Universität Augsburg Fakultät für Angewandte Informatik Institut für Geographie Klimaprojektionen für die Zukunft Hauptseminar: Klimavariabilität (WS 2012/2013) Leitung: Dr. Andreas Philipp Korswagen Eguren, Stefanie Matrikelnummer: 1282949 [email protected] Bachelor Geographie, o.A. Abgabetermin: 15.01.2013 Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ................................................................................................... IV 1. Einleitung .................................................................................................................... 1 2. Einführung in die Klimaforschung ............................................................................... 1 3. Zukunftsszenarien ...................................................................................................... 5 ! 3.1. Beschreibung der Szenarien ......................................................................... 6 ! ! 3.1.1. Die SRES Szenarien ....................................................................... 6 ! ! 3.1.2. Die quantitativen Szenarien ............................................................ 9 ! 3.2. Bedeutung der Szenarien ........................................................................... 11 4. Klimaprojektionen ..................................................................................................... 12 ! 4.1. Klimamodelle .............................................................................................. 13 ! ! 4.1.1. Klimamodelle ................................................................................. 13 ! ! 4.1.2. Modelltypen ................................................................................... 15 ! ! ! 4.1.2.1. Simple Climate Models .................................................... 16 ! ! ! 4.1.2.2. Earth System Models of Intermediate Complexity .......... 17 ! ! ! 4.1.2.3. General Circulation Models ............................................. 18 ! ! ! ! a) Atmosphäre GCM .......................................................... 18 ! ! ! ! b) Ozean GCM .................................................................. 19 ! ! ! 4.1.2.4. Gekoppelte Modelle ........................................................ 20 ! ! ! 4.1.2.5. Andere Modelle ............................................................... 21 ! ! ! ! a) Meereismodelle ............................................................. 21 ! ! ! ! b) Inlandeismodelle ........................................................... 21 ! ! ! 4.1.2.6. Ensembles und Validierungen ......................................... 22 ! 4.2. Probleme und Vorgehensweisen gegenüber Unsicherheiten in der ! Modellierung ...................................................................................................... 23 ! ! 4.2.1. Unsicherheiten und Herausforderungen ....................................... 23 ! ! 4.2.2. Vorgehensweisen zur Behandlung der Unsicherheiten ................ 26 5. Ergebnisse der Klimaprojektionen ............................................................................ 27 ! 5.1. Bewertung der Klimaprojektionen ............................................................... 28 II ! ! 5.1.1. Temperaturprojektionen ................................................................. 28 ! ! 5.1.2. Niederschlagsprojektionen ............................................................ 29 ! ! 5.1.3. Projektionen für Ozeane ............................................................... 30 ! ! 5.1.4. Projektionen für Eis ....................................................................... 30 ! ! 5.1.5. Projektionen für Extremwetterereignisse ...................................... 31 ! ! 5.1.6. Stabiisationsszenarien .................................................................. 31 ! 5.2. Erwartungen der Klimaprojektionen ............................................................ 33 ! ! 5.2.1. Ökosysteme .................................................................................. 33 ! ! 5.2.2. Wasserressourcen und Küsten ..................................................... 33 ! ! 5.2.3. Gesellschaftliche Aspekte und Regionenüberblick ....................... 34 ! ! 5.2.4. Anpassung und Mitigation ............................................................. 35 6. Weitere Szenarienentwürfe und Beispiel .................................................................. 37 ! 6.1. Weitere Entwürfe: die Representative Concentration Pathways ................. 37 ! 6.2. Projektionen am Beispiel Peru .................................................................... 39 7. Fazit .......................................................................................................................... 41 Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 42 III Abbildungsverzeichnis Abbindung 1: Publizierte Aufnahmen von Änderungen der landoberflächlichen Temperatur, 1840-2000 ................................................................................................... 3 Abbildung 2. Beobachtete und modellierte globale und regionale Temperaturveränderungen mit natürlichen und anthropogenen Antriebe, 1910- 2000 ..................... 4 Abbildung 3. Globale kumulative CO2 Emissionen von 1990 bis 2100 und Verteilung der 40 Szenarien in Gruppen nach höhe der Emissionen .................................................. 10 Abbildung 4. Prozess des Aufbaus eines zusammenhängenden Klimamodells am Beispiel von Projektionen für Klimaänderung basierend auf Treibhausgasemissionen, Strahlungsantrieb und Klimareaktionen ........................................................................ 14 Abbildung 5. Projektierte Emissionsszenarien 2000-2100 ohne weitere Klimapolitiks und Multi-modellierte Mittelwerte und Spektrum der projektierten Lufttemperatur .............. 28 Abbildung 6. Veränderungen in Niederschlag (in %) gegen 2090-2099 im Vgl. zu 1980-1999 für Dezember, Januar und Februar und Juni, Juli und August ................... 29 Abbildung 7. Tabelle mit sechs Stabilisationsszenarien für Treibhausgase (CO2-eq in ppm), Temperatur und Meeresspiegel nach dem IPCC ................................................ 32 Abbildung 8. Gesamter Strahlungsantrieb für RCP (2000-2100) und ECP (2100-2500) für die repräsentative Durchschnittswerte jedes Szenario ............................................ 38 IV 1. Einleitung Die Gegenwart wird von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, technischen und industriellen Entwicklungen, und dadurch gewichtige Benutzung von natürlichen Ressourcen und Umweltdruck charakterisiert. Der Umweltkrise zählt sich der Klimawandel hinzu. Zusammen bestimmen sie die zukünftige Versorgung von Ressourcen, Lebensqualität und Entwicklung voraus. Klimawissenschaft und Forschung bekommen in diesem Kontext eine wichtige Rolle, da sie für das Erarbeiten von Entwicklungsstrategien in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vonnöten sind. Für diese Zwecke gewinnen Klimaprojektionen an Bedeutung. Klimaprojektionen werden viel diskutiert und unterliegen strenge Herausforderungen. Vor allem die Ergebnisse, Ausgangsdaten und Methoden werden in Frage gestellt. Trotz Kritiken, Fehler und Mängel, finden Klimaprojektionen für die Zukunft ihre Rechtfertigung in dem humanes Bedürfnis nach wissenschaftlichen Kenntisse für kurzund langfristige Versorgung, Planung, Mitigation des Klimawandels, Energiegewinnung u.a., zum andern für das Erarbeiten von Kriterien, Beurteilungen und Entscheidungen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der Klimaprojektionen für die Zukunft. Dabei werden die Zukunftszenarien, Projektionen, Modelle und ihren Ergebnisse vorgestellt. Zuerst wird eine Einführung im Klimawandel, Beobachtungen und Projektionen gegeben. Im Kapitel 3. werden die Zukunftsszenarien anhand des 4. Asessment Report des IPCC beschrieben und ihre Bedeutung und Gebrauch erklärt. Das vierte Kapitel stellt Methoden der Klimamodelle und Unsicherheiten in der Klimamodellierung dar. Eine Bewertung der Ergebnisse der Zukunftsszenarien erfolgt im Kapitel 5. Kapitel 6 gibt ein weiteres Szenarioentwurf und ein Beispiel der Projektionen für Peru. Zum Schluss wird das Fazit vollgezogen. 2. Einfürung in die Klimaforschung 1 Das Klima ist die statistische Zusammenfassung der Wettererscheinungen für einen bestimmten Ort oder Gebiet über eine Referenzperiode von über 30 Jahren. Es umfasst die natürliche Variabilität des Klimas, Extremwerte und Tendenzen (DWD, 2012). Der Vergleich mehrerer Referenzperioden zeigt, dass Änderungen im Klima stattfinden. Eine Definition zu Klimawandel wird vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) als eine signifikante Änderung im Klimazustand wegen Veränderungen in Mittelwerten und Variabilität, die über einen längeren Zeitraum stattfindet und durch natürliche und anthropische Faktoren verursacht wurde, gegeben (Pachauri und Reisinger, 2007). Dagegen bezieht sich die Defintion vom United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCC) nur auf dem gegenwärtigen Klimawandel, verstanden als eine Klimaänderung, die direkt oder indirekt durch menschliche Aktivitäten ausgelöst wurde, die Komposition der Atmosphäre umformt und sich zu der natürlichen Klimavariabilität zuzählt (Pachauri und Reisinger, 2007). Beobachtungen, die den Klimawandel befürworten, sind beispielsweise seit Aufnahmen von Köppen 1881 zu finden. Die untere Abbildung stellt publizierte Aufnahmen von Änderungen der landoberflächlichen Temperatur dar (Solomon et al., 2007). Die Ordinate zeigt die Temperaturabweichungen von der Normalperiode 1961-1990 und die Abzisse die Zeit. Es wird einerseits deutlich, dass klimatische Schwankungen immer vorkommen, z.B. mit einer dekadalen Variabilität, aber dass diese nicht vorherzusagen sind. Andererseits kann festgestellt werden, dass bei alle abgebildeten Daten ab 1900 eine Tendenz von einer Erwärmung von 0,6°C im letzten Jahrhundert vorkommt. 