notwendigen Herzmedikamenten die Nierenfunktion. Ihr Arzt kann auf andere Rheuma- und
Schmerzmittel ausweichen, die keine Interaktion mit Ihren Herztabletten aufweisen.
Haben Vitamine, pflanzliche Stoffe oder homöopathische Mittel
eine nachweisliche Wirkung auf die Herzschwäche?
Bei unserer Ernährungsweise liegt kein Vitaminmangel vor. Vitamine
haben keine nachweislich positive Wirkung auf die Herzinsuffizienz,
genauso wenig wie pflanzliche Stoffe oder homöopathische Mittel.
Bei einigen Präparaten sind jedoch negative Interaktionen mit den
notwendigen Medikamenten für die Therapie der Herzschwäche
nicht ausgeschlossen, so dass Zusatzmittel am besten gänzlich
vermieden werden.
Kann die Implantation eines Herzschrittmachers oder eines
Defibrillators notwendig werden?
Bei Herzerkrankungen, die durch einen zu langsamen Herzschlag
gekennzeichnet sind oder bei denen Pausen auftreten, kann die
Implantation eines Herzschrittmachers hilfreich sein. Dieser wird
in der Regel in einer örtlichen Narkose unter der Haut eingesetzt
und arbeitet, ohne dass der Patient dies direkt spürt.
Bei besonders schweren Formen der Herzrhythmusstörungen kann
ein implantierbarer Defibrillator notwendig werden. Sind die Herzrhythmusstörungen so stark, dass keine gerichtete Herzaktion
mehr stattfindet und der Patient bewusstlos wird, unterbricht der
Defibrillator die Herzrhythmusstörungen durch einen Stromstoß
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und ermöglicht wieder die Aufnahme einer rhythmischen Herztätigkeit. Defibrillatoren schützen also vor einem plötzlichen Herztod.
Schlägt die linke Herzkammer asynchron, d.h. die verschiedenen
muskulären Anteile der Herzkammer pumpen nicht in der notwendigen zeitlich geordneten Reihenfolge, so besteht die Möglichkeit
der Resynchronisation. Diese kann man durch den Einsatz eines
speziellen Schrittmachers mit einer zusätzlichen Sonde erreichen.
Das Verfahren nennt man cardiale Resynchronisiationstherapie
(CRT). Der Eingriff erfordert spezielle Kenntnisse in der Schrittmachertherapie und wird an vielen kardiovaskulären Zentren als Routineeingriff durchgeführt.
Durch die Anpassung der Lebensführung können Sie eine Verschlechterung der Herzschwäche verringern. Beachten Sie bitte
folgende Punkte:
Ernährung: Kochsalz führt im Körper zu Flüssigkeitsansammlung.
Diese vergrößert das Blutvolumen und erhöht die Herzbelastung.
Eine kochsalzarme Ernährung verringert die Gefahr einer Verschlechterung der Herzschwäche und spart darüber hinaus Diuretika ein.
Körpergewicht: Übergewicht stellt eine Belastung für Ihr Herz dar.
Sie sollten daher Ihr Normalgewicht anstreben. Eine einfach Methode, das Normalgewicht zu bestimmen erfolgt, indem Sie von Ihrer
Körpergröße, gemessen in Zentimetern, die Zahl 100 abziehen. Sie
erhalten Ihr Normalgewicht in Kilogramm. Bei Frauen wird empfohlen, von diesem Wert 10 Prozent abzuziehen. Abweichungen von 5 Prozent mehr oder
weniger sind zulässig. Eine genauere Methode zur Beurteilung Ihres Körpergewichts ist
der so genannte „Body-MassIndex“ (BMI). Multiplizieren
Sie dazu Ihre Körpergröße (in
Metern) mit sich selbst. Anschließend teilen Sie Ihr Körpergewicht (in Kilogramm)
21
Therapie der
Herzschwäche
Wie kann ich die Herzschwächetherapie unterstützen?
durch dieses Ergebnis. Das Ergebnis ist der Body-Mass-Index. Dieser
sollte zwischen 20 und 25 liegen (s. Anhang).
