Zusammenfassende Maßnahmen, die die Kriegsvorbereitung widerspiegeln: 13.12.1933 18.12.1933 06.06.1934 24.09.1934 13.01.1935 26.02.1935 14.03.1935 16.03.1935 21.05.1935 Februar 1936 29.03.1936 26.07.1936 Sommer 1936 25.11.1936 20.–26.09. 1937 05.11.1937 30.05.1938 Juni 1938 26.08.1938 November Das „Gesetz über die Übernahme von Garantien zum Ausbau der Rohstoffwirtschaft“ garantiert der Industrie Preise und Absatz. Einen Tag später wird der so genannte „Benzinvertrag“ zwischen dem Reichswirtschaftsministerium und der I.G. Farben über den Aufbau einer deutschen Mineralölindustrie für wehrwirtschaftliche Zwecke mit staatlicher Unterstützung abgeschlossen. Ziel ist die Produktion von synthetischem Treibstoff. Memorandum der Reichsregierung zur Rüstungsfrage: Es enthält die Forderung nach Gleichberechtigung und den Vorschlag einer Umwandlung der Reichswehr in ein kurz dienendes Heer von 300 000 Mann sowie Einzelvorschläge zur allgemeinen „Rüstungsbeschränkung“. HITLER gibt die geheime Anweisung, die baldige Verdreifachung der Mannschaftsstärke der Reichswehr vorzubereiten. SCHACHTS „Neuer Plan“ führt ein Wirtschaftsprogramm der völligen Außenhandelssteuerung durch zentrale Devisenbewirtschaftung ein. Um die Rüstungsexpansion sicherzustellen, wird der Import nach einer Dringlichkeitsskala auf rüstungswirtschaftlich notwendige Rohstoffe und wichtige Nahrungsmittel beschränkt. Volksabstimmung zur Rückgliederung der Saar in das Deutsche Reich. Am 01.03. erfolgt die formale Eingliederung. Das „Gesetz über die Einführung eines Arbeitsbuches“ dient der Kontrolle von Arbeitsverhältnissen und -kräften, um „die zweckentsprechende Verteilung von Arbeitskräften in der deutschen Wirtschaft“ zu gewährleisten. Die Luftwaffe wird durch einen Erlass HITLERS zum selbstständigen Wehrmachtteil. Das „Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht“ führt die allgemeine Wehrpflicht wieder ein. Damit werden die Bestimmungen des Versailler Vertrages von HITLER aufgehoben. Bis 1939 soll die Wehrmacht auf 36 Divisionen mit 580 000 Mann anwachsen. Ein geheimes Reichsverteidigungsgesetz verpflichtet die Wirtschaft zur Rüstungsproduktion. Der Deutschen Industrie gelingt die Entwicklung synthetischer Produkte (Benzol, Buna, Chemiefasern). Die „SS-Wachverbände“ (3500 Mann) werden in „SS-Totenkopf-Verbände“ umbenannt. Sie sollen als rücksichtslos gehorchende, mitleidlose Vollstrecker des Führerwillens Dienst in den Konzentrationslagern tun. Teile der Totenkopf-Verbände gehen später in die Waffen-SS über. Aufstellung der Legion Condor, um an Francos Seite am Spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen – HITLERS erste Probe für den Luftkrieg. Aufgrund der Fett-Krise wird die Parole herausgegeben „Kanonen statt Butter“. Ende August bezeugt HITLER in einer geheimen Denkschrift zum Vierjahresplan, dass im Zeichen der Aufrüstung die Wirtschaft auf eine „Kriegswirtschaft im Frieden“ umgestellt werden müsse. HITLER forderet: „Die deutsche Armee muß in 4 Jahren einsatzfähig sein. (...) Die deutsche Wirtschaft muß in 4 Jahren kriegsfähig sein.“ Auf dem Reichsparteitag in Nürnberg (8.