Auf Zeitreise mit »Orlando - Staatstheater Braunschweig

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Milda Tubelytė als Orlando
Auf Zeitreise mit »Orlando«
Uraufführung des Preisträgerwerkes des 1. Internationalen Opernpreises Braunschweig
»Gestern morgen war ich verzweifelt […]. Ich […] schrieb die folgenden Worte, wie automatisch,
auf ein sauberes Blatt: Orlando:
Eine Biographie. Kaum hatte ich
das getan, war mein Körper überflutet von Entzücken und mein
Kopf von Ideen.« schrieb Virginia
Woolf im Oktober 1927 an ihre
Geliebte, die adelige Vita Sackville-West. Woolf war angefeuert
von der engen Beziehung, Begeisterung und Liebe zu dieser schillernden Abenteurerin und fragte
nun in diesem Brief, ob es Vita
etwas ausmache, dass »Orlando«
ihre literarische Entsprechung sei.
Nur wenige Tage später antwortete Vita ihr: »Mein Gott Virginia,
wenn ich jemals vor Begeisterung
und Schreck gezittert habe, dann
bei der Aussicht, in die Form von
Orlando gegossen zu werden.«.
Was in den kommenden Monaten entstehen sollte, wird oft als
längster Liebesbrief der Literaturgeschichte bezeichnet. Woolf hat
mit »Orlando« aber nicht nur ihrer
Geliebten ein Denkmal gesetzt,
sondern einen poetischen Text
geschaffen, der Grenzen überschreitet, die Ekstase zum ästhetischen Prinzip erklärt. Dabei
brechen in »Orlando« einerseits
zeitliche Strukturen auf, indem die
Titelfigur mehrere Jahrhunderte
durchlebt, selbst aber im Verhältnis
nur wenig altert. So ist Orlando zu
Beginn der Handlung ein junger
Mann im England des 16. Jahrhunderts, der sogar von Queen Elisabeth I. begehrt wird. Verletzungen
in der Liebe wie in der Kunst –
er, der Literat, erfährt eine vernichtende Kritik für sein Gedicht
»The Oak Tree« – veranlassen ihn
schließlich, seine Heimat vorübergehend nach Konstantinopel zu
verlassen. Inmitten all der dortigen
Unruhen schließlich wird eine weitere Grenze gesprengt: Orlando
wechselt das Geschlecht und lebt
fortan als Frau.
Der Komponist Peter Aderhold
und die Librettistin Sharon L. Joyce
sind mit »Orlando« die Preisträger
des 1. Internationalen Opernpreis
Braunschweig. Analog zur Handlung ist »Orlando« auch eine musikalische Zeitreise, die über
Woolfs Zeit und Roman hinausgeht und bis in unsere Gegenwart
führt. Peter Aderhold nimmt auf
die jeweiligen Epochen der Handlung musikalisch Bezug, indem er
typische Strukturen und charakteristische Instrumente in seine eigene Tonsprache einfließen lässt.
Gleichzeitig befragt die Figur der
Virginia Woolf stets die Möglichkeit und Unmöglichkeit des biografischen Erzählens: Wie viele
Persönlichkeiten, wie viele Zeiten
schlagen in einem Herzen? Kann
man Identität fassen?
Orlando
Oper von Peter Aderhold
Musikalische Leitung
Christopher Hein
Inszenierung Roland Schwab
Bühne Alfred Peter
Kostüme Gabriele Rupprecht
Dramaturgie Sarah Grahneis
Mit Mirella Hagen, Rossen Krastev,
Lydia Moellenhoff, Anne Schuldt,
Matthias Stier, Milda Tubelytėė
ab 22. April im Kleinen Haus
Eine Musik zwischen Verdi und Wagner
Antonio Smareglias »La Falena« erstmals am Staatstheater Braunschweig
Was Oper-Ausgrabungen betrifft, so hat sich das Staatstheater
Braunschweig in den vergangenen
Spielzeiten auch überregional
einen Namen geschaffen. So erfolgreichen wie außergewöhnlichen Titeln wie »Die Reise des
Edgar Allan Poe«, »Anna Karenina«
oder »Sturmhöhe« schließt sich
nun ein weiterer an: »La Falena«
des italienischen Komponisten
Antonio Smareglia und seines
Librettisten Silvio Benco. Gemeinsam schufen sie mit diesem
Werk ein »Theater der Poesie« wie
sie es selbst nannten. 1897 wurde
»La Falena« in Venedig glanzvoll zur
Uraufführung gebracht und erlebt
jetzt in Braunschweig seine längst
verdiente Wiederentdeckung.
