Lehrermappe Der fliegende Holländer

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Stella Lorenz, Anett Seidel,
Deborah Einspieler
Kinder- und Jugendabteilung
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MATERIALIEN FÜR DEN UNTERRICHT
Der fliegende Holländer
Richard Wagner
Romantische Oper in drei Aufzügen
Text von Richard Wagner
Uraufführung am 2. Januar 1843, Dresden
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Dauer: 2 ½ Stunden OHNE Pause
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ........................................................................................................... 3
Besetzung, Ort und Zeit ...................................................................................... 3
Handlung ............................................................................................................ 4
Team .................................................................................................................. 4
Musik ................................................................................................................. 6
Beobachtungen bei der Vorstellung ................................................................... 7
Nachbesprechung .............................................................................................. 9
Künstler in der Oper – ein Quiz ........................................................................ 10
Fragebogen zur Nachbereitung ........................................................................ 11
2
Einleitung
Auf der Flucht vor Gläubigern überschritten Minna und Richard Wagner mit ihrem
Neufundländer 1838 auf Schmugglerpfaden die russisch-ostpreußische Grenze. Eine nicht
minder abenteuerliche Seefahrt folgte. Gewitterstürme zwangen Kapitän und Besatzung,
Sicherheit in Küstennähe zu suchen. Hier hörte Wagner von den norwegischen Matrosen die
Sage vom Fliegenden Holländer, auf die er bereits als Student in Leipzig durch Heinrich
Heines Reisebilder aus Norderney und dessen Memoiren des Herrn Schnabelewopski
gestoßen war. Die gefährliche Seereise und die Heine-Lektüre bewegten ihn dazu, den Stoff
aufzugreifen. Mit exzellentem Theaterinstinkt legte er den eigenen dramatischen Text an:
Sein Holländer-Libretto ist knapp, jede Situation, jeder Charakter präzise herausgearbeitet.
Als dramatische Ballade entwickelte er die aus einem Guss und ohne Pausen komponierte
erste Fassung des Werkes.
Für Wagners späteres musikalisch-dramaturgisches Denken ist der Holländer von
entscheidender Bedeutung. Dazu trug die Thematik wesentlich bei: die erlösende Liebe zu
einem Ausgestoßenen und Verdammten, der neben Odysseus und Ahasver zu den großen
getriebenen und umherirrenden Sagenfiguren der abendländischen Kultur gehört.
Besetzung, Ort und Zeit
BESETZUNG
Daland, ein norwegischer Seefahrer Bass
Senta, seine Tochter
Sopran
Erik, ein Jäger
Tenor
Mary, Sentas Amme
Alt
Dalands Steuermann
Tenor
Der Holländer
Bariton
CHOR
Matrosen des Norwegers. Die Mannschaft des fliegenden Holländers. Mädchen
ORT + ZEIT
Norwegen um 1650
3
Handlung
ERSTER AKT
Der norwegische Seefahrer Daland hat nach einem schlimmen Sturm sein Schiff in eine
Bucht gesteuert, wo die Mannschaft sich nun ausruht. Der Steuermann soll Wache halten,
döst aber immer wieder ein. Mit einem gewaltigen Krach legt direkt neben ihnen ein Schiff
mit blutroten Segeln an – das Schiff des Holländers. Er hat einst bei der Umsegelung des
Kaps der Guten Hoffnung Gott gelästert und ist seither verflucht. Jahr für Jahr muss er ziellos
auf dem Meer umhersegeln, bis er die wahre Liebe findet. Einmal in sieben Jahren nur darf
er an Land gehen, um die Frau zu finden, die ihn selbstlos liebt. Vom Krach aufgeweckt
kommt nun Daland auf sein Schiff, der den Holländer begrüßt (unwissend um sein Schicksal).
Der Holländer bittet Daland um Zuflucht für die Nacht in seiner Stadt und bietet ihm eine
stattliche Bezahlung als Gegenleistung. Auf die Frage, ob Daland eine Tochter hat, verspricht
dieser dem Holländer seine Senta gleich als Frau – obwohl sie mit Erik, einem Jäger verlobt
ist. Der Wind kommt auf und beide Schiffe steuern den Heimathafen Dalands an.
