Im Fokus: WEST SIDE STORY Musical von Leonard Bernstein DIE GANZE WELT IST BÜHNE Aus dem Leben eines Inspizienten ALLE TERMINE Dezember 2010 bis Februar 2011 HOME. SWEET HOME. Im Gespräch mit Danilo Tepša Eine Anzeigensonderveröffentlichung der vom 30. November 2010 2 Liebe Leserinnen und Leser! Mit diesem Theatermagazin möchten wir Ihnen ein kleines Geschenk machen. Es besteht aus hoffentlich unterhaltsamen und amüsanten Momenten des Ausruhens in der Vorweihnachtshektik. Außerdem liefern wir Ihnen vielleicht hiermit auch ein paar kleine Geschenktipps, denn ein Theatergutschein für eine von Ihnen ausgesuchte Vorstellung oder eine Inszenierung nach Wahl des oder der Beschenkten kommt garantiert gut an. Lassen Sie sich also mit diesem Theatermagazin einstimmen auf die WEST SIDE STORY, auf stimmungsvolle Erzählungen der SCHEHERAZADE, auf Theater im Klassenzimmer, die Adventsmatinee und das Neujahrskonzert. Sie erhalten einen Überblick über die Vorstellungstermine bis Ende Februar – und Sie können Eintrittskarten gewinnen und erleben die eine oder andere Überraschung. Ich wünsche Ihnen also viel Spaß bei der Lektüre des Theatermagazins. Und da es die letzte Ausgabe in diesem Jahr ist, wünsche ich Ihnen schon jetzt eine stimmungsvolle Adventszeit, frohe Weihnachten und einen glücklichen Start ins Jahr 2011. Ihre Juliane Wulfgramm Dramaturgin Eine kleine Frage bitteschön ... Heute haben wir einmal eine kleine Frage in eigener Sache. Zur Spielzeit 2010/11 haben wir das Erscheinungsbild unseres Leporellos verändert – und bezwecken damit eine bessere Übersichtlichkeit bezüglich der größer gewordenen Vielzahl an Inszenierungen und Spielstätten. Doch – haben wir das Ziel auch erreicht? Bitte sagen Sie uns Ihre Meinung zu Übersichtlichkeit, Informationsgehalt und Optik. Damit sich die Mühe für Sie lohnt, verlosen wir unter allen Teilnehmern jeweils zwei Freikarten für eine Vorstellung Ihrer Wahl – einzige Ausnahme ist hier leider die WEST SIDE STORY. Antworten bis zum 31.12.2010 an die Magazin-Redaktion per E-Mail an [email protected] oder postalisch an: Theater Koblenz • Redaktion Theatermagazin • Clemensstraße 5 • 56068 Koblenz 3 Home. Sweet Home. Im Gespräch mit Danilo Tepša. Für diese Folge von HOME. SWEET HOME treffe ich Danilo Tepša quasi in seinem erweiterten Wohnzimmer – einer gemütlichen Coffeelounge in der Koblenzer Innenstadt. Eigentlich wohnt er in Lützel, unweit der Balduinbrücke. Doch zwischen einer Endprobe der NASE und einer Runde Eisenstemmen im Fitness-Studio (was er vorbildlicher Weise fast täglich absolviert) ziehen wir zwecks Zeitersparnis das Café vor. Zur Wohnung in Lützel übrigens kam es, so Danilo, weil er die Wohnungssuche hasst und daher blitzschnell einen Mietvertrag unterschrieben hat. ... Und wie ist er überhaupt hierhin gekommen nach Koblenz im Allgemeinen und das hiesige Theater im Speziellen? ... „Das passte eigentlich ganz gut, denn hier in Koblenz war nach meinem zweiten Studienabschluss mein zweites Vorsingen. Eigentlich habe ich nur für den Narren im WOZZECK vorgesungen – und dann hieß es: ‚Zack, hier bleiben’ und es wurde daraus gleich ein Festengagement.“ Passend zur zweiten und finalen Wohnungsbesichtigung! „Eigentlich wollte ich noch in Mainz wohnen bleiben, wo ich studiert habe und mehre Chöre leitete, aber mit der Stelle am Theater bin ich dann nach Koblenz gezogen.“ ... Nun sind zwar in Mainz bereits zwei Studiengänge abgeschlossen, aber Danilo kann offensichtlich nicht genug bekommen vom Studium … „Zuerst war ich für Schulmusik und katholische Theologie eingeschrieben – und habe relativ schnell festgestellt, dass ich in der Schule nicht glücklich werde. Also habe ich nach der Zwischenprüfung gewechselt und dann Diplom-Gesang studiert. Nach dem Abschluss habe ich dann noch einen Studiengang angehängt und darf mich nun offiziell ‚Master of Voice’ nennen.“ Nun steht er im dritten Studium kurz vor dem Konzertexamen, das in anderen Studiengängen der Promotion entspricht. Zudem hatte dieses den überaus hilfreichen Effekt, dass Danilo als Student ständig weiterführenden Gesangsunterricht nehmen konnte, den er sich außerhalb der Uni teuer selbst finanzieren müsste. Außerdem hat er so gerne und gut mit seinem Lehrer Professor Andreas Karasiak gearbeitet, dass er jede Chance dankbar genutzt hat, den Abschied hinaus zu zögern. Aber er hat dies nicht nur gern angenommen, sondern eben so gern auch sein Können weitergegeben und während der Studienzeit bis zu vier verschiedene Chöre geleitet – vom akademischen Chor in Mainz bis zu sangesfreudigen Rentnerinnen im Kirchenchor in Wiesbaden. Geblieben ist ihm der Chor der Musikwissenschaftler in Mainz, der nun auch in Koblenz in der NASE gastiert. ... Neben der eigenen Stimme beherrscht Danilo auch noch mehrere Instrumente, ... „weil es mehrere mit Tasten gibt – vom Klavier über die Orgel bis hin zum Cembalo.“ ... Außerdem hat er 17 Jahre lang Geige gespielt – die hat er in der Grundschule für sich entdeckt, was ihm „die Blockflöte ersparte“. Nun hat er sie schon länger nicht mehr ausgepackt – aus Zeitmangel, denn ... ... das Übepensum ist einfach unmenschlich.