Psychologie 1 Thema 1 Motivation Begriffsbestimmung Analysieren Sie die Motivationssituation „Hunger“ Was versteht man unter einer Bedürfnishierachie? Begriffsbestimmung: - Motivation ist ein Sammelbegriff für Zielrichtungen des Handelns: der Bedürfnisse des Willens der Interessen des Antriebs des Drangs der Triebe - Motivation stellt eine das Verhalten bewegende und richtungsweisende Tendenz dar, ohne sich auf äußere Reize zurückführen zu lassen Analysieren Sie die Motivationssituation "Hunger": Motivation umfaßt die primären und sekundären Bedürfnisse. Hunger ist ein primäres Bedürfnis, primäre Bedürfnisse sind die Bedürfnisse, die der Befriedigung elementarer Lebensbedürfnisse dienen und nicht durch lernen oder Gewohnheit entstanden sind. Ein konkretes Bedürfnis ist der erlebte Ausdruck eines Mangelzustandes. In diesem Zustand drängt der Organismus dazu den Mangelzustand abzustellen, die Beseitigung wird als Befriedigung erlebt. Die Bedürfnisbefriedigung kann in 5 Stadien eingeteilt werden. (Beispiel: "Hunger") 1. Bedürfnisregristrierung Empfindung des Hungers 2. Erwartungsphase Fixierung auf das Abstellen des Bedürfnis z.B. die Suche nach Nahrung 3. Instrumentelles Verhalten: Ausführung der Bedürfnisbefriedigung: der Gang zum Kühlschrank 4. Die Endhandlung das Essen 5. Die Sättigung Motivationssituation ist abgeschlossen Was verstehen Sie unter einer Bedürfnishierachie? Die Hierachie der Motive nach Maslow (1954) unterscheidet extrinsische (angeborene) und intrinsische (erworbene/ erlernte) Bedürfnisse. Priorität haben regelmäßig die extrinsischen Bedürfnisse. Erst wenn bei einer Person die primären Triebe befriedigt sind, entwickelt sie Bedürfnisse der nächst höheren Ebene. Kontaktbedürfnis, Interesse an Wissen oder ästhetischen Bereichen steuern Verhalten erst, wenn niedrigere Bedürfnisbefriedigung erlangt sind. Mit differenzierten Formen hoher Motive (intrinsischen Bedürfnissen) hat sich Maslow am ausführlichsten beschäftigt, insbesondere mit dem streben nach Selbstverwirklichung. Der Körper eines Lebewesen ist einem phsyiologischen Gleichgewicht, das nennt man Homöostase, ist diese Homöostase gestört wird eine starke Motivation erzeugt um dies wieder auszugleichen. Maslow hat die Motive des Menschen in 5 Kategorien hierarchisch angeordnet: Selbstverwirklichung Anerkennung Zuwendung Sicherheit und Geborgenheit Physiologische Homöostase Überflußmotiv Defizitmotive Psychologie 2 Thema 2 Sozialisation Die Vorteile der Zugehörigkeit zu Gruppen Sozialisationsprozesse (primäre und sekundäre Sozialisation) Sozialisation: Begriff für den gesamten Prozeß, in dessen Verlauf ein Individuum durch passiven und aktiven Umgang mit anderen Menschen die ihm eigentümlichen sozial relevanten Erlebnis- und Verhaltensweisen erwirbt. alle Vorgänge, auch unbewußte und unbeabsichtigte, des Prozesses durch den ein Mensch in die Gesellschaft hineinwächst Die Vorteile der Zugehörigkeit zu Gruppen: Gruppen zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Mitglieder auf die Erreichung gemeinsamer Ziel festgelegt werden. Diese können sich im Leistungsbereich befinden, z.B. in der Bewältigung einer gemeinsamen Arbeit, oder auch darin bestehen, die Gruppenkontakte selbst befreidigend zu gestalten, z.B. Freizeitgruppen. Im Rahmen gemeinsamer Leistungsaktivitäten bilden Gruppen in der Regel Arbeitsteilungen aus. Es entstehen Rollenverteilungen und -differenzierung, Führungs- und Leitungsfunktionen und Strukturen der Kooperation und Kommunikation. Der Mensch