Bewegung: Im Anfangsstadium einer Herzschwäche ist körperliches
Training sinnvoll. Mäßig dosiert kann es dem Herzen helfen, seine
Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Wählen Sie solche
Sportarten bei denen mäßige, kontinuierliche Belastungen auftreten,
wie etwa Spazierengehen, Wandern und Radfahren. Vermeiden
Sie Sportarten, die mit schnellen Anstrengungen und großen Kraftaufwendungen verbunden sind. Bevor Sie aber eine sportliche Betätigung aufnehmen, sollten Sie dazu Ihren Arzt befragen. Liegt
eine fortgeschrittene Form der Herzschwäche mit Luftnot schon
bei geringer Belastung vor oder liegt eine gefährliche Vorerkrankung
wie ein Herzinfarkt oder eine gefährliche Form der Herzrhythmusstörungen erst kurze Zeit zurück, so sollten Sie sich körperlich
schonen. Die Durchführung eines Belastungselektrokardiogramms
(BelastungsEKG) hilft, die individuelle Belastungsstufe festzulegen.
Genussmittel: Rauchen schädigt die
Gefäße und trägt zur Entstehung von
Herzkranzgefäßerkrankungen bei. Falls
Sie Raucher sind, sollten Sie das Rauchen unbedingt einstellen. Wenn Ihre
Herzschwäche durch eine Alkoholkrankheit entstanden ist, sollten Sie
auf Alkohol vollständig verzichten.
Frauen sollten nicht mehr als 20 bis 30
g Alkohol pro Tag zu sich nehmen. Bei
Männern liegt die Grenze bei 30 bis
40 g/Tag. 30 g Alkohol sind enthalten
in:
• 600 ml Bier (5 Vol.-% Alkohol)
• 250 ml Wein (12 Vol.-% Alkohol)
• 150 ml Sherry (20 Vol.-% Alkohol)
• 75 ml Schnaps (40 Vol.-% Alkohol)
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Leben mit
Herzschwäche
Rapide zunehmende Luftnot
ist ein medizinischer Notfall.
Leben mit
Herzschwäche
Therapie der Luftnot bringt
Lebensqualität.
Leben mit Herzschwäche
Wie gehe ich mit anderen (Begleit-)Erkrankungen um?
Neben dem bereits erwähnten hohen Blutdruck und der koronaren
Herzerkrankung finden sich häufig andere Begleiterkrankungen
bei Patienten mit Herzschwäche: Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), chronische Lungenerkrankungen, reduzierte Nierenfunktion
und Gelenkbeschwerden. Sprechen Sie ausführlich mit Ihrem Arzt
darüber und nehmen Sie auch die verschriebenen Medikamente
regelmäßig ein.
Was bedeutet zunehmende Luftnot?
Nimmt die Luftnot innerhalb weniger Tage oder sogar innerhalb
weniger Stunden schnell zu, so bedeutet dies, dass die Pumpleistung
des Herzens gegenüber dem stabilen Ausgangszustand noch einmal
deutlich abgenommen hat. Bei
einer schnell zunehmenden
Luftnot innerhalb von wenigen Stunden stellt dies einen
medizinischen Notfall dar und
sollte in einer Notaufnahme
oder Rettungsstelle behandelt
werden. Nimmt die Luftnot
über Tage zu, so ist eine Vorstellung bei Ihrem behandelnden Arzt unbedingt notwendig. Ziel der ärztlichen Untersuchung ist es, die Ursache für die schnell zunehmende Luftnot
herauszufinden und Ihre Beschwerden in der Regel durch eine
intravenöse Therapie zu behandeln.
Was bedeutet es, wenn ich teigige Schwellungen an den Füßen,
am Bauch und auch an den Händen bemerke?
