Sozialpsychologie und Politische Psychologie HBM6: Evaluation (051105) 11. Mai 2015 TRANSFER Sitzung 5: Transfer Theorien, Technologien und empirische Erfassung Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Lernziele: 1. Kenntnis und Differenzierungsfähigkeit der Transferbegriffe 2. Verständnis der Transfertheorien 11. Mai 2015 TRANSFER 3. Kenntnis der Transfertechnologien 4. Kenntnis der Möglichkeiten der empirischen Erfassung von Transferwirkungen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Überblick über heutige Sitzung Transferbegriffe Transfertheorien und praktische Implikationen - Theorie der identischen Elemente 11. Mai 2015 TRANSFER - Transfer als Übertragung von Prinzipien - Transfer durch metakognitive Kontrolle Transfertechnologien - selbstgesteuerte Verhaltensformung über Kontingenzverträge - verbale Selbstinstruktion - situiertes Lernen Erfassen von Transferwirkungen - Auswahl geeigneter Erhebungs- und Testverfahren (AVn) - Auswahl geeigneter Versuchspläne Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann TRANSFER Interventionsmaßnahmen werden entwickelt und zur Verfügung gestellt, um bestimmte ZIELE zu erreichen. 11. Mai 2015 TRANSFER ⇒ Ziel i.d.R. die Übertragung von Inhalten auf Anforderungen und Situationen außerhalb des Interventionskontextes (proaktiver) Transfer: erfolgreiche Anwendung angeeigneten Wissens bzw. erworbener Fertigkeiten im Rahmen einer neuen, in der Situation der Wissens- bzw. Fertigkeitsaneignung noch nicht vorgekommenen Anforderung Transferprodukt: Sachverhalt, dass eine Intervention im Anforderungsbereich A das Lernen in einem unabhängigen Anforderungsbereich B erleichtert Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transferbegriffe positiver vs. negativer Transfer positiv: wenn neues Lernen oder Problemlösen durch vorangegangenes Lernen erleichtert wird 11. Mai 2015 TRANSFER negativ: wenn sich früheres Lernen hemmend auf die Lösung neuer Aufgaben auswirkt vertikaler vs. horizontaler Transfer vertikal: eine Fertigkeit oder Kenntnis trägt direkt zum Erwerb einer übergeordneten Fertigkeit oder Kenntnis bei horizontal: Verallgemeinerung, Übertragung auf Situationen gleicher Komplexität literaler vs. figuraler Transfer literal: Übertragung einer intakten Fertigkeit bzw. Kenntnis auf neue Lernaufgaben des gleichen Typs figural: Übertragung einer vermittelten Fertigkeit oder Kenntnis per Analogie-Schluss auf neue Problemstellungen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transferbegriffe spezifischer vs. unspezifischer Transfer 11. Mai 2015 TRANSFER spezifisch: Übertragung einer eng umgrenzten neu erworbenen Fertigkeit oder einer spezifischen inhaltlichen Kenntnis auf eine neue Situation unspezifisch: Übertragung/Nutzung von Strategien und Prinzipien in anderen Kontexten oder Lernfeldern proximaler vs. distaler Transfer Grad der Unähnlichkeit zwischen ursprünglicher Lernsituation und Transfersituation => entscheidendes Qualitätsmerkmal für Transferwirkungen proximal: nah (Lern- und Transfersituation = ähnlich) distal: weit (Lern- und Transfersituation = unähnlich) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transferbegriffe „low-road“ vs. „high-road“ Transfer 11. Mai 2015 TRANSFER Fokus auf der von der lernenden Person investierten, bewussten Anstrengung im Transfergeschehen low-road: automatische Übertragung ohne bewusste Aufmerksamkeit oder Anstrengung (automatische Nutzung vorhandener Kenntnisse oder Fertigkeiten bei der Lösung einer neuen Anforderung) high-road: bewusster Transfer; aktives Nachdenken, Reflektieren über mögliche Relationen oder sonstige Verknüpfungen zwischen einer aktuellen Anforderung und bisherigen Erfahrungen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transferbegriffe – mögliche Einordnung TRANSFER 11. Mai 2015 TRANSFER proaktiv negativ retroaktiv positiv Übertragungsdistanz proximal distal Komplexität horizontal vertikal Ähnlichkeit literal figural Spezifität spezifisch unspezifisch Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen 11. Mai 2015 TRANSFER noch keine befriedigende theoretische Lösung des Transferproblems ABER theoretische Ansätze zur Erklärung von Lernübertragungswirkungen Didaktischer Materialismus Ansicht: benötigtes Wissen und Fertigkeiten müssten vollständig erworben werden Evaluation SS 2015 vs. Didaktischer Formalismus Ansicht: menschlicher Geist als solcher könne