Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Sozialpsychologie und Politische Psychologie HBM6: Evaluation (051105) Sitzung 4: Psychologische Interventionsmaßnahmen: Was sollen sie bewirken können? (II) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Lernziele: 1. Kenntnis der Zielarten von Interventionsmaßnahmen (Klassifikation und Inhalt) 2. Kenntnis verschiedener Interventionsarten und ihrer Unterscheidung 3. Verständnis der Erfolgserfassung von Interventionsmaßnahmen (Maße, Erfolgskonzept, empirisches Vorgehen) 4. Verständnis der allgemeinen Gütekriterien für psychologische Interventionsmaßnahmen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Überblick über heutige Sitzung Veränderungsziele von Interventionsmaßnahmen - externe verbindliche Ziele - interne programmspezifische Veränderungsziele - externe fakultative Ziele Interventionsarten - Drill und Coaching - Training - Therapie, Beratung, Unterricht Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen - Erfolgsmaße - Erfolgskriterien Allgemeine Gütekriterien für Interventionsmaßnahmen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Veränderungsziele von Interventionsmaßnahmen Interventionsmaßnahme = um so wirksamer (effektiver), je mehr sie sich den Zielen annähern kann, für die sie entwickelt wurde ⇒ Frage: Welches sind die Ziele, die ein Programm erreichen oder denen es sich zumindest „befriedigend“ annähern sollte, um als wirksam eingestuft werden zu können? Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Veränderungsziele von Interventionsmaßnahmen Externe verbindliche Ziele: Steigerung von L-Kompetenzen Generelles Ziel von Interventionsmaßnahmen: ⇒ längerfristige Wirkung auf Ebene der Fähigkeiten mit Anforderungsund Situationstransfer Ultimatives Ziel: ⇒ zeitlicher, situativer und Anforderungstransfer in Form der Übertragung der durch die Interventionsmaßnahme bewirkten Veränderungen von Erlebens- und/oder Verhaltensbereitschaften auf reale Alltagssituationen und -anforderungen extern: oft verfolgen Programme explizit nur programmspezifische (interne) Ziele; die Steigerung der L-Kompetenzen wird nicht explizit formuliert => sollten Programmen von außen zugeschrieben werden verbindlich: Steigerung der L-Kompetenzen wird als obligatorisch angesehen Klasse von Interventionsarten, die L-STAT-Kompetenzen beeinflussen Zuordnung durch empirischen Nachweis Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Veränderungsziele von Interventionsmaßnahmen Interne programmspezifische Veränderungsziele Psychologische IM => zur Veränderung intra- oder interpersoneller Systeme Intern: Veränderungsziele i.d.R. explizit durch Programmautor_innen festgelegt ⇒ maßnahmenspezifische Ziele mit unterschiedlichem Allgemeinheitsgrad ⇒ oft mehrere spezifische Ziele in einer IM, die - voneinander unabhängig oder aufeinander bezogen sein können - zeitgleich oder sukzessiv angestrebt werden können (bei sukzessiv angestrebten Zielen Unterscheidung in Nah-, Zwischen- und Fernzielen zweckmäßig) Vorschlag: Festlegung spezifischer Interventionsziele als Standard psychologischer Interventionsmaßnahmen ⇒ maßnahmenspezifische Ziele sollen problematisierbar und kritisierbar sein Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Veränderungsziele von Interventionsmaßnahmen Externe fakultative Veränderungsziele ⇒ zusätzliche Ziele, die weder zu den spezifischen noch zu den verbindlichen externen Zielen einer Maßnahme gehören und die extern, also nicht von Programmautor_innen selbst, vorgegeben werden Beispiele: • Zufriedenheit der Klienten/Patienten mit einer Maßnahme • Akzeptanz der Maßnahme von Seiten der Anwender_innen und der Zielpersonen • Reduktion der Rückfallquote • Entwicklungsanschub der L(-STAT)-Kompetenzen häufig: nachgewiesene positive Nebenwirkungen → Erklärung zu fakultativen Zielen empirischer Nachweis, dass Maßnahme fakultative Ziele erreicht: = zusätzliches Gütemerkmal der IM ≠ Nachweis der Wirksamkeit