177 Zielgruppe: Konfirmandinnen und Konfirmanden Alternative Zielgruppen: andere Kreise und Gruppen in der Gemeinde, v.a. Multiplikator/inn/en, die anschließend ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben Einsatzgebiet: Konfirmandenunterricht, alternativ: Erwachsenenbildung Zeitumfang: 2-3 Einheiten à 90 Minuten plus Exkursion zur Synagoge Material: • Bildkarten zu Religionen (Internet, s. Anmerkung unten) • Bild „Jesus-ein Jude“ auf Overhead-Folie oder digital mit Beamer • Arbeitsblatt: „Jesus ein Jude“ und Bibeln • Arbeitsblatt: Karlo Meyer, Weltreligionen, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 2015, S. 40f. • K arteikarten und Eddings Die Wurzeln unseres Glaubens Mit Konfirmandinnen und Konfirmanden zu Gast in einer Synagoge Von David Geiß Hintergrundinformationen Die folgenden Hintergrundinformationen dienen zunächst für die Kursleiterinnen und Kursleiter, um sich auf das Thema einzustimmen. Ggf. könnten einzelne Abschnitte – z.B. diejenigen zum Schabbat und zum Schabbatgottesdienst – auch für die Konfirmandinnen und Konfirmanden kopiert werden (siehe unten, 2. Stunde). Jiskor und Halacha – Schlüsselbegriffe im Judentum Jiskor (Erinnerung) und Halacha (Weg) sind zwei Schlüsselbegriffe, die das jüdische Leben, jüdische Bauten, Symbole und Feste bestimmen. Jiskor ist das hebräische Wort für Erinnerung. Erinnerung ist der Grund dafür, dass Jüdinnen und Juden auf eine dreitausendjährige Geschichte zurückblicken können. Erinnerung ist der Schlüssel zum Judentum. Erinnerung funktioniert im Judentum nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch. So wird zum Beispiel zu Pessach der Auszug aus Ägypten geschmeckt, gerochen und gefühlt. Pessach soll man so feiern, als sei man beim Auszug aus Ägypten im Augenblick der Feier tatsächlich dabei. 178 Das Judentum ist auch nicht an einen bestimmten Ort – etwa die Synagoge – gebunden. Die Geschichten Gottes mit seinem Volk werden in der Familie weitererzählt. Diese Geschichten sind im Laufe der Zeit mit bestimmten Riten und Gebräuchen verbunden worden, so dass sie lebendig erzählt werden können, so als würde man sie direkt miterleben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass im Judentum nicht die Theologie als theoretisches Nachdenken über das Wesen Gottes im Mittelpunkt steht, sondern die praktische Umsetzung der Gebote der Tora. Diese Gebote bestimmen das tägliche Leben der jüdischen Gemeinschaft. Die Regeln des Alltags sind festgehalten im jüdischen Religionsgesetz, der Halacha. Halacha ist vom hebräischen Verb für gehen abgeleitet. Die Halacha ist nicht als Regelwerk der gesetzlich verstandenen Tora zu verstehen. Die Halacha bezeichnet vielmehr den Weg, auf dem Gott den Menschen zu einem gelungenen Leben leitet. Synagoge Seit der endgültigen Zerstörung des höchsten jüdischen Heiligtums jener Zeit, des Jerusalemer Tempels, durch die Römer im Jahr 70 nach Christus, sind es vor allem die Synagogen, die als Bauten des Judentums zu erkennen sind. Durch die Zerstörung des Tempels verloren die Juden ihre Opfer- und Gebetsstätte. Anstelle des Opferkultes trat nun der Synagogengottesdienst. Ob die Synagoge als Gebetsort schon vor der ersten Tempelzerstörung im Jahre 587 v. Chr. existierte, ist in der Forschung umstritten. Einige Forscher meinen, im davidischen Jerusalem eine Synagoge gefunden zu haben. Heute gehen einige Juden vor allem am Schabbat in die Synagoge. Viele Tora-treue Juden verrichten auch das tägliche Morgen- Mittags- und Abendgebet in der Synagoge und nicht zuhause. Schabbat Wie alle jüdischen Feiertage und Feste beginnt der Schabbat am Vorabend, dem sogenannten Erev Schabbat. Ein Tag endet und ein neuer beginnt, wenn am Himmel drei Sterne zu sehen sind. Der Schabbat beginnt am Freitagabend und endet am Samstagabend. Schabbat ist der Ruhetag in der jüdischen Woche und gleichzeitig