3.10.2 Preismechanismus VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE Klasse: __________ © SEI Datum: ___________ Thema: Marktungleichgewichte Arbeitsauftrag Lesen Sie die folgenden Abschnitte und markieren Sie dabei. lesen markieren Inhalt mit Partner verstehen Einzel- bzw. Partnerarbeit 60 Minuten Anpassungsprozesse bei Marktungleichgewichten Solange die Gleichgewichtssituation noch nicht erreicht ist, lösen Anbieter und Nachfrager durch ihr Handeln und ihre Reaktionen Marktkräfte aus, die eine Entwicklung zum Gleichgewicht bewirken. Die Marktteilnehmer müssen dann durch „Versuch und Irrtum“ herausfinden, wo das Marktgleichgewicht annähernd liegt. Dies lässt sich an einem Preis-MengenDiagramm nachvollziehen, wenn zunächst von einem Preis ausgegangen wird, der nicht dem Gleichgewichtspreis entspricht und bei dem folglich ein Ungleichgewicht herrscht. Fall 1: Marktpreis liegt über dem Gleichgewichtspreis: Angebotsüberschuss Liegen die Preisforderungen der Eisdielen (= Anbieter) über dem Gleichgewichtspreis (z. B. 1,00 €), können sie weniger absetzen als geplant. Geplant ist eine Absatzmenge von 8.000 Eiskugeln. Die Nachfrager wollen zu diesem Preis aber nur 5.000 Eiskugeln kaufen. Es entsteht ein Angebotsüberschuss (Nachfragelücke) in Höhe von 3.000 Stück. 1 Die Anbieter werden bereit sein den Preis zu senken. Ein einzelner Anbieter könnte alleine den Preis zwar nicht nachhaltig beeinflussen. Da aber bei diesem Preis viele Anbieter ihre Pläne nicht verwirklichen können, kommt es zu einer gegenseitigen Preisunterbietung der miteinander in Konkurrenz stehenden Anbieter. Aufgrund des sinkenden Preises verringert sich die angebotene Menge, da einige Anbieter aus dem Markt ausscheiden, weil der Preis unter ihre Stückkosten gesunken ist. Gleichzeitig steigt die nachgefragte Menge, weil die bisherigen Käufer mehr nachfragen und möglicherweise neue Käuferschichten in der 3.10.2 Preismechanismus Lage sind, das Gut aufgrund des gesunkenen Preises zu kaufen. Die abwärts gerichteten Pfeile in der Abbildung zeigen den Anpassungsprozess, der sich als Bewegung auf der Angebots- und Nachfragekurve darstellen lässt. Der Angebotsüberschuss verringert sich allmählich und der Preis nähert sich dem Gleichgewichtspreis von 0,80 Euro. Wird der Gleichgewichtspreis erreicht, besteht für keinen Anbieter Anlass zu einer weiteren Preissenkung, da alle, die zu diesem Preis verkaufen wollen, tatsächlich ihre Produkte absetzen können. Liegt der Marktpreis über dem Gleichgewichtspreis entsteht ein Angebotsüberschuss (Nachfragelücke). Der Marktpreis sinkt. Fall 2: Marktpreis liegt unter dem Gleichgewichtspreis: Nachfrageüberschuss Liegen die Preisforderungen der Eisdielen (= Anbieter) unter dem Gleichgewichtspreis (z. B. 0,60 €), entsteht ein Nachfrageüberschuss (Angebotslücke) in Höhe von 3.000 Stück. Ein Teil der Nachfrager kann seine Pläne nicht erfüllen, da er das Gut gar nicht oder nicht in der gewünschten Menge kaufen kann. Diese Nachfrager werden daher bereit sein, einen höheren Preis zu bezahlen. Es kommt zu einer gegenseitigen Preisüberbietung der Konsumenten. Als Folge davon steigt die angebotene Menge. Die Anbieter dehnen ihre Produktion aus und neue Anbieter, für die der Preis bisher nicht kostendeckend war, treten am Markt auf. Gleichzeitig sinkt die nachgefragte Menge, weil die bisherigen Käufer weniger nachfragen und ein Teil von ihnen möglicherweise nicht mehr in der Lage ist, das Gut aufgrund des gestiegenen Preises zu kaufen. Die aufwärts gerichteten Pfeile in der Abbildung zeigen den Anpassungsprozess. Es liegt eine Bewegung auf der Angebots- und Nachfragekurve vor. Der Nachfrageüberschuss verringert sich und der