“ Aha, interessantes Stichwort: die Grundschule. Woher kommt Danilo denn eigentlich und welcher Weg führte ihn zur Kunst? Danilo wurde im schönen Edelsteinstädtchen Idar-Oberstein geboren – eher ein Exot mit seinem künstlerischen Beruf innerhalb einer „gestandenen ehrlichen Arbeiterfamilie.“ In der Grundschule begann er also mit dem Geigenspiel, mit elf nahm er zusätzlich Klavierunterricht, später kamen Orgel und Cembalo dazu. Außerdem sang er im Schulchor und in der Kantorei. Aber „so richtig gesungen“ hat er dann erst mit Studienbeginn. ... Eine der vielen originellen Episoden aus Danilos Biografie: An die Schulzeit schloss sich die Bundeswehr an, die Danilo mit sechs Monaten Auslandseinsatz in Bosnien abschloss, wo er in Nullkommanix Leiter des Soldatenchores im Feldlager wurde und zudem in den Gottesdiensten die Orgel „traktierte“. „Unmittelbar“ nach seiner Rückkehr fand die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule statt – und da er aus verständlichen Gründen ohne Violine nach Bosnien gereist war und dementsprechend nicht üben konnte, hat er sich „aus purer Arroganz“ für das Hauptfach Gesang angemeldet und wurde prompt angenommen. Tja, so werden Karrieren gegründet … und führen direkt nach Koblenz. Übrigens hat sich Danilo hier noch keine Visitenkarten drucken lassen: Laut seinem unverrückbaren und angeb- lich auf Erfahrung basierenden Aberglauben verlässt er nämlich immer dann eine Stadt, wenn er sich gerade die Karten hat drucken lassen. Wer ihn also auf dem Weg zu einem Copyshop sichtet: liebe Koblenzer, halten Sie ihn vom Betreten ab! Zum Glück hat er ja reichlich zu tun bei uns: da ist DIE NASE, da ist für die ganz Kleinen das reizende DAS KLEINE ICH-BIN-ICH, da kommen bald WERTHER und ALCESTE auf ihn zu… und wenn er einen Rollenwunsch frei hätte? Da fallen ihm sofort mehrere Traumrollen für die nahe oder „mittelnahe“ Zukunft ein: die Titelpartie aus Benjamin Brittens „Albert Herring“ ist da ebenso vertreten wie eine ausgedehnte Buffo-Partie wie z.B. der Wenzel aus der „Verkauften Braut“ oder später („in fünf Jahren mal“) Mime und Loge aus dem „Ring des Nibelungen“. Also, Pläne sind reichlich da und die Lust aufs Theaterspielen ist unerschütterlich: Freuen wir uns also auf viele erfreuliche Begegnungen mit Danilo Tepša! Juliane Wulfgramm 4 Aus der Schreibwerkstatt gedankensplitter II: RAMON: I: die ersten tage wie adrenalin in schwankenden überdosen. dauerüberreizung. ganzkörperstress. ankommensversuche. starr wie ein verschrecktes rehkitz durch unbekanntes asphaltdickicht. unbekanntes terrain. perlend heißes klima stellt sich quer vor deinen geflickten lungen. menschen überall, draußen auf treppenabsätzen, umgedrehten obstkisten. der etwas abgetragene herr neben dir entblößt urplötzlich stepptanz(!) am ubahnsteig, ein nächster hat soeben 3(!) volle tüten teurer designerschuhe gefunden. gefunden, sagt er. man warnt dich sowie man dich als fremdkörper enttarnt – watch who‘s watching you. du lachst. angekommen oder: „ein bisschen so wie NYC.“ man schüttelt den kopf. der touri-stadtplan rutscht heimlich noch eine etage tiefer in die hosentasche. alles klar. freiheit. abenteuer. und ab und an dankbarkeit(?) für etwas „heimat“ in internetcafés. und diese hand zum anfassen, festhalten. heimlich. ankommen. abreisen. zum angekommensein wie immer keine zeit. fünf tage. das einrichten im hostel provisorisch, schon aufs fortgehen hin, portioniert, nur immer das wesentlichste. jede begegnung groteskes vorspiel ihres eigenen abschieds. jedes hello begrüßung seines nächsten bye‘s. und alles wiederum vorspiel bereits des nächsten anfangens, begegnens, --was ist eine stadt? was ist fiktion? II: die clemensstraße sei ja im grunde das lebendige herz koblenz‘, sagt einer abends in der theaterkantine (ein schotte), ein bisschen so wie new york city. abwegig, sag ich lautlos. so schrill abwegig, dass mir der gedanke selbst schon mal kam. nicht tief im klein-broadway der clemensstraße – nein damals, zum ersten mal am deutschen eck. eingeklemmt zwischen rhein und mosel. nach meiner ankunft. (j. und ich verweigern inzwischen standhaft die realität – der zentralplatz in großbaustelle wird schlicht umgebaut zum koblenzer central-park (mit see. ruderbooten.)). was ist ironie? was ist koblenz? was ist ein text? III: kann man auf facebook zuhause sein? elf monate. vier jahre. fünf tage. menschen, die immerfort städte, sachen, menschen bereisen. ankommen. abfahren. graz, berlin, münchen, S.F., N.Y., koblenz; k. und c. und m. und s. und j. und j. und .... manchmal das gefühl, mir am besten ein wohnzimmer einzurichten auf meinvz, ein arbeitszimmer auf yahoo, poster, andenken sortieren, mit meinen lieblingsplatten auf myspace an die wände nageln, in meinem amazon-bücherregal schmökern, stöbern, mir ein doppel- UND SCHEHERAZADE SAGTE Mit den Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“ verbindet so ziemlich jeder „Ali Baba und die vierzig Räuber“ oder „Sindbad und die Seefahrer“. Diese Geschichten tauchen in der Neuübersetzung von Claudia Ott nicht auf. Hier zeigt sich die „orientalische Welt“ ganz anders. Die nächtlichen Erzählungen der Scheherazade handeln von erotischen Vergnügen und harten Schicksalsschlägen, und sie haben nicht viel mit dem europäischen Bild von