Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob Das Elektronenstrahloszilloskop zur Aufnahme von Durchlasskurven Gruppe 8 -1- Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob 1 Einführung Dieser Versuch beschäftigt sich mit der Benutzung des Elektronenstrahloszilloskops und seiner Verwendung zur Messung von Durchlasskurven und Phasenverschiebungen. Das Oszilloskop besteht im wesentlichen aus einer Elektronenstrahlröhre, in der der Elektronenstrahl durch elektrische Felder abgelenkt werden kann. Der Grad der vertikalen Ablenkung hängt von der an den beiden Eingängen anliegenden Spannung (CH1, CH2) ab. Die Eingangssignale werden in diesem Versuch meist von einem Funktionsgenerator geliefert bzw. von einer Elektrischen Schaltung (Tiefpass, Parallelschwingkreis) die mit diesem verschalten ist. Die Ablenkung in der Horizontale wird von einer Sägezahnspannung gesteuert (minimale Ablenkung bei minimaler Spannung, maximale Ablenkung bei maximaler Spannung). Damit das Oszilloskop ein vernünftiges (stehendes) Bild anzeigt und die beiden Signale gegeneinander ausgewertet werden können, muss das Signal getriggert werden. Das funktioniert folgendermaßen: Die Sägezahnspannung setzt immer erst dann ein, wenn das Signal einen bestimmten Wert über- oder unterschreitet. So ist die Sägezahnspannung immer synchron zum dargestellten Signal und man bekommt ein stehendes Bild. Dies macht es möglich die Phasenverschiebung zwischen den beiden Signalen zu visualisieren, da beide dann immer relativ zueinander angezeigt werden. Generell sind bei Arbeiten mit einem Oszilloskop periodische Signale zu verwenden, da andere Signale nicht sinnvoll dargestellt werden können. Die Auflösung des Signals kann sowohl in horizontaler, als auch vertikaler Richtung geändert werden, um der jeweiligen Signalstärke angepasst zu werden. Dies erfolgt in y-Richtung durch ändern der Laufzeit für eine Durchquerung der Anzeige, in x-Richtung, durch einen geräteinternen Spannungsteiler, der das Eingangsignal auf das gewünschte Pegelniveau absenkt. Als Zubehör für genauere Messwerte, die nicht mehr so stark von den gerätebedingten Störungen beeinflusst werden, gibt es den sogenannten Tastkopf. Er besteht aus einer Parallelschaltung eines Kondensators und eines Widerstandes. -2- Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob 2 Versuchsdurchführung 2.1 Tiefpass In diesem Abschnitt geht es um die Erhebung von Messdaten der Durchlasskurve und der Phasenverschiebung bei einem Tiefpass. Die Grenzfrequenz des Tiefpass kann mit folgender Beziehung berechnet werden: fG = 1 1 = = 23,4kHz 2 ⋅ π ⋅ R ⋅ C 2 ⋅ π ⋅ 68Ω ⋅ 100 ⋅ 10 −9 F Somit ergibt sich in unserem Fall mit den Daten der Schaltung und denen des Oszilloskopes eine zu erwartende Grenzfrequenz von 23,4kHz. Während der Messung werden folgende Daten protokolliert: -- Frequenz des Eingangssignals -- Signalstärke des Eingangssignals der Schaltung -- Signalstärke des Ausgangssignals der Schaltung -- Zeitdifferenz des Ein und Ausgangssignals der Schaltung Dies geschieht wie folgt: Die Frequenz (und Form) des Eingangssignals kann am Funktionsgenerator abgelesen werden. Die Signalstärken von Eingangs- und Ausgangsignal sind am Oszilloskop abzulesen; auf dem Schirm können aus der Skaleneinteilung und der Stellung der Schalter, die die Empfindlichkeit des jeweiligen Kanals regeln, auf die jeweiligen Pegelstärken geschlossen werden. Die Zeitdifferenz kann ermittelt werden, indem beide Signale gleichzeitig auf dem Schirm dargestellt werden und die Verschiebung in x-Richtung beim gleichen y-Wert abgelesen wird; auch hierbei ist auf den Empfindlichkeitsbereich zu achten