Musik lernen - Salzburger Volkskultur

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Musik lernen
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Kultur.verbände
Butterbrot oder Kaviar,
Grundnahrungsmittel oder Luxus
„Nur der Hauch Gottes konnte etwas
so Wunderbares und Unvernünftiges wie die
Kunst hervorbringen“.
Was bewirkt Musik für das Leben junger Menschen?
(Nikolaus Harnoncourt)
TEXT: Michael Seywald · FOTOS: Chorverband Salzburg
„D
er pfeift aus dem letzten Loch“, „das klingt wie
Musik in meinen Ohren“, „dir werde ich den Marsch blasen“,
„Macht Musik schlau?“
Bösen, nicht den Guten – was passiert da eigentlich?
bewusst und unbewusst, sodass ihre Auswirkungen
Wir hören und sehen meist länger als eine Stunde zu
hier nur in wenigen Ansätzen beschrieben werden
Lutz Jäncke beleuchtet diese Frage in seinem gleich-
und verlassen dann wie verändert den Konzertsaal –
können. Mittlerweile hat die Wissenschaft sehr
namigen Buch sehr kritisch und beschreibt in seinen
was berührt uns, was verändert uns?
interessante Erkenntnisse gewonnen, wie Musik und
Schlussfolgerungen, dass Musikhören und Musi-
hier besonders das aktive Musizieren auf den Men-
zieren so viele kognitive2 Funktionen erfordert und
„der spielt immer die erste Geige“ ... Musik ist allgegenwärtig, in Metaphern der Sprache, im Radio und im
Warum besuchen rund 200.000 Kinder und
Film, im Konzert, im Auto, im Büro, in der Gesell-
Jugendliche die Österreichischen Musikschulen –
schaft, im Supermarkt, bei der Geburt eines Kindes,
die MusikschulschülerInnen sind die zweitgrößte
Vorweg sei aber eine Frage geklärt: Lernen wir
lassen. „Gerade in der gegenwärtigen Zeit, wo Computerspiele
in der Ausübung von Religionen – die Liste ließe sich
Schülergruppe gleich nach den Volksschulschülern.
ein Instrument, schulen wir unsere Stimme, tanzen
mit dem Ziel, kognitive Leistungen durch das Üben realitäts-
noch lange fortsetzen. Musik ist zur Selbstverständ-
Warum stellen sie sich freiwillig der Herausforderung,
wir, damit wir vielleicht eine Sprache leichter lernen,
fremder Aufgaben zu verbessern, mit großem Erfolg vermarktet
lichkeit geworden, so wie der Strom aus der Dose.
ein Instrument zu lernen, sich das Singen oder das
damit sich unser räumliches Gedächtnis entwickelt,
werden, sollte man eigentlich ansprechendere und realitätsnähere
Die Wirkung des Stroms ist wohl jedem bewusst, aber
Tanzen zu eigen zu machen?
damit sich das soziale Verhalten bessert, damit die
Trainings nutzen. Musizieren und das anspruchsvolle Musik-
was macht eigentlich Musik mit uns, warum machen
schen wirkt.
stimuliert, dass es zu schade wäre, die Möglichkeiten, die mit der Musik verbunden sind, ungenutzt zu
Wirtschaft wächst …? Nein, es gibt wesentlich wich-
wir Musik? Warum sitzen Millionen von Menschen
Musik hat eine so umfassende Bedeutung
tigere und nachhaltig motivierende Gründe für das
tagtäglich in einem Orchester-, Kammermusik- oder
in fast jeder Gesellschaft und Kultur, in jedem
Musizieren. Dennoch, die Liste der bisher erforschten
Chorkonzert? Es passiert kein Mord, es gibt keinen
Abschnitt der Geschichte1, wirkt in so vielen Bereichen
positiven Nebenwirkungen ist interessant und ver-
Weltrekord, es wird nicht gekämpft, es gibt nicht den
unseres Lebens und auf den einzelnen Menschen,
dient hier auszugsweise einen kritischen Blick.
1
2
Bild und Schriftzeugnisse von Berufsmusikern gibt es seit dem
3. Jahrtausend v. Chr. Walter Salmen, Der Spielmann im Mittelalter,
Innsbruck 1983.
Informationsverarbeitungsprozesse wie Denken, Gedächtnis,
Wahrnehmen, Aufmerksamkeit und Lernen.