Tausendundeiner Nacht zu tun. Diese Geschichten eröffnen eine andere Perspektive, aber sie sind immer noch im wahrsten Sinne des Wortes ein- fach wundervoll. Grund genug, sie lebendig werden zu lassen. Um das Leben erzählen Die Erzählform in den Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“ gilt als der Prototyp des Cliffhangers. Scheherazade erzählt um ihr Leben und unterbricht ihre Geschichten immer an den interessantesten Stellen, damit sie – und viele andere Frauen mit ihr – nicht buchstäblich den Kopf verliert. Und die Geschichten wimmeln von Versen in unbekanntem Versmaß, sind gespickt mit „Lebensweisheiten“ und Sprichwörtern, bei denen man die Augen fast zwinkern sieht. Allen Geschich- bett bauen in meinem e-mailmain-account. mich morgens, im spiegel meines profilbilds beäugt, ein wenig waschen auf photoshop oder mein styling generalüberholen aus meinem pictures-album; kaffee-klatsch auf skype und etwas später via roaming-tarif. was ist prätention? was ist zuhause? was ist eine stadt? IV: elf monate später wieder aus dem raum treten, hinaus auf die clemensstraße, am neu errichteten central-park, den taubenfütternden & frisch verliebten vorbei, marienplatz, in die u-bahn stiefeln, brooklyn-manhatten, das tacheles, großstadtschluchten, menschenströme, der schlossberg, am deutschen eck – die koblenzer skyline mit jenem alles überragenden reiterstandbild fest im rücken – das letzte mal hudson und east river sich verschmelzen sehen und die seilbahn hoch hinauf ins ungeliebte new jersey. ...ja, ein bisschen so wie new york city. am pier A mein schiff besteigen, ablegen. ein weißes taschentuch gepostet via facebook. abreisen. alles geht irgendwann vorbei, koblenz (sogar die buga). vielleicht komme ich ja irgendwann wieder? Roman Senkl, Hausautor Ein Erzähltheaterprojekt der ENTHUSIASTEN nach Claudia Otts Neuübersetzung von „Tausendundeiner Nacht“ Premiere am 3. Dezember Probebühne 2 ten gemeinsam ist, dass sie als Gegenwert für mindestens ein Leben zählen. Und wir wissen ja, dass Märchen gut ausgehen... Gemäß der Struktur dieser Märchen haben wir verschiedene Abende eingerichtet. Der erste Abend widmet sich der amüsanten Geschichte, wie es überhaupt dazu kommt, dass Scheherazade all die weiteren Geschichten erzählt, und eine davon, die „Vom Fischer und dem Dschinni“ wird bei uns gleich angefügt. Etwas später, (am 10.12. ) erzählen die ENTHUSIASTEN die Geschichte vom „Träger und den drei Damen“, welche die Erotik der Geschichten am stärksten abbildet. Fortsetzung auf Seite 5 5 Noch später folgen die Geschichten vom Buckligen und dem Kaiser von China, und alle die weiteren grotesken und burlesken Geschichten, die dieser Komplex in sich hat. Mit der Erarbeitung der Geschichten aus „Tausendendeiner Nacht“ als Erzähltheaterprojekt widmen sich die ENTHUSIASTEN einem für sie ganz neuen Feld: dem Erzählen, und dieses Vorhaben ist eine wirkliche Herausforderung, denn es verlangt eine ganz andere Grundhaltung als das Spielen. Gutes Erzählen lebt maßgeblich von der Persönlichkeit des Erzählers, dessen Eintauchen und Art der Wiedergabe der Geschichten. Unterstützt werden sie dabei von dem aus dem Irak stammenden Musiker Saad Thamir. Abwechslungsreiche Abende entstehen so, bei denen man sich auf der intimen Probebühne 2 in die Kissen zurücklehnen kann und hören, sehen und staunen kann. Anna Zimmer Spielleitung und Dramaturgie: Anna Zimmer Bühne und Kostüme: Annette Haunschild Musik: Saad Thamir Mit: Waltraut Arnold, Susanne Beckenkamp, Maik Brunner, Maria Damm-Klein, Uta Hünermann, Heidi Pichler-Wilhelm, Christel Schneider, Berthold Schwamm, Sabine Schnug-Breidenbach, Andrea Sommer, Olaf Wiese, Silvia Zisgen Neujahrskonzert: Tango y Zarzuela Adventsmatinee Bekannte Melodien und verborgene Schätze aus Spanien und Südamerika. Musik von Ruperto Chapi, Horacio Salgan, Emiliano Gimenez, Heitor Villa Lobos und Astor Piazzolla: Die Musik der Zarzuela (Ende 17. Jahrhunderts entstanden) besteht oft aus Volksliedern oder Schlagern, die mit originalen Kompositionen ergänzt wurden. • 1. Januar 2011, 17 Uhr und 2. Januar 2011, 11 und 18 Uhr im Theater Koblenz • 5. Januar 2011, 20 Uhr, ArtArena Lokhallen, Mayen • 9. Januar 2011, 16 Uhr im Volkshaus Sossenheim, Frankfurt am Main • 12. Januar 2011, 20 Uhr in der Stadthalle Neuwied Musikalische Leitung: Enrico Delamboye Staatsorchester Rheinische Philharmonie Opernchor, Gesangssolisten und ein Schauspieler des Theaters Koblenz bestreiten das aufwändige Programm der diesjährigen Adventsmatinee am Sonntag, den 12. Dezember um 11 Uhr im Großen Haus. Unter der Gesamtleitung von Chordirektor Bernhard Ott (Foto) bietet das Ensemble vorweihnachtliche Leckerbissen des Barock unter anderem von Antonio Scarlatti, Giuseppe Torelli und Georg Friedrich Händel. Ringe Mystère Gold 750 Diamanten Rubine Saphire Tsavorite schmuck für‘s ich HOFACKER SchlossStraße / Ecke Casinostraße www.goldschmiede-hofacker.de 6 Judiths WG (3) Die Kunst des Scheitelns Es wird Winter. Rizomi ist langweilig. Also: Ihr ist langweilig. Sie ist mir schon vier Mal übers Papier gelaufen heute, und obwohl wir schon die maschinengewehrten Männer am Bahnhof gucken waren, ist sie immer noch nicht zufrieden. Was ist