Borderline – Störung in der Hausarztpraxis M. Nickel :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Die Ideensgeschichte ….. Vermischung psychopathologischer Konzepte mit gesellschaftlichen Bewertungen wissenschaftliche Beschäftigung erschwert Stigmatisierung, die bis heute nicht ganz ausgeräumt ist angelsächsische Tradition – „Psychopathie“ deutsche Tradition – ebenfalls z. T. abwertende Attribute (Clecley, 1941; Hare, 1970) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Psychopathie, Soziopathie, Charakterneurose – ätiologische Hypothese aufgegeben und ersetzt durch Persönlichkeitsstörung – Ätiologiefrei :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Allgemeine Definition (DSM) überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten (Kognition, Affektivität, Beziehungen, Impulskontrolle) deutlich abweichend von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung tiefgreifend und unflexibel Begin in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter im Zeitverlauf stabil führt zu Leid und Beeinträchtigungen :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: die allgemein akzeptierten Typen (antisoziale, histrionische, anankastische PS) verschiedene Bezeichnungen – ähnliche Beschreibung (asthenische/dependente PS) nicht in jedem Klassifikationssystem vorhanden (passivaggressive, masochistische PS) nicht in jedem Klassifikationssystem ist das Gleiche zu finden :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Persönlichkeitsstörungen, die sich aufgrund anderer gesellschaftspolitischer Verhältnisse „normalisiert“ haben und nicht mehr in ICD-10 oder DSM-IV enthalten sind (Bronisch, 1999) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Cluster B (dramatisch-emotional) antisoziale PS – Missachtung und Verletzung der Rechte Anderer Borderline PS – Instabilität in Beziehungen, Selbstbild und Affekten, Impulsivität histrionische PS – übermäßige Emotionalität, Heischen nach Aufmerksamkeit narzisstische PS – Großartigkeitsgefühle, Mangel an Empathie, Bedürfnis nach Bewundertwerden :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: empirisch keine eindeutige Trennung der drei Cluster (Livesley et al., 1989; Bronisch 1992) Forschungsergebnisse favorisieren ein dimensionales Modell (Widiger, 1991) dimensionale Erfassung (Kontinuum zwischen normalen und pathologischen Persönlichkeitszügen besser erfassbar, Persönlichkeitsprofil) bis jetzt mind. 6 unterschiedliche Modelle :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: (Bronisch u. Mombour, 1998) Epidemiologie Allgemeinbevölkerung: 5,9 – 17,9% (Reich et al., 1989; Cohen et al., 1989; Maier et al., 1992; Torgersen et al., 2001) Prävalenz in der stationären Psychiatrie 40-50%, Poliklinik 3040% (Lorangier et al., 1994; Bronisch, 2000) Prävalenz in der stationären Psychosomatik 20-45% (Fydrich et al., 1996; Konermann et al., 2006) Gender: überwiegend Frauen antisoziale PS: Männer (Reich et al., 1989; Cohen et al., 1989; Maier et al., 1992; Torgersen et al., 2001) (Samuels et al., 2002) Männer häufiger schizoid und passiv-aggressiv :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Alter: Diagnosestellung vor Adoleszenz problematisch Feldstudien – 15-20% aller 11-17-Jährigen (Johnson et al., 2000) kritische Lebensphasen: Ringen um Autonomie, Selbstfindung, narzisstische Durchgangsphase (Saß, 2000) Reduktion mit zunehmendem Alter (Cohen et al., 1994) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Diagnose unter 18? Achse II kultureller Hintergrund Differentialdiagose (Störungen der Achse-I / affektive und Angststörungen / extreme Belastungen / psychotrope Substanzen, psychotische Störungen, medizinische Krankheitsfaktoren) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Borderline Persönlichkeitsstörung (BPD) Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, •im