ist schon seit jeher auf die Unterstützung von anderen Menschen angewiesen (z.B. bei Säuglingen, beim jagen,...). In einer Gruppe fallen dem einzelnen verschiedene Tätigkeiten leichter und der Alltag läßt einfacher meistern. Das Leben in der Großfamilie sicherte lange Zeit die Lebensexistenz und beinhaltet in unserer heutigen Gesellschaft immer noch einen wichtigen Teil des Zusammelebens. Sozialisationsprozesse: Sozialisation ist ein Prozeß der Menschwerdung. Die Entwicklung und Anpassung des Individuums an die Gesellschaft verläuft in Prozessen die in primäre und sekundäre Sozialisation aufgeteilt werden können. Die primäre Sozialisation umschreibt Anpassung primärer, biogener Motive (z.B. Nahrungsaufnahme) an die Normen der Gesellschaft. Grundlegende soziale Fähigkeiten werden erworben, sprachliche und nichtsprachliche Ausdrucksmittel (Kommunikation), das geschlechtsspezifische Verhalten. Mit dem herauswachsen aus der Familie endet der primäre Sozialisationsprozeß. Die sekundäre Sozialisation bezieht sich auf sekundäre Motive (z.B. Leistungsmotivation). Vorhandene Fähigkeiten werden erweitert, in den schulischen Bereichen werden Kulturtechniken erworben, spezielle Gruppenwerte erlernt der Mensch, schließlich über nimmt er im Beruf und mit der Gründung einer Familie Verantwortung in dem Gesellschaftssystem. Als Vorteile durch die Sozialisation lassen sich Leistungsvorteile und Sicherheit anführen, die Nachteile der Sozialisation sind die Anpassung und die Übernahme von Vorurteilen. Psychologie 3 Thema 3 Soziale Schichtung: Das Oben und Unten in der Gesellschaft Was versteht die Soziologie unter sozialer Schicht ? Theorien der sozialen Schichtung: die Klassentheorie von Karl Marx und die funktionalistische Schichtentheorie Der begriff der „sozialen Schicht“ bzw. der „sozialen Schichtung“ bezieht sich auf die Tatsache, daß jeder Mensch anders ist und das es ein „Oben“ und ein „Unten“ in der Gesellschaft gibt. Diese Unterscheidung meint nicht die biologische Ungleichheit, wie z.B. das Geschlecht, Alter, Haarfarbe o.ä., sondern eine soziale Ungleichheit, die bedingt sein kann durch die Berufsausbildung, oder eine ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen. Menschen betrachten sich aufgrund solcher Merkmale als ungleich im Sinne einer höheren oder tieferen Stellung in der Gesellschaft. Die Soziologie geht von dieser Wirklichkeit aus, wenn sie die Gesellschaft als ein hierarchisches System betrachtet. Die Position, die ein Individuum innerhalb einer Gesellschaft einnimmt, bezeichnet man als „sozialen Status“. Es wird unterschieden in einen „zugewiesenen Status“, den eine Person unabhängig von ihren eigenen Fähigkeiten und Zutun hat und aufgrund der z.B. sozialen Herkunft zugewiesen bekommt und dem „erworbenen Status“, den eine Person aufgrund persönlicher Leistungen z.B. im Berufzugewiesen bekommt . Statuskonsistens Bildung und Einkommen stimmen überein z.B. Hohen Einkommen eines Arztes und hohe Bildung z.B. Niedriges Einkommen einer Haushaltshilfe und geringe Bildung Statusinkonsistenz Bildung und Einkommen stimmen nicht überein z.B. Arbeitsloser Akademiker Jede soziale Schicht besteht aus Individuen, die mindestens ein gemeinsames Merkmal aufweisen. Deises Merkmal bestimme den Rang dieser Schicht im Verhältnis zu anderen Schichten und erlaubt die Einstufung nach oben und unten. Diese Schicht-Merkmale sind: Beruf bzw. berufliche Position Bildung Einkommen Der Beruf hat unter diesen begriffen eine zentrale Bedeutung. Klassentheorien: Karl Marx: Karl Mrax geht von zwei Klassen aus. 1. Die Klasse derjenigen, die Verfügungsgewalt über Produktmittel besitzen Herrschaft über Menschen Klasse der Kapitalisten 2. Die Klasse derjenigen die lediglich über Arbeitskraft verfügen Klasse der Proletarier These: Wenn die Klasse der Proletarier ein Klassenbewußtsein entwickel, ist diese Klasse eine Klasse für sich und damit in der Lage, das Kapitalistische Gesellschaftssystem zu überwinden. Funktionalistische Schichtungstheorie: In jeder bis heute bekannten Gesellschaft sind laut dieser Theorie soziale Schichten in irgendeiner Form nachweisbar. Das Funktionieren bzw. Überleben einer Gesellschaft macht erforderlich, daß Aufgaben von Gesellschaftsmitgliedern übernommen werden müssen. Aufgaben, die einen hohen Beitrag für das Funktionieren der Gesellschaft beitragen, werden auch mit hohen Gesellschaftlichen Belohnungen versehen. Dies soll garantieren, daß solche Aufgaben auch von den jeweils geeigneten Individuen übernommen werden. Deisen „Wettkampf“ begünstigt, daß nur die Talentiertesten und Geeignetsten in gesellschaftlich hohe Positionen gebracht werden. Psychologie 4 Thema 4 Die Persönlichkeitstheorie Freuds Erläutern Sie dieInstanzenlehre Freuds ! Nennen Sie die wichtigsten Abwehrmechanismen ! Freud sieht den Menschen insgesamt aus 3 Instanzen dem: Überich Ich Es Schema: Überich Normen und Gebote, die initialisiert werden (Landschaft) Realitätsprinzip Ich (Wahrnehmungen von inneren und äußeren Vorgängen, Handeln) Vorbewußt / bewußt Kontrollprinzip Wirklichkeit (Reiter) Lustprinzip (Pferd) Es (Triebhaftes) Verdrängtes Unbewußt Abwehrmechanismen: Verdrängung – unerwünschte oder bedrohliche Bewußtseinsinhalte werden ins Unbewußte abgeschoben. z.B. Unheilbare Krankheit Projektion – Eigene Triebwüsche werden auf andere menschen „herausgeworfen“ z.B. Sexuell gehemmte Menschen neigen dazu andere Menschen als sexuell zügellos zu betrachten. Regression – Zurückfallen in eine frühe (kindliche) Entwicklungsstufe z.B. Einnässen Verschiebung – Angestaute aggressive Gefühle werden auf Personen übertragen, die weniger gefährlich sind als die Person, die diese Gefühle ausgleöst hat z.B. Stationsschwester bekommt Ärger vom Chefarzt und gibt den Ärger an Schüler weiter. Rationalisierung – Das verstandesgemäße Rechtfertigen eines Verhaltens, dessen wahre Ursache man nicht akzeptieren kann (Scheinbegründungen) z.B. Pat. Geht nicht zum Arzt obwohl er weiß das er krank ist und begründet dies mit einer derzeit hohen Arbeitsbelastung Psychologie 5 Thema 5 Klassisches Konditionieren: Das Lernen von Signalen Erläutern Sie diese Lerntheorie anhand des Pawlow´schen Experimentes Führen Sie Beispiele zum Signallernen an ! Das Pawlow´sche Experiment 1. 2. 3. 4. 5. Ein Hund sondert, wenn er Futter wahrnimmt, Speichel ab Der Anblick von Futter (natürlicher, unkonditionierter Reiz) bewirkt beim Hund die unkonditionierte Reaktion Speichelfluß. Mit oder kurz vor der Futtergabe wird ein neutraler Reiz, wie z.B. ein Glockenton dargeboten, der normalerweise kein Speichelfluß auslöst. Nach einiger Zeit bewirkt ein klingel der Glocke Speichelfluß beim Hund, auch wenn kein Futter geboten wird. Der Glockenton ist zu einem konditionierten Reiz geworden. Schematische Darstellung: Futter (unkonditionierter Reiz) Speicherlfluß (unkonditionierte Reaktion) Glockenton (neutraler Reiz) Orientierungsreaktion, kein Speichelfluß (z.B. Aufstellen der Ohren) Glockenton + Futter (neutraler Reiz + unkonditioneirter