8 1 MESSUNG UND VEKTOREN 1 Messung Beispiel 1.1: Die Dimension des Drucks Der Druck P in einer bewegten Flüssigkeit hängt von ihrer Dichte ρ und von ihrer Geschwindigkeit v ab. Gesucht ist eine einfache Kombination von Dichte und Geschwindigkeit, die die richtige Dimension des Drucks ergibt. Problembeschreibung: Aus Tabelle 1.2 lässt sich ablesen, dass der Druck die Dimension m/(l t 2 ), die Dichte die Dimension m/l 3 und die Geschwindigkeit die Dimension l/t haben. Sowohl bei der Dimension des Drucks als auch bei der der Dichte steht die Masse im Zähler. In der Geschwindigkeit kommt die Masse dagegen nicht vor. Daher müssen die Dichte und die Geschwindigkeit so multipliziert oder dividiert werden, dass in der Dimension des Drucks die Masse steht. Um den genauen Zusammenhang zu ermitteln, können wir zunächst die Dimension des Drucks durch die der Dichte dividieren. Anschließend betrachten wir das Ergebnis, um zu sehen, wie daraus die Dimension einer Geschwindigkeit gebildet werden kann. Lösung: 1. Dividieren Sie die Dimension des Drucks durch die der Dichte, sodass ein Ausdruck entsteht, der die Dimension der Masse m nicht enthält: [P] l2 m/(l t 2 ) = = [ρ] m/l 3 t2 2. Wie man sieht, hat das Ergebnis die Dimensionen von v 2 . Damit hat der Druck die gleiche Dimension wie das Produkt aus Dichte und Geschwindigkeit zum Quadrat: m [P] = [ρ] [v ] = 3 l 2 2 l m m l2 = 3 · 2 = 2 t l t lt Plausibilitätsprüfung: Division der Dimension des Drucks durch die Dimension des Geschwindigkeitsquadrats ergibt wieder die Dimension der Dichte: [P] /[v 2 ] = (m/ l t 2 ) / (l 2 / t 2 ) = m/ l 3 = [ρ]. 1.3 Dimensionen physikalischer Größen Wie wir gesehen hatten, enthält eine physikalische Größe sowohl eine Maßzahl als auch eine Maßeinheit. Die Maßeinheit gibt den für die Messung verwendeten Standard an und die Maßzahl, wie oft der Standard in der gemessenen Größe enthalten ist. Um zu charakterisieren, was man misst, muss man aber die Dimension der physikalischen Größe angeben. Länge, Zeit und Masse sind Dimensionen. Der Abstand d zweier Körper hat die Dimension einer Länge. Wir schreiben hierfür [d] = l, wobei [d] die Dimension des Abstands d bedeutet und l für die Dimension der Länge steht. Entsprechend bezeichnen t und m die Dimensionen der Zeit bzw. der Masse. Die Dimensionen verschiedener anderer Größen lassen sich durch diese Grunddimensionen ausdrücken. So ergibt sich der Flächeninhalt A einer Fläche, indem man eine Länge mit einer zweiten Länge multipliziert. Da der Flächeninhalt das Produkt zweier Längen ist, sagt man, er habe die Dimension „Länge mal Länge“ oder „Länge zum Quadrat“, was als [A] = l 2 geschrieben werden kann. In dieser Gleichung bedeuten [A] die Dimension der Größe A und l die Dimension der Länge. Die Geschwindigkeit hat die Dimension Länge durch Zeit oder l/t. Die Dimensionen anderer Größen wie Kraft oder Energie können durch die Dimensionen von Grundgrößen wie Länge, Zeit und Masse ausgedrückt werden. Zwei physikalische Größen lassen sich nur dann sinnvoll addieren oder subtrahieren, wenn sie die gleiche Dimension Tabelle 1.2 Dimensionen physikalischer Größen Größe Zeichen Dimension Flächeninhalt Volumen Geschwindigkeit Beschleunigung Kraft Druck (F/A) Dichte (m/V ) Energie A V v a F P ρ E [A] = l 2 [V ] = l 3 [v] = l/t [a] = l/t 2 [F] = m l/t 2 [P] = m/(l t 2 ) [ρ] = m/l 3 [E] = m l 2 /t 2 m2 m3 m/s m/s2 kg · m/s2 kg/ms2 kg/m3 kg · m2 /s2 besitzen. So ergibt es keinen Sinn, einen Flächeninhalt und eine Geschwindigkeit zu addieren. Bei einer Gleichung wie A = B +C müssen also alle Größen, A, B und C, die gleiche Dimension besitzen. Außerdem erfordert die Addition von B und C, dass diese Größen die gleiche Einheit haben. Wenn B ein Flächeninhalt von 500 m2 und C ein Flächeninhalt von 4 km2 ist, muss entweder B in die Einheit von C umgerechnet werden oder umgekehrt, um die Summe zu ermitteln. Oft entdeckt man Fehler in Gleichungen, indem man die Dimensionen oder Einheiten der Größen überprüft. Dieses Vorgehen heißt Dimensionsanalyse. Nehmen wir an, wir wollten irrtümlich die Formel A = 2πr verwenden, um den Flächeninhalt eines Kreises zu berechnen. Da 2πr die Dimension einer Länge hat, während der Flächeninhalt die Tipler/Mosca: Physik, 6. Auflage