Vortrag Berlin am 04. November 2006 PSYCHOANALYTISCH ORIENTIERTE PSYCHODYNAMIK UND THERAPIE DER HISTRIONISCHEN PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG von S. Mentzos, Frankfurt am Main Als in den 70er und den 80er Jahren die Persönlichkeitsstörung als diagnostische Kategorie in den großen internationalen Klassifikationssystemen eingeführt wurde, haben viele Psychoanalytiker mit dem Einwand reagiert, die Psychoanalyse hätte ja schon seit Langem diese auffälligen, überdauernden und potenziell lebenslangen Erlebens- und Verhaltensmuster beschrieben und unter der Kategorie „Charakterneurosen“ erfasst und zwar in Abgrenzung von den Symptomneurosen – der damaligen Psychoanalyse (wie Hysterie, Zwangsneurose, Phobie etc.). Dieser Einwand konnte jedoch aus zumindest zwei Gründen auf die Dauer nicht greifen. Erstens basiert die Definition der einzelnen Charakterneurosen - in der Psychoanalyse - auf psychodynamische und psychogenetische Hypothesen und dies war ja freilich ein Vorgehen, das von der programmatisch atheoretisch konzipierten und betont deskriptiv aufgebauten Methodik von ICD 10 und DSM IV nicht akzeptiert werden konnte. Der hauptsächliche Grund für die Ablehnung des Konzeptes der Charakterneurose war jedoch die Tatsache, dass die Kategorie der Charakterneurosen bei weitem nicht die große Anzahl von zwischen Psychosen und Neurosen liegenden Störungen abdeckte: Es gab also viel mehr „nicht psychotische“ und „nicht neurotische“ Störungen, als die Psychoanalyse bis dahin mithilfe und innerhalb des Konzeptes der Charakterneurose beschrieben hatte. Einige der Persönlichkeitsstörungen könnten zwar bei einer entgegenkommenden Betrachtung seitens der Psychiater und der Psychologen noch als Charakterneurosen „durchgehen“, so z. B. die anakastische, die 1 vermeidende und insbesondere die uns hier interessierende histrionische Persönlichkeitsstörung. Dennoch würde es keinem Psychoanalytiker je einfallen, solche Persönlichkeitsstörungen wie die schizoide, die schizotypale, die paranoide, die antisoziale und noch weniger die BorderlinePersönlichkeitsstörung als Charakterneurose zu bezeichnen. Damit war der Versuch der Vereinnahmung der Persönlichkeitsstörungen unter die Neurosen endgültig gescheitert. Ja, die Psychoanalyse wurde sogar zu einem noch gravierenden Rückzug gedrängt, als nämlich die Begriffe und die Termini Neurose und neurotisch als theorielastig abgelehnt und zum großen Teil im ICD 10 und DSM IV gestrichen oder unberücksichtigt gelassen wurden. Als Erste fiel diesem Prozess die Hysterie zum Opfer und zwar schon deswegen, weil die Bezeichnung Hysterie keine deskriptiven Elemente wie z. B. die Zwangsneurose oder die Angstneurose usw. enthielt. Der alterwürdige Terminus aus der Antike stammt ja aus Hystera = die Gebärmutter und aus der Überzeugung, dass diese Erkrankung oder Störung etwas mit der Gebärmutter zu tun haben muss. So glaubten schon die Altägypter, dass die Ursache für diese Störung eine Austrocknung der Gebärmutter sei, die dann in den ganzen Körper nach Feuchtigkeit suche! Dennoch lange Zeit, nachdem solche abenteuerlichen Vorstellungen im 18. und 19. Jahrhundert überwunden waren, behielt man sozusagen aus Traditionsgründen den schönen Terminus Hysterie und zwar nicht nur in der Psychoanalyse, die ja gerade bei den Studien Freuds zur Hysterie entstanden ist, sondern auch bei der Psychiatrie und zwar weit über die Mitte dens20. Jahrhunderts hinaus. Als jedoch in den 70er und 80er Jahren sich die Forderung nach einer empirischen Operationalisierung