Menschen mit Herzschwäche haben oft eine eingeschränkte Nierenfunktion, die durch die Herzschwäche selbst oder Medikamente
zur Behandlung derselben bedingt ist. Wenn Ihre Herzfunktion
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schlechter wird, können oben genannte Symptome durch eine verminderte Flüssigkeitsausscheidung und Einlagerungen von Flüssigkeit
im Weichteilgewebe auftreten. Kontaktieren Sie Ihren Arzt, der Ihre Medikation anpassen kann. Notieren Sie täglich Ihr Gewicht, fragen Sie nach der empfohlenen täglichen Trinkmenge und halten
Sie sich an eine niedrige Zufuhr von Kochsalz.
Was bedeutet es, wenn ich nicht mehr flach liegen kann?
Bei einer Herzschwäche lagert sich zunehmend Flüssigkeit in weiche
Körpergewebe, beispielsweise in die Haut, ein. Bei flachem Liegen
kommt es dabei zu einer Umverteilung des Blutvolumens und der
Flüssigkeit in die Lunge, so dass Luftnot auftritt. Die Unfähigkeit,
flach liegen zu können besonders im Schlaf, weist auf eine höhergradige Herzschwäche und/oder auf eine nicht ausreichende medikamentöse Therapie hin.
Bei einer Herzschwäche ist der Blutdruck oft relativ niedrig, ohne
irgendwelche Symptome oder Beschwerden zu verursachen. Die
Medikamente führen zu einer weiteren, jedoch nur sehr geringen
Senkung des Blutdrucks. In seltenen Fällen führt der niedrige Blutdruck phasenweise zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Blut.
Aus dieser Unterversorgung resultiert ein Schwindelgefühl. Viel
häufiger treten jedoch bei einer Herzschwäche Störungen des Herzrhythmus auf. Diese Störungen können ebenfalls zu einer Einschränkung der Pumpleistung führen, so dass vorübergehend Schwindelgefühle auftreten. Sowohl bei niedrigem Blutdruck als auch bei
Herzrhythmusstörungen ist eine weitere kardiologische Abklärung
dringend geboten.
Kann ich trotz meiner Herzschwäche mein bisheriges Leben
weiterführen?
Häufig macht sich eine Herzschwäche erst bei größeren oder lang
andauernden körperlichen Belastungen bemerkbar. Wenn Sie diese
großen körperlichen Belastungen vermeiden, kann das Leben
nahezu wie bisher weitergeführt werden. Tritt allerdings die Luftnot
schon bei geringeren Anstrengungen auf, so ist es empfehlenswert,
diese zu vermeiden. Zum Beispiel bietet es sich an, den Fahrstuhl
25
Leben mit
Herzschwäche
Was bedeutet es, wenn mir öfter schwindlig wird?
zu benutzen, statt mehrere Stockwerke Treppen zu steigen. In der
Regel kann mit wenigen Umstellungen der größeren körperlichen
Belastungen und mit der Einführung von Ruhephasen das bisherige
Leben weitergeführt werden.
Muss ich wegen der Erkrankung meine Ernährung ändern?
Es ist sehr wichtig, die Menge an täglich zugeführtem Salz zu reduzieren, da die Herzschwäche eine übermäßige Salz- und Wasserspeicherung bewirkt. Das Salz führt zu einer Flüssigkeitsüberladung,
was wiederum die Herzarbeit erschwert – mit der Folge von Schwellungen an den Füßen, Atemnot, Appetitlosigkeit und Gewichtszunahme. Selbst ohne Flüssigkeitsüberladung kann eine
Salzreduktion helfen, die Wirksamkeit von Medikamenten zu erhöhen.
Salzreduktion heißt,
die gesamte tägliche Salzzufuhr auf
einen Teelöffel zu
beschränken (ca.2,3g
Salz), inklusive des
nicht-sichtbaren
Salzgehaltes in fast allen Lebensmitteln. Wenn Sie jetzt Sorge haben,
das Essen schmecke nicht mehr, können wir Sie beruhigen. Die
Salzsensitivität, also die Empfindlichkeit Salz zu schmecken, stellt
sich nach etwa zwei bis drei Wochen auf die neue Salzmenge ein
und Sie werden keinen Unterschied zu früher bemerken.
Hat meine Erkrankung Auswirkungen auf mein Sexualleben?