Selbstbild und •in den Affekten, sowie von deutlicher Impulsivität Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und manifestiert sich in den verschiedenen Lebensbereichen. Epidemiologie: ca. 2% in der Allgemeinbevölkerung ca. 10% der ambulanten Patienten ca. 20% der stationären Patienten überwiegend bei Frauen diagnostiziert (ca. 75%) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Mindestens 5 der folgenden Kriterien (DSM-IV-TR): •Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. •Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist. •Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung. •Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Subtanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, „Fressanfälle“). •Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder –drohungen, oder Selbstverletzungsverhalten. •Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern). •Chronische Gefühle von Leere. •Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen). •Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome. :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Broderline-spezifische Tests •Selbstbeurteilungs-Fragebögen: •Inventory of Personality Organisation (IPO) •Borderline-Persönlichkeits-Inventar (BPI) (Leichsenring 1997) •Borderline-Syndrom-Index (BSI) (Conte et al., 1980) (Clarkin et al., 1996, 1998) •Semistrukturierte Interviews und Ratings durch Beobachter: •Diagnostik Interview for Borderline Patients (DIB/DIB-R) (Gunderson et al., 1980; Zanarini et al., 1989) •Zanarini Rating Scale for Borderline Personality Disorder Skala) (Zanarini et al., 2003) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: (Zan-BPD, Zan- Biopsychosoziale Faktoren Studien zur affektiven Reagibilität: Affektstimulationstest – 100 Patienten, Kurzgeschichte → impulsive Persönlichkeiten mit selbstverletzendem Verhalten intensivere affektive Antworten, schnelle Wechsel der Affektqualität, herabgesetzte Schwelle auf Reize emotional zu reagieren (Herpertz et al., 1997, 1999) weibliche BPS – häufiger und länger Episoden von aversiver innerer Anspannung (Stiglmayr et al., 2001, 2005) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Biopsychosoziale Faktoren Studien zur Genetik: Prospektive Studien (Baron et al., 1985; Links et al., 1988; Zanarini et al., 1988) – Erkrankungsrisiko 15,3-23,4% bei erstgradigen Angehörigen Zwillingsstudie (Torgersen, 2000) – Heritabilität 69% Persönlichkeitsdimensionen: affektive Instabilität, selbstverletzendes Verhalten, Identitätsprobleme - gesicherter genetischer Einfluss 1996) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: (Livesley et al., 1993; Jang et al., Biopsychosoziale Faktoren Studien zur Morphologie: umschriebene Volumenreduktion der linken Amygdala BPS mit Missbrauch/Gewalterfahrung – Reduktion des Hippokampusvol. (16%), des Amygdalavolumens (8%) (Rutsch et al., 2003) (Driessen et al., 2000; Schmahl et al., 2003) wenn Major Depression – Amygdalavolumen größer Volumenreduktion im Bereich des anterioren Zingulums (Hazlett et al., , des rechten parietalen Kortex und des Hyppokampus (Zetzsche et al., 2006) 2005) (Irle et al., 2005) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Biopsychosoziale Faktoren Studien zur funktionellen Bildgebung: verminderter Ruhemetabolismus im dorsolateralen präfrontalen Kortex (Bronisch et al., 2008) aber auch im orbitofrontalen Kortex (de al Fuente et al., 1997; Goyer et al., 1994; Soloff et al., 2000) orbitofrontale Verminderung der serotonergen Aktivität mit Aktivitätsminderung im Gyrus cinguli, im dorsolateralen präfrontalen Kortex und im Temporallappen (Soloff et al., 2000, 2005) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Biopsychosoziale Faktoren erhöhte Amygdalaaktivität auf aversive Reize/emotional besetzte Gesichtsausdrücke (Herpertz et