gefördert werden, wenn man das Richtige in der rechten Weise lerne (Verbesserung des logischen Denkens durch Beschäftigung mit bestimmten Fächern wie Mathematik) Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen Ansätze zur Erklärung des Phänomens des Transfers aus einer Lernsituation („source“) in eine Anwendungssituation („target“) 11. Mai 2015 TRANSFER Grundsätzliche Frage: Unter welchen Bedingungen ist ein Individuum in der Lage, in einem Lernumfeld erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten anschließend auch in einem Funktionsfeld anzuwenden? Erklärungsansätze - unterschiedliche Betonung von: 1. situativen Bedingungen (Theorie der identischen Elemente) 2. kognitiven Anforderungen (Übertragung von Prinzipien) 3. Aktivität der lernenden Person Evaluation SS 2015 (Metakognitive Kontrolle) Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen (I) Theorie der identischen Elemente (Thorndike & Woodworth, 1901) 11. Mai 2015 TRANSFER psychologische Gegenposition zur Theorie der formalen Bildung (= durch das Lehren bestimmter akademischer Inhalte sind generalisierbare Lern- und Denkfähigkeiten vermittelbar) Annahme: das Lernen von A bedeutet nur dann eine Lernerleichterung für B, wenn B Elemente enthält, die mit Elementen von A identisch sind Elemente: sowohl Inhalte als auch Verhaltensaspekte bzw. Vorgehensweisen Transfer : wenn Situation A („source“) und B („target“) identische StimulusReaktions-Elemente enthalten (d.h. situative Elemente der Lernsituation sind in der Anwendungssituation mit identischen Reaktionen verknüpfbar) => Transfer ist immer spezifisch (Prinzipienübertragung nicht erwartbar) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen (I) Theorie der identischen Elemente (Thorndike & Woodworth, 1901) 11. Mai 2015 TRANSFER Praktische Implikationen: Empfehlung, das zu lehren, was gelernt und angewandt werden soll unter möglichst ähnlichen situativen Bedingungen, z.B. ⇒ Wiederholte Übung spezifischer Fertigkeiten ⇒ Auswendiglernen bestimmter Inhalte Grenzen: Orientierung an festen Reiz-Reaktions-Verbindungen und somit an situativem Kontext als Transferauslöser fraglich ⇒ objektive Ähnlichkeit vs. subjektiv wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen Lern- und Anwendungssituation (Übereinstimmung zwischen Elementen muss erkannt werden) ⇒ Lern- und Transfersituation sind nie vollkommen identisch Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen (II) Transfer als Übertragung von Prinzipien (Judd, 1939) 11. Mai 2015 TRANSFER Ansicht, dass Transfer abhängig von der Einsicht in allgemeine Regelhaftigkeiten, Prinzipien oder Verallgemeinerungen während der Intervention ist Voraussetzung: dieselbe allgemeine Strategie, die in Aufgabe A gelernt wurde, ist auch für die Bewältigung von Aufgabe B hilfreich Transfer wenn: Basisaufgabe A („source“) und Zielaufgabe B („target“) die Anwendung gleicher Teilprozesse erfordern In der Lernphase werden Regeln oder Lösungsprinzipien kennengelernt, die als Abstraktionen für eine ganze Klasse von Fällen anwendbar sind. => Transfer weniger spezifisch (breite Anwendung neu erworbener Kenntnisse; Transferwert ist abhängig von Nutzungsflexibilität der erworbenen Regeln und Lösungsprinzipien) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen (II) Transfer als Übertragung von Prinzipien (Judd, 1939) 11. Mai 2015 TRANSFER Praktische Implikationen: • Methoden, die eine aktive kognitive Informationsverarbeitung erfordern, sind geeignet, Transferwirkungen anzuregen • Interventionsaufgabe: Motivieren der Lernenden zur Abstrahierung von Regelwissen (anstatt zur Abspeicherung abstrakten Wissens) ⇒ entdeckendes Lernen ⇒ Lernen durch Analogiebildung ⇒ Schulung induktiven Denkens ⇒ direkte Strategievermittlung Wichtig: Überführung deklarativen Wissens in prozedurales Wissen Grenzen: Transfer dieser Art tritt selten bis nie spontan auf Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen (III) Transfer durch metakognitive Kontrolle 11. Mai 2015 TRANSFER Metakognition: Reihe von Phänomenen, Aktivitäten und Erfahrungen, die mit dem Wissen und der Kontrolle über eigene kognitive Funktionen (z.B. Lernen, Gedächtnis, Verstehen, Denken) zu tun haben ⇒ Kommandofunktionen der Steuerung und Regulation bewussten Lernens metakognitive Prozesse: 1. 2. 3. 4. 