der diagnostischen Kategorien durchsetzte, war es mit der Hysterie geschehen: Nicht nur wegen der oben schon erwähnten – sozusagen verpönten psychoanalytischen Annahmen zur Psychodynamik und Psychogenese, sondern auch wegen der Schwierigkeiten auf der rein deskriptiven Ebene: Die Krankheitsbilder, die Störungen, die auch innerhalb der Psychiatrie früher 2 hysterisch genannt wurden, waren so inhomogen, so unterschiedlich, dass man sich nicht eine diagnostische Kategorie denken könnte, die z.B. eine hysterische, also psychogene Pseudolähmung einerseits und eine Amnesie andererseits zusammenbringen könnte. Die Hysterie musste also wenigstens innerhalb der Psychiatrie Konkurs anmelden. Die „Verwalter der Konkursmasse“ der Hysterie sorgten aber immerhin für eine neue Verteilung und Benennung: Alle ehemalig hysterisch genannten körperlichen Symptome wurden unter dem Begriff der somatoformen Störungen von Konversionstyp zusammengefasst; die psychischen Symptome, wie Amnesien, psychogene Dämmerzustände usw. machten den Sammelbegriff der dissoziativen Störungen. Übrig ist dadurch die ehemalige hysterische Charakterneurose geblieben und das war die Geburtsstunde der histrionischen Persönlichkeitsstörung. Der neue Terminus enthielt korrekterweise, endlich eine eindeutige und eindrucksvolle deskriptive Dimension. Histrion war im alten Rom der extrem dramatisch agierende Schauspieler und somit war zumindest ein wichtiges Merkmal der histrionischen Persönlichkeit, die Theatralik, übernommen worden. Durch die Vermeidung des Adjektivums hysterisch ist man auch u.a. den berechtigen Wunsch der Frauen entgegengekommen: Die früher sogenannten hysterischen Störungen kommen nicht nur bei Frau, sondern auch bei Männern vor und haben wenig mit der Gebärmutter zu tun und auch nicht mit der pejorativen Benutzung des Adjektivums hysterisch zur Bezeichnung von weibisch, schwach, unzuverlässig, unecht usw. Dabei ist allerdings eine kleine etymologische Panne passiert: das lateinische histrion stammt aus dem griechischen oistros, was ja die Brunst bedeutet. Es ist dieselbe Wurzel, wie beim Terminus östrogen, d.h., man wollte die Gebärmutter vermeiden und geriet zu den weiblichen Hormonen! Dies aber nur nebenbei. Was bis jetzt geschildert wurde, war die Krise des Hysteriebegriffes in der Psychiatrie. In der Psychoanalyse sah die Situation ganz anders aus: Die deskriptive Inhomogenität störte Freud und die erste Psychoanalytikergeneration überhaupt nicht, denn die Freud’sche Entdeckung bestand ja gerade darin, dass es ihm gelungen ist, den hinter 3 der deskriptiven Oberfläche stehenden psychodynamischen gemeinsamen Nenner aller diese Erscheinungen aufzudecken. Die hysterischen Phänomene waren lediglich der Versuch der Ausdrucksgebung und indirekter Entladung einer dahinter stehenden intrapsychischen Spannung, einer intrapsychischen Gegensätzlichkeit, letztlich eines intrapsychischen Konfliktes. Freud glaubte sogar auch einen gemeinsamen bzw. immer wieder denselben Konflikt entdeckt zu haben, nämlich einen ödipalen, einen triadischen Konflikt, dazu kam er aufgrund von zahlreichen Beobachtungen, die ihm zeigten, welche große Bedeutung unterdrückte sexuelle Triebregungen bei der Entstehung hysterischer Phänomene spielen. Insbesondere ging es aber auch um den nach Freud universellen und zunächst mal obligatorischen Konflikt in der ödipalen Phase, in der Phase also der Entwicklung des Kindes, wo der Junge in Konkurrenz mit dem Vater in Bezug auf die Mutter und das Mädchen in Konkurrenz mit der Mutter in Bezug