Sie sollten über dieses Problem offen mit Ihrem Partner sprechen.
Die körperliche Leistungsfähigkeit ist bei einer höhergradigen Herzinsuffizienz herabgesetzt. Der Erwartungsdruck ist ein zusätzlicher
Stressfaktor. Bei einem verständnisvollen Aufeinanderzugehen der
Partner muss das Sexualleben auch bei Herzschwäche nicht eingeschränkt werden. Die Erregbarkeit des Mannes kann durch bestimmte
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Medikamente herabgesetzt werden. In diesem Fall sollten Sie Ihren
Arzt zu Rate ziehen.
Einer der wichtigsten Wege, die Selbstzufriedenheit bei Herzschwäche zu erhalten, ist regelmäßige körperliche Aktivität. Jüngste
wissenschaftliche Erkenntnisse konnten belegen, dass körperliche
Aktivität (etwa Ausdauersport oder Gartenarbeit) das Wohlbefinden
von Patienten mit
Herzschwäche erhöht und dabei gesundheitlich meistens unbedenklich
ist. Das Ziel besteht
in der Regel darin,
etwa 30 Minuten
pro Tag zusätzlich zu
den bisherigen Verrichtungen aktiv zu
werden. Was immer
Sie beginnen, starten Sie langsam!
Nicht Höchstleistungen sind zu erreichen, sondern kleine Aktivitäten, bei denen Sie sich noch sehr komfortabel fühlen (Daumenregel: Sie müssen noch soviel Luft haben,
um sich mit Ihrem Nachbarn unterhalten zu können). Unterbrechen
Sie Ihre sportliche Aktivität bei grippalen Infekten, Fieber, Änderungen der Medikation, Zeichen der Flüssigkeitsüberladung, Auftreten
von Luftnot oder übermäßiger Schwäche. Konsultieren Sie Ihren
Arzt mit der Frage auf eine Herzinsuffizienzsportgruppe, Aufbau
von Trainingseinheiten oder des gezielten Muskelaufbaus.
Kann ich bei einer chronischen Herzschwäche weiterhin reisen?
Gegen Reisen ist bei einer Herzschwäche prinzipiell nichts einzuwenden. Sie sollten jedoch bei der Planung einer Reise selbstkritisch überlegen, ob Sie die mit der Reise verbundenen Belastungen gut ertragen können. Der Aufenthalt in Höhen über 2.000
Meter und im tropischen Klima kann zu einer großen Belastung
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Leben mit
Herzschwäche
Kann ich weiterhin Sport treiben?
für das Herz führen. Sie sollten daher von Reisen in solche Regionen
absehen. Bei langen Flügen kann durch den Bewegungsmangel,
trockene Luft und unzureichende Flüssigkeitszufuhr das Risiko von
Blutgerinnseln steigen.
Diese können sich in den
Körpervenen bilden, mit
dem Blutstrom fortgeleitet werden und eine Lungenarterie verstopfen. Ein
solches Ereignis kann lebensgefährlich sein. Auf
lange Flugreisen sollten
Sie daher, wenn bei Ihnen
eine schwere Herzinsuffizienz vorliegt, verzichten
oder blutverdünnende Mittel als Prophylaxe gegen Thrombosen
einnehmen.
Kann ich weiter Autofahren?
Es gibt keine festen Regeln für Patienten mit Herzschwäche hinsichtlich des Autofahrens, sofern Sie keinen automatisch entladenden
Defibrillator (Automatic Implantable Cardioverter Defibrillator –
AICD) implantiert bekommen haben. Faktoren, die
die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, sind allerdings
oft Begleitsymptome der
Herzschwäche
wie
Schwindel, Konzentrationsverlust, Müdigkeit,
Merkfähigkeitsstörungen
und Folgen von Herzrhythmusstörungen. Ihre
Medikation führt in der
Regel nicht zur Fahruntüchtigkeit. Wenn Sie verunsichert sind, besprechen Sie dies bitte
mit Ihrem Arzt.