Reiz) Speichelfluß (unkontrollierte Reaktion) Glockenton (konditionierter Reiz) Speichelfluß (konditionierte Reaktion) Einstechen der Spritze Schmerz, Unwohlsein Weiße Berufskleidung Kein Schmerz Weiße Berufskleidung und Spritze Schmerz , Unwohlsein Weiße Berufskleidung Schmerz, Unwohlsein Pause auf dem Feld Hunger Kirchenglocke Kein Hungergefühl Pause und Kirchenglocke Hunger Girchenglocke Hunger Beispiel 1: Beispiel 2: Psychologie 6 Thema 6 Instrumentelles Konditionieren: Lernen an den Konsequenzen Was verstehen Sie unter „Instrumentellem Konditionieren“ ? Erklären Sie die Begriffe „primäre-„ und „sekundäre Verstärker“ Konsequenzen bestimmen, ob ein einmal gezeigtes Verhalten beibehalten wird oder nicht. Verhaltensweisen, die angenehme, belohnende Konsequenzen haben (Lob, Anerkennung, materieller Gewinn) werden öfter auftreten, wahrend Verhaltensweisen die unangenehme, bestrafende Konsequenzen haben (Tadel, materieller Verlust) eher vermieden werden. Häufig wird dieses Lernprinzip von Eltern angewendet, wenn sie durch Lob und Tadel das Verhalten ihrer Kinder zu beeinflussen versuchen. Es gibt vier Formen der Konsequenzgestaltung: 1. 2. 3. 4. Belohnung durch angenehme Konsequenzen Belohnung durch den Fortfall von Bestrafung Bestrafung durch unangenehme Konsequenzen Bestrafung durch den Entzug von Belohnung Primäre- und sekundäre Verstärker: Bei primären Verstärkern führt das Verhalten zur Befriedigung eines primären Bedürfnisses, wie z.B. Hunger, Durst, Bedürfnis nach Schlaf Beispiele für sekundäre Verstärker sind Lob, Tadel, Anerkennung, materielle Güter Das Erleben von Verstärkern ist von Individuum zu Individuum unterschiedlich. Es ist jedoch nicht ratsam z.B. einem satten Menschen als Belohnung etwas zu essen anzubieten. Psychologie 7 Thema 7 Lernen am Modell: Lernen durch Beobachtung und Nachahmung Wie Unterscheidet sich das Modellernen von den anderen beiden Lerntheorien ? Kann Krankheit auch Gewinn bringen ? (Sekundärgewinn der Krankheit) Ein Großteil des lernen kann nicht durch das klassische und das instrumentelle Konditionieren erklärt werden. So wird z.B. eine Sprache nur durch Beobachtung und Nachahmung erlernt (Lernen am Modell), weil ein Lernen in anderer Weise zu gefährlichen oder kostspieligen Konsequenzen führen würde. Beispiel: Eine Schwesternschülerin wird eine Spritze erst dann geben, wenn sie schon mehrmals beobachtet hat, wie eine Injektion durchgeführt wird. Dieses Verhalten läuft in zwei Phasen ab: 1. 2. Die Verhaltensaneignung, in der die Schwesternschülerin das Verabrweichen der Injektion beobachtet und gedanklich nachvollzieht und Verhaltensausführung, in der sie das beobachtete Verhalten selbst ausführt. Ob ein Modell dann imitiert wird hängt von den Konsequenzen des beobachteten Verhaltens ab. Stellvertretender Verstärker Im vergleich zu den anderen Lerntheorien wird in diesem Fall eine bereits vorgefundene Situation nur nachgestellt, ohne das man als erster Erfahrungen macht, die dann positive oder negative Konsequenzen nach sich ziehen. Kann Krankheit auch Gewinn bringen ? Das vorhanden sein einer Krankheit selber kann nicht als Gewinn einer Krankheit benannt werden. Als Gewinn einer Krankheit kann nur das Verhalten von Personen genannt werden, die mit dem Kranken selber etwas zu tun haben bzw. das Verhalten des Patienten selber, wenn er die zwangsläufig resultierenden Vorteile seiner Krankheit sieht. Sieht der Kranke z.B. das auf sein klingeln sofort reagiert wird und er von einer Pflegekraft mit allen