2 Abb.1: Publizierte Aufnahmen von Änderungen der landoberflächlichen Temperatur, 1840-2000 (Genommen von Solomon et al., 2007, S. 101). Die Ordinate zeigt die Temperaturabweichungen vom Wert der Normalperiode 1961-1990, während die Abzisse die Zeit angib. Es wurden auch eine Erwärmung der globalen Oberflächentemperatur, verglichen mit dem Durchschnittswert der Normalperiode 1961-1990, von 0,7°C seit 1850, sowie eine Steigung der Meeresspiegels von 1,8 mm/a seit 1961 nachgewiesen (Pachauri und Reisinger, 2007). Beobachtungen in Wasserhaushalt und ökologische Systeme für 1970-2004 deuten auch auf dem Klimawandel, sowie die Erhöhung der Temperatur und Sauerung des Meeres, Eis- und Schneeschmelzen und Vertiefung des Permafrosts in einigen Gebieten. Sie sind mit größer Wahrscheinllichkeit auf die erhöhte Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre und deren Erwärmungseffekte durch menschliche Aktivitäten zurückzuführen (Pachauri und Reisinger, 2007). Eine Betrachtung der Trends in verschiedenen Zeitspannen kann auf heterogene Ergebnisse führen. Die Erwärmung ist, zum Beispiel, intensiver die letzten 25 Jahre (0.177°C) als der letzte 100-jährige Zeitraum (0.045°C). Dies führt zur Frage, welche Zeitspanne relevant und ein richtiger Beleg für eine Klimawandelthese ist. Andererseits versteckt ein globaler Durchschnitt die Unterschiede zwischen Landmassen und Ozeane, sowie unter verschiedene Kontinente (Abb. 2). Abbildung 2 zeigt die 3 Temperaturanomalien des 20 Jh. im Vergleich zum Durchschnitt 1901-1950 für jede Region. Die nördliche Hemisphäre erwärmte sich mehr als die südliche, genauso wie industrielle Regionen mehr als Agrarflächen oder wie intrakontinentale Gebiete mehr als die durch Maritimität geprägten Gebieten. Dagegen registrieren Temperaturen und Eisverbreitung in der Antarktis keine mit den Klimawandel beziehten Trends (Pachauri und Reisinger, 2007). Lokale Daten, die größere Unterschiede und heterogene Trends aufzeigen, werden von regionalen Durchschnitte auch nicht repräsentiert. Abb. 2. Beobachtete und modellierte globale und regionale Temperaturveränderungen mit natürliche und anthropogene Antriebe zwischen 1910- 2000 (Genommen von Pachauri und Reisinger, 2007, S. 40). Die Anomalien werden gegenüber dem Durchschnitt für 1901-1950 dargestellt. Die durchgezogene schwarze Linie zeigt die dekadale Mittel der Beobachtungen zwischen 1901 und 2005; die punktierte Linie wo räumliche Daten nur 50% vollständig sind. Anhand der Beobachtungen wird dann untersucht, ob die Trends wirklich existieren und 4 wie sie sich weiterentwickeln werden. Um die zukünftige Entwicklung des Klimas zu forschen werden Vorgehensweisen wie Szenarien und Projektionen hergestellt. Projektionen können daher als einen Versuch der Erweiterung der Klimabeobachtungen verstanden werden. Vorherige Anmerkungen stellen Herausforderungen den Wissenschaftlern, nicht nur gegenüber den vergangenen Entwicklungen, sondern auch im Bezug auf Vorstellungen und Methoden zur Klimaforschung und ihre Interpretation. Es wird befragt, auf wie lange es üblich ist, eine beweisgründige Projektion zu machen, bis welchen zukünftigen Zeitraum Szenarien und Annahmen vertraulich sind oder mit welcher Auflösung die Daten und Modelle verarbeitet werden sollen damit weder präzisere Ergebnisse noch die einheitliche Funktionalität eines Systems verloren gehen. Weitere Herausforderungen beziehen sich auf die Qualität, Anzahl und Art der Ausgangsdaten, Annahmen für die Zukunft und Formeln der Modellen. Folglich der eingeführten Problematik wird eine Bearbeitung der Klimaprojektionen für die Zukunft in der vorliegenden Arbeit durchgeführt. Im nächsten Kapitel werden die Zukunftsszenarien erklärt und ihre Bedeutung auf eine soziale, politische und umweltliche Basis wird auch vorgestellt. 3. Zukunftsszenarien Ein Klimaszenario ist eine zusammenhängende und vereinfachte Beschreibung wie sich das Klimasystem in der Zukunft verändern kann (Silva, 2011). Sie sind für die Forschung von potentiellen Auswirkungen vom anthropisch verursachten Klimawandel hergestellt worden und dienen oft als Eingangsdata für Klimamodelle (Pachauri und Reisinger, 2007). Für ihre Herstellung werden zusätzliche Beobachtungen von Klima und sozioökonomische Entwicklung, sowie Projektionen benutzt. Es ist zu betonen, dass sie als Vorstellungen und nicht als Prognosen der Zukunft oder gewünschte Pfade zu verstanden sind und keine Wahrscheinlichkeiten um aufzutretten unterliegen (Nakicenovic et al., 2000). Ein Emissionsszenario ist eine Darstellung der zukünftigen Entwicklung von Emissionen, wie Treibhausgase und Aerosole, die auf Annahmen von Antriebsfaktoren basiert. Davon werden Konzentrationsszenarien abgeleitet. In der 5 vorliegenden Arbeit werden die von Nakicenovic, Swart et al. (Nakicenovic et al., 2000) publizierte Emissionsszenarien, die “SRES Szenarien”1, verarbeitet. 3.1. Beschreibung der Szenarien 3.1.1. Die SRES Szenarien Die SRES Szenarien sind die Grundlage der IPCCs “Assessments of climate change”2. Sie stellen dar, wie sich das Klima im nächsten Jahrhundert entwickeln kann, was von Demographie, Wirtschaftswachstum, Technologiewandel, Energieversorgung und Verbrauch und von Änderungen in Landnutzung, also von individuellen und kollektiven (v.a. politischen) Entscheidungen und Verhalten abhängt (Nakicenovic et al., 2000). Die Diversität der Szenarien, Quellen und Methoden ist eine Vorstellung der möglichen Zukunft und eine Maßnahme gegen Unsicherheiten (Nakicenovic et al., 2000). Die SRES Szenarien umfassen verschiedene Annahmen und Projektionen laut der Antriebe, welche die Storylines ausmachen. Storylines sind eine narrative Beschreibung eines Szenarios oder Familie, die ihre Hauptmerkmale, Antriebe und Dynamiks beinhalten, d.h. sie stellen verschiedene demographische, soziale, wirtschaftliche, technische und umweltliche Entwicklungen und mögliche Emissionen dar. Sie sind in vier Familien gegliedert (A1, A2, B1 und B2), die unterschiedliche Entwicklungswege darstellen und in bestimmte Emissionsszenarien resultieren (Pachauri und Reisinger, 2007). Sie schließen Klimapolitiks, z.B. das Kyoto Protokoll, nicht ein. Die Szenarien innerhalb einer Familie wurden mit sechs verschiedenen Modelle entwickelt, sodass 1 Special Report on Emission Scenarios- Scenarios, 2000, im Vergleich zu den IS92 Szenarien aus 1992. 2 Die Herstellung der Szenarien umfasste eine Literaturanalyse der vorherigen Szenarien; eine Analyse ihrer Hauptmerkmale, Antriebe und Beziehungen; die Beschreibung und Quantifizierung von vier Storylines; ein iteratives Mitarbeiten und eine offene Bewertung der Ergebnisse von Emissionen und deren Implikationen, sowie Überprüfungen des IPCC Reports. Ihre Herstellung soll ihre Reproduktion durch andere Wissenschaftlern ermöglichen (O. Davidson und B. Metz in Nakicenovic et al., 2000). 6 insgesamt 40 Szenarien entstanden3 ; davon sind 26 harmonisiert und die restliche alternativ. Jede der sechs Gruppen (A1B, A1F1, A1T, A2 und B2) wird durch ein illustratives Szenario räpresentiert, die die “Marker Szenarien” einbeziehen. Die Letzte vertreten jede Familie da sie als der beste Ausdruck einer Storyline und der Modelle eingeschätzt wurden. Szenarien lassen sich nach seiner Orientierung auf den Achsen “Ökonomie- oder Umwelt-Schwerpunkt” und “globale Integration oder Regionalismus” einordnen. So ergibt sich, dass A1 Familie eher global und ökonomisch, B1 global und umweltlich, A2 regional und ökonomisch und B2 regional und umweltlich orientiert sind. Folgende Antriebe werden berücksichtigt: Bevölkerungswachstum, Veralterung und Urbanisierung; soziale und ökonomische Entwicklung, soziale und institutionelle Veränderungen, Handel und Investitionen; Energieträger und -Verbrauch, Technologie, Emissionen pro Sektor, Bau, Transport, Ressourcenverbrauch und Technologiewende; Landwirtschaftsnutzung und Emissionen; Politik für Sozialhilfe, Innovation und Entwicklung, Energie, Ackerbau, Ressourcenmanagement, Transport und Infrastruktur (Nakicenovic et al., 2000). Für Bevölkerung wurden drei Storylines entwickelt, die niedrigere Fruchtbarkeitsraten und somit ein geringeres Wachstum als in 1992 annehmen(Nakicenovic in IPCC, 2005). Die niedrige Projektion kombiniert niedrige Fruchtbarkeits- und Sterblichkeitsraten, sodass gegen 2050 eine Bevölkerung von 8,7 Billionen erreicht wird und 2100 zu 7 Billionen sinkt. Diese Ziffern werden auch für Familien A1 und B1 angenommen. Die mittlere Projektion, angenommen für B2 Familie, zählt mit 10,4 Billionen Menschen gegen 2100, während die hohe Variante 15 Billionen für Familie A2 annimmt. Nach den rezenten Szenarien altert die Bevölkerung mehr als früher (O’Neill in IPCC, 2005). 3 Die quantitative Szenarien wurden von den nächsten Modellen und Institutionen durchgeführt: Asian Pacific Integrated Model (AIM), National Institute of Environmental Studies, Japan; Atmospheric Stabilization Framework Model (ASF), ICF Consulting, USA; Integrated Model to Assess the Greenhouse Effect (IMAGE), National Institute for Public Health and Environmental Hygiene und Dutch Bureau for Economic Policy Analysis, Niederlande; Multiregional Approach for Ressource and Industry Allocation (MARIA), Science University Tokyo, Japan; Model for Energy Supply Strategy Alternatives and their General Environmental Impact (MESSAGE), International Institute of Applied System Analysis, Österreich; und Mini Climate Asessment Model (MiniCAM), Pacific Northwest National Laboratory (PNNL), USA. (Nakicenovic et al., 2000). 7 Im wirtschaftlichen Aspekt zeigt die niedrigste Projektion für weltweites Bruttoinlandsprodukt 10-Fach höhere Werte als heute, die Höchste das 26-Fache. Im Vergleich zu vorherigen Szenarien bleibt der BIP im Durchschnitt ähnlich. Andererseits wird eine Einengung der Lücke des Einkommens zwischen Regionen, v.a. in A1 und B1, angenommen. In Wirtschaftswachstum identifiziert man drei mögliche Szenarien: alle Länder konvergieren im Arbeitsproduktivitätsniveau, sie konvegieren langsamer in Wachstum und in unterschiedlicher Niveaus, oder sie konvergieren werder in Wachstumsraten noch -Niveau (Oliveira Martins in IPCC, 2005). Wegen Unsicherheiten in Energieressourcen und Technologiewende wird eine breite Reihe von Annahmen im Bereich Energie verwendet. Da Technologie ein gleich wichtiger Antriebsfaktor als Demographie und Wirtschaft ist, wird die A1 Familie in zwei Gruppen mit divergenten Energie-Storylines und eine Mittelgruppe untergliedert. Die letzte, A1B, stellt Mittelwerte bei alle Emissionsszenarien und Klimawandelprojektionen dar (Räisänen, 2007). A1 wird durch ein schnelles Wirtschaftswachstum, eine gipfelnde Demographie gegen 2050 und neue effizientere Technologien charakterisiert. Weitere Merkmale sind eine verstärkte Globalisierung, Kapazitätsaufbau und soziokulturelle Interaktionen, die zu verminderte regionale Unterschiede in Einkommen führen. Sie wird in fossil intensive Energien (A1F1), nicht fossile Energieressourcen (A1T) und balanzierte Energieträger (A1B) untergliedert. B1 unterscheident sich von A1 indem eine konvergente Welt und schnellere ökonomische Veränderungen in Richtung Dienstleistungen und Informationswirtschaft, sowie saubere und ressourcen-effiziente Technologien vorherrschen. Globale Lösungen der Probleme, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gehören auch zu B1. Mittlere Werten in Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, zusammen mit einem langsameren aber diversen Technologiewandel werden durch B2 repräsentiert. B2 setzt Prioritäten auf nachhaltige Problemlösungen, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit auf lokale und regionale Ebenen. Dagegen stellt A2 eine heterogene Welt mit Überwiegen der lokalen Identitäten dar. Das Wachstum der Bevölkerung ist schnell; die regional orientierte Wirtschaft und die fragmentierte Technologie entwickeln sich langsam (Nakicenovic et al., 2000). 