al., 2001; Donegan et al., 2003) Erinnerung an Missbrauchserlebnisse – keine Blutflusssteigerung im anterioren zingulären Kortex (Schmahl et al., 2004) Erinnerung an das Veralassenwerden - sogar Umkehr der Befunde (Schmahl et al., 2003) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Biopsychosoziale Faktoren Studien zu psychosozialen Risikofaktoren: stat. Bereich – 80% schwere Traumatisierung (Zanarini et al., 1989) frühe Traumatische Erfahrungen → BPS – OR=5,3 (Liotti u. Pasquini, 2000) Probleme im Bindungsverhalten in der Borderline-Familie (Paris et al., 1994) invalidierte Umgebung → adäquate Gefühle werden ignoriert oder bestraft (Linehan, 1993) Familienverhältnisse desorganisiert, feinselig :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: (Links, 1992) Biopsychosoziale Faktoren das meist favorisierte Entstehungsmodell (Bohus u. Schmahl, 2007) genetische Komponenten traumatische Erfahrungen dysfunktionale Lernprozesse und Verhaltensmuster :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: : Komorbidität: Substanzenabhängigkeit Häufigkeiten von Substanzabhängigkeit/schädlicher Gebrauch (ICD:F10 bis F19) bei spezifischen Persönlichkeitsstörungen Schizotype PS (N=78) 9,0% Paranoide PS (N=176) 22,2% Schizoide PS (N=294) 16,3% Dissoziale PS (N=44) 29,5% Emotional instabile PS (N=2810) 24,9% Histrionische PS (N=646) 9,0% Anankastische PS (N=452) 8,2% Ängstl.-vermeidende PS (N=1495) 15,1% Abhängige PS (N=1756) 0,0% 22,5% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: 25,0% 30,0% 35,0% Komorbidität: affektive Störungen Häufigkeiten von affektiven Störungen (ICD:F30 bis F39) bei spezifischen Persönlichkeitsstörungen Schizotype PS (N=78) 47,4% Paranoide PS (N=176) 67,6% Schizoide PS (N=294) 64,3% Dissoziale PS (N=44) 31,8% Emotional instabile PS (N=2810) 56,4% Histrionische PS (N=646) 58,5% Anankastische PS (N=452) 64,4% Ängstl.-vermeidende PS (N=1495) 74,4% Abhängige PS (N=1756) 0,0% 76,8% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% Komorbidität: phobische Störungen Häufigkeiten von phobischen Störungen (ICD:F40) bei spezifischen Persönlichkeitsstörungen Schizotype PS (N=78) 5,1% Paranoide PS (N=176) 8,5% Schizoide PS (N=294) 9,2% Dissoziale PS (N=44) 2,3% Emotional instabile PS (N=2810) 5,3% Histrionische PS (N=646) 7,9% Anankastische PS (N=452) 6,2% Ängstl.-vermeidende PS (N=1495) 14,4% Abhängige PS (N=1756) 0,0% 5,4% 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: 10,0% 12,0% 14,0% 16,0% Komorbidität: PTSD Häufigkeiten von Posttraumatischen Belastungsstörungen (ICD:F43.1) bei spezifischen Persönlichkeitsstörungen Schizotype PS (N=78) 2,6% Paranoide PS (N=176) 3,4% Schizoide PS (N=294) 2,4% Dissoziale PS (N=44) 6,8% Emotional instabile PS (N=2810) 14,3% Histrionische PS (N=646) Anankastische PS (N=452) 3,4% 1,5% Ängstl.-vermeidende PS (N=1495) 5,4% Abhängige PS (N=1756) 0,0% 6,1% 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: 10,0% 12,0% 14,0% 16,0% Komorbidität: somatoforme Störungen Häufigkeiten von Somatoformen Störungen (ICD:F45) bei spezifischen Persönlichkeitsstörungen Schizotype PS (N=78) 11,5% Paranoide PS (N=176) 21,6% Schizoide PS (N=294) 17,7% Dissoziale PS (N=44) 6,8% Emotional instabile PS (N=2810) 11,6% Histrionische PS (N=646) 23,1% Anankastische PS (N=452) 18,1% Ängstl.-vermeidende PS (N=1495) 16,8% Abhängige PS (N=1756) 0,0% 14,6% 5,0% 10,0% 15,0% :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: 20,0% 25,0% Komorbidität: Essstörungen Häufigkeiten von Essstörungen (ICD:F50) bei spezifischen Persönlichkeitsstörungen Schizotype PS (N=78) 12,8% Paranoide PS (N=176) 18,2% Schizoide PS (N=294) Dissoziale PS (N=44) 8,5% 4,5% Emotional instabile PS (N=2810) 29,8% Histrionische PS (N=646) 11,9% Anankastische PS (N=452) 6,2% Ängstl.