Musik lernen Seite 95 Seite 94 Kultur.verbände Butterbrot oder Kaviar, Grundnahrungsmittel oder Luxus „Nur der Hauch Gottes konnte etwas so Wunderbares und Unvernünftiges wie die Kunst hervorbringen“. Was bewirkt Musik für das Leben junger Menschen? (Nikolaus Harnoncourt) TEXT: Michael Seywald · FOTOS: Chorverband Salzburg „D er pfeift aus dem letzten Loch“, „das klingt wie Musik in meinen Ohren“, „dir werde ich den Marsch blasen“, „Macht Musik schlau?“ Bösen, nicht den Guten – was passiert da eigentlich? bewusst und unbewusst, sodass ihre Auswirkungen Wir hören und sehen meist länger als eine Stunde zu hier nur in wenigen Ansätzen beschrieben werden Lutz Jäncke beleuchtet diese Frage in seinem gleich- und verlassen dann wie verändert den Konzertsaal – können. Mittlerweile hat die Wissenschaft sehr namigen Buch sehr kritisch und beschreibt in seinen was berührt uns, was verändert uns? interessante Erkenntnisse gewonnen, wie Musik und Schlussfolgerungen, dass Musikhören und Musi- hier besonders das aktive Musizieren auf den Men- zieren so viele kognitive2 Funktionen erfordert und „der spielt immer die erste Geige“ ... Musik ist allgegenwärtig, in Metaphern der Sprache, im Radio und im Warum besuchen rund 200.000 Kinder und Film, im Konzert, im Auto, im Büro, in der Gesell- Jugendliche die Österreichischen Musikschulen – schaft, im Supermarkt, bei der Geburt eines Kindes, die MusikschulschülerInnen sind die zweitgrößte Vorweg sei aber eine Frage geklärt: Lernen wir lassen. „Gerade in der gegenwärtigen Zeit, wo Computerspiele in der Ausübung von Religionen – die Liste ließe sich Schülergruppe gleich nach den Volksschulschülern. ein Instrument, schulen wir unsere Stimme, tanzen mit dem Ziel, kognitive Leistungen durch das Üben realitäts- noch lange fortsetzen. Musik ist zur Selbstverständ- Warum stellen sie sich freiwillig der Herausforderung, wir, damit wir vielleicht eine Sprache leichter lernen, fremder Aufgaben zu verbessern, mit großem Erfolg vermarktet lichkeit geworden, so wie der Strom aus der Dose. ein Instrument zu lernen, sich das Singen oder das damit sich unser räumliches Gedächtnis entwickelt, werden, sollte man eigentlich ansprechendere und realitätsnähere Die Wirkung des Stroms ist wohl jedem bewusst, aber Tanzen zu eigen zu machen? damit sich das soziale Verhalten bessert, damit die Trainings nutzen. Musizieren und das anspruchsvolle Musik- was macht eigentlich Musik mit uns, warum machen schen wirkt. stimuliert, dass es zu schade wäre, die Möglichkeiten, die mit der Musik verbunden sind, ungenutzt zu Wirtschaft wächst …? Nein, es gibt wesentlich wich- wir Musik? Warum sitzen Millionen von Menschen Musik hat eine so umfassende Bedeutung tigere und nachhaltig motivierende Gründe für das tagtäglich in einem Orchester-, Kammermusik- oder in fast jeder Gesellschaft und Kultur, in jedem Musizieren. Dennoch, die Liste der bisher erforschten Chorkonzert? Es passiert kein Mord, es gibt keinen Abschnitt der Geschichte1, wirkt in so vielen Bereichen positiven Nebenwirkungen ist interessant und ver- Weltrekord, es wird nicht gekämpft, es gibt nicht den unseres Lebens und auf den einzelnen Menschen, dient hier auszugsweise einen kritischen Blick. 