8 3.1.2. Die quantitativen Szenarien Szenarien können eher qualitativ oder quantitativ sein, wobei die Storylines der qualitative Teil sind. Quantitative Szenarien beinhalten Emissionsszenarien, die die Auswirkungen der Storylines über die Treibhausgasemissionen darstellen. Diverse Antriebe können zu ähnlichen kumulativen Emissionen führen, während ähnliche Szenarien unterschiedliche Emissionen auswirken können (Nakicenovic et al., 2000). Emissionsszenarien falten sich mit der Zeit auf um Unsicherheiten und Rückkopplungen umzufassen; manche zeigen Wenden und Vermischungen. Kohlenstoffdioxid Szenarien beinhalten Emissionen aus Energie, Industrie und andere Sektoren. CO2 aus Landnutzungsveränderungen werden v.a. durch eine Steigerung der Ackerproduktivität und Waldverluste verursacht. Diese Emissionen gipfeln und sinken gemäß den niedrigeren Bevölkerungswachstum gegen Ende des Jahrhunderts in manche Szenarien. Abbildung 3 stellt die Projektionen für CO2 dar. Das gesamte Spektrum der kumulativen Kohlenstoffemissionen gegen 2100 reicht von 770 bis 2540 GtC und besitzt eine hohere Variabilität als vorherige Szenarien (Nakicenovic et al., 2000). Das Spektrum ist bei der A1 Familie am größten, während die Stabilisierung schneller und niedriger in der B1 Familie ist. Die Szenarien werden in vier Klassen von kumulativen CO2-Emissionen gruppiert. Niedrigere Projektionen (bis 1100 GtC) werden vor allem von Familien B1, B2 und A1T repräsentiert; an der Mitte (1300 bis 1700 GtC) befinden sich vor allem Szenarien der B2 und A1B Familien und in der hohen Klasse (ab 1800 GtC) A1F1 und weniger A2. Die meisten Szenarien befinden sich in der mittelhohen und mittel-niedrigen Klassen (jw. 10 und 12 Szenarien), sodass ein Mittelwert von 1500 GtC von der Mehrheit und das illustrative A1B angedeutet wird. Unter den Auswirkungen eines wärmeren Klimas wird eine reduzierte Fähigkeit der Erdsysteme CO2 aufzunehmen erwartet. Damit wurden große Teile der anthropogenen Emissionen in der Atmosphäre bleiben und die Rückkopplung verstärkt sich (Meehl et al., 2007). 9 Abbildung 3. Globale kumulative CO2 Emissionen (GtC) von 1990 bis 2100 (oben) und Verteilung der 40 Szenarien in Gruppen nach höhe der Emissionen (unten). Die durchgezogene Linie in der oberen Abbildung zeigt das illustrative Szenario. Das Spektrum aller Emissionsszenarien und das von IS 1992 wird gezeigt. (Genommen von Nakicenovic et al., 2000). Szenarien für Distickstoffmonoxid und anthoropogenes Methan zeigen gleichfalls ein breites Spektrum gegen 2100 und eine Reduzierung ab 2050 (Nakicenovic et al., 2000). 10 Ursachen liegen in der Reduktion des Bevölkerungswachstums und Verbesserung der Landwirtschaftsproduktivität. Bei N2O ist eine starke Tendenz zur Stabilisierung zu erkennen. Alle Szenarien außer A1T zeigen einem gemeinsamen Bereich von 9 bis 15 Mt Stickstoffemissionen pro Jahr, wobei A1B Szenario um die 6 Mt N/a liegt. Die niedrigste Emissionsraten beider Gase liegen bei A1T, gefolgt von B1. Gesamte CH4 Emissionen liegen zwischen 230 und 1030 Mio T/a. Die höchste Emissionen liegen weitgehend bei Gruppe A2, während bei den anderen Familien einen Mittelwert von 450- 500 Mt CH4/a festgestellt werden kann. Hohe Werte bei A2 lassen sich durch hohes Bevölkerungswachstum und sehr langsame Modernisierung der Landwirtschaft erklären. Hydrofluorokohlenstoffe (HFC) zeigen niedrigere Werte als in frühere IPCC Szenarien. In A1 und B1 steigen die Emissionen schnell nach 2050; dagegen ist diese Erhöhung langsamer oder wird reduziert in A2 und B2. Es muss in Erinnerung gebracht werden, dass freigesetzte HFC jahrzehntenlang in der Atmosphäre bleiben. Schwefeldioxid Emissionen liegen unter 100 Mt S/a (Nakicenovic et al., 2000). Nach einer initiellen Erhöhung sinken sie in den meisten Szenarien und gehen einen Stabilisierungstrend ein, der zwischen 20 und 80 Mt S/a liegt. Die Ursache davon findet sich in der legislativen Kontrolle dieser Emissionen in Europa, Nordamerika, Japan und einige Länder Asiens, sowohl als in strukturellen Veränderungen im Energiesystem. Ozon besitzt eine kurze Lebensdauer und wird durch Emissionen von CH4, CO, NO und volatile organische Stoffen beeinflüsst. Die Projektionen zeigen eine Zunahme des troposphärisches Ozon von 11,4 - 20,5 Dobson Units (DU) gegen 2100 (dies entspricht einen Strahlungsantrieb von 0,4 - 0,78 W/m2) und eine Zunahme des stratosphärisches Ozon von 7,5 - 9,3 DU (Strahlungsantrieb von 0,15 - 0,17 W/m2) (Meehl et al., 2007). 3.2. Bedeutung der Szenarien Szenarien zeigen die Auswirkungen und Verflechtungen verschiedener Sozial-, Wirtschafts- und Technologieentwicklungen auf Emissionen, Klima und Umwelt. Sie werden für die Darstellung, Analyse und Projektion des Klimawandels, der möglichen 11 Auswirkungen der Antriebe über Emissionen, der Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Entwicklungsrichtlinien und Umweltqualität oder für die Beurteilung von Unsicherheiten verwendet (Obasi und Töpfer in Nakicenovic et al., 2000). Mithilfe der Szenarien werden Ziele gesetzt, dargestellt und erzielt (WBGU, 2011). Im Bereich Entwicklung und Naturschutz beispielsweise, können nachhaltigen Entwicklung, soziale Gerechtigkeit oder erneuerbare Energien erzielt werden (Silva, 2011). Unter anderen können Naturschutz- oder Landwirtschaftsflächen, Ressourcenbedarf, Energieversorgung, Siedlungsfläche oder Gesellschaftsdienste eingeschätzt und die nötigen Maßnahmen genommen werden. Die Bedeutung von Szenarien liegt deshalb in humane und ökologische Grundlagen. Man kann zusammenschließen, dass Zukunftsvorstellungen für das Treffen von Entscheidungen entwickeln werden. Somit werden Szenarien überwiegend für Planung verwendet. Mit langfristigen Szenarien können mittelfristig akkurate Entscheidungen (20 Jahren) anhand komparativer Analysen getroffen werden. Zukunftszenarien sind also zweckvoll in strategische Planung gegenüber Risikos, Ressourcen und Demographie, aber auch in der Einführung von Emissionskontrollen, Mitigation und Anpassung einsetzbar (Nakicenovic et al., 2000). Mitigation ist im Kontext des Klimawandels von großer Bedeutung um Kosten der Aufbereitung und Wiederaufbaus niedrig zu halten, aber auch um Risikos vorherzusehen, Auswirkungen zu reduzieren oder zu vermeiden. Im Bereich Ökologie warnen die Szenarien vor irreversiblen Schäden. 4. Klimaprojektionen Unter den Methoden zur Klimaforschung befinden sich die klassische Statistik und Diagnostik, numerische Experimente und Klimamodellierung (Gates, 2003). Dieses Kapitel befasst sich mit der Modellierung für Klimaprojektionen. Zuerst wird eine Definition der Klimamodelle gegeben, dann werden verschiedene Modelltypen und zuletzt Unsicherheiten in der Modellierung vorgestellt. 12 Eine Projektion muss von einer Vorhersage unterschieden werden. Eine Vorhersage ist eine Einschätzung der zukünftigen Klimaentwicklung mittels probabilistische Methoden. Sie wird für Wetterprognosen und auf saisonalen und interanuellen Zeiträumen verwendet (Pachauri und Reisinger, 2007). Eine Projektion ist das Durchlaufen eines Modells; also ein Experiment, das Annäherungen an einer Realität ergibt (Collins, 2007). Unter Klimamodell wird eine numerische Darstellung des Klimasystems bezeichnet, die auf den physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften und Prozessen der Klimakomponente, sowie auf deren Beziehungen und Rückkopplungen basiert (Pachauri und Reisinger, 2007). Klimamodelle sind in Daten, Auflösung und Formeln unterschiedlich aufgebaut, sodass sie je nach ihrer Komplexität hierarchisch klassifiziert werden. Ihre geplante Anwendung bestimmt die im Modell enthaltene Details und Vorgehensweisen der Modellierung. Die verschiedene Modelle können großräumige Verteilung und klimatische Variabilität von Lufttemperatur und Niederschlag, Strahlung, Wind, Schnee und Eis, Meeresspiegel, Ozeantemperatur, Strömungen und -Sauerung simulieren, sowie Kohlenstoffkreislauf, ENSO, Monsune, Meeresniveaudruck, Zyklone, Stürme und MOC (Randall et al., 2007). 4.1. Klimamodelle 4.1.1. Klimamodelle Alle Klimamodelle sind physikalische Gleichungen i.e.S. und aufgrund begrenzter Rechnerfähigkeiten müssen Approximationen der Gleichungen und Vereinfachungen oder Parametrisierungen von komplexen Klimaprozessen gemacht werden (Collins, 2007). Die Gleichungen werden dann für ein Koordinatensystem diskretisiert und die Auflösung wird je nach Rechnerkapazität bestimmt (Randall et al., 2007). Zur Herstellung einer Modellgleichung wird zuerst eine schematische Vorstellung der Wechselwirkungsprozessen auf der Basis von Beobachtungen und theoretischen Überlegungen entwickelt. Dies wird dann in einer Gleichung übersetzt (Roeckner, 2003). Da das Klimasystem komplexe Beziehungen und Wechselwirkungen auf unterschiedlichen Skalas einschließt, können viele dieser Prozesse durch Gleichungen 13 im Koordinatensystem nicht gelöst werden und müssen durch Parametrisierungen annähert werden. Ein Parameter oder Variable wird dann als Ersatz für ein Prozess eingegeben, v.a. bei nicht völlig verstandene Klimaprozessen. Diese werden angepasst, um die Simulation einer Variable zu optimizieren4 . Verschiedene Parametrisierungen verursachen viele der Unterschiede in den Modellergebnissen (Randall et al., 2007). Abbildung 4 zeigt der Prozess des Aufbaus eines zusammenhängenden Klimamodells am Beispiel von Projektionen für Klimaänderung. Erste Eingangsdaten bestehen aus Szenarien, wie z.B. Emissionen, wobei die Beobachtungen eingegeben und projiziert werden. Dann wird Data der strahlungsaktiven Stoffen eingegeben, die in ihre Projektionsgleichung Ergebnisse der vorherigen Projektion einbeziehen. Dieser Prozess spiegelt sich in den Gleichungen von Antriebsfaktoren und Klimaentwicklung wieder. Die Resultate der letzten Gleichung werden in vorherigen Gleichungen, wie z.B. der Treibhausgaskonzentration, eingefügt. Auf dieser Weise werden Wechselwirkungen im Klimasystem einbezogen. Andere Klimaprozesse und Rückkopplungen werden gleichzeitig berechnet und manchmal als Parameter oder gekoppelte Modelle eingefügt (Meehl et al., 2007). Bei der Lösung der numerischen Modellen müssen Rechenschritte und Gitterintervale, Erhaltungseigenschaften (Masse, Energie und Enthropie) und Formerhaltung berücksichtigt werden (Roeckner, 2003). Abbildung 4. Prozess des Aufbaus eines zusammenhängenden Klimamodells am Beispiel von Projektionen für Klimaänderung basierend auf Treibhausgasemissionen, Strahlungsantrieb und 4 Dieser Prozess wird auf Englisch “tuning” genannt. 