nötigen Medikamenten oder Hilfsmittel (nach Anordnung) versorgt wird, wird er sich u.U. angewöhnen bei geringsten Schmerzen zu klingeln. Ein weiterer Vorteil für den Patienten könnte die Arbeitsunfähigkeit sein. Der Kranke „freut“ sich trotz seiner Krankheit ein paar Tage Ruhe zu haben, in denen er nicht zu Arbeit muß. Der Sekundärgewinn der Krankheit ist in manchen Fällen so hoch einzuschätzen, daß der Patient selbst wenn er gesund ist noch immer über Schmerzen klagt, nur um noch weiterhin die Vorteile der Krankheit ausschöpfen zu können z.B. Krankenhaustagegeld. Psychologie 8 Thema 8 Frustration Begriffbestimmung Was ist Frustrationstoleranz Bedingungen der Frustration Reaktionsweisen auf Frustration Begriffsbestimmung: Wird ein Individuum gestört, wo es ohne Hinderung ein bestimmtes Bedürfnis hätte befriedigen können, so spricht man von Frustation. Bezeichnung für eine Behinderung des Organismus, ein Ziel zu erreichen. Im übertragenen Sinne auch jede Art der Behinderung, einem vorgestellten Ziel näher zu kommen. Frustrationstoleranz: ein Verhaltensrepertoire, das auf Agression, Autoagression oder Agressionshemmung verzichtet. In gelassener, selbstsicherer und nicht selten humorvoller Weise werden die Ärgernisse oder Hindernisse billigend ertragen bzw. hingenommen, die in der Frustration das Ziel einer Handlung so empfindlich blockieren. Fähigkeit eines Individuums einer frustrierenden Situation zu widerstehen, ohne die sogenannten objektiven Tatsachen der Lebenssituation zu verzerren. Bedingung der Frustration Nach Rosenzweig kann man drei Grundtypen frustriender Situationen unterscheiden: Mangel Verlust Konflikt Mangel: wenn die Bedürfnissbefriedigung aufgrund fehlender Mittel nicht erreicht werden kann. z.B. ein strebsamer Mensch kann infolge einer wirtschaftlichen Krise seinen Lebensunterhalt nicht verdienen. Ein Mangel ist endogen verursacht, wenn der Mensch wegen mangelnder Intelligenz oder wegen Fehlens von Initiative sich nicht zu versorgen weiß. Verlust: durch innere und äußere Einflüsse kann ein Verlust entstehen der zur Frustration führt. Konflikt: das Individuum gerät in einen Konflikt, wenn es zwischen zwei widersprüchlichen Handlungstendenzen wählen muß. Appetenz- Appetenz- Konflikt: beide Tendenzen sind für das Individuum begehrenswert, es muß sich aber für eines entscheiden Aversion- Aversions- Konflikt: beide Tendenzen möchten vom Individuum vermieden werden, es muß sich aber für eines entscheiden Appetenz- Aversions- Konflikt: z.B. Situation A ist begehrenswert, aber Situation B wird gesellschaftlich von dem Individuum erwartet oder es erfährt bei der Zurückweisung von Situatution B Ablehnung von der Gesellschaft. Konflikte tragen zur Entwicklung der Personlichkeit des Individuums bei, sie konzentrieren sich innerhalb der individuellen Entwicklung zu gewissen Krisenzeiten (Trotzalter, Pubertät, Klimakterium). Konflikte können wenn sie stark ausgeprägt sind, das handeln der Person grundlegend beeinflussen und können unter Umständen Ursachen krankhafter Störungen sein (Neurosen bei Anwendung bestimmter Abwehrmechanismen). Reaktionsweisen auf Frustration: Das Vorhandensein von frustrierenden Situationen führt zu unterschiedlichen Formen aggressiven Verhaltens, umgekehrt wird Aggressivität meist von typischen Versagenssituationen eingeleitet. Der Zusammenhang zwischen Frustration und agressiver Reaktion ist nicht immer offensichtlich. Die Stärke des aggressiven Verhaltens wächst in der Abhängigkeit von der Zahl der