das, fragen Sie, schlechte Erziehung? Tja, ich bin auch ein bisschen ratlos. Rizomi stammt jedenfalls, das haben wir erst neulich herausgefunden, vom Dänischen Protestschwein ab (rotbunt, kurzhaarig). Meine Güte, dachte ich, dabei fahre ich doch so gern ans Mittelmeer. Rückblickend aber erklärt das einige Taten der letzten Wochen. Sie hat, ohne mein Wissen, neulich aus dem Altpapier eine Abowerbung für die taz rausgekramt, mit ihrem roten Huflack offensichtlich leserlich genug bekrakelt und die Bestellung erfolgreich abgeschickt – natürlich gleich zum „politischen“ Abopreis … Jetzt bekommen wir also neben ZEIT und SPEX die taz – und weil Rizomi auch gern fernsieht – die Lehrerbrief Bei vielen Theaterbegeisterten wird OEDIPUS als d e r Theaterklassiker gehandelt. Am 23. Januar kommt er auf die Bühne des Theaters Koblenz. Vordergründig könnte uns dieses Drama auch als erstes Kriminalstück europäischer Literatur erscheinen. Bei genauerem Hinsehen eröffnet sich dem Betrachter ein höchst dialektisches Spiel um Sein und Schein, ein Spiel der Spannungen und geheimen Bezüge auf verschiedenen Ebenen, ein Spiel auch abgründiger Ironie. Theaterbesucher vor 2500 Jahren gingen mit dem Wissen um den Oedipus-Mythos in die Vorstellung, was sie reizte, war die Interpretation des Stoffes durch den Dichter. Für Theaterbesucher von heute ist es spannend zu erleben, wie sich in diesem Drama ein Mensch selbst auf die Simmel-Gesamtausgabe. Da hat sie wenigstens was zu tun. Um die neu entfachte Lesewut zu schüren und sie ein wenig an ihre natürliche Umgebung zu erinnern, hat ihr R. neulich zum Geburtstag „Feuchtgebiete“ geschenkt. Mit Vorlese-Versprechen. Rizomi hat sich direkt in Charlotte verliebt, und als sie sich Anfang des Monats in Köln getroffen haben, um gemeinsam nach Gorleben zu fahren und den Castor aufzuhalten, hat Rizomi vorgeschlagen, dass es doch jetzt nur konsequent wäre, auch nach der ganzen Unterwerfungs-Debatte von Schwarzer und Köhler, wenn Christian mit Charlotte schliefe und dann nicht mehr die Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke unterschreibt. Sie wissen nicht, was bei uns los ist! Nach ausschweifender Protestreiserei im Sommer haben wir mit ihr Rituale geschaffen: Das gleicht auch uns ein bisschen aus. Es beginnt jetzt mit der Montagsdemo in Koblenz und führt sich mittwochs beim Schwabenstreich in Stuttgart fort, die Menschen dort sind so verlässlich mit dem Protestieren, wie verletzlich für die Polizei. Rizomi ist dadurch zum totalen Volker Lösch-Fan geworden, kann schwäbeln und findet Adorno plötzlich einen Waschlappen. Neuerdings weckt sie uns, Meisenflöte im Schnauzenwinkel, mit Beleidigungen: „Griffelschpitzer! Hurasiach! Allmachtsdackel!“ Um das Skandieren zu üben, hat sie außerdem im Oktober hin und wieder heimlich an den Kammerspielen gelauscht, wenn der Koblenzer Rentnerchor „Wer Macht Maria?“ geprobt hat: „Keiner sollte allein gehen müssen! Wir treten an! Wir laufen los! Wir stoßen zu!“ Das ist eh so eine Sache: Für ein Diskurs- 2 1 schwein ist die Unterteilung von Arbeit und Freizeit kaum noch messbar, Unterteilungen sind ihr wegen der Hierarchie sowieso zuwider, aber stubenrein ist sie dann auch nicht. Manchmal liegen ihre Gedankenbüschel nämlich wochenlang auf unseren Wäscheständern im Flur. Da ist es gut, wenn sie, während unserer Jazzproben donnerstags, wegen des Vorleseversprechens zu R. rübergeht. Rizomi ist dadurch viel friedlicher geworden, sie schläft nachts wieder entlang ihren circadianen und ultradianen biologischen Rhythmen. Aktuell liest ihr R. „Der Aufreißer“ vor, von so nem Playboyredakteur. Rizomi war nämlich erfolgreich mit der Vermietung ihrer zweiten Betthälfte. Da wohnt seit drei Wochen ein hübsches Mädel, das zu Personenschutz in den 70ern arbeitet und jeden Tag ins Bundesarchiv auf die Karthause reist. Und wie hieß es damals so schön: „Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht.“ Oder, frei nach Somerset Maugham: „Es ist ein großer Trost, andere dort scheiteln zu sehen, wo man selbst gescheitelt ist.“ Judith Pielsticker Das OEDIPUS-Paket Schliche kommt. Damit sich der Vorstellungsbesuch für SchülerInnen zu einem nachhaltigen Erlebnis gestaltet, bieten wir im Zusammenhang mit dieser Inszenierung wieder verschiedene Varianten der Vorund Nachbereitung an. Variante 1: Werkeinführung Gerne kommen wir zu Ihnen in die Schule, um die Schüler über den Mythos, seine Interpretation durch Sophokles und das Regiekonzept ins Bild zu setzen. Zeitrahmen: 1 – 2 Unterrichtsstunden, je nach Vorkenntnissen der Schüler zum Stück. Variante 2: Theaterpädagogischer Workshop Der Workshop kann einen anderen Zugang zu den „Buch- staben“, die SchülerInnen wohl manchmal so unzugänglich entgegenkommen, ermöglichen. Das spielpraktische Konzept ist so angelegt, dass sie den Stoff wie bei einem Indizienprozess, bei dem der Ankläger sich nach und nach als Täter entpuppt, durchspielen werden. Dazu braucht es etwas Zeit. Jeweils eine Klasse ist eingeladen, ins Theater zu kommen und für mehrere m ehrere Stunden in den Räumen, m en, in denen sonst geprobt wird, w ird, in die Welt des Theaters einzutauchen. e inzutauchen. Die Aufwärmübungen ü bungen schaffen den Übergang