14 Klimareaktionen. In jeder Phase des Modells, Einfügung der Daten und Gleichungen nehmen die Unsicherheiten und Fehlerwahrscheinlichkeiten zu (Genommen von Meehl et al., 2007). Mehrere Simulationen bieten ein breites Szenarienspektrum dar. Anhand Vergleiche können Mittelwerte und beste Einschätzungen als repräsentative Simulierungen dargestellt werden (Solomon et al., 2007). Mit Beobachtungen verglichene Modellergebnisse liefern eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten oder Unsicherheiten in den Modellierungsfähigkeiten. Somit werden Unsicherheiten in den Projektionen ermittelt. Andererseits liefern Vergleiche mit Beobachtungen oder Proxydaten Beweise für Hypothesen in Klimaänderungen. Beispiele davon sind die regionale Temperaturentwicklung im letzten Jahrhundert und die Tatsache, dass natürliche Treiber sie allein nicht erklären, sodass anthropogene Treiber eine wichtige Ursache des Klimawandels seit 1900 n.Ch. sind (Solomon et al., 2007). Modelle werden daher getestet, untersucht und diskutiert. Fortschritt wurde im Verständnis der Unterschiede in Klimasensitivität zwischen den Modellen gemacht, wobei anerkannt wurde, dass Wolken-, Wasserdampf- und Eisrückkopplungen noch unsicher sind und große Auswirkungen im Klimasystem haben. Verbesserungen wurden in der Auflösung, Rechnerfähigkeiten und Parametern, sowie in Simulationen von gegenwärtigem Klima mit AOCGM, Klimavariabilität, extreme Wetterereignisse und tropische Zyklonen erreicht (Randall et al., 2007). 4.1.2. Modelltypen Generell werden einfache Klimamodelle (Simple Climate Models, SCM), Modelle mittlerer Komplexität (Earth System Models of Intermediate Complexity, EMICs), Modelle der allgemeinen Zirkulation (Global Climate oder General Circulation Models, GCM) und Regional Climate Models (RCM) unterschieden. Energiebilanzmodelle werden zu den SCM gezählt. Komplexere gekoppelte Modelle wurden aus Atmosphären- und Ozean-GCM entwickelt. Folglich werden SCM, EMICs, GCM, AOCGM u.a. Modellen, sowie Ensembles vorgestellt. 15 4.1.2.1. Simple Climate Models (SCM) Seit den 60er Jahren entwickelte man einfache Klimamodelle für Klimaforschung. Ihr Hauptvorteil ist, dass sie wegen ihrer einfachen Struktur sehr rechnerökonomisch sind. Sie ermöglichen schnelle Aussagen und komprensive Analysen der globalen klimatischen Wechselwirkungen. Dagegen aber schließen sie wenige Prozesse ein, sodass ein Verlust an Information und Zuverlässlichkeit folgt (Egger, 2003). Energiebilanzmodelle (EBM) sind als eindimensionale Strahlungskonvektionsmodellen entstanden, die Wärmeübergänge durch Strahlung und Konvektion mit einer gegebenen Temperaturverteilung berechnen (Collins, 2007). Sie vernachlässigen die Dynamik der Atmosphäre. Eisbedeckung und Albedo spielten eine ausschlaggebende Rolle in der Entwicklung der EBM. Auch die Behandlung von vertikalen und horizontalen Energieflüsse als Parametern, der Temperatur als Variable, Bewölkung, Wasserdampf und Strahlungsprozesse wurden in diesen Modellen hinzugefügt (Egger, 2003). Sie werden zurzeit in gekoppelten Modellen als Darsteller der Atmosphäre eingefügt und dienen zur Herstellung von zahlreichen Ensembles für das Finden von Unsicherheiten in Parametern und für das Testen von Hypothesen (Gates, 2003). Statistisch-dynamische Modelle basieren auf alle Grundgleichungen der Atmosphäre und repräsentieren ihre turbulente Zirkulation dank der Berücksichtigung der großflächigen Gesamtwirkung von Druck, Temperatur, Wärme- und Impulstransport (Egger, 2003). Jedoch umfassen sie Wirkungen auf Ozeane nicht. In stochastischen Modellen wird das Klimasystem in schnellen und langsamen Komponenten und die Atmosphäre in konstante und variable Komponenten zerlegt. Die variablen Prozesse der Atmosphäre werden stochastisch beschrieben und verursachen Auswirkungen auf Ozeane, die auch im Modell berechnet werden. Schachtel- oder Boxmodelle repräsentieren die Zirkulation von Atmosphäre, Ozean oder beide indem sie starke Vereinfachungen der Systeme durch eine bis mehrere Schachteln darstellen. Die Gleichungsstruktur umfasst in der Regel alle Variablen, die komplexeren Modellen auch beinhalten (Egger, 2003). Es gibt auch SCM für gekoppelte Systeme. In solche SCM werden Atmosphäre, Ozean, Cryosphäre und Vegetation durch zugeschaltete Schemas 16 oder Kreislaufe, Einfügung oder Parametrisierung ihrer Prozesse im Modell in Zusammenhang gebracht. Andere SCM stellen ENSO Prozesse dar, die auch durch Schachtelmodelle beschrieben werden. Schließlich gibt es auch Zirkulationsmodelle, die eine reduzierte Auflösung besitzen und noch Hoch- und Tiefdruckgebiete erzeugen (Egger, 2003). SCM können mit anderen Kreislaufmodellen berechnet oder an komplexeren Modellen gekoppelt werden. Heutzutage ist die Entwicklung, Benutzung und Kenntniss von Klimamodellen weit fortgeschritten, sodass einfache Klimamodelle vor allem aufgrund der Möglichkeit, in langen Zeitskalen zu modellieren, verwendet werden (Egger, 2003). 4.1.2.2. Earth System Models of Intermediate Complexity (EMICs) Die Vielfalt der Modellen mittlerer Komplexität stellt eine Brücke zwischen SCM und AOGCM. Deren Entwicklung ermöglicht Forschungen des Erdsystems, vergangene und zukünftige Klimaänderungen und Wahrscheinlichkeitseinschätzungen der Ergebnisse mit eingeschränkter Rechnerkapazität, weil ihre Vereinfachung von horizontalen Auflösung, Prozesse oder Klimakomponenten noch lange Simulierungen und Ensembles erlaubt (Randall et al., 2007). EMICs erlauben jedoch nur akkurate Aussagen in große zeiträumliche Skalas, wobei ihre Ergebnisse mit den von gekoppelten Modellen, z.B. für globale Temperatur und Meeresniveau, gut vergleichbar sind (Meehl et al., 2007). Sie liefern relativ realistische zwei- bis dreidimensionale Darstellungen von Atmosphäre oder Ozean und manche beziehen Vegetationsdynamik, Kohlenstoffkreisläufe und Chemie der Atmosphäre ein (Meehl et al., 2007). Ein EMIC resultiert aus dem Ausgleich zwischen die Anzahl der im Modell repräsentierten Klimakomponente, die Anzahl der simulierten Prozesse und das Detail der Darstellung (Randall et al., 2007). Manche EMICs beziehen so viele Komponente wie möglich ein und vereinfachen Prozesse und Auflösung stärker, während andere wenige Komponente aber ein detailierter Prozess darstellen. Sie sind in der Regel dynamisch und umfassen viele der Komponente, die auch in AOGCM enthalten sind. 17 Jedoch ist der Generalisierungsgrad zwischen den Modellen unterschiedlich und die Klimaprozesse und -Sensitivität starkt parametrisiert. Bespiele ihrer Anwendung sind in der Simulierung der globalen Lufttemperatur, von Ozeanströmungen unter verschiedene CO2-Konzentrationen und Frischwasserzufuhr oder von Änderungen im Meeresspiegel zu finden. Letztere können durch komplexere mit EBM gekoppelten Ozeanmodelle dargestellt werden, sowie durch ein einfaches dreidimensionales Ozeanmodell mit gekoppeltem Atmosphäremodell (Randall et al., 2007). EMICs können auch terrestrische Prozesse wie Kohlenstoffkreislauf mit Vegetations- und Bodenprozesse oder Wechselwirkungen zwischen Bodenfeuchtigkeit und Niederschlag schildern. 4.1.2.3. General Circulation Models (GCM) GCM beschreiben mittels mehreren Variablen und bessere Auflösungen eine großräumliche und dredimensionale Struktur auf der Basis dynamischer Gleichungen der Zirkulation und Energiezuflüsse. Da sie rechnerisch aufwändiger sind, ermöglichen sie wenige Durchführungen oder kleinere Ensembles mit hoch entwickelten Computern (Collins, 2007). Sie werden in Simulationen angewendet, z.B. von Paläoklimaten oder Klimasensitivität (Gates, 2003). Ein GCM basiert auf dem 2. Bewegungsgesetz von Newton und auf dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik. Es berücksichtigt Gesetze der Massenkontinuität, die hydrostatische Beziehung und die thermodynamische Zustandsgleichung als die drei zeitunabhängige Beziehungen (Roeckner, 2003). Anfangs- und Randbedingungen, sowie das Koordinatensystem, müssen spezifiziert werden. Horizontale Koordinaten und Gitterpunkte werden in der Regel durch Längenund Breitengrade definiert. Ähnlich zu den GCM funktionieren Regional Climate Models (RCM) für das gesamte Klimasystem, Atmosphäre oder Ozean; allerdings verwenden sie Auflösungen von ca. 50km und vermindern somit Unsicherheiten (Räisänen, 2007). a) Atmosphären GCM GCM für Atmosphäre simulieren u.a. oberflächliche Temperatur, Niederschlag, Feuchte, Energiehaushalt und Strahlungsbilanz am oberen Ende der Atmosphäre. Die 18 Parametrisierungen beinhalten Strahlungs-, Konvektions- und Wolkenprozesse, sowie Prozesse an der atmosphärischen Grenzschicht und an der Erdoberfläche. Eine Darstellung von Raum- und Zeitkoordinaten erfolgt durch Diskretierungen, z.B durch die Gittermethode, Spektralmethode und Ikosaeder-Gitterverfahren. Der untere Rand ist die Erdoberfläche und der obere liegt meistens in der Stratosphäre (30-50 km Höhe)5. Spurenstoffen, darunter Wasserdampf das wichtigste, werden mit Bilanzgleichungen berechnet. In manche Modellen werden auch Wolkenwasser und -Eis, Regen und Schnee als Variablen behandelt, in den meisten aber nur vereinfacht ermittelt. Treibhausgase und Aerosole sind vorgeschrieben. In komplexeren Modellen wird auch die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre durch biogeochemischen Kreislaufmodellen berechnet. Vereinfachungen sind in der hydrostatischen Approximation, die zu einem Gleichgewicht von Druckgradient- und Schwerkraft führt, und in der Trägheit der Erdrotation zu finden. Kräfte wie Druckgradient, Windadvektion, Corioliskraft und Reibung werden für Impulssteuerung berücksichtigt, während Temperaturänderungen durch Advektion, adiabatische Kompression/Expansion und Änderungen vom Wasserzustand stattfinden (Roeckner, 2003). b) Ozean GCM Ozean GCM sind sehr komplex, umfangreich und divers aufgrund der Komplexität und Vernetzung der Prozesse auf denen sie beruhen. Manche Modelle beinhalten Berechnungen der Flüssigkeitsdynamik auf realistische Ozeanbecken, Simulierungen von globalen oder regionalen Strömungen, Salzgehalt, Wärmetransport und Speicherkapazität (Gates, 2003). Berücksichtigte Prozesse, die an der Oberfläche und Bodengrenzschichten verlaufen, umfassen Austausche mit der Atmosphäre, Meereis und Süßwasser, sowie windinduzierte Bewegungen, Wellen und Vermischungen. Die meisten Prozesse erfordern Energie, sodass ihre Parametrisierung auf Energiebilanzen und Stabilitätsrechnungen basiert. Approximationen stehen für hydrostatischen Druck, Schallwellen und Volumenerhaltung; Wasseraustausch und Zustandwechsel an der Oberfläche werden vernachlässigt. Das Koordinatensystem besteht aus Gittern mit 5 Obwohl bei Untersuchungen der oberen Atmosphäre bis 120 km Höhe berechnet werden. 