Palliative Therapiesequenzen bei gastro-ösophagealen Tumoren Prof. Dr. med. Florian Lordick Universitätsklinikum Leipzig, Direktor Universitäres Krebszentrum Leipzig (UCCL) Chemotherapie 1st-line Chemotherapie ist einer alleinigen symptomorientierten Therapie hinsichtlich der Überlebenszeit und der Lebensqualität überlegen [1]. Diese Aussage gilt für jüngere Patienten mit fortgeschrittenem Magenkarzinom wie auch für Ältere (>70 Jahre), soweit sie fit genug für eine Chemotherapie sind [2]. Kombinationschemotherapie führt zu einem längeren Gesamtüberleben als eine Monotherapie mit 5-FU [1]. In der Praxis etabliert haben sich 1st-line Therapien auf der Basis von Platin kombiniert mit einem Fluoropyrimidin. Dabei ist Oxaliplatin so effektiv wie Cisplatin [3,4]. Für ältere Patienten ist Oxaliplatin geeigneter und möglicherweise wirksamer als Cisplatin [3]. Orales Capecitabin oder S-1 in Kombination mit Platin erwiesen sich intravenös verabreichtem 5-FU als nicht unterlegen [4-6]. Die zusätzliche Gabe von Docetaxel [7] erhöht die Wirksamkeit, aber auch die Nebenwirkungsrate einer 1stline Platin/FU-Chemotherapie (DCF). Modifizierte Schemata (z.B. FLOT) gehen mit weniger Toxizität als 3-wöchentliches DCF einher und haben sich in der Praxis bewährt [8]. Auch die Kombination von Irinotecan und 5-FU/Folinsäure (FOLFIRI) stellt eine wirksame Erstlinientherapie dar. In zwei randomisierten Studien erwies sich FOLFIRI Platin-haltigen Zweifach- (Cisplatin/5-FU) (Epirubicin/Cisplatin/Capecitabin) in der bzw. Wirksamkeit Dreifachkombinationen als ebenbürtig, im Verträglichkeitsprofil teilweise überlegen [9,10]. Dennoch hat sich bislang der Einsatz von Irinotecan-basierten Kombinationen in der ersten Behandlungslinie zumindest in Deutschland nicht etabliert. Eine Irinotecan-basierte Erstlinienbehandlung kann eine Alternative zu einer Platinbasierten Erstlinientherapie sein, wenn ein Patient Kontraindikationen gegen ein Platinanalogon hat, falls im Rahmen einer perioperativen Therapie bereits Platinassoziierte irreversible oder stark beeinträchtigende Nebenwirkungen aufgetreten sind (z.B. Neuropathie) und wenn eine perioperative Platin-basierte Therapie relativ 1 kurz zurückliegt, so dass von einer (partiellen) Platinresistenz der Tumorerkrankung ausgegangen werden muss (z.B. Intervall 0-12 Monate). Anti-HER2-Therapie first-line Die randomisierte ToGA-Studie belegte die Wirksamkeit von Trastuzumab in Kombination mit Cisplatin und einem Fluorpyrimidin bei HER2-positiven Magenkarzinomen (HER2 IHC 3+ oder IHC2+ und FISH+). Der anti-HER2-Antikörper Trastuzumab in Kombination mit Cisplatin und 5-FU oder Capecitabin führt zu einer Verbesserung der Tumoransprechrate und des Gesamtüberlebens [11]. Die Behandlung HER2-positiver Magenkarzinome mit Trastuzumab plus Chemotherapie first-line ist damit ein empfohlener Erstlinien-Standard. Zweitlinientherapie Mittlerweile wurden drei randomisierte kontrollierte Studien publiziert, die eine Verlängerung des Überlegens durch Zweitlinien-Chemotherapie im Vergleich zu alleiniger bester supportiver Therapie nachweisen konnten [12-14]. Die Studien zeigen eine Verlängerung des Gesamtüberlebens im Median um etwa 1,5 Monate. In zwei Studien wurden Messungen zur Lebensqualität durchgeführt, die eine verbesserte Symptomkontrolle bei Chemotherapie zeigen. Dies gilt insbesondere für die Schmerzkontrolle. Damit ist eine Zweitlinienchemotherapie mittlerweile eine belegte Option in der Behandlung des fortgeschrittenen Magenkarzinoms. Die am besten geprüften Therapieregime sind Irinotecan mono und Docetaxel mono. Paclitaxel mono darf auf Basis einer vergleichenden japanischen Studie als gleichwertig wirksam mit Docetaxel gelten [16]. Einen signifikanten Benefit von einer Zweitlinienchemotherapie haben vor allem Patienten mit einem zufriedenstellenden Performance Status. Die Wirksamkeit einer Zweitlinienchemotherapie mit Paclitaxel wird durch die zusätzliche Gabe des humanen VEGFR2-Antikörper Ramucirumab verbessert. Ramucirumab führte in der Rainbow-Studie zu einer signifikanten Verlängerung des Überlebens um 2,2 Monate [16]. Patienten, für die eine Behandlung mit Paclitaxel nicht geeignet erscheint, können nach den Daten der Regard-Studie auch mit Ramucirumab mono behandelt werden [17, 18]. 2 Literatur: 1. Wagner AD, et al. J Clin Oncol 2006; 24: 2903-9. 2. Trumper M, et al. Eur J Cancer 2006; 42: 827-34. 3. Al-Batran SE, et al. J Clin Oncol. 2008; 26: 1435-42. 4. Cunningham D, et al. N Engl J Med. 2008; 358: 36-46. 5. Kang YK et al. Ann Oncol. 2009; 20: 666-73. 6. Ajani et al. J Clin Oncol 2010; 28: 1547-1553 7. Van Cutsem E, et al. J Clin Oncol. 2006; 24: 4991-7. 8. Al-Batran SE, et al. Ann Oncol 2008; 19: 1882-7 9. Dank M et al. Ann Oncol. 2008; 19:1450-7 10. Guimbaud R et al. J Clin Oncol. 2014; 32: 3520-6 11. Bang YJ, et al. Lancet 2010; 376:687-697 12. Thuss-Patience PC, et al. Eur J Cancer 2011; 47: 2306-14 13. Kang JH, et al. J Clin Oncol 2012 ; 30(13):1513-8 14. Ford HE, et al. Lancet Oncol 2014 ; 15: 78-86 15. Hironaka S, et al J Clin Oncol 2013; 31: 4438-44 16. Wilke HJ et al Lancet Oncol. 2014;15:1224-35 17. Fuchs C., et al. Lancet 2014 ; 383 ; 31-9 18. Lordick F et al. Nature Rev Clin Oncol 2015 ; 12: 7-8 3