-vermeidende PS (N=1495) 14,3% Abhängige PS (N=1756) 0,0% 19,6% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: 25,0% 30,0% 35,0% Komorbidität keine Spezifität (Tyrer et al., 1997; Alnaes u. Torgersen, 1998; Konermann et al., 2006) Prognose schlechter (Reich u. Vasile, 1993; Alnaes und Torgersen 1997) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Verlauf relativ stabil, jedoch Ausprägungsgrad von Verhaltensauffälligkeiten verbunden mit situativen Lebensumständen (Bronisch et al., 2008) negative Korrelation zwischen Alter und Häufigkeit von PS – 2Jahres-Stabilität 40-60% (Robins et al., 1991; Links et al., 1993; Johnson et al., 2000; Shea et al., 2004) außer schizoider, schizotypischer und paranoider (Reich et al., 1988) Borderline PS – 1/3 Remission nach 2 Jahren, die Hälfte nach 4 Jahren und 75% nach 6 J. (Zanarini et al., 2004) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Prognose hohe Intelligenz, Attraktivität, künstlerische Talente, anankastische Züge – günstige Outcome-Kriterien (Stone, 1993) Vorgeschichte mit elterlicher Gewalt und Inzest, begleitende schizotypische und antisoziale Züge, ausgeprägte Impulsivität, schlechtes prämorbides Funktionsniveau – ungünstige OutcomeKriterien (Stone, 1993) Suizidrate: BPS – 8-9%, antisoziale PS 5% :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: (Bronisch, 1996) Behandlung Psychotherapie Pharmakotherapie :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Soziotherapie Symptomatik oft als Ich-dyston erlebt – starker Leidensdruck Symptome identifizieren, zusammen mit dem Patienten Therapieziele (Zielhierarchie) ausarbeiten Gefährdungsgrad? / therapieschädigende Verhaltensweisen / wichtige, jedoch emotional gering besetzte Themen Verbesserung der Emotionsregulation / Strategien zur Realitätswahrnehmung in fortgeschrittenen Stadien – traumatisierende Beziehungserfahrungen :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: dialektisch behaviorale Therapie (Linehan, 1991, 1993): bis jetzt 8 kontrollierte Studien zur Wirksamkeit – ↓ Suizidversuchen und Selbstverletzungen, niedrige Abbruchraten, ↓ stationäre Kriseninterventionen, ↓ Angst, Depression, Wut/Ärger – 50% als klinisch gebessert (Bohus et al., 2000, 2004; Lieb et al., 2004; Kroeger et al., 2006) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: schemafokussierte kognitive Therapie (Young u. Swift, 1988): Vergleich mit TFP (3 Jahre ambulant) – nach einem Jahr gleichmäßige Besserung der Borderline-Symptomatik und der LQ abschließend SFT signifikant besser in Reduktion der Verlassenheitsängste, der Identitätsstörung, der Impulsivität, der Dissoziation, des parasuizidalen Verhaltens Verbesserung in der zwischenmenschlichen Beziehungen (Giesen-Bloo, 2006) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Vergleich von DBT/TFP/supportive Therapie (randomisiert, 1 Jahr) (Clarkin et al., 2007): TFP und DBT – ↓ Suizidalität TFP und supportive Therapie – ↓Wut/Ärger nur TFP – ↓ verbale und brachiale Auseinandersetzungen, ↓ Reizbarkeit :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Psychopharmakologische Ansätze Neuere Antidepressiva Fluoxetin (Norden,1989; Cornelius et al.,1990; Markowitz et al.,1991) , Sertalin (Markowitz,1995), Venlafaxin (Markowitz & Wagner,1995), Fluvoxamin (Rinne et al.,2002) Atypische Antipsychotika Clozapin (Benedetti et al.,1998), Olanzapin (Schulz et al.,1999; Zanarini & Frankenburg,2001), Risperidon (Rocca et al.,2002) Mood Stabilizers Divalproex Sodium (Stein et al.,1995; Zanarini & Frankenburg, 2002) Lamotrigin (Pinto & Akiskal,1998; Tritt et al.,2004), Omega-3-Fettsäure (Zanarini & Frankenburg, 2003) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Studiendesign Anz. Patienten Behandlungsdauer Ergebnisse Markowitz, 1995 doppelblind vs. Placebo 17 12 Wochen Ängstlichkeit / Depressivität allgemeine Symptome Salzman et al. , 1995 doppelblind vs. Placebo 27 12 Wochen