auf den Vater gerate. Die Theorie über diesen, den ödipalen Konflikt mit allen seinen Variationen, Verkomplizierungen und Konsequenzen für die Gesamtentwicklung (im Falle einer nicht gelungenen Lösung) wurden von Freud im Laufe des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts zu einem beachtlichen theoretischen Gebäude entwickelt, dessen Einzelheiten uns aber hier nicht beschäftigen können. Wichtig ist nun, dass die zunächst angenommene obligatorische Verbindung der Hysterie mit dem Ödipalen sich nicht bewahrheitet hat, sodass besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts man einsehen musste, dass auch andere Konflikte, Traumen, andere auch äußere Belastungen die zu intrapsychischen Spannungen führen, ebenfalls hysterisch verarbeitet werden können. D.h. auch der psychoanalytische Hysteriebegriff musste durch eine Krise gehen; nicht mehr der ödipale Konflikt war das Vereinigende, der gemeinsame Nenner aller hysterischen Symptom- und charakterneurotischen Erscheinungen, sondern das, was ich den hysterischen Modus genannt habe. Darunter verstehe ich eine unbewusste Inszenierung mit der Funktion das Selbst, das Objekt und die Situation dergestalt verändert erscheinen zu lassen, dass jene intrapsychische Spannung (durch den Konflikt, das Trauma, die anderen Belastungen) reduziert und erträglicher wird. Diese Symbolisierung und somit versteckte Ausdrucksgebung des Leidens geschieht nun im Falle der 4 Symptomneurose mittels einer Körpersprache, bei der histrionischen Persönlichkeit dagegen mittels eines dargebotenen Verhaltens. Die histrionische Persönlichkeitsstörung ist also genau wie die anderen Persönlichkeitsstörungen auch ein überdauerndes, potenzielles lebenslang existierendes Abwehr- und Schutzsystem, welches durch den eben beschriebenen hysterischen Modus charakterisiert wird. Zusammenfassend kann man also sagen, die alte Hysterie, aber auch ihre heutigen Nachfolger können deskriptiv gesehen keine nosologische Einheit mehr darstellen, sie können es auch mithilfe des früher angenommenen einheitlichen Konfliktes nicht. Nicht nur das deskriptive Bild ist ja inhomogen, sondern auch der psychodynamische Hintergrund, Konflikt, Trauma, andere Belastungen können verschiedener Art sein. So braucht also der Konflikt keineswegs immer ein ödipaler zu sein, sondern auch ein „oraler“ (Depression, Leere etc.) oder ein narzisstischer (Selbstintegrationsstörung, Selbstwertgefühlstörung etc.). Es gibt aber trotzdem einen gemeinsamen, zentralen psychodynamischen Nenner, nämlich den oben beschriebenen hysterischen Modus, die unbewusste Inszenierung mit den genannten Funktionen: Sowohl die hysterische Pseudolähmung, als auch die Amnesie stellen etwas dar, nämlich die Unfähigkeit, sich zu bewegen oder sich zu erinnern. Aber auch bei der histrionischen Persönlichkeitsstörung sind die uns bekannten Verhaltens- und Erlebensmuster als solche unbewusste Darstellungen zu verstehen: Je nachdem, welcher Konflikt, welcher unerfüllte Wunsch oder Bedürfnis, welches Schuldgefühl, welche Scham, welches Minderwertigkeitsgefühl, welcher Wunsch nach Größe usw. dahinter steht, macht die histrionische Darstellung „Sinn“. Übertriebene Ausdrucksmotorik, übertriebene Lebhaftigkeit, lautes Reden, die Benutzung von Superlativen usw. dienen unter Umständen der Überdeckung eines seelischen Schmerzes, einer uneingestandenen Traurigkeit etc. Der charakteristische impressionistische Stil im Sprechen und Schreiben dient der Erzeugung der Diffusität innerhalb derer weder der Betroffene selbst noch