www.SalzburgfeStival.at o P e r salzBurGer FestsPiele 20.Juli –2. September 2012 liebe Salzburger festspielgemeinde! Die zauberflöte Das labyrinth ariadne auf Naxos Die Soldaten la bohème Carmen giulio Cesare in egitto tamerlano il re pastore Salzburger pfingstfestspiele Spielplan Impressum Medieninhaber Salzburger festspielfonds, 5010 Salzburg Direktorium Helga rabl-Stadler, präsidentin alexander pereira, intendant Schauspiel Sven-eric bechtolf Redaktionsschluss 28. Oktober 2011 Änderungen vorbehalten 2 Fotos luigi Caputo (wenn nicht anders angegeben) 4 6 8 12 14 16 18 20 21 22 24 sławski, dessen werke u. a. auch von den berliner philharmonikern und dem Cleveland Orchestra präsentiert werden. einen neuen Schwerpunkt möchte ich in Salzburg mit geistlicher musik setzen. Die idee zu dieser Ouverture spirituelle, zu der ich Sie schon fünf tage früher nach Salzburg bitte, ging gewissermaßen von der Stadt selbst aus, die mit ihren wunderschönen Kirchen geradezu prädestiniert dafür ist, den liturgischen werken, die zunächst aus den ihnen zugedachten sakralen räumen in den Konzertsaal verbannt und von dort immer mehr an den rand gedrängt wurden, wieder mehr aufmerksamkeit zu widmen. und viele namhafte Dirigentenpersönlichkeiten wie Sir John eliot gardiner, der zum auftakt auf meinen persönlichen wunsch Haydns Creation dirigiert, sowie Claudio abbado, den wir mit dieser programmidee wieder nach Salzburg zurückholen können, haben uns dabei unterstützt. für Nikolaus Harnoncourts aufführung von mozarts Missa longa werden die alten gobelins aus der entstehungszeit dieser werke wieder im Dom aufgehängt und somit die ursprüngliche akustik wiederhergestellt. wir wollen uns aber nicht nur auf die katholische und protestantische tradition beschränken, sondern in jedem Jahr eine andere Konfession und deren musik zu uns einladen und in Diskussionsveranstaltungen nicht nur das thema musik und religion, sondern auch das verhältnis der Konfessionen untereinander miteinander erörtern. im Jahr 2012 soll die jüdische religion im vordergrund stehen. in den Konzertprogrammen, die unser leiter der Konzertplanung, matthias Schulz, mit mir mit viel liebe gestaltet hat, war es uns wichtig, Querverbindungen einmal unter den verschiedenen Konzertreihen selber herzustellen wie auch bezüge zu den Opern- und Schauspielaufführungen zu kreieren. Künstlerschwerpunkte sollen sich durch die programme der nächsten Jahre ziehen. Das motto lautet: lieber mit wenigen viel als mit vielen wenig. wie bereits angekündigt, wird Cecilia bartoli die künstlerische leitung der pfingstfestspiele übernehmen, und das vorgelegte programm hat uns alle restlos begeistert. umso mehr freue ich mich, dass Cecilia bartoli jedes Jahr im Sommer weitere fünf vorstellungen der jeweils für pfingsten in Salzburg neu produzierten Oper singen wird. 2012 wird es Händels Giulio Cesare in Egitto sein. ebenbürtig neben den Opern- und Konzertveranstaltungen steht natürlich das Schauspielprogramm, das sich Schauspielchef Sven-eric bechtolf ausgedacht hat. es war mir ein großes anliegen, meine festspieljahre mit ihm zusammen erleben zu dürfen. er hat sich mit der gleichen begeisterung wie ich auf seine neue aufgabe gestürzt, und ich bin sicher, dass sich dieser großartige Schauspieler und regisseur auch als ein höchst erfindungsreicher Schauspiel-intendant erweisen wird. alle Details dazu finden Sie in der Schauspielbroschüre, die ich Sie unbedingt bitte, genau zu studieren. besonders am Herzen liegt mir, in den kommenden Jahren zudem spartenübergreifend akzente in den veranstaltungen für unsere jüngsten besucher zu setzen. zum einen wird es speziell für Kinder bearbeitete fassungen von Opern geben (2012 Die Zauberflöte), zum anderen wird dafür gesorgt werden, dass Kinder sich während des Opernbesuchs ihrer eltern dieses werk selber spielerisch erarbeiten – Opera viva! Noch ein Hinweis zum abschluss der festspiele. wir wollen diesen jeweils besonders glanzvoll gestalten. um Sie zu animieren, entweder länger zu bleiben oder wieder zu kommen. es wird deshalb Opernpremieren geben, die eigens in den letzten 14 tagen herauskommen, sowie ein eindrucksvolles Orchesterfinale – und am jeweils letzten Samstag den jährlich stattfindenden festspielball, auf dass Sie noch einen wunderbaren festspielausklang in Salzburg genießen können. Nach einem großen galadinner in der residenz wollen wir in die felsenreitschule ziehen, und dort wird nach einem kleinen Konzert mit großen Stars die festliche eröffnung mit den Jungherren und -damen in langer Salzburger tracht vor sich gehen. bitte tragen Sie sich den 1. September 2012 als pflichttermin in ihren Kalender ein. für diesen tag stehen wir sogar mit dem Heiligen petrus bezüglich des wetters in hoffnungsvollen verhandlungen. abschließend möchte ich allen Künstlerinnen und Künstlern ganz herzlich danken, dass sie uns in unserem ersten Jahr so tatkräftig unterstützen. ich freue mich, gemeinsam mit meiner präsidentin Helga rabl-Stadler diese aufgabe in angriff zu nehmen. wir versprechen ihnen, dass wir zusammen mit unseren mitarbeitern nichts unversucht lassen, ihren festspielbesuch ereignisreich zu gestalten. ich bitte Sie, liebe festspielgemeinde, vertrauen Sie uns, geben Sie uns eine Chance und kommen Sie voller Neugierde zu den festspielen 2012! Ihr dankbarer Alexander Pereira Sven-eric bechtolf, Helga rabl-Stadler, alexander pereira Dear Salzburg Festival Community! When I was elected Artistic Director of the Salzburg Festival on May 19, 2009, and when the initial joyfulness inspired by this vote – which was a complete surprise for me – had worn off, the first thing I had to clarify for myself was the question how my ideas could be reconciled with the organisational, financial and – most importantly – artistic reality of the Salzburg Festival. Thus, as an admirer and critical observer of the Salzburg Festival, I had the feeling that in the area of opera, too many revivals dominated the programme, detracting from the uniqueness and extraordinary quality of a Festival summer. I am convinced that a Festival should be unique every year. This means performing premieres only in that year. This will heighten the anticipation for each Festival season. Revivals, which I would still not rule out entirely in certain cases, only make sense to me if the same team which produced the premiere also continues for the revival. Putting a new opera production instead of a revival on stage costs about 650,000 to 800,000 Euros more – those are the costs of financing stage sets, costumes, and fees for the director, set and costume designers. Thus, presenting three new productions instead of revivals will cost an additional 2 to 2.4 million Euros. Please let me give you a brief insight into the 2011 budget situation. In order to arrive at a balanced result, given subsidies of 13 million Euros and sponsorships and donations of about 9.5 million, our artistic product had to bring in about 1.5 million. This means that ticket revenues from Festival events had to be 1.5 million Euros higher than the artistic expenses. If I project three new productions instead of revivals, in 2012 it is not 1.5 million Euros we must raise as revenues, but 3.5 to 4 million Euros. In addition, there are the annual labour costs, which rise between 0.4 and 0.5 million Euros per year and which the Festival has only been equalised for twice in the past ten years. In other words: if we do not tackle a reorientation of the Salzburg Festival led by the Directorate and the Supervisory Board, cost increases would force us to cancel one production in order to keep guaranteeing the 1.5 million Euros from artistic revenues, taking the 2011 figures as a basis. If the old concept was continued, the Salzburg Festival would soon no longer be able to offer new productions at all. During the past two years, we have made intense efforts to find new financial backer, and have also asked the Festival’s Main Sponsors to support our new course. The basic idea was as follows: if it were possible to raise about 4 to 5 million Euros more, through sponsors and ticket revenues, we will be able to place the bar where it has to be, in my opinion, for the Salzburg Festival, given its own claim to being the most important festival in the world. However, the providers of subsidies cannot avoid providing for the raises required by the collective labour agreement, since otherwise, every year a greater sum would have to be raised from sponsorship funds and ticket revenues, if a shrinking of the Festival is to be averted. In summary, our policy will therefore be to generate new funds which can be used entirely for investments in art. Of course, a concentration on new productions is extremely attractive to the great conductors – especially in the case of projects involving the Vienna Philharmonic. I plan to place this orchestra at the centre of the Festival, entrusting it with four opera premieres and five different concert programmes each year. Therefore, I am very grateful that the orchestra – when I presented plans for the first three years – immediately agreed to sign a new agreement increasing its presence in Salzburg significantly. I consider it an essential task of the Salzburg Festival to send major signals in the field of contemporary music, and I would like to present the world premiere of an opera every year from 2013 to 2016. Since we have already commissioned these four operas, and financed them through donations, we have come a good deal closer to realising this wish. In the field of concerts, we will continue the extraordinary policy of our predecessors regarding support for contemporary music. This year, the focus is on composers Bernd Alois Zimmermann – represented by his opera Die Soldaten and the concerts surrounding this opera –, Heinz Holliger, who is writing two commissioned works for this summer, and Witold Lutosławski, whose works will be performed by the Berlin Philharmonic and the Cleveland Orchestra, among others. I would also like to add a new focus to Salzburg with sacred music. The idea of this Ouverture spirituelle, to which you are invited five days before the Festival’s opening, was inspired by the city itself, so to speak – with its beautiful churches, it is predestined to devote more attention to the liturgical works that were first relegated to the concert halls, instead of the sacred spaces they were written for, and subsequently occupied an increasingly marginal position. Many famous conductor personalities like Sir John Eliot Gardiner, who opens the series at my personal request with Haydn’s Creation, and Claudio Abbado, whom our programme idea lured back to Salzburg, have supported this initiative. For Nikolaus Harnoncourt’s performance of Mozart’s missa longa, the old tapestries from the time of this work’s writing will be hung in the Cathedral again, reconstructing the acoustics of Mozart’s time. However, we will not limit ourselves to the Catholic and Protestant tradition, but will invite a different confession and its music to Salzburg every year, illuminating not only the topic of music and religion in public discussions, but also the relations between the confessions. In 2012, the focus will be on the Jewish faith. For the concert programmes, in which our Concert Manager Matthias Schulz and I have invested much love, it was important to us to create cross-references among the various concert series, and also between the concerts and the operas and plays we present. The focus on particular artists will be a hallmark of programmes during the coming years. Our motto is: Better to produce much with few than little with many. As previously announced, Cecilia Bartoli will take on the artistic directorship of the Whitsun Festival, and the programme has been greeted with boundless enthusiasm. Thus, I am delighted that Cecilia Bartoli has agreed to sing five more performances of the opera newly produced for Salzburg every Whitsuntide during the following summer. In 2012, it will be Handel’s giulio Cesare in egitto. Next to the opera and concert performances, of course the theatre programme, curated by Director of Drama Sven-Eric Bechtolf, stands as an equal. It was a great wish of mine to experience my years at the Festival with him at my side. He has thrown himself into his new task with the same enthusiasm, and I am sure that this great actor and director will also prove to be an extremely inventive Head of Drama. You will find all details in the Drama Brochure, which I ask you to read with your fullest attention. A matter dear to my heart is the effort to accentuate the events for our youngest visitors during the coming years, in all our genres. On the one hand, there will be special children’s versions of operas (in 2012, it will be Die zauberflöte); on the other, children will have the opportunity to approach and explore the opera their parents are attending in a playful manner – Opera viva! I would also like to point out an aspect of the end of the Festival. We would like to make this especially brilliant – to animate you to stay longer, or to return. Thus, we will have opera premieres taking place specifically during the last two weeks of the Festival, as well as an impressive orchestral finale – and on the last Saturday, there will be the annual Festival Ball, enabling you to enjoy a wonderful Festival closing in Salzburg. After a grand gala dinner at the Residenz, we will move to the Felsenreitschule, where there will be a brief concert with great stars followed by the festive opening of the ball by the young gentlemen and ladies wearing the traditional floor-length traditional costumes of Salzburg. Please mark September 1, 2012 as a red-letter date in your calendars. We have even initiated hopeful negotiations with Saint Peter regarding the weather on this day! Finally, I would like to thank all the artists who are supporting us so vigorously in our first year. I am glad to tackle this challenge together with my President, Helga Rabl-Stadler. Together with our staff, we promise that we will leave nothing undone to make your stay at the Festival an eventful one. I ask you, our Festival community, to trust us, to give us a chance and come to the 2012 Festival full of curiosity! Yours gratefully, alexander pereira SALZBURGER FESTSPIELE | 2012 inhalt als ich am 19. mai 2009 zum intendanten der Salzburger festspiele gewählt wurde und die erste freude über diese für mich völlig überraschende wahl verklungen war, musste ich mir zuerst darüber klar werden, wie meine vorstellungen mit der organisatorischen, finanziellen und vor allem künstlerischen wirklichkeit der Salzburger festspiele in einklang zu bringen seien. So hatte ich als bewunderer und kritischer beobachter der Salzburger festspiele das gefühl, dass im Opernbereich zu viele wiederaufnahmen das programm bestimmten und darunter die einmaligkeit und außergewöhnlichkeit eines festspielsommers zu leiden haben. ich bin überzeugt, dass ein festspiel jedes Jahr einmalig sein sollte. Das heißt, dass die premieren nur in dem jeweiligen Jahr gespielt werden. Dies wird die erwartungshaltung auf jedes festspieljahr wesentlich steigern. wiederaufnahmen, die ich im einzelfall nicht ausschließen möchte, machen für mich nur dann Sinn, wenn das gleiche team, das die aufführung erarbeitet hat, diese auch weiter betreut. eine Neuproduktion anstelle einer wiederaufnahme auf die bühne zu bringen kostet etwa 650.000 bis 800.000 euro mehr, um bühnenbild, Kostüme, die gagen für regisseur, bühnenund Kostümbildner zu finanzieren. Drei Neuproduktionen statt wiederaufnahmen kosten somit 2 bis 2,4 millionen euro mehr. gestatten Sie mir, ihnen einen kleinen einblick in die budgetsituation von 2011 zu geben. um zu einem ausgeglichenen ergebnis zu kommen, musste die Kunst bei einer Subvention von 13 millionen euro und Sponsoren- und förderererlösen von 8,5 millionen einen Deckungsbeitrag von ca. 1,5 millionen erwirtschaften. Das heißt, dass die Kartenerlöse aus den veranstaltungen 1,5 millionen höher sein mussten als die künstlerischen ausgaben. wenn ich jetzt drei Neuproduktionen statt wiederaufnahmen herausbringe, müssen 2012 anstelle von 1,5 nun 3,5 bis 4 millionen euro mehr erwirtschaftet werden. Dazu kommt noch die jährliche lohnkosten-Steigerung von 0,4 bis 0,5 millionen euro, die in den letzten zehn Jahren nur zweimal angeglichen worden ist. mit anderen worten: würden wir nicht eine Neuorientierung der Salzburger festspiele durch Direktorium und Kuratorium in angriff nehmen, müssten wir jedes Jahr aufgrund der Kostensteigerung eine produktion wegstreichen, um von der bisherigen budgetbasis von 2011 weiterhin die 1,5 millionen euro Deckungsbeitrag aus der Kunst garantieren zu können. bei beibehaltung des alten Konzepts würden die Salzburger festspiele bald nicht mehr neu produzieren können. wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren intensiv um neue geldgeber bemüht und auch die bisherigen Hauptsponsoren gebeten, den neuen Kurs mitzutragen. Die ausgangsüberlegung war folgende: Sollte es gelingen, etwa 4 bis 5 millionen euro mehr durch Sponsorengelder und Kartenerlöse zusätzlich aufzubringen, werden wir in der lage sein, die latte dorthin zu legen, wo sie meiner ansicht nach für die Salzburger festspiele infolge ihres anspruchs als bedeutendstes festival der welt liegen muss. allerdings werden auch die Subventionsgeber nicht daran vorbeikommen, die tariflohnerhöhung zukünftig wieder auszugleichen, da sonst Jahr für Jahr aus Sponsoring und Kartenerlösen ein immer größerer betrag aufgebracht werden muss, andernfalls ein Schrumpfen des festivals nicht zu verhindern ist. auf den Nenner gebracht lautet unsere politik also: Neues geld generieren, das in vollem umfang zur investition in die Kunst eingesetzt wird. Selbstverständlich ist es so, dass die Konzentration auf Neuproduktionen für die großen Dirigenten äußerst attraktiv ist – insbesondere in den projekten mit den wiener philharmonikern. ich plane, dieses Orchester durch vier Opernpremieren und fünf verschiedene Konzertprogramme ins zentrum der festspiele zu stellen. ich bin deshalb sehr dankbar, dass sich das Orchester – als ich die pläne der ersten drei Jahre präsentierte – sofort bereit erklärt hat, einen neuen vertrag abzuschließen, der seine präsenz in Salzburg deutlich