X Reinigen der Haut 272 Verfahren zur Intensivreinigung 5 Ziel der Intensivreinigung ist es, die Hornzellen bzw. obersten Zelllagen schonend abzutragen, das Relief der Hautoberfläche zu glätten, den Teint zu klären und zu verfeinern, das Entfernen von Hautunreinheiten zu erleichtern, die Haut aufnahmefähig für nachfolgende Pflegeprodukte zu machen. Zur Intensivreinigung stehen der Kosmetikerin verschiedene Peelingverfahren zur Verfügung. Nach dem Wirkprinzip lassen sich drei Kategorien unterscheiden: physikalisch: – adsorptiv: anlagern an Stoffe mit großer Oberfläche – abrasiv: abrubbeln mit Schleifkörnern biologisch: schälen mit Enzymen chemisch: abtragen, z. B. mit Fruchtsäuren 1 Komplexe Absorptive Reinigung X Reinigen der Haut Lernfeld 3 5.1 Adsorption Anhaftung, Umlagerung von Stoffen an die obersten Haut- oder Haarschichten, erfolgt besonders stark an Stoffen mit großer Oberfläche (z. B.Tonerde) 2 3 Lösung des Zellkitts (biologisch oder chemisch) Abrasive Reinigung Physikalische Reinigungsverfahren Adsorptive Reinigungsmasken Eine besonders schonende Art der Intensivreinigung ist die Anwendung von so genannten adsorptiven Reinigungsmasken, die man in einer dünnen Schicht auf die Haut aufträgt und nach vollständiger Antrocknung wieder abwäscht. Sie enthalten Aluminiumsilikate wie Bentonit oder Kaolin. Diese Masken sind in der Lage, Hautfett (Lipide) oder Zellreste (Proteine) zu binden, indem sie diese Substanzen an ihre Oberfläche anhaften. Tabelle X/5 Adsorbierende Wirkstoffe in Reinigungsmasken Wirkstoff Eigenschaften Bentonit Magnesium-Aluminiumsilikat natürlicher Herkunft, feines weißes bis grau-weißes Pulver, unlöslich in Wasser, trocknend, aufsaugend Kaolin (Bolus alba) weißer Ton, natürliches, gereinigtes wasserhaltiges Aluminiumsilikat, feines, weißes Pulver mit hohem Adsorptionsvermögen Abrasive Granulatpeelings (Abrasiva, Exfiliant, Scrub, Rubbelpeeling) Abrasiva Schleifmittel, -körnchen Ein weiteres Verfahren, Hornschüppchen von der Haut auf physikalische Weise zu entfernen, ist das Arbeiten mit Granulatpeelings. Hierbei handelt es sich um Emulsionen oder Gele, die Abrasiva enthalten. Derartige Granulatpeelings werden mit den Händen oder einem Pinsel auf die Hautoberfläche aufgetragen und gleichmäßig verteilt. 5 Verfahren zur Intensivreinigung 273 Dann wird das Granulatpeeling mit den Händen oder einem Bürstenmassagegerät (➞ Kapitel IIX/2) mit kreisenden Bewegungen über mehrere Minuten massiert. Bei diesem Vorgang lösen sich abgängige Hornzellen von der Hautoberfläche. Nachfolgend wird die Haut gründlich mit Wasser nachgereinigt. Reinigen Sie die Haut zunächst mit Viskoseschwämmchen und anschließend mit mehreren Frotteekompressen nach. Achten Sie darauf, dass alle Granulatkörnchen vollständig entfernt sind (➞ Kapitel X/3). Die Intensität der Peelingwirkung wird bestimmt von der Menge an eingearbeiteten Granulaten, der Körnung, d. h. der Größe und Form der Granulate. Massieren mit dem Bürstenmassagegerät Bei empfindlicher Haut sind Granulatpeelings mit natürlichen Schleifkörnchen, die eine zackige Oberfläche haben (z. B. Aprikosen- oder Seesandkerne), nicht empfehlenswert. Schleifmittel in Peelingpräparaten: Kleie: Weizenkleie, Mandelkleie Pulver aus den Kernen von Aprikosen, Erdbeeren, Himbeeren, Pfirsichen, Trauben Bambus- oder Haselnusspulver Aluminiumoxid Kieselsäure (Silicia) Polysiloxane Polyethylen (Kunststoffkügelchen) In manchen Ländern ist die Verwendung von Granulatpeelings nicht üblich. So werden z. B. in Frankreich vorzugsweise so genannte Gommage angeboten. Hierbei handelt es sich zumeist um weiße, cremige Pasten mit mineralischem Schleifmedium (z. B. Silica). Sie werden mit einem Pinsel dünn appliziert und man