Das Zweite Deutsche Kaiserreich Zusammenfassungen 1 Hans-Ulrich Wehler sagte das es sich durchaus um eine „Königsherrschaft“ handelte. Der preußische Monarch kontrollierte nicht nur Preußen, das zwei Drittel des Reiches ausmachte, die drei Säulen des absolutistischen Staates: Heer, Das Deutsche Reich war von den regierenden Fürsten und Bürokratie und Diplomatie, sondern auch als Reichsmonarch nicht vom Volk gegründet worden. den Verwaltungsapparat der neuen Reichsbehörden, das Militär und die Außenpolitik. In dieses (geheime Staatsrechtlich war es ein Bund aus 25 Einzelstaaten. Der Machtzentrum) gelang es dem Reichstag niemals, wirklich preußische Ministerpräsident war gleichzeitig auch einzudringen. Der Münchner Historiker Thomas Nipperdey Reichskanzler. Das war von 1871 bis 1890 Otto von Bismarck. sagte das die Monarchie im Reich nicht mehr absolutisch oder Während dieser Zeit führte seine Innenpolitik häufig zu halb-absolutisch sondern konstitutionell war. Sie war an die Konflikten mit dem Reichstag. Der Reichstag konnte den Verfassung, die rechtsstaatlichen Normen, die Mitwirkung des Kanzler nicht absetzen. Trotzdem brauchte der Kanzler eine Parlaments gebunden, an die Form der Regierung durch Mehrheit im Reichstag, da dieser das Recht hatte den Staatshaushalt zu verabschieden. Bismarck verschaffte sich die Beamten-Minister oder den einen Reichskanzler, der die politisch-moralische „Verantwortung“ für das Handeln von Mehrheiten, indem er die Parteien gegeneinander ausspielte. Monarch und Regierung vor der Öffentlichkeit übernahm, Dabei bezeichnete er seine Gegner als „Reichsfeinde“. Seine August Bebel schrieb in einer Wahlkampfbroschüre, dass das negative Einstellung gegenüber den Parteien und dem durch „Blut und Eisen“ zusammengeschweißte „Reich“ wäre Parlament übertrug sich auf viele Deutsche. Für sie war der Reichstag nur eine „Schatzbude“ und in den Parteien sahen sie kein Boden für bürgerliche Freiheit, geschweige denn für soziale Gleichheit. In einer Anekdote erzählt man sich das die eigensüchtige Gruppen. In Preußen galt für den Landtag ein Reichen ihre Knechte für ihre Wahlen benutzten in dem sie eigenes Wahlrecht: das Dreiklassenwahlrecht: ihnen schon vorgefertigte Wahlbriefe gaben die sie nur noch Zur 1.Klasse, der Klasse der Bestverdienenden, gehören z.B. um ab zugeben brauchten. 1850 4,7% aller Wahlberechtigten. Diese durften genauso viele Abgeordnete wählen wie die 2. oder 3. Klasse. Aber zur 3. Klasse gehörten 82,7% aller Wähler. Der Bielefelder Historiker 26 R. Thalia Das Deutsche Reich – eine konstitutionelle Monachie 27 D. Probst Politische Parteien entstehen 1848 bildeten sich Gruppierungen heraus mit ähnlichen politischen und gesellschaftlichen Zielen, man bezeichnete sie nach der Sitzordnung in der Paulskirche als ,,Linke“ , ,,Mitte“ oder ,,Rechte“. Nach der Gescheiterten Revolution 1849 wurde die Bildung politischer Vereine verboten. 1860 kam es zur Gründung erster Parteien: Ihre politischen Vorstellungen fassten sie in Grundsatzprogrammen zusammen, womit sie Anhänger und Wähler warben. Vertraten NICHT breite Bevölkerungsschichten sondern eher die Interessen kleiner Gruppen. Nur die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands ( 1890 SPD)war gut organisiert und hatte viele Mitglieder. Die übrigen Parteien hatten über das ganze Land verteilt einflussreiche Vertreter welche vor Wahlen besonders aktiv wurden, um Kandidaten zu nominieren und um Wähler zur Stimmenabgabe zu bewegen. welcher mehr demokratisch orientiert war. Die SPD die zu Anfang nicht sehr erfolgreich war stieg sehr schnell auf und wurde erstmals 1912 von der Mehrheit der Stimmen im Reichstag gewählt. 1908 durften Frauen Mitglieder von politischen Vereinen (Parteien) und Gewerkschaften werden. 