erhöht. ich sehe es als eine wesentliche aufgabe der Salzburger festspiele, im bereich der zeitgenössischen musik wichtige Signale zu setzen, und möchte von 2013 bis 2016 jährlich eine Opernuraufführung auf die bühne bringen. Da wir heute diese vier auftragskompositionen bereits vergeben und durch beiträge von Sponsoren finanziert haben, sind wir diesem wunsch deutlich näher gekommen. im Konzertbereich werden wir die außergewöhnliche linie unserer vorgänger in bezug auf das engagement für zeitgenössische musik fortsetzen. in diesem Jahr heißen die Schwerpunkt-Komponisten bernd alois zimmermann – mit der aufführung seiner Oper Die Soldaten und den Konzerten um diese Oper herum –, Heinz Holliger, der zwei auftragswerke für diesen festspielsommer komponiert, sowie witold luto- 3 wolfgang amadeus mozart (1756–1791) Die zauBerFlöte eine deutsche Oper in zwei aufzügen Kv 620 text von emanuel Schikaneder (1751–1812) nikolaus harnonCourt Musikalische Leitung Jens-Daniel herzoG Regie mathis neiDharDt Ausstattung steFan BolliGer Licht ronny DietriCh Dramaturgie ramses siGl Choreografie ernst raFFelsBerGer Choreinstudierung GeorG zePPenFelD Sarastro BernarD riChter Tamino manDy FreDriCh Königin der Nacht Julia kleiter Pamina, ihre Tochter sanDra trattniGG Erste Dame anJa sChlosser Zweite Dame WieBke lehmkuhl Dritte Dame tölzer knaBen Drei Knaben markus WerBa Papageno elisaBeth sChWarz Ein altes Weib (Papagena) ruDolF sChasChinG Monostatos, ein Mohr martin Gantner Sprecher/Zweiter Priester anDreas hörl Zweiter geharnischter Mann wolfgang amadeus mozart Die zauberflöte Concentus musicus Wien konzertvereinigung Wiener staatsopernchor Der Erfolg eines Intendanten der Salzburger Festspiele wird auch daran gemessen, ob er beispielhafte Mozart-Aufführungen zustande bringt. Aus mehreren Gründen war die Entscheidung, mit Mozarts Zauberflöte zu beginnen, für mich zwingend. An erster Stelle stand die Zusage von Nikolaus Harnoncourt, in diesem Sommer die Mozart-Produktion zu übernehmen und diese auf historischen Instrumenten zu erarbeiten. Es ist nicht nur für Salzburg, sondern auch für Nikolaus Harnoncourt das erste Mal, dass er mit der ganzen Erfahrung eines Lebens dieses Werk in dieser Klangwelt mit dem Concentus Musicus Wien zu Gehör bringen wird, und ich bin ihm für dieses Geschenk unendlich dankbar. Gezeigt wird unsere Neuproduktion in der Felsenreitschule, womit wir an den magischen wie traditionellen Ort zurückkehren, in dem das Werk lange beheimatet war. Für die Inszenierung habe ich Jens-Daniel Herzog mit seinem langjährigen Bühnenbildpartner Mathis Neidhardt engagiert, die – soviel sei schon verraten – die Architektur des Raumes für das Bühnenbild aufgegriffen und miteinbezogen haben. Von ihrer stets respektvollen, genauen und immer auf die Gegenwart rekurrierenden Lesart erwarte ich mir eine alexander pereira spannende Auseinandersetzung für Mozarts Werk. One of the yardsticks for success of an Artistic Director of the Salzburg Festival is the question whether he is able to produce exemplary Mozart performances. There were several reasons why the decision to start with Mozart’s Magic Flute was compelling for me. First of all, there was Nikolaus Harnoncourt’s agreement to take on the Mozart production this summer, working with period instruments. It is not only a first for Salzburg, but also for Nikolaus Harnoncourt to perform this work in this sound-world in Salzburg, together with Concentus Musicus Wien, bringing his entire life experience to bear on this production, and I am infinitely grateful to him for this gift. Our new production will be shown in the Felsenreitschule, and thus we return to the magical and traditional venue which was long the work’s home. For this production, I have engaged Jens-Daniel Herzog as director, with his long-time design partner Mathis Neidhardt – and it is not revealing too much to say that they were inspired by the architecture of the space and have incorporated it into their plans and designs. To me, their ever-respectful, precise way of reading a work, with constant reference to the present, promises a fascinating perspective on Mozart’s work. in deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In German with German and English surtitles Felsenreitschule premiere: Fr 27. Juli 2012 weitere vorstellungen: mo 30. Juli, Do 2., sa 4., mo 6., sa 11., mo 13., Fr 17., so 19. august mit großzügiger unterstützung der salzburg Festival society alexander pereira 4 in der Zauberflöte stehen sich zwei Welten gegenüber, die einander zugleich bedingen. Die eine: die welt des lichts und der rationalität – die andere: die der Nacht, die welt der gefühle, der phantasie, des traums. beide verkörpern prinzipien, die in der menschlichen evolutionsgeschichte in stetem Streit liegen, und noch ist nicht ausgemacht, ob es zu einem harmonischen ausgleich kommen wird oder ob das eine prinzip über das andere, selbst zum preis des eigenen untergangs, siegen wird. von diesem Kampf erzählt die Oper und von zwei paaren, die zwischen die fronten dieser zwei prinzipien geraten, sich bewähren müssen und ihren ganz eigenen weg zu finden haben. wird ihnen die versöhnung mit ihrer in todesgefahr gereiften liebe gelingen? zwei Dynastien befinden sich im Streit um das erbe des vor einiger zeit verstorbenen patriarchen. im testament hat dieser seinen berater Sarastro, eine art tartuffe-figur, bedacht. Die witwe geht leer aus (sie bekommt wie Shakespeares frau das ehebett). aus elmire wird die Königin der Nacht, ihre tochter pamina wird unter Sarastros Obhut gestellt. Die Königin der Nacht instrumentalisiert tamino bzw. dessen gefühle, ihr die tochter zurückzubringen. Der Kleinunternehmer papageno, der die Königin der Nacht mit regionalen Delikatessen versorgt, begleitet tamino in Sarastros reich. Sarastro führt das imperium nach neuesten managementmethoden bzw. mit Scientology-praktiken: clean, transparent, vermeintlich flach – im zeichen des Sonnenkreises. Diese moderne religiosität besteht in der vergottung des wissens, ist ein abbild der heutigen wissens- und leis- tungsgesellschaft. eine solche institution stellt mit ihrem aggressiven „bildungsauftrag“ ein ideales modell für die erziehungsgesellschaft Sarastros dar. monostatos, der immigrant, hat hart an seiner Karriere gearbeitet und gilt als streng und unbestechlich. Keiner mag ihn. Nun kommt ihm sein trieb in die Quere, er verzehrt sich nach pamina und kann schlussendlich sein begehren nicht mehr unterdrücken. monostatos wird umso härter bestraft, als Sarastro selber begehrt und jede form von Sexualität (Natur) im System nicht zugelassen ist. papageno und monostatos erschrecken voreinander einerseits wegen des sozialen gefälles (der distinguierte, wohlriechende monostatos als eine art Hofmarschall von Kalb ist angesichts des ungepflegten, mit tieren handelnden, werktätigen papageno angewidert) sowie andererseits aufgrund des ethnischen gefälles (der durchaus politisch unkorrekt empfindende papageno erschaudert vor dem „Neger“). pamina, die wie Käthchen ihrem Herzen folgt, führt mit papageno ein gespräch über die liebe. papageno würde gerne paminas gefühle, die einem anderen gelten, auf sich umlenken. pamina empfindet seinen liebesanspruch zwar als berechtigt, nur sie selber „sei es nicht“. bisher hat sich niemand für papagenos gefühle interessiert, jetzt hört ihm jemand zu. beide sind Stellvertreter für jemand anderen, den sie nicht kennen. tamino lässt sich von dem effizienten wissenschaftsmodell Sarastros blenden und in seinen Kader aufnehmen. Der klassische bildungsgedanke wird ideologisch zuge- spitzt: es gibt keinen gott außer Dir, Du musst Dich selbst vervollkommnen, denn Du trägst gott in Dir. Der geist wird mit „wissenschaftlichen“ methoden vergöttlicht, denn in unserem gehirn gibt es areale, die gott sind. Neuroenhancement, ausschöpfung der geistigen potenziale, komplett leistungskompatible ideologie. gut, dass papageno diese welt permanent subversiv unterläuft. Sarastros reich wird als märchenhaft-grotesker wissenschaftsstaat gezeigt, der das weibliche verdrängt und die natürliche zeugung durch künstliche reproduktion ersetzen will. Skurril-komische gestalten wie altersweise Knaben als ewige Diener (jung, schön und weise), zerstreute professoren oder streberhafte Schuljungs bevölkern diesen Staat. Die Königin der Nacht dagegen herrscht über ein reich der Sinnlichkeit, des vergnügens ohne reue. Sie klagt das begehren ein, das die welt Sarastros verloren, vergessen und vernichtet hat: den eros, die lust. Diese welt der Nacht gehört ganz dem Jetzt, so als ob es nie ein morgen gäbe. Sarastros welt gehört die zukunft, der Königin der Nacht und ihrem gefolge die gegenwart als ewige feier. Sarastro aber ist auch nur ein mensch. er hat gefühle für pamina. er ist eine art faust, der sich ins junge gretchen verliebt und den Nebenbuhler tamino zum Kampf herausfordert (prüfung). Den eigenen frevel straft er am Sündenbock monostatos. So sehr sie es wollen, Sarastro kann so wenig wie die Königin der Nacht ohne die mittel und anfechtungen der gegenwelt auskommen: er erliegt seinen trieben und gefühlen; die Königin der Nacht plant eine rational gesteuerte rache … Jens-Daniel Herzog In the magic Flute two worlds are contrasted which at the same time depend on each other. One is the world of light and of rationality, the other is that of the night, the world of feelings, of fantasy and of the dream. Both embody principles which in the history of human evolution are in constant conflict, and it has not yet been decided whether there will be a harmonious settlement or whether one principle will be victorious over the other, even at the price of its own downfall. The opera relates the story of this struggle and about two couples who are ensnared between the fronts of these two principles, have to prove themselves and find their own very individual way. Their love matures in view of the danger of death; will they succeed in being reconciled with it? Two dynasties are engaged in a dispute about the inheritance of the patriarch who died some time ago. In his will he has taken his adviser Sarastro into consideration, a kind of Tartuffe figure. The widow is left empty-handed (like Shakespeare’s wife she gets the wedding bed). Elmire becomes the Queen of the Night, her daughter Pamina is placed under the guardianship of Sarastro. The Queen of the Night manipulates Tamino, or rather his emotions, and instructs him to bring back her daughter. The small-scale entrepreneur Papageno, who provides the Queen of the Night with regional delicacies, accompanies Tamino to Sarastro’s kingdom. Sarastro governs his kingdom according to the latest management methods or rather with practices from scientology: clean, transparent, allegedly even – in the sign of the circle of the sun. This modern religiosity consists in the idolisation of knowledge and is a portrayal of today’s knowledge and achievement society. With its aggressive “educational mission” such an institution is an ideal model for Sarastro’s educational society. Monostatos, the immigrant, has worked hard on his career and is considered to be strict and incorruptible. Nobody likes him. His sexual drive gets in his way and he is consumed with lust for Pamina so that in the end he can no longer suppress his desire. Monostatos is punished all the more harshly because Sarastro himself desires her and no form of sexuality (nature) is permitted in the system. Papageno and Monostatos are frightened of each other on the one hand because of the difference in social class (the distinguished, fragrant Monostatos as a kind of Court Marshal von Kalb is repulsed by the unkempt Papageno who works and deals with animals), and also on the other hand because of the ethnic difference (Papageno has absolutely no sense of political correctness and shudders at the sight of the “negro”). Pamina, who follows her heart, discusses love with Papageno. Papageno would like to direct Pamina’s feelings, which she has for someone else, to himself. Pamina feels that his claim to love is justified but she herself “is not the right one”. So far no one has been interested in Papageno’s feelings, now someone is listening to him. Both are representatives of some other person whom they do not know. Tamino allows himself to be dazzled by Sarastro’s efficient, science model and is accepted into his cadre. The classic educational idea is ideologically intensified: there is no God besides you, you have to perfect yourself because you bear God within you. The intellect is deified with “scientific” methods, because in our brain there are areas which are God. Neuro-enhancement, exploitation of intellectual potential, ideology that is completely compatible with achievement. It is good that Papageno constantly subverts this world. Sarastro’s kingdom is shown as a grotesque fairy-tale scientific state that suppresses the female element and intends to replace natural procreation by artificial reproduction. Eccentric, comic figures such as young boys with the wisdom of old age as eternal servants (young, handsome and wise), absent-minded professors or over-zealous schoolboys populate this state. The Queen of the Night on the other hand rules over a kingdom of sensuality, of pleasure without regret. She claims the desire that Sarastro’s world has lost, forgotten and destroyed: eroticism, lust. This world of the night belongs completely to now as if there were never a tomorrow. Sarastro’s world belongs to the future; the present as an eternal celebration belongs to the Queen of the Night and her entourage. Yet Sarastro is also only a human being. He has feelings for Pamina. He is a kind of Faust who falls in love with the young Gretchen and challenges his rival Tamino to a fight (trial). He punishes his own crime by making Monostatos the scapegoat. However much they want to, Sarastro and the Queen of the Night cannot manage without the means and tribulations of the counter world: he falls victim to his urges and feelings; the Queen of the Night plans a rationally controlled revenge… translated by elizabeth mortimer SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 Foto Oskar anrather 15 5 peter von winter (1754–1825) Das laByrinth oder Der Kampf mit den Elementen Der zweyte theil der Zauberflöte eine große heroisch-komische Oper in zwei aufzügen text von emanuel Schikaneder (1751–1812) ivor Bolton Musikalische Leitung alexanDra lieDtke Regie raimunD orFeo voiGt Bühne susanne Bisovsky, elisaBeth BinDer-neururer Peter BanDl Licht ismael ivo Choreografie alois Glassner Choreinstudierung Das labyrinth Der zweyte theil der Zauberflöte SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 2012 jährt sich der Todestag von Emanuel Schikaneder, gewiss einer der originellsten und einflussreichsten Theatermacher seiner Generation, zum 200. Mal. Ohne ihn wären wir um ein Meisterwerk ärmer, das bekanntlich u. a. Goethe mit einer Fortsetzung versehen wollte. Weniger bekannt ist, dass Schikaneder selbst einen zweiten Teil der Zauberflöte unter dem Titel Das Labyrinth oder Der Kampf mit den Elementen schrieb. Dieses im Unterschied zu Goethe auch vollendete Werk gab Schikaneder dem damals in Wien hoch gefeierten bayerischen Komponisten Peter von Winter zur Komposition. Und wer außer Schikaneder konnte schließlich wissen, wie es weitergeht mit den Protagonisten der Zauberflöte? Ich kann Ihnen versprechen, dass es spannend bleibt, wenn die Königin der Nacht im Verein mit Monostatos weiterhin versucht, ihre Tochter zurückzuholen, Papageno seine Familie wiederfindet und Sarastro schweres Geschütz auffährt, um seinen Willen durchzusetzen. Mit Regisseurin Alexandra Liedtke und Bühnenbildner Raimund Voigt haben wir ein junges, kreatives Team engagiert, das diese seinerzeit ungeheuer erfolgreiche Oper nicht in einem konventionellen Theaterraum, sondern in alexander pereira Anknüpfung an die Tradition als Volkstheater im Residenzhof zeigen wird. 6 „Die Zauberflöte war im alten theatergebäude, im ,freihause‘ auf der wieden, bis zum Jahre 1798 bereits mehr als 200 mal gegeben worden; ein Seitenstück dazu (nicht fortsetzung) Babilons Piramiden, hatte auch bedeutendes glück gemacht; da kam denn Schikaneder auf den gedanken, die zugkraft der Zauberflöte auch in anderer weise auszubeuten, indem er einen zweiten theil dazu schrieb, und die musik von dem kurpfalzbairischen Kapellmeister peter winter komponieren liess. So entstand: Das Labyrinth, oder: Der Kampf mit den Elementen. große heroischkomische Oper in zwei aufzügen. Daß der verfasser sich nicht verrechnet hatte, zeigte der erfolg. Die neue Oper ging zum ersten male am 12. Juni 1798 in die Szene, und wurde in eben diesem Jahre 34 mal und 1799 noch 8 mal gegeben. Sie blieb dann durch einige Jahre liegen, und kam am 18. Juli 1803 in dem neuen Schauspielhause an der wien neu dekoriert wieder zur aufführung. im Jahre 1803 fanden 16, im nächsten Jahre 17, und 1805 noch 2 vorstellungen statt, so daß die Oper im ganzen 77 aufführungen erlebte. Seither ist das werk verschollen; der text wurde nicht gedruckt; der gestochene Klavierauszug findet sich in privathänden nur selten vor, und für die lebende generazion ist die Oper daher so gut wie nicht vorhanden … Schikaneder wollte eine Spektakeloper schreiben, und hat dies redlich gethan. Nachdem er im ersten theile das Heldenpaar durch wasser und feuer geführt hatte, fiel ihm ein, dass ja noch zwei elemente nutzbar zu machen wären, und so müssen denn tamino und pamina noch eine probe in dem ,unterirdischen labyrinthe‘ bestehen, und pamina muß die gefährliche fußreise aus dem luftschlosse ihrer mutter, durch die wolken auf die erde herab, machen, um sich mit ihrem gatten wieder zu vereinigen.“ Soweit leopold von Sonnleithner 1862 über ein werk, das uns dank neuerer forschungen heute wieder zugänglich gemacht wurde. Der große erfolg, den Das Labyrinth bei der uraufführung erntete, verdankte sich nicht zuletzt den spektakulären vorgängen und verwandlungen, die Schikaneder auf die bühne zauberte. Doch zeitgenössischen rezensionen können wir auch lob für den Komponisten peter von winter, in den 1770er Jahren einer der gefeiertsten deutschen Komponisten in wien, entnehmen. in franz eduard Hysels Chronik über Das Theater in Nürnberg lesen wir: „am 16. October 1807 wurde bei übervollem Schauspielhause zum erstenmale die Oper: Das Labyrinth, oder: der Kampf der Elemente, 2ter Theil der Zauberflöte aufgeführt. Die musikstücke des Komponisten winter rissen in einzelnen Stellen den Kenner zur bewunderung hin. Die Decorationen, welche in der that alle erwartungen übertrafen, wurden häufig beklatscht. Das Süjet ist mit der Zauberflöte im gleichen werthe.