19 einer Auflösung von 1- 2 Breitenlängen (Randall et al., 2007). Bessere Auflösungen von 1/6 bis 1/3 Grad können kleinskalige Vermischungen und Wirbeln simulieren. Vertikale Koordinaten können u.a. Dichteflächen als Koordinatenflächen verwenden. Schwierigkeiten sind in der Verknüpfung von Prozessen unterschiedlicher Natur, zeitlicher und räumlicher Skalen, sowie in Datenverfügung und Verifikation zu finden. Auch tretten sie bei der Auswahl der hydrologischen und thermodynamischen Erhaltungsgleichungen auf. Herausforderungen liegen bei der Darstellung und Formulierung von Eigenschaften der Tiefsee, Strömungen und kleinskalige Prozesse, Austausch zwischen Atmosphäre und Ozean, thermohalinen Zirkulation und schließlich im Transport und Speicherkapazität von Wärme und Spurenstoffen (Gerdes et al., 2003). Probleme tretten auch in der nördlichen oberflächlichen Zirkulation und ihre Auswirkungen in Eis-Albedo Rückkopplungen (Randall et al., 2007). 4.1.2.4. Gekoppelte Modelle Komplexe gekoppelte Atmosphären-Ozean-GCM (AOGCM) wurden gegen den 1980er Jahre entwickelt. Sie ergeben die besten Darstellungen vom Klimasystem; ihre stärkste Limitierung ist der rechnerische Kost. Sie integrieren in einem realistischen Raum die Gleichungen von AGCM und OGCM und fügen die Ergebnisse gegenseitig als Eingangsdaten der anderen Gleichung ein. Infolge ihrer Komplexität werden sie großskalig in Simulationen von Regionen, Klimavariabilität, Extremereignisse und Rückkopplungen eingesetzt (Gates, 2003). Sie führen Simulierungen auf jahreszeitlichen, interannuellen und jahrhundertlichen Skalen, z.B. mit einer Auflösung von 250 km, durch (Räisänen, 2007). AOGCM-Ensembles werden auch für Simulationen von CO2, Wolkenwasser und -Eis und Sulfataerosole verwendet (Meehl et al., 2007). Unsicherheiten in den AOGCM tretten bei Wolken-, Meer- und EisRückkopplungen, globale Albedo und an den Grenzschichten auf. AOGCM sind für ENSO Simulationen bekannt. Die Modellgleichungen gehen auf den im zentralen Pazifik aufgelösten Rossby- und Kelvinwellen und den interannuellen Schwankungen zurück. Außerdem wurde anhand AOGCM-Analysen die Bedeutung der 20 oberflächlichen Wasserzuflüsse-Rückkopplungen in der MOC besser erfoscht. GCM und AOGCM werden für folgende Systeme benutzt: nördliche und südliche “annular Modus”, Verteilung von kaltes Meer und warmes Land, Monsunvariabilität, atlantische multi-dekadale Varibilität, interannuelle Oscillationen, Temperaturextrema, Regime von Niederschlag und tropischen Zyklone (Randall et al., 2007). 4.1.2.5. Andere Modelle a) Meereismodelle Die saisonalen Schwankungen in Ausdehnung, Dicke und Drift des Meereises können durch thermodynamische und dynamisch-thermodynamische Modelle beschrieben werden. Sie schließen Strahlung, Wärmetransport, Wind- und Ozeanprozesse in Gesetzen der Festkörperphysik und Thermodynamik ein (Lemke und Hilmer, 2003). Probleme tretten bei der Simulation von Windeinflüsse und Mischungen im Ozean auf (Randall et al., 2007). Thermodynamische Modelle befassen sich mit der Energiebilanz an der Eisoberfläche und mit Wärmeleistungsgleichungen zwischen Ozean, Atmosphäre und Kryosphäre. Im Vergleich dazu berücksichtigen dynamischthermodynamische Modelle auch die Meereisbewegung. Am besten wird Meereisdynamik mit einem viskös-plastischen Deformationsgesetz beschrieben (Lemke und Hilmer, 2003). Meereis kann auch durch regionale AGCM simuliert werden. b) Inlandeismodelle Die Veränderung der Eisschilde bzw. ihrer Antriebe sind aufgrund Albedo, Rückkopplungen, Wasservorkommen und Wechselbeziehungen im Klimasystem für Klimaprojektionen bedeutsam. Projektionen müssen Eisschilde als eigenständige Komponente ab Zeiträumen von Jahrhunderten einschließen; für Projektionen unter ein Jahrhundert können sie vernachlässigt werden (Greve, 2003). Eisschildmodelle werden für Simulierungen des Paläoklimas, aktueller Eisschilde oder Zukunftsszenarien eingesetzt. Sie simulieren Dicke, Ausdehnung, Geschwindigkeit und Wassergehalt im Eisschild. Sie benötigen Eingaben für Eiseigenschaften, Schneefall, Schmelzen, 21 Temperatur an der Oberfläche, Meeresspiegel, geotherme Wärmefluss und Gesteinseigenschaften (Greve, 2003). 4.1.2.6. Ensembles und Validierungen Ein Ensemble ist die Durchführung von mehreren Simulationen mit leicht veränderten Anfangsbedingungen (Schnur und Hegerl, 2003), d.h. eine Gruppe vergleichbarer, strukturell koordinierte Simulationen mit demselben Modell oder mit verschiedenen Modelle (“multi-model Ensemble”). Sie liefern eine Menge an Simulationen, die dann zur Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten, Durchschnittswerte und Rang der Ergebnisse verwendet werden. Daher werden sie als “ensemble of opportunities” bezeichnet. Die Ergebnisse großer Ensembles zeigt sehr gute Korrespondenzen mit den Beobachtungen und die resultierende Information wird als quantitatv und qualitativ besser eingeschätzt (Meehl et al., 2007). Ein Ensemble mit demselben Modell -selbe Struktur aber veränderte Parameternuntersucht die Unsicherheiten in Klimavariabilität, während ein multi-model Ensemble die Differenzen in den Modellen zeigt und für probabilistische Vorhersagen dient (Randall et al., 2007). “Perturbed physics ensembles” verändern absichtlich ein Parameter, um die Auswirkungen im Ergebniss und die Unsicherheit zu berechnen. Ähnlicherweise fügen stochastische Parametrisierungen absichtliche Störungen in kleinskaligen Prozesse hin um die Auswirkungen in große Skalas zu untersuchen (Knutti et al., 2010). Schließlich wird durch das Downscalling Information großräumlicher Skalas zu kleine Skalas abgeleitet mithilfe aus GCM abgeleiteten Modelle oder Statistik aus Beobachtete Daten. Es existiert eine Reihe von Validierungsmethoden für Simulationen und Modellevaluationen, sowie von Evaluierungsgruppen und -Zentren. Modelle für Wettervorhersagen können ziemlich schnell evaluiert werden, da ihre Ergebnisse mit den später beobachteten Daten verglichen werden. Klimamodelle, die ähnlich aufgebaut sind, können auf der Basis dieser Modelle angepasst werden. Solche Verifikation ist aber bei den meisten Klimamodellen nicht möglich, weil 22 Klimaprojektionen mit Zeiträumen von mehreren Jahrhunderten rechnen. Sie werden deshalb geprüft, indem sie Simulationen des historischen Rekords oder von Paläoklimaten durchführen. Klimamodelle müssen als System und in Komponenten zerlegt geprüft werden (Roeckner, 2003). Einzelne Simulationen ermöglichen aber keine Schlussfolgerungen über die Modellqualität, sodass Ensembles verwendet werden. Es wird die Verteilung aus vielen Modellexperimenten analysiert, daraus eine Verteilungsfunktion abgeleitet und dann die Anomalien gegenüber Durchschnittswerten bewertet (Roeckner, 2003). Mit dieser Methode können auch wahrscheinliche Vorhersagen abgeschätzt werden, wobei geringe Diskrepanzen zwischen mehrere Projektionen eine eher gute Projektion deuten. 4.2. Probleme und Vorgehensweisen gegenüber Unsicherheiten in der Modellierung 4.2.1. Unsicherheiten und Herausforderungen Fehler und Imperfektionen der Modelle resultieren aus Limitierungen in Rechnerkapazität und Verständis der klimatischen Prozessen, die den Zweifel an den Modellierungsergebnissen verursachen (Collins, 2007). Unsicherheiten können schon im Modellaufbau enthalten sein und tretten im Prozess der Modellierungen in jeder Phase ein (s. Abb. 4). Daher breitet sich das Risiko möglicher Fehler auf und deren Folgen vergrößern sich. Eine andere Quelle der Unsicherheiten liegt bereits in den Klimadaten. Datenaufnahme und -Verfügung, zusammen mit ihrer Qualität, können ab den ersten Schritten der Projektion zu Fehlern führen (Annan und Hargreaves, 2007). Daher werden Unsicherheiten mit zunehmenden Zeiträumen größer. Modellierungen stellen allerdings viele Schwierigkeiten hin. In kleinräumige Simulierungen sind die natürliche Variabilität und Unsicherheiten über lokale Antriebe und Rückkopplungen höher. Langfristige oder GCM Projektionen sind sensibler zu Parametrisierungen der multidekadischen und zeitlich längere Klimaprozessen (Annan 23 und Hargreaves, 2007). Der Anfangszustand wird kurze Zeit nach dem Beginn der Simulation nicht mehr gefolgt und die Ergebnisse hängen nur vom Modell und Randbedingungen ab. Die wichtigsten Randbedingungen müssen berücksichtigt werden, damit das Modell das Klima innerhalb seiner statistischen Variabilität und Eigenschaften reproduzieren kann (Roeckner, 2003). Fragestellungen in der Klimamodellierung bestehen in der zeitlichen und räumlichen Auflösungen und in der Art und Weise der Parametrisierungen. Diskutiert wird auch wie man kleinskalige Prozesse in der Modellierung einschließen kann und wie man biochemischen Prozessen in Atmosphären-Ozean-Modellen einfügen kann oder ob sie noch vernachlässigen werden können. Weitere Kritikaspekten sind in Konvektion, Wolkenbildung und -Strahlung, Prozesse an der planetarischen Grenzschicht und kleinskalige Effekte von Topographie, sowie Salz- und Energiemischungsprozesse in den Ozeanen (Gates, 2003). Verbesserungen sind auch im Wasserkreislauf und Landoberflächenprozessen notwendig (Schnur und Hegerl, 2003). Schnur und Hegerl heben die Problematik hervor, dass Dynamiks und Wechselwirkungen im Klimasystem besser verstanden werden müssen bevor sie in den Modellen korrekt eingegeben und realistischere Ergebnisse erwartet werden können. Auch müssen die Simulierungen von vergangenem und aktuellem Klima realistischer sein bevor eine völlige Glaubwürdigkeit der Zukunftprojektionen angemommen wird (Schnur und Hegerl, 2003). Es muss auch befragt werden, inwiefern Simulierungsergebnisse miteinander übereinstimmen und ob ihre Differenzen die Einschätzung der Unsicherheit ermöglichen (Räisänen, 2007). Für die Einschätzung der Gaubwürdigkeit und Qualität der Simulierungen werden Modellvalidierungen, statistische Tests, Vergleiche mehrerer Modellen und Ensembles durchgeführt (Schnur und Hegerl, 2003). Collins synthetisiert das Kernproblem bei der Glaubwürdigkeit der Projektionen für Zukunftsszenarien folgendermaßen: “Model imperfections, coupled with fundamental limitations on the initial-value prediction of chaotic weather and the unknown path that society may take in terms of future emissions of greenhouse gases, imply that it is not possible to be certain about future 24 climate” (Collins, 2007). Der Autor schließt, dass Klimamodellen immer imperfekt sein werden. Jedoch unterliegt die Glaubwürdigkeit von Simulationen das Verständnis vom gesamten Klimasystem selbst, von externen und internen Einflüsse und nichtlinearen Wechselwirkungen, sowie der korrekten Darstellung der Komponente und Wechselwirkungen (Schnur und Hegerl, 2003). Anders ausgedruckt wird diese Glaubwürdigkeit durch das Verständnis und die Kenntnis des Klimas beschränkt (Randall et al., 2007). Die Bewertung der Simulierungen benötigt ein Verständnis der Modellstruktur, wie zB. Parametrisierung und Auswirkungen der Klimasensitivität (Knutti et al., 2010). Die Anzahl der Modellen in Ensembles, deren Unterschiede, Annahmen, Abhängigkeit und Gewichtungen müssen auch berücksichtigt werden. Die Glaubwürdigkeit einer Analyse benötigt zuletzt auch, dass die verwendete Klimadaten und Vorgehensweisen zur Verfügung gestellt werden, sodass eine Reproduktion und Verifikation der Experimente möglich sind. Unterschiede und Unsicherheiten in modellierte Klimaprojektionen sind grundsätzlich auf natürliche Klimavariabilität, Antriebe, Unsicherheiten bzw. Unterschiede in der Modellstruktur und in Parametrisierungen zurückzuführen (Collins, 2007; Räisanen, 2007). Natürliche Klimavariabilität erfolgt aus täglichen Interaktionen im Klimasystem und deutet auf der chaotischen nichtlinearen Natur des Klimas. Sie wird häufig als anfangsbedingte Unsicherheit eines Modells behandelt. Da sie nicht komplett berechenbar ist, wird sie mittels einer Quantifizierung der Modellunsicherheit gegeben (Collins, 2007). Der Einfluss externer Antriebe kann mit statistischen Methoden ermittelt werden. Unsichere Pfade der Antriebsfaktoren beruhen auf gesellschaftliche, wirtschaftliche und technische Entwicklungspfade, sodass sie am schwierigsten zu berechnen sind. Auf der anderen Seite wird die Glaubwürdigkeit der Klimaprojektionen durch die Tatsachen, dass sie von physikalischen Prinzipien und große Datenbanken abgeleitet sind, sowie von den guten Modellfähigkeiten das Wetter, aktuelles Klima und 25 Paläoklima zu simulieren und durch die Übereinstimmungen unterschiedlicher Modelle unterstützt (Räisänen, 2007). Diese Simulierungen verstärken die Sicherheit, dass Klimamodelle das Klimasystem und -Mechanismen wiedergeben. Modellvergleiche aus Ensembles, Übereinstimmungen mit Beobachtungen und Evaluationen sind weitere Argumente dafür (Randall et al., 2007). 