Magnetostatik 1. Permanentmagnete 2. Magnetfeld stationärer Ströme 3. Kräfte auf bewegte Ladungen im Magnetfeld i. Kräfte im Magnetfeld Lorentzkraft ii. Kräfte zwischen Leitern iii. Kraft auf eine bewegte Ladungen iv. Elektronenoptik v. Halleffekt vi. „Elektrodynamik bewegter Körper“ 4. Materie im Magnetfeld Stromwaage Einstellbares Magnetfeld: stromdruchflossene Spule B prop. zu Ispule Stromdurchflossener Leiter I U FL Winkel zwischen I/B FL B I B G Kräfte auf Leiterschleife: Gewicht G Kraft im Magnetfeld FL (Lorentzkraft) Messung von FL als Funktion von B und I und Richtung 1 Lorentzkraft Kraftwirkung auf stromdurchflossenen Leiter (bewegte Ladungen) wird mit Kraftgesetz beschrieben. Die Kraft heisst Lorentzkraft F = IL×B dF = I dL × B Wobei L sowohl die Länge als auch Richtung des Leiters angibt. Sie wird positiv gezählt, wenn der Strom in L Richtung fließt. Richtungen durch rechte Handregel bestimmt B I H.A. Lorentz 1853-1928 F äußeres Feld r B Kraft Felder kompensieren sich Felder addieren sich Kraft auf Leiter im Magnetfeld Feld des Leiters 2 Kraft zwischen zwei parallelen Leitern Definition Ampere: Durch zwei unendlich lange, parallele Leiter im Abstand von 1m fließt ein Strom der Stärke I = 1A, wenn zwischen den Leitern eine Kraft von 2 10-7 N pro 1m Leiterlänge wirkt I1 I2 Kraft Strom I1 erzeugt am Ort des Leiters 2 ein Magnetfeld B(2) F2 B(2) = µ0 I1/ 2πr r I2 und B(2) sind normal zueinander Kraft normal zu Leiter 2 in Richtung Leiter 1 F2 = L2 I2 B(2) I1 = 1 A; I2 = 1 A; L2 = 1m; r = 1m µ0 = 4π 10-7 Vs/Am F = 2 10-7 N Amperedefinition pro Leiterlänge von 1m ausgeübte Kraft 3 Kraft auf Drehspule Magnetfeld B A D Strom I 8F FAB CD C Länge L Durchmesser d B Kraft auf Leiter: F = I L x B A-B: B-C: C-D: D-A: L ⊥ B ⇒ FAB = I L B (aus Bildebene heraus) L || B ⇒ FBC = 0 L ⊥ B ⇒ FCD = I L B (in Bildebene hinein) L || B ⇒ FDA = 0 v A r B 2 Kräfte, gleich groß entgegengesetzt und Abstand d der Angriffspunkte ⇓ Drehmoment M r Drehspule FL Drehmoment auf eine Leiterschleife: r r r v r v M LS = d × F = d × IL × B v r = I A×B ( r d 8 r FL ) A = d L Fläche der Spule Erhöhung des Drehmoments: Leiterschleife ersetzt durch Spule mit N-Windungen r r r M sp = NI A × B ( ) Drehmoment direkt proportional zu Strom 4 Drehspulinstrument Drehmoment direkt prop. zu Strom Kann ich diesen Effekt zur Messung des Stroms ausnutzen? Strom fließt Spule dreht sich solange bis Drehmoment 0 wird (A||B) Zeiger dreht sich, aber noch keine Strommessung Abhilfe: Spiralfeder Spiralfeder: rücktreibendes Moment Mfeder = D ϕ Moment proportional zu Auslenkwinkel ϕ Gleichgewicht MSP = Mfeder ϕ= NAB I D Auslenkwinkel direkt proportional zu Strom: lineare Skala Magnetischer Dipol im Magnetfeld I r A Magnetischer Dipol pm r r pm = I A Strom I in Leiterschleife mit Fläche A Was passiert mit einem magnetischen Dipol in einem homogenen Magnetfeld? Wie bei Spule, auf den Dipol wirkt ein Drehmoment r r r r v M dp = I A × B = pm × B Potenzielle Energie eines Dipols in B r r W = − pm B Was passiert in einem in inhomogenen Magnetfeld? Zusätzliche Kraft F r r r F dp = pm grad B Gleichungen unabhängig von Form der Leiterschleife, gelten auch z.B. für Permanentmagneten 5 Vergleich: Elektrischer –Magnetischer Dipol