ZWEITER AKT
An Land sind Dalands Tochter, ihre Amme Mary sowie weitere Mädchen aus dem Dorf damit
beschäftigt, Faden zu spinnen. Senta kann sich schlecht konzentrieren und tagträumt ständig
vom Fliegenden Holländer, an dessen Legende sie einen Narren gefressen hat. Sein Schicksal
rührt sie an, sie möchte so gerne diejenige sein, die ihn erlöst. Erik, ihr Verlobter, ist wenig
begeistert von diesen Fantasien und bittet Senta, sich doch für ihn zu entscheiden. Er
kündigt außerdem an, dass der Vater zurückgekehrt ist. Als er und der Holländer das Zimmer
betreten, ist es um Senta geschehen: Sie schwört, ihn zu erlösen.
DRITTER AKT
Nach ihrer Rückkehr feiern die Norweger und rufen dem fremden Schiff ständig zu,
mitzufeiern. Nichts geschieht. Übermütig verspotten sie die Seefahrer, woraufhin sich der
Himmel zuzieht, ein Sturm aufkommt und wilder Gesang zu hören ist. Verängstigt fliehen die
Norweger. Senta erscheint und ist entschlossen, dem Holländer zu folgen. Erik versucht, sie
aufzuhalten und erinnert sie an ihr Verlobungsversprechen. Der Holländer belauscht das
Gespräch und denkt, er sei verraten. Enttäuscht gibt er sich als Fliegender Holländer zu
erkennen und verlässt das Dorf. Senta ist entsetzt, macht sich von Erik los und stürzt sich von
einer Klippe in den Tod. Der Holländer ist erlöst, das Schiff löst sich auf.
Team
INSZENIERUNG
David Bösch
4
David Bösch, seit 2013/14 am Burgtheater Wien engagiert, legte in der Spielzeit 2009/10 mit
Orlando furioso an der Oper Frankfurt und L’elisir d’amore an der Bayerischen Staatsoper
München seine ersten Musiktheaterinszenierungen vor. Es folgten u. a. Mitridate, Re di
Ponto und Das schlaue Füchslein in München, Idomeneo am Theater Basel sowie in Frankfurt
Humperdincks Königskinder (CD-Aufnahme bei OehmsClassics, vom Britischen Magazin
Opera ausgezeichnet als »Disc of the month«). 2014 wird er an der Opéra Lyon Simon
Boccanegra und für die Münchner Opernfestspiele Monteverdis L’Orfeo inszenieren. Nach
seinem Studium an der Hochschule für Musik und Theater Zürich war er ab 2005/06
Hausregisseur am Schauspiel Essen und wechselte 2010/11 als leitender Regisseur nach
Bochum. Er inszenierte u.a. am Züricher Schauspielhaus (u. a. Kabale und Liebe, eingeladen
zu den 14. Internationalen Schillertagen in Mannheim), am Deutschen Theater Berlin (u.a.
Grillparzers Das Goldene Vlies) und am Myeongdong Theater in Seoul / Korea (2011 Goethes
Urfaust, auf Einladung des Goethe Instituts). Mit seiner Inszenierung von Viel Lärm um nichts
(Thalia Theater Hamburg) gewann er 2006 den »Young Directors Award« der Salzburger
Festspiele.
BÜHNENBILD
Patrick Bannwart
Der Schweizer Patrick Bannwart erhielt zunächst eine Ausbildung zum Theatermaler am
Opernhaus Zürich, von 1997 bis 2001 studierte er Bühnenbild an der Akademie der
Bildenden Künste in Wien, an der er 2003 einen Lehrauftrag erhielt. Seit 2000 ist er als
Ausstatter an verschiedenen Theatern, u.a. in Wien, Mannheim, Bregenz, Zürich, Berlin,
Ingolstadt, Rostock, Hamburg und Bern beschäftigt. 2004 lernte er in Zürich David Bösch
kennen und entwarf das Bühnenbild für dessen Diplominszenierung Frühlingserwachen. Es
folgen zahlreiche weitere gemeinsame Arbeiten am Schauspiel Essen wie Volksvernichtung
oder Meine Leber ist sinnlos, Woyzeck und Liliom wie auch am Thalia Theater Hamburg, für
die Salzburger Festspiele, am Schauspielhaus Zürich und zuletzt am Wiener Burgtheater,
Deutschen Theater Berlin und an der Bayerischen Staatsoper. In Frankfurt entwarf er bereits
das Bühnenbild für Humperdincks Königskinder unter der Regie von David Bösch.
