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ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 29.08.2012
THEMA:
Autorin:
EXPERTE IM STUDIO:
Funktion:
HERZSCHWÄCHE
Uschi Müller
MOHSEN RADJAI
Facharzt für Allgemeinmedizin
Im Laufe eines Menschenlebens muss das Herz etwa 250 Millionen Liter Blut durch
den Körper pumpen. Diese enorme Leistung kann es nur erbringen, wenn es selbst gut
mit Sauerstoff und Energie versorgt ist. Kommt es zu Versorgungsproblemen, sterben
Herzmuskelzellen an Sauerstoffmangel ab und der Herzmuskel wird geschwächt. Herzinsuffizienz kommt in der Regel schleichend und ist gekennzeichnet durch langjährige
Leidenszeiten mit Luftnot, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und fehlender Leistungsfähigkeit.
Sie ist definiert als Unfähigkeit des Herzens, den Körper ausreichend mit Blut und damit
mit Sauerstoff zu versorgen, um den Stoffwechsel in Ruhe und unter Belastung zu gewährleisten. In Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen von einer Herzinsuffizienz betroffen. Aufgrund des demographischen Wandels und der verbesserten Überlebenschancen bei den verursachenden Erkrankungen (z.B. nach Herzinfarkt) wird diese
Zahl weiter steigen. Eine Behandlung dauert lebenslang.
Ursachen
Die häufigsten Ursachen für eine Herzschwäche sind Krankheiten, die den Herzmuskel
auf Dauer schädigen, z.B. Herzkranzgefäßerkrankung, Bluthochdruck, Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelentzündungen, angeborene Herzfehler, Herzrhythmusstörungen, Alkoholmissbrauch.
Wird der Herzmuskel dauerhaft durch eine Krankheit überlastet, können sich Muskelmasse und Größe der Herzhöhlen verändern. Beim Bluthochdruck z.B. muss das Herz
ständig gegen einen erhöhten Widerstand im Körperkreislauf anpumpen. Dem Herzen
gelingt es zwar, für einen bestimmten Zeitraum mit den erhöhten Anforderungen fertig
zu werden und den Körper weiterhin ausreichend mit Blut zu versorgen. Allerdings führt
diese ständige Überforderung zu einer krankhaft vermehrten Muskelmasse, der Herzmuskel ist groß, aber schwach.
Schlagkraft und Schlaggeschwindigkeit des gesunden Herzens sind immer optimal an
die Anforderungen des Körpers angepasst. Bei Menschen mit Herzrhythmusstörungen
ist die Schlaggeschwindigkeit des Herzens krankhaft verändert. Das Herz schlägt dabei
entweder dauerhaft zu langsam, zu schnell und meistens unregelmäßig. Diese Rhythmusstörungen können allein oder in Kombination auftreten und zu einer Herzinsuffizienz führen. Herzrhythmusstörungen können also Ursache als auch Komplikation einer
Herzinsuffizienz sein.
Symptome
Ist der geschwächte Herzmuskel nicht mehr in der Lage, das Blut im Gefäßsystem kreisen zu lassen, führt dies zu einer allgemeinen Leistungsminderung: Atemnot bei Belastungen, wie z. B. beim Treppensteigen, so dass öfter Pausen einlegt werden müssen.
Da das geschwächte Herz auch nicht mehr in der Lage ist, das von den Organen zurückkommende Blut schnell genug weiterzupumpen, kommt es zum Rückstau – zunächst in der Lunge. Auch dies verstärkt die Luftnot. Der Blutstau setzt sich aber auch
im übrigen Körperkreislauf fort. Die Folge sind Wassereinlagerungen und dadurch bedingte Gewichtszunahme. Sichtbar werden diese Wassereinlagerungen (Ödeme) zuerst an Knöcheln und Fußrücken, später am gesamten Unterschenkel und eventuell
auch an den Händen oder sogar im Bauchraum
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Auch häufiges nächtliches Wasserlassen kann auf eine Herzschwäche hinweisen. Liegt
der Körper in der Waagerechten, können Wassereinlagerungen im Körper, wegen der
veränderten Schwerkraft in dieser Position, wieder leichter aus dem Gewebe in die
Blutgefäße zurückfließen und schließlich über die Nieren und die Blase als Harn ausgeschieden werden.