4.2.2. Vorgehensweisen zur Behandlung der Unsicherheiten Eine akkurate Lösung um gründlegende und realistischere Klimaprojektionen zu erzielen in der Verwendung von variierten und kombinierten Methoden liegt. D.h. eine glaubwürdige Studie soll die Modellformulierung (Struktur und Parametern, die von Klimaforschung abhängen), Hierarchie (verschiedene Komplexitätsgrade), Ensembles und ihre Größe (wobei die Anzahl der Experimente von der Modellkomplexität und Rechnerkapazität abhängt) und zuletzt die Qualität der Eingangsdata berücksichtigen. Für eine rücksichtsvolle Behandlung der Modelle und Einschätzung ihres Realismus gehen Annan und Hargreaves davon aus, dass alle Klimamodelle von der Realität abweichen und bereits strukturbedingt limitierte Variablen und Klimadarstellungen repräsentieren (Annan und Hargreaves, 2007). Daher gäbe es keine korrekte Parametrisierung -nur bessere Annäherungen- und keine korrekte Methode für die Untersuchung der Einschätzung von Unsicherheiten und Fehlern aller Modelle, sondern müssen diverse Methoden je nach Modell und Zweck eingesetzt werden. Diese müssen durch Studien in Modellformulierung, Tuning und Parametrisierungen gesucht werden. Die meisten Analysen bestehen aus Evaluierungen je nach Parametrisierungen. Die Evaluierung anhand Vergleiche mit Klimabeobachtungen oder andere Modellergebnisse (Ensembles oder frühere Versionen eines Modells) wird mittels diagnostische Methoden (Karten, Zeitreihen und Häufigkeitsverteilungen) oder “performance” Messungen durchgeführt (Knutti et al., 2010). Komplexere Einschätzungen basieren auf hierarchische Analysen, Filtern, Bayes’schen Methoden und “Probability density functions” (PDFs) (Annan und Hargreaves, 2007). 26 Probabilistischen Vorhersagen werden durch verschiede Methoden hergestellt. Eine vergleicht die Ergebnisse mehrerer Modellen und bestimmt darunter die beste Simulierung für ein gegebenen Zweck. Die Abweichung dieser “best estimate” mit der Realität wird als Diskrepanz bezeichnet (Collins, 2007). Ähnlicherweise verwendet das IPPC das “Konvergenz-Kriterium”, also der meisten Einigungen in der Richtung der Ergebnisse. Gewichtungen einer Unsicherheit werden auch durch die Beziehung zwei abhängiger Variablen beschränkt, indem die Unsicherheit der beobachteten Variable auf der gesuchten Variable projiziert wird. Es werden auch Wahrscheinlichkeiten für die Bewertung der Verteilung einer Simulierung formuliert. Somit werden realistischere Ergebnisse empfohlen und eine bessere Einschätzung der Repräsentativität der Modellierung erreicht (Collins, 2007). Die Herausforderung liegt in der Entscheidung und Berechnung der Gewichtungen. Das IPCC arbeitete Maßnahmen heraus, um sich mit den Problemen von Daten- und Modellunsicherheiten, Begrenzung der wissenschaftlichen Kenntnissen und Verständnis gegenüber den Prozessen zu befassen. Unter diesen Maßnahmen zählen Erklärungen von Begriffen, Indexes und Empfehlungen. Relevant sind “confidence”, “likelihood” und “Level of Scientific Understanding” 6 (Pachauri und Reisinger, 2007). 5. Ergebnisse der Klimaprojektionen In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Klimaprojektionen dargestellt. Zuerst werden Projektionen über Temperatur, Niederschlag, Ozeane, Eis und extreme Wetterereignisse, sowie Stabilisationsszenarien vorgestellt. Im zweiten Teil werden die daraus abgeleitete Erwartungen über natürliche und menschliche Systeme, sowie Anpassung und Mitigation präsentiert. 6 Eine Sicherheitsskala (“level of confidence”) wird für quantitativ verarbeitete Unsicherheiten in Daten, Modelle und Analysen angewendet. Sie druckt die Chance für ein wahres Ergebnis aus: sehr hohe Sicherheit (9/10 Chance) bis sehr niedrige Sicherheit (1/10). Eine Wahrscheinlichkeitsskala (“likelihood of occurrence”) druckt die Wahrscheinlichkeit für das Auftretten eines Ergebnisses aus. Diese sind: virtuell sicher (Wahrscheinlichkeit um aufzutretten >99%), über wahrscheinlich (>66%) bis virtuell unsicher (<1%). Das LOSU ist ein Maß für das Verständnis von Strahlungsantriebe in Klimaänderungen, das die Beweismengen und wissenschaftliche Einigung darüber berücksichtigt. Eine Skala wird daraus abgeleitet: viel Einigung und viele Beweise (hohes LOSU) bis niedrige Einigung und wenig Beweise (sehr niedriges LOSU) (Pachauri und Reisinger, 2007). 27 5.1. Bewertung der Klimaprojektionen 5.1.1. Temperaturprojektionen Abb. 5 stellt die projektierten Emissionsszenarien und die projektierte Lufttemperatur 2000-2100 dar. Die rechte Abbildung lässt eine ein Erwärmungstrend von 0,2°C pro Jahrzent feststellen. Selbst bei einer konstanten Konzentration der Emissionen im Niveau 2000 wurde eine Erwärmung von 0,1°C pro Dekade erwartet sein (rosane Linie). Die Bereiche der Modellierungen ist unterschiedlich hoch, wobei die beste Einschätzung zwischen 1,8 und 4°C im Vgl. zum Niveau 1980-1999 liegt (Pachauri und Reisinger, 2007). Anders ausgedruckt deuten die Projektionen für Klimasensitivität auf einer Erwärmung im Bereich von 1,5 bis 4,5°C für eine Verdoppelung bzw. Vervierfachung der CO2 Konzentration in der Atmosphäre (Meehl et al., 2007). Das illustrative A1B Szenario zeigt eine Lufttemperaturerhöhung von 2,8°C gegen 2100. Abb. 5. Links: Projektierte Emissionsszenarien 2000-2100 ohne weitere Klimapolitiks. Die Abzisse gibt die Jahre und die Ordinate die globale Treibhausgasemissionen in Gt CO2-eq/a an (CO2, CH4, N2O und HFC). Durchgezogene Linien stellen die Marker Szenarien dar, die punktierte Linien die gesamte Breite der Szenarien und die graue Fläche das 80 Perzentil. Rechts: Multi-modellierte Mittelwerte und Rang der projektierten Lufttemperatur. Unten wird die Zeit angegeben und auf der Ordinate die Lufterwärmung (°C) im Vgl. zu 1980-1999. Durchgezogene Linien zeigen die multi-modellierten Mittelwerte, die gefärbte Fläche ihre ±1° standarisierte Abweichung. Die rechten Spalten zeigen die Bereiche der jeweiligen Szenarien (Genommen von Solomon et al., 2007). 28 Regional betrachtet ziehen sich beobachtete Trends weiter (s. Abb.2). Lufttemperatur und ihre Variabilität in der Nordhemisphäre, auf Landmassen und in höheren nördlichen Breiten werden zunehmen, hauptsächlich wegen der starken Kontinentalität. Demgegenüber erwärmen sich Ozeane weniger, insbesonders die Nordatlantik, Südpazifik und Antarktik (Solomon et al., 2007). 5.1.2. Niederschlagsprojektionen Die multi-model Projektionen für Niederschlagsänderungen werden in Abb. 6 dargestellt. Die linke Karte zeigt die Veränderungen im nördlichen Winter, rechts im nördlichen Sommer. Gefärbt sind de Flächen wo über 90% der Modelle in die Richtung des Trends übereinstimmen. Die Projektionen deuten auf einer sehr wahrscheinlichen Zunahme der Niederschläge in höheren Breiten, vor allem über den mittleren nördlichen Breiten und auf der Antarktis in den respektiven Wintermonaten (eine Erhöhung von über 20% im Vgl. zu aktuellen Werten). Das Pazifische Ozean im Bereich der ITC und Ostafrika (in DJF) experimentieren auch starke Niederschlagszunahmen. Dagegen wird eine Abnahme in den meisten subtropischen Landgebieten modelliert. Darunter zählen der Mittelmeerraum, Zentralamerika und die westliche USA, die Karibik und die zentral Atlantik, das Südostliches Pazifisches Ozean, Südwest Australien, Südost Brasilien und Südafrika (JJA) (Pachauri und Reisinger, 2007). Abb. 6. Veränderungen in Niederschlag (in %) gegen 2090-2099 im Vgl. zu 1980-1999 für Dezember, Januar und Februar (links) und Juni, Juli und August (rechts). Werte basieren auf Ergebnisse des A1B 29 Szenario. In den gefärbten Zonen stimmten über 90% der Modelle in die Veränderungsrichtung überein (Genommen von Solomon et al., 2007). Deswegen wird mit hoher Sicherheit projiziert, dass der Abfluss und verfügbares Wasser gegen Mitte des Jahrhunderts in höhen Breiten zunehmen werden, dagegen in den erwähnten Trockengebieten in tropischen und mittleren Breiten abnhemen. 5.1.3. Projektionen für Ozeane Neben der Erwärmung der Ozeane werden eine Steigerung des Meeresspiegels und eine Sauerung der Ozeane projiziert. Die Steigerung des Meeresspiegels ist hauptsächlich der thermischen Expansion des Wassers und Wasserzufuhr von Schneeund Eisschmelzen zurückzuführen. Die modellierte Steigerung des Meeresspiegels gegen 2100 im Vgl. zu 1980-1999 nimmt Werte im Bereich von 0,18 (Szenario B1) bis 0,59 m (A1F1), mit einem Mittelwert von 0,21-0,48 m in A1B (Solomon et al., 2007). Auf der anderen Seite, die zunehmende CO2 Konzentration in der Atmosphäre, zusammen mit der Zunahme der Meerestemperatur, führen dazu, dass mehr CO2 in den Ozeanen gespeichert wird. Demzufolge sinkt der pH-Wert. Der Trend deutet auf eine Reduzierung des ph-Wertes von 0,14 bis 0,35 Einheiten am Ende des 21. Jh. Das IPCC schließt, dass die durch anthropogene Emissionen verursachte Erwärmung und Steigerung des Meeresspiegels über ein Millenium hinaus zu erwarten sind, da die zeitliche Klimaskalen sehr groß sind (Pachauri und Reisinger, 2007; Solomon et al., 2007). Jedoch sind die Speicherkapazität der Ozeane und ihre Klimawirkungen noch ungenügend erforscht. 