Die Falena ist ein Fabelwesen in
Gestalt einer wunderschönen Frau
– einer »femme fatale«. Im Schutz
der Nacht und auf der Suche nach
der Liebe von Männern dringt sie
in deren Träume ein, raubt ihnen
die Sinne und verleitet sie zu grausamen Taten. Auch König Stellio
verfällt dem erotischen Zauber
der Falena und tötet im Rausch
den Vater seiner Geliebten Albina.
Damit nimmt er eine Schuld auf
sich, über die er nicht hinwegzukommen vermag.
Regisseur Michael Schulz – in
Braunschweig
aufgewachsen,
doch erstmals als Regisseur am
Staatstheater tätig – stellt das
Werk in den Kontext seiner Entstehungszeit, die u. a. durch die
Industrialisierung, die Erstarkung der Frau in der Gesellschaft
sowie durch die Entdeckung der
Psychoanalyse und der damit einhergehenden sexuellen Befreiung
verbunden war. Das männlich dominierte Wertesystem schien sich
mehr und mehr aufzulösen, was
eine Stimmung der Angst erzeugte. So steht die Figur des
Stellio im Mittelpunkt seiner In-
terpretation: ein angstbesetzter
Mann, der hin und her gerissen
ist zwischen den Verpflichtungen
gegenüber einer puristischen
Gesellschaft und dem rauschhaften Verlangen nach sinnlicherotischer Freiheit.
Smareglia schuf dazu eine Musik,
die bis in die kleinsten Nuancen
seine Beschäftigung mit Themen
wie Naturgewalten, Fabeln und
Traumzuständen
widerspiegelt.
Seine Sprache schöpft dabei aus
zwei Quellen zugleich: aus der
durch Giuseppe Verdi geprägten
italienischen Romantik und aus dem
Musikdrama Richard Wagners.
SCHÖNHEIT
Bis ins Beunruhigende und Bizarre vermag Smareglia den
musikalischen Fluss zu steigern,
um nächtlicher Atmosphäre und
hypnotischen Rauschzuständen
entsprechenden Ausdruck zu verleihen.
Aus der letzten noch vorhandenen
Partitur wird das Staatstheater
Braunschweig dieses für lange
Zeit verschollen geglaubte Meisterwerk wieder rekonstruieren.
La Falena
Oper von Antonio Smareglia
Musikalische Leitung Florian Ludwig
Inszenierung Michael Schulz
Bühne Kathrin-Susann Brose
Kostüme Renée Listerdal
Chor Georg Menskes
Dramaturgie Christian Steinbock
Mit Michael Ha,
Ekaterina Kudryavtseva,
Arthur Shen, Nadja Stefanoff,
Selçuk Hakan Tiraşoğlu
Orhan Yildiz
ab 15. April im Großen Haus
8. Sinfoniekonzert
Gustav Mahler Das Lied von der Erde
Awet Terterjan Sinfonie Nr. 5
10. April um 11.00 Uhr & 11. April um 20.00 Uhr | Stadthalle
Musikalische Leitung Jonas Alber
Solisten Kor-Jan Dusseljee, Anne Schuldt
Impressum: Staatstheater Braunschweig, Am Theater, 38100 Braunschweig | Generalintendant: Joachim Klement | Verwaltungsdirektorin: Claudia Schmitz | Redaktion: Dramaturgie & Kommunikation | Foto: Volker Beinhorn | Gestaltung: Caroline Drechsel
Verlag: BZV Medienhaus GmbH, Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig | Druck: Druckzentrum Braunschweig GmbH, Christian-Pommer-Str. 45, 38112 Braunschweig
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