5. Erfassen der Anforderungen eines Problems Konstruieren eines Lösungsplanes Auswählen angemessener Lösungsstrategien Überwachen der sukzessiven Annäherung an das Ziel Modifizieren des Lösungsplanes (falls erforderlich) Metakognitive Instruktionen = nachweislich erfolgreiche Transfervehikel für bereichsspezifische kognitive Förderprogramme (nur Metakognitionen nicht ausreichend für Transferwirkung) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen (III) Transfer durch metakognitive Kontrolle 11. Mai 2015 TRANSFER Praktische Implikationen: • Vermittlung metakognitiver Fertigkeiten der Überwachung und Regulation der eigenen Informationsverarbeitung in Ergänzung zum Training bereichsspezifischer Fertigkeiten und Kenntnisse Grund: Unterschiede zwischen ExpertInnen und AnfängerInnen auf einem Gebiet basieren nicht nur auf Tiefe von inhaltlichen Kenntnissen, sondern vor allem auf dem Bewusstsein für vertraute Routinen beim Problemlösen ⇒ Erläuterung des Gebrauchs von Hilfsmitteln und Arbeitstechniken ⇒ Ausprobieren von Anwendungen in Realsituationen ⇒ Explizieren von Lernschritten und Vorgehensweisen in vielseitigen Übungsvarianten Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertheorien und praktische Implikationen gemeinsame Grenze aller drei theoretischen Positionen: 11. Mai 2015 TRANSFER neben der Abhängigkeit positiven Transfers von a) identischen Elementen in Basis- und Zielaufgabe b) Übertragbarkeit genereller Prinzipien c) metakognitiver Kontrolle Transfer entscheidend abhängig von: Motivationslage des Lernenden ⇒ Transfer nur dann zu erwarten, wenn die Motivation zur Aufgabenbearbeitung sowohl in der Lernphase (Basisaufgabe A) als auch in der Anwendungsphase (Zielaufgabe B) - hoch, - intrinsisch und - möglichst identisch ist Bedingungsfaktoren von Motivation und Einstellung: z.B. Wertschätzung für Lernstoff, Lernsituation und LehrerInnen, individuelle Lernerfolgsgeschichte, Kausalattributionsstile, Selbstwirksamkeitserwartungen, Lernorientierungen, etc. Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertechnologien Übergeordnete Transfertechnologien leiten sich direkt aus den Transfertheorien ab 11. Mai 2015 TRANSFER Integration der Aspekte „identische Elemente“, „Übertragung von Prinzipien“ und „metakognitive Kontrolle“ Neben identischen Elementen in Lern- und Zielsituation und der Übertragung von Prinzipien sind ⇒ Selbstaktivierung und Selbstkontrolle des Individuums wichtige Voraussetzungen zum erfolgreichen Transfer von Fertigkeiten und Strategien 1) Selbstgesteuerte Verhaltensformung über Kontingenzverträge 2) Verbale Selbstinstruktion 3) Situiertes Lernen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertechnologien Untergeordnete Transfertechniken 11. Mai 2015 TRANSFER ⇒ sollen Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass vermittelte Fertigkeiten und Strategien bei unvertrauten Anforderungen auch tatsächlich genutzt werden ⇒ Annahme: Je größer die Ähnlichkeit zwischen Anforderung und situativem Kontext der Intervention auf der einen Seite und der Aufgabenanforderung und -kontext, bei der Transfer erhofft wird, auf der anderen Seite, desto höher ist Wahrscheinlichkeit für einen Verhaltenstransfer - systematische Kontextvariation - systematische Abwechslung beim Üben ⇒ Voraussetzung: zu transferierende Fertigkeit(en) wurden vollständig vermittelt (= kognitive Vorbedingung für den Transfer) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertechnologien Selbstgesteuerte Verhaltensformung über Kontingenzverträge Transfer durch verbindliches Einhalten selbstgesetzter Ziele 11. Mai 2015 TRANSFER Kontingenzvertrag: schriftlich formuliertes Übereinkommen zwischen PartnerInnen eines psychologischen Interventionsgeschehens (Erwartungen und Ziele, gegenseitige Verpflichtungen und Gratifikationen) Vier Phasen des Vertragsmanagements (Rost, 1998) (1) Klärung des Ausgangs (Ist-Zustand) und des Endverhaltens (Soll-Zustand) (2) Spezifikation der Vertragsbedingungen (gemeinsames Aushandeln von Verpflichtungen und Gratifikationen) (3) Formulierung und In-Kraft-Setzung des Vertrags (zeremoniell: schriftliche Fixierung und Ratifizierung der Inhalte) (4) Kontrolle der Vertragstreue und ggf. Korrektur des Vertrags Variante aus Perspektive des metakognitiven Transferansatzes: ⇒ Eigenvertrag („Vertragsabschluss-mit-sich-selbst“) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertechnologien Verbale Selbstinstruktion Transfer durch Verinnerlichen metakognitiver