BGYW 2015 b

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3.10.2 Preismechanismus
VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Klasse: __________
© SEI
Datum: ___________
Thema: Marktungleichgewichte
Arbeitsauftrag
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60 Minuten
Anpassungsprozesse bei Marktungleichgewichten
Solange die Gleichgewichtssituation noch nicht erreicht ist, lösen Anbieter und Nachfrager
durch ihr Handeln und ihre Reaktionen Marktkräfte aus, die eine Entwicklung zum Gleichgewicht bewirken. Die Marktteilnehmer müssen dann durch „Versuch und Irrtum“ herausfinden,
wo das Marktgleichgewicht annähernd liegt. Dies lässt sich an einem Preis-MengenDiagramm nachvollziehen, wenn zunächst von einem Preis ausgegangen wird, der nicht
dem Gleichgewichtspreis entspricht und bei dem folglich ein Ungleichgewicht herrscht.
Fall 1: Marktpreis liegt über dem Gleichgewichtspreis: Angebotsüberschuss
Liegen die Preisforderungen der Eisdielen (= Anbieter) über dem Gleichgewichtspreis (z. B.
1,00 €), können sie weniger absetzen als geplant. Geplant ist eine Absatzmenge von 8.000
Eiskugeln. Die Nachfrager wollen zu diesem Preis aber nur 5.000 Eiskugeln kaufen. Es entsteht ein Angebotsüberschuss (Nachfragelücke) in Höhe von 3.000 Stück.
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Die Anbieter werden bereit sein den Preis zu senken. Ein einzelner Anbieter könnte alleine
den Preis zwar nicht nachhaltig beeinflussen. Da aber bei diesem Preis viele Anbieter ihre
Pläne nicht verwirklichen können, kommt es zu einer gegenseitigen Preisunterbietung der
miteinander in Konkurrenz stehenden Anbieter. Aufgrund des sinkenden Preises verringert sich die angebotene Menge, da einige Anbieter aus dem Markt ausscheiden, weil der
Preis unter ihre Stückkosten gesunken ist. Gleichzeitig steigt die nachgefragte Menge, weil
die bisherigen Käufer mehr nachfragen und möglicherweise neue Käuferschichten in der
3.10.2 Preismechanismus
Lage sind, das Gut aufgrund des gesunkenen Preises zu kaufen. Die abwärts gerichteten
Pfeile in der Abbildung zeigen den Anpassungsprozess, der sich als Bewegung auf der Angebots- und Nachfragekurve darstellen lässt. Der Angebotsüberschuss verringert sich allmählich und der Preis nähert sich dem Gleichgewichtspreis von 0,80 Euro. Wird der Gleichgewichtspreis erreicht, besteht für keinen Anbieter Anlass zu einer weiteren Preissenkung,
da alle, die zu diesem Preis verkaufen wollen, tatsächlich ihre Produkte absetzen können.
Liegt der Marktpreis über dem Gleichgewichtspreis entsteht ein Angebotsüberschuss (Nachfragelücke). Der Marktpreis sinkt.
Fall 2: Marktpreis liegt unter dem Gleichgewichtspreis: Nachfrageüberschuss
Liegen die Preisforderungen der Eisdielen (= Anbieter) unter dem Gleichgewichtspreis (z. B.
0,60 €), entsteht ein Nachfrageüberschuss (Angebotslücke) in Höhe von 3.000 Stück.
Ein Teil der Nachfrager kann seine Pläne nicht erfüllen, da er das Gut gar nicht oder nicht in
der gewünschten Menge kaufen kann. Diese Nachfrager werden daher bereit sein, einen
höheren Preis zu bezahlen. Es kommt zu einer gegenseitigen Preisüberbietung der Konsumenten. Als Folge davon steigt die angebotene Menge. Die Anbieter dehnen ihre Produktion aus und neue Anbieter, für die der Preis bisher nicht kostendeckend war, treten am
Markt auf. Gleichzeitig sinkt die nachgefragte Menge, weil die bisherigen Käufer weniger
nachfragen und ein Teil von ihnen möglicherweise nicht mehr in der Lage ist, das Gut aufgrund des gestiegenen Preises zu kaufen. Die aufwärts gerichteten Pfeile in der Abbildung
zeigen den Anpassungsprozess. Es liegt eine Bewegung auf der Angebots- und Nachfragekurve vor. Der Nachfrageüberschuss verringert sich und der Preis nähert sich dem Gleichgewichtspreis von 0,80 €. Beim Gleichgewichtspreis besteht für keinen Nachfrager Anlass,
einen höheren Preis zu bieten, da alle, die zu diesem Preis kaufen wollen, tatsächlich die
gewünschte Gütermenge erwerben können.