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Vorsorge
und Nachsorge
Eine Herzschwäche ist
kein Schicksal, sondern sie
ist vermeidbar.
Vorsorge und
Nachsorge
Richtige Ernährung und
Bewegung verhindern
Herzerkrankungen.
Vorsorge und Nachsorge
Wie kann ich der Entstehung einer Herzschwäche vorbeugen?
Die angemessene Behandlung einer kardiologischen Grunderkrankung steht an erster Stelle zur Vorbeugung der Herzschwäche.
Häufige Ursachen für eine chronische Herzschwäche sind Bluthochdruck und eine koronare Herzerkrankung. Bluthochdruck sollte
früh erkannt und ausreichend behandelt werden. Da der Bluthochdruck von Patienten oft unbemerkt bleibt, sollten Sie regelmäßige
Blutdruckkontrollen durchführen. Das Risiko einer Herzerkrankung
kann durch eine gesunde Lebensführung verringert werden.
Sehr wichtig ist dabei der Verzicht auf Nikotin. Empfehlenswert ist
eine ausgewogene, ballaststoffreiche Diät mit einem niedrigen Anteil tierischer Fette. Die Ernährungspyramide veranschaulicht die
30
empfohlene Ernährungszusammensetzung. Vermeiden Sie Übergewicht und lassen Sie die Blutfettwerte von Ihrem Arzt regelmäßig
kontrollieren. Alkohol wirkt prinzipiell schädlich auf das Herzmuskelgewebe. Der Genuss von geringen Mengen Rotwein, bis zu einem Glas pro Tag, kann sich aber positiv auf die Herzgesundheit
auswirken.
Positiv wirkt sich zudem regelmäßige körperliche Aktivität aus. Dabei sollten Sie Ausdauersportarten den Vorzug gegenüber solchen
Sportarten geben, bei denen schnelle, plötzliche Anstrengungen
und hohe Kraftaufwendungen gefordert sind. Liegt bei Ihnen eine
Herz- oder eine Gefäßerkrankung vor, so können regelmäßige kardiologische Untersuchungen dazu dienen, ein unbemerktes Voranschreiten der Krankheit zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Welche Risikofaktoren sind besonders wichtig?
Ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung der Herzschwäche ist
ein erhöhter und nicht ausreichend behandelter Blutdruck. Da den
meisten Formen der Herzschwäche ein oder mehrere Herzinfarkte
vorausgehen, sind die Faktoren, die zu einer koronaren Herzerkrankung (Gefäßverengung) führen, besonders wichtig. Diese sind neben
dem erhöhten Blutdruck das Rauchen, erhöhte Cholesterinwerte,
Übergewicht und Diabetes mellitus. Weitere, jedoch seltenere Risikofaktoren sind familiäre Häufungen von entsprechenden Herzerkrankungen, insbesondere die familiäre Häufung von Herzmuskelerkrankungen. Sollten in Ihrer Familie mehrfach Personen mit
Herzerkrankungen vorkommen – vor allem Herzinfarkte in jüngeren Jahren – ist eine präventive kardiologische Untersuchung auch
ohne Beschwerden sinnvoll. Es gibt erblich bedingte Fettstoffwechselstörungen, deren frühzeitige medikamentöse Behandlung oft
Spätfolgen vermeiden kann.
Es ist bekannt, dass Übergewicht ein Risikofaktor für die Entwicklung
einer Herzschwäche ist. Übergewicht führt häufig zu Diabetes und
hohen Blutfettspiegeln. Beide tragen ebenfalls zu der Entwicklung
einer Herzschwäche bei. Regelmäßiger Ausdauersport und eine
31
Vorsorge und
Nachsorge
Kann ich durch Sport oder Ernährung einer Herzschwäche
vorbeugen?
mediterrane Ernährung führen zu einer Normalisierung der Blutfette sowie häufig zu einer Normalisierung des Körpergewichtes,
was der Entwicklung einer
Herzschwäche
vorbeugen
kann.