5.1.4. Projektionen für Eis Die Ergebnisse der Projektionen deuten auf einer Einschränkung der durch Schnee bedeckten Fläche und Meereisextention, sowie eine Vertiefung des Permafrosts hin. Viele Modelle zeigen das Verschwinden des Arktiseises am Ende des Nordsommers. Laut der Projektionen wird die Oberflächenmassenbilanz ab einer Erwärmung von 1,9 bis 4,6°C (im Vgl. zu preindustriellen Werten) negativ (Pachauri und Reisinger, 2007; 30 Solomon et al., 2007). Die Kontraktion der Eisbedeckung in Grönland verstärkt die Steigerung des Meeresspiegels und dieser Trend kann über 2100 hinaus fortdauern. Der partielle Verlust an Polareis kann zu Küstenveränderungen und Überflutungen von Küsten, niedrigen Gebieten, Deltas und Inseln führen. Es konnte sogar in Jahrtausende zu einem kompletten Abschmelzen des Grönlandeises kommen und damit zu einer vergleichbaren Meeresspiegelssteigerung wie im letzten Interglazial (+4 bis 6 m). Die Antartik bleibt dagegen weiterhin zu kalt um ein signifikantes Verlust an Eisoberfläche aufzuzeigen und soll sogar an Eismasse dank erhöhtem Niederschlag gewinnen. 5.1.5. Projektionen für Extremwetterereignisse Extremwetterereignisse sind die Ereignisse des Wetters, die sich an den Extrema seiner Wahrscheinlichkeitskurve befinden und nur 5% des Auftrettens aufweisen. Das Trend zeigt, dass die Temperaturkurve nach “warm” wandert und ihre horizontale Amplitude breiter wird, d.h. die Durchschnittstemperatur erhöht sich und die Kurve umfasst kältere und wärmere Extremereignisse (Silva, 2011; DWD, 2012). Aus den Projektionen wurde eine virtuell sichere Zunahmen der Anzahl von warmen Tage und Nächte, genauso wie die Frequenz wärmerer Tage und Nächte über die meisten Landoberflächen abgeleitet, dagegen eine Abnahmen der Anzahl kälterer Tage und Nächte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Frequenz von Hitzewellen und Extrema, sowie von starken Niederschlagereignissen in Landregionen zunehmen werden. Weitere Trends sind die Zunahme der von Dürren affektierten Fläche und extrem hohen Stand des Meeresspiegels. Mit mittlerer Wahrscheinlichkeit geweinnen tropische Zyklone an Intensität und Windgeschwindigkeit, während sich außertropische Stürme polwärts bewegen werden, mit entsprechenden Veränderungen in Wind, Niederschlags- und Temperaturregimen (Pachauri und Reisinger, 2007). 5.1.6. Stabilisationsszenarien 31 Um ein Stabilisierungsniveau zu erreichen ist es nötig, dass die Konzentration von Treibhausgase ein Maximum erreicht und dann sinkt. Die Unsicherheiten der Szenarien werden aber durch die Berücksichtigung von Rückkopplungen und lang-zeiträumigen Prozesse erhöht. Die Wärmespeicherkapazität und -Transport durch Ozeane, sowie die reduzierte CO2-Speicherkapazität von Land und Ozeane durch die globale Erwärmung, zusammen mit der Klima-Kohlenstoffkreislauf-Kopplung bewirken, dass weiterer CO2 in der Atmosphäre gelangt bzw. länger bleibt und dass ein globaler Erwärmungstrend über Jahrzehnte hinaus reicht, auch bei stabilisierten Emissionskonzentrationen (Pachauri und Reisinger, 2007). Abb. 7 stellt die Stabilisationsszenarien dar. Die Spalten geben die Szenarien an (als Klassen bezeichnet), die äquivalente Treibhausgaskonzentration der Atmosphäre, die Periode der modellierten Stabilisation, die Veränderung der Temperatur und des Meeresspiegels. Die Abhängigkeit der Temperatur und Meeresspiegelsniveau von der Treibhausgaskonzentration wird deutlich: bei geringerem Treibhauseffekt sind niedrigere Temperatursteigung und somit die niedrigste Änderung im Meeresspiegel zu erwarten, und umgekehrt. Szenario III wird als Mittelwert bzw. als repräsentativer dargestellt. Wie schon vorher erwähnt wird eine Erwärmung von 0,1°C pro Jahrzent in den nächsten 20 Jahren erwartet auch bei konstante Antriebe im Jahr 2000 Niveau (Pachauri und Reisinger, 2007). Abb. 7. Tabelle mit sechs Stabilisationsszenarien für Treibhausgase (CO2-eq in ppm), Temperatur und Meeresspiegel nach dem IPCC (Eigene Verarbeitung nach Pachauri und Reisinger, 2007). 32 5.2. Erwartungen der Klimaprojektionen Die Klimaprojektionen erlauben eine Voraussage der Auswirkungen vom Klimawandel über Ökosysteme, Ressourcen, den davon abhängigen Aktivitäten und Gesellschaft. Daraus werden Mitigation und Anpassungsmaßnahmen hergestellt. 5.2.1. Ökosysteme Im Ökosystembereich wird vorausgesagt, dass die Resilienz der Ökosysteme wegen Klimawandel, anthropische Veränderungen und Ressourcenextraktion überschritten werden kann. Aufgrund ihrer Erwärmungsempfindlichkeit werden Tundra, boreale Wälder und Gebirgsökosysteme affektiert und wegen Niederschlagsabnahmen das Mediterranraum und tropische Regenwälder. Sümpfe, Mangrove, Koralle, marine und Küsten-Systeme werden von Veränderungen in Meeresspiegel, -Oberflächentemperatur und Wassereigenschaften, sowie extreme Wetterereignisse, betroffen (Pachauri und Reisinger, 2007). Bei einer Temperaturerhöhung von 2,5°C gegen 2100 würden wahrscheinlich 20-30% der bekannten Arten eine zunehmende Extintionsrate eingehen, während bei einer Erwärmung über 3,5°C diese zu 40-70% steigen. Bei solcher Temperaturänderungen verändern sich auch die Struktur der Ökosysteme, Beziehungen der Lebewesen und ihre geographische Lagen. Diese hätte überwiegend negative Auswirkungen über Güter und Dienste, die die Natur den Menschen liefert. Weitere mögliche Veränderungen finden in ozeanischen Produktivität, CO2-Speicherung und O2-Konzentrationen im Ozean statt. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass die Meridionale Over-turning Zirkulation des Atlantischen Ozeans (MOC) sich im Laufe des 21 Jhs. um etwa 25% abbremst, aber sehr unwahrscheinlich, dass sie einen abrupten Übergang durchläuft. 5.2.2. Wasserressourcen und Küsten 33 Im Bereich Wasserressourcen kommen unterschiedliche Auswirkungen vor. Die schon erwähnte Niederschlagsänderungen führen zu unterschiedlichen räumlichen und saisonallen Verteilung des Wassers und somit zu erhöhten Überflutungs- oder Dürrenrisikos. Aufgrund des Verlustes an Eis- und Schneemassen in Gebieten, die von Gletschern und Gebirgen abhängen, kann mit einer langfristigen Reduktion der Wasserverfügbarkeit und -Kraftpotentials gerechnet werden; kurzfristig erhöht sich der saisonal differenzierte Abfluss (Pachauri und Reisinger, 2007). In den Küsten nehmen maritime und fluviale- Überflutungsrisikos und Salinization von Grundwasser zu, teilweise erhöht durch den anthropischen Druck auf Küstenressourcen und Degradierung dieser Ökosysteme. Vor allem in den Bevölkerungsdichten Gebieten Asiens, Afrikas und Kleininseln steigt die Anzahl der Menschen, die durch Überflutungen affektiert sind. Insgesammt wird der Stress für Wasserressourcen durch Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, sowie Urbanization und Landnutzung erhöht. 5.2.3. Gesellschaftliche Aspekte und Regionenüberblick Folglich der veränderten Wasserverfügung werden Veränderungen in Land- und Forstwirtwschaft, sowie im Industriesektor, Besiedlung, Gesellschaft und menschliche Gesundheit erwartet (Pachauri und Reisinger, 2007). Es wird vorausgesehen, dass die Vulnerabilität in Gebieten, deren Wirtschaft stark von Klima-sensitiven Ressourcen abhängt, sowie in armen und schnell urbanisierende Gebieten und diese, die von extremen Wetterereignisse affektiert werden, zunehmen wird. Die Nahrungsproduktion hängt von der Wasserversorgung, v.a. Niederschlagsregime, stark ab. Da diese von den Temperaturszenarien bestimmt werden, können auch Ermittlungen über Nahrungsproduktion vollgezogen werden (Pachauri und Reisinger, 2007). Die Produktivität der Saatgüter in mittleren und höheren Breiten kann mit einer lokalen Temperaturerhöhung von 1 bis 3°C leicht wachsen. Somit kann das globale Potential der Nahrungsproduktion auch steigen. Dagegen nimmt in trockenen niedrigen Breiten die Produktivität auch bei einer Temperaturerhöhung von 2°C ab. Im Gesundheitssektor wird eine Zunahme der Betroffenen durch Unter- oder 34 Schlechternährung, Diarrheas (Wasserqualität und -Verfügung), Herz-Atmung Krankheiten (Pollution) und Beschädigte wegen extremen Wetter- und Hitzeereignisse vorausgesehen. Positive Auswirkungen sind aber Änderungen in Malariatransmission und Abnahme der Kältetode in temperaten Gebieten. Regional betrachtet sind Auswirkungen des projektierten Klimawandels ungleich. Auf der Arktik sind Effekte über natürlichen Ökosysteme, Bevölkerung und Kultur vorauszusehen. Bevölkerungen mit niedrigen Anpassungsfähigkeiten, wie in Afrika, Entwicklungsländer und auch Arme, Kinder und Greise in reichen Länder können besonders stark von Temperatur- und Niederschlagsänderungen, als auch von extremen Wetterereignisse affektiert werden. In Kleininseln werden Menschen und Infrastruktur aufgrund der hohen Exposition vor Unwetter und Meeresspiegels gefährdet. Die asiatische und afrikanische Megadeltas sind gleichermaßen wegen dem steigenden Druck von Bevölkerungswachstum, Überflutungen und Stürme gefährdet. 5.2.4. Anpassung und Mitigation Entwicklungsfragen, Ressourcenverbrauch und Umweltveränderungen sollen mithilfe Klimamodellierungen illustriert werden (Collins, 2007). Im Kontext des Klimawandels werden Maßnahmen empfohlen, die von lokalen bis zu globalen Ebenen eingeführt werden können (Pachauri und Reisinger, 2007; IPCC 2005). Maßnahmen für Anpassung und Mitigation werden betont, da sie positive Effekte in Vulnerabilität, Nachhaltigkeit und Klima bringen. Die Anpassungsfähigkeit eines Ortes hängt von ihrer gesellschaft-wirtschaftlichen Entwicklung ab, und ihre Planung geschieht in Zeitskalen von Jahren bis Jahrzehnten, weshalb sie sichereren Vorhersagen von Klimawandel benötigen. Dagegen rechnen Mitigationsmaßnahmen mit langfristigen Prozessen, wie Kohlenstoffkreislauf und thermohaline Zirkulation (Collins, 2007). Mitigation kann manche der oben genannte Erwartungen reduzieren, vermeiden oder verspäten, und ist entscheidend um Stabilisationsszenarien zu erreichen. Maßnahmen für Mitigation beschließen Management, Pollutionreduktion, Änderungen im Lebensstil, 35 Kooperationsvereinbarungen, Karbonmarkets, Finanzierung für Forschung und für soziale Hilfe, sowie Investitionen in Treibhausgas-niedrige Produkte und Technologien ein. Die Anwendbarkeit dieser Möglichkeiten hängt von nationalen Schicksäle, vom Verständnis deren Wirkungen, Kosten und Zugänglichkeit ab. Trotzdem sind Wirtschaftspotential und die Fähigkeit für die Mitigation von CO2 Emissionen für die Staaten verfügbar (Pachauri und Reisinger, 2007; WBGU, 2011). Die Energiewende ist entscheidend um Emissionen zu reduzieren (WBGU, 2011). Alle SRES Szenarien zeigen, dass 60-80% der Reduktionen in den Sektoren Energie und Industrie machbar sind, da die Einführung heutiger und zukünftiger kommerziellen Technologien theoretisch alle Stabilisationsniveaus in folgenden Jahren erreichen können. Andere Szenarienanalysen zeigen, dass eine Dekarbonisierung der Energiesysteme gegen 2050 erreichbar ist und somit auch eine Erwärmung unter 2°C eingehalten werden kann (WBGU, 2011). Allerdings erfordert eine signifikante Emissionsreduktion die Beschleunigung des Umbaus der Energiesysteme, Infrastrukturinvestitionen, effektiven Technologietransfer und institutionelle Strukturveränderungen (zB. Bewässerungstechnik und Landreformen) (WBGU, 2011). Es wird deutlich, dass Energiemaßnahmen mehrere soziale und ökosystemaren Begleitnutzen besitzen. Entscheidungen für eine bestimmte Maßnahme und Ziel sollen wirtschaftliche, gesellschaftliche und umweltliche Kosten berücksichtigen, wobei Kosten einer schnellen Aktion mit Reparaturen und Risikos einer späteren Mitigation verglichen werden (Pachauri und Reisinger, 2007; IPCC, 2005). Im allgemein erhöhen sich die ökonomische Kosten um ein Stabilisationsniveau zu erreichen je kurzfristiger und strenger der Ziel ist. Z.B., bei einer Stabilisation von 445-710 ppm CO2-eq gegen 2050 entsprechen die Mitigationskosten eine Einschränkung des globalen BIP von 1- 5,5%; im Vergleich dazu sind globale Verluste im Fall einer Erwärmung von 4°C auch 1- 5% des BIP. Die Kosten sind jedenfalls regional unterschiedlich; manche Regionen und Sektoren können sogar vom Klimawandel ökonomisch profitieren. 