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hören sind meines Erachtens ideale Mittel für kognitive und
Gedächtnisleistungen und bessere Leistungen bei
folgende Faktoren äußerst wichtig: das Begleiten, das
Die Reduzierung des Singens und Musizierens
Führen, das Ermutigen und Bestärken und vor allem
in den Schulen ist auch insofern bedenklich, weil
eine gute Beziehung zwischen Schülern und Lehren-
vielen Kindern die Chance, Musik zum Beruf zu
Wenn Kinder durch Musikunterricht intensiv
den. Dann können sich zugrundegelegte Fähigkei-
machen, genommen wird. Wenn in der Volksschule
Medial wurde der sogenannte Mozart-Effekt, dem
betreut werden, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit und
ten entwickeln. Sie können auf fruchtbaren Boden
Musik keine Rolle spielt, verkümmern vorhandene
eine Forschungsarbeit der University of California,
Wertschätzung geben und dadurch ihr Selbstbewusst-
fallen und letztendlich durch das konsequente und
Fähigkeiten. Das Musikum unterstützt einige Schu-
(Irvine 1993) zugrunde liegt, viel besprochen. Laut
sein fördern, wird auch ihre Selbstmotivation höher.
dauerhafte Musizieren zu den genannten kognitiven
len durch Kooperationen, mit bislang sehr positiven
der Hypothese soll sich das räumliche Vorstellungs-
Sie sind bereit, sich geistig mehr anzustrengen, Hürden
Verbesserungen führen und das Leben nachhaltig
Erfahrungen, sowohl für die Schülerinnen und Schü-
vermögen durch das Hören von Musik von Wolfgang
zu überwinden, Ziele konsequent zu verfolgen, was in
bereichern.
ler als auch für die Schule.
Amadeus Mozart verbessern.
Summe auch generell zu besseren Leistungen und Er-
soziale Trainings in verschiedenen Kontexten.“
3
Der Mozart-Effekt
Intelligenztests festgestellt werden.
5
gebnissen führt. Ein Instrument zu spielen, zu singen,
Das Singen –
Musikalität – eine ererbte besondere
Spezielle Hirnaktivierungsmuster, die durch
zu tanzen, das regelmäßige Üben, das ist nicht immer
Nahrungsmittel für Kindergehirne?
Fähigkeit oder erlernbar?
das Hören von Musik generell aktiviert werden und
leicht, gelegentlich auch „unlustig“ und zuweilen auch
Nicht nur ein Instrument zu spielen, ist neuronal
Jedes gesunde Kind wird mit der Fähigkeit geboren,
die das Lösen kognitiver Aufgaben fördern, sind
mühsam. Hier sind Eltern und Lehrende gefordert.
wirksam, auch dem Singen kommt eine, wie mir
sich zu bewegen, zu hören, nachzuahmen, Tonhöhen
beobachtet worden. Dass dies allerdings speziell
Es ist deren zentrale Aufgabe, besonders auch die
scheint, weit unterschätzte Bedeutung zu.
wahrzunehmen. Es kann demnach eine Sprache er-
Mozarts Musik zuzuschreiben wäre, das ist nicht der
der Väter, die Kinder durch Interesse, Nachfragen,
Fall und wurde bislang auch nicht wissenschaftlich
Ansporn, und Forderung durch die Durststrecken
Gerald Hüther schreibt: „Es ist eigenartig, aber
denen neuronalen Möglichkeiten werden früh und
zu „führen“. Anteilnahme, konstruktive Kritik und
aus neurowissenschaftlicher Sicht spricht alles dafür, dass
regelmäßig genutzt und gefördert. Andernfalls ver-
Zuwendung, Hilfe und Ermutigung sind erstklassige
die nutzloseste Leistung, zu der Menschen befähigt sind –
kümmern die Fähigkeiten und es kommt zu Meinun-
und das ist unzweifelhaft das unbekümmerte, absichtslose
gen wie: „du bist unmusikalisch“, „ich kann nicht singen“,
Singen – den größten Nutzeffekt für die Entwicklung von
„Musikalität habe ich leider nicht in den Genen“! Wie kaum
Kindergehirnen hat. Darüber lohnt es sich, etwas länger nach-
eine andere Tätigkeit wird das Singen oft gering
zudenken.“ 7
geschätzt und ins Lächerliche gezogen, wie z. B. oft
4
bestätigt.
Musizieren –
6
Stimuli für die Motivationssysteme des Kindes.
bessere Leistungen in der Schule?
