Peter Sowig: Der Rotaugenlaubfrosch – Biologie, Terrarienhaltung

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Die Kopfrumpflänge ausgewachsener Rotaugenlaubfrösche ist
geschlechtsspezifisch und liegt bei 40 bis 50 Millimetern bei den
Männchen und 50 bis maximal 75 Millimetern bei den Weibchen.
Die Oberseite ist einfarbig grün, die Bauchseite weiß bis hell
cremefarben. Die Intensität der Grünfärbung ist im Wesentlichen
von der Tageszeit abhängig. Ruhende Tiere sind tagsüber hellgrün
und verfärben sich dunkler während ihrer nächtlichen Aktivität.
Ursache dafür sind Pigmentzellen, die zwischen den Hautschichten
wandern. Die meisten Fotos von Agalychnis callidryas zeigen
hellgrüne Exemplare, die man für eine „Fotosession“ aufgeweckt
hat. Manche Tiere haben auf dem Rücken weiße, leicht erhobene
unregelmäßig verteilte Sprenkel.
Was diese Art so unheimlich fotogen macht sind die leuchtend
orangeroten Finger und Zehen, die teilweise blauen oder rötlichen
Oberschenkel und Oberarme, der blaue bis violettfarbene
Flankenstreifen, der von drei bis dreizehn hell cremefarbenen
dünnen Querstreifen unterbrochen ist, sowie die leuchtend roten
Augen mit der schwarzen, senkrecht gestellten Pupille. All diese
farbigen Partien des Körpers sind nicht geschlechtsspezifisch und
dienen offensichtlich als Schrecksignale, denn der ruhende Frosch
versucht all diese Bereiche möglichst vollständig zu verbergen.
Darum sind auch die grün gefärbten unteren Hälften der Gliedmaßen
breiter als die blau oder rötlich gefärbten oberen Hälften. Vor allem
die Arme wirken dadurch etwas unförmig. So giftig wie
Pfeilgiftfrösche sind Rotaugenlaubfrösche aber bei weitem nicht,
obwohl mehrere wirksame Proteine in der Haut nachgewiesen
wurden (MIGNOGNA et al. 1997), die die Froschhaut vor Pilzbefall
und bakteriellen Infektionen schützen.
Im direkten Vergleich ist das korpulentere
Weichen (links) leicht vom schlankeren
Männchen zu unterscheiden
Das selbe Männchen wie oben mit
dunkelgrüner Rückenfärbung während
der nächtlichen Aktivitätsphase
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Der Rotaugenlaubfrosch gehört mittlerweile zum regulären
Sortiment eines gut geführten Zoofachgeschäftes. Günstiger erhält
man Tiere von Privatzüchtern, die in diversen InternetKleinanzeigern inserieren. Hier sollte man allerdings die
Selbstabholung in Betracht ziehen. Der Versand nach Vorkasse ist
für alle Beteiligten – auch für die Tiere (!) – riskant. Vor allem im
Winter und Hochsommer ist ein Versand nicht verantwortbar.
Anfassen sollte man Amphibien generell nur mit angefeuchteten
Händen. Ein agiler Agalychnis sollte sofort seine Augen öffnen. Die
Grünfärbung kann sich dabei etwas verdunkeln. Die schlanken
Männchen sehen auf den ersten Blick öfters halb verhungert aus.
Einen wirklich abgemagerten Frosch erkennt man daran, dass die
Beckenknochen und das Steißbein deutlich hervorstehen und auch
die Knochen der Hinterbeine zu erahnen sind.
Auch auf Reptilienbörsen wird man oft fündig. Vorsicht ist hier vor
professionellen Tierhändlern aus Osteuropa geboten, die unzählige
Tiere unsachgemäß halten, in engen Boxen quer durch Europa
transportieren
und versuchen, seriöse Anbieter preislich zu
unterbieten.
Fragen Sie nach Alter und Herkunft der Tiere. Hier ist man
allerdings auf die Ehrlichkeit des Händlers angewiesen.