zum Spiel, denn die SchülerInnen haben die Chance, in die Rollen der Protagonisten zu schlüpfen und deren Perspektiven für ein paar Momente zu übernehmen. Mit dieser Erfahrung schauen sie während der Vorstellung anders auf den Text und die Inszenierung. Zeitrahmen: 3 Zeitstunden Variante 3: 3 Nachgespräch Gerne kommen wir auch nach dem Vorstellungsbesuch zu Ihnen in die Schule, um mit den SchülerInnen über das Gesehene ins Gespräch zu kommen. Alternativ dazu finden zu ausgewählten Terminen im Theater direkt nach der Vorstellung Publikumsgespräche mit den Schauspielern statt. Auch bei dieser Veranstaltung sind SchülerInnen gern gesehene Gäste. Anne Riecke Für die Terminabstimmung in Bezug auf das theaterpädagogische Angebot nehmen sie bitte mit der Abteilung Theaterpädagogik unter 0261 / 129 2866 oder [email protected] Kontakt auf. 7 Theater in der Schule FLASCHE LEER bei den Clemis und dich.“ Und genau das machte Felix Meyer und zog so die Schüler als Person David Aschinger in den folgenden 45 Minuten in seinen Bann. Direkt im Anschluss an das Theaterstück konnten die Schüler ihrer Begeisterung für die Inszenierung dann endlich freien Lauf lassen. In einer theaterpädagogischen Nachbereitungsphase mit Schauspieldirektorin Anne Riecke und Felix Meyer sollten die Schüler kritisch zu dem Stück Stellung nehmen. Es war eine angeregte Diskussion, in der die Schüler über ihre Gefühle während der Aufführung berichteten, Fragen an den Schauspieler stellten und beschrieben, was sie am meisten an dem Stück begeisterte. So war es die unmittelbare Nähe, die Felix Meyer zu den Schülern aufzubauen verstand. Mal setzte er sich direkt vor einen Schüler auf den Tisch oder monologisierte minutenlang Ihre Klassenzimmer wurden zur Theaterbühne, als die Zehntklässler der Clemens-Brentano/ Overberg-Realschule unvorbereitet von dem Schauspieler Felix Meyer besucht wurden. Es wurde für sie zu einem Genuss besonderer Art, da das Theater Koblenz die Schule für die Theaterproben zu dem von Markus Dietze inszenierten Klassenzimmerstück FLASCHE LEER ausgewählt hatte. Das Stück begann, als Felix Meyer das Klassenzimmer betrat: Laut brüllend, die Türe zuschmetternd kam er herein, schaute erregt in die total verdutzten Augen der Zehntklässler: Nach einer Weile des Schweigens, in der er sichtlich ruhiger wurde, begann er: „Mein Name ist David Aschinger, ich bin Schauspieler am Theater Koblenz. Ich spiele heute hier ein Stück.“ Etwas später fügte er hinzu: „Ich spiele für jeden einzelnen von euch. Für dich…dich…dich… Auge in Auge mit einer Schülerin. Außerdem nutzte er geschickt jeden Winkel des Klassenzimmers für seine Darstellung, lief mal aufgebracht in die eine Ecke oder hielt Dialoge mit vermeintlichen dritten Personen in einer ande- ren. Das einstimmige Fazit der Schüler lautete, dass dieses Theatererlebnis im Klassenzimmer für sie etwas ganz Besonderes gewesen war. Nicole Weiß-Urbach Clemens-Brentano-Realschule+ SCHLOSS ENGERS HOTEL-RESTAURANT Villa Musica Kulturwochenenden in Schloss Engers Besinnliches Weihnachtsarrangement Beethoven am Rhein – Die Alternative zum Karneval Unser Schlossteam bereitet Ihnen besinnliche Weihnachtstage voller Genuss, ein zauberhaftes Konzertprogramm, kulinarische Erlebnisse, ein rundum glänzendes Weihnachtsfest. Während draußen Jecken die Straßen und Plätze unsicher machen, wenden wir uns einem großen Komponisten zu: das Ensemble Villa Musica stellt die Kammermusik von Ludwig van Beethoven in den Mittelpunkt eines ganzen Wochenendes. Weihnachten in Engers I Heiligabend, 24.12.2010, 15 Uhr Virtuoses und weihnachtliche Solostücke für Harfe Christoph Bielefeld, Harfe solo Weihnachten in Engers II 1. Weihnachtstag, 25.12.2010, 17 Uhr Klavierwerke von Chopin und Schumann Erika Leroux, Klavier solo Weihnachten in Engers III 2. Weihnachtstag, 26.12.2010, 17 Uhr Barockmusik und Modernes Blockflötenduo „Disvorsi Salottieri“ Alte Schlossstraße 2 56566 Neuwied-Engers 04.03.2011 „Der Junge Beethoven“ 05.03.2011 „Cellissimo“ 06.03.2011 „Rasumowsky-Quartett“ 06.03.2011 „Mondscheinsonate“ 07.03.2011 „Kreutzersonate“ Die Konzerte können einzeln oder als Pauschalangebot mit Übernachtungen und Rahmenprogramm gebucht werden. Karten und Infos telefonisch unter 0 26 22 / 92 64 117 oder im Internet unter www.schloss-engers.de Telefon: 0 26 22 / 92 64-295 Telefax: 0 26 22 / 92 64-163 [email protected] www.schloss-engers.de 8 Im Fokus: WEST SIDE STORY In der New Yorker Westside liefern sich zwei rivalisierende Jugendbanden erbitterte Straßenkämpfe. Bernardo, Anführer der puertoricanischen Sharks, hat seine Schwester Maria gerade erst aus San Juan zu sich nach New York geholt. Schon bei ihrem ersten Tanzfest verliebt sie sich – ausgerechnet in Tony, den Kopf der amerikanischen Jets. Diese Liebe ist, wie schon die Romeos und Julias, „unsternbedroht“. folgsgeschichte der WEST SIDE STORY. Die Idee zu einer zeitgenössischen Adaption von „Romeo und Julia“ hatten Leonard Bernstein und Jerome Robbins, und die Arbeit des Komponisten mit Arthur Laurents und Stephen Sondheim brachte ein mitreißendes Stück modernen Musiktheaters hervor, in dem Drama, Gesang und Ballett eine neuartige künstlerische Verbindung eingingen. Musikalische