Die Verwendung menschlicher embryonaler Stammzellen: Segen oder Fluch? Embryonale Stammzellen werden aus einem mehrzelligen Embryo gewonnen, der dabei zerstört wird. Da sich embryonale Stammzellen in jegliche Art von Körperzellen entwickeln können, könnten sie bei Therapien schwerer Krankheiten oder bei der Heilung geschädigter Organe von Nutzen sein. Welche Möglichkeiten, ethische Dilemmas und Risiken birgt diese Technologie? FAQ - FREQUENTLY ASKED QUESTIONS Was können Stammzellen, was andere Zellen nicht können? Sie können sich selbst erneuern, d.h. sie können durch Zellteilung wieder Stammzellen bilden. Außerdem können sie zu ganz unterschiedlichen Zellen, wie z.B. Herz-, Muskel- oder Leberzellen ausreifen. Der komplexe Prozess der Ausreifung wird auch als ‚Differenzierung’ bezeichnet. Er läuft schrittweise unter Einwirkung verschiedener Botenstoffe und Signale aus der Umgebung der Zelle ab. Durch die Transplantation von Stammzellen soll erkranktes, verletztes oder vorzeitig abgenütztes Gewebe repariert oder ersetzt werden. Es wurden bei Transplantationen von Stammzellen oder daraus gezüchteten, reiferen Zellen bereits erste Erfolge erzielt. Welche Therapieformen gibt es? ‚Zellersatztherapien’: Beim Menschen werden Blutstammzellen aus Knochenmark oder aus Blut bereits bei KrebspatientInnen nach Chemo- oder Strahlentherapien, bei der Blutzellen zerstört werden, sowie zur Behandlung von Leukämie (Blutkrebs) routinemäßig eingesetzt. Das Knochenmark dafür kann entweder von den PatientInnen selbst (vor der Behandlung entnommen, autologe Transplantation) oder von einer/einem SpenderIn (allogene Transplantation) stammen. Basierend auf Stammzellen sollen neue Therapien (Stammzelltherapien) für Krankheiten wie Rheuma, Diabetes, Herzdefekte, verschiedene Bluterkrankungen, Parkinson, Alzheimer und Multiple Sklerose entwickelt werden. In Tierversuchen ist dies bereits teilweise gelungen. ‚Tissue Engineering’ (=Gewebezüchtung) – Regenerative Medizin: Mit Stammzellen wird Ersatzgewebe im Labor gezüchtet, um beschädigte Organe zu „reparieren“. Wie werden embryonalen Stammzellen (ES-Zellen) ‚gewonnen’? ES-Zellen können aus wenigen Tagen alten Embryos (Blastozysten) gewonnen werden. Sie bilden kein vollständiges Lebewesen mehr, können im Labor aber theoretisch zu allen Arten von Körperzellen gezüchtet werden. Folgende Embryonen werden verwendet: überzählige Embryonen von künstlichen Befruchtungen und durch therapeutisches Klonen hergestellte Embryonen. Österreichisches Wissenschaftsparlament – 15.-16.9.2010 – Wiener Neustadt Die Verwendung menschlicher embryonaler Stammzellen: Segen oder Fluch? Was ist ‚therapeutisches Klonen’? Der/dem Erkrankten werden gesunde Körperzellen entnommen, der Zellkern oder die gesamte Körperzelle wird in eine entkernte Eizelle, die einer Frau entnommen wurde, eingebracht und verschmolzen. Ein Embryo wächst heran, aus dem ES-Zellen gewonnen werden und der für die Therapie benötigte Zelltyp wird aus den ES-Zellen gezüchtet. Diese Zellen werden der/dem PatientIn transplantiert. Ethische Bedenken dabei beziehen sich hauptsächlich darauf: Um genetisch identische Stammzellen zu gewinnen, muss ein menschlicher Embryo geklont werden. Menschliche Embryonen werden mit der Absicht hergestellt, sie nicht zu einem Lebewesen entwickeln zu lassen, sondern sie zur Herstellung von Stammzellen zu verbrauchen. Für das Klonen werden menschliche Eizellen benötigt. Ziel des therapeutischen Klonens ist es, körpereigene Stammzellen aus einem geklonten Embryo herzustellen und diese für Therapiezwecke einzusetzen. Der Vorteil wäre, dass keine Abstoßung erfolgt, weil die ES-Zellen genetisch mit den PatientInnen identisch sind. Therapeutisches Klonen beim Menschen ist noch Zukunftsmusik und in vielen Ländern verboten. Vertiefende Information unter: www.dialog-gentechnik.at Österreichisches Wissenschaftsparlament – 15.-16.9.2010 – Wiener Neustadt