die anderen zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden können. Ein exaltiertes, theatralisches „verführerisches“ Verhalten dient der Illusion (für sich und die anderen), dass Mann oder Frau ungemein lebendig, spontan, ungebändigt, 5 mutig, frech usw. ist. Oft ist aber die Inszenierung keine laute Überschießende, sondern umgekehrt (aber wieder unbewusst tendenziös) leise, schwach, hilflos, kraftlos, so z.B. bei einer Patientin, die auffällig leise, schwach, kaum hörbar spricht und dadurch ihre innere Hilflosigkeit und Hilfsbedürftigkeit zum Ausdruck bringt, wobei Letztere sowohl eine völlig unechte, in die Dramaturgie der Szene eingesetzte Methode oder Waffe ist die eben, eine andere echte Hilflosigkeit, ebenfalls nur indirekt zum Ausdruck bringt. Man sieht, das Hysterische ist unwahrscheinlich vielfältig, bunt, wechselnd, instabil, fantasiereich, antirational. Zusätzlich verwirrend wird das Ganze dadurch, dass die Mobilisierung des hysterischen Modus, zumal in der Form des Histrionischen eine gewisse vorgegebene Begabung, eine Fantasiefähigkeit, eine Fähigkeit Rollen zu antizipieren usw. voraussetzt, also alles positive Merkmale, bei denen man tatsächlich von Begabungen sprechen kann, die jedoch von dem Moment an als pathologisch bzw. als Störung zu sehen sind, sie im Dienste der oben genannten Abwehr oder Kompensation gesetzt werden. Die Ähnlichkeit und die Überschneidungen mit dem Borderlinesyndrom sind ausgesprochen groß (man spricht von einer Überschneidung von 50%). Der psychodynamisch orientierte Therapeut sieht jedoch den Unterschied darin, dass die relativ „reife“ Histrionik sich relativ entwickelten, eben reifen Symbolisierungen bedient, was bei den Borderline weniger der Fall ist. Übrigens erlaubt unsere Konzeptualisierung des Hysterischen über den hysterischen Modus (und nicht über den Konflikt oder die Regression auf einer bestimmten Entwicklungsstufe) die Anwendung des Terminus, unter Umständen auch hilfsweise mit der Variation: hysteroid bei allen möglichen psychopathologischen Bildern und Störungen, bei denen wir spontan intuitiv etwas Hysterie bzw. histrionisch Ähnliches beobachten. So gibt es Histrionisches nicht nur bei den Borderline, sondern auch wenigstens im Vorstadium der Psychose oder aber auch bei Depressionen, Angststörungen usw. THERAPIE: 6 Das Therapieziel kann nicht in erster Linie und ohne weiteres die Bekämpfung des auffälligen Verhaltens sein, denn dies macht ja den hysterischen Modus, d.h. die hysterische Abwehr und Kompensation und den Schutz des Patienten in seiner Not aus. Die Not kann in einem inneren Konflikt (und dadurch entstehende intrapsychische Spannung) in Angst, in Schuldgefühlen, in Scham, im Gefühl der Verlassenheit, der Leere, des erniedrigten Selbstwertgefühls bestehen. Der Therapeut lässt also zunächst am besten das Histrionische einigermaßen unbeeindruckt und gelassen „toben“ und versucht auf das dahinter Stehende zu fokussieren. Erst an zweiter Stelle könnte man kognitiv, konfrontativ auf die Oberfläche des Histrionischen sich konzentrieren, besonders dort, wo sie eine habituelle Fassade mit wenig dahinter stehender Dynamik geworden ist. Eine solche Therapie hat sicher ihre Schwierigkeiten. Das histrionische Erleben und Verhalten ist meistens Ich-synton und veranlasst für sich, den Betreffenden noch nicht therapeutische Hilfe aufzusuchen. Es sei denn, die durch dieses Verhalten irritierte Umgebung, z. B. der Ehemann oder die Ehefrau darauf drängt. Histrionische Patienten kommen trotzdem auch von sich aus zur