Leitung: Enrico Delamboye Inszenierung: Philipp Kochheim Choreografie: Alonso Barros Bühne: Thomas Gruber Kostüme: Bernhard Hülfenhaus Dramaturgie: Juliane Wulfgramm Tony tötet Bernado in blinder Wut Und die Situation der Liebenden spitzt sich dramatisch zu, als in einem Kampf Tonys bester Freund Riff durch Bernardos Messer stirbt und Tony, der eigentlich die Gewalt hatte beenden wollen, in blinder Wut Bernardo tötet. Er flieht und erwartet in einem Versteck Maria. Doch eine falsche Nachricht meldet ihm den Tod der Geliebten durch Chino, den sie nach Bernardos Wunsch hatte heiraten sollen. Rasend vor Schmerz läuft Tony auf die Straße und fordert Chino auf, ihn zu erschießen. Da sieht er plötzlich Maria, die doch auf dem Weg zum verabredeten Treffpunkt ist. Die Liebenden stürzen aufeinander zu, da schießt Chino auf Tony, der tödlich getroffen wird. Tony stirbt in Marias Armen, doch sein Tod führt zur Versöhnung der verfeindeten Banden. Mit der Uraufführung im Jahre 1952 begann die beispiellose Er- Musical von Leonard Bernstein Choreografische Proben mit Alonso Barros und Ensemble. Bericht Bernsteins über die Entstehung der WEST SIDE STORY ... Aus seinem Logbuch ... New York, 6. Januar 1949. Jerry R. [Jerome Robbins] hat angerufen. Er hat eine prachtvolle Idee: eine moderne Version von „Romeo und Julia“, die in den Elendsvierteln einer großen Stadt spielt, während gleichzeitig sowohl das Oster-, wie das (jüdische) Pessach-Fest gefeiert wird. Hassausbrüche zwischen Juden und Christen. Die einen stellen die Capulets Shakespeares dar, die anderen die Montagues. Straßenkämpfe, zwei Tote – alles passt zueinander. Aber das alles ist viel weniger wichtig als die Grundidee: ein Musical zu schrei- Impressum Herausgeber: Theater Koblenz Clemensstraße 5 56068 Koblenz V.i.S.d.P.: Markus Dietze (Intendant) Fotos: Matthias Baus Redaktion: Juliane Wulfgramm Anzeigen: rz-Media GmbH August-Horch-Str. 28 56070 Koblenz Geschäftsführer: Jens Trabusch Verkaufsleiter: Günther Breuer Druck: Industriedienstleistungsgesellschaft mbH, 56055 Koblenz Leseprobe: Martin Shalita, Doris Schumacher, Philipp Kochheim, Christof Maria Kaiser. ben, das mit den Stilmitteln des Musicals arbeitet, aber nie Gefahr laufen darf, der Oper zu nahe zu kommen. Lässt sich das machen? In unserem Land, den USA, hat das noch niemand zustande gebracht. Ich finde schon die Idee sehr aufregend. Beverly Hills, 25. August 1955. Wir sind noch immer von der „Romeo“-ldee begeistert. Nur haben wir das ganze christlichjüdische Problem aufgegeben: Es erscheint uns plötzlich altmodisch. Stattdessen ist uns etwas eingefallen, das meinem Gefühl nach den Nagel auf den Kopf trifft: zwei Jugend-Banden, die eine kämpferische Puertoricaner, die andere selbst ernannte „echte“ Amerikaner ..., auf einmal habe ich alles sehr lebendig vor Augen. Ich spüre Rhythmen und ahne sogar schon die Form. New York, 14. November 1955. Ein junger Dichter namens Stephen Sondheim hat mir heute eine Reihe seiner Lieder vorgesungen. Ein Riesentalent! Ich glaube – und wir alle glauben – er ist ideal für unser Projekt. Die Zusammenarbeit gedeiht. Washington, D. C., 20. August 1957. Die Vor-Premiere gestern Abend war so, wie wir sie uns erträumt hatten. Ein Werk ist entstanden – ob es nun nach Broadway-Maßstäben einschlagen wird oder nicht. Alle Gefahren des Theaters wie Tod, Rassenfragen, jugendliche Darsteller, „ernste“ (?) Musik, komplizierte Tanzszenen: Alles dies brach über Publikum und Kritiker herein. Ich lachte und weinte, als hätte ich von diesem Stück nie etwas gesehen oder gehört. Ich glaube, dies ist die Folge davon, dass wir alle wirklich gemeinsam schufen und das gleiche Ziel vor Augen hatten. Sogar die Produzenten, die keinen Augenblick lang an ein kassenförderndes Happyend dachten – im Unterhaltungstheater des Broadway eine seltene Ausnahme. Ich bin stolz und glücklich darüber, mitgewirkt zu haben ... 9 Die ganze WELT ist BÜHNE 21:00 – Der Inspizient ruft wieder durch Klingelzeichen und Durchsagen das Publikum und die auf der Bühne beschäftigten Kolleginnen und Kollegen zur Fortsetzung der Vorstellung zusammen. Das träumt Jacques in WIE ES EUCH GEFÄLLT. Aber hinter der BÜHNE existiert auch eine ganz eigene WELT, die wir hier etappenweise vorstellen. Nachdem wir uns in der letzten Ausgabe mit einem Kaffee bei Moni in der Kantine gestärkt haben, wird es langsam Zeit, Richtung Bühne zu gehen, denn in einer Stunde beginnt die Abendvorstellung. Wir heften uns dafür an die Fersen des Inspizienten Thomas Gruber. Durch zwei schwere Brandschutztüren betreten wir mit ihm die Bühne, um erst einmal die Techniker und Beleuchter zu begrüßen, die mit den Vorbereitungen der Vorstellung unter Hochdruck arbeiten. Thomas nimmt unterdessen an seinem ca. einen Quadratmeter großen Arbeitsplatz auf der rechten Bühnenseite Platz. Wahrscheinlich der kleinste Arbeitsplatz des Theaters – und zugleich der größte, denn eigentlich umfasst er die ganze Bühne samt Ober-, Hinter- und Seitenbühne plus Beleuchtung und Tonanlage. Auch sämtliche Durchrufanlagen verzweigen sich von diesem Ort aus ins ganze Haus. Das Inspizientenpult selbst wollen wir uns heute mal ganz genau ansehen: ein Tisch, ein Drehstuhl, zwei Monitore, ein Mikrofon und gefühlte hundert Knöpfe. Wofür die wohl alle da sind? Und was macht denn so ein Inspizient überhaupt am Vorstellungsabend? Um das zu erfahren, folgen wir der Chronologie einer Vorstellung. 