Teil VIII DIE MAKROÖKONOMISCHEN DATEN 1 Die Messung des Volkseinkommens 23 Inhalt • Wie unterscheidet sich die Makroökonomie von der Mikroökonomie? • Wie wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) definiert und ermittelt? • Warum entspricht das gesamte Einkommen der Volkswirtschaft den gesamten Ausgaben und dem Wert der produzierten Güter? • Welches sind die Hauptbestandteile des BIP? • Ist das BIP ein guter Maßstab für die ökonomische Wohlfahrt? 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 3 Womit befasst sich die Makroökonomie? • Mikroökonomie (oder Mikroökonomik) untersucht, wie Haushalte und Unternehmungen Entscheidungen treffen und wie sie miteinander auf Märkten interagieren. • Makroökonomie (oder Makroökonomik) untersucht die Volkswirtschaft als Ganzes. Ihr Ziel ist die Erklärung von wirtschaftlichen Veränderungen, welche Haushalte und Unternehmungen gleichzeitig betreffen. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 4 Womit befasst sich die Makroökonomie? • Makroökonomie befasst sich mit Fragestellungen wie: - Warum ist das Durchschnittseinkommen in manchen Ländern höher als in anderen? - Warum steigen die Preise in manchen Perioden stärker als in anderen? - Warum erhöht sich die Produktion in manchen Jahren und sinkt in anderen? 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 5 Das Bruttoinlandsprodukt • Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst das Einkommen oder die Ausgaben einer Volkswirtschaft. • Es entspricht dem Wert aller für den Endverbrauch bestimmten Güter und Dienstleistungen, welche in einer Zeitperiode im Inland produziert worden sind. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 6 Das Bruttoinlandsprodukt • Wie geht man bei der Berechnung vor? - Gesamtausgaben der Haushalte (Verwendung) - Gesamteinkommen der Haushalte (Verteilung) - Wert der produzierten Güter (Entstehung) 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 7 Abbildung 1: Das Flussdiagramm Einnahmen (= BIP-Entstehung) GÜTERMÄRKTE Güter / Dienstleistungen UNTERNEHMUNGEN Güter / Dienstleistungen HAUSHALTE Arbeit und Kapital Inputs für die Produktion Löhne und Gewinne Ausgaben (= BIP-Verwendung) FAKTORMÄRKTE Einkommen (= BIP-Verteilung) = Waren- und Dienstleistungsströme = Geldströme 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 8 Tabelle 1: BIP 2010 – Enstehung, Verwendung und Verteilung I. Entstehung Industrie und Gewerbe Dienstleistungen Gütersteuern – Gütersubventionen Mrd. € 2.498 644 1.595 259 II. Verwendung Privater Konsum Staatskonsum Investitionen Ausfuhr Einfuhr 2.498 1.444 487 437 1.146 –1.016 III. Verteilung Arbeitnehmer Unternehmer und Vermögen (Abgrenzungen, z.B. indirekte Steuern) 2.498 1.182 642 674 Quelle: Statistisches Jahrbuch 2011, Monatsbericht der Deutschen Bundesbank 11/2011 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 9 Die Bestandteile des BIP Das BIP (Y) enthält, von der Verwendung her betrachtet, folgende Komponenten: • • • • Konsum/Privater Verbrauch (Consumption, C) Investitionen (I) Staatsausgaben (Government Purchases, G) Nettoexporte (NX) Y = C + I + G + NX Nettoexporte = Exporte minus Importe. Exporte werden im Inland hergestellt. Importe werden im Ausland hergestellt, sind aber in C + I + G enthalten. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 10 Wie genau ist das BIP? • Was ist im BIP nicht enthalten? - Alles, was nicht statistisch erfasst werden kann. - Beispiele: § Güter des informellen Sektors (z.B. Schwarzmarkt) § Nicht gehandelte Güter (Produktion des Haushalts für den Haushalt) • Ungenauigkeiten Güter ohne Marktpreis (öffentliche Verwaltung) gehen zu Produktionskosten in das BIP ein. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 11 Abbildung 2: Umfang der Schattenwirtschaft* 2011 * Alle wirtschaftlichen Aktivitäten, welche ins offiziell kalkulierte BIP eingehen, aber nicht registriert werden. Quelle: Rückgang der Schattenwirtschaft dank Aufschwung, Friedrich Schneider, 1. April 2011 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 12 Reales versus nominales BIP • Das reale BIP bewertet die Produktion von Gütern und Dienstleistungen zu den Preisen des Vorjahres. • Das nominale BIP bewertet den Output von Gütern und Dienstleistungen zu laufenden Marktpreisen. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 13 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 14 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 15 Reales versus nominales BIP • Das BIP kann sich erhöhen, weil die Preise steigen oder weil die (reale) Produktion zugenommen hat. • Um den Effekt von Preissteigerungen auszuschließen, wird das reale BIP mithilfe des BIP-Deflators berechnet. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 16 Tabelle 2: Reales und nominales BIP Jahr Preise und Mengen Preis eines Hotdogs Menge an Hotdogs Preis eines Hamburgers Menge an Hamburgern 2010 1 100 2 50 2011 2 150 3 100 2012 3 200 4 150 Jahr Berechnung des nominalen BIP 2010 (€ 1 pro Hotdog x 100 Hotdogs) + (€ 2 pro Hamburger x 50 Hamburger) = € 200 2011 (€ 2 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + (€ 3 pro Hamburger x 100 Hamburger) = € 600 2012 (€ 3 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + (€ 4 pro Hamburger x 150 Hamburger) = € 1.200 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 17 Tabelle 2: Reales und nominales BIP Jahr Berechnung des nominalen BIP 2010 (€ 1 pro Hotdog x 100 Hotdogs) + (€ 2 pro Hamburger x 50 Hamburger) = € 200 2011 (€ 2 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + (€ 3 pro Hamburger x 100 Hamburger) = € 600 2012 (€ 3 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + (€ 4 pro Hamburger x 150 Hamburger) = € 1.200 Jahr Berechnung des realen BIP (Vorjahrespreisbasis) 2011 (€ 1 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + (€ 2 pro Hamburger x 100 Hamburger) = € 350 2012 (€ 2 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + (€ 3 pro Hamburger x 150 Hamburger) = € 850 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 18 Der BIP-Deflator • Der BIP-Deflator ergibt sich aus dem aktuellen nominalen BIP geteilt durch das reale BIP (x 100). • Der BIP-Deflator zeigt uns, wie viel der Zunahme des nominalen BIP eine Folge von Preiserhöhungen ist. nominales BIP x 100 BIP-Deflator = reales BIP 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 19 Der BIP-Deflator nominales BIP BIP- Deflator = x 100 reales BIP Jahr Nominales BIP Reales BIP 2010 € 200 – 2011 € 600 € 350 2012 € 1.200 € 850 Jahr Berechnung der Preisentwicklung (BIP-Deflator) 2011 € 600 / € 350 x 100 171 2012 € 1.200 / € 850 x 100 141 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 20 Abbildung 2: Das reale BIP in Deutschland 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 21 BIP und der Wohlstand der Bevölkerung • Das Pro-Kopf-BIP ist das beste verfügbare Einzelmaß für den ökonomischen Wohlstand der Bevölkerung. • Es gibt das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung an und misst deshalb den Lebensstandard der Bevölkerung. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 22 BIP und der Wohlstand der Bevölkerung Das BIP ist jedoch kein perfekter Maßstab, weil • der Wert der Freizeit nicht erfasst wird; • die Qualität der Umwelt nicht erfasst wird; • der Wert der Güter, die im Haushalt hergestellt werden, nicht erfasst sind; • nichts über die Verteilung ausgesagt wird; • nichts darüber gesagt wird, was produziert wird. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 23 Tabelle 3: BIP und Lebensqualität Land Reales BIP pro Lebens- AlphabetisierungsKopf erwartung quote (2007, in $) (Jahre) (in %) der Bevölkerung Internetnutzung (in % der Bevölkerung) USA 45.592 79 99 63 Deutschland 34.401 80 99 45 Japan 33.632 83 99 67 Russland 14.690 66 99 15 Mexiko 14.104 76 93 18 Brasilien 9.567 72 90 19 China 5.383 73 93 9 Indonesien 3.843 71 92 7 Indien 2.753 63 66 3 Pakistan 2.496 66 54 7 Nigeria 1.241 48 72 4 Bangladesch 1.969 66 54 0,3 Quelle: Human Development Report 2009, Vereinte Nationen 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 24 Zusammenfassung • Das BIP misst die Gesamtheit der Güter und Dienstleistungen, die in einer Periode produziert wurden. • Es wird durch verschiedene Methoden erfasst: Entstehung, Verteilung und Verwendung. • Das BIP (Verwendung) gliedert sich in vier Komponenten: Konsum, Investitionen, Staatsausgaben und Nettoexporte. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 25 Zusammenfassung • Das nominale BIP verwendet die laufenden Preise, zu Berechnung des realen BIP werden die Preise des Vorjahres verwendet. • Der BIP-Deflator misst das Preisniveau einer Volkswirtschaft. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 26 Zusammenfassung • Das BIP ist ein guter, wenn auch nicht perfekter Maßstab für den Lebensstandard einer Nation. • Er enthält jedoch Mängel, weil im BIP nicht alle produzierten Güter enthalten sind, nichts darüber gesagt wird, was für Güter produziert werden und wie sie verteilt sind. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 27