36 6. Weitere Szenarienentwürfe und Beispiel 6.1. Weitere Entwürfe: die Representative Concentration Pathways Zuletzt müssen auch weitere Entwürfe zum Thema Szenarien erwähnt werden, die aktuellere Einschätzungen nach den SRES Szenarien einbeziehen. Relevant sind die Representative Concentration Pathways (RCP), die im Rahmen des Projekts Fifth Coupled Model Intercomparison Project (CMIP5) des World Climate Research Programme Klimasimulierungen durchführen (Meinshausen et al., 2011). RCP ergänzen und sollen die SRES Szenarien in der Zukunft teilweise ersetzen. Das CMIP führt Reihen von Experimenten durch, um Ergebnisse von AOGCM, GCM und Earth System Models systematisch zu analysieren und somit Modellierungen zu verbessern (PCMDI, 2013). Die multi-model Simulierungen emöglichen Modellevaluierungen in Simulationen vom vergangenem Klima und in unsicheren Klimaprozessen. Szenarien und Projektionen im Assessment Report 5 des IPCC und spätere Simulierungen werden auf den Ergebnissen des CMIP5 basieren (Knutti et al., 2010). Die Herstellung der RCP umfasst die historischen Analysen und die Projektion von repräsentativen Treibhausgaskonzentrationen der wichtigsten anthropogene Emissionen, ihre Strahlungsantriebe und Projektionen für Landnutzungsveränderungen bis 2100. RCP sind keine Szenarien i.e.S., sondern konsistente Projektionen die als Eingangsdata für Klimamodellierung dienen (IIASA, 2013). Sie bestehen aus vier Richtlinien, die von unterschiedlichen Modellierungsgruppen entwickelt worden sind und nicht auf gemeinsame Annahmen basieren. Daher tretten Inkonsequenzen zwischen den Simulierungen auf; Unterschiede gehen auf Modell- und Szenarienunterschiede zurück (Meinshausen et al., 2011). Strahlungsantrieb wurde aus Treibhausgase und externe Einflüsse abgeleitet, aber berücksichtigt die Albedo aus Landnutzung und Staubeinflüsse nicht. Eine Erweiterung der RCP, die Extented Concentration Pathways (ECP), wurde auch entwickelt. Sie zeigen Klimaprojektionen im Zeitraum von 2100 bis 2300 und wurden mit einfachen Regeln hergestellt, z.B. Annahmen von bestimmten Stabilisationsniveaus (Meinshausen et al., 2011). 37 Meinshausen et al. stellen die Ergebnisse von RCP und ECP dar, die jedoch nur mit einem SCM (MAGICC6) hergestellt wurden aufgrund der Modellfähigkeit Ähnlichkeiten mit früheren CMIP-Ergebnissen in CO2-Kreislauf zu erreichen. Die RCP ergeben ein breiteres Spektrum für Strahlungsantrieb als die SRES Szenarien (Meinshausen et al., 2011). Mit einer Klimasensitivität von 3°C entspricht die am besten eingeschätzte Erwärmung der Oberflächentemperatur gegen 2100 (im Vgl. zu preindustriellen Werten) einem Bereich von 1,5°C in der niedrigsten Projektion bis 4,5°C in der höchsten. Abbildung 8. Gesamter Strahlungsantrieb für RCP (2000-2100) und ECP (2100-2500) für die repräsentative Durchschnittswerte jedes Szenario (blau: RCP 2.6, ocker RCP 4.5, grau RCP 6 und rot RCP 8.5). Kleinere Schwankungen gehen auf Sonnenaktivität und Vulkanismus zurück (Genommen von Meinhshausen et al., 2011, S. 230). Die vier RCP Szenarien, die ECP und die historische Klimadaten sind in Abbildung 8 dargestellt, wobei die Ordinate der Strahlungsantrieb und die Abzisse die Zeit (1800 bis 2500 n.Ch.) angeben. Das niedrige Szenario ist RCP 2.6 und schildert sehr geringe Konzentrationen aufgrund Emissionsreduktionen, die in einem Strahlungsantrieb von 2.6 W/m2 gegen 2100 resultieren. Der gesamte Bereich von RCP 2.6 entspricht eine Temperaturerhöhung von 1- 2°C im Vgl. zu 1750. RCP 4.5 stellt eine Stabilisation des Strahlungsantriebs vor 2100 dank Technologiemaßnahmen für Emissionsreduktionen dar (IIASA, 2013). Diese Stabilisation geschieht nach 2100 in RCP 6. Eine Erhöhung 38 der Emissionen und hohe Konzentrationen wird durch RCP 8.5 dargestellt, sodass ein mittlerer Strahlungsantrieb von 8,5 W/m2 und 6 - 9°C in Temperaturanstieg erreicht werden (Meinshausen et al., 2011). 6.2. Projektionen am Beispiel Peru Für Lateinamerika werden Temperatursteigerungen von über 1,5 bis 4°C projiziert (Pachauri und Resinger, 2007). Im Zentralamazonas werden die höchsten Temperaturzunahmen für die Trockenzeit (JJA) projiziert, die wahrscheinlich in Beziehung mit den Niederschlagsabnahmen in SO Brasilien stehen. Deutliche Abnahmen in Niederschlag sind im subtropischen Pazifik, südliches Südamerika, Zentralamerika und die Karibik zu finden, während Zunahmen für das äquatoriale Pazifik projiziert werden (Pachauri und Resinger, 2007). In Peru besitzt die Klimaänderung unterschiedliche räumliche Auswirkungen und wird stark durch regionale und lokale Faktoren, v.a. Meeresoberflächentemperatur und die Kordillere, beeinfüsst. Projektionen für Temperatur sind kongruent mit vorherigen Trends und weisen auf einer Erwärmung, v.a. im Norden und in den zentralen und südlichen Anden. Temperaturmaxima können mit Raten von 0,53°C pro Jahrzehnt und Temperaturminima mit 0,47°C pro Jahrzehnt zunehmen, sodass gegen 2030 eine Erhöhung von 1,4 -1,6°C im Vgl. zu 1961-1991 zu erwarten ist (SENAMHI, 2009). Trends zeigen Zunahmen in der Intensität und Frequenz von starken Niederschläge in der nordlichen Küste und nördlichen Anden, dagegen Abnahmen in den südlichen Anden. Es gibt kein nennenswerter Trend in Dürren; sie tretten regelmäßig im Amazonasbecken und in den südlichen Anden auf. Projektionen für Niederschlag mit bessere Auflösungen zeigen wenige Übereinstimungen zwischen den Modellen. Veränderungen gegen 2030 werden durchschnittlich im Bereich von -10% bis +10% erwartet. Höhere Zunahmen werden für die nördliche Küste und Anden (+15% aufgrund erhöhter SST), zentrale Anden und südliches Regenwald projiziert, dagegen zeigen sich die starksten Abnahmen im nördlichen Regenwald und südlichen Anden (SENAMHI, 2009). 39 Unter den Erwartungen der Klimaänderungen in Lateinamerika befinden sich der Wandel des tropischen Regenwaldes in Savannen im Ostamazonia und ein Übergang der semi-ariden in ariden Vegetation. Ein signifikanter Verlust an Biodiversität hängt damit zusammen. Die Produktivität wichtiger Saatgüter und Tierzucht in manchen Gebieten kann senken, sodass das Risiko in Nahrungssicherheit und Hunger wächst. Aufgrund Gletscherschmelzen nimmt die Wasserverfügbarkeit für Landwirtschaft, Energie und Haushalt ab (Pachauri und Reisinger, 2007). Weitere Änderungen in Peru sind die Steigerung des Meeresspiegels (0,95 - 4 m), erhöhte Frequenz und Intensität von Niño-Ereignisse, Überflutungen, Fröste, Desertifikation und Wasserstress (Silva, 2011). Auf der anderen Seite kann der Anbau bestimmter Pflanzen wachsen, beispielsweise Soya in temperaten Gebieten. In den Anden verbreitet sich die Höhengrenze von Nutzpflanzen wie Mais oder Kartoffel. Im Bereich Gesundheit kann die geographische Ausbreitung von Krankheitsvektoren, z.B. Malaria, erwähnt werden. In Peru wird eine hohe Vulnerabilität gegenüber Klimaereignisse und -Änderung bestätigt (Silva, 2011). Sektoren wie Landwirtschaft, Fischerei und Viehhaltung hängen direkt vom Klima ab, sowie Wasserkraftwerke und Energie von Wasserverfügbarkeit, v.a. von Gletschern. Aus diesen Gründen werden heutzutage viele Maßnahmen im Bezug zum Klimawandel entworfen. Um Empfehlungen der UNFCC und das Montrealprotokoll anzuwenden wurde 2003 die Nationalstrategie für Klimawandel entwickelt. Diese fördert, dass das Land seine Vulnerabilität kennt und technische Unterstützung und Finanzierung benötigt, Anpassungsmaßnahmen in Politiks und Entwicklungspläne einbezieht, Bildung über Klimawandel schafft und seine Emissionen reduziert. Es ist zu bemerken, dass Politiks und Maßnahmen gegen Armut, für nachhaltige Entwicklung und Umweltmanagement gegenseitig berücksichtigt werden und zusammen mit der Nationalstrategie für Klimawandel arbeiten (Silva, 2011). Aus diesen Beziehungen entstand das Program PROCLIM. Sein Ziel ist die Entwicklung von Fähigkeiten für ein effektives Management der humane, institutionelle und finanzielle Ressourcen im Kontext des Klimawandels und der Luftverschmutzung in 40 ausgewählten Orten. Es umfasst Vulnerabilität, Anpassung, Mitigation, Aufbau von Datenbanken, Informationstransfer und Kapazitätsaufbau (Silva, 2011). Datenbanken der Emissionen, Studien der Vulnerabilität von Wasserressourcen und gegenüber ENSO, sowie Maßnahmen zur Emissionsreduktion wurden schon entwickelt. Diese Prozesse geben ein Beispiel der Anwendung der Klimaforschung und ihre Beziehungen mit globalen Initiativen und Strategien, die in angewandte Politiks, Entwurfe zur Anpassung von Sektoren und Gesellschaft und ihre Einsetzung in Entwicklungspläne einschließt. 7. Fazit In der vorliegenden Arbeit konnte festgestellt werden, dass Klimaforschung an Methoden, Datenverfügbarkeit, Entwicklung und Einsatz gewinnt. In gleicher Weise gewinnen Klimaprojektionen an Komplexität, Vielfalt der Simulationsmöglichkeiten, Evaluierungen der Unsicherheiten und Kritikalität. Besonders die Letzte muss als vorteilhaft angesehen werden, da sie zu Verbesserungen, neuen Entwicklungen und Kenntnissen führt. Praktische Anwendungen der Klimaforschung, Szenarien und Modellierungsergebnisse breiten sich auf. Dies wird in internationale und nationale Initiativen, Politiken und Maßnahmen deutlich. Klimafachkenntnisse werden in Deutschland beispielsweise in der Emissionsreduktion und Energiewende eingesetzt und im Falle Perus in der Planung und Herstellung von Projekten für nachhaltige Entwicklung. Diese Vorgehensweisen schaffen Fähigkeiten den wissenschaftlichen Methoden und Ergebnissen anzuwenden, aber auch eine notwendige und wachsende Interdisziplinarität in wissenschaftlichen und sozialen Arbeitsweisen. Denn nicht nur das Klimasystem und die Emissionen haben Wechselwirkungen, sondern auch Forschung, Bildung und Entwicklung. 41 Literaturverzeichnis Annan, J.D. und Hargreaves, J.C., 2007: Efficient Estimation and Ensemble Generation in Climate Modelling. In “Philosophical Transactions: Mathematical, Physical and Engineering Sciences”. 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