einer IM Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Interventionsarten • Drill • Coaching • Training • Therapie, Beratung und Unterricht • (Supervision) viele Überlappungen (keine einheitlich festgelegten Begriffe) Klinische Psychologie => kurative IM => Beratung, Therapie A&O- + pädagogische Psychologie => allgemein fördernde und präventive IM => Training, Coaching Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Interventionsarten Drill - Begriff militärischen Ursprungs; Gebrauch meist passivisch (und insgesamt heute nicht mehr sehr üblich) ⇒ intervenierende Person steht stark im Vordergrund ⇒ Übung ist besonders intensiv und wird laufend von außen überwacht Drill ist eine Interventionsart, die darin besteht, dass - bestimmte Ziele und Zwischenziele vorgegeben werden, die intervenierende Person den Weg zum Erreichen dieser Ziele festlegt, die intervenierende Person das Einhalten dieses Wegs fortlaufend kontrolliert und bewertet die intervenierende Person das Erreichen der verschiedenen Ziele kontrolliert. ⇒ Veränderung (Erarbeitung, Modifikation oder Aufrechterhaltung) direkt beobachtbarer Fertigkeiten bzw. Verhaltensmuster (Handlungsabläufe), wobei die intervenierende Person das fokussierte Verhalten so oft ausführen lässt, bis es hinreichend automatisiert und optimiert ist Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Interventionsarten Coaching - Begriff meist synonym mit Drill verwendet, wobei die intervenierende Person (Coach) dafür sorgen muss, dass Coachee die jeweils relevante Anforderung optimal bewältigen kann ⇒ Übung ist wesentliches Element (Drill möglicherweise) Zielsetzung beim Coaching (Veränderung von K-Kompetenzen) - Optimierung des Ausführungsverlaufs einer Tätigkeit (notwendige aber noch nicht hinreichende Bedingung) + ERFOLG am Ende der ausgeführten Tätigkeit ⇒ Ansatz an test- und testsituationsspezifsichen Kompetenzen, aber kein explizites Ziel der Steigerung der L-Kompetenzen Coaching = Maßnahmen, die zu einer kurzfristig verfügbaren Optimierung der Bewältigung spezifischer Anforderungen wie Eignungstests beitragen ≠ Verständnis im A&O-psychologischen bzw. Personalentwicklungsbereich Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Interventionsarten Training - enthält ebenfalls den Aspekt der wiederholten Ausführung und des Übens von Tätigkeiten, ABER: im Unterschied zu Drill und Coaching nicht nur Automatisierung und Optimierung von Verhaltensmustern, sondern ⇒ Vermittlung eines Verhaltenspotenzials, so dass eine breite Klasse von Anforderungen besser bewältigt werden können (STAT-Kompetenzen) ⇒ Steigerung der L-Kompetenzen Training (im engen Sinne): Aufbau und/oder nachhaltige Verbesserung von längerfristig verfügbaren Verhaltensdispositionen bzw. -potenzialen im Sinne von Fertigkeiten, Fähigkeiten und/oder Einstellungen etc., so dass ihre leistungsförderliche Nutzung nicht nur auf den Bereich der während der Intervention zu bearbeitenden Aufgaben- oder Problemtypen beschränkt bleibt, sondern dass sie darüber hinaus anforderungs- und situationsübergreifend transferiert werden (L-STAT-Kompetenzen) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Interventionsarten (Psycho-)Therapie - Annahme und Erwartung der Steigerung von L-Kompetenzen - Sammelbegriff für Reihe von Maßnahmen, mit denen Personen und/oder Systemen von Personen geholfen werden soll, meist komplexere Lebensschwierigkeiten zu bewältigen bzw. „seelische“ Gesundheit zu erlangen - Standardisierungsgrad geringer - Psychotherapiebegriff => IM bei Funktionsmustern (Syndromen) und bei interpersonellen Systemen - Behandlungsbegriff => Behandlung von gestörten Funktionen („Funktionstraining“) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Interventionsarten Beratung = weites Feld von Maßnahmen, die von der Bereitstellung von Informationen über bestehende Möglichkeiten und über die Interpretation diagnostischer Befunde bis hin zur Ermutigung und Erteilung von Ratschlägen reichen = Interventionsart für „jedermann“ Psychologische Mittel: ⇒ Informationen selbst ⇒ die beratende Person, „die durch Merkmale der Gesprächsgestaltung die Akzeptanz der Information erleichtern kann“ Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Interventionsarten Unterricht = Form der Lehre bzw. Unterweisung (i.e. Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten), die dazu dient, größere geistige Zusammenhänge, die der/die einzelne im Lebensvollzug kaum mehr erfahren kann, an die nachfolgende Generation zu überliefern zwei Rahmenbedingungen: - Distanz zum Erfahrungsraums des täglichen Lebens - systematischer Aufbau der Lehrinhalte Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Interventionsarten Gemeinsamkeit von Training, Therapie, Beratung und Unterricht Klasse von Interventionsarten, die in ihrem speziellen Anwendungsfeld längerfristige Wirkungen im L-STATKompetenzbereich erzeugen sollen, die auch das Alltagsleben betreffen ⇒ Situationstransfer ⇒ Anforderungstransfer ⇒ Transfer auf Alltag Empirische Prüfung, ob Ansprüche eingelöst werden wenn nicht => Änderung des Anspruches oder Weiterentwicklung/ Verbesserung des Programms Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Beurteilung der Wirksamkeit einer Interventionsmaßnahme ⇒ Wie gut kann eine Interventionsmaßnahme ihre internen programmspezifischen und ihre externen verbindlichen bzw. ihre fakultativen Ziele erreichen? - Empirische Feststellung des Zielerreichungsgrades unter Rückgriff auf beobachtbare Maße oder Kriteriumsvariablen, die als Operationalisierung der in den Zielen vorkommenden nichtbeobachtbaren Begriffe angesehen werden Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Kategorien von Erfolgsmaßen 1. theoriespezifische (oder schulspezifische) Erfolgsmaße 2. störungs- oder defizitspezifische Erfolgsmaße 3. externe oder fakultative Erfolgsmaße (allgemein, schul- und störungsübergreifend) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Theoriespezifische (oder schulspezifische) Erfolgsmaße => Maße, die in der das Programm fundierenden Theorie verankert sind (bzw. auf denen die ersten erfolgreichen Anwendungen der Interventionsmaßnahme beruhen) - müssen die Systemebene der IM (intra- oder interpersonell) berücksichtigen - Maße, die in Bezug auf verschiedene Theorien oder Schulen spezifisch sind, sind nicht miteinander vergleichbar Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Störungs- oder defizitspezifische Erfolgsmaße => Maße, die sich nicht auf spezifische Interventionsmaßnahmen beziehen, sondern auf die Störungen oder Defizite, zu deren Beseitigung oder Reduktion das entsprechende Programm eingesetzt wird (häufig abgeleitet aus den Diagnoseschlüsseln wie z.B. dem ICD-10 oder dem DSM-IV) - Maße sind nicht theoriefrei, beziehen sich aber auf eine Störungs- oder Defizittheorie und nicht auf eine Therapietheorie - Maße daher eher bzw. besser miteinander vergleichbar Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Externe oder fakultative Erfolgsmaße ⇒ allgemeine, schul- und störungsübergreifende Maße, die sich meist auf fakultative Ziele beziehen, aber weder auf eine Interventionstheorie noch auf eine Störungstheorie zurück gehen (Beispiele: Häufigkeit des Arztbesuches, Dauer und Umfang der Medikamenteneinnahme, Rückfallquote, Zufriedenheit, Akzeptanz, etc.) - Maße sind theoriefrei (hinsichtlich Interventions- und/oder Störungstheorie) - Maße sehr gut miteinander vergleichbar Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Empfehlung für die Evaluationspraxis ⇒ Die eingesetzten Maße sollten jeweils klassifiziert und dann getrennt nach dieser Klassifikation betrachtet werden, wobei sich im Zweifelsfall immer auf diejenigen diagnostischen Vorgehensweisen und Kriteriumsmaße beschränkt werden soll, die mit Blick auf die verschiedenen möglichen Interventionsziele und die zu erfassenden Wirkungen von vorrangiger Bedeutung sind. Ergänzung: ⇒ Prüfung bei