lässt sie etwa Einsatz des Schleifgerätes 5 Minuten antrocknen. Anschließend wird die Haut mit zwei Fingern gut gespannt und mit Hilfe der anderen Hand wird das angetrocknete Gommage mit sanften, kreisförmigen Massagebewegungen abgerubbelt. Überreste werden mit warmen Kompressen abgenommen. Bei starken Verhornungen eventuell mit dem Schleifpolster eines Bürstenschleifgerätes aufarbeiten, ohne das Gommage vorher antrocknen zu lassen. Peelingpulver www.impaq.de ➞ Kosmetik ➞ Lieferprogramm ➞ Peelingrohstoffe Gommage franz. Peeling Silica engl. Kieselerde Lernfeld 3 Peelingkörner für das Gesicht müssen sehr fein und ohne scharfe Kanten sein, um eine Verletzung der Haut zu vermeiden. Daher ist Seesand-Mandel-Kleie nicht geeignet. Abgerundete, synthetische Schleifkörner, wie z. B. Polyethylenoxid, gelten als milder und hautschonender. X Reinigen der Haut Im Handel werden Peelingpulver in verschiedenen Qualitäten angeboten. Feine, insbesondere für das Gesicht entwickelte Pulver haben eine Partikelgröße von 160 mm, und gröbere Pulver für den Körper weisen Partikelgrößen um 315 mm auf. X Reinigen der Haut 274 Zusammensetzung eines klassischen französischen Gommage (INCI): Aqua, Paraffinum Liquidum, Silicia, Caprylic/Capric Triglyzeride, Propylene Glycol, Glyceryl Stearate, Lanolin, Stearic Acid, PEG-100 Stearate, Parfum,Tetrasodium EDTA, Triethanolamine, Imidazolidinyl Urea, Methylparaben, Sodium Methylparaben, CI 19140, CI 42090 5.2 X Reinigen der Haut Lernfeld 3 Enzym griech. en- hinein, innerhalb -zyme Sauerteig; in der lebenden Zelle gebildete Eiweißkörper Biologische Peelingverfahren (Enzympeelings/ Enzymschälkuren) Biologische Peelingverfahren basieren auf der Wirkung von Enzymen (ältere Bezeichnung: Fermenten). Die Enzyme für kosmetische Mittel sind meist pflanzlicher oder tierischer Herkunft, neuere Formulierungen enthalten auch Enzyme, die aus Mikroorganismen gewonnen und biotechnologisch veredelt sind (z. B. Subtilisin). Enzyme Enzyme sind hochmolekulare Eiweiße, die als Reaktionsbeschleuniger (Biokatalysatoren) die Stoffwechselvorgänge ermöglichen und beschleunigen. Sie wandeln Stoffe oft in Bruchteilen einer Sekunde in andere Produkte um, ohne sich selbst dabei zu verändern. Diejenigen Stoffe, die von den Enzymen umgesetzt werden, heißen Substrate. Enzyme sind hoch spezialisiert;sie funktionieren nach dem „Schlüssel-Schloss-Prinzip“.Das bedeutet: Ein bestimmtes Enzym reagiert nur mit einer begrenzten Anzahl von „passenden“ Stoffen, meist sogar nur mit einem Stoff (Substratspezifität). Jedes Enzym besitzt einen Bereich, den man sich wie eine Tasche (Einkerbung) vorstellen muss. An dieser Einkerbung in der Struktur reagiert es mit einem Substrat, dem vom Enzym umzusetzenden Stoff. Die Einkerbung (Schloss) ist genau auf ein jeweiliges Substrat (Schlüssel) zugeschnitten, so dass das Enzym nur mit seinem Substrat-Partner reagieren kann und keine falsche Reaktion katalysiert. Hat ein Substrat angedockt, entsteht der so genannte Enzym-Substrat-Komplex. Bei ausreichender Aktivierungsenergie kann das Substrat in seine Bestandteile aufgespalten werden und der Komplex zerfällt in das unveränderte Enzym und die Substratbestandteile. Modelldarstellung des Schlüssel-Schloss-Prinzips Die vier wichtigsten Arten von Enzymen: Amylase Abbau von Stärke Protease Abbau von Eiweiß Lipase Abbau von Fett Cellulase Abbau von Cellulose In der kosmetischen Praxis haben die Proteasen die größte Bedeutung. Eiweißspaltende Enzyme spalten in ihrer Höhlung die Aminosäureketten von Eiweißmolekülen mit hoher Geschwindigkeit. Die Protease erkennt den „Lieblingsstoff“ (Substrat) und wandelt nur diesen um. So wird vom Haut-Keratin eine Aminosäure nach der anderen abgespalten.