Empfehlungen des WHO-Regionalbüros für Europa zur

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17. Dezember 2010
Empfehlungen des WHO-Regionalbüros für Europa
zur Grippeimpfung während der Wintersaison
2010/2011
Einführung
Die jährliche Grippeimpfung ist eine sichere, für alle Altersgruppen geeignete Präventivmaßnahme. Ziel dieser Empfehlungen ist es, in den Gruppen der Bevölkerung, die in Bezug auf
schwere Erkrankungen infolge einer Influenza besonders gefährdet sind, die Morbiditäts- und
Mortalitätsraten zu senken. Die in den Empfehlungen aufgeführten vorrangigen Gruppen im
Hinblick auf eine Impfung sind den Positionspapieren der WHO über Influenza-Impfstoffe1 sowie den Empfehlungen des Strategischen Beirates für Immunisierungsfragen (SAGE) aus dem
Juli 2009 entnommen.2 Die Risikogruppen, die in den vorläufigen Leitlinien des Europäischen
Zentrums für die Kontrolle und die Prävention von Krankheiten (ECDC) im Hinblick auf die
Entwicklung von Impfempfehlungen für die Grippesaison 2010/2011 genannt werden, stimmen
mit den in diesen Empfehlungen genannten überein.3
Welche der Risikogruppen von der Influenza am stärksten bedroht sind, kann davon abhängen,
ob unter den zirkulierenden Virenstämmen das Pandemievirus H1N1/2009, das Influenzavirus
A/H3N2 oder das Influenzavirus B vorherrschend ist. Zwar verlaufen die durch diese Typen oder
Subtypen von Influenza verursachten Erkrankungen meist ohne Komplikationen, doch kann es
vor allem in den besonders gefährdeten Gruppen gelegentlich zu einer schweren Symptomatik
kommen. Zu Beginn der Grippesaison in der Europäischen Region der WHO deuten erste Anzeichen darauf hin, dass das Pandemievirus A/H1N1/2009 auch weiterhin zirkuliert. Dennoch
sind auch Influenzaviren vom Typ B und vom Typ A/H3N2 in der Region im Umlauf.4 Den
Ländern wird daher geraten, sich an die Empfehlung der WHO zu halten, dass bei Grippeimpfungen in der Wintersaison 2010/2011 auf der Nordhalbkugel alle drei gegenwärtig zirkulierenden Virenstämme zu berücksichtigen sind.5
1
Influenza vaccines. Weekly Epidemiological Record, 19 August 2005, 80(33):279–287
(http://www.who.int/wer/2005/wer8033/en/index.html, eingesehen am 17. Dezember 2010).
2
Strategic Advisory Group of Experts on Immunization – report of the extraordinary meeting on the influenza A
(H1N1) 2009 pandemic, 7 July 2009. Weekly Epidemiological Record, 24 July 2009, 84(30):301–304
(http://www.who.int/wer/2009/wer8430/en/index.html, eingesehen am 17. Dezember 2010).
3
Nokleby H, Nicoll A. Risk groups and other target groups – preliminary ECDC guidance for developing influenza
vaccination recommendations for the season 2010–11. Euro Surveillance, 2010, 15(12).
4
Influenza-Surveillance des WHO-Regionalbüros für Europa [Website, Englisch und Russisch] Kopenhagen,
WHO-Regionalbüro für Europa, 2010 (http://www.euroflu.org, eingesehen am 17. Dezember 2010).
5
Recommended viruses for influenza vaccines for use in the 2010–2011 northern hemisphere influenza season.
Weekly Epidemiological Record, 5 March 2010, 85(10):81–92
(http://www.who.int/wer/2010/wer8510/en/index.html, eingesehen am 17. Dezember 2010).
Empfehlungen des WHO-Regionalbüros für Europa zur Grippeimpfung während der Wintersaison 2010/2011
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Das WHO-Regionalbüro für Europa wird den Umlauf der verschiedenen Influenzaviren auch
weiterhin beobachten und seine Empfehlungen erforderlichenfalls aktualisieren. Die folgenden
Empfehlungen sollen den Mitgliedstaaten in der Europäischen Region bei der Planung ihrer
Impfprogramme behilflich sein.
Empfehlungen
Zielgruppen für die Impfung
Über die vorrangige Behandlung bestimmter Zielgruppen sollten die Mitgliedstaaten anhand nationaler Surveillance-Daten sowie je nach Verfügbarkeit von Impfkapazitäten entscheiden. Welche Gruppen als vorrangig für Impfmaßnahmen angesehen werden, hängt von den jeweiligen
Impfzielen ab; dennoch sollten bei jeder Strategie die epidemiologische Situation eines Landes,
seine Ausstattung mit Ressourcen und sein Zugang zu Impfstoffen sowie seine Fähigkeit zur
Durchführung von Impfkampagnen für die Zielgruppen berücksichtigt werden.6
Als vorrangige Gruppen für Impfmaßnahmen kommen u. a. in Frage:
o
o
o
o
o
o
Schwangere7;
Kleinkinder ab sechs Monaten mit chronischen Herz- oder Lungenerkrankungen,
Stoffwechsel- oder Nierenerkrankungen, chronischen Lebererkrankungen, chronischen neurologischen Erkrankungen8 oder Immunschwächen;
Gesundheitsfachkräfte, einschließlich der Beschäftigten in Einrichtungen für ältere
Menschen oder Menschen mit Behinderungen;
ältere Menschen ab einer national festgelegten Altersgrenze, unabhängig von anderen Risikofaktoren;
Bewohner von Einrichtungen für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen;
andere Gruppen, die aufgrund nationaler Daten und Kapazitäten festgelegt werden.