“ Die fortsetzung eines werkes zu schreiben war im wien um 1790 ein sehr verbreitetes und – sofern man an den erfolg des vorgängerwerkes anknüpfen konnte – auch lukratives verfahren. ein erfolgreicher erster teil war also meistens keine bürde, sondern ein erfolgsversprechen. im falle von Schikaneders fortsetzung der Zauberflöte jedoch scheint der immense erfolg von mozarts Oper zunehmend eine bürde für das von peter von winter vertonte Labyrinth geworden zu sein. Dennoch fordert mich genau dieser punkt in meiner arbeit an dieser heute kaum noch bekannten Oper heraus und ist mein ansatzpunkt. mit der genauen Kenntnis des publikums von der Zauberflöte und den erwartungshaltungen umzugehen, halte ich für unbe- dingt notwendig. mich reizt am Labyrinth die fortführung der geschichte, die ausarbeitung der figuren und die daraus entstehende ambivalenz. während die protagonisten in mozarts Zauberflöte noch einem einfachen, sehr strukturierten wertesystem zugeordnet werden können, beginnt sich diese eindeutigkeit in Schikaneders fortsetzung aufzulösen. Das „gute“, für das Sarastro, tamino und pamina stehen, muss sich nicht nur gegen das „böse“ durchsetzen, sondern es wird an sich infrage gestellt. es wird figurenimmanent von innen heraus geprüft. Die prüfung im „zweyten theil der Zauberflöte“ stellt vor allem tugend, Standhaftigkeit und treue auf die probe. es wird antizipiert, dass der mensch Schwächen hat und dass aufgrund dieser Schwächen gesellschaftliche Strukturen nicht mehr unantastbar sind. Die politische und gesellschaftliche Situation zum zeitpunkt der entstehung der Oper entspricht genau diesem weltbild. europa war vom Krieg erschüttert. Napoleon stand kurz vor dem zweiten Koalitionskrieg, u. a. gegen Österreich. mit dem einzug des Krieges in peter von winters Oper werden die gesellschaftlichen Setzungen der figuren berührt. Sarastro beispielsweise wird zum Kriegsherrn. es reizt mich, die vielschichtigkeit der Charaktere, die dadurch in dieser Oper entsteht, herauszuarbeiten. und den punkt zu finden, an dem Sarastro, die Königin der Nacht, papageno, pamina oder tamino auf uns Heutige etwas übertragen können, ist sehr spannend. Obwohl ich in den figuren viele, auch uns nur allzu bekannte eigenschaften sehe, werde ich Das Labyrinth oder Der Kampf mit den Elementen so wie Schikaneders libretto als ein großes märchen erzählen, in dem das beispielhafte und Spielerische im vordergrund stehen. Alexandra Liedtke 2012 sees the 200 th anniversary of the death of Emanuel Schikaneder – certainly one of the most original and influential theatrical personalities of his generation. Without him, we would be poorer by a masterpiece which none less than Goethe wanted to write a sequel for. It is a lesserknown fact, however, that Schikaneder himself wrote a second part of The Magic Flute under the title Das Labyrinth oder Der Kampf mit den Elementen (The Labyrinth, or The Struggle with the Elements). Unlike Goethe’s, this was actually completed, and Schikaneder gave it to the Bavarian composer Peter von Winter, highly esteemed in Vienna at the time, to set it to music. Who but Schikaneder, after all, might know how it all continued for the The Magic Flute’s protagonists? I promise you an enthralling time as the Queen of the Night continues to conspire with Monostatos to get her daughter back, as Papageno finds his family again and Sarastro brings out the big guns to get his way. Director Alexandra Liedtke and set designer Raimund Voigt form a young, creative team which will present this opera – an audience favourite in its time – not in a conventional theatre space, but in the Residenzhof, thus alexander pereira hearkening back to the Austrian tradition of Volkstheater. “Up until the year 1798 the magic Flute was performed in the old theatre building, in the Freihaus in the Wieden district, over 200 times; a companion piece (not a continuation) babylon’s pyramids also had significant success; then Schikaneder had the idea of exploiting the attractiveness of the magic flute in a different way by writing a second part, and he had the music composed by the Bavarian Electoral Palatinate kapellmeister Peter Winter. Thus the labyrinth, or the Struggle with the elements was created; a grand heroic-comic opera in two acts. “The success showed that the author’s hunch was right. The new opera was first performed on 12 June 1798, and in that very same year it was presented 34 times and in 1799 another 8 times. It was then left aside for some years and was performed again in a new production on 18 July 1803 in the new Theater an der Wien. In 1803, 16 performances took place, the following year 17 and in 1805 another 2 performances, which meant that in total the opera was presented 77 times. The work has been lost since then; the libretto was not printed; the engraved piano score is found only rarely in private hands, and for the current generation the opera more or less does not exist... “Schikaneder wanted to write a spectacular opera which is what he did indeed do. In the first part, having led the heroic couple through water and fire, it occurred to him that two more elements could be made use of, and so Tamino and Pamina have to undergo another trial in the ‘underground labyrinth’. Pamina has to make the dangerous journey on foot from her mother’s castle in the air, through the clouds down to earth in order to be re-united with her husband.” Leopold von Sonnleithner wrote this in 1862 about a work that has again become available to us nowadays thanks to ChristoF FisChesser Sarastro Julia novikova Königin der Nacht malin hartelius Pamina, ihre Tochter miChael sChaDe Tamino thomas tatzl Papageno reGula mühlemann Papagena anton sCharinGer Alter Papageno ute GFrerer Alte Papagena nina Bernsteiner Erste Dame der Königin (Venus) Christina Daletska Zweite Dame der Königin (Amor) moniCa BohineC Dritte Dame der Königin (Page) klaus kuttler Monostatos, ein Mohr Clemens unterreiner Tipheus, König zu Paphos mitglied des ysP Sithos, sein Freund mitglieder des salzburger Festspiele kinderchores Drei Genien mozarteumorchester salzburg salzburger Bachchor in deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In German with German and English surtitles residenzhof premiere: Fr 3. august 2012 weitere vorstellungen: Do 9., Di 14., Do 16., Di 21., Fr 24., so 26. august latest research. The great success that the labyrinth had at its premiere, was due not least to the spectacular procedures and scene changes that Schikaneder conjured up on stage. However, from contemporary reviews we can also read about praise for the composer Peter von Winter, who in the 1770s was one of the most celebrated German composers in Vienna. In Franz Eduard Hysel’s account of the theatre in Nuremberg we can read, “on 16 October 1807, in an extremely full theatre, the opera the labyrinth, or the Struggle with the elements, part two of the magic flute was performed for the first time. Connoisseurs were enthralled by certain passages of the music by the composer Winter. The sets, which indeed surpassed all expectations, were frequently applauded. The subject is of comparable value to the magic flute.” In Vienna around 1790 writing the continuation of a work was a widespread and lucrative process, in so far as writers could follow on from the success of the preceding work. A successful first part was therefore mostly not a burden but a promise of success. However, in the case of Schikaneder’s continuation of the magic flute, the enormous success of Mozart’s opera seems to have become an increasing burden for Peter von Winter who composed the music for the labyrinth. Nevertheless, it is precisely this point in my work on this little known opera which I find challenging and which I take as my starting point. I consider it to be absolutely essential to deal with the precise knowledge of the public about the magic flute and their expectations. What fascinates me about the labyrinth is the continuation of the story, the elaboration of the figures and the resulting ambivalence. Whereas in Mozart’s the magic flute the protagonists can still be allocated to a simple, very structured system of values, this clarity becomes rather blurred in Schikaneder’s continuation. The “goodness” for which Sarastro, Tamino and Pamina stand, not only has to succeed against the “evil” but it is in itself questioned. It is tested from the inside in relation to the figures. Above all the trial in part two of the magic flute puts virtue, steadfastness and fidelity to the test. It is anticipated that human beings have weaknesses and that as a result of these weaknesses social structures are no longer sacrosanct. The political and social situation at the time when the opera was written corresponds exactly to this world view. Europe was devastated by war. Napoleon was on the brink of the second war of coalition, among others against Austria. By introducing war into Peter von Winter’s opera, the social positions of the characters are affected. Sarastro, for instance, becomes a commander. I find it fascinating to work out the complexity of the characters thus created in this opera. It is also very exciting to find the point at which Sarastro, the Queen of the Night, Papageno, Pamina and Tamino can transpose something to us nowadays. Although I see qualities which are very familiar to us in the figures, I will present the labyrinth, or the Struggle with the elements just like Schikaneder’s libretto as a great fairy-tale, in which exemplary and playful aspects are predominant. translated by elizabeth mortimer ausschnitt aus dem Stadtplan von wien von maximilian von grimm mit dem theater im freihaus, 1797, © wien museum SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 peter von winter Kostüme 7 richard Strauss richard Strauss (1864–1949) ariaDne auF naxos Oper in einem aufzuge op. 60 text von Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) ariadne auf Naxos zu spielen nach dem Bürger als Edelmann des molière in der bearbeitung von Hugo von Hofmannsthal fassung für die Salzburger festspiele 2012 von Sven-eric bechtolf riCCarDo Chailly Musikalische Leitung sven-eriC BeChtolF Regie rolF unD marianne GlittenBerG heinz sPoerli Choreografie JürGen hoFFmann Licht ronny DietriCh Dramaturgie Ausstattung emily maGee Primadonna /Ariadne elena moŞuC Zerbinetta eva lieBau Najade /Eine Schäferin marie-ClauDe ChaPPuis Dryade /Ein Schäfer eleonora Buratto Echo /Eine Sängerin Jonas kauFmann /roBerto saCCà Tenor /Bacchus GaBriel BermúDez Harlekin miChael laurenz Scaramuccio toBias kehrer Truffaldin martin mitterrutzner Brighella Peter matić Der Haushofmeister Cornelius oBonya M. Jourdain thomas Frank Der Komponist miChael rotsChoPF Hofmannsthal reGina FritsCh Ottonie /Dorine steFanie Dvorak Nicolina Wiener Philharmoniker in deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In German with German and English surtitles Koproduktion mit der wiener Staatsoper haus für mozart premiere: so 29. Juli 2012 weitere vorstellungen: Di 31. Juli, Fr 3., so 5., mi 8., Fr 10., mi 15. august Bei den Proben zur uraufführung des Rosenkavaliers im Opernhaus Dresden kam Strauss und Hofmannsthal, aus berlin eilend, max reinhardt zu Hilfe. Der Dresdner Hausregisseur erschien beiden, an sich und ihrem werk in dessen bühnenumsetzung verzweifelten, zu schwach. Selbstverständlich provozierte dieser Schritt erbitterten widerstand seitens des regisseurs und der Dresdner intendanz. Nach einiger Debatte wurde es reinhardt immerhin gestattet, den proben im zuschauerraum beizuwohnen, nicht aber die bühne zu betreten. Nun scharten sich also, in den kurzen pausen, die Sänger um reinhardt, der nobel und diskret flüsternd seine vorschläge machte. bei der fortsetzung der probe schien dann jedes mal die Szene wie von zauberhand verwandelt, anmutig und überzeugend. Die premiere am 26. Januar 1911 wurde so zum überwältigenden erfolg – der Rosenkavalier trat seinen bis heute nicht beendeten Siegeszug an. vor allem der dankbare Hofmannsthal wollte sich reinhardt erkenntlich zeigen. Dessen theater ohnehin verbunden, entwickelte er eine idee, die ihm, der reinhardt’schen begabung zur verquickung der theaterkünste folgend, besonders reizvoll erschien. Sein vorhaben, die tänzerin grete wiesenthal, das erlesene ensemble reinhardts, Straussens musik und ein eigenes libretto zusammenzuführen, konkretisierte sich an dem von molière dem Hofkomponisten lully zugearbeiteten werk: Der Bürger als Edelmann, das ebenfalls eine „theater auf dem theater“-Situation aufweist und ballett, gesang und Schauspiel verbindet. Hofmannsthal übersetzte den molière neu ins Deutsche, nahm erhebliche eingriffe vor und fügte dem so veränderten Stück die Oper Ariadne auf Naxos hinzu. Das ganze, zunächst als „Divertissement mit kleinem Kammerorchester“ geplante werk wuchs sich auf diese weise zu einem die finanziellen möglichkeiten des reinhardt’schen theaters bei weitem übersteigenden großvorhaben aus. Der findige Strauss vermittelte nun eine aufführung im Königlichen Hoftheater Stuttgart, durch das er sich vor allem eine mögliche umsetzung seiner musikalischen vorstellungen mit ihm zusagendem „Opernpersonal“ versprach. Hofmannsthal, der sich ausdrücklich die aufführung am Deutschen theater in berlin gewünscht hatte, willigte schließlich – nachdem max reinhardt sich bereit erklärt hatte, mit seinem ensemble kurzfristig nach Stuttgart zu übersiedeln – ebenfalls ein. Die aufführung war ein fiasko. mit drei Stunden Spieldauer an sich schon sehr lang, wurde die premiere am 25. Oktober 1912 noch durch Soupers und gespräche verlängert, die König Karl von württemberg zwischen den akten zu führen beliebte. auf diese niederschmetternde erfahrung folgten bearbeitungen, neue bearbeitungen – und schließlich 1916 der radikale Schnitt, der den molière und das ballett verbannte und sich auf ein komponiertes vorspiel und die Oper beschränkte. Soweit die offizielle bzw. uns bekannte vorgeschichte zur entstehung der Ariadne in der heute vorliegenden form. ganz andere, nicht unwesentlichere motive wirkten aber im Hintergrunde: in die entstehungszeit der Ariadne fällt auch die nähere bekanntschaft Hofmannsthals mit der jungen, untröstlich trauernden witwe Ottonie von Degenfeld-Schonburg. es entspann sich ein bis zum lebensende Hofmannsthals fortgesetzter briefwechsel, der nach der ersten zeit, nach tröstung und ablenkung der offensichtlich zerrütteten jungen frau, eine richtung ins werbende, mindestens platonisch amouröse nahm. Die junge gräfin lebte mit ihrer ebenfalls früh verwitweten Schwägerin auf Schloss Neubeuern. es kommt zu besuchen von H., die aber – auch der tugendstrengen Schwägerin wegen – wenig befriedigend bleiben. einmal besteigt die gräfin einen zug, wissend, dass H. darin reist, und setzt sich, vor den mitreisenden ihre bekanntschaft verheimlichend, in sein Coupé. als scheinbar fremde begegnen sie sich neu und anders … am reiseziel angekommen lässt sich wenigstens eine zarte begegnung auf dem balkon des Hotels aus den andeutungen der briefe rekonstruieren. in folge entwickelt sich die beziehung, wenn auch nur schriftlich, zu einer brillanten inszenierung der empfindsamkeiten. auf einer inneren gefühlsbühne wird entsagt, geworben, verzichtet und beteuert, sich angenähert und wieder eilends zurückgezogen. in verhaltener leidenschaftlichkeit tritt der werbende Hofmannsthal subtil in allerlei maskeraden auf den plan. Das undurchdringliche amalgam seiner motive und absichten, der therapeutische aufruf „ins leben zurück zu kehren“ und die dunkel ahnbare Konsequenz dieser „rückkehr“ verschmelzen zu einer elektrisch aufgeladenen, hocherotisierten Überspanntheit und führen zu einem briefwechsel andeutungsreichster verborgenheiten, der seinesgleichen sucht. „lieben, Hassen, Hoffen, zagen, alle lust und alle Qual, alles kann ein Herz ertragen, einmal um das andere mal. aber weder lust noch Schmerzen, abgestorben auch der pein, das ist tödlich Deinem Herzen, und so darfst Du mir nicht sein! musst Dich aus dem Dunkel heben, wär es auch um neue Qual, leben musst Du, liebes leben, leben noch dies eine mal!