einer der höchsten Feiertage im Judentum. Seine Existenz gründet sich auf drei Ereignisse, die in der Tora erzählt werden: Den Ursprung bildet die Schöpfungsgeschichte zu Beginn des 1. Buches Mose. Nach sechs Tagen der Erschaffung der Welt ruhte Gott am siebten Tag. Am Schabbat wird auch des Auszugs aus Ägypten gedacht. Das Schabbatgebot bildet einen Teil der Gebote, die den Israeliten am Berg Sinai übergeben werden. Wie alle jüdischen Feste und Feiertage gründet der Schabbat in Jiskor (Erinnerung) und Halacha (Weg zum Gott bestimmten Leben). Den Ruhetag in der jüdischen Woche nehmen fromme Jüdinnen und Juden sehr ernst. Ruhen heißt keinerlei Arbeit verrichten und dadurch nichts Neues zu erschaffen, die 179 Welt nicht zu verändern. Religiöse Jüdinnen und Juden glauben, dass sich die Welt am Schabbat in einem besonderen heiligen Zustand befindet, sie steht für einen Tag still. Alle Arbeiten müssen vor Beginn des Schabbats verrichtet werden. Der Freitag ist der Tag, an dem man sich gründlich auf den Festtag vorbereitet. Die Wohnung wird sauber gemacht, eine reichhaltige Mahlzeit gekocht, der Tisch feierlich gedeckt. Kurz vor Sonnenuntergang zündet die Frau des Hauses die beiden Schabbatkerzen an und sagt einen Segensspruch. Damit beginnt der Schabbat. Männer setzen, wenn sie nicht immer eine Kippa auf dem Kopf tragen, spätestens jetzt eine solche Kopfbedeckung auf, die v.a. während des Gottesdienstes und der Mahlzeiten wichtig ist. Dadurch soll der Respekt vor Gott ausgedrückt werden. Kabbalat Schabbat: Der Empfang des Schabbats Beim Kabbalat Schabbat, dem Empfang des Schabbats, wird der Schabbat in der Synagoge begrüßt. Mit traditionellen Liedern und Gebeten wird der Schabbat wie eine Braut oder eine Königin empfangen. Bei einem bestimmten Gebet wird die Tür der Synagoge aufgemacht, die Gemeinde dreht sich zur Tür und der Schabbat wird hereingelassen und wie eine Braut von der versammelten Gemeinde begrüßt. In orthodoxen Gemeinden ist Beten traditionell die Aufgabe der Männer. Die Aufgabe der Frauen ist es, zuhause alles zum Empfang des Schabbats herzurichten. Wenn sie möchten und Zeit haben, können sie anschließen auch in die Synagoge kommen. In orthodoxen Gemeinden sitzen Frauen und Männer in der Synagoge getrennt. Das getrennte Sitzen soll auch bezwecken, dass sich die Betenden ganz auf Gott konzentrieren können und nicht nebenbei versuchen, mit dem anderen Geschlecht in Kontakt zu treten. In den meisten Synagogen ist deshalb eine Frauenempore oder ein anderer abgetrennter Bereich zu finden, der für die Frauen reserviert ist. In Reformgemeinden gibt es diese Trennung allerdings nicht mehr. Ein Gottesdienst kann nur abgehalten werden, wenn sich ein Minjan in der Synagoge zusammenfindet, d.h. 10 erwachsene jüdische Männer. In den liberalen Synagogen zählen auch Frauen mit. Kiddusch: Essen und Trinken am Schabbat Wenn man aus der Synagoge nach Hause kommt, werden die Kinder gesegnet. Danach beginnt der häusliche Teil der Schabbatfeier mit dem Kiddusch, der Heiligung. Man bedankt sich bei Gott, dem Schöpfer, der Wein und Brot gibt, die symbolisch für das tägliche Auskommen stehen, und heiligt so die Handlung des Essens und Trinkens. Nach dem Segen über den Wein erfolgt das Händewaschen, danach spricht man den Segen über die beiden geflochtenen Brote (Challot), die auf dem Tisch liegen und von einem Tuch bedeckt sind. Jeweils nach dem Segensspruch trinken alle Anwesenden von dem Wein und essen ein Stück Brot, wodurch der Kiddusch eine familienverbindende Bedeutung erhält. Danach beginnt die festliche Mahlzeit. 