Intensives Musizieren verändert das Gehirn

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«Intensives Musizieren
verändert das Hirn»
Von Mit Lutz Jäncke sprach Barbara Reye. Aktualisiert am 17.09.2012
Der Zürcher Neuropsychologe Lutz Jäncke sagt, Musik könne uns beim
Lernen helfen. Dabei spiele es keine Rolle, ob man Robbie Williams oder
Mozart hört. Wichtig sei lediglich, dass die Musik einem gefalle.
Wer musiziert, muss sich konzentrieren und viel üben. Macht das Spielen
eines Instruments auch schlau?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Geht ein Kind zum Blockflötenunterricht, ist es deshalb nicht
zwangsläufig gut in Mathematik und kann plötzlich komplizierte Differenzialgleichungen lösen.
Vielmehr lernt es, sich zu konzentrieren und zu organisieren. Für viele schulische und berufliche
Leistungen muss man Wissen erwerben und aufbauen. Das kann man nur, indem man die Inhalte des
jeweiligen Fachs sinnvoll und gemäss einem eleganten didaktischen Plan übt. Allerdings hat das
Musizieren auch eine Reihe von positiven Konsequenzen. Fest steht, dass das intensive Hören und auch
Ausüben von Musik Einfluss auf verschiedene kognitiven Fähigkeiten hat. Bereits eine Stunde
Musikunterricht pro Woche wirkt sich positiv auf das Hörvermögen, die Konzentration, das Gedächtnis
und die Selbstdisziplin aus.
Am Sonntag stimmen wir über die Jugendmusikförderung ab. Macht es aus
Ihrer Sicht als Neuropsychologe Sinn, mehr Musik in der Schule zu
unterrichten?
Musik ist grundsätzlich ein wesentlicher Grundpfeiler unserer Kultur wie das Lesen und Schreiben.
Wahrscheinlich wurde bereits in der Steinzeit musiziert, was man anhand von archäologischen Funden
nachvollziehen kann. Doch aus der derzeitigen politischen Diskussion muss ich mich als Forscher
heraushalten, um meine wissenschaftliche Neutralität zu wahren. Ich kann zwar die Ergebnisse
diverser Studien zitieren und kommentieren, werde aber nicht öffentlich zu einer Volksabstimmung
Stellung nehmen.
Was passiert genau in unserem 1,4 Kilogramm schweren Denkapparat, wenn
wir musizieren?
Das Musizieren ist ein sehr komplexer Vorgang und ist mit vielfältigen Hirnaktivierungen verbunden.
Nicht nur die Hirngebiete, welche in die Kontrolle der Motorik eingebunden sind, sind beim Musizieren
aktiv, sondern auch jene, welche für die Verarbeitung der Klänge, Melodien, Noten und Erinnerungen
verantwortlich sind. Gleichzeitig werden auch Gefühle aktiviert. Bei einem Musiker kann man
demzufolge eine im Gehirn weit verteilte Aktivierung feststellen, die sich wie Wellenbewegungen im
Gehirn hin und her bewegt. Bei vielen anderen Tätigkeiten – wie zum Beispiel beim Schachspielen oder
beim Lösen von Rechenaufgaben – bleiben die Aktivierungen meist viel lokaler beschränkt. Wichtig
und besonders interessant ist allerdings, dass das intensive Musizieren jene Hirngebiete, die in die
Kontrolle des Musizierens eingebunden sind, neurophysiologisch und neuroanatomisch verändert.
Der Kanton Luzern wollte Steuern senken, um mehr Geld
einzunehmen: Das ging gründlich schief.
Voodoo Economics am Vierwaldstättersee
Wahlkampf in den USA
Amerikanische Forscher haben Anfang der 90er-Jahre ein Experiment
durchgeführt, bei dem Studenten nach dem Hören von Mozart-Musik
vorübergehend besser räumlich denken konnten. Gibt es diesen sogenannten
Mozart-Effekt wirklich?