“, ruft Hofmannsthal im gewand des Harlekins seiner trauernden Ottonie zu. Ob es zu einer erfüllung seiner wünsche kam, ist ungewiss. Ottonie jedenfalls heiratete nie mehr. Der briefwechsel überdauerte immerhin die leidenschaft, und noch an seinem Sterbetag richtete H. seine letzten worte an sie, auf einer postkarte, die sie nicht mehr erreichte. Natürlich bildet die Ariadne mit dem schwärmerischen Komponisten und der leichtherzigen zerbinetta auch H.s theaterverständnis ab, das von dem reinhardt’schen stark beeinflusst ist: Das Niedrigste und das Höchste gehen Hand in Hand – zu beider vorteil! Oder wie es reinhardts Dramaturg arthur Kahane launig ausdrückte: theater? Das ist, als ob man das allerheiligste einer Hure anvertraute! – Doch auch er spricht überzeugt von den vorzügen dieser mesalliance. Über hundert Jahre sind vergangen, seit Hugo von Hofmannsthal die junge gräfin kennenlernte, hundert Jahre, seit er begann, mit dem rabiat praktischen und dramaturgisch hochbegabten Strauss an dem Stoff zu arbeiten, hundert Jahre seit der desaströsen uraufführung der Ariadne auf Naxos. wir nehmen dieses „Jubiläum“ zum anlass, uns noch einmal mit der urfassung auf unkonventionelle weise zu beschäftigen. vor allem aber wollen wir uns dem immer noch wunderbaren traum ihrer Schöpfer verpflichten: die unterschiedlichsten formen des theaters, ballett, Schauspiel, musik und gesang, zusammenzuführen. wo anders wäre dies sinnvoller als in Salzburg. Sven-Eric Bechtolf mit großzügiger unterstützung der Freunde der salzburger Festspiele e.v. Bad reichenhall Die erste Opernpremiere der Wiener Philharmoniker zeigt ein bekanntes Werk in ungewohntem Gewand: Richard Strauss’ ariadne auf Naxos in der Urfassung. Die Kombination von Oper, Schauspiel und Ballett, wie sie die „Ur-Ariadne“ aufweist, ist sicherlich nur im Rahmen eines Festivals möglich, umgekehrt gibt dies auch Gelegenheit, für einmal alle Kräfte zusammenzuspannen. Sven-Eric Bechtolf führt Regie in der Ausstattung von Rolf und Marianne 8 adaptiert, sondern auch die nachkomponierten Ballettmusiken wieder eingefügt, die Heinz Spoerli choreografieren wird. Am Pult der Wiener Philharmoniker freuen wir uns auf Riccardo Chailly, der nach seinen fulminanten Interpretationen von Strauss’ Tondichtungen endlich auch als Dirigent einer Strauss-Oper zu erleben ist. alexander pereira SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 Glittenberg und hat Molières Schauspiel Der bürger als edelmann, das der Oper damals vorausging, nicht nur 9 The first opera premiere of the Vienna Philharmonic will present a familiar work in an unfamiliar guise: Richard Strauss’ ariadne auf Naxos in its original version. The combination of opera, drama and ballet found in this “ur-ariadne” is only possible in the framework of a large festival; on the other hand, this also offers us the opportunity to join all our forces for once. Sven-Eric Bechtolf directs, with sets and costumes by Rolf and Marianne Glittenberg, and he has not only adapted Molière’s drama le bourgeois gentilhomme which originally preceded the opera, but has also reinstated the ballet music which was composed later, and which Heinz Spoerli will choreograph for this occasion. We look forward to welcoming Riccardo Chailly on the podium of the Vienna Philharmonic, who finally follows his brilliant interpretations of Strauss’ tone poems with a Strauss opera. alexander pereira richard Strauss Ariadne auf Naxos 10 Hofmannsthal in particular wanted to show his gratitude to Reinhardt. He was in any case closely associated with Reinhardt’s theatre, and Hofmannsthal developed an idea which appeared to him to be particularly attractive, following Reinhardt’s talent for combining the theatrical arts. Hofmannsthal’s intention of bringing together the dancer Grete Wiesenthal, Reinhardt’s exquisite ensemble, Strauss’ music and a libretto of its own, took on specific form in the play le bourgeois gentilhomme adapted by Molière for the court composer Lully. The work has a “play within a play” situation and combines ballet, singing and drama. Hofmannsthal made a new German translation of Molière’s text, made considerable changes and added the opera ariadne auf Naxos to the new play. The entire work, planned initially as a “Divertissement with small chamber orchestra” thus grew to become a major project that far exceeded the financial possibilities of Reinhardt’s theatre. The enterprising composer Strauss arranged a performance in the Royal Court Theatre in Stuttgart; he was optimistic that his musical ideas especially would be implemented with “opera personnel” that he approved of. Hofmannsthal, who had expressly wanted to have the work performed at the Deutsches Theater in Berlin, finally gave his consent, after Max Reinhardt had explained his readiness to move at short notice together with his ensemble to Stuttgart. The performance was a fiasco. The work lasted three hours and was in itself already very long, but the premiere on 25 October 1912 was extended by soupers and discussions which King Karl von Württemberg liked to engage in between the acts. Re-workings, new arrangements followed this disastrous experience – and in 1916 finally the radical cut which abolished the play by Molière and the ballet, and concentrated on a composed prologue and the opera. This is what we know officially about the pre-history of the origins of ariadne in its present-day form. However, behind the scenes there were completely different motifs which were of no less importance: when he was working on ariadne, Hofmannsthal became closely acquainted with the young, inconsolably grieving widow Ottonie von Degenfeld-Schonburg. They corresponded with each other until the end of Hofmannsthal’s life. For his part, after the initial period of consoling the young woman, who was obviously shattered, and taking her mind off her loss, his letters assumed a certain courting character and were amorous, at least in the Platonic sense. The young countess lived with her sister-in-law, who had also been widowed at a young age, in Neubeuern Palace. Hofmannsthal paid her visits, but because of the strict and virtuous sister-in-law, these were not very satisfactory. The countess once got on a train, knowing that Hofmannsthal was travelling in it and took a seat, concealing her identity from her fellow travellers, in his carriage. They encountered each other anew and differently… When they arrived at their destination at least a gentle encounter on the balcony of the hotel can be reconstructed from the allusions in the letters. The relationship subsequently developed, albeit only in writing, into a brilliant staging of sensitivities. On an inner emotional stage they renounce, woo, reject and declare their love, come close to each other and hurriedly retreat again. The courting Hofmannsthal appears subtly in all kinds of guises in ardent passion. The inscrutable amalgam of his motifs and intentions, the therapeutic appeal “to return back to life” and the dark consistency of this “return” merge to become an electrically charged, highly eroticised tension and lead to an unequalled exchange of letters rich in hidden allusions. “To love, hate, hope, hesitate, All desire and all torture Everything a heart can bear Once and again. Yet neither desire nor pain, Even anguish has died away, That is deadly for your heart, You should not be like that to me! ariadne-matineen You have to lift yourself from the dark, Even if it were for new tortures, You have to live, dear life, Live again, just this once!” 1 lebeN muSSt Du, liebeS lebeN Hofmannsthal cries this out in the guise of Harlequin to his grieving Ottonie. It is not known whether his wishes were ever fulfilled. Ottonie at any rate never married again. The correspondence at least outlived the passion, and even on the day he died, Hofmannsthal addressed his last words to her, on a postcard which she never received. ariadne with the rapturous composer and the light-hearted Zerbinetta does of course also reflect Hofmannsthal’s understanding of theatre which is strongly influenced by that of Reinhardt: the lowest and the most supreme go hand in hand – to the advantage of both! Or, as Reinhardt’s dramaturge Arthur Kahane expressed it wittily: “Theatre? This is as if the holy of holies were to be entrusted to a whore!” Yet he too is convinced of the advantages of this misalliance. Over a hundred years have passed since Hugo von Hofmannsthal became acquainted with the young countess, a hundred years since he began to work with the extremely practical and dramaturgically highly talented Strauss on the subject, a hundred years since the disastrous world premiere of ariadne auf Naxos. We are taking this “anniversary” as the occasion to preoccupy ourselves once again with the original version in an unconventional manner. Yet above all we intend to do justice to the still wonderful dream of its creator: of bringing together the most different forms of the theatre – ballet, drama, music and singing. Where else does this make more sense than in Salzburg? translated by elizabeth mortimer Di 31. Juli, 11.00 uhr, große universitätsaula lesung aus dem Briefwechsel hugo von hofmannsthal mit ottonie Gräfin Degenfeld-schonburg reGina FritsCh miChael rotsChoPF 2 DiONYSOS, erleuCHte Sie! iCH warte! mi 8. august, 11.00 uhr, Stiftung mozarteum – großer Saal lesung aus dem Briefwechsel hugo von hofmannsthal mit richard strauss miChael rotsChoPF Peter simonisChek 3 Der fliegeNpalaSt sa 18. august, 11.00 uhr, große universitätsaula lesung aus dem roman Der Fliegenpalast von Walter kappacher Peter matić SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 While Strauss and Hofmannsthal were rehearsing for the premiere of Der rosenkavalier in the Dresden Opera House, Max Reinhardt travelled hurriedly from Berlin to come to their assistance. They were both despondent about the resident stage director in Dresden and his stage interpretation of their work, for which he seemed to be too weak. It goes without saying that this step prompted bitter resistance on the part of the stage director and the artistic management of Dresden Opera House. After some debate Reinhardt was at least allowed to be present in the audience at rehearsals but not to go on stage. In the short breaks the singers gathered around Reinhardt, who nobly and discreetly whispered his suggestions to them. When the rehearsal continued, the scene then seemed every time as if it had been magically transformed and was graceful and convincing. The premiere on 26 January 1911 thus became an overwhelming success – Der rosenkavalier has blazed a trail of victory ever since. 11 bernd alois zimmermann als pferdepfleger in Südfrankreich zur zeit des frankreich-feldzuges foto: akademie der Künste, berlin, bernd-alois-zimmermann-archiv 852 bernd alois zimmermann Die Soldaten Eine große Herausforderung für alle Beteiligten bedeutet die Neuproduktion von Bernd Alois Zimmermanns Soldaten, womit ich nicht nur mir, sondern auch dem Dirigenten Ingo Metzmacher einen lange gehegten Wunsch erfülle. Mit großer Intensität hat er sich immer wieder mit diesem zu Recht als „Jahrhundert-Oper“ bezeichneten Werk auseinandergesetzt und brennt darauf, es endlich auch dirigieren zu können. Im ersten Jahr, in dem ich noch keine Oper in Auftrag geben konnte – kein Komponist wäre rechtzeitig fertig geworden –, vertreten Die Soldaten die Uraufführungsposition, was sich auch aus Zimmermanns Zeitbegriff begründet: „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind, wie wir wissen, lediglich in ihrer Erscheinung als kosmische Zeit an den Vorgang der Sukzession gebunden. In unserer geistigen Wirklichkeit existiert diese Sukzession jedoch nicht, was eine realere Wirklichkeit besitzt als die uns wohlvertraute Uhr, die ja im Grunde nichts anderes anzeigt, als dass es keine Gegenwart im strengeren Sinne gibt.“ Inszenieren wird der lettische Regisseur Alvis Hermanis, der zu den wichtigsten internationalen Theaterschaffenden der Gegenwart gehört. Seit ich seine Produktion von the Sound of Silence gesehen habe, die in ihrer Genauigkeit des Erzählens und der poetischen Potenz restlos überzeugte, war es mein Wunsch, ihn für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. alexander pereira Die solDaten Oper in vier akten Nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jakob michael reinhold lenz (1751–1792) inGo metzmaCher Musikalische Leitung alvis hermanis Regie und Bühne eva DesseCker Kostüme GleB Filshtinsky Licht Götz leineWeBer Dramaturgie alFreD muFF Wesener, ein Galanteriehändler in Lille laura aikin Marie, seine Tochter tanJa ariane BaumGartner Charlotte, seine Tochter Cornelia kallisCh Weseners alte Mutter tomasz konieCzny Stolzius, Tuchhändler in Armentières steFania kaluza Stolzius’ Mutter reinharD mayr Obrist, Graf von Spannheim Daniel Brenna Desportes, ein Edelmann aus dem französischen Hennegau WolFGanG aBlinGer-sPerrhaCke Pirzel, ein Hauptmann Boaz Daniel Eisenhardt, ein Feldprediger matJaž roBavs Haudy, Hauptmann morGan mooDy Mary, Hauptmann mitglieder des ysP Drei junge Offiziere GaBriela Beňačková Die Gräfin de la Roche matthias klink Der junge Graf, ihr Sohn Beate vollaCk Andalusierin, Bedienerin Wiener Philharmoniker in deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In German with German and English surtitles Koproduktion mit dem teatro alla Scala, mailand Felsenreitschule premiere: mo 20. august 2012 weitere vorstellungen: mi 22., Fr 24., so 26., Di 28. august SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 Opera today wird ermöglicht durch Jti 12 A great challenge for all involved is the new production of Bernd Alois Zimmermann’s Die Soldaten, which is the fulfilment of a long-held wish not only of mine, but also the conductor’s, Ingo Metzmacher. Time and again, he has devoted intensive study to this work, rightfully labelled one of the “operas of the century”, and he cannot wait to finally conduct it. During the first year, for which I was unable to commission an opera – no composer could have finished such a commission in time – Die Soldaten fills the position to be devoted to a world premiere in the future, which makes sense, given Zimmermann’s concept of time: “As we know, the past, present and future are only tied to the process of succession in their appearance as cosmic time. In our spiritual reality, however, this succession does not exist, a fact which has a more real reality than the watch we are familiar with, which basically shows nothing but the fact that there is no present in the stricter sense.” The Latvian Alvis Hermanis, one of the most important stage directors on the international theatre scene today, will direct the production. Ever since I saw his production The Sound of Silence, which was totally convincing in the accuracy of its narration and in its poetic potency, it was my wish to collaborate with him. alexander pereira im märz 1958 erteilte die Stadt Köln bernd alois zimmermann einen Kompositionsauftrag für die Oper Die Soldaten, die zu einem Schlüsselwerk der modernen musikgeschichte werden sollte. Jakob michael reinhold lenz, den Dichter des Sturm und Drang, hatte zimmermann während einer inszenierung in der aula der universität – eine der Spielstätten der Städtischen bühnen nach der Kriegszerstörung – für sich entdeckt: „es war eine jener findungen, wie sie gelegentlich nach langen Jahren des Suchens zuteil werden. […] ich hatte das Stück des Stürmer und Drängers in sehr jungen Jahren gelesen und stieß nun auf lenzens ,anmerkungen übers theater‘. Die unerhörte Kühnheit dieser theoretischen Schrift […] wies in eine richtung, welche in geradezu frappierender weise mit meinen musikdramaturgischen vorstellungen von einer form […] übereinstimmte“, schrieb zimmermann. und so steht es in der partitur: „zeit: gestern, heute und morgen.“ alles, was geschah, gerade geschieht und noch geschehen wird, steht gleichzeitig nebeneinander. ein riesiges Orchester stürzt sich ins präludium in wechselnden geschwindigkeiten, mehrfachen Überlagerungen und grellen farben. Die uraufführung sollte im Jahre 1960 während des weltmusikfestes stattfinden, doch die anspruchsvolle partitur und wohl auch dispositionelle Schwierigkeiten der Kölner Oper verhinderten den probenbeginn. von nun an kämpfte zimmermann gegen das Stigma der unaufführbarkeit seines musiktheaterwerkes. 1963 wurden schließlich einige Szenen mit Hilfe des westdeutschen rundfunks konzertant aufgeführt, und am 15. februar 1965 gelangten Die Soldaten in Köln unter einem neuen Opernintendanten und mit michael gielen als Dirigenten endlich zur uraufführung. ein großer erfolg. Die zuschauer und die Kritiker erkann- ten das Neue, zukunftsweisende dieser Oper, die die meisten der modernen musiktheatralischen mittel vorwegnimmt – und bis heute bestätigt sich michael gielens damalige einschätzung: „wie bei kaum einer anderen partitur stand fest: diese gehört zu den wenigen Opern, die aus unserem Jahrhundert bleiben werden.“ zwei Kometen wie lenz und zimmermann, ihrer zeit weit voraus, ewig unzufrieden mit sich und der welt, erst nach ihrem ableben anerkannt – zwei helle Kometen, deren werke sich in ihrer Komplexität gleichen: ob in Sprache oder Klangfarbe, ob in Dramaturgie oder Komposition, ob in der erschütterung oder der irritation, die wir erfahren, wenn wir uns ihnen nähern. zimmermann vermeidet lenzens bezeichnung „Komödie“ für seine Komposition und schreibt Die Soldaten in seiner zeit fort; das ist immer ein angestrengter versuch, aber letztlich folgt er damit büchner und brecht, die lenzens text ebenso für sich vereinnahmten und darin eine alternative zur Klassik fanden. Sie erkannten in dem Dichter einen, der sich dem idealismus des weimarer geistes widersetzte und diesem mit einem genau beobachteten realismus konterte. zimmermanns auseinandersetzung gipfelt in berechtigtem, aber aus heutiger Sicht naivem antimilitarismus, in der atombombe als ultimativer bedrohung. Nicht, dass die atomare gefahr gebannt ist, aber es wäre geradezu fahrlässig, den antimilitarismus in den Soldaten als Konsens zwischen Kunst und publikum aufzuführen: auf der bühne sind alle gegen den Krieg, auch im zuschauerraum – und es bleibt alles, wie es ist. 1958 schreibt zimmermann in einem brief an seinen verleger: „Das, was mich an dem Stück begeistert, ist nicht so sehr das Klassendrama, der soziologische aspekt oder die soziale Kritik, […] sondern der umstand, wie hier in einer exemplarischen Situation […] menschen, wie wir sie zu allen zeiten und jeden tag treffen könnten, unschuldig im grunde, vernichtet werden.“ alle rollen in diesem Stück sind mit extremen Schwierigkeiten verbunden. Die menschliche Stimme wird bis zum Äußersten ausgereizt, die gesangslinie steckt voller Sprünge und wechselt nahtlos zwischen Sprech- und Singstimme. in einer exakten interpretation erhält diese exaltiertheit eine ganz eigene Qualität: Das innere kehrt sich ins Äußere, die verlogenheit verrät sich selbst in übertriebenen liebesschwüren, und die Dummheit entlarvt sich in überdrehten gesängen. versteckte aggression zeigt sich ganz unverhohlen, und das leiden der menschen erhält eine neue Dimension: es ist fast körperlich spürbar, wie sich die Stimmen im Schmerz über mehrere Oktaven verzerren. in den Soldaten liegt das menschlich-allzumenschliche verborgen, jener „geheime punckt“, wie goethe über lenz schreibt, „den noch kein philosoph gesehen und bestimmt hat – in dem das eigenthümliche unseres ich’s, die prätendirte freyheit unseres wollens, mit dem nothwendigen gang des ganzen zusammenstößt.