Märkte und Wohlfahrt

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IK Ökonomische Entscheidungen & Märkte
Märkte und Wohlfahrt
(Kapitel 9)
Nicole Schneeweis (JKU Linz)
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Was bisher geschah!
Kapitel 1 & 2: Beschreibung des Marktes mittels Angebots- und
Nachfragefunktion.
Kapitel 3 & 4: Herleitung der Nachfragefunktion.
Kapitel 6, 7 & 8: Herleitung der Angebotsfunktion.
Kapitel 9: Bewertung von Marktergebnissen und staatlichen Eingrien.
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Märkte und Wohlfahrt
Fragestellung: Ist die zum Gleichgewichtspreis produzierte und konsumierte Menge zu klein, zu groÿ oder gerade richtig (sozial optimal)? Liegt eine eziente Ressourcenallokation vor?
Instrument: Mit der Wohlfahrtsökonomik kann bestimmt werden,
wie die Allokation (Verteilung) von Ressourcen die Wohlfahrt einer
Gesellschaft beeinusst?
Ergebnis: Generell maximiert die Ressourcenallokation des freien
Marktgleichgewichts den Gesamtnutzen (soziale Wohlfahrt) der Gesellschaft und ist als ezient zu betrachten.
Warum? −→ Vorteil der KonsumentInnen (Konsumentenrente oder
Consumer Surplus CS) und der ProduzentInnen (Produzentenrente oder
Producer Surplus PS) ist maximal!
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Die Konsumentenrente
Denition:
Die Konsumentenrente (CS) ist die Dierenz zwischen
dem Betrag den der jeweilige Konsument für ein Gut zu zahlen bereit
ist (marginale Zahlungsbereitschaft) und dem tatsächlich bezahlten
Preis aufsummiert über alle Konsumenten.
Interpretation:
Die Konsumentenrente ist der gesamte Nettovorteil,
den die KonsumentInnen erzielen.
−→
Aggregierter Nettovorteil der KonsumentInnen!
Graphisch:
kurve
PD (Q)
Entspricht der Fläche unterhalb der inversen Nachfrageund oberhalb des Marktpreises
P,
begrenzt durch die
Gleichgewichtsmenge.
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Die Zahlungsbereitschaft (graphisch)
P
Zahlungsbereitschaft für
das erste Getränk
3 .5
Rente aus dem
ersten Getränk
3
2.5
2
1.5
P'
QD
1 2 3
Getränke
Abbildung 1: Die Konsumentenrente ist die Dierenz zwischen der Zahlungsbereitschaft und dem zu bezahlenden Preis.
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Die Zahlungsbereitschaft des Individuums
Die Nachfragekurve QD (P) . . .
gibt an, wieviele Einheiten eines Gutes zum jeweiligen Preis nachgefragt werden.
Die inverse Nachfragekurve PD (Q) . . .
gibt an, wieviel eine Konsumentin maximal bereit ist, für die jeweilige
Menge eines Gutes zu bezahlen.
kann als Kurve der marginalen Zahlungsbereitschaft interpretiert werden.
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Die Konsumentenrente (graphisch)
P
Consumer
Surplus (CS)
P'
QD
Q'
Q
Abbildung 2: Die Konsumentenrente entspricht der gesamten Fläche unterhalb
der inversen Nachfragekurve und oberhalb des Preises (begrenzt durch die Menge).
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Die Berechnung der Konsumentenrente
1. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels graphischer Darstellung:
Fläche des Dreiecks
−→
nur bei linearer Nachfragekurve möglich!
CS(Q 0 , P 0 ) =
[PD (0) − P 0 ]Q 0
2
2. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels Integralrechnung:
0
0
Z
CS(Q , P ) =
Q0
PD (Q)dQ − P 0 Q 0
0
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Die Produzentenrente
Denition:
Summe der Dierenz zwischen dem Marktpreis eines
Gutes und den Grenzkosten der Produktion über alle von einem Unternehmen (bzw. Markt) produzierten Einheiten.
Produzentenrente 6= Gewinn, da π(Q) = PS(Q) − FC
Produzentenrente = Deckungsbeitrag
Interpretation:
Die Produzentenrente (PS) ist der gesamte Netto-
vorteil, den die ProduzentInnen aus der Produktion und dem Verkauf
des Gutes erzielen.
−→
Aggregierter Nettovorteil der ProduzentInnen!
Graphisch:
kurve
PS (Q)
Entspricht der Fläche oberhalb der inversen Angebotsund unterhalb des Marktpreises, begrenzt durch die
Gleichgewichtsmenge.
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Die Produzentenrente (graphisch)
P
QS
P'
Producer
Surplus (PS)
e
lös
Er
Variable
Kosten
Q'
Q
Abbildung 3: Die Produzentenrente entspricht der gesamten Fläche oberhalb
der inversen Angebotskurve und unterhalb des Preises (begrenzt durch die Menge).