–14.9.) wird der Vierjahresplan verkündet, der eine systematische Aufrüstung zum Ziel hat. „Antikominternpakt“ mit Japan, dem 1937 Italien und bis 1941 Mandschukuo, Ungarn, Spanien, Bulgarien, Kroatien, Dänemark, Finnland, Nanking-China, Rumänien und die Slowakei beitreten. Erprobung der Blitzkriegstrategie während eines Wehrmachtmanövers in Mecklenburg. Gleichzeitig findet eine Luftschutzübung nördlich der Linie Mannheim–Leipzig mit Verdunklung usw. statt. Die so genannte Hoßbach-Niederschrift über das Treffen HITLERS mit Oberbefehlshabern der Wehrmacht, Kriegsminister und Außenminister über die gewaltsame Lösung des Problems „Lebensraum“-Krieg im Osten. Die Wehrmacht wird angewiesen, alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen, um „die Tschechoslowakei in absehbarer Zeit durch eine militärische Aktion zu zerschlagen“. Der Reichsarbeitsdienst (RAD) und die neu gegründete Organisation Todt (OT) beginnen mit dem Bau des 630 km langen, militärisch überschätzten „Westwalls“, einer Verteidigungslinie von der Schweizer Grenze bis in den Raum Aachen. Bis September 1939 entstehen etwa 14 000 Bunker, Kampfanlagen sowie die charakteristischen „Drachenzähne“ zur Panzerabwehr. Im Reichsgesetzblatt wird die Kriegssonderstrafrechtsverordnung veröffentlicht. Sie sieht drakonische Strafen für Vergehen und Verbrechen in Kriegszeiten vor. Unter anderem wird der neue Straftatbestand der „Wehrkraftzersetzung“ eingeführt, auf den die Todesstrafe steht. HITLER fordert in einer Geheimrede vor etwa 400 Journalisten und Verlegern die Deutschen auf, 1938 20.01.1939 10.02.1939 März 1939 April 1939 Mai 1939 den Krieg vorzubereiten. Er habe bisher „fast nur vom Frieden“ reden müssen. Jetzt gehe es aber darum, „das deutsche Volk psychologisch allmählich umzustellen und ihm langsam klarzumachen, dass es Dinge gibt, die, wenn sie nicht mit friedlichen Mitteln durchgesetzt werden können, mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden müssen“. Um eine Standardisierung voranzutreiben, wird die „Schaffung neuer Typen von Lastkraftwagen“ von einer Genehmigung des „Generalbevollmächtigten für das Kraftfahrwesen“ abhängig gemacht. HJALMAR SCHACHT wird als Reichsbankpräsident entlassen und durch Reichswirtschaftsminister Funk ersetzt, weil er gegen die Rüstungsfinanzierung Einspruch erhoben hat. In einer geheimen Ansprache vor Truppenkommandeuren äußert sich HITLER zu den ideologischen Motiven seiner Außenpolitik. Es gehe um „das Schicksal unserer Rasse in kommenden Jahrhunderten“, und deshalb werde „der nächste Kampf ... ein reiner Weltanschauungskrieg sein, d.h. bewusst ein Volks- und Rassenkrieg sein.“ Eine Verordnung über die Typenbegrenzung in der Kraftfahrzeugindustrie wird erlassen. Sinn dieser Maßnahme ist die Kriegsvorbereitung: Vom 1. Januar 1940 werden nur noch 30 von bisher 52 PKW-Typen und nur noch 19 von bislang 113 LKW-Typen gebaut. Die Ago-Flugzeugwerke in Oschersleben stellen das 1000. Flugzeug fertig. Die Howaldtswerke in Kiel gehen in den Besitz der Kriegsmarine über und werden mit dem Kriegsmarinearsenal zur Kriegsmarinewerft Kiel vereinigt. „Führerweisung“ an das Oberkommando der Wehrmacht: Ein Angriffskrieg gegen Polen ist so vorzubereiten, „dass die Durchführung ab 1.9.1939 jederzeit möglich ist“. Die Operation trägt den Decknamen Fall „Weiß“. Die Wehrersatzinspektionen führen so genannte Kraftfahrzeugmusterungen an zivilen KFZ durch. Diese Maßnahme sei „im Dienst der Landesverteidigung unerlässlich“. Das Nichterscheinen bzw. Nichtvorführen steht unter Strafe. HITLER erläutert der Generalität seine Angriffspläne („Schmundt-Protokoll“). Hier bekräftigt er seine Absicht, bei passender Gelegenheit Polen anzugreifen. Danzig allein sei „nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie die Lösung des Baltikum-Problems“. August 1939 Jedes Einzelgebäude im Reich (Luftschutzgemeinschaft) hat für Selbstschutzgeräte (Einreißhaken, Handfeuerspritzen, Feuerpatschen, Hausapotheken, Wassereimer, Sandkisten, Äxte usw.) zu sorgen. Im ganzen Reich sind