der am Regler eingestellt wurde. -3- Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob Graph: Frequenz gegen Amplitude 1,2 Amplitudenverhältnis 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 Frequenz [kHz] Bei der Grenzfrequenz hat man ein Amplitudenverhältnis von U A / U E = 1 / 2 ≈ 0,7 . ⇒ f G = 20kHZ -4- 250,0 Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob Graph: Frequenz gegen Phasenverschiebung 80 70 Phasenverschiebung [°] 60 50 40 30 20 10 0 0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 Frequenz [kHz] Diese Abbildung zeigt die Phasenverschiebung der zwei Kurven, die gemessen wurden. Sie wurde aus der Zeitdifferenz der beider Kurven errechnet. Dies geschah mit der Formel ∆P = f ⋅ ∆t ⋅ 360° , wobei ∆P die Phasenverschiebung, ∆t die Zeitdifferenz der zwei Kurven und f die eingestellte Frequenz sind. ⇒ f G = 30kHz Die berechnete Grenzfrequenz liegt genau zwischen den beiden abgelesenen Grenzfrequenzen. Normalerweise ist die gemessene Grenzfrequenz aufgrund von Dämpfungseffekten niedriger. Auch die Toleranzen der Bauteile können zu Ungenauigkeiten führen. Insbesondere Kondensatoren können Toleranzen von ca. 10 – 20% aufweisen. Im Gegensatz zum Tiefpass (RC-Glied), der in unserer Versuchsanordnung durchgemessen wurde und nur tiefe Frequenzen passieren lässt, filtert ein Hochpass (CR-Glied) nur tiefe Frequenzen heraus bzw. lässt hohe Frequenzen durch. Die beiden Schaltungen bestehen aus den gleichen Bauteilen, einem ohmschen Widerstand und einem dazu in Serie geschalteten Kondensator. In der Anwendung unterscheiden sich die beiden Schaltung dadurch, dass beim Tiefpass am Kondensator und beim Hochpass am Widerstand die gemessene (Ausgangs-) Spannung abgegriffen wird. Die Durchlasskurve ist für einen Hochpass mit gleichen Kenngrößen wie unser Tiefpass ist eine an der Parallele zur Frequenzachse durch die Grenzfrequenz gespiegelte Durchlasskurve des Tiefpasses. Die Grenzfrequenz bekommt man auch bei einer Phasenverschiebung von 45° bzw. bei einem Amplitudenverhältnis von 1 / 2 . -5- Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob Integrierende Wirkung des Tiefpasses: Die Gleichung für die Ausgangsspannung beim Tiefpass lautet für ein eingehendes Rechtecksignal: U = U 0 (1 − e − t / RC ) = U 0 (1 − (1 − t / RC + t 2 / 2! RC − t 3 / 3! RC + ...)) ⇒ U ≈ U 0 t / RC Ist die Dauer des Signals klein gegenüber RC, bzw. die Frequenz groß ( f >> f G ), so kann obige Näherung angenommen werden und man sieht die integrierende Wirkung des Tiefpasses. Im Versuch bekam man bei 200kHz ( f >> f G ) eine Dreiecksspannung, bei 20kHz ( f ≈ f G ) war der Graph eine etwas verzerrte Dreiecksspannung und bei 1kHz ( f << f G ) bekam man wieder die Rechtecksspannung also das Ursprungssignal (vgl. Heft). Dass zwischen den horizontalen Teilen der Rechtecksspannung (über und unter der Nullinie), eine Verbindung in Form einer vertikalen Linie besteht rührt daher, dass das Signal aus dem Funktionsgenerator nicht instantan vom positiven zum negativen (bzw. umgekehrt) Maximalwert umschlägt, sondern weiterhin eine stetige Kurve durchläuft. Die scheinbar vertikale Gerade ist bei entsprechend hochauflösender horizontaler Auflösung als Gerade mit endlicher Steigung zu erkennen Allgemein: U E = U R + U C = IR + IX C dU A dt ⇒ U A = 1 / RC ∫ U E dt mit f << f G = 1 / 2πRC ⇒ R << 1 / ωC ⇒ R << X C ⇒ U E ≈ IR = RC für Frequenzen, die weit oberhalb der Grenzfrequenz liegen. Differenzierende Wirkung des Hochpasses (allgemein): U E = U R + U C = IR + IX C mit f >> f G = 1 / 2πRC ⇒ R >> 1 / ωC ⇒ R >> X C ⇒ U E ≈ IX C = U C dU C dU E ⇒ U A = RI = RC = RC für Frequenzen, die weit unterhalb der Grenzfrequenz dt dt liegen. 