32
Zusammenfassung
Die Herzschwäche ist eine Erkrankung, die durch eine eingeschränkte
muskuläre Pumpleistung des Herzens bedingt ist. Sie ist die Folge vieler
anderer Herzerkrankungen. Die Fortschritte der Medizin und die höhere
Lebenserwartung führen zu einer steilen Zunahme der Herzschwäche,
von der allein in Deutschland weit mehr als eine Million Menschen betroffen sind. Man kann also die Herzschwäche als eine der wichtigen
Volkskrankheiten bezeichnen.
Die vorliegende Patientenbroschüre geht in Form von Fragen und Antworten leicht verständlich auf die Ursachen, das Beschwerdebild und die
verschiedenen Maßnahmen sowie die Therapiemöglichkeiten bei der
Herzschwäche ein. Eine wichtige Ergänzung dazu sind Fragen, die sich
mit der Prävention, dem Leben mit Herzinsuffizienz und der Nachsorge
beschäftigen.
Wir hoffen und erwarten, dass die vorliegende Patientenbroschüre von
betroffenen Patienten, Familienangehörigen und interessierten Laien
gern gelesen wird und mit dazu beiträgt, ein besseres Verständnis für
diese so weit verbreitete Volkskrankheit zu entwickeln.
Wir sind für alle Anregungen und Verbesserungsvorschläge dankbar. Diese können Sie an die im Impressum angegebene Anschrift des Kompetenznetzes Herzschwäche richten.
33
Anhang
Definition und Klassifikation von Blutdruckwertbereichen
Die Einteilung der Blutdruckwerte orientiert sich an den Ergebnissen
großer Studien. Die Einteilung der Leitlinie der WHO/ISH-Leitlinie wird
hier aufgeführt:
Klassifikation
systolisch
diastolisch
optimal
< 120
< 80
normal
< 130
< 85
„noch“ normal
130 – 139
85 – 89
leichte Hypertonie
(Schweregrad 1)
140 – 159
90 – 99
mittelschwere
Hypertonie
(Schweregrad 2)
160 – 179
100 – 109
schwere Hypertonie
(Schweregrad 3)
> 180
> 110
isolierte systolische
Hypertonie
> 140
< 90
Definition und Klassifikation von Blutdruckbereichen in mm Hg (wenn
systolischer und diastolischer Blutdruck bei einem Patienten in unterschiedliche Klassen fallen, sollte die höhere Klasse Anwendung finden).
Die Zuordnung in optimale bzw. normale Blutdruckwerte basiert auf
großen prospektiven Studien, die gezeigt haben, dass die Wahrscheinlichkeit eines kardiovaskulären Ereignisses bei diesen Blutdruckwerten weitgehend dem “Basisrisiko” in den meisten industrialisierten Bevölkerungen
entspricht. Bei den Hypertonieformen Grad 1 bis 3 und der isolierten systolischen Hypertonie gibt es zahlreiche Beweise für die Effektivität einer
medikamentösen Intervention. Alle Blutdruckwerte > 140/90 mm Hg sollten Anlass zu einer weiteren Abklärung, Diagnostik und eventuell zu einer Therapie geben.
34
Tabelle zur Bestimmung des Body-Mass-Index (BMI)
Der BMI ergibt sich aus Körpergröße in Metern und Gewicht in Kilogramm
(Berechnung: BMI = Körpergewicht in kg / Körpergröße in m2 ).