Verdunklungsmöglichkeiten vorzubereiten. Die Einrichtung behelfsmäßiger Luftschutzräume wird angeordnet. Ab 27.08.1939 wird die Rationierung von Lebensmitteln und anderen Waren durch die Bezugsscheinpflicht eingeführt. Es geht zunächst um: Brot und Mehl, Kartoffeln, Fleischwaren, Milch, Öle und Fette, Eier, Zucker und Marmelade, Hülsenfrüchte, Graupen, Grütze, Grieß, Sago und sonstige Nährmittel, Kaffee, Kaffee-Ersatzmittel, Tee und Kakao, Seife und Waschmittel, Hausbrandkohle, Spinnstoffwaren sowie Schuhwaren. Höchstabgabemengen pro Tag bzw. Woche sind z. B.: 700 Gramm Fleisch/Woche, 0,2 Liter Milch/Tag, 63 Gramm Kaffee/Woche, 20 Gramm Tee/Monat. Am 30.08. wird der Generalinspekteur für Straßenwesen, FRITZ TODT, mit der Leitung der Munitionserzeugung beauftragt. „Heim ins Reich“ – Österreich Mit der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich hatte HITLER im März 1938 die Phase der gewaltsamen Ausdehnung Deutschlands zum „Großdeutschen Reich“ eröffnet. Die deutschen Soldaten waren von der österreichischen Bevölkerung mit großem Jubel begrüßt worden. Unter einem Meer von Fahnen hatte HITLER in seiner österreichischen Heimat Einzug gehalten. Am 14. März 1938 war das „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ in Kraft getreten. Die Propagandamaschinerie von GOEBBELS verkündete lautstark: „Der Führer hat die „Ostmark“ heim ins Reich geholt!“ Das von vielen erträumte „Großdeutsche Reich“ war nun Wirklichkeit geworden. Die Bezeichnung „Großdeutschland“ wurde offizieller Staatsname. Dabei war der „Anschluss“ Österreichs nur der erste Schritt von HITLER auf diesem Weg. ...die Tschechoslowakei Die Popularität von HITLER hatte nach dem so reibungslosen „Anschluss“ Österreichs – nur Mexiko und die UdSSR hatten Protest eingelegt – ihren Höhepunkt erreicht. Alles, was er anpackte, werde zu einem guten Ende geführt; diese Meinung war unter den Deutschen weit verbreitet. Von dieser Welle getragen, plante HITLER bereits seinen nächsten Handstreich, die Zerschlagung der Tschechoslowakei. Er wollte sich dabei der seit dem Ende des Ersten Weltkrieges in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen bedienen: Die deutschsprachigen Bewohner Böhmens, Mährens und österreichisch Schlesiens, später „Sudetendeutsche“ genannt, waren 1918 durch die Siegermächte des Ersten Weltkrieges der Tschechoslowakei zugeschlagen worden. In den 30er Jahren des vergangenen Jh. waren sie zwar in mehreren Parteien im Prager Parlament vertreten. Im normalen Alltag nahmen sie aber häufig nur den zweiten Rang ein. Bodenreformen, die Entlassung von Beamten und die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise trafen häufig vor allem sie am stärksten. Die andauernden Benachteiligungen steigerten den Unmut. Bis 1933 dachten die in Böhmen und Mähren lebenden Deutschen aber nicht daran, sich gegen den bestehenden Staat zu stellen. Unter dem Eindruck der Machtergreifung von HITLER änderten jedoch viele ihre Meinung. So entstand mit finanzieller Unterstützung des NS-Regimes in Deutschland beispielsweise die „Sudetendeutsche Heimatfront“, ein Sammelbecken radikalisierter Deutscher. Unter dem Deckmantel, die Forderungen der Sudetendeutschen nach dem Selbstbestimmungsrecht unterstützen zu wollen, stachelte sie HITLER noch an. Schließlich hatten die Autonomieforderungen der 3,5 Mio. Sudetendeutschen ein Maß erreicht, das für den tschechoslowakischen Staat nicht mehr annehmbar war. Die Spannungen hatten sich zur Sudetenkrise verschärft. Die Sudetenkrise 1938 HITLER nahm die Verschärfung der Spannungen nun zum Anlass, die