Preis nähert sich dem Gleichgewichtspreis von 0,80 €. Beim Gleichgewichtspreis besteht für keinen Nachfrager Anlass, einen höheren Preis zu bieten, da alle, die zu diesem Preis kaufen wollen, tatsächlich die gewünschte Gütermenge erwerben können. Liegt der Marktpreis unter dem Gleichgewichtspreis entsteht ein Nachfrageüberschuss (Angebotslücke). Der Marktpreis steigt. Folgen von Angebots- und Nachfrageüberschüssen Angebots- oder Nachfrageüberschüsse deuten darauf hin, dass die Marktteilnehmer noch keine vollkommene Marktübersicht haben. Durch zunehmende Informationen über die Marktverhältnisse erhöht sich die Markttransparenz. Die Reaktion der Marktteilnehmer auf das Marktungleichgewicht löst einen Anpassungsprozess aus, aufgrund dessen sich der Marktpreis immer mehr dem Gleichgewichtspreis annähert. 2 3.10.2 Preismechanismus Änderung des Gleichgewichtspreises Die Marktbedingungen können sich aber im Zeitablauf ändern, sodass es zu einer Abweichung vom bisherigen Gleichgewichtszustand kommt. Veränderungen bei den Bestimmungsfaktoren von Angebot und Nachfrage und sich daraus ergebende neue Pläne der Marktteilnehmer führen möglicherweise zu einer Verschiebung der Angebots- und/oder Nachfragekurven. Beispielsweise kann sich durch Geschmacksveränderungen und eine gesündere Lebensweise die Nutzeneinschätzung für Süßigkeiten verringern und die Nachfrage nach Speiseeis bei gleich bleibendem Angebot abnehmen. Das führt – sofern alle anderen Bestimmungsfaktoren von Angebot und Nachfrage unverändert bleiben – zu einer Linksverschiebung der Nachfragekurve. Beim bisherigen Gleichgewicht G0 mit dem Gleichgewichtspreis p0 = 0,80 und der Gleichgewichtsmenge x0 = 6.000 Stück würde sich durch die Abnahme ein Angebotsüberschuss von 3.000 Stück (Strecke GOA) ergeben. Durch den Preisunterbietungsprozess der Anbieter sinkt der Preis, bis ein neues Gleichgewicht G1 bei einem niedrigeren Preis (p1 = 0,60) und einer geringeren Menge (x1 = 4.000) erreicht ist. Entsprechend kommt es bei einer Zunahme der Nachfrage zu einer Rechtsverschiebung der Nachfragekurve. Beim bisherigen Gleichgewichtspreis würde sich dann ein Nachfrageüberschuss ergeben. Durch den Preisüberbietungsprozess der Nachfrager steigt der Preis, bis ein neues Gleichgewicht bei einem höheren Preis und einer größeren Menge erreicht ist. Das Angebot an Eiskugeln kann beispielsweise durch eine Erhöhung der Milch- und Zuckerpreise (= Kostenerhöhung für die Hersteller von Speiseeis) abnehmen. Das führt zu einer Linksverschiebung der Angebotskurve. Bleibt die Nachfrage unverändert, würde sich beim bisherigen Gleichgewicht G0 mit dem Gleichgewichtspreis p0 = 0,80 und der Gleichgewichtsmenge x0 = 6.000 durch die Abnahme des Angebots ein Nachfrageüberschuss in Höhe von 6.000 Stück (Strecke GOA) ergeben. Der Preisüberbietungsprozess der Nachfrager lässt den Preis steigen, bis ein neues Gleichgewicht G1 bei einem höheren Preis (p1 = 1,20) und einer geringeren Menge (x1 = 4.000) erreicht ist. Entsprechend kommt es bei einer Zunahme des Angebots zu einer Rechtsverschiebung der Angebotskurve. Beim bisherigen Gleichgewichtspreis würde sich dann ein Angebotsüberschuss ergeben. Durch den Preisunterbietungsprozess der Anbieter sinkt der Preis, bis ein neues Gleichgewicht bei einem niedrigeren Preis und einer größeren Menge erreicht ist. 3 3.10.2 Preismechanismus Änderungen von Angebot und Nachfrage (= Verschiebung der Kurven) führen zu einem Angebots- oder Nachfrageüberschuss, Dadurch werden Anpassungsprozesse in Form von Preis- und Mengenänderungen (= Bewegung der Kurven) ausgelöst, die zu einem neuen Gleichgewichtspreis und einer neuen Gleichgewichtsmenge führen (= Preismechanismus). 4