vorausgegangenen Frustration Intensität der Frustration Intensität des Motivs, an welches die Annäherung gestört wurde Bei stark ausgeprägtem „Über-Ich“, kann sich die Aggression gegen das Individuum selbst richten. Oftmals treten Aggressionen gehemmt auf, was bedeutet, das aggressive Reaktionen nur etwas verschoben, aber nicht weniger lebhaft verlaufen, Aggressionen werden an Ersatzobjekten ausgelebt. Psychologie 9 Thema 9 Psychosomatische Krankheiten Seelische Ursachen - körperliche Folgen Psychotherapien Biofeedback: Die Rückmeldung von Körperfunktionen Psychosomatische Medizin: Bezeichnung für ein Teilgebiet medizinisch- psychologischer Forschung, in dessen Rahmen Beziehungen zwischen körperlichen und psychischen Erscheinungen, vor allem im Bereich der Erforschung der Ursachen und Folgen von Asthma, Tonuserkrankungen u.ä. untersucht werden. Psychosomatische Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage für die Psychotherapie Seelische Ursachen - körperliche Folgen Wird die psychische Verfassung des Menschen durch verschiedenartige Einflüsse geschwächt kann sich das auf die körperliche Verfassung niederschlagen. Das bedeutet für die Medizin, daß ein Großteil der Krankungen durch psychische Veränderungen beeinflußt wird. Das Immunsystem kann zum Beispiel so geschwächt werden, das es Erregern möglich ist den Körper anzugreifen, so das der Körper schließlich krank wird. Psychotherapie Allgemeine und umfassende Bezeichnung für die Gesamtheit aller Behandlungstechniken der Klinischen Psychologie, die zur Linderung oder Heilung psychischer Störungen beitragen. Unter Psychotherapie verstehen wir die Behandlung von Krankheiten und psychogenen Störungen durch seelische Mittel. Die Psychotherapie erfordert Einfühlungsvermögen und spezielle Schulungen vom Behandelnden. Die Psychoanalyse von S. Freud ist die älteste Therapiemethode die wir kennen. Unter dem Kennwort "aufdeckende Bearbeitung" und "unbewußte Konflikte" lassen sich die an Freuds Psychoanalyse orientierten Behandlungstechniken zusammenfassen. Die Gesprächstherapie nach Rogers wird nichtdirektiv1 verwendet. In der Gesprächstherapie entfällt das Moment der Einwirkung und Deutung durch den Therapeuten. Der Patient wird lediglich ermuntert, die ihn belastenden Erlebnisse verständlich zu machen und sich mit ihnen rational auseinanderzusetzen. Die Technik der Gesprächtherapie wird auch in Gruppensituationen angewandt. Die Verhaltenstherapie versteht sich als Anwendungsbereich der Lerntheorien, insbesondere des klassischen und operanten Konditionierens. Dabei werden die Störungen des Klienten als abhängige und die das Verhalten kontrollierenden Ereignisse als unabhängige Variabeln betrachtet. Der Angriffspunkt der Verhaltenstherapie ist die Modifikation oder Kontrolle der unabhängigen Variablen durch Neuerlernen, Umlernen oder Verlernen. Biofeedback: Die Rückmeldung von Körperfunktionen dient der Erleichterung willkürlicher Kontrolle der Körperfunktionen, denn autonome Prozeße lassen sich bewußt steuern. Physiologische Daten des Patienten werden technisch auf die Wahrnehmungskanäle umgesetzt, so daß die Patienten an sich selbst Verhaltensveränderungen unter Einbeziehung psychologischer Variablen vornehmen können. Herzfrequenz, Blutdruck, Muskelspannung, Gehirnwellenstruktur, Atmung, Gefäßvolumen und Magenmotilität läßt sich somit beeinflussen. in der Verhaltenstherapie wird die Biofeedback- Methode verwandt um den Desensibilisierungeffekt und die Konditionierung zu unterstützen. Lernen