1 2 Bild und Schriftzeugnisse von Berufsmusikern gibt es seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. Walter Salmen, Der Spielmann im Mittelalter, Innsbruck 1983. Informationsverarbeitungsprozesse wie Denken, Gedächtnis, Wahrnehmen, Aufmerksamkeit und Lernen. Seite 97 Seite 96 hören sind meines Erachtens ideale Mittel für kognitive und Gedächtnisleistungen und bessere Leistungen bei folgende Faktoren äußerst wichtig: das Begleiten, das Die Reduzierung des Singens und Musizierens Führen, das Ermutigen und Bestärken und vor allem in den Schulen ist auch insofern bedenklich, weil eine gute Beziehung zwischen Schülern und Lehren- vielen Kindern die Chance, Musik zum Beruf zu Wenn Kinder durch Musikunterricht intensiv den. Dann können sich zugrundegelegte Fähigkei- machen, genommen wird. Wenn in der Volksschule Medial wurde der sogenannte Mozart-Effekt, dem betreut werden, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit und ten entwickeln. Sie können auf fruchtbaren Boden Musik keine Rolle spielt, verkümmern vorhandene eine Forschungsarbeit der University of California, Wertschätzung geben und dadurch ihr Selbstbewusst- fallen und letztendlich durch das konsequente und Fähigkeiten. Das Musikum unterstützt einige Schu- (Irvine 1993) zugrunde liegt, viel besprochen. Laut sein fördern, wird auch ihre Selbstmotivation höher. dauerhafte Musizieren zu den genannten kognitiven len durch Kooperationen, mit bislang sehr positiven der Hypothese soll sich das räumliche Vorstellungs- Sie sind bereit, sich geistig mehr anzustrengen, Hürden Verbesserungen führen und das Leben nachhaltig Erfahrungen, sowohl für die Schülerinnen und Schü- vermögen durch das Hören von Musik von Wolfgang zu überwinden, Ziele konsequent zu verfolgen, was in bereichern. ler als auch für die Schule. Amadeus Mozart verbessern. Summe auch generell zu besseren Leistungen und Er- soziale Trainings in verschiedenen Kontexten.“ 3 Der Mozart-Effekt Intelligenztests festgestellt werden. 5 gebnissen führt. Ein Instrument zu spielen, zu singen, Das Singen – Musikalität – eine ererbte besondere Spezielle Hirnaktivierungsmuster, die durch zu tanzen, das regelmäßige Üben, das ist nicht immer Nahrungsmittel für Kindergehirne? Fähigkeit oder erlernbar? das Hören von Musik generell aktiviert werden und leicht, gelegentlich auch „unlustig“ und zuweilen auch Nicht nur ein Instrument zu spielen, ist neuronal Jedes gesunde Kind wird mit der Fähigkeit geboren, die das Lösen kognitiver Aufgaben fördern, sind mühsam. Hier sind Eltern und Lehrende gefordert. wirksam, auch dem Singen kommt eine, wie mir sich zu bewegen, zu hören, nachzuahmen, Tonhöhen beobachtet worden. Dass dies allerdings speziell Es ist deren zentrale Aufgabe, besonders auch die scheint, weit unterschätzte Bedeutung zu. wahrzunehmen. Es kann demnach eine Sprache er- Mozarts Musik zuzuschreiben wäre, das ist nicht der der Väter, die Kinder durch Interesse, Nachfragen, Fall und wurde bislang auch nicht wissenschaftlich Ansporn, und Forderung durch die Durststrecken Gerald Hüther schreibt: „Es ist eigenartig, aber denen neuronalen Möglichkeiten werden früh und zu „führen“. Anteilnahme, konstruktive Kritik und aus neurowissenschaftlicher Sicht spricht alles dafür, dass regelmäßig genutzt und gefördert. Andernfalls ver- Zuwendung, Hilfe und Ermutigung sind erstklassige die nutzloseste Leistung, zu der Menschen befähigt sind – kümmern die Fähigkeiten und es kommt zu Meinun- und das ist unzweifelhaft das unbekümmerte, absichtslose gen wie: „du bist unmusikalisch“, „ich kann nicht singen“, Singen – den größten Nutzeffekt für die Entwicklung von „Musikalität habe ich leider nicht in den Genen“! Wie kaum Kindergehirnen hat. Darüber lohnt es sich, etwas länger nach- eine andere Tätigkeit wird das Singen oft gering zudenken.