1914 waren 17500 Frauen Mitglied von Parteien und 210000 Frauen gehörten einer Gewerkschaft an. Konservativen (,,Rechten“) unterstützten die Monarchie und entwickelten sich zur Interessenvertretung der Landwirtschaft und des Mittelstandes. Durch das Gegen Ende des 1. Weltkrieges (1918) Dreiklassenwahlrecht sicherten sie sich in bekamen die Frauen das Wahlrecht. Preußen eine starke Stellung. Die Liberalen (,,Mitte“) spalteten sich 1966 in einen rechten Flügel, der mehr national orientiert war und in einen linken Flügel, 28 T. Wagner Die Gesellschaft im Kaiserreich „Die da oben“ Zu der oberen Schicht der Gesellschaft 1871 gehörten neben den Adligen auch die Besitzbürger und die Bildungsbürger. Alle waren natürlich wie besessen darauf, Ansehen zu erlangen. Jedoch bekamen nicht alle von Geburt an Ansehen, wie der Adel. Die Besitzbürger bauten sich riesige Villen um Ansehen zu erlangen. Die Bildungsbürger hingegen machten z.B. als höhere Beamte Karriere. Die obere Gesellschaftsschicht zog gerne in die Stadtmitte, in der Nähe von Geschäften und Kulturstätten. Die breite Mittelschicht Zu der Mittelschicht gehörten Bauern, Kaufleute und Handwerker, mittlere Beamte und Angestellte in Industriebetrieben. All diese verfügten meist nur über ein sehr Das Zweite Deutsche Kaiserreich Zusammenfassungen 2 geringes Einkommen. Eine Chance auf sozialen Aufstieg Zu der unteren Schicht der Gesellschaft gehörten Mitte des 19. konnten die Jungen der Familien durch gehobene Bildung Jahrhunderts einfache Arbeiter. Diese Arbeiter lebten mit ihrer erlangen. Die Mädchen, indem sie sich nach „oben heirateten“. Familie in Arbeitervierteln nahe der Fabriken Sie bekamen nur einen Hungerlohn für ihre Arbeit und waren bei Notfällen nicht „Die da unten“ abgesichert. Außerdem hatten sie keinen Anspruch auf die Hilfe des Staates. 29 Die gute, alte Zeit - war sie wirklich so gut? Ob diese Zeit wirklich so gut war, wird angezweifelt, da z.B. Mägde und Knechte am Rande der Gesellschaft lebten. Durch Disziplin und Anpassung, sowie fleißig lernen erntete man Anerkennung. Jedoch kritisierten einige Bürger diese Ordnung und die Journalisten kämpften gegen den Militarismus an. 30 J. Warnecke „Frau Regierungsrat“ und ihr „Mädchen für alles“ Wer um die Jahrhundertwende ein Haus betrat, wurde sofort auf die gesellschaftlichen Unterschiede aufmerksam gemacht. Die Besucher wurden in 2 Klassen eingeteilt. Wenn man „standesgemäß“ war, durfte man den Aufgang für die Herrschaften benutzen. Wenn man jedoch nur ein Dienstbote oder ein Lieferant war, war dieser Zugang verboten. Die Dienstboten und die Hausangestellten durften dann nur den Nebenaufgang benutzen, der durch eine Hintertreppe meist direkt zur Küche führte – dem Arbeitsplatz. In der Küche wurde nicht nur gearbeitet, sonder die Hausangestellten wohnten und aßen dort auch, wenn sie keine eigen Dienstbotenstube besaßen. Sie mussten dort sogar übernachten. ¼ der weiblichen Dienstboten und Hausangestellten gaben um 1900 an, in der Küche auf einen Hängeboden schlafen zu müssen. Ein Hängeboden wurde an der Decke der Küche befestigt, sodass man darin schlafen konnte. Manche Angestellten mussten sogar in der Badewanne oder unter einer Treppe schlafen. Jedoch wurden derart schlecht nur die Mädchen C.Weiss "Schule wie zu Kaisers Zeiten" Im Jahre 1800-1950 wurde sehr stark auf die Benimmregeln geachtet. Die Lehrkräfte griffen stark durch, unter anderem mit dünnen Bambusstöcken, mit denen auf die Hände geschlagen wurde. Es herrschte eine lange Zeit die Ansicht, dass der der fleißig und Im Kaiserreich genoss alles Militärische hohes Ansehen. Durch Mitwirken im Militärischen Bereich zeigte man politische Gesinnung. Zahlreiche Schaulustige wurden von militärischen Paraden und Manövern angezogen. Uniformen sind sehr beliebt und jeder möchte eine haben, außerdem spielten kleine Kinder mit Zinnsoldaten und Holzgewehren. Der strenge Ton in Schulen und Kasernen übertrug sich auch auf die Familie, in denen der