IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte LVA LVA-Leiterin: Elisabeth Christen Einheit 3: Grundlagen von Angebot und Nachfrage (Kap. 2, Teil II) Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 1 Qualitative Analyse: Angebot und Nachfrage Wie hängen Preis und Angebotsmenge bzw. Nachfragemenge zusammen? Angebot: QS = QS (P ) | {z } + Nachfrage:QD = QD (P ) | {z } - Abbildung: Angebot und Nachfrage Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 2 Quantitative Analyse: Preiselastizität der Nachfrage I Wie stark ist der Zusammenhang zwischen Nachfragemenge und Preis? Beispiel: QD = 10 − 2P =⇒ P = 5 − 12 QD Abbildung: Nachfrageänderung aufgrund einer Preisänderung A → B Wie stark reagiert die nachgefragte Menge auf eine Preisänderung? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 3 Quantitative Analyse: Preiselastizität der Nachfrage II Beispiel: QD = 10 − 2P Was passiert mit der nachgefragten Menge QD , wenn der Preis P um eine Einheit steigt? Preis P steigt von 2 auf 3 =⇒ Nachfrage QD sinkt von 6 auf 4 ∆P (Preisänderung)= +1 =⇒ ∆QD (Mengenänderung)= −2 Problem: Angabe in Mengeneinheiten −→ absolutes Maß −→ nicht vergleichbar =⇒ Dimensionsloses Maß: Elastizität (prozentuelle Veränderung) Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 4 Quantitative Analyse: Preiselastizität der Nachfrage III EPD = ∂QD ∂P · P QD Beispiel: QD = 10 − 2P P = 2 =⇒ QD = 6 ∂QD ∂P = −2 EPD = −2 · 26 = − 23 Wenn der Preis um 1 Prozent steigt, sinkt die Nachfrage um Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 2 3 Prozent. 5 Die Elastizität . . . ist Sensitivität oder Empfindlichkeit. . . . ist ein dimensionsloses Maß . . . dient der quantitativen Untersuchung von Angebot- und Nachfrageänderungen aufgrund von Veränderungen ihrer Einflussgrößen (zB.: Preis, Einkommen, etc.) Allgemein: Exy misst die Empfindlichkeit der abhängigen Variable (y) im Hinblick auf eine marginale Veränderung einer unabhängigen Variable (x) =⇒ Wie reagiert y wenn sich x marginal verändert? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 6 Berechnung und Interpretation I ∂y x 4y x · = · 4x→0 4x y ∂x y Exy = lim Exy gibt an, um wieviel % sich die abhängige Variable y verändert, wenn sich die unabhängige Variable x um 1 % erhöht. Exy < 0 =⇒ Negativer Zusammenhang Exy = 0 =⇒ Kein Zusammenhang Exy > 0 =⇒ Positiver Zusammenhang Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 7 Berechnung und Interpretation II |Exy | < 1 unelastischer Zusammenhang y verändert sich um weniger als 1 %, wenn sich x um 1 % erhöht. |Exy | = 1 Einheitselastizität y verändert sich um genau 1 %, wenn sich x um 1 % erhöht. |Exy | > 1 elastischer Zusammenhang y verändert sich um mehr als 1 %, wenn sich x um 1 % erhöht. Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 8 Typen von Elastizitäten „Erweiterte Nachfragefunktion“: QD = QD (P, I, Pa ) P . . . Preis des betrachteten Gutes, I. . . Einkommen und Pa . . . Preis des/der anderen Gutes/Güter Preiselastizität der Nachfrage: EPD = ∂QD ∂P · P QD Einkommenselastizität der Nachfrage: EID = Kreuzpreiselastizität der Nachfrage: EPDa = Preiselastizität des Angebots: EPS = Elastizitäten und staatl. Interventionen IK ∂QS ∂P · ∂QD ∂I ∂QD ∂Pa · · I QD Pa QD P QS WS 2010/2011 9 Preiselastizität der Nachfrage Wie reagiert die nachgefragte Menge eines Gutes auf eine einprozentige Preisänderung? EPD = ∂QD ∂P · P QD EPD < 0 −→ gewöhnliches Gut EPD > 0 −→ Giffen Gut Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 10 Berechnung der Preiselastizität der Nachfrage EPD = ∂QD P · ∂P QD Beispiel QD (P ) = 20 − 5P P =3 EPD = ??? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 11 Einkommenselastizität der Nachfrage Wie reagiert die nachgefragte Menge eines Gutes auf eine einprozentige Einkommensänderung? EID = ∂QD ∂I · I QD EID > 0 −→ normales Gut |EID | > 1 −→ Luxusgut |EID | < 1 −→ „lebensnotwendiges Gut“ (Sättigung) EID < 0 −→ inferiores Gut Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 12 Berechnung der Einkommenselastizität der Nachfrage EID = ∂QD I · ∂I QD Beispiel QD (P, I, Pa ) = 20 − 3P + 2I − Pa P =3 I=4 Pa = 2 EID = ??? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 13 Kreuzpreiselastizität der Nachfrage Wie reagiert die nachgefragte Menge eines Gutes auf eine einprozentige Änderung des Preises eines anderen Gutes? EPDa = ∂QD ∂Pa · Pa QD EPDa > 0 −→ Substitute EPDa < 0 −→ Komplemente EPDa = 0 −→ abgegrenzte Märkte Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 14 Berechnung der Kreuzpreiselastizität der Nachfrage EPDa = ∂QD Pa · ∂Pa QD Beispiel QD (P, I, Pa ) = 20 − 3P + 2I − Pa P =3 I=4 Pa = 2 EPDa = ??? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 15 Preiselastizität des Angebots Wie reagiert die angebotene Menge eines Gutes auf eine einprozentige Preisänderung? EPS = ∂QS ∂P · P QS |EPS | < 1 −→ unelastisches Angebot |EPS | > 1 −→ elastisches Angebot Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 16 Preiselastizität der Nachfrage graphisch Abbildung: Je steiler die Kurve, desto geringer die Elasitizität! Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 17 Preiselastizitäten entlang einer linearen Nachfragekurve Abbildung: Preiselastizität entlang einer linearen Nachfragekurve (QD = 16 − 2P ) P D → ∂Q ∂P immer gleich, aber Q ändert sich entlang der Kurve Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 18 Preiselastizität der Nachfrage Die Nachfrage nach einem Gut ist tendentiell elastischer, wenn . . . . . . substitutive Güter erhältlich sind. . . . es sich nicht um ein lebensnotwendiges Gut handelt. . . . das Gut eng definiert ist (PKW vs. Audi). → Auch die zeitliche Dimension hat einen Einfluss auf die Elastizität. Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 19 Zeitliche Dimension Wieviel Zeit vergeht zwischen der Änderung der betrachteten Variablen und der Messung? Bei dauerhaften Konsumgütern (z.B.: PKW) ist die Nachfrage kurzfristig preiselastischer als langfristig. Bei kurzlebigen Konsumgütern (z.B.: Benzin) ist die Nachfrage langfristig preiselastischer als kurzfristig. Das Angebot ist in der Regel langfristig preiselastischer als kurzfristig. Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 20 Preiselastizität und Erlöse Die Preiselastizität der Nachfrage ist ein wichtiges Instrument zur Klärung der Frage, ob das Unternehmen den Preis eines Produktes erhöhen oder senken sollte. Von der Preiselastizität hängt es ab, ob die Erlöse (R = P · QD ) des Unternehmens bei einer Preiserhöhung (Preissenkung) steigen oder sinken. Wenn |EPD | < 1 unelastisch => Erlöse steigen (sinken) Wenn |EPD | = 1 Einheitselastizität => Erlöse bleiben gleich Wenn |EPD | > 1 elastisch => Erlöse sinken (steigen) Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 21 Wirtschaftspolitische Maßnahmen Auf dem freien Wettbewerbsmarkt bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis sowie die abgesetzte Menge eines Gutes. Die Gesetze von Angebot und Nachfrage führen den freien Markt dabei ins Gleichgewicht −→ Angebots- oder Nachfrageüberschüsse treten nur temporär auf. Wie verändern jedoch wirtschaftspolitische Maßnahmen (staatliche Interventionen) diese Ergebnisse? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 22 Marktintervention mittels Preisvorschriften Die Wirtschaftspolitk hat beispielsweise die Möglichkeit Preisvorschriften festzulegen: Höchstpreis: Gesetzlich vorgeschriebener Maximalpreis für ein Gut. Mindestpreis: Gesetzlich vorgeschriebener Minimalpreis für ein Gut. Beispiele: Mietpreisbindung (Höchstpreis), Mindestlöhne,... Weiteres Instrument: Steuern (vgl. Marktwirtschaft und Staat) Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 23 Die Wirkung eines Höchstpreises Abbildung: Preisregulierung durch Höchstpreis - Nachfrageüberschuss Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 24 Die Wirkung eines Höchstpreises - Beispiel Beispiel QD (P ) = 6 − 23 P QS (P ) = −2 + 2P P M AX = 2 P ∗ , Q∗ , QS (P M AX ), QD (P M AX ), Überschuss, realisierte Menge, Skizze??? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 25 Die Wirkung eines Mindestpreises Abbildung: Preisregulierung durch Mindestpreis - Angebotsüberschuss Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 26 Die Wirkung von Preisvorschriften Höchstpreis: P M AX < P ∗ Höchstpreis bindet −→ Nachfrageüberschuss P M AX > P ∗ Höchstpreis bindet nicht −→ Gleichgewicht Mindestpreis: P M IN > P ∗ Mindestpreis bindet −→ Angebotsüberschuss P M IN < P ∗ Mindestpreis bindet nicht −→ Gleichgewicht Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 27 Mindestlöhne - Ein Beispiel aus der Praxis Abbildung: Die Wirkung eines bindenden Mindestlohnsatzes Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 28 Die Wirkung eines Mindestlohnes - Beispiel Beispiel LD (W ) = 6, 6 − 0, 3W LS (W ) = −0, 8 + 0, 4W W M IN = 12 LD und LS in Mio Beschäftigte, W in EUR pro Arbeitsstunde W ∗ , L∗ , LS (W M IN ), LD (W M IN ), Arbeitslose, Skizze??? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 29 Fragen??? Elastizitäten und staatl. Interventionen IK WS 2010/2011 30