2.2 Tastkopf In diesem Teil des Praktikumversuchs wird der zum Oszilloskop gehörige Tastkopf abgeglichen. Dies erfolgt über einen regelbaren Kondensator der im Tastkopf verbaut ist. Hierzu wird der Tastkopf an einer Eingang des Oszilloskopes angeschlossen und die Messspitze des Tastkopfes an den oszilloskopeingenen Funktionsgenerator angeschlossen, von dem er nun ein Rechtecksignal erhält. Dieses ist im unabgeglichenen Zustand von „Ausreißern“ gekennzeichnet; ist der Kondensator richtig eingestellt worden, erscheint auf dem Schirm eine saubere Rechteckspannung. (Kurven vgl. Heft) -6- Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob 2.3 Parallelschwingkreis Jetzt wird in die Messschaltung ein Parallelschwingkreis eingebaut. Der Parallelschwingkreis besteht aus drei parallel geschalteten Komponenten, einem Kondensator, einer Spule und einem ohmschen Gesamtwiderstand. Die Schwingung gründet in der Energie des Systems, die vom Kondensator (E-Feld) in die Spule (Magnetfeld) und zurück wandert. Der Widerstand dämpft das gesamte System, um diese Dämpfung zu kompensieren, muß der Schwingkreis von außen (hier: Funktionsgenerator) periodisch angeregt werden. Wie schon im ersten Versuch wird das Signal des Funktionsgenerators einmal vor und einmal nach der Schaltung abgenommen. Als Signalform wird am Funktionsgenerator wieder eine Sinusspannung eingestellt. Nun wird die Frequenz kontinuierlich von niedrigen Frequenzen aus erhöht und über den gesamten durchlaufenen Bereich immer wieder die Amplitude gemessen und zusammen mit der jeweiligen Frequenz notiert. Die erhaltene Kurve zeigt bei der maximalen Amplitude die Resonanzfrequenz des Schwingkreises. Aufgrund von Berechnungen wurde eine Frequenz von 232kHz erwartet. Die Berechnung im Einzelnen: 1 1 fR = = = 232kHz −3 2 ⋅ π ⋅ L ⋅ C 2 ⋅ π ⋅ 1 ⋅ 10 H ⋅ 470 ⋅ 10−12 F Gemessen wurde die Resonanzfrequenz, indem man die Frequenz am Funktionsgenerator durchfuhr und beobachtete, bei welcher Frequenz die Amplitude der Ausgangsspannung maximal wurde. f R = 220kHz Kabel: Tastkopf: f R = 240kHz Das BNC- Kabel wurde gegen des Messkopf ausgetauscht, es konnte festgestellt werden, dass die Maximalamplitude bei der Messung mit dem Tastkopf um etwa 10% erhöht war; bei den restlichen Messwerten war ein ähnliches Verhalten zu beobachten. Dies bedeutete, dass mit dem Tastkopf empfindlichere/ genauere Messungen gemacht werden können, da die zusätzliche Kapazität des BNC-Kabels wegfällt, die die Messwerte verfälscht. Die Kabelkapazität berechnet sich folgendermaßen: fR = 1 2 ⋅ π ⋅ L ⋅ (C Schwingkreis + C BNC ) ⇔ C BNC = 1 4 ⋅π 2 (f ) ' 2 R ⋅L − C Schwingkreis = 1 4 ⋅ π ⋅ (220kHz ) ⋅ 10 H 2 2 -7- −3 − 470 ⋅ 10 −12 F = 53 pF Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob Graph: Frequenz gegen Ausgangsspannung 1,20 Ausgangsspannung [V] 1,00 0,80 0,60 0,40 0,20 0,00 0 50 100 150 200 250 300 Frequenz [kHz] Anhand des Diagramm kann die Bandbreite und die Güte bestimmt werden. Dazu wird abgelesen, bei welcher Frequenz die Amplitude das 1 / 2 -fache der Maximalamplitude ist. ⇒ Bandbreite: BB = 2∆f B = 40kHz ⇒ Güte: Q = f R / BB = 5,6 -8- Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob 2.4 Netzwechselspannung Im letzten Teil des Versuches wird die Wechselspannung „aus der Steckdose“ gemessen. Hierzu wird am Oszilloskop der Trigger auf „LINE“ gestellt, somit wird synchron zur Netzspannung getriggert. Nun wird nur der Tastkopf an das Oszilloskop angeschlossen. Über den Schutzleiter liegt der Messnullpunkt nun auf dem gleichen Potential wie der Nullpunkt des Wechselstroms. Nachdem ein geeigneter Messbereich