Fertigkeiten (schrittweise Übernahme metakognitiver Kontrolle) 11. Mai 2015 TRANSFER entscheidendes Element: lautes Denken Fünfstufiger Prozess (vgl. Meichenbaum, 1977) (1) TrainerIn demonstriert als kognitives Modell den Verlauf eines Problemlöseprozesses, indem er/sie laut über Problemdefinition, Ausrichtung der eigenen Aufmerksamkeit, mögliche Lösungsschritte, Überprüfen der Richtigkeit der Lösung und Selbstverstärkung nachdenkt; Lernende Person übernimmt Aufgabe selbst und übernimmt modellierte Vorgehensweise (2) Externe Verhaltenssteuerung durch TrainerInnenkommentare (3) Eigene Verhaltens- bzw. Selbststeuerung durch lautes Denken (4) Leises Mitsprechen des Handlungsablaufs (5) Verdecktes inneres Sprechen Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Transfertechnologien Situiertes Lernen: Wissen wird in realen, komplexen Problemsituationen erworben und genutzt ideale Transferbedingungen: 11. Mai 2015 TRANSFER • Lern- und Anwendungsanforderungen sind identisch (=Situationstransfer) • Lernen in realitätsnahen Problemsituationen = interessant und motivierend Modelle: - kognitive Lehre („cognitive apprenticeship“) - verankerte Instruktion („achored instruction“) Ziel: - Erwerb von Expertise durch Lernaktivitäten in authentischen Problemsituationen mittels Teilnahme an den Problemlöseprozessen von ExpertInnen - Lernende Person wird als potenzielles Mitglied der ExpertInnenkultur verstanden Wissenserwerb: Enkulturation in die ExpertInnengemeinschaft besondere Bedeutung der gemeinsamen Reflexion des Vorgehens und des Austauschs (Experten und Peers) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Erfassen von Transferwirkungen Auswahl geeigneter Erhebungs- und Testverfahren (AVn) Transfererfassung: 11. Mai 2015 TRANSFER statisch: Erfassung deklarativen Wissens (was weiß man?) dynamisch: Erfassung dessen, was potenziell an Wissen/Fertigkeiten erworben werden kann ⇒ Konzept der Lernfähigkeitsdiagnose = „Lerntest“ Erfassung der Lernfähigkeit im Sinne der Veränderung des aktuellen Leistungsstandes infolge einer standardisierten Instruktion ⇒ empirische Distanzbestimmung zwischen Interventionsanforderungen und Transferaufgaben (schwer lösbares Problem der Ähnlichkeitsbeurteilung) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Erfassen von Transferwirkungen Auswahl geeigneter Erhebungs- und Testverfahren (AVn) 11. Mai 2015 TRANSFER Welche abhängigen Variablen sind geeignet, um die Transferwirkungen psychologischer Interventionsmaßnahmen zu erfassen? zwei Aspekte: Ziele und Inhalte der IM und ihrer Anforderungen Testverfahren dann als AV angemessen, wenn sie sich 1) direkt auf die Veränderungsziele der Intervention beziehen und 2) hinreichend stark von den Inhalten der Interventionsanforderungen (den verwendeten Aufgaben und den realisierten Kontexten/Situationen) unterscheiden Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Erfassen von Transferwirkungen Auswahl geeigneter Versuchspläne Standard: Vortest-Nachtest- Vergleichsgruppen-Plan 11. Mai 2015 TRANSFER ⇒ keine besonderen Elemente zur Erfassung von Transferwirkungen (abhängig von der Realisierung der AV) ⇒ daher Vorschlag von Versuchsplanvarianten, bei denen auf Seiten der realisierten UV Vorsorge für Evaluierbarkeit von Transferwirkungen getroffen wird einfachste Variante: Einführung eines Follow-Ups (zeitlicher Transfer) komplexere Variante: Standardplan plus identische Transfertestungen (unterschiedliche Anforderungen und Kontexte) nach dem Nachtest für Experimental- und Vergleichsgruppe Nachtest: Aufschluss über Wirksamkeit der Intervention Follow-Up: Aufschluss über Anforderungstransfer (über Ausmaß der Bewältigung der „neuen“ Anforderungen) Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann Relevante Begriffe • Transferklassifikationen (positiver, lateraler, figuraler, etc.) 11. Mai 2015 TRANSFER • Transfertheorien Theorie der identischen Elemente Übertragung von Prinzipien Metakognitive Kontrolle • Transfertechnologien (übergeordnet/untergeordnet) Kontingenzverträge Verbale Selbstinstruktion situiertes Lernen systematische Kontextvariation systematische Abwechslung beim Üben • Erfassen von Transferwirkungen geeignete abhängige Variablen geeignete Versuchspläne Evaluation SS 2015 Institut für Psychologie Der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Sozialpsychologie & Politische Psychologie Dr. Anne Bachmann