Aggressivität / Feindseligkeit Depressivität globales Funktionsniveau Coccaro & Kavoussi, 1997 doppelblind vs. Placebo 40 12 Wochen Reizbarkeit Aggressivität Silva et al., 2007 open-label 59 12 Wochen Aggressivität cross-over vs. Placebo 38 12 Wochen affektive Instabilität Aggressivität – kein Unterschied cross-over vs. Lithium vs. Placebo 10 6 Wochen keine signifikanten Unterschiede doppelblind vs. Placebo 16 6 Wochen Aggressivität / Feindseligkeit Depressivität Impulsivität / Suizidalität cross-over vs. Haloperidol vs. Placebo 108 5 Wochen Depressivität / Ängstlichkeit Borderline-Symptome SSRIs: Fluoxetin Fluvoxamin Rinne et al., 2002 TRICYKLIKA: Desipramin Links et al.,, 1990 MAOIs: Tranylcypromin Cowdry & Gardner, 1988 Phenelzin Soloff et al., 1993 :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Studiendesign Anz. Patienten Behandlungsdauer Ergebnisse cross-over vs. Desipramin 10 6 Wochen Reizbarkeit / Aggressivität Selbstverstümmelung Gardner & Cowdry, 1986 cross-over vs. Placebo 14 6 Wochen Störung der Verhaltenskontrolle Hori, 1998 doppelblind vs. Placebo 16 6 Wochen Störung der Verhaltenskontrolle Lithium Links et al., 1990 Carbamazepin Oxcarbazepin Bellino et al., 2005 impulsive Aggressivität Depressivität / Ängstlichkeit open-label 17 12 Wochen Reizbarkeit / Aggressivität Selbstverstümmelung Hollander et al., 2001 doppelblind vs. Placebo 16 10 Wochen globale Symptomatik Reizbarkeit / Aggressivität soziales Funktionsniveau Hollander et al., 2005 doppelblind vs. Placebo 52 12 Wochen impulsive Aggressivität Frankenburg & Zanarini, 2002 doppelblind vs. Placebo 30 6 Monate Unsicherheit im Sozialkontakt Wut / Feindseligkeit Aggressivität doppelblind vs. Placebo 27 8 Wochen Wut Kontrolle über Wut Nickel et al., 2004, 2005 doppelblind vs. Placebo doppelblind vs. Placebo 19 22 8 Wochen 8 Wochen Wut Kontrolle über Wut Loew et al., 2006 doppelblind vs. Placebo 28 10 Wochen Wut Kontrolle über Wut Ängstlichkeit Zwischenmenschliche Probleme Lebensqualität Valproat Lamotrigin Tritt et al., 2005 Topiramat :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Studiendesign Anz. Patienten Behandlungsdauer Ergebnisse Serban & Siegel, 1984 doppelblind vs. Haloperidol 52 3 Monate Thiothixen = Haloperidol: globale Symptomatik Depressivität / Ängstlichkeit paranoides Denken Goldberg et al., 1982 doppelblind vs. Placebo 50 12 Wochen psychotische Symptome Zwanghaftigkeit phobische Angst doppelblind vs. Placebo 16 6 Wochen Depressivität / Ängstlichkeit Furcht vor Zurückweisung Suizidalität Soloff et al., 1989 doppelblind vs. Amitriptylin vs. Placebo 90 5 Wochen Depressivität Feindseligkeit schizotype Symptome Impulsivität globales Funktionsniveau Soloff et al., 1993 doppelblind vs. Phenelzin vs. Placebo 10 8 5 Wochen Phenelzin > Haloperidol: Depressivität / Ängstlichkeit Borderline-Symptome Thiothixen Trifluoperazin Cowdry & Gardner, 1988 Haloperidol :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Studiendesign Anz. Patienten Behandlungsdauer Ergebnisse Szigethy & Schulz, 1997 doppelblind vs. Placebo 27 8 Wochen keine signifikanten Unterschiede Rocca et al., 2002 open-label 15 8 Wochen impulsive Aggressivität Zanarini et al., 2004 doppelblind vs. Fluoxetin vs. O + F 45 8 Wochen impulsive Aggressivität chronische Dysphorie (O=O + F >F) Zanarini & Frankenburg, 2001 doppelblind vs. Placebo 28 6 Monate Ängstlichkeit / paranoides Denken Unsicherheit im Sozialkontakt Bogenschutz & Nurnberg, 2004 doppelblind vs. Placebo 40 12 Wochen globale Symptomatik Wut Soler et al., 2005 doppelblind DBT + O vs. DBT + Placebo 60 12 Wochen impulsive Aggressivität Depressivität / Ängstlichkeit Shoja-Shafti, 2006 open-label 20 6 Wochen impulsive Aggressivität doppelblind vs. Placebo 26 8 Wochen globale Psychopathologie Depressivität / Ängstlichkeit Wut Pascual et al., 2004 open-label 12 2 