Liegt der Marktpreis unter dem Gleichgewichtspreis entsteht ein Nachfrageüberschuss (Angebotslücke). Der Marktpreis steigt.
Folgen von Angebots- und Nachfrageüberschüssen
Angebots- oder Nachfrageüberschüsse deuten darauf hin, dass die Marktteilnehmer noch
keine vollkommene Marktübersicht haben. Durch zunehmende Informationen über die
Marktverhältnisse erhöht sich die Markttransparenz. Die Reaktion der Marktteilnehmer auf
das Marktungleichgewicht löst einen Anpassungsprozess aus, aufgrund dessen sich der
Marktpreis immer mehr dem Gleichgewichtspreis annähert.
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3.10.2 Preismechanismus
Änderung des Gleichgewichtspreises
Die Marktbedingungen können sich aber im Zeitablauf ändern, sodass es zu einer Abweichung vom bisherigen Gleichgewichtszustand kommt. Veränderungen bei den Bestimmungsfaktoren von Angebot und Nachfrage und sich daraus ergebende neue Pläne der
Marktteilnehmer führen möglicherweise zu einer Verschiebung der Angebots- und/oder
Nachfragekurven.
Beispielsweise kann sich durch Geschmacksveränderungen und eine gesündere Lebensweise die Nutzeneinschätzung für Süßigkeiten verringern und die Nachfrage nach Speiseeis
bei gleich bleibendem Angebot abnehmen. Das führt – sofern alle anderen Bestimmungsfaktoren von Angebot und Nachfrage unverändert bleiben – zu einer Linksverschiebung der
Nachfragekurve.
Beim bisherigen Gleichgewicht G0 mit dem Gleichgewichtspreis p0 = 0,80 und der Gleichgewichtsmenge x0 = 6.000 Stück würde sich durch die Abnahme ein Angebotsüberschuss von
3.000 Stück (Strecke GOA) ergeben. Durch den Preisunterbietungsprozess der Anbieter
sinkt der Preis, bis ein neues Gleichgewicht G1 bei einem niedrigeren Preis (p1 = 0,60) und
einer geringeren Menge (x1 = 4.000) erreicht ist. Entsprechend kommt es bei einer Zunahme
der Nachfrage zu einer Rechtsverschiebung der Nachfragekurve. Beim bisherigen Gleichgewichtspreis würde sich dann ein Nachfrageüberschuss ergeben. Durch den Preisüberbietungsprozess der Nachfrager steigt der Preis, bis ein neues Gleichgewicht bei einem höheren Preis und einer größeren Menge erreicht ist.
Das Angebot an Eiskugeln kann beispielsweise durch eine Erhöhung der Milch- und Zuckerpreise (= Kostenerhöhung für die Hersteller von Speiseeis) abnehmen. Das führt zu einer Linksverschiebung der Angebotskurve.
Bleibt die Nachfrage unverändert, würde sich beim bisherigen Gleichgewicht G0 mit dem
Gleichgewichtspreis p0 = 0,80 und der Gleichgewichtsmenge x0 = 6.000 durch die Abnahme
des Angebots ein Nachfrageüberschuss in Höhe von 6.000 Stück (Strecke GOA) ergeben.
Der Preisüberbietungsprozess der Nachfrager lässt den Preis steigen, bis ein neues Gleichgewicht G1 bei einem höheren Preis (p1 = 1,20) und einer geringeren Menge (x1 = 4.000)
erreicht ist. Entsprechend kommt es bei einer Zunahme des Angebots zu einer Rechtsverschiebung der Angebotskurve. Beim bisherigen Gleichgewichtspreis würde sich dann ein
Angebotsüberschuss ergeben. Durch den Preisunterbietungsprozess der Anbieter sinkt der
Preis, bis ein neues Gleichgewicht bei einem niedrigeren Preis und einer größeren Menge
erreicht ist.
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3.10.2 Preismechanismus
Änderungen von Angebot und Nachfrage (= Verschiebung der Kurven) führen zu einem Angebots- oder Nachfrageüberschuss, Dadurch werden Anpassungsprozesse in Form von
Preis- und Mengenänderungen (= Bewegung der Kurven) ausgelöst, die zu einem neuen
Gleichgewichtspreis und einer neuen Gleichgewichtsmenge führen (= Preismechanismus).
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