180 Gottesdienst am Schabbatmorgen Der Hauptgottesdienst findet am Samstagvormittag statt. Während dieses Gottesdienstes wird auch aus der Tora gelesen und in einigen Gemeinden wird eine Predigt gehalten. Überlieferungstreue Juden beginnen den Tag mit dem ausführlichen Morgengebet. Einige Juden sprechen Teile dieser Gebete zuhause, andere auf dem Weg zur Synagoge oder in der Synagoge. In der Synagoge selbst ist also nicht so leicht ein gemeinsamer Gottesdienstanfang auszumachen. Die Gebete, mit denen der Gottesdienst beginnt, bestehen aus Psalmen, Meditationen und Dank an Gott den Schöpfer. Diesem ausführlichen Gebetsteil folgt die Schriftlesung. Die Schriftlesung beginnt mit dem feierlichen Öffnen des Toraschreins (Aron ha-Kodesch). Die Torarolle ist in einen Samtmantel gehüllt und mit Schmuck versehen, meistens mit einer Krone und einem silbernen Schild. Die Rolle wird aus dem Schrank gehoben und der Gemeinde gezeigt. Die Tora wird nun durch die Gemeinde zum Lesepult getragen. Dabei berühren viele Juden die Tora mit ihrem Gebetsmantel, den sie anschließend küssen. Am Lesepult wird die Torarolle enthüllt und bis zu dem entsprechenden Wochenabschnitt aufgerollt. Anschließend werden nacheinander sieben Männer zum Lesen aufgerufen, in liberalen Synagogen auch Frauen. Am Beginn und Ende eines Unterabschnitts sprechen sie den Torasegen. In den meisten Gemeinden lesen die Aufgerufenen aber nicht selbst, sondern sprechen nur den Segen. Das Lesen ist ein liturgischer Gesang, den in vielen Gemeinden nur noch der Vorbeter oder Kantor, der Chasan, beherrscht. Die Ehrfurcht vor dem geschriebenen Wort Gottes gebietet, dass die Tora nicht mit der bloßen Hand angefasst wird. Damit die Vorlesenden immer genau wissen, an welcher Stelle des Textes sie sich gerade befinden, deuten sie auf das jeweils zu lesende Wort mit einem Zeiger (Jad, wörtlich übersetzt: Hand). Dies hat den positiven Nebeneffekt, dass die mit Tinte handgeschriebene Tora nicht abgenutzt wird. Nach der Toralesung folgt die Lesung des Prophetenabschnitts (Haftara) ebenfalls im Sprechgesang aus einer gedruckten hebräischen Bibel. Die Schriftlesungen werden abgeschlossen durch das Einheben der Tora in den Schrein. In einigen Gemeinden folgt nun eine Predigt. In orthodoxen Gemeinden entfällt diese. An ihre Stelle tritt ein Lehrvortrag am Nachmittag. Der abschließende Gebetsteil umfasst Psalmengebete und Gebete aus nachbiblischer Zeit. Auch das „Höre Israel“ (Schema Jisrael, Dtn 6,4ff.) – das jüdische Glaubensbekenntnis – fällt in diesen Teil des Gottesdienstes. Die Betenden halten sich dabei die Augen zu, um sich ganz auf das Gebet zu konzentrieren. Außerdem fällt in diesen Teil der Priestersegen, der vom Kantor gesprochen wird oder von einem Nachfahren der Priesterfamilie der Kohen. Nur die Kohanim (Plural von Kohen) dürfen dabei die typische Handstellung einnehmen, die auch auf Gräbern von Angehörigen dieses Priestergeschlechts zu finden ist. Das Kaddisch – ein Gebet zum Lob Gottes in der Hoffnung auf sein Reich sowie zur Erinnerung an die Toten – umrahmt die einzelnen Teile des Gottesdienstes. Dazu erhebt man sich, ebenso wie beim Aus- und Einheben der Tora. 181 Der Ausgang des Schabbats Auch für den Ausgang des Schabbat gibt es eine spezielle Zeremonie, die Hawdala – Trennung, Unterscheidung. Am Samstagabend nach Sonnenuntergang, 25 Stunden nach Beginn, endet der Schabbat. Ein bis zum Rand gefüllter Becher Wein steht für die Fülle des Schabbats und des göttlichen Segens. Eine Kerze, aus mehreren Strängen geflochten, wird entzündet. Der Duft von Gewürzen aus der Besamim-Büchse – zum Beispiel Nelken, Zimt und Muskatblumen – soll den Abschied vom Schabbat erleichtern. Nach dem Sprechen des Hawdala-Segens wird die Kerze mit dem Wein ausgelöscht. Mit dem Erlöschen der Flamme endet der Schabbat, man wünscht sich „Schawua tow“, „eine gute Woche“, kann wieder Licht machen und seinen gewohnten Tätigkeiten nachgehen. Quelle: Unter Verwendung verschiedener Lexikonartikel der CD-ROM Religiopolis – Weltreligionen erleben, Klett-Verlag. 