aus Konsequenz 1 nichtdirektive Therapie: Bezeichnung für ein psychotherapeutisches Verfahreb, das sich von der Psychoanalyse dadurch unterscheidet, daß der Therapeut weder durch Deutung noch durch suggestionsähnliche Maßnahmen im Gespräch eingreift, sondern durch neutrale und dasw Reden des Klienten erleichternde Maßnahmen die voraussetzung für die (verbale) Selbstanalyse des Klienten schafft, die insbesondere zu einem besseren Selbstverständnis führen soll. Quelle: Fröhlich,W.D.; dtv- Wörterbuch zur Psychologie 1991 Psychologie 10 Thema 10 Das Empfinden von Schmerzen Schmerz als Signal Schmerzempfinden als physiologischer Prozeß Psychische Beeinflußung von Schmerzen Schmerz: Komplexe Empfindung die in der Regel durch Gewebsschädigungen oder Gewebsveränderungen ausgelöst wird Schmerz als Signal: Der Schmerz bietet rechtzeitige Vorwarnung, Entwarnung, Kontrollierbarkeit und Entspannung. Der Schmerz zeigt uns wenn Störungen vorliegen und dient somit als Signal Aufgrund von Schmerzreizen wird der Mensch reagieren. Schmerz kann auch vom Gehirn gespeichert werden, z.B. der Phantomschmerz die Lokalisierung des Schmerz oder anderer Empfindungen in einer nicht mehr vorhandenen, weil amputierten Gliedmaße dies unterstreicht die Bedeutung psycho- somatischer Betrachtungsweisen. Schmerzempfinden als physiologischer Prozeß: Der Schmerz ist eine unangenehme Empfindung, die durch Reizung feiner Nervenfasern in der Haut und einigen anderen Organen des Körpers verursacht wird. Dieser Reiz wird durch die peripheren Nervenfasern über die sensiblen Bahnen zum Gehirn (Thalamus) geleitet. Schmerz ensteht vasomotorisch, neuralgisch, spastisch, ischämisch usw. Schmerz ist ein Warnzeichen und sollte nicht ohne Forschen nach der Ursache durch schmerzstillende Mittel betäubt werden. Ort und Stärke der Schmerzen sind nicht meßbar zu machen. Durch die Verschiedenheit der Menschen gibt es wechselnde Grade von Abhärtung, Gewöhnung, Unempfindlichkeit oder Überempfindlichkeit im Ertragen von Schmerzen. Der Schmerz ist nicht nur eine lokale, isolierte Empfindung, an ihr ist der ganze Mensch beteiligt und von ihr beeinträchtigt. Psychische Beeinflussung von Schmerz: Ort und Stärke der Schmerzen sind nicht meßbar zu machen, sondern nur durch Kommunikation mit dem Schmerzempfindenen Durch die Verschiedenheit der Menschen gibt es wechselnde Grade von Abhärtung, Gewöhnung, Unempfindlichkeit oder Überempfindlichkeit im Ertragen von Schmerzen. Schmerzen sind kulturell abhängig Bei zu erwartenem Schmerz reagieren die Rezeptoren sensibler, somit ist das Schmerzempfinden verstärkt. Psychologie Thema 11 Der Konflikt: Wenn die Entscheidung schwer fällt Welche drei Konfliktarten kennen Sie ? Nach der Entstehung: Teorien der kognitiven Dissonanz Konfliktarten: 1. Appetenz – Appetenz – Konflikt (Annäherungskonflikt) Zwei positive Handlungsziele z.B. Konzert oder Theater 2. Aversions – Aversions – Konflikt (Vermeidungskonflikt) Die Wahl des kleineren Übels z.B. Prüfungsarbeit A oder Prüfungsarbeit B 3. Appetenz – Aversions – Konflikt (Ambivalenzkonflikt) Ein Ziel hat gleichzeitig positive und negative Aspekte z.B. Stelle als Stationsleitung aber hohe Belastung Kognitive Dissonanz: Der Zustand der inneren Spannung oder Widersprüchlichkeit nach einer Entscheidung wird als kognitive Dissonanz bezeichent. Die Tatsache, eine Alternative gewählt zu haben, ist widersprüchlich (dissonant) zum Wissen, eine gleich attraktive Alternative nicht gewählt zu haben. Ich habe zwar ein positives