“ Den lenz’schen Sexus, die „Konkupiszenz“ wie er sie nannte – wir können auch wollust oder begierde dazu sagen –, jenes verlangen verstand zimmermann, geprägt durch die tabus der Nachkriegsjahre, nur allzu gut. Heute trifft das sexuelle erwachen, die Neugier der protagonistin marie auf eine welt, die schon lange bildgewaltig pornografisiert wurde. es wäre falsch, zimmermann und lenz auf eine lesart zu reduzieren, ihr reichtum geht weit darüber hinaus, ihre werke – einem wort Heiner müllers folgend – sind größer als sie. In March of 1958, the City of Cologne commissioned Bernd Alois Zimmermann to write the opera Die Soldaten, which was to become one of the key works of modern music history. Zimmermann discovered Jakob Michael Reinhold Lenz, the Sturm and Drang poet, for himself during a production put on at the University’s Main Auditorium – where the Municipal Theatre performed, due to World War II destruction: “It was one of the encounters that are sometimes granted to us, after long years of searching. […] I had read the play by the ‘Stürmer und Dränger’ [Lenz] when I was very young, and now encountered Lenz’ anmerkungen übers theater (Remarks on Theatre). The unheard-of daring of this theoretical book […] pointed in a direction which converged uncannily with my own musical and dramaturgical ideas on form,” Zimmermann wrote. And this is what the score says: “Time: Yesterday, today and tomorrow.” Everything that has happened, is happening, or is yet to happen, stands next to each other. A huge orchestra delves into the prelude at various speeds, resulting in several overlays and shrill colours. The world premiere was to take place in 1960 during the World Music Festival, but the demanding score and presumably also organisational difficulties of the Cologne Opera prevented the rehearsals from beginning. From that time on, Zimmermann had to struggle against the stigma of unperformability plaguing his music-theatre work. In 1963, finally, several scenes were given a concert performance with the help of the West German Radio (WDR), and on February 15, 1963, Die Soldaten was finally performed in Cologne, with a new artistic director at the Opera and Michael Gielen conducting. It was a great success. Audience and critics recognised the new and forward-looking aspects of this opera, which anticipated most of the devices of modern music-theatre – and to this day, Michael Gielen’s opinion at the time has proven its validity: “As with few other scores, it was immediately clear: this is one of the few operas of our century that will remain.” Two comets like Lenz and Zimmermann, far ahead of their times, eternally unsatisfied with themselves and the world, only recognised after their deaths – two bright comets whose works are similar in their complexity: whether it is in language or timbre, in dramaturgy or composition, in agitation or the irritation we experience approaching them. Zimmermann avoids using Lenz’ label of “comedy” for his composition, and continues Die Soldaten in his own time; this is a strenuous path, but ultimately, he follows Büchner and Brecht in this approach, both of whom appropriated Lenz’ text, finding therein an alternative to the classics. In the poet, they recognised one who resisted the idealism of the spirit of Weimar, countering it with keenly observed realism. Zimmermann’s examination of the subject culminates in a well-founded anti-militarism which seems naïve from today’s perspective, seeing the atomic bomb as the ultimate threat. Not that atomic danger has been overcome today, but it would be grossly negligent to perform the anti-militarism of Die Soldaten as a consensus between art and audience: everybody on stage is against war, as is everybody in the audience – and everything stays exactly the same. In 1958, Zimmermann wrote in a letter to his publisher: “What makes me so enthusiastic about the play is not so much the class drama, the sociological aspect or its social criticism, […] but the fact that this is an exemplary situation in which […] human beings, such as we might meet in any era and any day, basically innocent, are destroyed.” All the roles in this piece are extremely difficult to perform. The human voice is taken to its extremes, the vocal lines are full of leaps and change between speaking and singing voice seamlessly. In an exact interpretation, this exalted mode attains a quality quite its own: the innermost is brought to light, mendacity reveals itself in exaggerated vows of love, and stupidity is unmasked in exalted chants. Hidden aggression is shown quite openly, and human suffering attains a new dimension: the pain distorting the singers’ voices across several octaves is almost physically palpable. Die Soldaten harbours the human and all-too-human, that “secret point” – as Goethe wrote about Lenz – “which no philosopher has seen or defined – in which the uniqueness of our ego, the pretended freedom of our will, collides with the necessary progression of the whole.” Marked by the taboos of the post-war years, Zimmermann understood Lenz’ sexus, his “concupiscence”, as he called it – we might also label it lust or desire – only all too well. Today, the sexual awakening, the curiosity of the protagonist Marie encounters a world which has been “pornographised” through a flood of images. It would be wrong to reduce Zimmermann and Lenz to one single interpretation – their richness goes far beyond that; their works – to quote Heiner Müller – are greater than they translated by alexa Nieschlag themselves are. Ingo Metzmacher/Götz Leineweber SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 bernd alois zimmermann (1918–1970) 13 giacomo puccini (1858–1924) la Bohème Oper in vier akten giacomo puccini text von giuseppe giacosa und luigi illica nach dem roman Scènes de la vie de bohème von Henri murger (1822–1861) la bohème Daniele Gatti Musikalische Leitung Damiano miChieletto Regie Paolo Fantin Bühne Carla teti Kostüme martin GeBharDt Licht kathrin Brunner Dramaturgie ernst raFFelsBerGer Choreinstudierung Mit der zweiten Opernpremiere der Wiener Philharmoniker möchte ich gewissermaßen einen Bannfluch brechen, der aus mir unverständlichen Gründen von den Salzburger Festspielen seit jeher über Giacomo Puccini verhängt ist. Seit der Gründung dieses Festivals gelangten außer einer Tosca- und einer Turandot-Produktion keines seiner Werke hier auf die Bühne. 2012 wird nun seine Bohème zur Erstaufführung bei den Salzburger Festspielen gelangen, und wir haben alles getan, damit sie ein glanzvolles Debüt erlebt. Das beginnt schon mit dem Engagement von Daniele Gatti als Dirigenten, weiters das Sängerensemble, das angeführt wird von Anna Netrebko und Piotr Beczala, an deren Seite Massimo Cavalletti, Nino Machaidze, Carlo Colombara und Alessio Arduini zu hören sind. Für die szenische Umsetzung zeichnet der junge italienische Regisseur Damiano Michieletto mit seinem Team verantwortlich, dessen exzellente Arbeiten mich schon vielfach begeistert haben. Koproduzieren werden alexander pereira wir La bohème übrigens mit Salzburgs Partnerstadt Shanghai und dessen Grand Theatre. Piotr BeCzala Rodolfo, ein Dichter anna netreBko Mimì massimo Cavalletti Marcello, ein Maler nino maChaiDze Musetta alessio arDuini Schaunard, ein Musiker Carlo ColomBara Colline, ein Philosoph DaviDe Fersini Benoît, Hausherr mitglied des ysP Parpignol Wiener Philharmoniker konzertvereinigung Wiener staatsopernchor salzburger Festspiele kinderchor 14 „Fröhlich und schrecklich“ – so war nach ansicht von Henri murger das leben der pariser Künstler-bohème, der er im fortsetzungsroman Scènes de la vie de bohème in der mitte des 19. Jahrhunderts ein Denkmal gesetzt hatte. und so sah es auch puccini, der „auf einen Schlag gefangen war“ von der durch murger porträtierten Studenten- und Künstlerwelt. es war der Stoff, der puccinis Credo entsprach: „ich bin nicht geschaffen für heroische gesten. ich liebe die Seelen, die wie wir fühlen, aus Hoffnung und illusion bestehen, die blitzende freude und tränende wehmut empfinden.“ puccini und seine librettisten fassten murgers vorlage geschickt zusammen, setzten neue akzente, ergänzten. Dennoch: eine Handlung im strengen Sinne existiert kaum. wie im film huschen Szenen, bilder und impressionen am zuschauer vorbei. Die Kamera fängt die Szene einmal als Close-up, dann wieder als totale ein. Schlaglichtartige momentaufnahmen zeigen den freundschaftsbund von vier jungen individualisten in der großstadt paris: den schreibenden rodolfo, den philosophierenden Colline, den malenden marcello und den der musik zugewandten Schaunard. mehr schlecht als recht schlagen sie sich mit ihren Künsten durchs leben. ihre werke bleiben größtenteils fragment, der große wurf gelingt kaum. aber sie sind Optimisten und haben den mut, für ihre träume einzustehen: „an träumen und an Chimären und an luftschlössern ist meine Seele millionärin“, sagt rodolfo einmal. und an anderer Stelle: „O schönes alter der illusionen und utopien! man glaubt, man hofft, und alles erscheint so schön!“ mangels einkommen ist ständiges improvisieren gefragt, das aber auch ein erhöhtes maß an lebendigkeit gewährleistet. man hat endlos viel zeit und macht sich nichts aus gesell- schaftlichen verpflichtungen. wie unbeschwerte Kinder gehen diese Künstler durchs leben, gemeinsam tanzend, lachend, singend, flirtend, streitend, leidend, trinkend und essend … für die außenseiterin mimì, die in ihrer fragilen verfassung nach anschluss sucht, muss die aufnahme in diese Clique wie ein glücklicher fieberrausch sein. und für rodolfo wiederum ist die schutzbedürftige und feinfühlige mimì – vorübergehend – das perfekte traumbild, das ihn zu poetischen Höhenflügen anregt: „Das ist mimì, ein fröhliches blumenmädchen. ihr Kommen vervollständigt unsere schöne freundschaft, weil ich ein Dichter bin und sie die poesie. aus meinem gehirn sprießen lieder, aus ihren fingern sprießen blumen, aus der jubelnden Seele sprießt die liebe.“ Seine vielen figuren und Situationen zeichnet puccini mit einer bewundernswerten musikalischen Sparsamkeit, vor allem die Szene um mimìs tod: mimì ist kein heroischer moment zugedacht, sie stirbt gleichsam lautlos in der ecke. immer wieder werden kleinste Details wie mit einem vergrößerungsglas musikalisch punktgenau beschrieben, werden leblose Dinge wie ein brennendes papier in Sekundenschnelle hörbar zum leben erweckt – eine technik, auf die der begriff der „szenografischen musik“ zutrifft. rasanter Konversationston und lyrische inseln wechseln einander ab; melodische zellen, die dann und wann aufblitzen, schaffen eine atmosphärisch dichte einheit. ihre Spannung gewinnt die Oper durch die Kontraste. Sie pendelt zwischen wärme und Kälte, zwischen außen und innen, zwischen intimität und masse, zwischen verschwendungssucht und armut, zwischen unbekümmerter lebensfreude und her- ber enttäuschung, zwischen illusion und Desillusion. alles brennt – und verbrennt früher oder später auch wieder: der hochfliegende und rasch verebbende idealismus der bohemiens ebenso wie rodolfos liebe zu mimì, der sie wie glühende Kohlen fallen lässt, als sich ihr Krankheitszustand zusehends verschlimmert. und schließlich mimì selbst, die im gegensatz zur vitalen und pragmatischen musetta nicht für dieses leben gemacht zu sein scheint. Die großen archetypischen themen der menschheit – sie machen die ungebrochene faszination dieser Oper aus: liebe, eifersucht, verrat, treue, tod – themen, die die menschen aller Kulturen und jenseits aller sozialen unterschiede miteinander teilen. für den italienischen regisseur Damiano michieletto geht es in erster linie darum, eine zeitgemäße form für die geschichte zu finden und das lebensgefühl junger menschen von heute einzufangen. als bohemiens schweben ihm „freakige“ traumtänzer vor, die für ihre leidenschaften einstehen, ihren visionen nachgehen und es wagen, nach neuen wegen in der Kunst zu suchen – mögen sie darin auch grandios scheitern. Die ernsthafte und brutale Seite des lebens blenden diese jungen Künstler fürs erste erfolgreich aus. es gilt, die Sentimentalität des Stücks durchaus ernst zu nehmen, aber dennoch im Detail besonders realistisch und präzise zu erzählen. Dass der regisseur dabei kein postkarten-paris im üblichen Sinne auf die bühne bringen wird, versteht sich von selbst. Die pulsierende und faszinierende großstadt mit all ihren licht- und Schattenseiten will michieletto den zuschauern ganz aus der verspielten Optik dieser vier träumer präsentieren. Kathrin Brunner With the second opera premiere of the Vienna Philharmonic, I would like to break a spell which seems to have decreed that Giacomo Puccini is anathema to the Salzburg Festival – a fact I have never understood. Ever since this Festival was founded, there has been only one tosca and one turandot production, and none of his other works were ever put on the programme. In 2012, his bohème will be performed for the first time at the Salzburg Festival, and we have done everything in our power to make this debut a brilliant one: beginning with Daniele Gatti as conductor and continuing with a cast of singers led by Anna Netrebko and Piotr Beczala, with Massimo Cavalletti, Nino Machaidze, Carlo Colombara and Alessio Arduini at their side. The scenic implementation will rest in the hands of the young Italian director Damiano Michieletto and his team, whose outstanding work I have often had cause to admire already. la bohème will be co-produced with Salzburg’s partner city of Shanghai and its Grand Theatre. alexander pereira According to Henri Murger, the life of artistic bohemians living in Paris was “cheerful and dreadful” as described in his serialised novel Scènes de la vie de bohème in the mid19 th century. Puccini saw it this way too and was “immediately captivated” by the world of students and artists as portrayed by Murger. The subject matter corresponded to Puccini’s credo, “I wasn’t created for heroic gestures. I love the souls that feel like we do, that consist of hope and illusion, and experience flashes of joy and tearful melancholy.” Puccini and his librettists deftly condensed Murger’s text, developed new lines and made some additions. Nevertheless, in the strict sense there is hardly a story. Scenes, pictures and impressions rush past the viewer like in a film. Sometimes the camera shows a close-up and then the full scene. Momentary highlights show the four young befriended individualists in the capital city of Paris: Rodolfo the writer, Colline the philosopher, Marcello the painter and Schaunard the musician. They are not very successful with their artistic inclinations. For the most part their works remain fragmentary, there is not much chance of a big break-through. Nevertheless, they are optimists and have the courage to remain committed to their dreams: Rodolfo once says, “When it comes to dreams and visions and castles in the air, I’ve the soul of a millionaire.” And in a different passage, “Oh wonderful age of illusions and Utopias! One believes, one hopes and everything appears to be so wonderful!” Due to a lack of income they constantly have to improvise but this guarantees a high degree of vitality. Koproduktion mit dem Shanghai grand theatre Großes Festspielhaus premiere: mi 1. august 2012 weitere vorstellungen: sa 4., Di 7., Fr 10., mo 13., mi 15., sa 18. august They have endless time and could not care less about social obligations. These artists go through life like happy-go-lucky children, dancing, laughing, singing, flirting, quarrelling, suffering, drinking and eating together… For the outsider Mimì, who with her fragile constitution is trying to find friends, being accepted into this clique must have been like happy delirium. And for Rodolfo the sensitive Mimì needing protection is – temporarily – the perfect dream image that inspires him to great poetic heights. “There is Mimì, a cheerful flower-girl. Her arrival completes our wonderful friendship because I am a poet and she is poetry. Songs flow from my brain, flowers flow from her fingers, love flows from the jubilant soul.” Puccini depicts his many figures and situations with admirable musical economy, especially the scene around Mimì’s death: no heroic moment is intended for Mimì, she dies more or less silently in the corner. The smallest details are described very precisely in the music as if with a magnifying glass; lifeless things such as burning paper are audibly brought to life in a matter of seconds – a technique appropriately described by the concept of “scenographic music”. Rapid conversational tone and lyrical islands alternate with each other; melodic cells flashing up every now and again create a dense atmospheric unity. The opera gains its tension from the contrasts. It swings between warmth and cold, between outdoors and indoors, between intimate and mass scenes, between extravagance and poverty, between carefree joie de vivre and bitter disappointment, between illusion and disillusion. Everything burns – and is burnt up sooner or later: the high flying and rapidly waning idealism of the bohemians as well as Rodolfo’s love for Mimì; he drops her immediately when her illness deteriorates. And finally Mimì herself, who, unlike the vivacious and pragmatic Musetta, does not seem to have been made for this life. The great archetypical themes of humanity – they are what make up the unbroken fascination of this opera: love, jealousy, betrayal, fidelity, death – themes which people of all cultures and despite all social differences share with each other. Italian stage director Damiano Michieletto is primarily concerned with finding a contemporary form for the story and capturing the life feeling of young people of today. He has freaky dream dancers in mind as the bohemians, who are committed to their passions, follow their visions and dare to try to find new ways in art – even if they fail magnificently in so doing. These young artists initially succeed in blotting out the serious and brutal side of life. It is a matter of taking the sentimentality of the piece seriously yet still telling it in detail particularly realistically and precisely. It goes without saying that the stage director will not present a postcard image of Paris in the usual sense on stage. Michieletto aims to present to the audience the pulsating and fascinating capital city with all its positive and negative aspects entirely from the playful view of these four dreamers. translated by elizabeth mortimer SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 in italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In Italian with German and English surtitles 15 georges bizet (1838–1875) Carmen Oper in drei akten und vier bildern text von Henri meilhac (1831–1897) und ludovic Halévy (1834–1908) nach der gleichnamigen Novelle von prosper mérimée (1803–1870) sir simon rattle Musikalische Leitung aletta Collins Regie und Choreografie miriam Buether Bühne GaBrielle Dalton Kostüme anDreas FuChs Licht Peter Blaha Dramaturgie simon halsey Choreinstudierung maGDalena kožená Carmen, Zigeunerin Jonas kauFmann Don José, Brigadier kostas smoriGinas Escamillo, Stierkämpfer Genia kühmeier Micaëla, Bauernmädchen Christian van horn Zuniga, Leutnant anDrè sChuen Moralès, Sergeant Christina lanDshamer Frasquita, Zigeunerin raChel Frenkel Mercédès, Zigeunerin simone Del savio Le Dancaïre, Schmuggler Jean-Paul FouChéCourt Le Remendado, Schmuggler Wiener Philharmoniker konzertvereinigung Wiener staatsopernchor salzburger Festspiele kinderchor georges bizet Carmen in französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In French with German and English surtitles Koproduktion mit den Osterfestspielen Salzburg und dem teatro real, madrid Bei der Neueinstudierung der Carmen von den Osterfestspielen leitet Sir Simon Rattle die Wiener Philharmoniker. Die Inszenierung übernimmt Aletta Collins, die mit ihrer Herkunft aus dem Tanztheater gerade für diese Oper prädestiniert ist. Auch hier werden Sie hervorragende Gesangsstars begeistern. Magdalena Kožená, in Salzburg als Dorabella gefeiert, übernimmt die Titelpartie; Genia Kühmeier, die vergangenen Sommer als Mozarts Figaro-Gräfin tief berührte, gestaltet die Rolle der Micaëla, und mit Jonas Kaufmann wurde der derzeit weltbeste Don José engagiert. alexander pereira For the new production of Carmen (cooperation with the Salzburg Easter Festival) Sir Simon Rattle conducts the Vienna Philharmonic. This work is directed by Aletta Collins, whose experience in dance theatre makes her ideal for this opera. Once again, outstanding singers will captivate audiences: Magdalena Kožená, celebrated in Salzburg as Dorabella, takes on the title role; Genia Kühmeier, who last summer gave intensely moving performances as the Countess in Mozart’s Figaro, sings the role of Micaëla; and Jonas Kaufmann, highly acclaimed worldwide for his interpretations of Don José, sings the role in Salzburg. Großes Festspielhaus premiere: Di 14. august 2012 weitere vorstellungen: Fr 17., so 19., sa 25. august alexander pereira 16 „hat man je schmerzhaftere tragische akzente auf der bühne gehört? und wie werden dieselben erreicht! Ohne grimasse! Ohne falschmünzerei! Ohne die lüge des großen Stils!