kg
m
50
52
54
56
59
61
63
65
68
70
72
74
77
79
81
83
86
88
90
92
95
97
99
101
104
106
108
110
113
1,55 1,57 1,60 1,63 1,65 1,68 1,70 1,73 1,78 1,80 1,83 1,85
20,8
21,6
22,5
23,3
24,6
25,4
26,2
27,1
28,3
29,1
30,0
30,8
32,0
32,9
33,7
34,5
35,8
36,6
37,5
38,3
39,5
40,4
41,2
42,0
43,3
44,1
45,0
45,8
47,0
20,3
21,1
21,9
22,7
23,9
24,7
25,6
26,4
27,6
28,4
29,2
30,0
31,2
32,0
32,9
33,7
34,9
35,7
36,5
37,3
38,5
39,4
40,2
41,0
42,2
43,0
43,8
44,6
45,8
19,5
20,3
21,1
21,9
23,0
23,8
24,6
25,4
26,6
27,3
28,1
28,9
30,1
30,9
31,6
32,4
33,6
34,4
35,2
35,9
37,1
37,9
38,7
39,5
40,6
41,4
42,2
43,0
44,1
18,8
19,6
20,3
21,1
22,2
23,0
23,7
24,5
25,6
26,3
27,1
27,9
29,0
29,7
30,5
31,2
32,4
33,1
33,9
34,6
35,8
36,5
37,3
38,0
39,1
39,9
40,6
41,4
42,5
18,4
19,1
19,8
20,6
21,7
22,4
23,1
23,9
25,0
25,7
26,4
27,2
28,3
29,0
29,8
30,5
31,6
32,3
33,1
33,8
34,9
35,6
36,4
37,1
38,2
38,9
39,7
40,4
41,5
17,7
18,4
19,1
19,8
20,9
21,6
22,3
23,0
24,1
24,8
25,5
26,2
27,3
28,0
28,7
29,4
30,5
31,2
31,9
32,6
33,7
34,4
35,1
35,8
36,8
37,6
38,3
39,0
40,0
35
17,3
18,0
18,7
19,4
20,4
21,1
21,8
22,5
23,5
24,2
24,9
25,6
26,6
27,3
28,0
28,7
29,8
30,4
31,1
31,8
32,9
33,6
34,3
34,9
36,0
36,7
37,4
38,1
39,1
16,7
17,4
18,0
18,7
19,7
20,4
21,0
21,7
22,7
23,4
24,1
24,7
25,7
26,4
27,1
27,7
28,7
29,4
30,1
30,7
31,7
32,4
33,1
33,7
34,7
35,4
36,1
36,8
37,8
15,8
16,4
17,0
17,7
18,6
19,3
19,9
20,5
21,5
22,1
22,7
23,4
24,3
24,9
25,6
26,2
27,1
27,8
28,4
29,0
30,0
30,6
31,2
31,9
32,8
33,5
34,1
34,7
35,7
15,4
16,0
16,7
17,3
18,2
18,8
19,4
20,1
21,0
21,6
22,2
22,8
23,8
24,4
25,0
25,6
26,5
27,2
27,8
28,4
29,3
29,9
30,6
31,2
32,1
32,7
33,3
34,0
34,9
14,9
15,5
16,1
16,7
17,6
18,2
18,8
19,4
20,3
20,9
21,5
22,1
23,0
23,6
24,2
24,8
25,7
26,3
26,9
27,5
28,4
29,0
29,6
30,2
31,1
31,7
32,2
32,8
33,7
14,6
15,2
15,8
16,4
17,2
17,8
18,4
19,0
19,9
20,5
21,0
21,6
22,5
23,1
23,7
24,3
25,1
25,7
26,3
26,9
27,8
28,3
28,9
29,5
30,4
31,0
31,6
32,1
33,0
PROCAM-Risikorechner: Wie hoch ist mein persönliches Herzkreislaufrisiko?
Alter [Jahre]
35 - 39
0
40 - 44
6
45 - 49
11
50 - 54
16
55 - 59
21
60 - 65
26
Raucher
Nein
0
Ja
8
Myokardinfarkt in der Familie
Nein
0
Ja
4
Systolischer Blutdruck [mmHg]
< 120
0
120 - 129
2
130 - 139
3
140 - 159
5
> 160
8
LDL Cholesterin [mg/dl]
< 100
0
100 - 129
5
130 - 159
10
160 - 189
14
> 190
20
HDL-Cholesterin [mg/dl]
< 35
11
35 - 44
8
45 - 54
5
> 55
0
Triglyzeride [mg/dl]
< 100
0
100 - 149
2
150 - 199
3
< 200
4
Diabetes mellitus
Nein
0
Ja
6
10-Jahresrisiko [%] für PROCAM-Score (Gesamtpunkte)
0 - 20
21 - 28
29 - 37
38 - 44
0,5
1,5
2,3
6,6
45 - 53
54 - 61
> 61
14,8
28,1
43,2
Der PROCAM-Score ist das Risiko, innerhalb der nächsten 10 Jahre einen
Herzinfarkt zu erleiden.