“ 7 geschätzt und ins Lächerliche gezogen, wie z. B. oft 4 bestätigt. Musizieren – 6 Stimuli für die Motivationssysteme des Kindes. bessere Leistungen in der Schule? Seriöse Untersuchungen zeigen eine bessere verbale, Unbedacht geäußerte Geringschätzung, oft gelegentlich auch visuelle Gedächtnisleistung spezi- auch Kleinigkeiten, können unseren Erfahrungen ell bei Kindern, die durch das Musizieren proitie- nach nachhaltig negative Auswirkungen auf die ren. Nach mindestens einem Jahr konnten bessere Motivation von Schülerinnen und Schüler haben, die bis zum Aufgeben des Musizierens führen können. 3 4 5 6 Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 402. Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 402. Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 403. Joachim Bauer, Lob der Schule, München 2008. lernen und auch singen, vorausgesetzt, die vorhan- gehört: „da zieht es einem die Schuhe aus“. Jeder könnte Aus meiner Sicht ist das tägliche Singen, vor singen, doch die Fähigkeit ist meist in jungen Jahren allem in den Volksschulen, unerlässlich. Dass musika- verkümmert. Ohne die oben genannten angeborenen lische Kompetenzen in der Ausbildung von LehrenFür das Gelingen des musikalischen Lernens, das durchaus eine Herausforderung darstellt, sind den eine Selbstverständlichkeit sein müssten, ergibt sich aus der neuronalen Forschung. 7 Gerald Hüther: http://gerald-huether.de/populaer/veroeffentlichungenvon-gerald-huether/texte/singen-gerald-huether/index.php (09.09.2015) Seite 99 Seite 98 Voraussetzungen könnten wir nämlich keine Sprache durch Bewegungen. Das dürfte zu den besseren Leis- reliert. Allerdings, das Musizieren erfordert eine Das geübte Gehör, die auf Töne konzentrierte Wahr- lernen. Wir könnten den emotionalen Ausdruck der tungen bei visuell-räumlichen Aufgaben führen, mit Vielzahl von sehr komplexen Funktionen, die mit- nehmung, hilft auch beim Erlernen des Klangs einer Sprache, der auch mit Klang, Tonhöhe und Rhyth- denen wir auch im tagtäglichen Leben konfrontiert einander gut vernetzt sein müssen. Das Lesen einer Fremdsprache. Studien zufolge erzielen Musizierende mus verbunden ist, nicht ausreichend wahrnehmen. sind. Das verbale Gedächtnis dürfte durch die audi- mitunter sehr komplizierten Notenschrift, welche nicht nur bessere Leistungen beim Wahrnehmen torischen Aspekte der Musik geschult werden. Eine vorerst in eine Klangvorstellung und dann in eine – je von Fremdsprachen, sie sind auch besser in der Aus- Eine ganze Reihe von Befunden aus unter- bemerkenswerte Leistung ist das „Expertengedächt- nach Instrument – sehr komplexe und feinmotorisch sprache von fremdsprachigen Lauten. schiedlichen Bereichen belegen, dass es nicht so ein- nis“, eine spezielle Variante bei Musikern. Sie ver- ungemein genaue Bewegung umgewandelt werden fach ist, Menschen in „musikalisch“ und „unmusi- fügen über eine bestimmte Gedächtnisstruktur, ein muss. Die eigene Emotionalität gekoppelt mit größter Neuerdings werden Zusammenhänge von Netzwerk, indem viele musikrelevante Informationen Konzentration und Merkfähigkeit von motorischen Musik und Lesefertigkeiten thematisiert. Die „phono- und kognitiven Elementen – besonders beim Aus- logische Bewusstheit“ ist mit musikalischen Fertigkei- 8 kalisch“ einzuteilen. Im Sinne einer ganzheitlichen Erziehung und Förderung ist eine musikalische Erzie- gekoppelt werden. 