KOSTÜM
Meentje Nielsen
Meentje Nielsen studierte von 1985 bis 1991 Bühnenbild an der Universität der Künste
Berlin bei Achim Freyer. Seit 1992 arbeitet sie als Bühnen- und Kostümbildnerin u. a. am
Berliner Ensemble, am Deutschen Theater Berlin und an der Volksbühne am RosaLuxemburg- Platz. Dort arbeitete sie u. a. zusammen mit den Regisseuren Fritz Marquardt,
Einar Schleef, Thomas Heise und Ivan Stanev. Sie entwarf die Kostüme für die
Inszenierungen von David Böschs Liliom und Was ihr wollt am Schauspiel Essen und für Orest
am Residenztheater München sowie für seine Operninszenierung Orlando furioso und
Königskinder an der Oper Frankfurt.
5
Musik
Orchesterbesetzung
2 Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, davon ein Englischhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte
4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Ophicleide
Pauken, Harfe, Erste und Zweite Violinen, Bratschen, Violoncelli und Kontrabässe
Bühnenmusik: 3 Piccoloflöten, 6 Hörner, ein Tamtam, eine Windmaschine
Der Holländer ist als Nummernoper aufgebaut – es gibt Arien, Duette und Chorstücke, und
immer wieder wichtige Leitmotive, mit denen Wagner gerne gearbeitet hat. Die
einprägsamen ‚Schnipsel‘ kündigen Charaktere oder Geschehnisse an und halten den
Zuhörer so in der Geschichte. Senta und der Holländer haben ein eigenes Motiv, sowie die
Matrosen von Daland. In der Oper wurden ebenfalls Motive aus der Natur umgesetzt, vor
allem das Meer spielt eine große Rolle. Immer wieder hört man auf- und absteigende
Melodien, man meint sogar, den Wind heulen zu hören! In der Ouvertüre wird die gesamte
Oper chronologisch und mit einzelnen, verknüpften musikalischen Ausschnitten dargestellt.
Hier kann man meistens schon hören, ob die Oper gut oder schlecht ausgeht.
Zum Libretto
Wagner schrieb den Holländer nach einer abenteuerlichen Schiffsreise. Inspiriert durch
Musik und Themen seiner Zeitgenossen wie Heinrich Marschner oder Carl Maria von Weber
beschäftigte er sich mit dem Sujet des düsteren, mystischen. Die Sage vom fliegenden
Holländer hatte er bei Heinrich Heine gelesen – zu seiner Inspiration fehlte also nur noch die
stürmische See im realen Leben.
6
Beobachtungen bei der Vorstellung
-
Die Klasse wird in fünf Kleingruppen aufgeteilt. Jede Gruppe bekommt einen der
unten aufgeführten fünf Bereiche zugeteilt, den sie während der Vorstellung
beobachten soll.
-
Im Anschluss an den Opernbesuch erhält jeder Schüler die Aufgabe seine
Beobachtungen schriftlich in Stichpunkten festzuhalten.
-
In der nächsten Unterrichtsstunde tragen die Mitglieder der jeweiligen Gruppen ihre
Ergebnisse zusammen und erstellen daraus ein Plakat. (Auf diesem Plakat können
dann z.B. auch die Eintrittskarten, Bilder von Instrumenten, Zeichnungen etc.
aufgeklebt werden.)
-
Die Plakate werden ausgehängt und jeder Schüler sieht sich die Beobachtungen der
Anderen an.
-
Dies kann als Grundlage für die kritische Auseinandersetzung mit dem Opernbesuch
insgesamt dienen.
BÜHNE
-
Welche Stimmung strahlt die Bühne aus?
-
Wie ist die Bühne eingerichtet? Möbel, Wände, Plafond (Decke)?
-
Wie viel von der tatsächlichen Fläche der Bühne ist genutzt? (Diese Beobachtung
eignet sich vor allem für Klassen, die zuvor an einer Führung teilgenommen haben.)
-
In wieweit verändert sich das Bühnenbild von Akt zu Akt? Handelt es sich um ein
Einheitsbühnenbild?
KOSTÜME
-
Um was für Kostüme handelt es sich? Zeitgenössische Kostüme, historische Kostüme,
Lokalkolorit?
-
Aus welchen Materialien sind sie gearbeitet?
-
Was für Farben sind vorherrschend; helle/dunkle, leuchtende/gedeckte Farben?
-
Was sagt die Farbgestaltung über die jeweiligen Figuren aus?
-
Gab es Figuren, die Du nicht sofort zuordnen konntest?
7
LICHT
-
Welche Farben und Effekte hast Du erkannt?
-
Wie haben die unterschiedlichen Lichtstimmungen die Bühne verändert?