Folgende Symptome weisen – je nach Schweregrad – also auf eine Herzschwäche hin:
Atemnot beim Treppensteigen, Ödeme (Wassereinlagerungen) in der Lunge und/oder
den Beinen, vermehrtes nächtliches Wasserlassen, Oberkörper-Hochlagerung beim
Schlafen zum besseren Atmen, reduzierte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Herzrhythmusstörungen.
Schweregrade der Herzinsuffizienz
Die New York Heart Association (NYHA) ist eine Gesellschaft, die sich mit Herzkrankheiten befasst. Von ihr wurde eine üblicherweise verwendete Stadieneinteilung entwickelt:
Stadium I: Herzschwäche, bei der körperliche Belastungen des Alltags keine unangemessene Erschöpfung, Atemnot oder Rhythmusstörungen verursachen.
Stadium II: Alltägliche körperliche Belastungen, wie z.B. Treppensteigen, führen über
das normale Maß hinaus zu Erschöpfung, Atemnot oder Herzrhythmusstörungen.
Stadium III: Bereits geringe körperliche Belastungen verursachen Atemnot, Erschöpfung oder Rhythmusstörungen, keine Beschwerden in Ruhestellung.
Stadium IV: Herzschwäche mit Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und
auch in Ruhe, Bettlägerigkeit.
Diagnose
Wenn Sie die weiter oben beschriebenen Symptome bei sich feststellen, ist es ratsam,
einen Arzt aufzusuchen. Sind Sie bereits wegen einer der Erkrankungen, die zu einer
Herzinsuffizienz führen können, in Behandlung (s.o.), kann Ihr Arzt mit Hilfe einer ausführlichen Befragung herausfinden, ob der Verdacht auf eine Herzinsuffizienz besteht.
Dieser Verdacht wird dann durch weitere Untersuchungen bestätigt oder widerlegt.
Nach einer körperlichen Untersuchung folgen weiterführend eine Blutuntersuchung,
eine Blutdruckmessung, ein EKG und insbesondere wichtig, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens beim Kardiologen. Gegebenenfalls wird eine Röntgenuntersuchung
des Brustkorbes mit Herz und Lungendarstellung ergänzt.
Die Ergebnisse dieser verschiedenen Untersuchungen vervollständigen das Bild von
Ihrer Erkrankung. Bestätigt sich der Verdacht, dass Sie an einer Herzinsuffizienz leiden,
wird Ihr Arzt als nächstes herausfinden, welche Vorerkrankungen dazu geführt haben
und ob noch weitere Untersuchungen (z.B. Herzkatheter) empfehlenswert sind. Parallel wird eine Therapie eingeleitet.
Behandlung
Für Patienten mit einer Herzinsuffizienz der Stadien I bis III ist eine Bewegungstherapie
grundsätzlich möglich und anzuraten. In der Vergangenheit waren die Ärzte sehr zurückhaltend mit Sportempfehlungen, jedoch gilt nach neuesten Erkenntnissen diese
Empfehlung auch für Betroffene, deren körperliche Belastbarkeit so weit eingeschränkt
ist, dass bereits geringe Anstrengungen zu Atemnot oder Schwächegefühl führen (z.B.
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bei normaler Hausarbeit, beim Anziehen oder beim Treppensteigen). Studien zeigen,
dass mit Sport bzw. mit einem speziellen Ausdauertraining seltener Akuteinweisungen
ins Krankenhaus wegen einer dekompensierten Herzinsuffizienz erforderlich sind. Sport
kann bei einer Herzschwäche die Leistungsfähigkeit, je nach Trainingsumfang, um 10 25 % optimieren.
Anders sieht es dagegen bei einer Herzschwäche im Stadium IV aus, wenn Atemnot
bereits in Ruhe auftritt oder wenn in den Beinen Wassereinlagerung (Ödeme) vorhanden sind. In diesen Fällen ist zunächst eine Stabilisierung mit Medikamenten erforderlich.
Im Rahmen der medikamentösen Therapie der Herzinsuffizienz werden ACE-Hemmer
oder Sartane eingesetzt. Sie verhindern schädliche Umbauprozesse am Herzmuskelgewebe und sie können die Leistungsfähigkeit des Herzens steigern.
Betablocker schützen das Herz vor den ungünstigen Wirkungen unserer körpereigenen
Stresshormone (Noradrenalin und Adrenalin). Diuretika fördern die Entwässerung des
Körpers und können somit das Herz deutlich entlasten.
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