eingestellt wurde, wird die Spitze des Tastkopfs in die Steckdose gesteckt (gemessen wird die Phase, nicht der Nulleiter). Das Oszilloskop zeigt nun 320V+2,5V an. Unter Berücksichtigung der 50Hz Wechselspannung resultiert daraus eine Effektivspannung (Teilen durch Wurzel 2) von 230V +1,8V. Dieser Versuch gibt Aufschluss darüber, dass tatsächlich die angegebenen 230V Wechselspannung, wie sie in Deutschland üblich sind „aus der Steckdose“ kommen. Ob der entnommene Strom nun, wie häufig vernommen, wirklich die Farbe gelb besitzt, konnte im Zuge dieses Experiments allerdings nicht verifiziert werden. 2.5 Störungen Störende Einflüsse auf die Messungen wurden untersucht, indem mit dem Tastkopf im Arbeitsbereich und um die Versuchsgeräte herum gemessen wurde. Direkt vor dem Oszilloskopschirm konnte ein Maximum festgestellt werden. Auch um den Funktionsgenerator und im sonstigen Arbeitsbereich konnten Störungen festgestellt werden. -9- Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob 3 Fragen 3.1 Wie groß muß die Kapazität im Tastkopf sein, wenn er abgeglichen ist? Schaltbild: UA RTast=9MΩ CTast ROsz=1MΩ COsz Im abgeglichenen zustand fließt kein Strom durch die Querverbindung, somit gilt: CTast RTast R = ⇔ CTast = C Osz ⋅ Tast ≈ 9 ⋅ C Osz C Osz ROsz ROsz 3.2 Nennen Sie die markantesten Unterschiede zwischen Schwingkreis, Hoch- und Tiefpass. Welche Rolle spielen diese Bausteine in der Technik? Schwingkreis, Hoch- und Tiefpass unterscheiden sich vor allem darin, welche Frequenzen sie passieren lassen. Beim Schwingkreis wird nur ein bestimmter Bereich um die Resonanzfrequenz durchgelassen (Bandpass) oder der Bereich um die Resonanzfrequenz wird herausgefiltert (Bandsperre) . Der Hochpass lässt allerdings alle Frequenzen überhalb einer bestimmten Grenzfrequenz und der Tiefpass alle unterhalb einer bestimmten Grenzfrequenz passieren. Somit kann man je nach dem welches Schaltelement man benutzt verschiedene Frequenzen herausfiltern. Dies findet zum Beispiel beim Radio (oder auch Funkgerät) eine Anwendung; um die Frequenz zu isolieren, die dem Sender entspricht den man gerade hören will. Weitere Verwendung finden diese Schaltungen auch in Lautsprechersystemen, wo sie als sogenannte Frequenzweichen agieren um somit das „Frequenzgemisch“ auf die einzelnen Töner zu verteilen, damit diese nur die Frequenzen wiedergeben, für die sie konstruktiv ausgelegt wurden. Hier noch der Schaltplan einer Frequenzweiche, die in einem 3-Wege-System verbaut wurde; in diesem Fall liegen die Übernahmefrequenzen (fließend) des Mitteltöners bei 500Hz, die des Hochtöners bei 6 kHz. -10- Gruppe 8 (Montag) Simone Lingitz; Sebastian Jakob 3.3 Betrachten Sie ein Feder-Masse-System und diskutieren Sie die Analogien zu einem einfachen LRC-Schwingkreis. Vergleicht man die beiden Systeme miteinander zeigen sich folgende Analogien: Feder-Masse-System Dämpfungsfaktor d Richtgröße k Äußere Kraft F Beschleunigung a = LRC-Schwingkreis Ohmscher Widerstand R Kapazität (reziprok) !/C Eingangsspannung U d 2x dt 2 Zeitliche Änderung der Stromstärke Massenträgheit m d 2Q dt 2 Selbstinduktivität L dQ Stromstärke I = dt Ladung auf dem Kondensator Q dx Geschwindigkeit v = dt Auslenkung in x-Richtung x Die jeweiligen Differenzialgleichungen lauten: d 2x dx d 2Q Q dQ m 2 + kx + d =0 L 2 + +R =0 dt C dt dt dt 3.4 Welcher Effekt tritt durch den kapazitiven Widerstand eines Serienschwingkreises bei niedrigen Frequenzen auf? Da der Kondensator für niedrige Frequenzen einen hohen kapazitiven Widerstand besitzt und der induktive Widerstand vernachlässigbar klein wird (ZL = i2πfL) verhält sich die Schaltung wie eine reine RC-Schaltung. -11-