r r pe = Qd v r pm = IA Im homogenen Feld r r r M = pe × E r r r M = pm × B Im inhomogenen Feld r r r F = pm grad B r r r F = pe grad E Innenfeld: Richtung wie Fernfeld Fernfeld: Richtung entgegen Fernfeld in beiden Fällen gleich Gradient eines Vektorfeldes Dipol in inhomogenen Feld r v r r r v F = q E r + d − E (r ) = v r dE r v = q d r = p ∇E dr ( ( ) ) Vektorgradient von E ist ein Tensor, Skalarprodukt mit Vektor p ergibt Vektor F Kraft F in Komponentenschreibweise v ∂E x ∂E x ∂E x + pz + py Fx = p grad E x = px ∂z ∂y ∂x ∂E y ∂E y ∂E v Fy = p grad E y = px + py + pz y ∂x ∂y ∂z v ∂E ∂E z ∂E z + pz z + py Fz = p grad E z = px ∂z ∂y ∂x 6 Lorentzkraft auf Einzelladungen Makrokosmos: F=ILxB Mikrokosmos: F auf Einzelladung q Auf stromdurchflossenen Leiter wird Kraft ausgeübt Stärke wird durch Lorentzkraft beschrieben Strom ist Ladungstransport Welche Kräfte werden auf einzelne Ladungsträger ausgeübt? Welche Auswirkungen hat das? Kraft auf frei bewegliche Ladungsträger Ladung mit Größe q und Geschwindigkeit kommt in ein Magnetfeld v Homogenes Magnetfeld q v F=qvxB Experimentelle Befunde: Kraft normal zu Geschwindigkeit und Magnetfeld Kraft prop. zu Geschwindigkeit Kraft prop. zu Feldstärke 7 Kraft auf freie Elektronen rr Strom I = j A r r Stromdichte j = nqv Einsetzen in Lorentzkraft r r r rv r r F = I L × B = nqvA L × B ( ) ( I v B r A ) v L Kraft auf stromdurchflossenes Leiterstück mit Länge L r v A L = V Volumen n Ladungsträgerdichte (Anz q/Volumen) N = n V Anzahl der Ladungsträger r r ⇒ F = Nq v × B Kraft auf N Ladungsträger ( ) r r r F = q v ×B ( ) Lorentzkraft auf einen Ladungsträger Lorentzkraft allgemein r r r r r E F = q ⋅ E + v ×B ( CoulombKraft ) LorentzKraft r v r B q Elektrisches Feld: Kraft auf Ladungsträger, egal ob in Ruhe oder Bewegung Magnetisches Feld: Kraft auf bewegte Ladungsträger keine Kraft auf ruhende Ladungen Freies Elektron im Magnetfeld r r r r F = ma = q v × B ( ) Beschleunigung immer senkrecht auf Geschwindigkeit ⇒ kinetische Energie (Betrag v) bleibt konstant bzw. in einem konstanten Magnetfeld kann ich keine Ladungsträger beschleunigen 8 Elektronen im Magnetfeld Inhomogenes B Homogenes B Beschleunigung (Kraft) immer normal auf Bewegungsrichtung: Bahnkurve Kreis senkrecht zu B Schraubenspirale mit Schraubenlinie mit gleich wachsendem Radius und bleibendem Radius r und Bewegung zum schwächer gleich bleibender werdenden Feld Ganghöhe h Fadenstrahlrohr r Beschleunigung im E- Feld 1 2 mv 2 = eU ⇒ v= 2eU m Lorentzkraft = Zentrifugalkraft mv 2 = ev B R ⇒ R= mv eB Kreisförmige Elektronenbahn sichtbar ⇒ R= 2U m B e ⊗ ⊗ ⊗B Anode e− ⊗R ⊗ ⊗ U ⊗ Glühkathode ⊗ Glas⊗ dünnes Gas ( Argon ) Kolben Bestimmung von e/m von Elektronen möglich Warum kommt es zum Leuchten? Elektronen stoßen mit Gasatomen Werden bei Stößen Elektronen nicht abgelenkt? Ja, aber dünnes Gas, daher Stöße selten (freie Weglänge > 2πR) Restionen fokussieren Elektronen 9 Elektronen im Magnetfeld v∠B: Spiralbahn v⊥B: Kreisbahn Ladungsträger im Magnetfeld r Elektronen emittiert und beschleunigt Magnetfeld ein Elektronen laufen auf einer Kreisbahn Wie schaut Kreisbahn aus?? Kreisbahn: Zentrifugalkraft gleich Lorentzkraft Florentz = Fzentr ifugal mv 2 qvB = r mv m v ⇒r = = qB q B