Abtretung des vorwiegend von Deutschen bewohnten Sudetenlandes an das Deutsche Reich zu fordern. Den Führer der „Sudetendeutschen Partei“, HENLEIN, forderte er auf, die Prager Regierung unter Druck zu setzen und die Tschechoslowakische Republik von innen sturmreif zu machen. Vor der deutschen Wehrmachtsführung äußert HITLER im Mai offen seinen „unabänderlichen Entschluss“, die Tschechoslowakei in absehbarer Zeit durch eine militärische Aktion zu zerschlagen. Zugleich ließ er die Angriffspläne für diesen „Fall Grün“ ausarbeiten, der spätestens im Oktober anlaufen sollte. Die Reaktion der Westmächte – das Münchener Abkommen Die Westmächte hatten von den Plänen HITLERs durch eine Widerstandsgruppe in der Wehrmachtsführung Kenntnis erhalten. Sie gaben aber erneut seiner Aggressivität nach: So vertrat der britische Premierminister CHAMBERLAIN weiterhin seine so genannte Appeasement-Politik. Er glaubte, HITLER durch weitere Zugeständnisse der Regierung in Prag von einer Aggression gegen das Land abhalten zu können. CHAMBERLAIN bot dafür im Einvernehmen mit Frankreich seine Vermittlungsdienste an und flog im September dreimal zu Besprechungen mit HITLER nach Berlin. Dieser beharrt jedoch auf dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Tschechoslowakei und auf der Abtretung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Um doch noch zu einem Abkommen auf friedlichem Weg zu gelangen und den drohenden Krieg zu verhindern, nahmen die Westmächte sogar die Hilfe von MUSSOLINI in Anspruch. Auf Vermittlung des Duce, wie der faschistische Diktator in Italien auch genannt wurde, kam am 29.9. 1938 in München eine Konferenz zustande. An dieser Münchener Konferenz nahmen neben MUSSOLINI die Regierungschefs des Deutschen Reichs, Frankreichs und Großbritanniens teil (Bild 2). Ohne Beteiligung der Tschechoslowakei wurden auf der Konferenz die Forderungen von HITLER angenommen. Am 30. September 1938 wurde dann das Münchener Abkommen unterzeichnet. Es verpflichtete die Tschechoslowakei, ab 1. Oktober die Sudetengebiete zu räumen, die gleichzeitig von deutschen Truppen besetzt wurden. Großbritannien und Frankreich garantierten der Tschechoslowakei die Existenz ihres Reststaates. Erst nach der Unterzeichnung des Abkommens wird dem tschechoslowakischen Regierungschef das Abkommen nahezu kommentarlos zur Kenntnis gebracht... und zur Umsetzung übergeben. Und danach? Das Münchener Abkommen beseitigte zwar die von HITLER provozierte Kriegsgefahr, aber nur für den Augenblick. Auf der Konferenz wurde von den Teilnehmern keine internationale Garantie für die neuen Grenzen gegeben. Trotz seiner Beteuerungen nach München, er habe keine weiteren territorialen Ansprüche, war es deshalb sehr wahrscheinlich, dass HITLER die kleine Tschechoslowakei angreifen würde. Tatsächlich erging schon drei Wochen nach der Münchener Konferenz seine Anweisung zur militärisch-operativen Vorbereitung der „Erledigung der Rest-Tschechei“. Diese wurde im Frühjahr 1939 dann auch vollzogen: In einer Nachtsitzung in Berlin wurde der tschechoslowakische Staatschef, EMIL HACHA, von HITLER und GÖRING unter schwersten psychologischen Druck gesetzt. Erst dann unterzeichnete er ein Abkommen, welches „das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches legt.“ Unmittelbar danach begann die Besetzung Böhmens und Mährens durch die Wehrmacht. An die Stelle des tschechoslowakischen Staates trat das „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. Für HITLER hatte das Abkommen von München also nur eine ärgerliche Verzögerung seiner Pläne bedeutet.