Oft werden Jungfrösche angeboten, deren Geschlecht noch nicht
erkennbar ist. Hier hat man zwei Möglichkeiten:
1. Man greift etwas tiefer in die Tasche und kauft gleich fünf
Jungtiere. Rein statistisch liegt die Wahrscheinlichkeit bei 1/16, dass
man fünf Tiere gleichen Geschlechts erwischt hat.
2. Man kauft erstmal zwei oder drei Tiere und zieht diese groß. Ist
ein Männchen darunter, sollte man nach spätestens einem Jahr ein
Quaken („tchock-tchock“) vernehmen. Man kann dann gezielt ein
Weibchen nachkaufen. Ein korpulenter Rotaugenlaubfrosch mit über
fünf Zentimetern Länge ist sicher ein Weibchen.
Gesunde Rotaugenlaubfrösche sitzen auch in kleinen Plastikboxen
bei Tageslicht zusammengekauert an der Wand oder am Deckel. Die
grünen Bereiche seiner Haut sind leuchtend hellgrün. Jungtiere
sollten mindestens zweieinhalb Zentimeter groß und voll ausgefärbt
sein. Kleinere Tiere direkt nach der Metamorphose sind
möglicherweise noch nicht ausreichend gefüttert und empfindlicher.
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•Wasser: Hier genügt eine großflächige, flache Wasserschale.
EISENBERG (2003) bietet eine im Geäst hängende Plastikdose an.
Wie bereits im Abschnitt über die Lebensweise (Seite 10) erwähnt,
nehmen Rotaugenlaubfrösche nachts Wasser in ihre Analblase auf.
Daher ist es wichtig, dass sie ständig Zugang zu sauberem Wasser
haben. Ertrunkene Futtertiere und Kotreste sind daher umgehend
zu entfernen. In der Natur kommen diese baumbewohnenden
Frösche kaum mit ihren eigenen Ausscheidungen in Kontakt,
wodurch die Gefahr einer sogenannten Selbstinfektion natürlicherweise vermindert wird. Im Terrarium ist daher häufiger Wasserwechsel zur erfolgreichen Haltung gesunder Rotaugenlaubfrösche
absolut notwendig. Eine herausnehmbare Wasserschale ist daher
zweckmäßiger als ein fest eingebautes Wasserbecken.
hier wirksame Abhilfe schaffen.
•Bepflanzung: Die großen Blätter von Efeutute (Epipremnum
pinnatum; früher Scindapsus; Bild rechts) oder Einblatt
(Spatiphyllum) eignen sich als Ruheplatz während des Tages wie
auch als möglicher Laichplatz. Ein besonderer Blickfang sind die
roten Hochblätter unter dem Blütenstand der Flamingoblume
(Anthurium scherzerianum Bild links). In geräumigeren Terrarien
wirken großblättrige Philodendron-Arten sowie das Fensterblatt
(Monstera deliciosa) sehr dekorativ. Ebenfalls geeignet sind
Bromelien, in deren Blattachseln sich Spritzwasser sammelt.
Ungeeignet dagegen ist Dieffenbachia, da diese giftig ist und ein
klebriges Sekret absondert.
•Bodengrund: Viele Halter verzichten auf einen Bodengrund aus
hygienischen Gründen und halten die Pflanzen getopft. Der
einzige Grund für einen Rotaugenlaubfrosch, den Boden
aufzusuchen, ist das Wasser. Entscheidend ist, ob man das gleiche
Terrarium für die „Regenzeit“ nutzen will, oder ob man die Tiere
dazu in ein Beregnungsbecken umsetzt. Will man den Bodenteil
des Terrariums direkt fluten, ist ein Bodengrund eher hinderlich.