18:30 – noch 60 Minuten bis Vorstellungsbeginn. Der Inspizient hat die Bühne begutachtet und nimmt am Inspizientenpult Platz. 19:00 – noch 30 Minuten. Die Feuerwehr trifft ein und prüft den Eisernen Vorhang – die schwere fahrbare Brandschutzwand, die Bühne und Zuschauerraum voneinander trennt. Der Inspizient sagt die erste Zeitansage durch: „Noch 30 Minuten bis zum Beginn der Vorstellung.“ 22:00 – Wieder hat sich der Vorhang geschlossen, die Vorstellung ist beendet, was der Inspizient per Durchsage verkündet. Nun wird noch der Vorstellungsbericht in Abstimmung mit der Abendspielleitung (die vertretend für die Regie die Vorstellung begleitet hat) geschrieben. Damit ist der abendliche Einsatz des Inspizienten beendet. 19:15 – noch 15 Minuten. Zweite Zeitansage: „Noch 15 Minuten bis zum Beginn der Vorstellung.“ Der Inspizient gibt ein Zeichen ins Vorderhaus, die Türen werden geöffnet und das Publikum darf Platz nehmen. Ist der Vorhang beim Einlass geöffnet, darf niemand mehr die Bühne betreten. 19:20 – noch 10 Minuten. Erstes Klingelzeichen im Foyer – die Zuschauer wissen, dass die Vorstellung nun bald beginnt. 19:25 – noch 5 Minuten. Zweites Klingelzeichen im Foyer für die Zuschauer. Gleichzeitig Einruf im gesamten Haus: „Noch 5 Minuten bis Vorstellungsbeginn.“ Alle Beteiligten werden zur Bühne gebeten: Technik für den Vorhang, die Drehscheibe, fahrbare Züge und Umbauten, Ton und Licht an ihre Arbeitsplätze weit oberhalb des zweiten Rangs, die Feuerwehr und die Souffleuse nehmen ihre Plätze ein, und die Darsteller, die von Beginn an spielen, betreten die Bühne. 19:27 – noch 3 Minuten. Drittes Klingelzeichen im Vorderhaus. Die Zuschauer nehmen nun alle ihre Plätze ein und das Einlass- personal meldet per Lichtzeichen, wenn die Türen geschlossen sind. 19:30 – Der Inspizient gibt dem Techniker ein Zeichen und der Vorhang wird geöffnet. Die Vorstellung beginnt, was per Durchsage im Haus bekannt gegeben wird. Vor dem Inspizienten liegt ein Textbuch, in dem sämtliche Lichtstimmungen, Toneinsätze, szenischen Verwandlungen, technische Umbauten, Einrufe für Schauspieler, Requisite, Technik, Maske, Garderobe für schnelle Umzüge etc., also alle Koordinaten für den Ablauf der Vorstellung, eingetragen sind. Per Durchruf und per Lichtzeichen mit den vielen Knöpfen an seinem Pult gibt er die Kommandos. Es können je nach Stück weit über hundert Eintragungen sein, die jeweils an bestimmte Stichwörter im Text gebunden sind und die während der Proben und der technischen Einrichtung kurz vor der Premiere festgelegt wurden. 20:45 – Es ist Pause. Der Inspizient hat durch einen Techniker den Vorhang schließen lassen, das Saallicht geht an, das Publikum und die Darsteller genießen ihre Pause. Aber bevor Thomas Gruber nun nach Hause gehen darf, habe ich doch noch einmal eine persönliche Frage: Wie wird man eigentlich Inspizient? Das ist doch kein Ausbildungsberuf, oder? „Nein“, lacht er, „das stimmt. Ich bin über die Bühne zum Inspizientenpult gekommen. Ich war lange Zeit Sänger und Schauspieler und habe etliche Stücke selbst inszeniert. Ich kenne das Theater und die Abläufe von der Pike auf. Mein Wunsch war es immer, am Theater zu bleiben, speziell am Koblenzer Theater, so dass ich gerne Inspizient wurde, als ich meine Karriere auf der Bühne beendete. Ich bin Österreicher, in München geboren und im Theater aufgewachsen. Mein Vater war Kammersänger an der Bayerischen Staatsoper, meine Mutter Balletttänzerin. Ich habe in München als Buffo begonnen, bin später nach Regensburg gegangen und dann nach Koblenz. Seit 19 Jahren lebe ich nun hier mit meiner Familie – ich habe zwei Söhne – und möchte eigentlich nicht mehr hier weg.“ Dem kann ich mich nur anschließen – er soll auf jeden Fall hier bleiben, der Thomas Gruber, denn er ist nicht nur ein umsichtiger Inspizient, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt und noch dazu engagierter Personalrat, sondern er ist obendrein ein überaus sympathischer Kollege. Juliane Wulfgramm 11 Ein Gespräch mit Marlis Opel, Geschäftsführerin der Theatergemeinde Koblenz e.V. Was genau ist die Theatergemeinde Koblenz? Marlis Opel: Der Grundgedanke bei Gründung der Theatergemeinde vor 30 Jahren war der, ein umfangreiches kulturelles Angebot für so viele interessierte Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Bis heute ist es so, dass auch Tagesfahrten in andere Städte stattfinden, um dort Theater, Konzerte oder Museen zu besuchen. Und auch mehrtägige Kulturreisen ins In- und Ausland organisiert die Theatergemeinde für ihre Mitglieder und Gäste. Als Besucherorganisation sehen wir uns als Bindeglied zwischen Kulturschaffenden und KulturGenießern. Die Theatergemeinde unterhält im Theater Koblenz ein Theaterabonnement für ihre Mitglieder und für Gäste – wobei die Mitglieder die Karten zu günstigeren Konditionen erhalten, da sie ja durch ihren Mitgliedsbeitrag schon eine feste Summe jährlich bezahlen. Den Rabatt, den ein Abonnement auf den Kartenpreis bietet, reichen