SWR2 Über die Uraufführung von Rüdiger Oppermanns "Rheingold" Alter Mythos, Neue Musik Kultur Regional am 25.6.2015 von Theo Schneider Bei Rheingold denkt man natürlich sofort an Wagner. Doch ist es damit wie mit den Nibelungen: Erst wenn man den nationalistischen Schwulst weggeräumt hat, entdeckt man den wahren Schatz. Und das ist das Lied. Oder in diesem Fall: Die Musik, die all die Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende entlang des Rheins gespielt und gesungen wurde. Nichts weniger will das neue Großprojekt des Weltmusikers Rüdiger Oppermann. Rüdiger Oppermann Schon bald nach seiner klassischen Ausbildung hat sich Rüdiger Oppermann der Weltmusik zugewandt, vor allem den Harfen, die er auf vielen Reisen studiert und gesammelt hat. Er hat über 30 CDs eingespielt und viele Festivals und andere Weltmusikprojekte begründet. "Und am Ende ist mir dann doch aufgefallen, dass ich über jahrzehntelang mich beschäftigt habe mit weit entfernt liegenden Musiken aus Afrika und Asien, aber über meine eigene Gegend, die Musik vom Rhein, wenig weiß. Und so, dass ich jetzt gemerkt hab: Das eigentliche Rheingold ist die Vielfalt der musikalischen Stile, die hier gespielt wird und wurde - 30.000 Jahre zurück!" Rüdiger Oppermann Schwirrhölzer und steinzeitliche Flöten aus Geierknochen sind hier zu hören 30.000 Jahre alten Fundstücken nachgebaut und nachgespielt. Bei "Rheingold" gibt es viele Instrumente, die die meisten wohl noch nie gehört haben: keltische Holz- und gegossene Bronzetrompeten, germanische Leier und römische Wasserorgel, Alphörner aus den Vogesen und trommeln der Baseler Fasnacht: Rüdiger Oppermanns Rheinreise folgt zwar geografisch dem Fluss von der Quelle bis zur Mündung. Chronologisch aber ist es eine immer wieder überraschende Mischung aus historischen Stücken, Eigenkompositionen und Zitaten aus aller Welt. Die bisweilen tollkühn kombiniert werden: Etwa wenn zum dreieinhalb Jahrtausende alten Goldhut von Schifferstadt Obertongesänge aus der Mongolei zu hören sind. "Das geheimnisvoll Glitzernde ist für mich in der Oberton-Systematik drin. Und auch das Prinzip: Das ist ja eine hörbar gemachte physikalische Obertonreihe, die gesungen wird. Deswegen habe ich das so reingenommen, weil es eine Mischung ist aus Wissenschaftlichkeit und dem menschlichen Faktor." Rüdiger Oppermann Das gilt für das ganze Rheingold-Projekt von Rüdiger Oppermann. Es ist eine Mischung von Rekonstruktionen historischer Musik auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und von Inventionen und Improvisationen zwischen Jazz, Folk und Weltmusik. "Zum Beispiel gibt es Teile aus der alten Musik, die werden einfach gespielt wie historisch informierte alte Musik. Ich brauche aber auch Musiker, die aus der Folk-Tradition kommen, die womöglich gar keine Noten lesen können, um den Folk-Anteil im Stück richtig darzustellen. Die spielen das jetzt nebeneinander auf der Bühne. Die würden normalerweise nie nebeneinander auf der Bühne sitzen. Dann brauche ich Musikarchäologen, die sich mit der Zeit beschäftigen, aus der keine Aufzeichnungen vorliegen, sondern nur Hunde und wissenschaftliche Erkenntnisse." Rüdiger Oppermann Neben der Rekonstruktion uralter Musik von der Steinzeit bis zu den Römern, neben notierter Musik aus Mittelalter und Barock, bietet Rheingold auch Wiederentdeckungen vergessener regionaler Folklore. Und rund ein Drittel der 23 Stücke sind aktuelle Eigenkompositionen von Rüdiger Oppermann. Die Reise rheinabwärts der 19 Musiker mit über 60 Instrumenten durch viele Zeiten und Kulturen wird begleitet von poetisch-erklärenden Texten von Volke Gallé. Sie endet nach fast drei Stunden mit Sambarhythmen im multikulturellen Rheindelta von Rotterdam. Info: Das "Rheingold-Projekt" von Rüdiger Oppermann wurde am Samstag, den 27. Juni 2015 im Kulturzentrum Worms uraufgeführt. Weitere Informationen: www.klangwelten.com Stand: 25.6.2015, 11.02 Uhr