US-Präsident Obama hat vor Millionen Fernsehzuschauern
Dieser «Effekt» ist im Grunde widerlegt, und die damit verbundenen Überbewertungen der MozartMusik sind dabei mehr oder weniger als Unsinn enttarnt. Verantwortlich für diesen «Effekt» sind die
durch die Musik hervorgerufenen Gefühle und allgemeinen Erregungen. Unter besseren Gefühlen und
gesteigerten Erregungen lernen wir einfach etwas besser. Insofern kann man ähnliche Effekte auch mit
anderer Musik auslösen. Wenn jemand zum Beispiel mit Mozart nichts anfangen kann, tritt die
Lernsteigerung nicht ein. Wenn diese Person jedoch gern Robbie-Williams-Musik hört und diese sie
positiv stimmt, kann sie die psychologischen Tests letztlich besser lösen als ohne Musik. Demnach ist
nicht die spezifische Musik für den lernsteigernden Effekt verantwortlich, sondern die durch die Musik
ausgelöste Stimmung und allgemeine Erregung.
den Patzer seines Herausforderers Romney kommentiert.
News, Interviews, Analysen
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Und was ist mit klassischer Musik während der Schwangerschaft?
Auch das ist Humbug. Ich kenne keine wissenschaftliche Studie, die einen Zusammenhang zwischen
der Beschallung des Fötus im Mutterleib mit Mozart- Musik und nachgeburtlich besseren kognitiven
Leistungen belegt hat. Hört die werdende Mutter ihre Lieblingsmusik – unabhängig davon, welches
Genre – und fühlt sie sich wohl dabei, wirkt sich dies sicherlich auch positiv auf das heranwachsende
Kind aus.
«Beim Musizieren
werden viele psychische
Viele Jugendliche lassen sich in der Freizeit
fast nonstop akustisch berieseln. Ist das gut
fürs Hirn?
Interview
http://www.tagesanzeiger.ch/ipad/wissendigital/Intensives-Musizieren-br-veraendert-...
21.09.2012
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Funktionen genutzt und
trainiert.»
Nein, natürlich nicht. Sie werden in einer bestimmten
Tätigkeit, zum Beispiel in einem Schulfach, nur dann
besser, wenn sie diese intensiv und konzentriert üben.
Nebenbei gehörte Musik wirkt sich nicht grundsätzlich
positiv auf das Lernen aus. Man kann im Grunde eher froh
sein, wenn passives Musikhören das Lernen nicht stört. Anders ist es, wenn sie in Lernpausen
anregende Musik hören. Das kann dann die Verfestigung des vorher Gelernten verbessern. Dies hängt
damit zusammen, dass beim Verfestigen des vorher Gelernten ein gewisses Ausmass von Hirnerregung
vorhanden sein muss, damit sich das Gelernte im Gedächtnis praktisch festsetzen kann. Diesen Effekt
kann man durchaus sinnvoll nutzen, um in Lernpausen Musik zu hören oder zu musizieren. Während
des Lernens ist es demzufolge eher ratsam, weniger Musik zu hören. Passives Hören hat allerdings bei
Hirnschäden durchaus positive Wirkungen, denn die Hörareale können durch das passive Musikhören
aktiviert beziehungsweise reaktiviert werden.
Ist ein Musiker oder ein Sportler konzentrierter bei seiner Arbeit?
Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard über die Grenzen
der Satire und sein Leben unter Polizeischutz.
«Ich habe ein gutes Leben»
Der Fall Mörgeli
Wir haben dazu Studien gemacht und waren sehr erstaunt, dass sehr gute Eishockeyspieler auch sehr
gute Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeiten aufwiesen – in etwa gleich gute wie
professionelle Musiker.
Spielt es für die Leistungen in der Schule also keine Rolle, ob Sport oder
Musik unterrichtet wird?