jedem Maß, welcher Abstand im Sinne einer zu überwindenden Transferdistanz dieses Maß in Bezug auf die Anforderung während der Intervention darstellt ⇒ Je größer der Transferanspruch, desto unähnlicher müssen die Erfolgsmaße den Anforderungen der IM sein und desto größer muss auch der Unterschied zwischen Implementations- bzw. Ausführungskontexten und den Erhebungskontexten sein Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Erfolgsbewertung einer Interventionsmaßnahme Für Bewertung des Erfolgs einer Interventionsmaßnahme ist von entscheidender Bedeutung 1) das Ausmaß, in dem die postulierten programmspezifischen internen und die externen Ziele tatsächlich erreicht werden (Grad der Zielerreichung) 2) das Ausmaß an Veränderungen auf die Ziele hin (Grad der Veränderungen) ⇒ Basis ist Vergleich mit unterschiedlichen Bezugspunkten Grad der Zielerreichung = Abstand vom Ziel („kriterielle Bezugsnorm“) Grad der Veränderungen = Abstand von Ausgangspunkt vor der Intervention oder zu einem der aktuellen Erhebung vorausgehenden Erhebungszeitpunkt („individuelle Bezugsnorm“) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Grad der Zielerreichung als Erfolgskriterium Bestimmung des Grades der Zielerreichung: a) Vergleich der Leistung/Verhalten zu einem oder mehreren Zeitpunkten nach Intervention mit einem Normmaßstab oder dem angestrebten Zielzustand => Werteurteil b) Erfassung und Festlegung von individuellen Zielvorstellungen (die mit den spezifischen Zielen der Interventionsmaßnahme in Einklang stehen) und dann Vergleich der Leistung/Verhalten mit diesen Zielvorstellungen => individuelle Zielvorstellungen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Grad der Veränderungen als Erfolgskriterium Bestimmung des Grades der Veränderungen (am weitesten verbreiteter Ansatz bei der empirischen Evaluation der Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen) = Erhebung der Veränderung über die Differenz eines zu einem späteren Zeitpunkt erhobenen Wertes mit einem zu einem früheren Zeitpunkt erhobenen Wert (= Vortest-Nachtest-Differenz) - umgeht Probleme bei der Festlegung von Normen - gibt Aufschluss über Ausgangslage der Zielperson (= vorteilhaft, da so optimale Abstimmung auf Einzelfall vornehmbar ist) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Erfassung des Erfolgs von Interventionsmaßnahmen Grad der Veränderungen als Erfolgskriterium Informationsquellen und empirische Vorgehensweisen Hauptinformationsquelle: - Zielpersonen einer Interventionsmaßnahme weitere: - die/der Interventionsdurchführende - soziale Bezugspersonen - unabhängige Beobachter_innen Empirische Vorgehensweisen: - Einzel- oder Gruppenstudien - Prozess- oder Erfolgevaluationen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Allgemeine Gütekriterien für psychologische IM Bewertung der Wirksamkeit einer psychologischen IM ⇒ Kriterien zur Beurteilung der Güte oder Qualität a) des Programms selbst b) der nachweisbaren programmspezifischen Wirkungen = Gütekriterien, die grundsätzlich erfüllt sein sollten, um von einem in der Praxis erfolgreich einsetzbaren Programm sprechen zu können und um ein bestimmtes Programm mit bestimmten Prädikaten belegen zu können (hier vorgeschlagene Gütekriterien beziehen sich vorrangig auf die empirische Fundierung einer psychologischen Interventionsmaßnahme) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Allgemeine Gütekriterien für psychologische IM 1. Ethische Legitimierbarkeit (nicht-empirisch, verbindlich) 1.1 Ethische Legitimierbarkeit der Ziele einer psychologischen IM Voraussetzung: explizite Zielformulierung 1.2 Ethische Legitimierbarkeit der Vorgehensweise(n) zum Erreichen der Ziele => „der Zweck heiligt nicht die Mittel“ Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Allgemeine Gütekriterien für psychologische IM 2. Theoretische Fundierung (nicht-empirisch, je nach Auffassung verbindlich oder wünschenswert) Implikation, dass Interventionsmaßnahme