10 hung jenseits der Begriffe „musikalisch“ oder „unmu- wendigspielen, beim Singen und beim Tanzen fordert ten wie der Wahrnehmung von Ton, Klang, Rhyth- Zu den visuell-räumlichen Fertigkeiten gehö- und fördert viele Gehirnareale. Neurologen sprechen mus und Melodie eng verknüpft. ren auch das Rechnen und der Umgang mit Zahlen. von der Plastizität des Gehirns, also der Fähigkeit, Zwischen musikalischen Fertigkeiten und verschiede- sich bei speziellen Anforderungen zu entwickeln. Vorbereitung für das Leben – Was verändert sich beim intensiven nen Rechenleistungen besteht ein Zusammenhang, Nach längeren Phasen des Nichttrainings bildet sich Schlüsselqualiikationen Musizieren? sikalisch“ eine Notwendigkeit und eine Chance für jedes Kind. 9 der aber erst detaillierter erforscht werden muss. allerdings graue Substanz wieder zurück. Es lohnt Die Anforderungen in der Wirtschaft, in Sozialeinrich- Konsistent bessere Leistungen zeigen sich laut gut Außergewöhnlich sind indessen die motorischen sich also, das Gehirn regelmäßig und andauernd zu tungen, in der Politik, generell im Berufs- aber auch kontrollierten Querschnittsuntersuchungen beim ver- Leistungen, die sich beim Erlernen eines Instrumen- fordern. Wenn dies auch noch Freude macht, wie es im Privatleben fokussieren sich auf einige Fähigkeiten, balen Gedächtnis und bei räumlich-visuellen Tests. tes entwickeln. beim Musizieren sein sollte, dann ist das eine sehr die allesamt beim Musizieren notwendig sind und 12 Musik ist in unserem Gehirn räumlich repräsentiert, auf dem Notenblatt, durch hohe und tiefe Töne, gute Kombination. Sehr deutliche Unterschiede im auditorischen System zeigen sich durch die Spezialisierung inner- 8 Manfred Spitzer, Musik im Kopf: Hören, musizieren, verstehen und erleben im neuronalen Netzwerk, Stuttgart 2002, S. 320. 9 Dorothee Kreusch-Jakob, Musik macht Klug, München 1999. 10 Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 412 ff. Interview mit Harald Lesch: Die Welt in 100 Jahren, https://www.youtube.com/watch?v=HHFLsBdklh0 (05.02.2016) 11 Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 412 ff. Interview mit Harald Lesch: Die Welt in 100 Jahren, https://www.youtube.com/watch?v=HHFLsBdklh0 (05.02.2016) daher auch mit dem musikalischen Tun entwickelt werden können. Das konzentrierte Zuhören und das Musik und Sprache aufeinander Hören, das miteinander Schwingen, das halb der Musikergruppe. Das ist ein herausragendes Mittlerweile ist bewiesen, dass Sprache und Musik Konzentrieren auf den Klang, auf den Rhythmus der Beispiel für die Plastizität, für die Entwicklungs- und sehr eng zusammenhängen und es keine strikte Tren- anderen Stimmen im Ensemble, im Orchester und nung der Funktionsweisen im Gehirn gibt. Es existie- im Chor, das sind Fähigkeiten, die das tägliche Leben ren Überschneidungen bei Sprach- und Musikwahr- sehr bereichern können. In jeder Probe und bei jedem 11 Anpassungsfähigkeit des Gehirns. Generell kann man feststellen, dass die Inten- nehmung und es existieren auch bemerkenswerte sität des Trainierens – nicht nur in der Musik – mit Gemeinsamkeiten zwischen den Regelsystemen von dem Ausmaß der Veränderungen im Gehirn kor- Musik und Sprache. 12 Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 412 ff. Interview mit Harald Lesch: Die Welt in 100 Jahren, https://www.youtube.com/watch?v=HHFLsBdklh0 (05.02.2016) Seite 101 Seite 100 Konzert können Musizierende diese Herausforderun- bei der Individualität und das „Solo“ als ein Handeln Schlussfolgerung gen lernen, erfahren und üben. Verantwortung für ein zur Bereicherung des Gesamten gelebt werden. Musik ist keine „Wunderdroge“, doch das ernst- Musik Butterbrot oder Kaviar, ist Musik ein Grund- hafte und länger praktizierte Musizieren verändert nahrungsmittel oder Luxus? Als Antwort einige gemeinsames Ziel zu übernehmen, dieses konsequent Bleibt noch die Antwort auf die Frage: Ist zu verfolgen, auf dem Weg dorthin auch Hürden In einem Chor, in einem Orchester, in der Blas- die Menschen, ob jung oder schon älter. Musizie- Gegenfragen: Gibt es eine Kultur, eine Epoche, eine zu erkennen und Strategien zum Überwinden von musik, in