Hinweis: Die Mitgliedstaaten sollten, sofern sie dies für machbar halten, die Durchführung von
Impfprogrammen gegen Influenza für alle über sechs Monate alten Personen in Betracht ziehen.
Dadurch würden auch jüngere und ältere Erwachsene einbezogen, die im Hinblick auf die saisonale Grippeimpfung nicht zu den traditionellen Risikogruppen gehören, aber von dem Pandemievirus H1N1/2009 betroffen waren. Gleichzeitig würden so auch verstärkt Personen geimpft,
die an nicht diagnostizierten chronischen Vorerkrankungen leiden und die ansonsten von Programmen für die bekannten Risikogruppen nicht erfasst würden.
Impfstrategien gegen Influenza
Bei der Grippeimpfung sollten alle drei Virenstämme berücksichtigt werden: ein
A/California/7/2009 (pandemischer H1N1)-ähnlicher Stamm (das Pandemievirus H1N1/2009);
6
WHO recommendations on pandemic (H1N1) 2009 vaccines [Website]. Genf, Weltgesundheitsorganisation, 2010
(http://www.who.int/csr/disease/swineflu/notes/h1n1_vaccine_20090713/en/index.html, eingesehen am 17. Dezember 2010).
7
Jamieson DJ, et al. H1N1 2009 influenza virus infection during pregnancy in the USA. The Lancet, 2009,
374(9688):451–458 (http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(09)61304-0/abstract, eingesehen am 17. Dezember 2010).
8
Prevention and control of influenza with vaccines. Recommendations of the Advisory Committee on Immunization
Practices (ACIP). MMWR, 29 July 2010, 59(Early Release):1–62
(http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/rr59e0729a1.htm?s_cid=rr59e0729a1_w, eingesehen am 17. Dezember 2010).
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ein A/Perth/16/2009 (H3N2)-ähnlicher Stamm; und ein B/Brisbane/60/2008-ähnlicher Stamm9,
wie von der WHO im Hinblick auf die Zusammensetzung der Impfstoffe für die Wintersaison
2010/2011 auf der Nordhalbkugel empfohlen.
Trivalente Impfstoffe sollten aus logistischen Erwägungen in Betracht gezogen werden, um
Mehrfachinjektionen zu vermeiden und um die hohe Belastung höherer Altersgruppen mit der
saisonalen Influenza zu bekämpfen.
Die Altersgruppe über 65 Jahren weist normalerweise die höchsten Morbiditäts- und Mortalitätsraten infolge von saisonaler Grippe auf. Auch wenn sie ein geringeres Infektionsrisiko gegenüber
den derzeit zirkulierenden pandemischen H1N1/2009-Viren trägt, so weist sie doch bisher den
höchsten Anteil an tödlichen verlaufenen Erkrankungen infolge der Infektion mit dem pandemischen Virus auf.10
Die Mitgliedstaaten werden ermutigt, die Impfraten in den für die Grippeimpfung vorgesehenen
vorrangigen Risikogruppen, vor allem unter Senioren, zu überwachen.
Hinweis: Das WHO-Regionalbüro für Europa ist sich darüber im Klaren, dass einige Mitgliedstaaten zum Schutz ihrer Bevölkerung zu Beginn der winterlichen Grippesaison 2010/2011 wohl den
Rückgriff auf Vorräte des monovalenten Pandemieimpfstoffs H1N1/2009 in Erwägung ziehen.
Sofern ausschließlich dieser Impfstoff verwendet wird, sollten anhand der Empfehlungen des Beirates SAGE aus dem Juli 2009 vorrangige Gruppen für die Impfung bestimmt werden.11 Dabei ist
jedoch zu beachten, dass der monovalente Impfstoff keinen Schutz gegen Infektion oder Komplikationen in Verbindung mit dem saisonalen Influenzavirus A/H3N2 oder einem Influenzavirus
vom Typ B bietet. Deshalb befürwortet das Regionalbüro Impfmaßnahmen, die dem Schutz der
Bevölkerung vor sämtlichen drei derzeit zirkulierenden Viren dienen: dem A/California/7/2009
(H1N1)-ähnlichen Stamm (Pandemievirus H1N1/2009); dem A/Perth/16/2009 (H3N2)-ähnlichen
Stamm; und dem B/Brisbane/60/2008-ähnlichen Stamm.
Aktueller Lagebericht
Aktuelle Lageberichte finden sich in dem wöchentlichen Surveillance-Bericht des WHORegionalbüros
für
Europa.12
9
Recommendations for influenza vaccines [Website]. Genf, Weltgesundheitsorganisation, 2010
(http://www.who.int/csr/disease/influenza/vaccinerecommendations/en/index.html, eingesehen am 17. Dezember
2010).
10
ECDC risk assessment. 2009 influenza A(H1N1) pandemic. Version 7 – 17 December 2009. Stockholm, Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, 2009
(http://www.ecdc.europa.eu/en/healthtopics/documents/0908_influenza_ah1n1_risk_assessment.pdf, eingesehen am
17. Dezember 2010).
11
Strategic Advisory Group of Experts on Immunization – report of the extraordinary meeting on the influenza A
(H1N1) 2009 pandemic, 7 July 2009. Weekly Epidemiological Record, 24 July 2009, 84(30):301–304
(http://www.who.int/wer/2009/wer8430/en/index.html, eingesehen am 17. Dezember 2010).
12
Influenza-Surveillance des WHO-Regionalbüros für Europa [Website, Englisch und Russisch] Kopenhagen,
WHO-Regionalbüro für Europa, 2010 (http://www.euroflu.org, eingesehen am 17. Dezember 2010).
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