nicht auf Vorraussetzungen beruhen sollte, die mit wissenschaftlichen Erkenntnissen unvereinbar sind ⇒ technologische Regeln sollten aus bewährten psychologischen Gesetzen hergeleitet sein Bezug auf: Inhalte eines Programms + Vermittlungsmethoden Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Allgemeine Gütekriterien für psychologische IM 3. Wirksamkeit (Nachweis des Auftretens der angestrebten Veränderungen, ihres Transfers, ihrer Intensität und ihrer Persistenz) (empirisch, verbindlich) 3.1 Nachweis der Steigerung der intendierten internen programmspezifischen K-Kompetenzen und ihrer Intensität während und/oder nach der Interventionsmaßnahme bei (verbindlich für Coaching, sonst fakultativ) 3.1.1 programmnahen Aufgaben oder Anforderungen 3.1.2 programmfernen Aufgaben oder Anforderungen 3.1.3 programmähnlichen Erfassungskontexten 3.1.4 programmunähnlichen Erfassungskontexten Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Allgemeine Gütekriterien für psychologische IM 3. Wirksamkeit (Nachweis des Auftretens der angestrebten Veränderungen, ihres Transfers, ihrer Intensität und ihrer Persistenz) (empirisch, verbindlich) 3.2 Zeitlicher Transfer der Wirkungen bei (verbindlich, wenn L-Kompetenzen beeinflusst werden sollen) 3.2.1 programmnahen Aufgaben oder Anforderungen 3.2.2 programmfernen Aufgaben oder Anforderungen 3.2.3 programmähnlichen Erfassungskontexten 3.2.4 programmunähnlichen Erfassungskontexten Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Allgemeine Gütekriterien für psychologische IM 3. Wirksamkeit (Nachweis des Auftretens der angestrebten Veränderungen, ihres Transfers, ihrer Intensität und ihrer Persistenz) (empirisch, verbindlich) 3.3 Situationstransfer (Intensität & Persistenz) (extern verbindlich und programmklassenspezifisch) 3.4 Anforderungstransfer (Intensität & Persistenz) (extern verbindlich und programmklassenspezifisch) 3.5 Erreichen von Fernzielen (verbindlich und programmklassenspezifisch) 3.6 Transfer des erlernten Verhaltens, der Strategien oder anderer Interventionsinhalte auf Alltagssituationen (Intensität & Persistenz) (extern verbindlich und programmklassenspezifisch) 3.7 Entwicklungsanschub der L-Kompetenzen (empirisch, fakultativ) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Allgemeine Gütekriterien für psychologische IM 4. Fehlen von negativen oder schädlichen Neben- und Folgewirkungen (empirisch, verbindlich) 5. Bewährung in der Praxis (empirisch, verbindlich) 6. Verlässlichkeit der Wirksamkeit unter Standardrandbedingungen (empirisch, verbindlich) 7. Robustheit (und Verlässlichkeit) unter verschiedenen Randbedingungen (empirisch, fakultativ) 8. Wirtschaftlichkeit relativ zu den Zielen (wenig empirisch, verbindlich) 9. Routinisierbarkeit und Adaptabilität (wenig empirisch, verbindlich) 10. Akzeptanz der und Zufriedenheit mit der Interventionsmaßnahme (empirisch, fakultativ) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 Allgemeine Gütekriterien für psychologische IM Anstoß zu konsensfähigen Standardgütekriterien für die Erfolgsbeurteilung psychologischer Interventionsmaßnahmen Bemessung des Wertes einer IM: ⇒ Wie gut werden wie viele Gütekriterien erfüllt? Vorteile solcher Gütekriterien: - leichtere Beurteilung (für Personen in der Praxis), was von einem Programm erwartet werden kann - einfachere Unterscheidung von tatsächlich „guten“ Interventionsmaßnahmen und solchen, die nicht mal einigermaßen wirksam sind - bei Konstruktion neuer und Evaluation bestehender Programme Aufmerksamkeit auf potenziell erreichbare Ziele und darauf hin einer Prioretisierung dieser Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Psychologische Interventionsmaßnahmen (II) 04. Mai 2015 relevante Begriffe • Veränderungsziele • Drill & Coaching • Training • Therapie, Beratung, Unterricht • Erfolgsmaße • Erfolgskriterien • Gütekriterien für psychologische Interventionsmaßnahmen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann