Unterrichtsmaterialien Richard Strauss (3. bis 6. Klasse) (Pädagogische Hochschule Freiburg, Institut für Musik, hrsg. v. Georg Brunner) erstellt von: Roland Henrici, Manuela Messmer, Elisabeth Sendatzki, Sascha Guthier Informationen zu den Materialien Die im Folgenden wiedergegebenen Materialien verstehen sich als Unterrichtsbausteine, die nicht in ihrer Gesamtheit durchgeführt werden müssen. Vielmehr ist angestrebt, dass die Lehrkraft je nach Stand der jeweiligen Klasse entsprechende Bausteine auswählt. Berücksichtigt wurden unterschiedliche Zugangs‐ und Umgangsweisen zu „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ komponiert von Richard Strauss (1895). Erforderliche Aufnahmen Es werden zwar kurze Ausschnitte aus dem Stück mitgeliefert, so dass die Ausschnitte für die einzelnen Aufgaben zur sofortigen Verwendung bereitstehen; sinnvoll ist es aber sicherlich als Lehrkraft eine Aufnahme des gesamten Werkes zur Verfügung zu haben. Ebenso wird für M9 „musikalisches Motive anhand von ,Peter und der Wolf´“ davon ausgegangen, dass eine Aufnahme davon an der Schule vorhanden ist. Links http://www.labbe.de/lesekorb/index.asp?themakatid=16&themaid=97&titelid=856 http://www.eulenwelt.de/interessantes_eulenspiegel.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Strauss Noten http://imslp.org/wiki/Till_Eulenspiegels_lustige_Streiche,_Op.28_(Strauss,_Richard) Hörbeispiele HB 1: Till- Motiv 1: T6 ff HB 2: Till- Motiv 2: T 46-49 HB 3: Beginn (ca. 3Min.) HB 4: Musik und Bewegung: T.179 ff HB5: Marktszene: T. 135 HB 6: Gelehrtenszene: T. 239 HB 7: Gerichtsverhandlung: T. 573 HB 8: Schattenspiel: T. 255 ff 1 Inhalt Informationen für die Lehrkraft ........................................................................................................... 3 Steckbrief: Till Eulenspiegels lustige Streiche ...................................................................................... 3 M1 - Das Leben des Till Eulenspiegel ................................................................................................... 6 M2 - Ein Streich des Eulenspiegel ........................................................................................................ 7 M3 - Aufgaben zur Vertiefung und Weiterarbeit: ................................................................................ 8 M4 - Wortkarten ................................................................................................................................ 10 M4 - Lösungsblatt: Einsätze der Wortkarten.................................................................................. 11 M5 - Motivarbeit ................................................................................................................................ 12 M5 – Lösungsblatt (Aufgabe 1) ...................................................................................................... 13 M6 - Szenisches Spiel ......................................................................................................................... 14 M7 - Rollenkarten............................................................................................................................... 15 M8 - Weitere Möglichkeiten im szenischen Bereich .......................................................................... 18 M9 - Einführung in die Thematik „musikalisches Motiv“ .................................................................. 19 M10 – Hörquiz .................................................................................................................................... 22 M10 - Hilfestellung ......................................................................................................................... 23 M11 - Zusatzinformationen zu Richard Strauss, Till Eulenspiegels lustige Streiche, Opus 28........... 24 2 Informationen für die Lehrkraft Steckbrief: Till Eulenspiegels lustige Streiche Komponist: Richard Strauss Lebensdaten: 1844 in München geboren, 1949 in Garmisch gestorben Entstehungsgeschichte: im Frühjahr 1894 verfasste Strauss ein fragmentarisches Libretto über ein einaktiges Opernstück mit dem Titel: „Till Eulenspiegel bei den Schildbürgern“ (nicht vollendet) Ein Jahr später dann entstand die sinfonische Dichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche“. Diese war nach alter Schelmenweise in Rondoform (inwieweit die Rondoform im traditionellen Sinne erfüllt ist, ist in der musikwissenschaftlichen Literatur umstritten; eine große Rolle spielt auf jeden Fall die Variation) komponiert und für großes Orchester ausgesetzt. Uraufführung: 5. 11.1895, im Rahmen des 2. Abonnementkonzerts der Kölner Konzertgesellschaft (Leitung: Franz Wüllner) Inhalt/Szenen: 1. Wie Till geboren und drei Mal getauft wurde 2. Es war einmal 3. Hornthema - Till 4. Das war ein arger Kobold 5. Auf zu neuen Streichen 6. Wartet nur ihr Duckmäuser 7. Hop! Zu Pferde mitten durch die Marktweiber 8. Mit Siebenmeilenstiefeln kneift er aus 9. In einem Mauseloch versteckt 10. Als Pastor verkleidet trieft er von Salbung und Moral 11. Doch aus der großen Zehe guckt der Schelm hervor 12. Fasst ihn ob des Spottes mit der Religion doch ein heimliches Grauen vor dem Ende 13. Till als Kavalier zarte Höflichkeit mit schönen Mädchen tauschend 3 14. Er wirbt um sie 15. Ein feiner Korb ist auch ein Korb 16. Wütend (fährt er ab) 17. Schwört Rache zu nehmen an der ganzen Menschheit 18. Philistermotiv 19. Nachdem er den Philistern ein paar ungeheuerliche Thesen aufgestellt, überlässt er die Verblüfften ihrem Schicksal 20. Grimasse von weitem 21. Till's Gassenhauer 22. Schnell und schattenhaft 23. Etwas gemächlicher 24. Till-Thema (Horn-Reprise) 25. Das Gericht – Er pfeift gleichgültig vor sich hin – Richtspruch: Der Tod 26. Hinauf auf die Leiter! Da baumelt er, die Luft geht ihm aus, eine letzte Zuckung – Till's Sterbliches hat geendet 27. Epilog (In dieser Reihenfolge hat Strauss die Streiche in seine Partitur eingetragen) Auf schriftliche Anfrage des Dirigenten zum Programm antwortete Strauss jedoch zunächst: „Es ist mir unmöglich, ein Programm zum Eulenspiegel zu geben: In Worte gekleidet, was ich mir bei den einzelnen Teilen gedacht habe, würde sich verflucht komisch ausnehmen und viel Anstoß erregen. Wollen wir diesmal die Leutchen selber die Nüsse aufknacken lasse, die der Schalk ihnen verabreicht?“ Musikalische Merkmale Einleitung: Es werden zwei Motive vorgestellt, die Till repräsentieren. Diese werden im weiteren Verlauf des Werks variiert. Motiv 1: (T6 f.) (HB 1); Unmittelbar nach dem Prolog vom Horn gespielt → stellt Till persönlich dar. 4 Das „gis“ wird drei Achtel lang gehalten, was bewirkt, dass der folgende, teils chromatische Aufgang über eine große Sexte bei jeder Wiederholung eine Achtel später beginnt. Auf diese Weise setzt Strauss den schelmenhaften Charakter des „Till“ in Noten um. Motiv 2: (Takt 46-49) (HB 2); Es erscheint als „ruhige“ Version auch bereits im Prolog. Der schelmenhafte Charakter entsteht durch den Beginn auf der unbetonten Zählzeit der 2. Achtel (Klarinette). Auch starke Kontraste in Artikulation (Staccato), Dynamik, Notenwerte und Intervalle (sprunghaft, chromatisch) lassen den schelmenhaften Charakter des Motivs erkennen. 5 M1 - Das Leben des Till Eulenspiegel Wer war Till Eulenspiegel? Noch heute kennt wohl jedes Kind Till Eulenspiegel und seine Geschichten. Er ist nicht nur bei uns, sondern auch in der gesamten Welt bekannt. Der Braunschweiger Herrmann Bote hat die Eulenspiegel-Geschichten aufgeschrieben. Das war vor ungefähr 500 Jahren. Seitdem sind sie immer wieder nacherzählt und in viele Sprachen übersetzt worden. Bekannt ist sicher das Buch von Erich Kästner zu Till Eulenspiegel. Till Eulenspiegel lebte wirklich: Zur Welt gekommen ist er um das Jahr 1300 in Kneitlingen, einem kleinen Dorf bei Braunschweig. Till war sehr arm und brauchte deshalb all seinen Verstand und Witz, um sich durchs Leben zu schlagen. Dies gelang ihm gar nicht einmal so schlecht. Er war bekannt für seine Streiche, die er anderen Menschen spielte. Till Eulenspiegel wird schon auf ganz alten Bildern mit einer „Narrenkappe“ dargestellt. Das ist eine bunte Mütze, welche häufig mit Glöckchen oder Schellen behängt ist. Vor ungefähr 15 Jahren wurde ihm zu Ehren in der Stadt Mölln ein Museum eingerichtet. Auf Bildern, die in dem Museum hängen, wird Till oft mit einer „Narrenkappe“ dargestellt. Aufgabe: Arbeite die wichtigsten Informationen aus diesem Text heraus und notiere sie in deinem Heft. Hilfsfragen: Beschreibe den Menschen Till Eulenspiegel. Gab es ihn wirklich? Wie kleidete er sich? (Gruppenarbeit: Präsentation der Ergebnisse auf einem Plakat, SuS dürfen das Plakat anschließend passend zu der Person Till Eulenspiegels gestalten) 6 M2 - Ein Streich des Eulenspiegel Wie Till Eulenspiegel auf dem Seil gehen lernte und wie er sich für das Gespött der Leute rächte Einmal spannte Eulenspiegel ein Seil über den Fluss. Viele Leute sahen das Seil und eilten herbei. Mit offenem Mund schauten sie dem Schelm zu, wie er über das Wasser tanzte. Doch da bemerkte ihn seine Mutter. Sie schlich heimlich auf den Dachboden, wo das Seil festgemacht war, und schnitt es entzwei. Eulenspiegel fiel mit lautem Platsch in den Fluss und nahm ein unfreiwilliges Bad. Die Leute aber lachten aus vollem Halse und machten sich über ihn lustig. Das ärgerte Till sehr, und er sagte zu sich selber: „Euch zahle ich das Gespött noch heim!“ An einem anderen Tag spannte Eulenspiegel abermals ein Seil über den Fluss, war diesmal jedoch vorsichtiger. Er befestigte das Seil am Haus des Nachbarn. Einige Kinder sahen neugierig zu und riefen: „Eulenspiegel tanzt wieder auf dem Seil!“ Wieder lief eine große Menschenmenge herbei, jung und alt. Eulenspiegel sagte zu den Kindern „Gebt mir euren linken Schuh! Ich zeige euch ein ganz neues Kunststück.“ Die Leute glaubten ihm das und die Kinder zogen einen Schuh vom Fuß. Es waren 120 einzelne Schuhe. Eulenspiegel knüpfte die Schuhe an eine Schnur und kletterte auf das Seil. Alle blickten zu ihm hinauf. Sie erwarteten ein lustiges Kunststück. Plötzlich rief Eulenspiegel: „Jetzt gut aufgepasst! Ein jeder suche seinen Schuh!“ Er zerschnitt die Schnur und warf die Schuhe auf die Erde, sodass sie wild durcheinander purzelten. Sogleich liefen alle herbei. Es entstand ein großes Durcheinander, die Kinder rissen einander an den Haaren, sie schlugen und balgten sich. Die Buben schrien, die Mädchen weinten, andere lachten. Eulenspiegel saß am Seil, sah dem Treiben zu und rief: „Na, wie gefällt euch der Spaß?“ Vier Wochen lang durfte er sich dann aber nicht sehen lassen, weil die Leute so böse auf ihn waren... 7 M3 - Aufgaben zur Vertiefung und Weiterarbeit: 1. Internetrecherche und Plakatarbeit Die SuS können im Internet nach weiteren Streichen des Eulenspiegels auf die Suche gehen und die Ergebnisse zusammentragen. Eine mögliche Zusammenfassung der Streiche kann anhand von Plakaten, die von den SuS gemalt bzw. kreiert wurden, stattfinden. 2. Schreiben einer Parallelgeschichte Die SuS können selbst eine kleine Geschichte verfassen, in welcher sie sich einen neuen Streich von Till ausdenken. Hilfestellungen oder Anregungen von der Lehrkraft können hier sein: verschiedener Berufe: Bäcker/ Briefträger/ Koch/ Schornsteinfeger etc. vorgeben lustige Redewendungen in der Klasse besprechen, die von Till jedoch in der Geschichte wörtlich genommen werden (Impuls für einen neuen Streich) z.B. Wer Anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein (Till gräbt Gruben und die Leute fallen rein), Jemanden einen Floh ins Ohr setzen (Till steckt anderen Leuten Flöhe ins Ohr) 3. Motiv und Szenen der Parallelgeschichte In den selbst erdachten Szenen kann nun noch das Till-Motiv mit eingearbeitet werden. (siehe dazu M 3, Aufgabe 1 oder Aufgabe 2). Dazu können die SuS an den entsprechenden Stellen ihrer Geschichte mit selbstgewählten Instrumenten das Motiv musizieren. 4. Klanggeschichte (bezogen auf M2 oder die Parallelgeschichte) Einsetzbar sind Orff-Instrumente, Körperpercussion (inkl. eigene Stimme) und Alltagsmaterialien. 8 Beispiele zur Orientierung: Fluss Xylophon, Papierrascheln, Hände auf dem Tisch reiben, … lauter Platsch Fluggeräusche mit der Stimme, Platsch im Fluss (klatschen oder auf den Tisch patschen), Beckenschlag, … etwas zerschneiden mit eigener Schere, Stimme, … Weitere Ereignisse siehe M 4 Wortkarten. Die Geschichte kann von der Lehrkraft oder von SuS vorgelesen werden. 9 M4 - Wortkarten Fluss heimlich schleichen Schnur zerschneiden lauter Platsch lachende Leute auf das Seil klettern runterfallende Schuhe großes Durcheinander schlagen und balgen Jungs schreien, Mädchen weinen 10 M4 - Lösungsblatt: Einsätze der Wortkarten Einmal spannte Eulenspiegel ein Seil über den Fluss. Viele Leute sahen das Seil und eilten herbei. Mit offenem Mund schauten sie dem Schelm zu, wie er über das Wasser tanzte. Doch da bemerkte ihn seine Mutter. Sie schlich heimlich auf den Dachboden, wo das Seil festgemacht war, und schnitt es entzwei. Eulenspiegel fiel mit lautem Platsch in den Fluss und nahm ein unfreiwilliges Bad. Die Leute aber lachten aus vollem Halse und machten sich über ihn lustig. Das ärgerte Till sehr, und er sagte zu sich selber: „Euch zahle ich das Gespött noch heim!“ An einem anderen Tag spannte Eulenspiegel abermals ein Seil über den Fluss, war diesmal jedoch vorsichtiger. Er befestigte das Seil am Haus des Nachbarn. Einige Kinder sahen neugierig zu und riefen: „Eulenspiegel tanzt wieder auf dem Seil!“ Wieder lief eine große Menschenmenge herbei, jung und alt. Eulenspiegel sagte zu den Kindern „Gebt mir euren linken Schuh! Ich zeige euch ein ganz neues Kunststück.“ Die Leute glaubten ihm das und die Kinder zogen einen Schuh vom Fuß. Es waren 120 einzelne Schuhe. Eulenspiegel knüpfte die Schuhe an eine Schnur und kletterte auf das Seil. Alle blickten zu ihm hinauf. Sie erwarteten ein lustiges Kunststück. Plötzlich rief Eulenspiegel: „Jetzt gut aufgepasst! Ein jeder suche seinen Schuh!“ Er zerschnitt die Schnur und warf die Schuhe auf die Erde, sodass sie wild durcheinander purzelten. Sogleich liefen alle herbei. Es entstand ein großes Durcheinander, die Kinder rissen einander an den Haaren, sie schlugen und balgten sich. Die Buben schrien, die Mädchen weinten, andere lachten. Eulenspiegel saß am Seil, sah dem Treiben zu und rief: „Na, wie gefällt euch der Spaß?“ Vier Wochen lang durfte er sich dann aber nicht sehen lassen, weil die Leute so böse auf ihn waren... 11 M5 - – Motivarbeit 1. Aufgabe (HB 1) Ein Motiv lässt sich schon am Anfang des Stückes finden. Hör genau hin - vielleicht findest du es! a) Höre das Motiv nochmals: Woran lässt sich Tills Verhalten erkennen? Du kannst beim Hören der Musik zum Beispiel auf den Rhythmus, die Melodie, die Lautstärke oder auch das Tempo achten. Versuche die Musik zu beschreiben. 2. Aufgabe (Partner- oder Gruppenarbeit) Wählt verschiedene Instrumente aus (Orff-Instrumente, Klavier, Gitarre, usw.) und erstellt ein eigenes Motiv, welches Till „beschreiben“ könnte. Achtet darauf, wie ihr seinen Charakter möglichst gut darstellen könnt. Präsentiert am Ende eure Ergebnisse in der Klasse. 12 M5 – Lösungsblatt: (Aufgabe 1) - großer Ambitus - sprunghaft - unklar in der Taktart (Verschiebung der Betonungen gegen die eigentlichen Taktschwerpunkte) - bezogen auf Tills Charakter: lässt sich zu immer neuen Streichen hinreißen - Staccato/Akzente - charakteristisch ist die g-gis-a Chromatik → Tempo vorantreibend - Wiederholung des Motivs: Hartnäckigkeit/Beharren → reizt seine Streiche aus 13 M6 - - Szenisches Spiel Hinweis: Bevor das Warm-up beginnt, sollte vorher geklärt werden, dass bei der folgenden Arbeit mit Standbildern jeder Schüler/jede Schülerin unter dem Rollenschutz steht. 1. Warm-up > Die Lehrperson gibt einen Rhythmus vor (eventuell vereinfachte Form des Tilllmotivs), der danach im Kreis weitergegeben wird → danach: SuS erfinden eigene Rhythmen, die sie weitergeben (auch passend zu Tills Charakter) > Bewegungserfindung zur Musik (HB 3) Laufbewegungen auf die Musik abstimmen > Freeze-Übung: Musik während einer markanten Stelle stoppen, SuS bleiben in einer passenden Position stehen (einfrieren) (HB 4) > Weiterführung: 2er-Teams, ein Schüler „friert“ ein und der Partner modelliert ein für sich passenderes Standbild 2. Arbeit mit Standbildern Hierzu können verschiedene Szenen aus dem musikalischen Stück verwendet werden. Es bieten sich an: - Marktszene (Takt 135) (HB 5) - Gelehrtenszene (ab Takt 239) (HB 6) - Gerichtsverhandlung (ab T 573) (HB 7) Wenn die einzelnen Szenen in der Schülergruppe durch Standbilder entstanden sind, können diese parallel zur Musik „gespielt“ werden 3. Rollenkarten [am Beispiel der Marktszene] (HB 5) Am frühen Morgen bauen die Marktfrauen in der Mitte der Stadt ihre Stände auf. An einem Stand gibt es Tassen, Teller und Töpfe. Obst und Gemüse werden angeboten. An anderen werden Tiere verkauft. Schafe, Ziegen, Hühner und Enten sind in kleinen hölzernen Verschlägen ausgestellt. Till nähert sich mit seinem Esel vorsichtig dem Marktplatz. Er reitet in wildem Galopp auf seinem Esel quer über den Marktplatz. Die Stände fallen um, das Geschirr zerbricht, die Tiere schreien aufgeregt und Obst und Gemüse kullern über den Platz. Till schaut sich noch einmal um und schneidet den Marktfrauen Grimassen. zu besetzende Rollen: 6 oder mehr Markleute, Till Eulenspiegel, Tiere: Schaf, Ziege, Hühner, Enten 14 M7 - – Rollenkarten Rollenkarten zu den Personen in den Streichen aus Aufgabe 1 SuS und Szene gestalterisch darstellen unter Verwendung der Musik von Strauss (HB 5) 15 Marktfrau 1 Du bist eine Bäuerin und gehst jeden Tag auf den Markt, um dein Gemüse und Obst zu verkaufen. Bei Sonnenaufgang fährst du mit deiner Kutsche dorthin, baust deinen Stand auf und legst deine Ware so hin, dass alle Leute sie gut sehen können. Du begrüßt andere Verkäufer und sprichst über die aktuellsten Neuigkeiten. Die ersten Käufer kommen an deinen Stand und gucken sich deine Ware an. Plötzlich hörst du lautes Hufgeklapper und siehst, wie ein wilder Esel über den Markplatz galoppiert. Der Reiter kommt genau auf dich zu und bringt seinen Esel nicht zum Stehen. Das Tier berührt mit seinen Hufen deinen Stand und all deine Waren fallen auf den Boden. Marktfrau 2 Du bist eine Bäuerin und gehst jeden Tag auf den Markt, um deine Waren zu verkaufen. Du stellst Teller, Tassen und Töpfe aus Ton her. Schon früh am Morgen fährst du mit deiner Kutsche dorthin, baust deinen Stand auf und legst deine Ware so hin, dass alle Leute sie gut sehen können. Du begrüßt andere Verkäufer und sprichst über die aktuellsten Neuigkeiten. Die ersten Käufer kommen an deinen Stand und gucken sich deine Ware an. Plötzlich hörst du lautes Hufgeklapper und siehst, wie ein wilder Esel über den Markplatz galoppiert. Der Reiter kommt genau auf dich zu und bringt seinen Esel nicht zum Stehen. Das Tier berührt mit seinen Hufen deinen Stand und all dein Geschirr geht kaputt. 16 Till Du bist Till, ein junger Mann, der anderen Leuten gerne Streiche spielt. Heute möchtest du die Männer und Frauen auf dem Markt erschrecken. Du borgst dir einen Esel, reitest mit ihm in das Dorf und als du am Markt ankommst, galoppierst du wie der Wind an den Marktständen vorbei. Dein Esel ist so wild, dass viele Stände zusammenfallen und die Waren kaputt gehen. Aber das stört dich nicht, du guckst die Verkäufer beim Vorbeireiten noch einmal an und schneidest Grimassen und lachst über das Chaos. 17 M8 - - Weitere Möglichkeiten im szenischen Bereich Schattenspiel/ Schattentheater: (HB 8) Die SuS erfinden mit Hilfe des Lehrers/der Lehrerin ein zu der Geschichte passendes Schauspiel hinter einer Leinwand. Lichtperformance: Ähnlich wie beim Schattenspiel wird auch hier eine Leinwand benutzt, hinter welcher die Aktionen ablaufen. Hierfür sind nur verschiedene Lichter von Nöten (verschiedene Farben, hell/dunkel etc.) Die SuS gestalten in Zusammenhang mit einer Streichgeschichte von Till das Lichterspiel hinter der Leinwand. Musik und Bewegung (HB 4) Tills Charakter ist das Markante in den Geschichten. Dieser kann auch gut in einer Bewegungsoder Tanzperformance dargestellt werden. Die SuS denken sich mit Hilfe der Lehrperson passend zu Tills Charakter unterschiedliche Tanzschritte aus. Möglich wäre hier auch wieder, in Gruppen einzuteilen, sodass jede Gruppe ein anderes Motiv gestaltet und später dem Rest der Klasse präsentiert. Dabei sollen die SuS erläutern können, warum sie ihre(n) Bewegungen/Tanz so gestaltet haben. Verknüpfung: Bei Planung einer Aufführung zum Thema Till Eulenspiegel können verschiedene Elemente auch gut verknüpft werden. Die SuS können in Bewegungsgruppen/Rhythmusgruppen und Motivgruppen eingeteilt werden, die nach dem Einstudieren zusammengeführt werden. Möglich wäre hierbei auch, einen Erzähler einzusetzen, der dem Publikum die Handlung noch einmal näher erläutert. Die Motivgruppen können bei einer Aufführung die bereits erarbeiteten Till-Motive in verschiedenen Ausprägungen spielen. Hierbei können auch erfundene Till-Motive der SuS zum Einsatz kommen. Weitere Parts aus den Motiven können anschließend von der Lehrperson/SWR-Musikern oder von den Studenten dazu oder weitergespielt werden. 18 M9 - Einführung in die Thematik „musikalisches Motiv“ Nachdem die Charaktere innerhalb des Stückes geklärt wurden, ist es nun wichtig den SuS zuerst einmal begreiflich zu machen, was genau ein Motiv ist. Hierzu können schon bekannte Stücke gewählt werden, wie zum Beispiel „Peter und der Wolf“, sodass den SuS bewusst wird, dass sie die Person/bzw. das Stück anhand dieses einen vorgespielten Motivs erraten können. Zuerst sollte über einfache Motive gesprochen werden (die evtl. Tiere oder Ähnliches in Musikstücken darstellen können): Bsp.: - Kuckucksmotiv (Transfer zu Kinderlied „ Kuckuck, kuckuck ruft´s aus dem Wald) → Reaktion der SuS: beginnen wahrscheinlich sofort das Lied zu singen. → Lehrperson erklärt dazu: Reaktion der SuS ist genau die, die ein Motiv hervorruft. Die sofortige (vielleicht auch unbewusste) Verarbeitung des Motivs mit anschließendem Singen eines Stückes, welches das Kuckucksmotiv enthält. Des Weiteren sollten danach auch Motive in komplexeren Musikstücken behandelt werden, damit die SuS bei dem Erkennen und Wahrnehmen eines Motivs routinierter werden. Dabei soll den SuS zudem immer klarer werden, dass die Motive eines Stückes viel über die Charaktere des Stückes, sowie deren Handlung aussagen können. Als Musikstück dafür eignet sich sehr gut „Peter und der Wolf“, da es zum einen Peters Gemütszustände gut umsetzt und auch die vorkommenden Tiere durch bestimmte Melodieverläufe/Motive unterstützt. Die Instrument die die verschiedenen Charaktere darstellen(mit den SuS besprechen, warum das jeweilige Instrument für den Charakter eingesetzt wurde) Charaktere: Vogel – Querflöte, Ente – Oboe, Katze – Klarinette, Großvater – Fagott, Wolf – Hörner, Peter – Streicher, Jäger – Waldhörner, Gewehrschüsse – Pauken und großer Trommel 19 Aufgabe: Lies dir den Text genau durch und fasse die wichtigsten Informationen, die du über das „Motiv“ erfährst zusammen. (→ In Gruppenarbeit soll anschließend ein Plakat mit den Merkmalen eines Motivs gestaltet werden) Was ist ein Motiv? In der Musik bezeichnet ein Motiv eine sehr kleine Einheit aus Tönen. Ein Motiv kann sogar aus nur 2 Tönen bestehen. Es genügt manchmal schon, dass ein Zuhörer nur das Motiv einer Person eines Musikstückes (Beispiel: Peter aus „Peter und der Wolf“) hört und sofort erkennt, um welches Musikstück es sich dabei handelt. Das Motiv kann im Verlauf des Stückes mehrmals auftreten. Dabei kann es sich auch verändern. Mal wird es schneller, mal langsamer, mal tiefer, mal höher gespielt. Deshalb kann man das Motiv in einem Musikstück manchmal nur noch sehr schwer erkennen. Motive sind oft durch einen bestimmten Rhythmus gekennzeichnet. An diesem kann man feststellen, was die Person gerade denkt, fühlt, oder was sie gerade tut. Natürlich ist es von großem Vorteil, wenn man die Personen des Musikstückes auch schon vorher kennengelernt hat. Dann kann der Zuhörer noch besser verstehen, warum das Motiv genau so gespielt wird, wie in dem Musikstück. Oft ist es so, dass jede Figur in der Geschichte einem bestimmten Instrument zugeordnet ist. Diese haben dann alle ein eigenes Motiv. Das Motiv wird deshalb in einem Musikstück auch als 'musikalisches Thema' bezeichnet. 20 21 M10 – Hörquiz Ordne die nun folgenden Hörbeispiele den Szenen zu, notiere dazu die jeweilige Nummer. Schreibe im zweiten Durchlauf auf, welche musikalischen Merkmale/Besonderheiten dir aufgefallen sind. Szenen/Motive Musikalische Merkmale Marktszene HB 5 Till-Motiv 1 HB 1 Gelehrtenszene HB 6 Gerichtsverhandlung HB 7 Till-Motiv 2 HB 2 22 Nummer M10 - Hilfestellung Bevor die Lehrperson mit dem Vorspielen der verschiedenen Szenen beginnt, sollte sie klären, dass es mindestens zwei Durchläufe gibt. Im ersten Durchlauf sollen sich die SuS auf die Nummerierung der Szenen konzentrieren. Erst im Folgenden zweiten Durchlauf sollen die SuS besonders auf musikalische Merkmale achten und sich diese notieren. Die Lehrperson lässt den SuS dafür nach jedem Vorspiel etwas Zeit. In einem dritten Durchlauf können die SuS beides nochmal kontrollieren und sich eventuell weitere Notizen machen. Im folgenden Unterrichtsgespräch werden die Lösungen der SuS besprochen. Till-Motiv 1: Takt 6 (HB 1) Till-Motiv 2: Takt 45-49 (HB 2) Musikalische Merkmale sind aus „Lösungsblatt M4“ und „Informationen für die Lehrkraft – Steckbrief: Till Eulenspiegels lustige Streiche“ zu entnehmen Gelehrtenszene: Takt 239 (HB 6) Energische Durchführung leitet den vierten Streich ein. Brummig erklingen Fagotte und die Bassklarinette, die die Philister darstellen, denen sich der Held vorstellt. Aber während sich noch das Gelehrtenmotiv in einen Kanon verstrickt, macht sich Till mit einer frechen Melodie davon. Gerichtsverhandlung: Takt 573 (HB 7) Letzter Streich Tills: wird vor das Tribunal gebracht. Die leere Quinte der Hörner, Posaunen und der tiefen Holzbläser stellt die Schuldfrage. Der Held pfeift indes weiter unbekümmert sein Thema. Die in den Posaunen abstürzende Septime verkündet das Todesurteil Tills. Schon baumelt der Held am Baume. Nach der Generalpause blitzt wieder das zweite Till-Motiv auf (Till lebt weiter in Gedanken etc.) Marktszene: Takt 135 (HB 5) Till prescht mitten durch die Marktweiber: Charakterisiert einen reitenden Till, der die Töpfe der Marktfrauen zerbricht. Geschrei und Gezanke werden durch instrumentale Turbulenz, verstärkt durch Trompetensturm und Bratsche, drastisch dargestellt. Der Held schüttelt sich vor Lachen und entschwindet. 23 M11 - Zusatzinformationen zu Richard Strauss Richard Strauss, Till Eulenspiegels lustige Streiche, Opus 28 Steckbrief: 11.06.1864 geboren in München, Vater war Waldhornsolist im Hoforchester, die Mutter stammte aus einer Münchener Unternehmerfamilie. Mit fünf Jahren begann er schon sein Musikstudium. Mit 20 Jahren dirigierte er seine Serenade Opus 7 in Meiningen, dort wurde er Hofmusikdirektor. Der Aufstieg war seiner Begabung zu verdanken und darin, dass Hans von Bülow ihn in Meiningen förderte. Mit 24 Jahren komponierte er die Symphonische Dichtung „Don Juan“ nach einem Drama von dem Schriftsteller und Dichter Lenau. Damals lernte er die Sängerin Pauline de Ahna kennen, die er dann mit 31 Jahren heiratete. Äußerlich verlief sein Leben recht ruhig: Kapellmeister und Hofdirigent in Meiningen, Generalmusikdirektor in Berlin, Leiter der Wiener Staatsoper, Dirigent in aller Welt. Lange Phasen lebte er ruhig in Garmisch, dort ließ er sich dann nieder. Seine Hauptkompositionen waren Opern (Guntram, Salome, Elektra, Ariadne auf Naxos, Daphne, Die Liebe der Danae, Intermezzo, Rosenkavalier), Symphonische Dichtungen (Domestika, Alpensymphonie, Till Eulenspiegel, Tod und Verklärung, Also sprach Zarathustra, Don Quichotte) und eine Reihe von Liedkompositionen. Sein letztes Werk, „Die Metharmophosen“, eine Symphonische Dichtung von ergreifender Innerlichkeit, komponierte er in Garmisch, wo er am 08.09.1949 starb. Strauss’s Charakter ist bayrisch geprägt mit der entsprechenden Sinnesfreude, er genoss den barocken Klang, aber auch Mozart gehörte zu seinen Vorbildern. Sein Umgang mit seinen Musikern war von Witz und derben Humor geprägt, bei virtuoser Beherrschung des Orchesterklanges. Die Verbindung zu Hugo von Hoffmannsthal brachte ihm die Libretti zu seinen Opern „Rosenkavalier“ und Arabella“ u.a. Richard Strauss steht mit seinen Werken am Schnittpunkt des ausgehenden 19. Jahrhunderts und dem Beginn der „Neueren Musik“ zur „Neuen Musik“ Seine Werke sind geprägt von der an die Grenzen gehenden Ausschöpfung der tonalen Musik, bei den Orchesterwerken, den Symphonischen Dichtungen, hingehend zum Schwerpunkt auf die Klangfarben und die Klangdynamik, unter Einbeziehung von fortlaufenden Mixturenklängen mit Quint- und Oktavparallelen. Als Dirigent und Interpret brachte er mit seinen Orchestern Werke von Mozart, Wagner, Liszt zu Gehör, u.a. auch leitete er die Uraufführung der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck in Weimar am 23.12.1893. 24