Wochen impulsive Aggressivität Depressivität / Ängstlichkeit globale Symptomatik Pascual et al., 2006 open-label vs. O 20 6 Stunden Agitation open-label 23 12 Wochen impulsive Aggressivität Depressivität / Ängstlichkeit open-label 14 12 Wochen impulsive Aggressivität Risperidon Olanzapin Aripiprazol Nickel et al., 2006 Ziprasidon Quetiapin Villeneuve & Lemelin, 2005 Bellino et al., 2006 :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Therapieempfehlungen im Vordergrund - Verbesserung der Emotionsregulierung, der Affektdifferenzierung und der Impulssteuerung traumatische Ätiologie/komorbider PTSD - traumaspezifische Stabilisierungstechniken traumaaufdeckende Verfahren - sorgfältige Abwägung, setzt eine hinreichende Stabilität voraus rasch wechselnde aktuelle Befindlichkeiten des Patienten - klare Strukturierung des Settings, gleichzeitige Flexibilität - haltende Funktion Strukturierung - klare Vereinbarungen stationäre Behandlung - grundsätzlich die Gefahr nichttherapeutischer Regression selbst- und fremddestruktive Verhaltensweisen - frühzeitig konfrontieren und begrenzen komorbide depressive Störung bzw. ein Substanzmissbrauch müssen diagnostiziert und behandelt werden :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Frühere Berichte über Topiramat Treter at al., 2000 – zusätzliche Gabe bei affektiven Störungen bewirkt affektive Stabilisierung Janovsky et al., 2003 – bei aggressiven Oligophrenen bewirkt Reduktion des aggressiven Verhaltens Chengappa et al., 1999, Calabrese et al., 2001, Grunze et al., 2001 – Erfolge bei der Behandlung manischer Episoden, besonders bei rapid cycling :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Topiramat Reduziert die Frequenz des Auftretens von Aktionspotentialen nach der Depolarisation von Neuronen. Antagonisiert die exzitatorische Wirkung von Glutamat. Erhöht GABA-Aktivität. Antiepileptikum 25, 50, 100, 200mg Empfohlene Titration: 25-50mg alle 1-2 Wochen Empfohlene Maximaldosis: 500mg/Tag Mittlere Plasmaeliminationshalbwertszeit: 21 Stunden Cave: Kreatinin-Clearane >60ml/min, eingeschränkte Leberfunktion Nebenwirkungen: Schwindel, Ataxie, Sprachstörungen, Parästhesien, Nystagmus, Nervosität, Verlangsamung, Gedächtnisstörungen, Ängstlichkeit, Gewichtsverlust, Kopfschmerzen, Aggressives Verhalten, Erregung :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: METHODIK: Design Randomisierung Topiramat/Plazebo 2:1 oder 1:1 Topiramat: Titration von 50mg bis 250mg Doppelte Verblindung Beobachtungszeit: 8 Wochen Psychologische Testung und Erfassung den Nebenwirkungen: wöchentlich Berechnung nach dem Intend-to-Treat-Prinzip :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: METHODIK: State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar (STAXI) Der STAXI bildet den Ärger und den Ausdruck von Ärger (Cronbach Alpha = 0.76– 0.89; Retest acht Wochen später = 0.55 – 0.75), in 5 Skalen bestehend aus 44 Einheiten ab: State-Anger (S-A) – subjektiver Ärgerzustand zur Zeit der Messung Trait-Anger (T-A) – Bereitschaft mit Ärger zu reagieren (Normwert: 18.1, SD = 5.34) Anger-In (AI) – Tendenz Ärger nach innen zu richten (Normwert: 16.0, SD = 4.04) Anger-Out (AO) – Tendenz Ärger nach außen auszudrücken (Normwert: 13.0, SD = 4.02) Anger-Control (AC) – Tendenz Ärger zu beherrschen (Normwert: 22.4, SD = 5.29) Die Werte für S-A und T-A schwanken von 10 bis 40 und die anderen von 8 bis 32. :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: RESULTATE: STAXI - Anger-Out Skala Erste Messung Topiramat-Gruppe 25.5±2.0 Plazebo-Gruppe 25.2±2.8 Letzte Messung Topiramat-Gruppe 19.7±0.9 Plazebo-Gruppe 24.8±1.6 Differenz der Veränderung -5.4 95%-CI -6.6;-4.31 p <0.01 :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: RESULTATE: STAXI – Anger Control :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: RESULTATE: STAXI – State Anger :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: RESULTATE: STAXI – Anger-In :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: RESULTATE: Nebenwirkungen Müdigkeit (Topiramat 4-5%; Plazebo 0-1%) Gewichtverlust (Topiramat 87-92%; Plazebo 5-9%) Sehstörungen (Topiramat 3-5%; Plazebo 1-2%) Psychomotorische Verlangsamung (Topiramat 4-5%; Plazebo 0-2%) Gedächtnisprobleme (Topiramat 3-5%; Plazebo 0-2%) Schwindelanfälle (Topiramat 7-10%; Plazebo 3-6%) Kopfschmerzen (Topiramat 6-9%; Plazebo 4-7%) Parästhesie (Topiramat 5-7%; Plazebo 2-3%) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Methodologische Einschränkungen Kleine Stichproben Mäßige symptomatische Ausprägung Strenge Ausschlusskriterien Kurze Beobachtungsdauer :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Schlussfolgerung Topiramat könnte eine Alternative bei der Behandlung der Aggression bei BPD sein Weitere Studie sind notwendig (schwerere Symptomatik, längere Beobachtungszeit, größere Stichproben) um diese Vermutung zu prüfen :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Nebenwirkungen Müdigkeit Gewichtverlust Sehstörungen Psychomotorische Verlangsamung Gedächtnisprobleme Schwindelanfälle Kopfschmerzen :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Frühere Berichte über Topiramat und Gewichtsabnahme Treter at al., 2000 – zusätzliche Gabe bei affektiven Störungen bewirkt affektive Stabilisierung und Gewichtsabnahme Janovsky et al., 2003 – bei aggressiven Oligophrenen bewirkt Reduktion des aggressiven Verhaltens und des Körpergewichts Chengappa et al., 1999, Calabrese et al., 2001, Grunze et al., 2001 – Erfolge bei der Behandlung manischer Episoden, besonders bei rapid cycling. Zusätzlich Gewichtsreduktion :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Gewichtsverlust (kg) während der Behandlung mit Topiramat 1. TG 1. PG 2. TG 2. PG Erste Messung 71.3 ±11.6 73.4 ±10.5 87.5 ±3.8 86.8 ±5.8 Letzte Messung 68.7 ±9.9 73.1 ±9.7 82.3 ±3.9 86.5 ±6.5 DI -2.3 -5.0 95%-CI -3.9;-1.7 -6.5;-3.4 p <0.01 <0.01 :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Resultate der EIRE Studie (4 Wochen, 636 Patienten) Olanzapin Risperidon Haloperidol 74.5% 53.4% 40.0% Klinisch relevante Gewichtszunahme (≥7% Steigerung versus Initialgewicht) Olanzapin 45.7% Risperidon 30.6% Haloperidol 22.4% (Bobes et al., 2003) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Aripiprazol bei BPD SCL-90-R HDRS HARS STAXI - signifikante Besserung in allen Skalen Körpergewicht - keine signifikante Veränderung (p=0.85) (Nickel M et al. Am J Psychiatry 2006;163:833-838) :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Eigene Studie: Olanzapin + Topiramat Nickel M et al. Influence of topiramate on olanzapine-related adiposity: a random, double-blind, placebocontrolled study. (M. Nickel, J Clin Psychoparmacol 2005;25: 211-217) Gewichtszunahme (kg) Dauer der Behandlung mit Olanzapin (Monate) Aktuelle Olanzapindosis (mg) 9.9±3.0 5.8±2.0 7.8±3.6 8.6±1.9 4.7±1.2 7.2±31.1 10 Wochen lang, 25 Patientinnen, Topiramat von 50mg auf 250mg :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Veränderung im Körpergewicht (kg) TopiramatGruppe PlazeboGruppe Erste Messung 86.6±11.8 85.1±10.7 Letzte Messung 82.21±1.3 86.3±10.2 DI -5.6 95%-CI -8.5;-3.0 p <0.001 :: Leben und Gesundheit in guten Händen :: Zweite Schlussfolgerung und Fragestellung Unsere Erfahrung zeigt, dass Topiramat das Körpergewicht senken kann. Kann jedoch Topiramat in geeigneten Fällen der jatrogenen Gewichtszunahme in der Psychiatrie grundsätzlich suffizient entgegen wirken? Wie definieren wir den „geeigneten Fall“? - nur bei Notwendigkeit der zusätzlichen emotionalen Stabilisierung? - oder nur, weil bessere Compliance erhofft? - rechtfertig das sozialmedizinische Gegengewicht die Kosten? :: Leben und Gesundheit in guten Händen ::