Das Sonnensystem – Übungen Lösungsvorschläge zur 1. Übungsserie 2016-11-01 Aufgabe 1.1 a) Die Gravitationskraft zwischen zwei (kugelsymmetrischen) Körpern der Massen m1 und m2 im Abstand r ist betragsmäßig gegeben durch Gm1 m2 , r2 Fg = (1) wobei G die Gravitationskonstante ist. Das Verhältnis der Kräfte zwischen Neptun und Sonne () sowie Neptun und Proxima Centauri (α Cen C, hier: Prx“) ergibt sich somit zu ” 2 M rPrx F = . (2) FPrx MPrx r Das Quadrat des Abstandsverhältnisses ist rPrx r 2 ≈ 1,3 pc 30 au 2 ≈ 3 · 105 au 30 au 2 ≈ 108 . (3) Das Massenverhältnis der Sterne (MSonne /MProxima ≈ 8) ändert kaum etwas am qualitativen Ergebnis: F ∼ 107 FPrx (4) und somit F FPrx . (5) Was äußere Störungen durch andere Sterne angeht gehört also selbst der äußerste Planet Neptun noch zum innersten Kern des Sonnensystems. Weiter draußen in der Oort’schen Wolke ist die Bindung der Objekte an die Sonne aber wesentlich loser. Gelegentliche nähere Vorbeiflüge von Sternen können dort starke Änderungen hervorrufen und z. B. die Erscheinungsrate von Kometen beeinflussen. b) Das Volumen des Sonnensystems kann man mit V≈ 4π rPrx 3 π 3 1 3 = rPrx ≈ rPrx ≈ 1 pc3 3 2 6 2 (6) nähern, seine Masse sehr gut mit einer Sonnenmasse: M ≈ 1 M . (7) Die Dichte ergibt sich damit zu ρ= −3 M ≈ M pc−3 ≈ 2 · 1030 kg · 3 · 1016 m ∼ 10−19 kg m−3 . V (8) Eine interstellare Wolke (∼ 10−18 kg m−3 ), aus der Sterne entstehen können, ist damit etwas dichter, aber immernoch wesentlich ausgedünnter als das beste künstliche Vakuum, obwohl sie enorm massereiche Objekte hervorbringt. Im Mittel hat das sichtbare Universum eine Dichte von 10−27 kg m−3 . Verglichen damit ist auch das Sonnensystem noch sehr dicht gepackt. 1 Aufgabe 1.2 Vergleicht man die Helligkeit der Vesta mit der des Vollmondes, ergibt sich folgender Zusammenhang zum Verhältnis der von ihnen zur Erde gelangenden Flussdichten: mV −mM FV⊕ = 10 −2,5 . FM⊕ (9) Weiter geht es mit dem Verhältnis der (reflektierten) Leuchtkräfte der beiden: 2 FV⊕ 4πrV⊕ LV = . 2 LM FM⊕ 4πrM⊕ (10) Es folgt das Verhältnis der von beiden von der Sonne erhaltenen Flussdichte: FV πR2V AV LV = , FM πR2M AM LM (11) wobei im folgenden angenommen wird, dass die Albedos beider Körper gleich sind (AV = AM ). Und schließlich das Verhältnis der beiden Flussdichten: 2 rM FV = . 2 FM rV (12) Setzt man Gleichungen (9), (10) und (12) in (11) ein und stellt nach dem Verhältnis der Radien beider Körper um, so erhält man mV −mM r RV V rV⊕ = 10 −5 . RM rM rM⊕ (13) Zunächst benötigt man die Entfernung zur Vesta in Opposition: rV⊕ = aV − a⊕ , (14) wobei sich die große Halbachse aus dem Dritten Keplerschen Gesetz zu aV = a⊕ PV P⊕ 2/3 = 42/3 au ≈ 2,5 au (15) ergibt. Es folgt rV⊕ ≈ 1,5 au ≈ 2,3 · 108 km. Der Mond hat einen mittleren Abstand von etwa 3,8 · 105 km. Das Verhältnis beider Entfernungen beträgt also etwa rV⊕ ≈ 600 : 1. rM⊕ (16) Die übrigen Werte sind: rV = aV , rM ≈ a⊕ , mV = 5,2 mag, mM = −12,7 mag. Damit erhält man RV = 10−18/5 42/3 · 600 = 0,6 · 10−3/5 42/3 ≈ 0.4. RM (17) Mit RM ≈ 1700 km kommt man auf einen Vesta-Radius von mehr als 600 km. Aus Aufnahmen von Vesta weiß man allerdings, dass ihr wahrer mittlerer Radius weniger als die Hälfte dieses Wertes beträgt. Hauptursache für die Abweichung ist die im Vergleich zum Mond deutlich höhere Albedo der Vesta (0,42 zu 0,12). Zusatzaufgabe 1.3 Wenn der Planet eine Zeit lang gegenläufig sein soll, muss er zweimal pro synodischem Jahr die Richtung der scheinbaren Bewegung ändern. Die Dauer der Gegenläufigkeit ist dann gegeben durch den Abstand zwischen 2 diesen beiden Wendepunkten. An diesen Wendepunkten verschwindet die scheinbare Bewegung. Relativ zur Erde kann der Mars dort also nur eine Radialgeschwindigkeit haben. Der Vektor der Relativgeschwindigkeit muss parallel zur Verbindungslinie zwischen beiden sein. In Abbildung 1 ist das Problem im nichtrotierenden Bezugssystem der Sonne schematisch dargestellt. Die eigentliche Herleitung funktioniert nun folgendermaßen. Für zwei parallele Vektoren verschwindet das Vektorprodukt: (r⊕ − r♂ ) × (v⊕ − v♂ ) = 0 (18) r⊕ × v⊕ − r♂ × v⊕ − r⊕ × v♂ + r♂ × v♂ = 0. (19) Auf einer kreisförmigen Bahn stehen die Geschwindigkeiten nun senkrecht auf den Örtern: r⊕ × v⊕ = r⊕ v⊕ ẑ bzw. r♂ × v♂ = r♂ v♂ ẑ bzw. v⊕ ẑ × r⊕ , r⊕ v v♂ = ♂ ẑ × r♂ , r♂ v⊕ = (20) (21) wobei ẑ den Einheitsvektor senkrecht zur Bahnebene darstellt. Außerdem sei der zwischen r⊕ und r♂ eingeschlossene Winkel ≡ α. Daraus folgt r⊕ v⊕ − r♂ v⊕ cos α − r⊕ v♂ cos α + r♂ v♂ = 0 r⊕ v⊕ + r♂ v♂ = cos α r♂ v⊕ + r⊕ v♂ r⊕ /r♂ + v♂ /v⊕ = cos α. 1 + (r⊕ /r♂ )(v♂ /v⊕ ) (22) (23) (24) Für die Bahngeschwindigkeit gilt nun v ∝ r−1/2 , sodass r⊕ /r♂ + (r⊕ /r♂ )1/2 = cos α. 1 + (r⊕ /r♂ )3/2 (25) Mit r♂ ≈ 1,5r⊕ lautet das Ergebnis schließlich α = ±16°. (26) Bei einer synodischen Umlaufzeit des Mars von 780 Tagen entspricht dieses Bogenstück einer Zeit von ±35 Tagen, (27) in der Mars vor und nach seiner Opposition gegenläuft. Für sehr entfernte Planeten (r r⊕ bzw. r → ∞) folgt aus Gleichung (25), dass cos α → 0, also α → ±90°. (28) −1 = P−1 − P−1 ) vor und nach der Gegenläufigkeit tritt also jeweils ein Viertel eines synodischen Jahres (Psyn. ⊕ ♂ Opposition auf, insgesamt ein halbes synodisches (und irdisches) Jahr. Für sehr nahe Planeten (r → r⊕ ) folgt aus Gleichung (25), dass cos α → 1, also α → 0°. (29) Gegenläufigkeit tritt dann nur unmittelbar in Opposition auf, wobei diese lange dauert, weil die Länge des synodischen Umlaufs gegen unendlich geht. 3 v♂ b v⊕ ∆r r♂ b ♂ b r⊕ ⊙ ⊕ α Abbildung 1: Positionen von Sonne, Erde und Mars kurz vor der Opposition im Moment der Umkehr der scheinbaren Bewegung des Mars. In diesem Moment ist die Differenz der Geschwindigkeiten parallel zum Abstandsvektor. Die Verbindungslinie zwischen beiden Planeten wird also parallel verschoben. 4