182 Ablauf der Einheit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden Die Einheit umfasst • eine Einführung ins Thema und Vorbereitung auf den Synagogenbesuch im • den Synagogenbesuch und • eine Nachbereitung, in denen die Konfirmandinnen und Konfirmanden das Konfirmandenunterricht: 1-2 Stunden à 90 Minuten, Erlebte reflektieren. Die folgende Einheit ist in einer kleinen Gruppe mit zehn Konfirmandinnen und Konfirmanden erprobt. Die Einführung ins Thema und Vorbereitung auf den Synagogenbesuch im Konfirmandenunterricht – siehe unten, Schritte 1-6 – fand in einem Treffen à 90 Minuten statt. Bei einer größeren Gruppe oder dem Bedürfnis nach ausführlicherer Behandlung der Themen kann diese Einheit auf zwei Treffen aufgeteilt werden. 1. Konfirmandenstunde (90 Minuten) 1. Für Gruppen, in denen sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden noch nicht gut kennen, kann als Einstieg die Frage gestellt werden: Was ist Religion für mich? Aus verschiedenen Bildkarten 1 sucht sich jede Konfirmandin und jeder Konfirmand ein Bild aus. Mit diesem Bild soll er/sie den anderen erklären, was für ihn/sie Reli- gion ist. Es schließt sich eine kurze Diskussion darüber an, was Religion Menschen geben kann. Von den Konfis werden Dinge benannt und diskutiert: Lebenssinn, Richtschnur für das Leben, Geborgenheit, Angenommensein, Gemeinschaft. Auch Meinungen, die keinen Sinn in Religionen sehen oder die Meinung „Religion macht unfrei“ werden diskutiert, ohne diese zu werten. Dieser Einstieg eröffnet einen niederschwelligen Zugang zum Thema „Religion“ und dient auch dem ge- genseitigen Kennenlernen. Im Anschluss bzw. in Gruppen, die schon länger bestehen, können die folgenden Fragen besprochen werden: Was weißt du schon vom Judentum? Warum sollten wir uns als Christinnen und Christen mit dem Judentum beschäftigen? Ggf. können als Gesprächsanregung auch hier entsprechende Bildkarten dienen. 2. Es schließt sich eine Bildbetrachtung zu dem Bild „Jesus – ein Jude“ (s. Anlage) an. Zunächst werden die Konfis gebeten, das Bild zu beschreiben: Mann mit Bart und Kopftuch, guckt friedlich und freundlich. Danach deuten die Konfis das Bild: Religiöser Mann, Mönch, ein Jude, Jesus. Jesus ist auf dem Bild als Jude dargestellt. – Warum? Weil er Jude war. Deutlich zu erkennen ist dies an seinem Gebetsschal, dem Tallit. 1 Unzählige Bilder zum Thema Religion gibt es im Internet. Kostenlose Bilder können z.B. hier heruntergeladen werden: www.pixelio.de, www.pixabay.com/de/, für Angehörige der Hannoverschen Landeskirche auch unter www.bilddatenbank-e.de. 183 3. Anschließend wird das Arbeitsblatt (s. Anlage) ausgeteilt. Die Konfis bekommen die Aufgabe, die Bibelstellen aufzuschlagen und in die Kästchen zu schreiben, wie Jesus in der jeweiligen Bibelstelle als Jude beschrieben wird: Lk 2,21 Jesus wird beschnitten; Lk 2,42-47 Jesus kommt mit 12 Jahren in den Tempel Vorbereitung auf die Bar Mitzwa (jüdische „Konfirmation“); Joh 18,20 Jesus predigt in der Synagoge und im Tempel; Mt 6,25-30 Jesu Art zu predigen ist durch und durch jüdisch: wenn ..., dann erst recht / um wieviel mehr 2; Mk 14,12-25 Jesus feiert das Passa. Ggf. könnte das Aufschlagen der Bibelstellen in Partner- und Kleingruppen- arbeit erfolgen: Jeweils zwei Konfirmand/inn/en schreiben eine Bibelstelle ab und lesen diese den anderen aus der Gruppe vor. Beim Zusammentragen der Bibelstel- len trägt jede/r Konfirmand/in auch die von den anderen vorgelesenen Bibeltexte in das eigene Arbeitsblatt ein. Als Ergebnis wird erarbeitet, dass wir uns im Konfirmandenunterricht mit dem Judentum beschäftigen, weil Jesus ein Jude war und im Judentum die Wurzeln unseres Glaubens liegen. Mit Kenntnis vom Judentum können wir Christinnen und Christen unseren Glauben und Jesu Botschaft besser verstehen. Darüber hinaus ist es spannend zu sehen, wie Jüdinnen und Juden ihren Glauben heute leben. 