Vater/Ehemann regierte. Die Frau war lediglich für den Haushalt und die Kinder zuständig. ohne eine Ausbildung behandelt. Diese Mädchen waren oft die „Mädchen für alles“. Sie arbeiteten in den Haushalten, in denen man sich nur ein Dienstmädchen leisten konnte. Deren Arbeitstag dauerte meistens bis zu 16 Stunden und nur jeden 2. Sonntag bekamen sie frei. Allerdings nur von 16-22 Uhr. Solche Mädchen konnten sich nicht gegen diese Umstände wehren, da die meisten vom Land kamen, wo sie keine oder nur sehr schlecht bezahlte Arbeit finden konnten. Bei der Verhandlung über Lohn und Steuer waren sie deshalb von den Herrschaften leicht erpressbar. Nach der Gesindeordnung von 1810 durften die Herrschaften ihre Dienstmädchen sogar „züchtigen“. Wenn sie im Gesindebuch schlecht vermerkt war, war es für sie noch schwerer eine Stelle zu finden. Die täglichen Arbeiten des Dienstmädchens wurden von der Hausherrin festgelegt. Diese hatte viele gesellschaftliche Verpflichtungen. War sie z.B. „Frau Regierungsrat“ die Gattin eines höheren Beamten, musste sie sich um die Abendgesellschaften von ihrem Mann kümmern. Der Aufwand dafür hing davon ab, wie die wirtschaftliche Situation der Familie eingeschätzt wurde. ordentlich ist später ordnungs- bildend und erfolgreich sein wird. Deshalb droschen die Lehrkräfte immer auf die Schulkinder ein, damit sich das "gute Verhalten" in ihnen einprägen soll. von 1831-1911 verdreifachte sich die Zahl der Schulkinder von ca. 2 Mio. auf ca. 6,5 Mio. und die Zahl der Lehrer versechsfachte sich von ca. 20.000 auf 120.000. Man war oft mit 70 Schulkindern in einem ca. 50m² großen Klassenraum. In dem Text waren häufig mathematische Aufgaben, die einen politischen Hintergrund haben. z.B.: Unser allergnädigster König und Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Wie alt ist dieser beim Antritt der Regierung?... Das Zweite Deutsche Kaiserreich Zusammenfassungen Staatsbürgerkunde sollte in allen Schulen erteilt werden. Dies sollte von Schutzmännern durchgeführt werden. Damals gab es nur männlich Lehrer, da man der Ansicht war, dass Frauen für diesen Beruf ungeeignet seien. 31 Vom Umgang mit Minderheiten Bauern anzusiedeln. Polen wehrte sich dagegen und sie gewannen auch ... und Juden im deutschen Reich gab es verschiedene Gruppen von Menschen, die sich aufgrund ihrer Herkunft, Sprache oder Religion unterschieden. Am Rande der Gesellschaft: Polen in Preußen lebten 2 Millionen Polen, die ihre Nationalität nicht aufgeben wollten. Polen wurden per Gesetz dazu gezwungen deutsch zu reden, den polnischen Geistigen wurde die Schulaufsicht entzogen, worauf sie einen Widerstand gegen die staatlichen Willkür leisteten. Bismarck ließ 1885 30000 Menschen aus den Grenzgebieten ausweisen und er versuchte polnische Güter aufzukaufen, um dort preußische seid dem Mittelalter wurden Juden in Europa diskriminiert und ausgegrenzt, durch preußische Reformen wurden die Juden formale Staatsbürger große Teile der Bevölkerung hatten weiterhin Vorurteile gegen deutschjüdische Glaubens ab 1873 gab es eine Wirtschaftkrise es wurden für die Notzeit „Südenbocke“ gesucht und es wurden die Juden beschuldigt eine neue Form der Judenfeindlichkeit entflammt, der Antisemitismus, eine unaufhaltsame wissenschaftliche „Rassenlehre“ 3 die Juden(„semitischen Rasse“) sind nach dieser Lehre der „arischen“/ „germanischen Rasse“ unterlegen Den Juden wurde durch Antisemiten die Gleichberechtigung als Staatsbürger aberkannt in konservativen und nationalistischen Kreisen wurde der Antisemitismus gepflegt es gab sogar Gruppen die antisemitische Verbände oder Parteien gründeten in der antijüdische Forderungen an erster Stelle standen Kaiser Wilhelm II. gab den Juden ebenfalls die Schuld für die vielen Missstände in Politik und Gesellschaft Manche Juden wollten in Palästina einen eigenen Staat gründen, um dieser Benachteiligung zu entgehen