•Dekoration der Rückwand: Während kleinere Terrarien häufig
mit Rückwand angeboten werden, wirken größere Terrarien mit
verglaster Rückwand trotz Bepflanzung eher kahl. Mit etwas
Geschick lässt sich aus Styrodur und Montageschaum eine solche
Rückwand individuell modellieren, die gleichzeitig der Wärmedämmung dient. Hier kann man Töpfe für die Pflanzen sowie
zusätzliche Versteckplätze integrieren. Nicht erbeutete Futtertiere
wie Grillen neigen jedoch dazu, die Rückwand „umzugestalten“,
indem sie Löcher ins Dämmmaterial fressen. Eine Schicht Fliesenkleber sowie eine Bemalung mit ungiftigen Acryllacken kann
Unter den auf dieser und der vorigen Seite beschriebenen
Bedingungen werden Rotaugenlaubfrösche außerhalb der
Paarungszeit gehalten. Bei guter Fütterung tanken die Frösche
Reserven für die nächste Fortpflanzungssaison. Gelegentlich wird
man dennoch ein vereinzeltes Quaken vernehmen. Es sind häufig
Geräusche im Haus, die einzelne Männchen stimulieren.
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Ein Weibchen legt ein bis fünf, in der Regel drei Laichklumpen mit
jeweils etwa dreißig weißen Eiern. Da die Klumpen jeweils getrennt
an einem Blatt kleben, sind sie leicht zu entnehmen, indem wir die
betreffenden Blätter einfach abschneiden.
Zur Eizeitigung eignen sich Plastikaquarien, die zur Hälfte mit
Wasser gefüllt werden. In der oberen Hälfte spannen wir eine
Styropor- oder Styrodur-Platte ein und befestigen daran die
abgeschnittenen Blätter mit jeweils zwei Nadeln. Die zweite Nadel
dient der Sicherheit: fallen die Gelege ins Wasser, sind sie verloren.
Das Becken wird mit einer Glasscheibe bis auf einen schmalen Spalt
abgedeckt, um die Luftfeuchtigkeit nahe bei 100% zu halten. Bei
etwa 23°C Umgebungstemperatur können wir auf eine Heizung im
Becken verzichten, denn in kleinen Aquarien ist die Temperatur
schlecht zu regulieren.
Die gesamte Embryonalentwicklung dauert bei 23°C sechs Tage.
Bereits am zweiten Tag kann man auf der Oberseite des Eies einen
länglichen Embryo erkennen. Nun zeichnet es sich auch ab, wie
viele Eier überhaupt befruchtet sind. Manchmal ist der Anteil
unbefruchteter Eier sehr hoch und dann beginnt ein Wettlauf mit der
Zeit. Die abgestorbenen Eier werden von Pilz befallen, der droht, die
gesunden Embryonen zu infizieren. Mit zunehmendem Alter beginnt
sich die Gallerte zu zersetzen und der Laich „fließt“ langsam nach
unten. Unter Umständen muss man den Wasserstand etwas
absenken, damit die Eier nicht unter Wasser geraten.
Einen Tag vor dem Schlupf sollte man das Wasser wechseln.
Abgetropftes Sprühwasser spült immer etwas Gallerte ins Wasser,
wodurch dieses nach fast einer Woche leicht eingetrübt ist.
Zweimal am Tag werden die Gelege leicht besprüht. Die späteren
Larvenstadien reagieren darauf mit Bewegungen, ich habe aber noch
nie einen vorzeitigen Schlupf deswegen beobachtet. Umgekehrt
habe ich nie ausprobiert, ob ein nicht besprühtes Gelege die
Feuchtigkeit genügend hält. Man sollte bedenken, dass auch in der
Natur die Laichzeit in der Regenzeit liegt.
Andere Züchter befestigen die Blätter mit dem Laich einfach mit
einer Wäscheklammer am Innenrand eines Wasserglases.
Plastikaquarium mit vier Gelegen, am linken Blatt kleben je ein
Gelege auf Ober- und Unterseite. Die Blätter sind an den Stielen mit
Nadeln am Styrodur befestigt. Da sich das Becken nach unten
verjüngt, kann die Styrodurplatte nicht abrutschen. Die Glasscheibe
wurde für das Foto entfernt.