“ mit Sätzen wie diesen drückte friedrich Nietzsche eine bewunderung für georges bizets Carmen aus, der nicht ganz zu trauen ist. Denn bizets Oper diente dem philosophen in seiner 1888 erschienenen Schrift Der Fall Wagner vor allem dazu, mit dem abgott seiner Jugend abzurechnen. um deutlich zu machen, was an wagners musikdrama ihm den Schweiß auf die Stirn trieb, stellte er diesem bizets Oper als Kontrast gegenüber. Die musik zu Carmen „schwitzt nicht“, lobte Nietzsche. „Sie ist reich. Sie ist präzis. Sie baut, organisiert, wird fertig“ – ganz im gegensatz zum „polypen in der musik“, wagners „unendlicher melodie“. Doch in einem brief bekannte Nietzsche kurz darauf: „Das, was ich über bizet sage, dürfen Sie nicht ernst nehmen; so wie ich bin, kommt bizet tausendmal für mich nicht in betracht. aber als ironische ‚antithese‘ gegen wagner wirkt es sehr stark.“ bizet kam für Nietzsche wohl deshalb nicht in betracht, weil ihn Carmens freiheitsdrang irritierte. Die titelheldin in bizets Oper widersetzt sich nämlich allen männlichen Herrschaftsphantasien, die Nietzsche durchaus teilte. Sie vertritt ein ideal der liebe, das – konträr zu den bürgerlichen wertvorstellungen des 19. Jahrhunderts – keinerlei besitzansprüche erhebt. Darin bestand einst auch das Skandalöse von bizets Oper. Die Sängerin Célestine gallimarié hatte sich bei der uraufführung 1875 so vorbehaltlos auf Carmens Charakter eingelassen, dass ihr das später zum verhängnis wurde. bei der wiederaufnahme 1883 überging man sie – aus moralischen, nicht aus musikalischen gründen. Das konservative pariser publikum hatte ihr nicht verziehen, dass sie in kurzem rock und mit zerrissenen Strümpfen eine frau auf die bühne gebracht hatte, die allein ihrem instinkt folgt und sich dabei auch über gesellschaftliche Schranken hinwegsetzt. Célestine galli-marié hat nicht nur das äußere erscheinungsbild Carmens für lange zeit geprägt, ihr ist auch die endgültige form von Carmens auftritt zu verdanken. Die arie, die bizet ursprünglich komponiert hatte, fand bei ihr keine gnade, daher bat sie den Komponisten um ein neues Stück. Dabei griff bizet auf eine melodie seines spanischen Kollegen Sebastián de Yradier zurück, zu dessen berühmtesten Schlagern La Paloma zählt. Yradier hatte auf einer Karibik-reise die kubanische Habanera kennengelernt und mit einer Sammlung von Habaneras zur verbreitung dieses tanzes in europa beigetragen. bald schon assoziierte man die Habanera aber mit Spanien, und auch bizet dürfte Yradiers El arreglito für eine spanische volksweise gehalten haben, als er diese melodie Carmens auftritt zugrunde legte. allerdings ist seine Habanera kein harmloses tanzlied mehr, sondern ein musikalisches porträt Carmens. Der uraufführung am 3. märz 1875 an der pariser Opéra Comique war bloß ein achtungserfolg beschieden. Drei monate später starb bizet, der den triumphzug seiner Carmen daher nicht mehr miterleben konnte. Denn dieser setzte erst vier monate später mit der wiener erstaufführung vom Oktober 1875 ein. für diese produktion hatte bizets freund ernest guiraud rezitative nachkomponiert, die die gesprochenen Dialoge ersetzen sollten. außerdem wurde ein ballett eingefügt, für das man musik aus bizets L’Arlésienne-Suite verwendete. Damit aber war aus der Opéra comique, der Carmen gattungsgeschichtlich angehört, eine grand opéra geworden, also ein durchkomponiertes Stück mit rezitativen und ballett. und als grand opéra hielt sich Carmen, von wenigen ausnahmen abgesehen, lange zeit auf den internationalen Spielplänen. erst seit den späten 1960er Jahren greift man fast nur noch auf die Dialogfassung zurück, die auch der Salzburger Neuinszenierung zugrunde liegt. für die aus london stammende regisseurin aletta Collins – sie machte sich zunächst als tänzerin und Choreografin einen Namen, bevor sie sich dem musical und der Oper zuwandte – besteht die größte Herausforderung darin, Carmen nicht als aneinanderreihung populärer Nummern auf die bühne zu bringen, sondern die geschichte Carmens und ihrer liebe zu Don José, dessen sie später überdrüssig wird und der sie zuletzt ermordet, weil sie in dem torero escamillo eine neue liebe findet, frisch und schlüssig zu erzählen. Dabei verzichtet sie auf jede vordergründige aktualisierung, verlegt die Handlung allerdings in die zeit des Spanischen bürgerkriegs, weil ihr die gesellschaftliche Dynamik dieser epoche nützlich erscheint, um den Kern des Dramas herauszuarbeiten. für Carmens Selbstverständnis ist es wichtig, „zigeunerin“, also eine außenseiterin, zu sein. Der bürgerkrieg bewirkt, dass alte Ordnungen zerstört werden und neue erst aufgebaut werden müssen, wodurch freiräume entstehen, die von außenseitern wie Carmen für ihre zwecke genützt werden. Dass die erfolgreiche Choreografin der Covent garden Opera auf ballett nicht ganz verzichten wird, liegt auf der Hand. Doch wird dieses nicht ein eingeschobenes Divertissement, sondern neben text und musik eines jener zentralen gestaltungsmittel sein, um die geschichte als solche zu erzählen. was die musik anlangt, so hatte Nietzsche, trotz polemischer absichten, ein gutes gehör. es stimmt: Die musik zu Carmen ist präzise. Die Kunstfertigkeit, die meisterschaft und das raffinement treten kaum jemals offen zutage, sondern wirken mehr im verborgenen. Nach außen gibt sich bizets musik relativ einfach. was sie zu sagen hat, tut sie klar und direkt. Ohne umwege erreicht sie das publikum. Peter Blaha “Have more painful tragic accents ever been heard on the stage? How are they achieved! Without grimaces. Without counterfeit. Without the lie of the great style.” Friedrich Nietzsche expressed an admiration for Georges Bizet’s Carmen in sentences such as these, but his admiration cannot really be believed. Bizet’s opera served the philosopher for his essay written in 1888, Der fall wagner, primarily to settle up with the idol of his youth. In order to show what it was about Wagner’s music drama that made him come out in a sweat, he contrasted it with Bizet’s opera. Nietzsche praised the music for Carmen, for “not sweating”. “It is rich. It is precise. It builds, organizes, finishes” – completely the opposite to the “polyp in music”, Wagner’s “infinite melody”. However, not long afterwards Nietzsche confessed in a letter, “What I say about Bizet, you should not take seriously; the way I am, Bizet does not matter to me at all. But as an ironic antithesis to Wagner, it has a strong effect.” Bizet probably did not come into consideration for Nietzsche because Carmen’s drive for freedom irritated him. The title heroine in Bizet’s opera opposes all male fantasies of domination which Nietzsche certainly shared. She represents an ideal of love, that – contrary to middle-class moral concepts in the 19 th century – makes absolutely no possessive claims. This was what initially made Bizet’s opera scandalous. At the world premiere in 1875 the singer Célestine Galli-Marié had thrown herself into Carmen’s character to such an extent that it later became fateful for her. When the opera was revived in 1883, she was ignored – for moral rather than musical reasons. Conservative audiences in Paris had not forgiven her for portraying a woman on stage wearing a short skirt and torn stockings who only followed her instinct and disregarded all social barriers. For a long time Célestine Galli-Marié made a distinct impact on Carmen’s outer appearance, and the final form of Carmen’s entry was also due to her. She did not approve of the aria that Bizet had originally composed for her and so she asked him to write a new piece. Bizet then referred to a melody by his Spanish colleague Sebastián de Yradier, whose most famous hits include la paloma. While on a trip to the Caribbean Yradier had become acquainted with the Cuban habanera, and he contributed to the spread of this dance in Europe with a collection of habaneras. Soon, however, the habanera was associated with Spain, and even Bizet probably considered Yradier’s el arreglito to be a Spanish folk tune when he based Carmen’s entry on this melody. Nevertheless, his habanera is no longer harmless dance music but a musical portrait of Carmen. The world premiere on 3 March 1875 at the Opéra Comique in Paris was not received with particular enthusiasm. Three months later Bizet died and he was no longer able to experience how his opera Carmen went on to blaze a trail of victory. This began only four months later at the first performance in Vienna in October 1875. Bizet’s friend Ernest Guiraud had subsequently composed recitatives which were to replace the spoken dialogues. Moreover, a ballet was included using music from Bizet’s Suite l’arlésienne. This meant, however, that from initially belonging to the genre of an opéra comique, Carmen had become a grand opéra, in other words a through-composed piece with recitatives and ballet. Apart from a few exceptions Carmen remained as a grand opéra in the repertoire of international opera houses for a long time. Only since the late 1960s has it become customary to stage the dialogue version, which is now also the basis of the new production in Salzburg. Stage director Aletta Collins from London initially made a name for herself as a dancer and choreographer before turning to musicals and opera. She sees the greatest challenge in telling the story freshly and convincingly rather than merely staging a sequence of popular numbers. It is the story about Carmen and her love for Don José, with whom she later becomes bored, and who ultimately murders her because she finds a new love in the torero Escamillo. Aletta Collins refrains from setting the piece superficially in the present, yet she does transpose the story to the time of the Spanish Civil War, because the social dynamism of this period appears to her to be useful for elaborating the core of the drama. For Carmen’s own understanding of herself it is important to be a “gypsy”, in other words an outsider. The effect of the Civil War is that old orders are destroyed and new ones first have to be built up, thus creating free spaces which can be used by outsiders such as Carmen for their own aims. It goes without saying that the successful choreographer from Covent Garden will also include ballet. However, this will not be a separately inserted divertissement, but besides the libretto and the music it will be one of the central means of shaping and telling the story. As regards the music Nietzsche had good ears, despite his polemical views. It is true that the music to Carmen is precise. The skill, the mastery and the sophistication are hardly ever obvious but their impact is rather more concealed. On the surface Bizet’s music appears to be relatively simple. What it has to say, it does so clearly and directly. translated by elizabeth mortimer SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 Foto Karl forster 17 15 georg friedrich Händel giulio Cesare in egitto Giulio Cesare in eGitto Oper in drei akten Hwv 17 text von Nicola francesco Haym (1678–1729) nach dem libretto von giacomo francesco bussani zur Oper Giulio Cesare in Egitto von antonio Sartorio Giovanni antonini Musikalische Leitung moshe leiser / PatriCe Caurier Regie Christian Fenouillat Bühne aGostino CavalCa Kostüme ChristoPhe Forey Licht konraD kuhn Dramaturgie Beate vollaCk Choreografie anDreas sCholl Giulio Cesare, römischer Imperator CeCilia Bartoli Cleopatra, Königin von Ägypten anne soFie von otter Cornelia, Pompeos Witwe PhiliPPe Jaroussky Sesto, Pompeos und Cornelias Sohn ChristoPhe Dumaux Tolomeo, König von Ägypten, Cleopatras Bruder JoChen koWalski Nireno, Kammerdiener ruBen Drole Achilla, General, Tolomeos Berater Peter kálmán Curio, römischer Tribun il Giardino armonico in italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In Italian with German and English surtitles SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 haus für mozart premiere: Do 23. august 2012 weitere vorstellungen: sa 25., mo 27., mi 29., Fr 31. august 18 The last opera this summer is Handel’s Giulio Cesare, a new production by Moshe Leiser and Patrice Caurier for the Whitsun Festival 2012, and we will have the pleasure of hearing Cecilia Bartoli in Salzburg in the summer as well. At her side, Andreas Scholl and Philippe Jaroussky, the best countertenors of our times, will be heard; and the wonderful Anne Sofie von Otter sings the role of Cornelia. Giovanni Antonini conducts his Giardino Armonico. alexander pereira „Wer sich damit begnügt, diese musik zu hören, ohne zu sehen, was sie ausdrückt, wer sie als reine formkunst auffasst, wer nicht die suggestive macht ihres ausdrucks, die bis zur Halluzination führen kann, fühlt, der wird sie nie verstehen.“ romain rolland schrieb diese Sätze 1910, lange bevor die sogenannte „Händel-renaissance“ in die jüngere Operngeschichte eingegangen ist. inzwischen gehören Händels Opern ganz selbstverständlich zum repertoire der großen Opernhäuser und festivals. und sie werden heutzutage zumeist in der Originalfassung gespielt. für Giulio Cesare in Egitto bedeutet das über drei Stunden musik. giovanni antonini wird mit seinem ensemble il giardino armonico die nötige energie dafür entfesseln. Der auf dem gebiet der historisch informierten aufführungspraxis weltweit gefragte Dirigent hat gerade mit Cecilia bartoli schon so manchen gemeinsamen triumph gefeiert. Giulio Cesare in Egitto ist eine farbenreiche partitur. Händels Stern stieg 1724 mit diesem werk erst so richtig am londoner Opernhimmel auf. und funkelt unvermittelt hell: arie für arie erweist sich das Stück als meisterwerk. Der plot der Oper erscheint reichlich verworren. Ständige Szenenwechsel lassen an eine filmdramaturgie denken. Da kann es nicht darum gehen, die Schauplätze – sei es das feldlager Cesares, das Serail des tolomeo, einen lustgarten, das Nil-ufer oder den Hafen von alexandria – realistisch auf die bühne zu bringen. man denkt eher an das elisabethanische theater, an die rohen bretter von Shakespeares globe theatre. für das regie-tandem aus frankreich, moshe leiser und patrice Caurier, bedeutet das: theater total! es soll nicht um psychologisches theater gehen, sondern um eine theatralisierung der emotionen und Situationen. Dabei sind die facetten der Hauptfiguren auf verschiedene arien aufgeteilt. Nicht weniger als acht sind es jeweils für Cesare und Cleopatra (hinzu kommt das ab- schließende Duett), und auch für Cornelia und Sesto hat Händel jeweils sechs arien und ein gemeinsames Duett komponiert. in jeder dieser arien zeigen die protagonisten andere Seiten ihrer persönlichkeit, sodass sich am ende ein kaleidoskopartiges Charakterbild ergibt. für das team der Salzburger Neuinszenierung erscheint ein gewisser abstand und, auf intelligente weise, auch Humor hilfreich, um das Händel’sche welttheater auf die bühne zu bringen. von Krieg ist die rede, von machthunger, verführung und verrat. ein römischer weltherrscher (Cesare) trifft auf eine ägyptische pharaonentochter (Cleopatra), die sich als Dienerin verkleidet – und verliebt sich sofort. um ihn ganz zu erobern, setzt Cleopatra eine richtige kleine theateraufführung in Szene; zugleich streitet sie mit ihrem bruder tolomeo erbittert um den thron. tolomeo wiederum verliebt sich Hals über Kopf in Cornelia, die frau des pompeo, den er gerade erst ermordet hat. Damit wird er zum Nebenbuhler seines generals achilla, der nicht weniger angetan ist von der trauernden witwe. Cornelia wiederum kann von ihrem Sohn Sesto nur mit Hilfe immer wieder erneuerter racheschwüre daran gehindert werden, sich aus verzweiflung selbst zu töten. vergegenwärtigt man sich die aberwitzigen verkettungen, die das libretto vorschreibt, stellt sich wie von selbst eine gewisse Komik ein. es wäre absurd, die zuschauer glauben zu machen, sie hätten hier authentische gestalten der weltgeschichte, nämlich Julius Cäsar und Kleopatra im Jahre 48 v. Chr., vor sich. Die Überdrehtheit und das maßlose der Story machen die geschichte wiederum sehr modern. wir können uns in der Neigung zur Übertreibung, die den figuren eignet, durchaus wiedererkennen: der Hass tolomeos, der rachedurst Sestos, der machthunger Cleopatras, die Naivität Cesares, die noble trauer Cornelias, die unter- würfigkeit achillas – all das wird erst glaubhaft, wenn wir uns jede Sekunde im theater wissen. andererseits malt das Stück ein universum, das von Kriegen gezeichnet ist, auch zwischen Ost und west. aber es ist ein märchen-Orient, dem wir begegnen. wenn es ägyptische anklänge gibt, dann sind es zitate: ein Spiel mit erinnerungen, wie es dem barock entspricht. am wichtigsten ist es moshe leiser und patrice Caurier, dass das theater nie die waffen streckt: „man darf ein solches Stück, das in vielen augenblicken das erhabene streift, gesungen von den besten Sängern der welt, nicht in einer art Schmuckkästchen, sozusagen in ehrfurchtsvoller erstarrung vor der erhabenheit, präsentieren!