-
In welchen Situationen gab es Änderungen in den Lichtstimmungen?
CHOR
-
In welchen Bildern tritt der Chor auf?
-
Was für Chöre gibt es?
-
Welche Personengruppen verkörpert der Chor?
-
Wie unterscheiden sich die Aufgaben der Solisten und des Chores? Wer treibt die
Handlung weiter?
ORCHESTER
-
Welche Instrumente konnte man heraushören?
-
Wie funktioniert die Absprache zwischen Dirigenten, Orchester, Solisten und Chor?
-
Spielen alle Musiker aus dem Orchestergraben? Ist noch Musik zu hören, die nicht
aus dem Graben kommt, wenn ja, welche Instrumente kannst Du hören und vielleicht
auch sehen?
-
Worin liegt Deiner Meinung nach der Unterschied zwischen CD und Liveerlebnis?
8
Nachbesprechung
Für eine Nachbesprechung im Unterricht bieten sich folgende Inhalte an:
-
-
Reflexion des Opernbesuches (s. auch Fragebogen Seite 20)
-
Mit welchen Erwartungen sind die Schüler in die Oper gegangen? Welche
Erwartungen wurden erfüllt, wovon waren sie enttäuscht?
-
Was ist ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
-
Welche Stimmung(en) hat das Live Erlebnis der Musik bei den Schülern
erzeugt?
-
Gab es eine Rolle, die den Schülern besonders gut bzw. gar nicht gefallen hat?
Was sind die Gründe dafür?
-
Gab es bestimmte Benimmregeln in der Oper, die die Schüler vom Kino nicht
kannten? Wie sind sie z.B. mit dem Zuhören über eine längere Zeit klar
gekommen?
Wie gehe ich im Alltag mit folgenden Themen um? Welche sind mir wichtig, welche
weniger wichtig?
-
Liebe
-
Gier (nach Materiellem)
-
Versprechen geben und halten
-
Hingabe an jemanden oder etwas
-
Eifersucht
-
Freundschaft
(Anmerkung für den Lehrer: Sollten Sie die Befragung Ihrer Schüler schriftlich machen, freuen
wir uns sehr über Post. ;-))
9
Künstler in der Oper – ein Quiz
Viele Künstler sorgen dafür, dass ihr auf der Bühne eine Oper erleben könnt. Könnt ihr die
Berufsbezeichnungen ihren Aufgaben zuordnen? Dann verbindet sie.
Komponist ●
● Singt mit vielen anderen Sängern auf der
Bühne und verkörpert das Volk.
Dirigent ●
● Entwirft zusammen mit dem Dramaturgen,
dem Bühnen- und dem Kostümbildner ein
Konzept für das, was auf der Bühne geschehen
soll und gibt den Sängern Anweisungen, wie sie
sich bewegen sollen.
Kostümbildner ●
● Erfindet die Musik zum Libretto und schreibt
die Noten auf.
Orchestermusiker ●
● Steht auf der Bühne, verkörpert die Figuren
und singt.
Solist ●
● Entwirft in Zusammenarbeit mit dem
Regisseur das Bühnenbild.
Regisseur ●
● Leitet das Orchester und sorgt mit dem
Taktstock dafür, dass Musiker und Sänger
zusammen musizieren und zeigt an, wann
laut/leise, langsam/schnell… gespielt und
gesungen wird.
Bühnenbildner ●
● Gestaltet in Absprache mit dem Regisseur die
Kleidung, die die Darsteller auf der Bühne tragen.
Lichtdesigner ●
● Stumme Rolle; steht am Rande oder im
Hintergrund des Geschehens und greift nicht in
die eigentliche Handlung ein.
Chorist ●
● Entscheidet zusammen mit dem Regisseur,
wann es auf der Bühne hell und wann dunkel ist
und in welchen Farben sie erstrahlt.
Statist ●
● Sitzt im Orchestergraben und spielt die Musik,
die der Komponist geschrieben hat.
10
Fragebogen zur Nachbereitung
WIE HAT DIR DER OPERNBESUCH GEFALLEN?
In Schulnoten: Wie
gefielen Dir…
1
2
3
4
5
6
die Musik
das Orchester
die Sänger
der Inhalt der Geschichte
die Bühne
die Kostüme
das Stück insgesamt
Der Opernbesuch
insgesamt
Welcher Moment ist Dir
besonders in Erinnerung
geblieben?
Gibt es eine Figur, die Du
nicht zuordnen konntest?
11
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