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Wenige Monate nach der Metamorphose sind junge
Rotaugenlaubfrösche bereits so groß, dass sie mit Fruchtfliegen
kaum noch satt zu kriegen sind. Nun bietet sich die Stubenfliege als
Futtertier an. Im Gegensatz zu Schmeißfliegen ist ihre Zucht
weitgehend geruchlos. Ferner gibt es im Zoofachhandel unter dem
Namen Terfly einen Zuchtstamm mit verkrüppelten Flügeln. Dies
vereinfacht die Handhabung, obwohl einige Exemplare auch mit
ihren verformten Flügeln noch kurze Strecken fliegen können.
Über den Wert der Terfly als Futtertier wird viel diskutiert und man
liest immer wieder, dass manche Terrarientiere diese nicht oder
kaum annehmen. Wie oben bereits erwähnt, hängt der Nährwert von
Fliegen stark davon ab, wie man sie vor dem Verfüttern ernährt hat.
Für den ersten Zuchtansatz verwenden wir eine Faunabox (20 x 30
20 cm), die wir mit einem Nylonstrumpf abdecken. Den adulten
Fliegen bieten wir ein Mix aus Multivitaminsaft, Milchpulver und
Zucker.
Als
Eiweißquelle
dient
ein
proteinhaltiges
Muskelaufbaupräparat, wie es von Bodybuildern genutzt wird.
Diesen Brei streichen wir auf den Deckel einer Heimchenbox und
legen diesen auf den Boden der Faunabox. Über eine Einwegspritze
halten wir diesen Brei stets feucht, ohne dass die Fliegen darin
ertrinken können.
Wichtig für die Zucht ist natürlich das Substrat für die Larven.
Hierzu nehmen wir einen Einweg-Plastikbecher (0.4 Liter) wie bei
den Fruchtfliegen. Ein Gemisch aus 50 g Weizenkleie, je einem
Esslöffel Milchpulver und Zucker sowie etwas Hefe rühren wir mit
Wasser zu einem Brei an. Anstelle von Milchpulver und Wasser
kann auch Vollmilch verwendet werden. Etwas Holzwolle oder
Wellpappe dient als Ruheplatz für die Fliegen. Diesen Becher stellen
wir offen in die Faunabox.
Nun werden etwa 50 Fliegen in die Faunabox eingesetzt. Die
Weibchen sind an den dicken hellgelben Hinterleibern zu erkennen.
Einige Exemplare werden sofort wegfliegen – wir selektieren so
gezielt auf die wirklich flugunfähigen Exemplare.
Je nach Alter der eingesetzten Fliegen werden sofort oder innerhalb
einer Woche die ersten Eier abgesetzt. Nach ca. zwei Wochen
erkennt man die Maden im Plastikbecher. Sofern noch Fliegen
überlebt haben, kann man den Larvenbecher gegen einen frischen
ersetzen. Über die mit Larven besetzten Becher stülpen wir einen
Nylonstrumpf und lagern ihn bei Zimmertemperatur. Den Strumpf
sichern wir durch ein Gummiband, da die Larven kurz vor der
Verpuppung das Substrat verlassen, an den Wänden hoch kriechen
und unter dem Strumpf hindurchschlüpfen. Bei starkem
Larvenbesatz muss unter Umständen nachgefüttert werden. Je nach
Besatz entwickelt das Substrat eine Eigenwärme von über 30°C.
Nach drei Wochen steht die nächste Generation zur Weiterzucht oder
als Futter zur Verfügung. Durch Lagerung an einem kühleren Ort
kann man die Entwicklung herauszögern und so die Zucht dem
Bedarf anpassen. Die jungen Fliegen müssen vor dem Verfüttern
unbedingt wie
wie
obenoben
beschrieben gefüttert werden.
beschrieben gefüttert
werden.
Zur Massenzucht stellt
man einen alten Becher
mit
Puppen
und
mehrere Becher mit
frischem Zuchtbrei in
eine größere Faunabox.
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