Therapie, allerdings wegen der dahinter stehenden und ihnen noch nicht klar gewordenen Problematik, sofern Letztere nicht durch das Histrionische einigermaßen abgefangen bzw. kompensiert wird. Der Therapeut muss ständig sich darüber im Klaren sein, dass das histrionische Verhalten die unechte Ausdrucksgebung einer echten Not ist, es ist der künstliche und unauthentische Ersatz für einen echten Mangel, für ein echtes Leiden. Eine direkte Konfrontation mit dieser Unechtheit hilft wenig, weil der Patient nicht so leicht bereit ist, das, was ihm so viele Jahre immerhin etwas geholfen hat, einfach aufzugeben. Außerdem kennt er auch noch nicht die Alternativen, weil er nicht die Gelegenheit hatte, sie auszuüben. Dieses Verständnis des Therapeuten hilft ihm trotzdem eine Haltung dem Patienten gegenüber einzunehmen, die schon für sich (ohne aufdeckende Deutungen etc.) therapeutisch wirksam wird: Der Patient macht vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben eine Beziehungserfahrung mit jemanden, der zwar nicht durch das „Theater“ an der Nase herumgeführt werden lässt, 7 der aber auf der anderen Seite ein echtes authentisches Interesse und eine Zuwendung trotz allem weiterhin aufrecht erhält. Damit kommen wir zu der Thematik der Gegenübertragung. Eines der größten Hindernisse in der Behandlung ist die – angesichts der hartnäckigen Unechtheit natürlich entstehende - negative Gegenübertragung. Gelingt es aber dem Therapeuten mithilfe des oben erläuterten Verständnisses dieses oft unerträgliche (pseudoschwache oder pseudostarke, verführerische, pseudoengagierte oder pseudogleichgültige usw.) Verhalten (für den Patienten bitter nötig ist) gelassen zu bleiben und sein echtes sachliches, überzeugendes Angebot einer echten Zuwendung aufrecht zu erhalten, so ist schon viel gewonnen. Die Kunst besteht u.a. darin, sich nicht „verführen“ zu lassen (es wird nicht sexuell oder erotisch gemeint, obwohl gelegentlich so etwas auch vorkommt), sondern im Sinne der Übernahme des echten Anteils der Botschaft) nicht irritiert und ärgerlich, hart und abweisend zu reagieren. Da, wie schon gesagt, der hysterische Modus ein über Jahre eingeübtes Verhalten und Strategie ist, entwickelt sich auch eine habituelle Automatik, bei der auch eine Verhaltenstherapie bzw. kognitive Therapie von Nutzen sein kann. Dabei ist übrigens möglich, dass die oben genannte beziehungsbezogene, therapeutische Wirkung bzw. Dimension auch hier bei der Verhaltenstherapie ebenfalls unter Umständen auch unbeabsichtigt stattfindet. Es ist aber anzunehmen, dass eine stabile Besserung nur dann zu erwarten ist, wenn die dahinter stehende Problematik, sei, es durch Aufdeckung und/oder durch die neue Beziehungserfahrung gelockert wird, wodurch die histrionische Abwehr überflüssig zu werden beginnt. Ein Zusatz im Hinblick auf das therapeutische Ziel: Wir helfen dem Patienten sich selbst zu helfen und eine letztenendes ihm auch zugutekommende Veränderung herbei zu führen. Die Veränderung sollte allerdings nur die Abkoppelung, die Befreiung der sicher vorhandenen Lebendigkeits- und Fantasieressourcen bei diesen Patienten von ihrer defensiven Funktionalisierung, wobei sie nur im Sinne der Abwehr benutzt 8 wird. Dies ist vielleicht nicht unnötig zu vermerken, weil wir als Wissenschaftler bekanntlich mehr zu dem Gegenpol tendieren, also mehr intellektualisierende oder sogar etwas zwangsneurotische Züge haben oder annehmen und somit eine dadurch beeinflusste Vorstellung haben, wie ein gut behandelter histrionischer Patient sein soll! 9