Einführung in die deutsche Syntax Vorlesung WS 2004 / 05 Prof. Karin Pittner Germanistisches Institut Ruhr-Universität Bochum Scheinerwerb In dieser Vorlesung können Sie durch erfolgreiche Teilnahme an der Abschlussklausur am 27.1.2005 einen Teilnahmenachweis erwerben (2 CPs). Zusätzlich wird noch eine 1-stündige Übung angeboten, in der die Themen der Vorlesung durch Übungen vertieft werden. Durch regelmäßige und aktive Teilnahme kann hier 1 CP erworben werden. Die Übung wird durchgeführt von Janna Balke und Daniela Elsner. Zeit: Freitag 13-14h Ort: GB 03/46 © Karin Pittner Die Folien der Vorlesung werden jeweils nach der Sitzung im Internet zur Verfügung gestellt. http://homepage.rub.de/Karin.Pittner unter „Aktuelles“ Textgrundlage der Vorlesung: Karin Pittner/Judith Berman (2004): Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: Narr. Ungrammatisch Syntax (Die Bezeichnung geht zurück auf ein griechisches Verb, das „zusammenstellen“ bedeutet) Regeln für die Kombination von Wörtern zu größeren Einheiten Intonation/Graphematik (a) *Ente die Kindern seinen geschenkt hat er Eva sagt Hans versteht die neue Rechtschreibung nicht (b) *Eva wirfst dem Buch in der Ecke Wir können diese Wortfolge auf zwei unterschiedliche Arten gliedern: In (a) sind die Regeln für die Abfolge von Wörtern nicht beachtet In (b) stehen die Wörter zwar in einer möglichen Abfolge, doch sind die Formen falsch Eva sagt, Hans versteht die neue Rechtschreibung nicht Eva, sagt Hans, versteht die neue Rechtschreibung nicht 1 Intonation/Graphematik Du kommst mit fallender Tonhöhe ein Aussagesatz, bei steigender Tonhöhe ein (etwas ungewöhnlicher) Fragesatz Du kommst. Du kommst? Syntaktische Kategorien Elemente, die gleiche oder ähnliche grammatische Eigenschaften aufweisen, gehören zur gleichen syntaktischen Kategorie • Lexikalische Kategorien (Wortarten) • Phrasenkategorien (Arten von Wortgruppen) Mittel zum Aufbau syntaktischer Strukturen • Abfolge der Elemente (Wortstellung) • Morphologische Markierung (Flexion) • Intonation / Graphematik Nonsense-Wörter Der Benziplauk prümst das Wenzipül Aufgrund ihrer Position im Satz können wir die Wortarten der Nonsense-Wörter bestimmen (syntaktisch-distributionelles Kriterium) Die Flexionsendung von prümst deutet auf ein Verb hin (morphologisches Kriterium) Einteilung der Wortarten nach morphologischen Kriterien Einteilung der Wörter in Wortarten Wort flektierbar • Morphologische Kriterien • Syntaktisch-distributionelle Kriterien • Semantische Kriterien deklinierbar Substantive Adjektive Artikel Pronomen nicht flektierbar konjugierbar Verben Konjunktionen Präpositionen Adverbien Partikeln Interjektionen 2 Deklinierbare Wortarten sind flektierbar nach Kasus, Genus und Numerus. Numerus. Substantive sind im Gegensatz zu den anderen deklinierbaren Worten genusfest. Adjektive werden flektiert, wenn sie attributiv verwendet werden: der gute Wein (attributive Funktion) der Wein ist gut (prädikative Funktion) der Wein schmeckt gut (adverbiale Funktion) Pronomen treten anstelle eines Artikels auf oder ersetzen Artikel + Nomen. Manche können beide Funktionen übernehmen: das ist mein Buch/meines Buch/meines Artikel treten zusammen mit Substantiven auf und legen ihre Referenz fest bestimmter Artikel: der, die, das,... umbestimmter Artikel: ein, eine,... eine,... Artikel und artikelartige Pronomen lassen sich zu einer Klasse zusammenfassen, den sog. Determinatoren Unflektierbares Wort kann alleine vor dem finiten Verb in Aussagesätzen stehen Konjugierbare Wörter (Verben) werden flektiert nach Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus verbi. Man unterscheidet Vollverben: Vollverben: haben eine eigenständige Bedeutung und können alleine das Prädikat in einem Satz bilden Hilfsverben: Hilfsverben: treten in Kombination mit Vollverben auf. Sie werden zur Bildung zusammengesetzter Tempusformen und zur Bildung des Passivs eingesetzt. Er ist gekommen./Das Buch wird gelesen. Modalverben verbinden sich mit Vollverben im reinen Infinitiv (ohne zu): zu): dürfen, können, wollen, müssen, mögen, sollen Sie drücken Notwendigkeit, Verpflichtung, Erlaubnis u.ä. aus (subjektbezogene Modalität) oder aber eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit des Sachverhalts (sprecherbezogene Modalität, epistemisch) epistemisch) Kopulaverben (lat copulare `verbinden‘) bilden das Prädikat zusammen mit anderen Elementen (z.B. Adjektivphrase, Nominalphrase): Er ist/wird ein guter Fussballer./Sie Fussballer./Sie bleibt immer freundlich. freundlich. Die Partikeln werden unterteilt in: kann nicht alleine vor dem finiten Verb in Aussagesätzen stehen Modalpartikeln: haben keine eigenständige lexikalische Bedeutung, sondern drücken in Kombination mit bestimmten Satzmodi Sprechereinstellungen aus. Sie sind meist unbetont und stehen im Mittelfeld: Komm doch her! Komm halt her! Komm bloß her! Er hat ja keine Zeit./Er hat doch keine Zeit. ohne Kasusforderung mit Kasusforderung Adverb Präposition verknüpfend nichtnichtverknüpfend Konjunktion Partikel Fokuspartikeln: sind frei im Satz verschiebbar und haben dann jeweils einen unterschiedlichen semantischen Bezug: Nur Peter geht heute ins Kino. Peter geht nur heute ins Kino. Peter geht heute nur ins Kino. Sie beziehen sich jeweils auf die akzentuierte (fokussierte) Konstituente. Steigerungspartikeln: Steigerungspartikeln: treten in der Regel zusammen mit Adjektiven (seltener auch Verben) auf und legen den Grad einer Eigenschaft oder eines Geschehens fest: ziemlich/ungemein dumm Er liebt sie sehr. sehr. Antwortpartikeln: Antwortpartikeln: können als Antwort auf Entscheidungsfragen (ja/nein(ja/nein-Fragen) stehen: Kommt er? Ja. Nein. Interjektionen: Interjektionen: haben teils gesprächssteuernde, teils rein expressive Funktionen: mmh, mmh, hm, gell,... gell,... (gesprächssteuernd) igitt, aua.... aua.... (expressiv) 3