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Die Kosten eines Unternehmens
Die Angebotskurve QS (P)
gibt an, wieviele Einheiten eines Gutes zum jeweiligen Preis angeboten werden (entspricht den Grenzkosten).
Die inverse Angebotskurve PS (Q) bzw. MC(Q)
gibt an, wieviel einem Unternehmen die jeweilige Menge eines Gutes
kostet.
kann als Kurve der Grenzkosten interpretiert werden.
Im Wettbewerbsmarkt ist die langfristige Angebotskurve horizontal, die kurzfristige
jedoch steigend. Wenn Unternehmen unterschiedliche Produktionstechnologien haben
(unterschiedliche Grenzkosten), dann ist auch die langfristige Marktangebotskurve keine
Horizontale, sondern acher als die kurzfristige Marktangebotskurve. Auch bei anderen
Marktformen ist die Angebotskurve üblicherweise steigend. In diesem Kapitel gehen wir
von einer steigenden Angebotskurve aus.
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Die Berechnung der Produzentenrente
1. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels graphischer Darstellung:
Fläche des Dreiecks
−→
nur bei linearer Angebotskurve möglich!
PS(Q 0 , P 0 ) =
2. Möglichkeit:
[P 0 − PS (0)]Q 0
2
PS(Q) = R(Q) − VC (Q)
Die Fläche unterhalb der MC -Kurve entspricht den VC .
3. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels Integralrechnung:
0
0
0
0
Z
PS(Q , P ) = P Q −
Q0
PS (Q)dQ
0
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Die Nettowohlfahrt
Denition:
Summe der Dierenz zwischen dem Betrag den der je-
weilige Konsument für ein Gut zu zahlen bereit ist und den Grenzkosten der Produktion dieses Gutes über alle Konsumenten bzw. Unternehmen.
Interpretation:
Die Nettowohlfahrt (W) ist der gesamte Nettovorteil
bzw. Nutzen den die Produzenten und die Konsumenten aus ihrer
Marktteilnahme erzielen.
−→
Aggregierter Nettovorteil der Gesellschaft
Graphisch:
Entspricht der gesamten Fläche zwischen der inversen
Nachfragekurve und der inversen Angebotskurve begrenzt durch die
Gleichgewichtsmenge.
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Die Nettowohlfahrt (graphisch)
P
QS
Consumer
Surplus (CS)
P'
Producer
Surplus (PS)
QD
Q'
Q
Abbildung 4: Die Nettowohlfahrt entspricht der gesamten Fläche zwischen der
inversen Nachfragekurve und der inversen Angebotskurve.
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Die Berechnung der Nettowohlfahrt
1. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels graphischer Darstellung:
W (Q 0 , P 0 ) = CS(Q 0 , P 0 ) + PS(Q 0 , P 0 )
Nur bei linearer Angebotskurve und linearer Nachfragekurve möglich!
Nur wenn der Preis den die Konsumenten bezahlen, dem Preis den die
Produzenten erhalten, entspricht −→ keine Verzerrung durch Steuern!
2. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels Integralrechnung:
W (Q 0 , P 0 ) =
Z
Q0
[PD (Q) − PS (Q)]dQ
0
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Konsumentenrente, Produzentenrente und Nettowohlfahrt:
Beispiel
QD (P) = 8 − 43 P
QS (P) = −2 + 2P
CS, PS, W???
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Die Ezienz des Marktgleichgewichts
Werden in einem freien Marktgleichgewicht die Ressourcen ezient
verteilt?
Freie Märkte teilen das Güterangebot jenen KonsumentInnen zu, die
es - gemessen an ihrer Zahlungsbereitschaft - am höchsten bewerten.
Freie Märkte teilen die Güternachfrage jenen ProduzentInnen zu, die
mit den niedrigsten Kosten produzieren.
Die produzierte und konsumierte Menge im Marktgleichgewicht führt zur
maximalen Nettowohlfahrt. Umverteilung kann die Nettowohlfahrt nicht
erhöhen. Das Ergebnis ist ezient!
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Die Ezienz des Marktgleichgewichts (graphisch)
P
QS
Consumer
Surplus (CS)
P*
Producer
Surplus (PS)
QD
Q*
Q
Abbildung 5: Die Summe aus CS und PS entspricht W und ist maximal.
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Die Ezienz des Marktgleichgewichts (graphisch)
P
QS
CS
PD
P*
PS
PS
QD
Q1
Q*
Q
Abbildung 6: Q1 ist nicht optimal! Bei dieser Menge liegt die Zahlungsbereitschaft des marginalen Konsumenten PD über den Grenzkosten des marginalen
Anbieters PS ; eine weitere Einheit würde die Nettowohlfahrt erhöhen, da diese
mehr bringt (gemessen an Zahlungsbereitschaft) als sie kostet!