“ will die aufführung sich dem reichtum des werkes stellen, muss sie vieles zugleich sein: komisch, sinnlich, herzzerreißend, hochdramatisch. vielleicht lässt sich, so die regisseure, nebenbei eine art Standortbestimmung dessen, was Oper heute sein kann, versuchen. Nicht zuletzt gilt es, die politischen Seiten des Stücks zu entdecken: ein politiker, der eine weltmacht anführt, begibt sich in ein fernes land, um dort seinen widersacher zur Strecke zu bringen. Nachdem andere das bereits für ihn erledigt haben, hat er nichts besseres zu tun, als sich in ein zimmermädchen zu verlieben. ein reichlich schwacher Staatsmann! Kommt uns europäern das nicht bekannt vor? wir sind stolz auf unsere Kultur, pflegen die Kunstform Oper wie vor 300 Jahren – aber in der welt hat europa heute nicht mehr viel zu sagen. unsicherheit macht sich breit, ja die angst vor einem Krieg. und diese atmosphäre findet sich wieder in Händels Oper, die reich an kriegerischen anklängen ist, sogar eine Sinfonia bellica enthält. moshe leiser: „Jede Oper vermittelt uns eine Sicht auf die welt. Diese Sicht gilt es, auf der bühne erlebbar zu machen.“ Konrad Kuhn “He who is satisfied with listening to this music without seeing what it expresses – who judges this art as a purely formal art, who does not feel its expressive and suggestive power, occasionally so far as hallucination, will never understand it.” Romain Rolland wrote this in 1910, long before the so-called “Handel Renaissance” began in the more recent history of opera. In the meantime it goes without saying that Handel’s operas belong to the repertoire of major opera houses and festivals and nowadays they are mostly played in the original version. For giulio Cesare in egitto this means over three hours of music. Giovanni Antonini and his ensemble Il Giardino Armonico will unleash the necessary energy. In the field of historically informed performance practice the internationally highly sought-after conductor has celebrated several triumphs in particular together with Cecilia Bartoli. giulio Cesare in egitto is a colourful score. In 1724, with this work Handel firmly established his popularity in London as an opera composer. His star still shines brightly: aria after aria the piece proves itself to be a masterpiece. The plot of the opera appears to be rather confused. Constant scene changes make it seem like a scenario for a film. The locations – Caesar’s encampment, Tolomeo’s seraglio, a pleasure garden, the banks of the Nile, or the port at Alexandria cannot be realistically depicted on stage. It is more appropriate to think of Elizabethan theatre, the rough boards of Shakespeare’s Globe Theatre. For the two stage directors from France, Moshe Leiser and Patrice Caurier, this means total theatre! It is not about psychological theatre but is a matter of portraying emotions and situations in a theatrical way. The facets of the main characters are divided into various arias. Caesar and Cleopatra each have no less than eight (and in addition the final duet) and for Cornelia and Sesto too Handel composed six arias each and a joint duet. In each of these arias the protagonists show different aspects of their personality resulting in the end in a character portrayal resembling a kaleidoscope. The team of the new production in Salzburg consider it to be helpful to take a certain distance, and also the right degree of intelligent humour is necessary in order to stage Handel’s world theatre. There is talk of war, the hunger for power, seduction and betrayal. A Roman ruler of the world (Caesar) encounters Cleopatra, an Egyptian daughter of a Pharaoh, who disguises herself as a servant, and immediately falls in love. In order to conquer him entirely, Cleopatra puts on a veritable stage performance; at the same time she is engaged in a bitter dispute with her brother Tolomeo about the throne. Tolomeo on the other hand falls head over heels in love with Cornelia, the wife of Pompeo, whom he has just murdered. He thus becomes the rival of his general Achilla who is also rather keen on the grieving widow. Cornelia on the other hand, who is in utter despair, can only be prevented from committing suicide by her son Sesto who repeatedly swears to take revenge. If one bears in mind the ludicrous complications as prescribed in the libretto, a certain degree of comedy is introduced of its own accord. It would be absurd to allow the audience to believe they are looking at authentic figures from world history – Julius Caesar and Cleopatra in the year 48 B. C. On the other hand, the highly charged nature and excessiveness of the story make it very modern. In the characters’ inherent tendency to exaggerate we are certainly able to recognise ourselves: Tolomeo’s hatred, Sesto’s thirst for revenge, Cleopatra’s hunger for power, Caesar’s naivety, Cornelia’s noble grief, Achilla’s subservience – this all only becomes credible if we constantly remind ourselves that we are in the theatre. On the other hand the piece portrays a universe characterised by wars, also between East and West. Yet what we encounter is a fairy-tale Orient. If there are Egyptian echoes, they are quotes: playing with reminiscences, typical for the Baroque. For Moshe Leiser and Patrice Caurier what is of greatest importance is that the theatre never lays down arms: “A piece such as this, which in many moments touches on the sublime, sung by the best singers in the world, can never be presented in a kind of jewellery box, as it were in reverent rigidity in view of the sublime!” If the performance intends to do justice to the richness of the piece, it has to be many things at the same time: comic, sensuous, heart-rending, highly dramatic. The directors feel that perhaps this is an attempt to be a kind of taking stock of what opera can be nowadays. It is not least a matter of discovering the political aspects of the piece: a politician who is head of a world power travels to a distant country to do away with his adversary. Since others have already done that for him, he has nothing better to do than to fall in love with a chambermaid. What a weak statesman! Does that not sound familiar to us Europeans? We are proud of our civilisation, foster the art form of opera as 300 years ago – but nowadays Europe no longer has much to say in the world. Uncertainty is spreading, indeed the fear of war. And this is the atmosphere to be found in Handel’s opera which is rich in belligerent sounds, and even contains a Sinfonia bellica. Moshe Leiser: “Each opera conveys to us a view of the world. It is our job to make it possible to experitranslated by elizabeth mortimer ence this view on stage.” SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 Als letzte Oper dieses Sommers gelangt die für die Pfingstfestspiele 2012 von Moshe Leiser und Patrice Caurier neu inszenierte Händel-Oper giulio Cesare auf die Bühne, und wir haben das Vergnügen, Cecilia Bartoli auch im Sommer bei uns in Salzburg zu erleben. An ihrer Seite singen mit Andreas Scholl und Philippe Jaroussky die derzeit besten Countertenöre, und die wunderbare Anne Sofie von Otter ist als Cornelia zu hören. Giovanni alexander pereira Antonini dirigiert seinen Giardino Armonico. georg friedrich Händel (1685–1759) 19 Mit Il re pastore steht eine der weniger bekannten Mozart-Opern auf dem Programm, die aber wie jedes Werk Mozarts unsere Bewunderung verdient. William Christie wird sie mit dem Orchestra La Scintilla der Oper Zürich zur Aufführung bringen, wo sie im Sommer 2011 gezeigt wurde. Nicht zuletzt die herausragende Gestaltung der Partie Alexanders des Großen durch Rolando Villazón hat mich zur Überzeugung gebracht, Ihnen dieses Kleinod nicht vorenthalten zu wollen. Mit Händels Meisterwerk Tamerlano präsentieren wir Ihnen eine zweite Barockoper. Es ist uns gelungen, Plácido Domingo für die Partie des Bajazet zu gewinnen. Erstmals wird er dafür mit einem Originalklangensemble zu hören sein: den Musiciens du Louvre, geleitet von Marc Minkowski. Die Titelpartie übernimmt einer der bedeutendsten alexander pereira Countertenöre der Welt, Bejun Mehta. wolfgang amadeus mozart tamerlano georg friedrich Händel (1685–1759) tamerlano Oper in drei akten Hwv 18 text von Nicola francesco Haym (1678–1729) marC minkoWski Musikalische Leitung BeJun mehta Tamerlano PláCiDo DominGo Bajazet Julia lezhneva Asteria FranCo FaGioli Andronico marianne CreBassa Irene miChael volle Leone SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 les musiciens du louvre · Grenoble 20 in italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In Italian with German and English surtitles Konzertante aufführung Großes Festspielhaus Do 9. und so 12. august 2012 alexander pereira nach dem erfolg von Giulio Cesare lagen die erwartungen des londoner publikums hoch: mit seiner nächsten Oper, Tamerlano, erntete Händel im Oktober 1724 weniger beifall, heute allerdings zählt sie zu seinen bedeutendsten. weit in den Osten führte das Sujet diesmal: zum mongolischen eroberer tamerlano, dessen historisches vorbild timur ein ebenso riesiges wie kurzlebiges reich in zentralasien geschaffen hatte; 1402 bereitete er dem osmanischen Heer unter Sultan bayezid i. bei ankara eine vernichtende Niederlage. Seiner Skrupellosigkeit und brutalität wegen berüchtigt, übte timur im westen schon früh eine schaurige faszination aus, wobei man ihn durchaus unterschiedlich bewertete – und nicht nur, weil er die bedrohlichen türken bezwungen hatte: in london etwa bekam man seit dem tod wilhelms iii. 1702 jährlich Nicholas rowes tragödie Tamerlane zu sehen, in der der titelheld für den englischen monarchen stand, der unterworfene bayezid hingegen für ludwig Xiv. in Händels Oper sind die Sympathien anders verteilt. Der machtkampf zwischen dem „tartaren“ und dem Sultan, seinem gefangenen, geht auf privater ebene weiter. tamerlano begehrt bajazets tochter asteria, in liebesdingen aber scheitert der militärische Held – er mag schmeicheln, toben, drohen und demütigen, so viel er will. Dem unbeherrschten tyrannen wird mit bajazet die interessanteste figur der Oper gegenübergestellt: ein mann, der seine schmachvolle lage mit Haltung, Stolz und verachtung erträgt. Händel schrieb die rolle für francesco borosini und bescherte den londonern damit nicht nur erstmals einen tenor in einer Hauptrolle, sondern auch eine der ungewöhnlichsten und erschütterndsten Szenen seines Opernschaffens: bajazet begeht Selbstmord, erzwingt sich so noch im untergang die autonomie des Handelns und triumphiert über tamerlano, den er mit seinen letzten worten verflucht. Die großangelegte, differenziert ausgestaltete Sterbeszene ist der Höhepunkt der Oper, das tragische ende, auf das von beginn an alles hinauszulaufen scheint. auf die musikalisch-szenische buntheit von Giulio Cesare ließ Händel mit Tamerlano ein werk folgen, das durch seinen einheitlich ernsten grundton beeindruckt. innerhalb dessen weist die musik freilich eine große vielfalt auf: von der brillanz der arien tamerlanos etwa setzt sich die gefasste würde der zweiten, für den berühmten Senesino komponierten Kastratenpartie ab: ein gefolgsmann tamerlanos, zugleich aber geliebter von bajazets tochter asteria, sitzt andronico zwischen allen Stühlen, gerät immer tiefer in verstrickungen. manche seiner arien zählen zum größten, was Händel geschrieben hat. auch die beiden weiblichen partien – irene, derer sich tamerlano entledigen will, indem er sie als gattin an andronico abtritt, und asteria, eine figur von wahrhaft tragischer Dimension – sind musikalisch ganz individuell charakterisiert. eine so starke, von emotional hochgespannten Situationen geprägte tragödie wie Tamerlano konnte nicht mit einem ungebrochenen „lieto fine“ schließen. zwar gelangt tamerlano schließlich unerwartet zur einsicht, deutlicher als sonst aber konterkariert Händel im Schlusschor durch die musik den vom anbruch eines strahlenden tages kündenden text: Die dunkel gefärbte besetzung mit drei alt- und einer bassstimme – bajazet hat sich umgebracht, asteria ist verstummt – unterstreicht den trauercharakter eines finalensembles, auf dem noch die Schatten des todes liegen. After the success of Giulio Cesare, the expectations of London’s audiences ran high: his next opera, tamerlano, may have earned Handel less applause at its premiere in October 1724, but today it is considered among his most important. The subject took him far to the East: to the Mongolian conqueror Tamerlano, whose historic model, Timur, had created an empire in Central Asia that was as huge as it was shortlived; in 1402 he vanquished the Ottoman army under the command of Sultan Bayezid I with a fatal blow. Infamous for his unscrupulousness and brutality, Timur held an eery fascination for the West, although opinions on him were divided – not only because he had defeated the menacing Turks: for example, in London, ever since the death of William III in 1702, Nicholas Rowe’s tragedy tamerlane was performed annually, in which the title role stood for the English monarch, while the defeated Bayezid represented Louis XIV. In Handel’s opera, the sympathies are divided differently. The power struggle between the “Tartar” and the Sultan, his prisoner, continues on a private level. Tamerlano desires Bajazet’s daughter Asteria, but the military hero is unsuccessful in love – much as he may flatter, rage, threaten and intimidate her. In Bajazet, the raging tyrant is given the most interesting counterpart in the opera: a man who bears his ignominious situation with composure, pride and disdain. Handel wrote the role for Francesco Borosini, giving London audiences not only the first-ever tenor in a leading role, but also one of the most unusual and moving scenes in his operatic œuvre: Bajazet commits suicide, thus insisting on autonomy even at the cost of his own destruction, and triumphing over Tamerlano, whom he curses with his dying words. The largescale, highly differentiated death-scene is the high point of the opera, the tragic ending everything leads up to, from the very beginning. Thus, Handel followed the musical and scenic colourfulness of giulio Cesare with a work which impresses through consistant seriousness. Within it, however, the music has great diversity: the brilliance of Tamerlano’s arias, for example, is balanced by the self-contained dignity of the second castrato role, composed for the famous Senesino: Andronico, an ally of Tamerlano who is also the lover of Bajazet’s daughter Asteria, is caught between his divided loyalties and becomes increasingly ensnared by the situation. Some of his arias are among the greatest Handel ever wrote. The two female roles – Irene, whom Tamerlano tries to get rid of by marrying her off to Andronico, and Asteria, a figure of truly tragic dimensions – are also characterised very individually in his musical writing. Such a powerful tragedy as tamerlano, characterised as it is by emotionally tense situations, could not end with a seamless lieto fine. While Tamerlano does achieve insight at the end, unexpectedly, Handel’s final chorus contradicts the text, which speaks of the dawning of a bright day, through his music: the dark-timbred casting with three alto and one bass voice – Bajazet has killed himself, Asteria has turned mute – underlines the mourning character of a final ensemble still translated by alexa Nieschlag overshadowed by death. il re pastore an selbstbewusstsein mangelte es dem 19-jährigen wolfgang amadeus mozart nicht. als er 1775 den auftrag erhielt, für den besuch des erzherzogs maximilian franz in Salzburg eine Oper zu komponieren, vertonte er ein libretto von pietro metastasio, das vor ihm schon die berühmtesten Komponisten der epoche in musik gesetzt hatten. was dann am 23. april 1775 in der fürsterzbischöflichen residenz zu Salzburg erklang, musste jedoch den vergleich mit Christoph willibald gluck, Johann adolf Hasse, baldassare galuppi oder Niccolò Jommelli nicht scheuen. mozart segelte damals auf einer welle des erfolges, und die musikalischen ideen flogen ihm nur so zu. Soeben war er aus münchen, wo seine Oper La finta giardiniera mit begeisterung aufgenommen worden war, in seine Heimatstadt zurückgekehrt. in Salzburg warfen indes große ereignisse ihre Schatten voraus: man erwartete den jüngsten Sohn von Kaiserin maria theresia, der auf der reise von wien nach italien in Salzburg Station machen und dort mit mehrtägigen festlichkeiten gebührend empfangen werden sollte. mozart griff für seine Serenata zu den Salzburger festlichkeiten auf ein libretto von pietro metastasio zurück, das wiederum auf einer historischen begebenheit basiert: auf seinem feldzug gegen den perserkönig Dareios iii. eroberte alexander der große im Jahr 332 v. Chr. auch das Stadtkönigtum Sidon und ernannte den unerkannt lebenden angehörigen eines alten einheimischen fürstengeschlechts zum neuen König. bei metastasio brechen diese überlieferten ereignisse über eine abgeschiedene Hirtenidylle herein, die so plötzlich zum Schauplatz des weltgeschehens wird. Der von seiner Herkunft nichts ahnende Hirte aminta ersehnt gemeinsam mit seiner aus einem edlen geschlecht stammenden geliebten elisa die erfüllung ihres liebesglücks. Durch das eingreifen alexanders gerät die verbindung jedoch in eine bedrohliche Schieflage. metastasio bediente sich bei der ausarbeitung des librettos einer ganzen reihe von Handlungsmotiven, die sich seit dem 16. Jahrhundert großer beliebtheit erfreuten: Da ist zum einen das porträt alexanders des großen, der auf seinen feldzügen allerorten frieden bringt, Herrschaft legitimiert und ehen stiftet; zum anderen die entdeckung eines rechtmäßigen fürsten, der unwissentlich und unerkannt unter dem volk lebt; und schließlich die bereits im titel des werkes beschworene Spannung zwischen Hof und Natur, zwischen pflicht und liebe, zwischen Stand und gefühl. mozart-Spezialistin Silke leopold hat darauf verwiesen, wie viel metastasio daran lag, diese Spannung nicht in einen gegensatz, sondern in eine einheit münden zu lassen: „aminta wandelt sich nicht vom Hirten zum König; er hat vielmehr deshalb das zeug zu einem guten König, weil er ein guter Hirte ist, weil er die Hütten den palästen vorzieht und weil er um seiner liebe willen auf den thron zu verzichten bereit ist.