Seriöse Untersuchungen zeigen eine bessere verbale,
Unbedacht geäußerte Geringschätzung, oft
gelegentlich auch visuelle Gedächtnisleistung spezi-
auch Kleinigkeiten, können unseren Erfahrungen
ell bei Kindern, die durch das Musizieren proitie-
nach nachhaltig negative Auswirkungen auf die
ren. Nach mindestens einem Jahr konnten bessere
Motivation von Schülerinnen und Schüler haben, die
bis zum Aufgeben des Musizierens führen können.
3
4
5
6
Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 402.
Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 402.
Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 403.
Joachim Bauer, Lob der Schule, München 2008.
lernen und auch singen, vorausgesetzt, die vorhan-
gehört: „da zieht es einem die Schuhe aus“. Jeder könnte
Aus meiner Sicht ist das tägliche Singen, vor
singen, doch die Fähigkeit ist meist in jungen Jahren
allem in den Volksschulen, unerlässlich. Dass musika-
verkümmert. Ohne die oben genannten angeborenen
lische Kompetenzen in der Ausbildung von LehrenFür das Gelingen des musikalischen Lernens,
das durchaus eine Herausforderung darstellt, sind
den eine Selbstverständlichkeit sein müssten, ergibt
sich aus der neuronalen Forschung.
7
Gerald Hüther: http://gerald-huether.de/populaer/veroeffentlichungenvon-gerald-huether/texte/singen-gerald-huether/index.php (09.09.2015)
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Voraussetzungen könnten wir nämlich keine Sprache
durch Bewegungen. Das dürfte zu den besseren Leis-
reliert. Allerdings, das Musizieren erfordert eine
Das geübte Gehör, die auf Töne konzentrierte Wahr-
lernen. Wir könnten den emotionalen Ausdruck der
tungen bei visuell-räumlichen Aufgaben führen, mit
Vielzahl von sehr komplexen Funktionen, die mit-
nehmung, hilft auch beim Erlernen des Klangs einer
Sprache, der auch mit Klang, Tonhöhe und Rhyth-
denen wir auch im tagtäglichen Leben konfrontiert
einander gut vernetzt sein müssen. Das Lesen einer
Fremdsprache. Studien zufolge erzielen Musizierende
mus verbunden ist, nicht ausreichend wahrnehmen.
sind. Das verbale Gedächtnis dürfte durch die audi-
mitunter sehr komplizierten Notenschrift, welche
nicht nur bessere Leistungen beim Wahrnehmen
torischen Aspekte der Musik geschult werden. Eine
vorerst in eine Klangvorstellung und dann in eine – je
von Fremdsprachen, sie sind auch besser in der Aus-
Eine ganze Reihe von Befunden aus unter-
bemerkenswerte Leistung ist das „Expertengedächt-
nach Instrument – sehr komplexe und feinmotorisch
sprache von fremdsprachigen Lauten.
schiedlichen Bereichen belegen, dass es nicht so ein-
nis“, eine spezielle Variante bei Musikern. Sie ver-
ungemein genaue Bewegung umgewandelt werden
fach ist, Menschen in „musikalisch“ und „unmusi-
fügen über eine bestimmte Gedächtnisstruktur, ein
muss. Die eigene Emotionalität gekoppelt mit größter
Neuerdings werden Zusammenhänge von
Netzwerk, indem viele musikrelevante Informationen
Konzentration und Merkfähigkeit von motorischen
Musik und Lesefertigkeiten thematisiert. Die „phono-
und kognitiven Elementen – besonders beim Aus-
logische Bewusstheit“ ist mit musikalischen Fertigkei-
8
kalisch“ einzuteilen. Im Sinne einer ganzheitlichen
Erziehung und Förderung ist eine musikalische Erzie-
gekoppelt werden.
10
hung jenseits der Begriffe „musikalisch“ oder „unmu-
wendigspielen, beim Singen und beim Tanzen fordert
ten wie der Wahrnehmung von Ton, Klang, Rhyth-
Zu den visuell-räumlichen Fertigkeiten gehö-
und fördert viele Gehirnareale. Neurologen sprechen
mus und Melodie eng verknüpft.
ren auch das Rechnen und der Umgang mit Zahlen.
von der Plastizität des Gehirns, also der Fähigkeit,
Zwischen musikalischen Fertigkeiten und verschiede-
sich bei speziellen Anforderungen zu entwickeln.