Winkelgeschwindigkeit bzw.. Kreisfrequenz ω ω= v r ⇒ω = q B m Zyklotronfrequenz 10 Zyklotron Geladene (Ionen, Protonen, Elektronen) Teilchen können in einem Zyklotron beschleunigt werden Frequenz des Wechselfeldes ω = ω zyklotron = q/m B unabhängig von Geschwindigkeit aber Bahnradius r r = m/q v/B nimmt zu Auskopplung bei max v Beschleunigung durch elektrisches Wechselfeld Massenspektrometer Auflösungsvermögen ∆m/m = 1/ 50 000 Masse prop. zu Radius r Masse bestimmbar, wenn Geschwindigkeit bekannt 11 Geschwindigkeitsselektor Problem in einem Massenspektrometer: Flugbahn hängt von Geschwindigkeit ab Lösung: Wiensches Geschwindigkeitsfilter Gekreuztes B und E Feld B E v FB Keine Ablenkung, Wenn FE = FB ⇒ v = E/B FE Ablenkung in Fernsehröhre 12 Polarlicht Lorentzkraft auf Teilchen Bis jetzt: Lorentzkraft auf bewegte freie geladene Teilchen Was passiert mit bewegten geladenen Teilchen in einem Medium? •Stromdurchflossener Elektrolyt in einem Magnetfeld •Bewegter Leiter in Magnetfeld •Stromdurchflossener Leiter in Magnetfeld Halleffekt 13 Unipolarmaschine Aluminiumscheibe dreht sich im Magnetfeld B = 50mT mit Drehzahl N = 10 U/s Zwischen Kontakten im Abstand r2 und r1 wird Spannung gemessen Uind ≈ 5mV Woher kommt diese Spannung? Kraft auf Ladungsträ ger F = qvB = qωrB Verschiebung von Ladungen nach außen bis Gleichgewi cht durch E - Feld : qE = qrωB r1 r1 r2 r2 U ind = ∫ Edr = ωB ∫ r dr = ωB (r12 − r22 ) Mit r1 = 7cm, r2 = 4cm ⇒ Uind = 5.2mV Anwendung: Erzeugung hoher Ströme bei kleinen Spannungen Der Halleffekt Durch einen Leiter (Halbleiter) der in einem homogenen Magnetfeld ist fließt ein Strom I. In diesem Fall kann quer zu Stromrichtung eine Spannungsabfall gemessen werden, die so genannte Hallspannung. Woher kommt diese Spannung? 14 Halleffekt Kraft im E-feld auf Elektronen Magnetfeld B Elektrisches Feld Ladungstrennung Strom I d Lorentzkraft auf Elektronen b Lorentzkraft lenkt Ladungsträger LT ab Flor = q v B Anhäufung von LT an beiden Seiten v = I /(A n q) A Probenquerschnitt (b d) n Dichte der LT q Ladung Gleichgewicht Flor = Fe -qvB=Eq BI BI = −R H d nqd U hall = − Uhall Getrennte Ladungen: elektr. Feld, Kraft Fe = q E auf LT gegen Lorentzkraft Uhall = E b b Breite der Probe RH Hallwiderstand Halleffekt UH = −RH IB d Hall - Konstante RH = mit Metalle, n-Halbleiter: q ≈ −e ⇒ UH > 0 q ≈ +e ⇒ UH < 0 p-Halbleiter: n( Halbleiter ) << n( Metalle ) ⇒ 1 nq hohe Sensitivität von Halbleiter Hallsonden ( B-Feld-Messung bis 10−6 T ) Anwendungen: •Magnetfeldmessung (UH prop. zu B) •Bestimmung der Ladungsträgerdichte n •Leitfähigkeitsuntersuchungen Halbleiter (vD = I/nqA = µE) • 15 Quantenhalleffekt QHE Zweidimensionales Elektronengas bei tiefen Temperaturen Hall-Widerstand Rk = h/ie2 mit i = 1, 2, 3, ... (Integraler QHE = IQHE) RK Klitzing Konstante = 25812,807Ω Widerstandsnormal für Eichzwecke (heute Standard) Später gezeigt: i = ½, 1/3, … auch möglich: Fractional QHE = FQHE QHE und Würzburg Klaus von Klitzing 1962 1969 TU Braunschweig 1969 1980 Universität Würzburg (Prof. Dr. G. Landwehr EP3) 1978 Habilitation 1980 Phys. Rev. Letters 45, 494 (1980) 1980 – 1984 Professor TU München. 1985 Direktor Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart 1985 Nobelpreis für Physik 16