flektierende Sprachen: MORPHOLOGIE kurze Wiederholung: Sprachtypen agglutinierende Sprachen: Wurzelflexion (z.!B. Arabisch) oder Flexion durch Affixe (z.!B. Latein) typisch: • verschiedene Endungen drücken dasselbe aus (z. B. dt. -er, -e, -en, -s = ‚Plural‘) • gleiche Endungen drücken Verschiedenes aus (z. B. dt. -en = Plural, Akkusativ, Infinitiv...) Synthetischer Sprachbau: „Ankleben“ von Affixen; z.!B. Finnisch, Japanisch, Türkisch, Quechua... Lexem und grammatische Information bilden eine Einheit; die grammatischen Morpheme sind gebunden. typisch: Analytischer Sprachbau: eine Endung ! eine Bedeutung (z. B. türkisch -ler = ‚Plural‘, gleichermaßen bei Substantiven und Verben) Lexem und grammatische Information stehen getrennt; die grammatischen Morpheme sind frei. flektierende Sprachen = synthetisch Zurück zum Thema agglutinierende Sprachen = überwiegend synthetisch isolierende Sprachen = analytisch Die Übergänge sind fließend. Wortartenbestimmung: semantische Kriterien Semantische Kriterien: Bedeutungstypen Kategorematische oder autosemantische Bedeutung = gliedert etwas Reales oder Vorgestelltes aus der außersprachlichen Wirklichkeit aus Bedeutungstypen: Deiktische Bedeutung = der „sprachliche Zeigefinger“ du, hier, jetzt Frau, Einhorn, Strukturalismus Bedeutungstypen (2): Synkategorematische oder synsemantische Bedeutung =!drückt Beziehungen zwischen Autosemantika (Deiktika) aus und, auf, weil Anwendung auf: offene und geschlossene Wortklassen Bedeutungstypen (3): Wortartenbedeutung oder kategorielle Bedeutung Meine Hand blutet. An meiner Hand ist Blut. Meine Hand ist blutig. Beispiel nach Brinkmann (1971: 199). Offene vs. geschlossene Wortklassen Offene Wortklassen können jederzeit neue „Mitglieder“ aufnehmen. Beispiele: Computer, chatten, aubergine... Geschlossene Wortklassen können nicht beliebig erweitert werden. Beispiele: Pronomina: du, wir, sie... Präpositionen: in, an, auf... Konjunktionen: oder, weil, denn... Morphologische Eigenschaften von Wortarten, Beispiel: Morphologische Kriterien der Wortartbestimmung: Morphologische Eigenschaften von Wortarten Kategorien des Substantivs • Definitheit • Genus • Kasus • Numerus (Reihenfolge: alphabethisch) Numerus Numerus Numerus – Numeri ‚Zahl‘ Fragen: (1) Haben alle Sprachen Numerus? (2) Wie viele Numeri gibt es überhaupt? Singular –! Plural Numerus Singular –! Dual – Numerus Plural Singular –! Dual –! Trial – Plural Konkrete Beispiele Gibt es Reste des Dual im Deutschen? aus: Corbett (2000: 41) [Yimas und Lihir: Sprachen aus Neu Guinea] Das Genus Hosen; Jeans, Shorts Plural: Genera = ‚(grammatisches) Geschlecht‘ (= formal: Plural) (1) Haben alle Sprachen Genus? semantisch: beide, Paar (2) Wie viele Genera gibt es? (3) Woran erkennt man ein Genus? Semantische Genussysteme Beispiel: Tamilisch (Indien, Sri Lanka) Drei Genera: Morphologische Genussysteme Das Genus ist vom Formenbestand abhängig (beispielsweise vom Deklinationsparadigma, dem ein Wort angehört). • männlich-vernunftbegabt (Gott, männlicher Mensch) • weiblich-vernunftbegabt (Göttin, weiblicher Mensch) • nicht vernunftbegabt Beispiel: Latein, Russisch Näheres kann man nachlesen bei: Corbett (1999): Gender. Cambride. Phonologische Genussysteme Das Genus ist von der lautlichen Gestalt eines Wortes abhängig (beispielsweise von der Silbenstruktur oder der Art des Auslautes) Beispiel: Französisch Cf. Corbett (1999: 33–69). Was für ei n Genussystem hat das Deutsche? Das Genussystem des Deutschen folgt semantischen, morphologischen und phonologischen Prinzipien. Beispiel für morphologische Prinzipen im Deutschen: Wortbildung Eine Vogelart heißt Grunk. -heit, -keit, -ung, -erei: femininum (Gesundheit, Heiterkeit, Bildung, Schweinerei) Ge- + -e: (Gelege, Gebirge, Gehäuse, Gedränge) Muss es der, die oder das Grunk heißen? neutrum Endungslose Derivation aus Verbstämmen: maskulinum (Gang, Lauf, Ruf, Schrei, Schritt) Semantische Kriterien: Beispiel Nutztiere Tiergattung: neutrum weibliches Tier: femininum männliches Tier: maskulinum kastriertes männliches Tier: maskulinum Jungtier: neutrum Genussystem des Deutschen: Menschen das Pferd das Rind das Schwein das Huhn maskulinum Genus: Gesamte Gattung Mensch die Stute die Kuh die Sau die Henne weiblich der Hengst der Stier der Eber der Hahn der Wallach der Ochse (der Bork) der Kapaun das Fohlen das Kalb das Ferkel das Küken femininum Frau, Dame neutrum Weib, Mädchen männlich Mann, Herr, Junge, Knabe, Bub(e) Bursche jung Säugling Kind Genussystem des Deutschen: Menschen Kasus maskulinum Genus: Gesamte Gattung Mensch femininum neutrum Kasus – Plural: Kasu#s ‚Fall‘ weiblich Vamp Frau, Dame Mann, Herr, Junge, Knabe, Bub(e) Bursche Memme Tunte Schwuchtel Weib, Mädchen männlich jung Säugling Kind Wozu ist ein Kasus gut? Frage: Was ist ein Kasus überhaupt –!und wozu ist er gut? Mann -----> beißt -----> Hund Hund -----> beißt -----> Mann Akkusativ als Beispiel Handelnde/r ------> Handlung (Verb) -----> Ziel der Handlung Mann -----> beißt -----> Hund Hund -----> beißt -----> Mann Woher kommen Kasus historisch? Wie sind sie entstanden? Morphologischer Ausdruck syntaktischer Rollen Den Hund beißt der Mann. Den Mann beißt der Hund. Beispiel: lokale Relationen Chinesisch: !" zai befindlich Japanisch: 机 tsukue Tisch #$" zhuozi Tisch %" shang oberhal b の 上 no Genetiv ue Raum oberhalb Lokale Relationen (2) Türkisch: masanın Tisch-Genetiv üstünde Oberfläche-Possessiv– Lokativ Ungarisch: az asztalon Artikel Tisch-Superessiv Türkisch: alt ara arka ba! dı! çevre iç kar!ı orta ön üst yan 'Unterseite' 'Zwischenraum' 'Rückseite' 'unmittelbare Nachbarschaft' 'Äußeres' 'Umgebung' 'Inneres' 'Gegenüber' 'Mitte' 'Vorderseite' 'Oberseite' (cf. engl. t o p ) 'Seite' Lokale Kasus in indogermanischen Sprachen: woher? Ablativ wo? Lokativ wohin? Akkusativ Kurzer Ausflug zum Verb Ungarisch: lokale Kasus Inessiv Elativ Illativ (-ben/-ban) (-ból/-böl) (-be/-ba) 'in' 'aus heraus' 'hinein' Superessiv (-n/-en/-ön/-on) 'auf' Delativ (-ról/-röl) 'von herab' Sublativ (-re/-ra) 'hinauf auf' Adessiv Ablativ Allativ (-nél/-nál) (-tól/-töl) (-hez/höz/hoz) 'bei' 'von' 'zu Kasus der indogermanischen Sprachen Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ Ablativ Lokativ Instrumental [Direktiv] Vokativ