Vorbereitung für das Leben –
Was verändert sich beim intensiven
nen Rechenleistungen besteht ein Zusammenhang,
Nach längeren Phasen des Nichttrainings bildet sich
Schlüsselqualiikationen
Musizieren?
sikalisch“ eine Notwendigkeit und eine Chance für
jedes Kind.
9
der aber erst detaillierter erforscht werden muss.
allerdings graue Substanz wieder zurück. Es lohnt
Die Anforderungen in der Wirtschaft, in Sozialeinrich-
Konsistent bessere Leistungen zeigen sich laut gut
Außergewöhnlich sind indessen die motorischen
sich also, das Gehirn regelmäßig und andauernd zu
tungen, in der Politik, generell im Berufs- aber auch
kontrollierten Querschnittsuntersuchungen beim ver-
Leistungen, die sich beim Erlernen eines Instrumen-
fordern. Wenn dies auch noch Freude macht, wie es
im Privatleben fokussieren sich auf einige Fähigkeiten,
balen Gedächtnis und bei räumlich-visuellen Tests.
tes entwickeln.
beim Musizieren sein sollte, dann ist das eine sehr
die allesamt beim Musizieren notwendig sind und
12
Musik ist in unserem Gehirn räumlich repräsentiert,
auf dem Notenblatt, durch hohe und tiefe Töne,
gute Kombination.
Sehr deutliche Unterschiede im auditorischen
System zeigen sich durch die Spezialisierung inner-
8
Manfred Spitzer, Musik im Kopf: Hören, musizieren, verstehen und
erleben im neuronalen Netzwerk, Stuttgart 2002, S. 320.
9
Dorothee Kreusch-Jakob, Musik macht Klug, München 1999.
10
Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 412 ff.
Interview mit Harald Lesch: Die Welt in 100 Jahren,
https://www.youtube.com/watch?v=HHFLsBdklh0 (05.02.2016)
11
Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 412 ff.
Interview mit Harald Lesch: Die Welt in 100 Jahren,
https://www.youtube.com/watch?v=HHFLsBdklh0 (05.02.2016)
daher auch mit dem musikalischen Tun entwickelt
werden können. Das konzentrierte Zuhören und das
Musik und Sprache
aufeinander Hören, das miteinander Schwingen, das
halb der Musikergruppe. Das ist ein herausragendes
Mittlerweile ist bewiesen, dass Sprache und Musik
Konzentrieren auf den Klang, auf den Rhythmus der
Beispiel für die Plastizität, für die Entwicklungs- und
sehr eng zusammenhängen und es keine strikte Tren-
anderen Stimmen im Ensemble, im Orchester und
nung der Funktionsweisen im Gehirn gibt. Es existie-
im Chor, das sind Fähigkeiten, die das tägliche Leben
ren Überschneidungen bei Sprach- und Musikwahr-
sehr bereichern können. In jeder Probe und bei jedem
11
Anpassungsfähigkeit des Gehirns.
Generell kann man feststellen, dass die Inten-
nehmung und es existieren auch bemerkenswerte
sität des Trainierens – nicht nur in der Musik – mit
Gemeinsamkeiten zwischen den Regelsystemen von
dem Ausmaß der Veränderungen im Gehirn kor-
Musik und Sprache.
12
Lutz Jänke, Macht Musik schlau?, Bern 2012, S. 412 ff.
Interview mit Harald Lesch: Die Welt in 100 Jahren,
https://www.youtube.com/watch?v=HHFLsBdklh0 (05.02.2016)
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Konzert können Musizierende diese Herausforderun-
bei der Individualität und das „Solo“ als ein Handeln
Schlussfolgerung
gen lernen, erfahren und üben. Verantwortung für ein
zur Bereicherung des Gesamten gelebt werden.
Musik ist keine „Wunderdroge“, doch das ernst-
Musik Butterbrot oder Kaviar, ist Musik ein Grund-
hafte und länger praktizierte Musizieren verändert
nahrungsmittel oder Luxus? Als Antwort einige
gemeinsames Ziel zu übernehmen, dieses konsequent
Bleibt noch die Antwort auf die Frage: Ist
zu verfolgen, auf dem Weg dorthin auch Hürden
In einem Chor, in einem Orchester, in der Blas-
die Menschen, ob jung oder schon älter. Musizie-
Gegenfragen: Gibt es eine Kultur, eine Epoche, eine
zu erkennen und Strategien zum Überwinden von
musik, in Ensembles usw. dort wird das Kooperieren
rende Menschen eignen sich besondere Fähigkeiten
Gesellschaft ohne Musik? Kann ein Mensch völlig
Schwierigkeiten zu inden, das wünscht sich jeder vor-
selbstverständlich gelernt, erfahren und gelebt. Da
an. Geistiges, emotionales und kognitives Wachstum
ohne Musik leben? Wie würden sich Gefühle äußern,
ausblickende Unternehmer für seine Mitarbeiter und
geht es in erster Linie um die Sache, um das Werk, um
kann mit Musik ermöglicht werden.