wir bis auf eine geringe Bearbeitungsgebühr an unsere Mitglieder weiter. Kannst Du mir etwas zur Geschichte der Theatergemeinde erzählen? Marlis Opel: Gründer der Koblenzer Theatergemeinde war das Ehepaar Winfried und Josefine Richard. Zunächst hatten sie ein kleines Büro im Stadtteil Neuendorf, später zog dieses in die Clemensstraße um, direkt gegenüber dem Bühneneingang des Theaters. Inzwischen befinden sich die Büroräume der Theatergemeinde in der Moselweißer Straße. Ich selbst war zunächst „lediglich“ Mitglied und bin seit 2005 Geschäftsführerin. Der Vorstand und die Geschäftsführung arbeiten ehrenamtlich, lediglich eine Bürokraft ist zur Unterstützung hauptamtlich bei der Theatergemeinde angestellt. Die Theatergemeinde ist übrigens kein Koblenzer Einzelphänomen, sondern Mitglied des Bundes der Theatergemeinden. Es kam ja tatsächlich eine sehr ansehnliche Summe zustande. Marlis Opel: Ja, nach Abrechnung der Kosten für die Veranstaltung blieb aus dem Verkauf der Eintrittskarten eine Summe übrig, die wir auf 3000 Euro aufgerundet haben. Dieses Geld sollte eben nicht in einer Verwaltungskasse „versickern“, sondern für konkrete Projekte eingesetzt werden, wo dem Theater selbst die notwendigen Mittel fehlen. Prof. Dr. Joachim Loeper, 2. Vorsitzender der Theatergemeinde und Hubert Scherer, Vorsitzender des Freundeskreises Theater Koblenz bei der Scheck-Übergabe. Wie finanziert sich denn die Theatergemeinde? Marlis Opel: Die momentan knapp 400 Vereinsmitglieder bezahlen einen Clubbeitrag, der für eine Einzelperson 30,50 Euro und für Paare 49 Euro jährlich beträgt. Abonnenten zahlen etwas weniger. Das ist eine durchaus überschaubare Summe, was die Clubmitglieder auch so bestätigen. Jetzt möchte ich gern über den Geburtstag im Oktober 2009 sprechen. 30 Jahre Theatergemeinde und eine Festgala im Theater Koblenz: Das war für uns damalige Koblenzer „Neulinge“ schon eine tolle Veranstaltung. Marlis Opel: Viele Leute haben sich gewundert, warum wir ausgerechnet den 30. Geburtstag groß feiern, aber das kam eben daher, dass zur Zeit, als das 25. Jubiläum anstand, die Theatergemeinde gerade in einer Umbruchphase war. Es wurden der Vorsitz und die Geschäftsführung neu besetzt und so fehlte die Zeit für eine kontinuierliche Vorbereitung eines solchen Jubiläums. So haben wir, als Markus Dietze als designierter Intendant feststand, frühzeitig mit ihm die Gala verabredet, denn wir wussten, dass ein Samstagabend ein luxuriöser Termin im Theaterkalender ist. Die Organisation lag dabei in meiner Hand: Gäste einzuladen, das Programm zu entwickeln und die Einladun- gen zu verschicken, die Finanzen zu planen… und was sonst noch an so einer Veranstaltung hängt. Alle Künstlerinnen und Künstler waren übrigens bereit, ohne Gage bei uns aufzutreten, die meisten haben sogar auf die Reisekosten verzichtet. Einige haben wir privat unterbringen können, so dass wir den Erlös für einen guten Zweck verwenden konnten – in diesem Falle als Spende an den Freundeskreis des Theaters Koblenz. Wie würdest Du denn einem Nichtwisser den Unterschied oder die Gemeinsamkeiten von Theatergemeinde und Freundeskreis erklären? Marlis Opel: Mit dem Freundeskreis des Theaters Koblenz gibt es zwar eine gewisse personelle Überschneidung, aber eigentlich steht jede Organisation für sich. Der Freundeskreis, der nicht wie die Theatergemeinde ein Geschäftsbetrieb ist, pflegt ausschließlich die Freundschaft zum Theater Koblenz und verwendet seine Gelder zur Förderung konkreter Projekte „seines“ Theaters. Die Theatergemeinde hingegen richtet ihr Interesse auch auf andere kulturelle Veranstalter. Wir unterstützen natürlich immer wieder gerne den Freundeskreis und gerade unsere Gala war da eine hervorragende Gelegenheit. Insgesamt besteht eine sehr freundschaftliche Beziehung zwischen den zwei Vereinen. Und abschließend: Wie ist Euer Kontakt zur Theaterleitung? Marlis Opel: Zur Theaterleitung besteht ein guter und konstruktiver Kontakt. Und auch zu den Künstlern haben sich schnell gegenseitige Sympathien entwickelt, was uns sehr am Herzen liegt. So laden wir ja zum Beispiel regelmäßig Ensemblemitglieder zu unseren Clubabenden im Deinhard’s ein, die, sofern keine anderweitigen Verpflichtungen bestehen, auch von der Leitung des Theaters immer genehmigt werden. Unsere Mitglieder freuen sich immer sehr, die Darsteller, die sie auf der Bühne sehen, auch mal von einer privaten Seite kennen zu lernen – so festigt sich die Bindung der Theatergemeinde zu „ihrem“ Theater. Deshalb finde ich es auch so gut, dass wir jetzt wieder ein Ensemble haben, dessen Mitglieder man für eine hoffentlich möglichst lange Zeit in Koblenz erleben kann! Juliane Wulfgramm E N T S PA N N U N G · RU H E · K R A F T Anke Brühl-Tschuck Beckenkampstr. 20 56076 Koblenz www.entspannung-ruhe-kraft.com König Drosselbart 5 Familienvorstellungen im Dezember Sa 04.12. 12:00 Uhr · So 05.12. 16:00 Uhr · Sa 11.12. 13:00 Uhr So 19.12. 11:00 Uhr · Di 28.12. 15:00 Uhr Theater zu verschenken! TheaterCard ein Jahr Theater zum halben Preis Gutscheinheft 6 x freie Wahl zum Vorteilspreis Weihnachtsplätzchen 3 x 2 Plätze – nur für kurze Zeit Geschenkgutschein zu Weihnachten besonders schön www.theater-koblenz.de