36
PROCAM-Risikorechner: Wie hoch ist mein persönliches Herzkreislaufrisiko?
So rechne ich mein Risiko aus:
Beispielperson
Alter
LDL-Cholesterin
HDL-Cholesterin
Triglyzeride
Diabetiker
Infarkt in der Familie
Raucher
Systol. Blutdruck
48 Jahre
140 mg/dl
35 mg/dl
200 mg/dl
Nein
Nein
Nein
145 mmHg
Summe
= 11 Punkte
= 10 Punkte
= 8 Punkte
= 4 Punkte
= 0 Punkte
= 4 Punkte
= 8 Punkte
= 5 Punkte
50 Punkte
Das entspricht einem 10-Jahresrisiko von 14,8 %.
37
Stichwortverzeichnis
A
ACE-Hemmer
17, 19
Alkohol
10, 23, 34
Angiotensin II
17
Arteriosklerose. Siehe Gefäßverengung
AT1-Antagonisten
17, 19
Atemnot
8, 9, 12, 28
Auswurfleistung
8
Autofahren
31
diastolische
8
Schweregrad
8, 9
systolische
8
Therapie 3, 10, 15, 16, 19, 21, 26, 27
Ursache
10
Verlauf
9
Vorbeugung
34
Herztransplantation
16
Hypertonie. Siehe Bluthochdruck
B
Ballonkatheter
16
Beta-Blocker
17, 19
Bluthochdruck
8, 10, 34, 38
BMI. Siehe Body-Mass-Index
Body-Mass-Index
22, 39
Bypass
16
K
Körpergewicht
C
Coxinhibitoren
D
Defibrillator
Digitalisglykoside
Diuretika
L
Luftnot
G
Gefäßverengung
9, 13, 23, 26, 27, 30
M
Magnetresonanztomographie
13
Markermoleküle
13
Medikamente
Einnahme
18, 19
Kombination
20
Nebenwirkungen
19
MRT. Siehe Magnetresonanztomographie
20
21, 31
18, 19
17, 20, 22
N
Nachsorge
3, 33, 34
New York Heart Association
8
Notfall 13. Siehe auch
13
NYHA. Siehe New York Heart Association
E
Echokardiographie
13
EKG. Siehe Elektrokardiogramm
Elektrokardiogramm
13, 23
Eplerenon
20
Ernährung
17, 22, 28, 35
Ernährungspyramide
34
F
Flugreise
19, 22
R
Rauchen
Reisen
Risikofaktoren
23
30
35
30
S
Schwellungen
Schweregrad
Schwindelgefühl
Sexualität
Spironolacton
Sport
Stent
10
H
Herzinsuffizienz Siehe Herzschwäche
Herzkatheteruntersuchung
13, 16
Herzklappenfehler
16
Herzklopfen
9
Herzkranzgefäße
14
Herzkranzgefäßerkrankungen
23
Herzrhythmusstörungen
14, 18, 20, 21
Herzschrittmacher
21
Herzschwäche
Begleiterkrankungen
26
27, 28
9
27
29
20
23, 29, 34, 35
16
V
Vitamine
Vorsorge
W
Wassertabletten. Siehe Diuretika
38
21
32, 34
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Tel.: 030 / 450 576 812
Fax: 030 / 450 576 962
eMail: [email protected]
Internet: www.knhi.de
Die Deutsche Herzstiftung bietet für Patienten mit
Herzschwäche weitere Informationen an, z. B.:
• Notfallausweis
• Gesundheitspass
• Medikamentenausweis
• Herznotfall im Ausland: So holen Sie Hilfe
(Sprachführer in 10 Sprachen)
www.herzstiftung.de
Mit freundlicher Unterstützung
von
www.Lebensmonitor24.de
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