“ mit einem Herrscher, der zwar eine zeit lang das falsche tut, aber immer das richtige will, mit seinen ausnahmslos guten und edlen protagonisten und seinem gleichsam arkadischen Schauplatz eignete sich Il re pastore hervorragend für eine verwendung als festa teatrale, als Herrscherallegorie und damit als Huldigung an einen fürstlichen auftraggeber und seinen prominenten gast. Salzburgs fürsterzbischof dürfte sich mit dem das ideal eines Herrschers verkörpernden Hirten aminta ebenso identifiziert haben, wie sich der erzherzog als vertreter der kaiserlichen familie in der figur des allgewaltigen alessandro spiegeln konnte. in welcher gestalt die uraufführung in der fürsterzbischöflichen residenz in Salzburg über die bühne ging, ist unklar. als wahrscheinlich gilt jedoch, dass die Szene nur angedeutet wurde, was auch der aufführungstradition einer Serenata Michael Küster entsprach. At the age of nineteen Wolfgang Amadé Mozart was not lacking in self-confidence. In 1775, when he received the commission to compose an opera for the visit by Archduke Maximilian Franz to Salzburg, he set a libretto by Pietro Metastasio to music that had previously been given a musical setting by the most famous composers of the epoch. Nevertheless, there was no reason for the music that was heard on 23 April 1775 in the archiepiscopal palace (Residenz) in Salzburg to shy comparison with Christoph Willibald Gluck, Johann Adolf Hasse, Baldassare Galuppi or Niccolò Jommelli. At the time Mozart was floating on a wave of success and he was overflowing with musical ideas. He had recently returned from Munich, where his opera la finta giardiniera had been enthusiastically acclaimed, to his home town. In Salzburg in the meantime grand events were already pending: Empress Maria Theresa’s youngest son was expected, as he was planning to stop off on the journey from Vienna to Italy in Salzburg, where he was to be appropriately received with festivities lasting several days. For his serenata as part of the festivities in Salzburg Mozart referred back to a libretto by Pietro Metastasio which in itself was based on a historical occurrence: in the year 332 B. C., on his campaign against King Darius III of Persia, Alexander the Great conquered the city state of Sidon, and appointed the unrecognised living relative of an old indigenous princely family as the new king. In Metastasio’s text these reported events occur in a secluded pastoral idyll which thus suddenly becomes the scene of world affairs. The shepherd Aminta has no idea about his origins and together with his beloved Elisa, who is of noble birth, he longs for the fulfilment of their happiness in love. Alexander’s intervention, however, endangers their bond. In elaborating the libretto Metastasio used a whole series of motifs in the action which were popular from the time of the 16 th century: on the one hand there is the portrait of Alexander the Great who brings peace everywhere on his campaigns, legitimises rule and brings about marriages; on the other the discovery of a lawful prince who is living oblivious and unrecognised among the people; and finally, as suggested already in the title, the contrast between court and nature, between duty and love, between rank and emotion. Mozart specialist Silke Leopold has pointed out to what extent it was important to Metastasio for this tension not to evolve in a contrast but in unity: “Aminta is not transformed from being a shepherd to a king but rather he has the qualities of a good king because he is a good shepherd, because he prefers cottages to palaces, and because he is prepared to forego the throne for the sake of his love.” il re pastore, with a ruler who for a certain length of time does the wrong thing but always wants to do the right thing, with its protagonists who are without exception good and noble, and with its Arcadian location was excellent for use as a festa teatrale, as an allegory of the ruling class and thus as a tribute to the prince who commissioned the work and his eminent guest. Salzburg’s Archbishop probably identified himself with the idea of a ruler as embodied by the shepherd Aminta, in the same way that the Archduke, as the representative of the imperial family, saw himself reflected in the person of the all-powerful Alessandro. It is not known in what form the first performance in the archiepiscopal Residenz in Salzburg took place. Nevertheless, the scenery was probably very simple, in keeping with the performance tradition of a serenata. translated by elizabeth mortimer wolfgang amadeus mozart (1756–1791) il re Pastore Serenata in zwei akten Kv 208 text von pietro metastasio (1698–1782) William Christie Musikalische Leitung rolanDo villazón Alessandro martina Janková Aminta eva mei Elisa sanDra trattniGG Tamiri BenJamin Bernheim Agenore orchestra la scintilla der oper zürich in italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln In Italian with German and English surtitles Konzertante aufführung haus für mozart mo 30. Juli und mi 1. august 2012 SALZBURGER FESTSPIELE | OPER 2012 georg friedrich Händel With Il re pastore one of the lesser-known Mozart operas has been programmed, which, however, deserves as much admiration as any other work by Mozart. William Christie performs it with the Orchestra La Scintilla of the Zurich Opera, where it was staged in the summer of 2011. It was not least the outstanding performance of Rolando Villazón as Alexander the Great which convinced me that you should not miss this jewel. Handel’s Tamerlano is our second Baroque opera. We have succeeded in engaging Plácido Domingo for the role of Bajazet. This will be his first performance with an originalsound ensemble, the Musiciens du Louvre, conducted by Marc Minkowski. The title role will be sung by one of the world’s leading countertenors, Bejun Mehta. 21 salzBurGer PFinGstFestsPiele 25. –28. mai 2012 CleoPatra im labYriNtH vON erOS uND maCHt Künstlerische leitung: Cecilia bartoli es freut mich sehr, ihnen in meinem ersten Jahr als Künstlerische leiterin der Salzburger pfingstfestspiele eine opulente reise nach Ägypten präsentieren zu können, auf der wir in vier kurzen tagen und ebenso vielen langen Nächten all ihre Sinne verführen möchten. ich bin stolz darauf, dass sich mir einige der bedeutendsten Künstlerinnen unserer zeit angeschlossen haben, um die sagenumwobene ägyptische Königin in verschiedenen erscheinungen darzustellen. eröffnet werden die festspiele von meiner eigenen Kleopatra in einer Neuinszenierung von Händels Giulio Cesare, beendet werden sie von anna Netrebkos Kleopatra in einem auftragswerk von rodion Shchedrin. vesselina Kasarova und Sophie Koch sowie die Schauspielerinnen Sunnyi melles und Chulpan Khamatova werden weitere facetten dieser faszinierenden frau aufzeigen. Keine Kleopatra kann jedoch ohne ihre Cäsaren und antonien, ihre partner und Dirigenten (giovanni antonini, vladimir fedoseyev, Sir John eliot gardiner, valery gergiev) bestehen. Händels Oper wird von moshe leiser und patrice Caurier neu inszeniert. andreas Scholl, philippe Jaroussky, anne Sofie von Otter sowie Sven-eric bechtolf, ludovic tézier und piotr beczala werden als „mein römisches personal“ zu erleben sein. ich hoffe, Sie genießen die entdeckungsreise durch die verschiedenen veranstaltungen unserer festspiele. I am delighted that in my first year as Artistic Director of the Salzburg Whitsun Festival, I can present a luxurious journey to Egypt to you, stimulating all your senses in four short days and long nights. I am extremely proud that I am joined by some of the most prestigious artists of our time, who will perform as the mythical Egyptian queen in different guises: while my Cleopatra will open the Festival in a new stage production of giulio Cesare by Handel, Anna Netrebko will be the one to close it as Cleopatra in a commissioned work by Rodion Shchedrin. Vesselina Kasarova and Sophie Koch as well as actresses Sunnyi Melles and Chulpan Khamatova will show further faces of this fascinating woman. Yet, no Cleopatra can excel without her Caesars or Antonys, nor her partners and conductors (Giovanni Antonini, Vladimir Fedoseyev, Sir John Eliot Gardiner and Valery Gergiev). Handel’s opera will be staged by Moshe Leiser and Patrice Caurier, whereas Andreas Scholl, Philippe Jaroussky, Anne Sofie von Otter, Sven-Eric Bechtolf, Ludovic Tézier and Piotr Beczala will be “my Roman staff ”. I hope you will enjoy discovering the various events of our festival. Cecilia Bartoli Cecilia bartoli CleOpatra raffiNata CleOpatra SeNSuale Fr 25. mai, 19.00 uhr, so 27. mai, 17.00 uhr, Haus für mozart so 27. mai, 11.00 uhr, felsenreitschule Giovanni antonini Dirigent Georg F. händel: Giulio Cesare in egitto moshe leiser, PatriCe Caurier Regie CeCilia Bartoli Cleopatra anDreas sCholl Giulio Cesare anne soFie von otter Cornelia PhiliPPe Jaroussky Sesto ChristoPhe Dumaux Tolomeo JoChen koWalski Nireno il Giardino armonico CleOpatra amOrOSa SALZBURGER FESTSPIELE | PFINGSTEN 2012 sa 26. mai, 11.00 uhr, Salzburger landestheater 22 W. shakespeare: antony and Cleopatra lesung in englischer und deutscher Sprache sunnyi melles sven-eriC BeChtolF BriGitte hoBmeier Jens harzer vlaDimir FeDoseyev Dirigent Jules massenet: Cléopâtre Konzertante aufführung soPhie koCh Cléopâtre luDoviC tézier Marc-Antoine mozarteumorchester salzburg salzburger Bachchor CleOpatra tragiCa mo 28. mai, 11.00 uhr, felsenreitschule sir John eliot GarDiner Werke von schumann, Berlioz und Brahms vesselina kasarova Piotr BeCzala symphonieorchester und Chor des Bayerischen rundfunks Dirigent „Kleopatra – die legendäre Frau mit 1000 Gesichtern – was für ein fesselndes Thema für ein Festival! Ich lade Sie auf eine opulente Reise nach Ägypten ein, auf der wir in vier kurzen Tagen und ebenso vielen langen Nächten all Ihre Sinne verführen möchten.“ Cecilia bartoli CleOpatra OrieNtale mo 28. mai, 18.00 uhr, großes festspielhaus CleOpatra virtuOSa sa 26. mai, 19.30 uhr, Stiftung mozarteum Giovanni antonini Dirigent arien und instrumentalstücke von händel, hasse und Graun CeCilia Bartoli il Giardino armonico valery GerGiev Dirigent Werke von rubinstein, shchedrin, Gounod, massenet und Prokofjew anna netreBko ChulPan khamatova yevGeny mironov orchester des mariinski-theaters st. Petersburg Sowie weitere Veranstaltungen rund um das Thema Cleopatra … tickets & information t +43-662-8045-500 • www.salzburgfestival.at supported by salzBurGer FestsPiele 20.Juli –2.September 2012 g e S a m t p r O g r a m m Grosses FestsPielhaus DomPlatz (D) Ouverture 1 – The Creation Jedermann (D) Jedermann (D) • 20.30 Ouv. 7 – Avodath Hakodesh Ouverture 8 – Te Deum 20.30 20.30 haus Für mozart FelsenreitsChule (F) resiDenzhoF (r) stiFtunG mozarteum – Gr. saal / st. Peter (P) / Dom Ouverture 2 – Messias (MM 1) 11.00 SA 21. Ouverture 3 – Via Francigena Ouverture 2 – Messias (MM 1) 11.00 SO 22. Franui – Mahlerlieder (a) Ouverture 4 – c-Moll-Messe (p)* 20.00 MO 23. DI 24. Franui – Frische Ware (a) 20.30 Ouverture 6 – Dvořák-Messe (G 1) 19.30 MI 25. 20.30 Ouv. 5 – Mechaye (SC 1) (f) Die Zauberflöte (f) LA Garanča Über die Grenze 3 (f) Ouv. 10 – Schubert-Messe 11.00 Über die Grenze 3 (f) 21.00 Ariadne auf Naxos Die Zauberflöte (f) 20.30 Il re pastore (konzertant) Wiener Philharmoniker 1 Jedermann (D) 17.00 SK Schiff 21.00 Ariadne auf Naxos La bohème • 19.30 Il re pastore (konzertant) West-Eastern Divan Orchestra 20.00 Die Zauberflöte (f) Ariadne auf Naxos SK Zukerman 20.00 Das Labyrinth (r) Wiener Philharmoniker 2 11.00 Die Zauberflöte (f) La bohème 20.00 LA Hampson Wiener Philharmoniker 2 11.00 Jedermann (D) 21.00 Ariadne auf Naxos Schleswig-Holstein Orch./Lupu 20.30 Die Zauberflöte (f) La bohème 20.00 Jedermann (D) Tamerlano (konzertant) 20.30 Ariadne auf Naxos 19.30 Das Labyrinth (r) La bohème LA Gerhaher 19.30 Ariadne auf Naxos Jedermann (D) 21.00 Die Zauberflöte (f) Tamerlano (konzertant) La bohème Carmen Wiener Philharmoniker 3 La bohème SK Barenboim 1 Jedermann (D) Wiener Philharmoniker 3 Wiener Philharmoniker 3 Carmen 20.30 20.00 19.00 11.00 17.00 21.00 17.00 21.00 11.00 20.00 • La bohème Carmen SK Pollini Jedermann (D) SK Barenboim 2 • 19.00 Über die Grenze 2 11.00 Ouv. 9 – Schuldigkeit (MM 2) • 16.30 20.30 • • Perner-insel Ariadne auf Naxos Das Labyrinth (r) Die Zauberflöte (f) Die Soldaten (f) Giulio Cesare Die Soldaten (f) Das Labyrinth (r) Giulio Cesare Die Soldaten (f) Das Labyrinth (r) Giulio Cesare LA Flórez Die Soldaten (f) Giulio Cesare LA Carreras (f) Giulio Cesare Festspiel-Ball (f) 19.00 20.00 18.30 19.00 19.00 15.00 20.30 19.30 DO 26. 19.30 FR 27. 11.00 SA 28. 20.30 Prinz von Homburg 11.00 SO 29. 16.00 MO 30. KK Hagen/Meyer/Harding LA Kožená (G 4) Camerata – Végh 1 19.30 19.30 16.00 KK West-Eastern Divan Orch. Mozart-Matinee 3 Über die Grenze 5 Mozart-Matinee 3 19.30 11.00 19.30 11.00 19.30 DI 31. Ariadne-Matinee – Leben … (a) 11.00 YDP 1 – Trapped (r) • 20.00 Salzburg contemporary 3 20.30 MI 1. YDP 1 – Trapped (r) 20.00 DO 2. YDP 1 – Trapped (r) 20.00 FR 3. YDP 1 – Trapped (r) 20.00 SA 4. Meisterkurs 1 (a) 14.00 Meisterkurs 2 (a) 17.00 SO 5. Meisterkurs 3/4 (a) 14.00 /17.00 Salzburg contemporary 4 20.30 MO 6. DI 7. Salzburg contemporary 5 (a) 19.30 MI 8. Ariadne-Matinee – Dionysos 11.00 19.00 Über die Grenze 7 19.30 19.00 Camerata – Végh 2 16.00 DO 9. FR 10. YDP 2 – Lenz (r) 11.30 Salzburg contemporary 6 19.00 KK Hagen Quartett–Beethoven1 19.30 Mozart-Matinee 4 (SC 7) 11.00 SA 11. 18.30 KK Hagen Quartett–Beethoven2 19.30 YDP 2 – Lenz (r) 11.00 Mozart-Matinee 4 (SC 7) 11.00 SO 12. YDP 2 – Lenz (r) 20.00 15.00 Salzburg contemporary 9 19.30 MO 13. YDP 2 – Lenz (r) 19.00 KK Zimmermann-Trio 19.30 DI 14. Franui – Brahms Volkslieder (a) MI 15. Salzburg contemporary 10 familienkonzert (a) 15.00 LA Goerne (G 8) 19.30 DO 16. 20.00 FR 17. 15.00 Über die Grenze 9 19.30 Mozart-Matinee 5 11.00 SA 18. Ariadne-Mat. – Fliegenpalast (a) YDP 3 – Éternelle Idole (e) 20.00 KK Giardino Armonico 1 19.30 YDP 4 – This is how you … (r) Mozart-Matinee 5 11.00 SO 19. YDP 3 – Éternelle Idole (e) 19.30 Abschlusskonzert YSP 18.00 YDP 4 – This is how you … (r) MO 20. 18.00 Wiener Philharm. 4 (SC 11) 18.00 DI 21. YDP 3 – Éternelle Idole (e) 19.00 YDP 4 – This is how you … (r) MI 22. YDP 3 – Éternelle Idole (e) 20.30 KK Kavakos/Pace 1 19.30 YDP 4 – This is how you … (r) 18.30 KK Kavakos/Pace 2 19.30 DO 23. FR 24. Preisträgerkonzert 19.00 20.00 KK Giardino Armonico 2 19.30 Sommerakademie (a)** 15.00 Mozart-Matinee 6 11.00 SA 25. KK Kavakos/Pace 3 19.30 19.00 Mozart-Matinee 6 11.00 SO 26. 20.00 MO 27. YDP 5 – Hamlet Cantabile (r) 18.30 DI 28. 17.00 20.30 YDP 5 – Hamlet Cantabile (r) MI 29. YDP 5 – Hamlet Cantabile (r) 18.30 DO 30. 19.00 YDP 5 – Hamlet Cantabile (r) FR 31. 18.30 Mozart-Matinee 7 11.00 SA 1. 19.00 Mozart-Matinee 7 11.00 SO 2. • 20.00 20.30 Young Conductors Award (f) Salzburg contemporary 8 (f) Die Zauberflöte (f) Das Labyrinth (r) 19.30 LA Quasthoff 15.00 21.00 Die Zauberflöte (f) 17.00 21.00 Die Soldaten (f) 20.00 21.00 17.00 21.00 11.00 19.30 17.00 21.00 20.00 17.00 21.00 20.00 17.00 21.00 20.00 11.00 17.00 lanDestheater sChausPielhaus (s) 20.30 19.30 Salzburg contemporary 2 15.00 Ouv. 9 – Schuldigkeit (MM 2) 19.30 Ouv. 11 – Litaniae (Dom) 15.00 20.00 19.00 19.00 Über die Grenze 6 • • • Gustav Mahler Jugendorchester 20.00 Das Labyrinth (r) SK Zimerman London Symphony Orchestra Jedermann (D) SK Barenboim 3 Wiener Philharmoniker 5 Carmen Jedermann (D) Berliner Philharmoniker Wiener Philharmoniker 5 Jedermann (D) Cleveland Orchestra 1 Cleveland Orchestra 2 Jedermann (D) Gewandhausorchester Leipzig Concertgebouworkest Amsterdam Orchestra Teatro alla Scala SK Perahia kolleGienkirChe aula (a) / rePuBliC (r) eisarena (e) FR 20. 20.30 Wiener Philharmoniker 1 Jedermann (D) tag Date • • 19.00 Kleist-Lesung – U. Matthes 19.30 Prinz von Homburg 19.00 Peer Gynt Prinz von Homburg Prinz von Homburg 19.00 19.00 Peer Gynt • 19.30 Peer Gynt 19.30 19.30 Prinz von Homburg 19.00 Peer Gynt 19.30 Prinz von Homburg 19.00 Peer Gynt 19.30 Prinz von Homburg 19.00 Peer Gynt Kleist-Lesung – H.-M. Rehberg 19.30 Prinz von Homburg 19.00 Der Bauer als Millionär (S) • 19.30 Prinz von Homburg 19.00 Der Bauer als Millionär (S) 19.30 Prinz von Homburg 19.00 Mojo 19.30 Der Bauer als Millionär (S) • 18.00 19.30 Mojo 20.00 Prinz von Homburg 19.00 Mojo 20.00 Prinz von Homburg 20.00 Der Bauer als Millionär (S) 19.30 Der Bauer als Millionär (S) 19.00 Mojo 19.30 19.30 Peer Gynt Mojo 14.00 18.00 11.00 15.00 19.30 15.00 Der Bauer als Millionär (S) 19.30 Peer Gynt Der Bauer als Millionär (S) 19.30 Der Bauer als Millionär (S) 19.30 Peer Gynt 19.30 Peer Gynt 19.30 11.00 18.00 20.30 18.00 20.30 Kafkas Schloss (S) Kafkas Schloss (S) 18.00 20.30 Kafkas Schloss (S) 18.00 20.30 Meine Bienen. Eine Schneise 19.30 • 19.30 19.30 19.30 • 19.30 La Tempête • 19.30 Meine Bienen. Eine Schneise 19.30 La Tempête 19.30 La Tempête 19.30 Meine Bienen. Eine Schneise 19.30 20.00 20.00 Meine Bienen. Eine Schneise La Tempête 19.30 19.30 19.30 • 20.00 20.00 Meine Bienen. Eine Schneise Meine Bienen. Eine Schneise 19.30 19.30 mm: mozart-matineen mit dem mozarteumorchester Salzburg • sC: Salzburg contemporary • G: Über die grenze – Dvořák-Schwerpunkt • la: liederabend • sk: Solistenkonzert • kk: Kammerkonzert • ysP: Young Singers project • yDP: Young Directors project in zusammenarbeit mit der * Stiftung mozarteum Salzburg / ** universität mozarteum Salzburg stand: 27. oktober 2011 kartenBüro • postfach 140 • 5010 Salzburg • austria • t +43-662-8045-500 • [email protected] • www.salzburgfestival.at global sponsors of the 24 SALZBURG FESTIVAL