wenn wir Musik nicht hätten? Kann geistiges, emotio-
ganz besonders für seine Führungskräfte.
die Aufführung. Auch ein „Solo“ dient dem Gesam-
nales und kulturelles Wachstum ohne Musik erfolgen,
ten und sollte nicht Selbstzweck sein. Das Musizieren
Doch das Wichtigste am Schluss: Junge Men-
Konkurrenz oder Kooperation
halte ich demnach für ein unverzichtbares „Zukunfts-
schen befassen sich mit Musik, weil sie die Musik
gibt es Bildung ohne Musik …?
Wie werden die Herausforderungen der Zu-
labor“, das die „Stammzellen“ von Gemeinschafts-
lieben, weil sie die Musik für sich entdeckt haben,
Musik gehört zum Leben, sie ist der Klang der
kunft bewältigt? Ist es die Konkurrenz, bei der nur die
sinn, von Verantwortungsbewusstsein und von einer
weil sie der Klang fesselt, weil sie durch die Musik
Schöpfung. Sie ist ein Baustein für das Leben, sie ist
vermeintlich Besten, die Größten überleben, wenn sie
adäquaten Wertehaltung entwickelt.
sich selber erfahren und sich besser spüren, weil sie
ein Teil des Menschen.
die Kleineren „schlucken“ und wenn die Gewinnmaximierung als oberste Prämisse gilt, oder ist es die
Selbstvertrauen aufbauen können.
Es ist unsere Plicht, Kindern und Jugend-
Kreativität
Kooperation, die im Idealfall alle oder viele an der
Die Fähigkeit, Dinge neu zu denken, die Lust, Neues
Im Musikum ist es uns besonders wichtig,
lichen den Zugang zur Musik zu ermöglichen.
Entwicklung teilhaben lässt, indem sie gemeinsame
zu erinden und auszuprobieren, zu kombinieren
dass sich junge Musizierende in den jährlich rund
Das ist kein Luxus, sondern unsere Verantwor-
Lösungen indet und die gemeinsame Verantwortung
und verschiedene Lösungsansätze zu inden, sollte
1600 Konzerten des Musikum aktiv in das kulturelle
tung und eine Notwendigkeit!
fordert und fördert?
im Bildungswesen wesentlich mehr entwickelt wer-
Geschehen und in das gesellschaftliche Leben ein-
den. Mit Sorge sehe ich das Verschwinden von „Frei-
bringen können und so die kulturelle Zukunft mit-
Wer wird eher „lebensmehrend“ wirken? Ist
räumen“, welche Kindern und auch Erwachsenen das
gestalten können.
es der egozentrierte „Solist“ oder der kooperative
Entdecken, das Probieren und das Aufrechterhalten
„Ensembleplayer“, der ein Solo auch als ein inte-
von Neugierde bis ins hohe Alter ermöglichen. Krea-
Nikolaus Harnoncourt hat den Menschen in
gratives Handeln versteht? Welche Einstellungen,
tivität, eine Eigenschaft mit der wir geboren werden,
einem Bild, sinngemäß zusammengefasst, so beschrie-
Haltungen und Fähigkeiten brauchen wir am Ende
eine Quelle für die Zukunftsgestaltung – sie versiegt,
ben: Die eine Hand hat den Hammer als Symbol von
des Wirtschaftswachstums?
wenn sie nicht genährt wird. Musikalische Bildung
materiellen Bedürfnissen, die andere Hand hält die
soll die Entfaltung der vorhandenen natürlichen An-
Geige, sie symbolisiert die Welt jenseits der Sprache, der
lagen zu Fertigkeiten und vor allem zu Fähigkeiten
Logik, sie erschließt jene Welt, die der Hammer nicht
ermöglichen.
erreicht. Erst die Geige macht ihn zum Menschen.
Eine wesentliche Schlüsselqualiikation – davon
bin ich überzeugt – ist die Fähigkeit zum Kooperieren,
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