Ensembles usw. dort wird das Kooperieren rende Menschen eignen sich besondere Fähigkeiten Gesellschaft ohne Musik? Kann ein Mensch völlig Schwierigkeiten zu inden, das wünscht sich jeder vor- selbstverständlich gelernt, erfahren und gelebt. Da an. Geistiges, emotionales und kognitives Wachstum ohne Musik leben? Wie würden sich Gefühle äußern, ausblickende Unternehmer für seine Mitarbeiter und geht es in erster Linie um die Sache, um das Werk, um kann mit Musik ermöglicht werden. wenn wir Musik nicht hätten? Kann geistiges, emotio- ganz besonders für seine Führungskräfte. die Aufführung. Auch ein „Solo“ dient dem Gesam- nales und kulturelles Wachstum ohne Musik erfolgen, ten und sollte nicht Selbstzweck sein. Das Musizieren Doch das Wichtigste am Schluss: Junge Men- Konkurrenz oder Kooperation halte ich demnach für ein unverzichtbares „Zukunfts- schen befassen sich mit Musik, weil sie die Musik gibt es Bildung ohne Musik …? Wie werden die Herausforderungen der Zu- labor“, das die „Stammzellen“ von Gemeinschafts- lieben, weil sie die Musik für sich entdeckt haben, Musik gehört zum Leben, sie ist der Klang der kunft bewältigt? Ist es die Konkurrenz, bei der nur die sinn, von Verantwortungsbewusstsein und von einer weil sie der Klang fesselt, weil sie durch die Musik Schöpfung. Sie ist ein Baustein für das Leben, sie ist vermeintlich Besten, die Größten überleben, wenn sie adäquaten Wertehaltung entwickelt. sich selber erfahren und sich besser spüren, weil sie ein Teil des Menschen. die Kleineren „schlucken“ und wenn die Gewinnmaximierung als oberste Prämisse gilt, oder ist es die Selbstvertrauen aufbauen können. Es ist unsere Plicht, Kindern und Jugend- Kreativität Kooperation, die im Idealfall alle oder viele an der Die Fähigkeit, Dinge neu zu denken, die Lust, Neues Im Musikum ist es uns besonders wichtig, lichen den Zugang zur Musik zu ermöglichen. Entwicklung teilhaben lässt, indem sie gemeinsame zu erinden und auszuprobieren, zu kombinieren dass sich junge Musizierende in den jährlich rund Das ist kein Luxus, sondern unsere Verantwor- Lösungen indet und die gemeinsame Verantwortung und verschiedene Lösungsansätze zu inden, sollte 1600 Konzerten des Musikum aktiv in das kulturelle tung und eine Notwendigkeit! fordert und fördert? im Bildungswesen wesentlich mehr entwickelt wer- Geschehen und in das gesellschaftliche Leben ein- den. Mit Sorge sehe ich das Verschwinden von „Frei- bringen können und so die kulturelle Zukunft mit- Wer wird eher „lebensmehrend“ wirken? Ist räumen“, welche Kindern und auch Erwachsenen das gestalten können. es der egozentrierte „Solist“ oder der kooperative Entdecken, das Probieren und das Aufrechterhalten „Ensembleplayer“, der ein Solo auch als ein inte- von Neugierde bis ins hohe Alter ermöglichen. Krea- Nikolaus Harnoncourt hat den Menschen in gratives Handeln versteht? Welche Einstellungen, tivität, eine Eigenschaft mit der wir geboren werden, einem Bild, sinngemäß zusammengefasst, so beschrie- Haltungen und Fähigkeiten brauchen wir am Ende eine Quelle für die Zukunftsgestaltung – sie versiegt, ben: Die eine Hand hat den Hammer als Symbol von des Wirtschaftswachstums? wenn sie nicht genährt wird. Musikalische Bildung materiellen Bedürfnissen, die andere Hand hält die soll die Entfaltung der vorhandenen natürlichen An- Geige, sie symbolisiert die Welt jenseits der Sprache, der lagen zu Fertigkeiten und vor allem zu Fähigkeiten Logik, sie erschließt jene Welt, die der Hammer nicht ermöglichen. erreicht. Erst die Geige macht ihn zum Menschen. Eine wesentliche Schlüsselqualiikation – davon bin ich überzeugt – ist die Fähigkeit zum Kooperieren,