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Die Ezienz des Marktgleichgewichts (graphisch)
P
QS
PS
Negativer PS
P*
Negativer CS
PD
QD
Q2
Q
Abbildung 7: Q2 ist nicht optimal! Bei dieser Menge liegt die Zahlungsbereitschaft des marginalen Konsumenten PD unter den Grenzkosten des marginalen
Anbieters PS ; die letzte Einheit hat weniger gebracht, als sie gekostet hat. Eine
Reduktion der Menge würde die Nettowohlfahrt erhöhen.
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Anwendungen
Vergleich von Marktformen (vollkommener Wettbewerb, Monopol,...)
Wohlfahrtseekte von Höchst- und Mindestpreisen
Wohlfahrtseekte von Steuern
Wohlfahrtseekte von Handelsliberalisierung, Zöllen, Subventionen
Umverteilungseekte von wirtschaftspolitischen Maÿnahmen (Gewinner, Verlierer)
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Bewertung von Markteingrien
Ohne (staatliche) Markteingrie kaufen und verkaufen die KonsumentInnen und ProduzentInnen zum herrschenden Marktpreis (Nettowohlfahrt ist maximal).
Wirtschaftspolitische Maÿnahmen ändern die freien Marktergebnisse
und somit auch die Wohlfahrt.
Diese Marktinterventionen bringen zumeist sowohl Gewinner als auch
Verlierer.
Die Bewertung der Interventionen erfolgt durch die Messung der Veränderung der CS, der PS beziehungsweise der W im Vergleich zum
nichtregulierten Wettbewerbsmarkt.
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Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises
P
QS
B
P*
Nettowohlfahrtsverlust
C
A
P
M AX
QD
Q'
Q*
Q ''
Q
Nachfrageüberschuss
Abbildung 8: Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises.
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Erläuterung zur Abbildung
Veränderung der CS: Teil der KonsumentInnen ist besser gestellt,
da
Pmax < P ∗ (+A).
Andere KonsumentInnen sind schlechter ge-
stellt, da sie das Gut nicht mehr kaufen können (−B).
Veränderung der PS: Alle ProduzentInnen verlieren: diejenigen die
im Markt bleiben verlieren (−A) und jene, die aus dem Markt austreten, verlieren (−C ).
Veränderung der W: ∆W
= ∆CS + ∆PS = (A − B) + (−A − C ) =
−B − C .
Der Höchstpreis führt zu einem Nettowohlfahrtsverlust.
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Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises: Beispiel
QD (P) = 8 − 43 P
QS (P) = −2 + 2P
Q ∗ = 4, P ∗ = 3, CS ∗ = 6, PS ∗ = 4
Einführung eines Höchstpreises von
P MAX = 2
CS', PS', W' ???
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Beispiel: Wohlfahrtswirkung eines Mindestpreises
P
QS
P M IN
A
B
P*
Nettowohlfahrtsverlust
C
QD
Q'
Q*
Q ''
Q
Angebotsüberschuss
Abbildung 9: Wohlfahrtswirkung eines Mindestpreises.
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Erläuterung zur Abbildung
Veränderung der CS: Alle KonsumentInnen verlieren: diejenigen,
die im Markt bleiben verlieren (−A) und jene, die aus dem Markt
ausscheiden, verlieren (−B ).
Veränderung der PS: Teil der ProduzentInnen ist besser gestellt, da
Pmin > P ∗ (+A).
Andere ProduzentInnen sind schlechter gestellt, da
sie das Gut nicht mehr produzieren können (−C ).
Veränderung der W: ∆W
= ∆CS + ∆PS = (−A − B) + (A − C ) =
−B − C .
Der Mindestpreis führt zu einem Nettowohlfahrtsverlust.
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Ausnahmen bestätigen die Regel
Da die Summe aus CS und PS im Gleichgewicht des Wettbewerbsmarktes maximal ist, ist dieser ezient und keine (staatliche) Intervention notwendig.
Liegen jedoch Gründe für
Marktversagen vor (d.h. die Preise senden
falsche Signale an die KonsumentInnen und ProduzentInnen), so ist
das Gleichgewicht des Wettbewerbsmarktes inezient!
−→
Staatliche Markteingrie können bei Vorliegen von Marktversagen
notwendig und gerechtfertigt sein!
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Gründe für Marktversagen
Externe Eekte: Kosten oder Nutzen, die durch die Produktion oder
durch den Konsum entstehen und nicht über den Marktpreis abgegolten werden (z. B.: Umweltverschmutzung, Lärmbelästigung).
Informationsasymmetrie: Konsumenten sind nicht vollständig über
die Eigenschaften eines Gutes informiert und können folglich keine
nutzenmaximierende Konsumentscheidung treen (z. B.: gentechnisch
veränderte Inhalte in Lebensmitteln).
Öentliche Güter: Güter, die durch die Eigenschaften NichtAusschlieÿbarkeit und Nicht-Rivalität gekennzeichnet sind, wodurch
das Problem des Free-Riding (Trittbrettfahrer-Verhalten) entsteht
(z. B.: Straÿenbeleuchtung).
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