Dill (Anethum graveolens) Dill ist uns allen vornehmlich als Würzkraut für Gurken und Salate bekannt. Sie ist eine klassische Gewürzpflanze und wurde schon im antiken Griechenland sowie im alten Rom als solche genutzt. Der Dill gehört botanisch zur Familie der Doldenblütler und stammt ursprünglich aus Vorderasien. Mittlerweile ist er fast weltweit stark verbreitet, wächst nicht nur gezüchtet im Garten, sondern auch als Wildpflanze auf Ödland, an Wegrändern und in Feldern. Der Dill liebt feuchtwarme Böden mit einem hohen Humusanteil und bildet eine harmonische Gartengemeinschaft mit Erbsen, Karotten, Gurken, Kopfsalat, Zwiebeln und roten Rüben. Man kann Dill ebenso im Topf in der Küche oder auf dem Balkon züchten. Die Stängel des einjährigen Dills werden zur Blütezeit (Juli, August) bis zu einem Meter hoch. Die fadendünnen, zarten Blätter sind grün bis bläulich und doppelt bis dreifach gefiedert. Der Dill blüht gelb und in großen Blütendolden. Die eigentlichen Blüten der Dolde sind sehr zierlich. Die gesamte Pflanze riecht deutlich nach Dill und ist somit vom Fenchel und anderen Doldenblütlern leicht zu unterscheiden. Die Dolden werden geerntet, wenn die Früchte braun sind. Geeignet ist dafür der Morgen, wenn noch Tau auf den Pflanzen ist. Man hängt die Pflanze kopfüber ein Tuch. Wenn der Tau getrocknet ist, fallen die Samen nach und nach heraus und können dann, im Schatten getrocknet, in Glasbehälter gefüllt werden. Die Sprossspitzen schneidet man vor der Blüte ab, trocknet sie im Schatten und bewahrt sie, getrennt von den Samen, in einem Glasbehälter auf. Prinzipiell ist es günstiger, das frische Kraut zu verwenden, da dann das Aroma besonders stark ist und im Trocknungszustand die ätherischen Öle an Intensität verlieren. Zur Namensherkunft der deutschen Pflanzenbezeichnung „Dill“ gibt 2 Theorien: erstens, er stammt vom nordischen „dilla“ ab, was so viel bedeutet wie „beruhigen“ oder „einschläfern“. Oder Zweitens der Namensstamm ist „Dolde“. Außerdem existieren für Dill auch noch weitere Volksnamen wie Däll, Gurkenkräutel, Kappernkraut, Till oder Blähkraut. Auch was den lateinischen Namen betrifft, gibt es einige Unklarheiten. Die ursprüngliche Wortherkunft des lateinischen Gattungsnamen „Anethum“ gilt als unbekannt, kommt aber möglicherweise aus dem ägyptischen Sprachraum. Der Artname „graveolens“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „stark riechend“. Legende Dill ist ein altes Gewürz- und Heilkraut. So wurde er bereits vor 3000 Jahren im Iran verwendet. Römische Legionäre brachten die Pflanze nach Zentraleuropa. So rieben sich angeblich bereits im alten Rom die Gladiatoren mit Dill-Öl ein, um zu verhindern, dass sich ihre Wunden entzündeten. Dem Dill wurden früher Zauberkräfte zugeschrieben, so sollte er – wie auch Kümmel - Hexen und Gewitter besänftigen. Es gibt Gegenden, in denen bei Gewitter Dill und Hartheu (Johanneskraut) verbrannt wurden, mit dem gebetsartig artikulierten Spruch: „Harnau und Dill machen das Gewitter still.“ Zu Neujahr wird Dill mit Salz und Leinsamen um das Haus gestreut und somit die Wohnstatt vor böser Beeinflussung geschützt. Vor allem sind es Neugeborene, Wöchnerinnen und Brautleute, denen der Dill-Schutz dient: Kleinen Kindern wird ein Säckchen mit Salz, Dill und Kümmel um den Hals gehängt, um sie vor Bösem zu bewahren. Einer Gebärenden wird Dillkraut ins Bett gelegt, um die Entbindung zu erleichtern. Die Braut steckt Dill zusammen mit Salz, Kümmel, Senf und Brot in Strümpfe und Schuhe, um in der Ehe das Regime zu führen. Sogar in Bezug auf Tiere gibt es althergebrachte Bräuche für den Dill. Um das richtige Vieh auf dem Markt zu finden, trug man Dill und Salz in der Tasche. Wenn das Vieh zum ersten Mal im Frühjahr auf die Weide geht oder eine neue Kuh in den Stall kommt, wird Dill und Salz auf die Tiere gestreut. Heilanwendungen Dill gehört, genau wie Fenchel, Anis und Kümmel, nur etwas sanfter wirkend, den sogenannten Karminativa an. Das sind Heilpflanzen, die die Muskulatur des Magen- und Darmtraktes entkrampfen und gegen Bakterien vorgehen. Der Dill ist auch oft Bestandteil von Kräutermischungen zur Entgiftung, da er harntreibend und auch auswurffördernd wirkt. Für den Tee werden die zerstoßenen Früchte des Dills verwendet. Fünf Gramm Dill genügen, um sie mit 100 ml heißem Wasser aufzugießen und anschließend für fünf bis zehn Minuten ziehen zu lassen. Dieser wird vor allem bei Blähungen, Appetitlosigkeit und Magenkrämpfen eingesetzt. Der ungesüßte Tee ist auch ein Mittel erster Wahl bei Schluckauf und Brechreiz bei Kindern. Kleine Babys vertragen 1 Teelöffel des ungesüßten Tees vor jeder Mahlzeit. Damit kann man wunderbar Bauchkoliken entgegenwirken. Gegen Einschlafprobleme soll besser noch als Tee ein Glas Dill-Wein helfen. Für die Herstellung des Dill-Weines wird ein Glas Weißwein erhitzt und anschließend über einen Teelöffel Dillsamen gegossen. Den Wein einige Minuten ziehen lassen und anschließend abgießen. Früher hat man Dillkraut als Einschlafhilfe auch unter das Kopfkissen gelegt. Nicht zuletzt spielt hier auch die beruhigende Wirkung des ätherischen Dill-Öls eine große Rolle. Auch der Dillabsud, der als Grundlage für ein Fußbad genutzt wird, hat sich als Einschlafhilfe bewährt. Prinzipiell wirkt der Dill entkrampfend und beruhigend auf die Nerven. So beugt er Infektionen vor und stärkt das Immunsystem. Dill ist vor allem auch ein Frauenkraut, denn der Tee fördert u.a. die Milchbildung nach der Geburt. Wenn man das Kraut als Sitzbad benutzt, hilft es gegen Krämpfe der Gebärmutter genauso wie bei schmerzhafter Menstruation. Äußerlich als warme Kompresse in Olivenölsetzt man Dill gegen Geschwüre und Hämorrhoiden ein. Dill als Küchenkraut Der häufigste Einsatzzweck des Dills ist jedoch die Küche. Man würzt damit Gurken, Salate, Soßen oder Fischgerichte. Dillspitzen, Knospen und auch die Dillblüten schmecken fein und würzig. Ihr besonderes Aroma unterstützt vor allem Gurken und Zucchini. Dill passt aber auch zu Frischkäse, Tomaten und Eierspeisen. So gibt es beispielsweise einen Dillschmarrn, welcher der herzhafte Bruder des bekannten Kaiserschmarrns ist. Auch dient der Dill zur Herstellung von Kräuteressig und für die Konservierung von Gemüse, besonders von Gurken. Verwendet wird hierbei das frische oder getrocknete Kraut ebenso wie die getrockneten Früchte. Um einen Dillessig herzustellen nimmt man entweder ein paar Zweige Dillkraut oder auch Samen, gibt diese in eine dekorative Flasche und gießt mit Weinessig auf. Nach etwa 2 Wochen kann der Essig als Kräuteressig verwendet werden und wird, je länger der Dill einwirken kann, geschmacklich immer intensiver. Birgit Ebert, Heilpraktikerin