2. Konfirmandenstunde (90 Minuten) 3 4. Im vierten Abschnitt der Vorbereitung bearbeiten die Konfis ein Interview mit Ben, einem jüdischen Jugendlichen: Karlo Meyer, Weltreligionen, Kopiervor lagen für die Sekundarstufe I, 3., veränderte Auflage, Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 2015, S. 40f. Variante: An dieser Stelle könnten die Konfirmandinnen und Konfirmanden auch Informationen zum Schabbat und Schabbat-Gottesdienst erhalten, um sich auf das Thema einzustimmen. Dazu könnten sie z.B. in Kleingruppen jeweils einen Abschnitt aus den o.g. Hintergrundinformationen lesen und sie anschließend den anderen vorstellen. 5. Die Konfis werden gebeten, sich Fragen zu überlegen, die sie beim Synagogen besuch stellen wollen. Mindestens 2 Fragen soll sich jede/r Konfirmand/in über- legen und diese je einzeln auf einer Karteikarte notieren. Die Fragen werden an- schließen in der Gruppe besprochen. 2 Zentrale Regeln jüdischer Schriftauslegung, die sich auch im neuen Testament widerspiegeln, sind z.B. hier erläutert: Melanie Mordhorst-Mayer, Von Jerusalem nach Emmaus und zurück. Jüdische Schriftauslegung als Weg des Verstehens, in: Elisabeth Hartlieb/ Cornelia Richter (Hg.), Emmaus – Begegnung mit dem Leben, Stuttgart 2014, S. 179-189, zum hier angewendeten Auslegungsprinzip kal va-chomer insbesondere S. 182f. 3 Ggf. könnte die erste und zweite Konfirmandenstunde auch zusammengefasst werden. Siehe oben. 184 6. Bevor alle auseinandergehen, werden alle organisatorischen Fragen besprochen: Treffpunkt, Abfahrtszeit, voraussichtliche Rückkehr, angemessene Kleidung: z.B. nicht bauch- oder schulterfrei, je nach Frömmigkeit der Synagoge auch Ellen- bogen und Knie bedecken. In den meisten Synagogen gibt es für männliche Besucher Kopfbedeckungen (Kippot). Synagogenbesuch Für den Besuch in der Synagoge bietet sich ein Kabbalat-Schabbat-Gottesdienst am Freitag-Abend, ein – deutlich längerer! – Gottesdienst am Schabbat-Morgen oder das Channukah-Fest im November / Dezember an. Gerade zum Anzünden der Chanukkah-Kerzen sprechen viele Gemeinden traditionell Einladungen aus und lassen Neugierige ihre jüdische Gemeinde und Bräuche entdecken. Einige jüdische Gemeinden laden ihre Freundeskreise, Gruppen und speziell auch Angehörige anderer Religionen anlässlich des Neujahrsfestes Rosch Haschana ein – zum Teil eine Woche nach dem Fest – zu einem Empfang in der Synagoge. Manche Gemeinden bieten nach Absprache auch eine gesonderte Führung durch die Synagoge an. Diese hat den Vorteil, dass dann noch individueller auf die Fragen der Konfirmand/inn/en eingegangen werden kann. Nehmen Sie in jedem Fall rechtzeitig (!) vor dem geplanten Besuch Kontakt mit der jüdischen Gemeinde auf! Bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn nicht jedem Besuchswunsch sofort entsprochen werden kann. Die jüdischen Gemeinden erhalten sehr viele Besuchsanfragen, da es in Deutschland viel mehr christliche Gemeinden als jüdische gibt. Für Fragen und Kontaktvermittlung steht auch die Beauftragte des Arbeitsfelds Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste zur Verfügung. 4 3. Konfirmandenstunde: Nachbereitung In manchen jüdischen Gemeinden stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung, die z.B. im letzten Teil des Synagogenbesuchs Fragen beantworten. Im Anschluss an den Synagogenbesuch sollte ausreichend Zeit sein, um die Erlebnisse der Konfirmandinnen und Konfirmanden und eventuell aufgetretene Fragen zu besprechen. David Geiß ist stellvertretender Superintendent, Beauftragter für den christlich-jüdischen Dialog, Vorsitzender des Kirchenkreisjugenddienstes (KJD) im Kirchenkreis Leine-Solling und Pastor der Apostelkirchengemeinde, Northeim (Gospelkirche) in der Evangelisch- lutherischen Landeskirche Hannovers. 4 www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/judentum. Prof. Dr. Ursula Rudnick, E-Mail: [email protected], Telefon 0511-1241-434.