Christoph Mörgeli muss gehen: Die Universität Zürich stellt
Die erwähnten Untersuchungen beziehen sich auf Profis. Ich selbst habe früher Wasserball als
Leistungssport betrieben und weiss, wie stark man sich beim Ausüben eines Leistungssportes
konzentrieren muss. Generell sollte man die Fächer Sport und Musik aber nicht gegeneinander
ausspielen, da sie beide für die Entwicklung des Kindes sehr wichtig sind. Beim Schulsport geht es vor
allem um Bewegung und Fair Play. Dies wirkt sich positiv auf das soziale Verhalten und die
Lernmotivation aus.
den SVP-Politiker per sofort frei.
News und Hintergründe
VON DER MUSE GEKÜSST...
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Ist dies bei der Musik nicht auch so?
Beim Musizieren werden viele psychische Funktionen genutzt und trainiert, die auch eine Bedeutung
für die schulische Leistung haben. Wenn ein Kind musiziert, muss es das Gehör trainieren, sich an
Töne und Tonfolgen erinnern, gleichzeitig aber auch motorisch äusserst geschickt sein, räumliche
Zusammenhänge erkennen und sich diszipliniert verhalten. Spielt ein Schüler dann noch in einer Band
oder einem Orchester, dann müssen sich die Band- oder Orchestermitglieder miteinander über einen
längeren Zeitraum sehr komplex miteinander synchronisieren. Bei dieser Verhaltenssynchronisation
synchronisieren sich quasi auch ihre Gehirne. Alles das passiert innerhalb eines bestimmten
Zeitfensters sehr konzentriert. Das ist schon sehr spezifisch für das Musizieren und in dieser Form bei
den meisten Hobbysportarten und im Schulsport nicht anzutreffen.
Von Anker bis Hodler, von Cézanne bis Van Gogh:
Kulturstadt Winterthur
Wetter in Zürich
Haben Kinder, die oft musizieren, durch ihr geschultes Gehör Vorteile beim
Erlernen einer Sprache?
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Di
7° | 20°
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11° | 22°
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12° | 22°
Die Schulung des Hörsystems hat einen sehr günstigen Einfluss auf die allgemeine Hörfähigkeit. Viele
Töne und Melodien bestehen aus Elementen, aus denen auch die Sprache besteht. Teilweise werden
Musik und Sprache durch überlappende Hirngebiete kontrolliert. Insofern ist es nicht verwunderlich,
dass sehr viele Querbeziehungen zwischen Musik und Sprache bestehen. Nicht jeder Musiker ist
deshalb aber zwangsläufig auch gut in Sprachen. Sicher ist jedoch, dass sie ein besseres phonologisches
Bewusstsein haben und dadurch beim Erlernen von Sprachen enorm im Vorteil sind. Dieses Phänomen
lässt sich auch für die Therapie nutzen, sodass Töne und Tonfolgen Kindern mit Legasthenie beim
Lesen helfen. In einer eigenen Studie konnten wir zeigen, dass das Nutzen von Musikelementen beim
Erlernen der Schriftsprache gerade auf Kinder mit Lese- und Rechtschreibstörungen positive
Auswirkungen hat.
Haben Sie selbst mal in einem Ihrer Forschungsprojekte mitgemacht?
Lässt sich die Qualität von Sex ökonomisch berechnen? Für
Ja, aber leider falle ich immer wieder aus der Studie heraus, weil ich zu wenig Zeit zum Musizieren
habe. Ich bin aber ein grosser Opernfan und mag Rockbands wie Pink Floyd. Deshalb finde ich es
wichtig, dass Kinder das ganze Spektrum an Musik lernen und sich mit den alten Komponisten wie
Mozart, Brahms und Wagner auseinandersetzen. Dabei sollten aber auch die modernen Musikstile
nicht vergessen werden. Schliesslich ist Musik vor allem ein perfektes Mittel, uns emotional zu erregen.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
guten zukünftigen Sex wäre das ganz nützlich.
Wars schön für dich?
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Kranführer/in
planova human capital ag, Bern
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Erstellt: 17.09.2012, 16:52 Uhr
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