Ziel gewählt aber auch auf die positiven Eigenschaften eines anderen Ziels verzichten müssen. Der Begriff Dissonanz läßt sich umschreiben mit Unvereinbarkeit, Widerspruch, Unstimmigkeit oder Ungleichgewicht zwischen zwei oder mehreren Erkenntnisinhalten (Kognitionen) Auflösen von kognitiven Dissonanzen: 1. Eleminierung von kognitiven Elementen Verneinen von rauchen und Lungenkrebs 2. Hinzufügen von kognitiven Elementen Freunde haben geraucht und sind sehr alt geworden und gesund geblieben 3. Verändern von kognitiven Elementen Rauchen führt nur zum Lungenkebs wenn man sehr viel raucht 11 Psychologie 12 Thema 12 Die soziale Rolle Begriffserklärung und Bedeutung Rollenkonflikte Gruppen und Rolle Begrifferklärung und Bedeutung: Man nennt den gesellschaftlichen Ort, an dem ein Individuum seine Funktion ausübt, seine soziale Position, beispielsweise seine berufliche Position. Vom Inhaber einer sozialen Position werden eine Vielzahl von Verhaltensweisen und Einstellungen erwartet, die für diese Position typisch sind. Die Gesamtheit dieser Verhaltenserwartungen bezeichnet man als soziale Rolle. Soziale Rollen beziehen sich auf Verhaltensweisen, die von einem Individuum mit einer bestimmten Position in bestimmten Situationen sozialer Interaktion erwartet werden. Jedes Individuum muß meist mehrere Rollen übernehmen, z.B. ein Patient übernimmt in der Gesellschaft am Arbeitsplatz in der Familie im Krankenhaus Rolle des Kranken Rolle des kranken Arbeitnehmers Rolle des kranken Familienmitgliedes Rolle des Krankenhauspatient Rollen sind unabhängig vom jeweiligen Rollenträger, d.h. sie kann auch von anderen übernommen werden. Rollenkonflikte: entstehen, wenn Rollenmerkmale in Widerspruch zueinander treten, so daß die Befolgung eines Rollenmerkmals zwangsläufig die Verletzung eines anderen nach sich zieht. Intrarollenkonflikte: - intra lat. innerhalb - entstehen wenn ein Widerspruch zwischen den Merkmalen ein und derselben Rolle besteht, z.B. können für Ärzte entstehen bei der Betreuung eines unheilbar Kranken, entweder die Therapie einstellen um ein Leiden zu verhindern bzw. zu verringern oder das Leben und somit auch die Qualen des Patienten zu verlängern. Interrollenkonflikte: - inter lat. zwischen - finden zwischen Rollenanforderungen unterschiedlicher Rollen statt, die sich in dem gleichen Rolleninhaber vereinen (Krankenpflegepersonal - Wochenende - Vereinssport). Gruppe und Rolle: Bei der Entwicklung der Gruppenstrukturen bilden sich regelmäßig formelle und informelle Rollen der Gruppenmitglieder aus, die zum Leistungsverhalten und zum affektiven Klima der Gruppe in Beziehung stehen und die Stabilität der Gruppe beeinflussen. Typ I: Rollen, die sich auf die Gruppenaufgaben beziehen (Initiator, Wegweiser) Typ II: Rollen mit Enthaltungsfunktionen (Mitläufer, Normgeber) Typ III: Rollen, die sich auf individuelle Bedürfnisse erstrecken (Verspielter, Aggressiver, Geltungssuchender) Psychologie 13 Thema 13 Rollenkonflikte (Wenn´s nicht mehr rund rollt) Interrollenkonflikte Intrarollenkonflikte Konfliktbearbeitung Ein Mensch hat eine Reihe verschiedener Rollen zu spielen (Rolle der Mutter / Vater, Krnakenschwester / pfleger, Freundin / Freund, Vereinsmitglied). Diese Rollen sind meist zeitlich und räumlich getrennt, so daß das Verhalten in einer Situation jeweils von der dort gültigen Rolle bestimmt wird. Wenn es dazu kommt, daß sich zwei Rollen überschneiden, kommt es sehr häufig auch zu Rollenkonflikten. Wenn eine Person widersprüchlichen und unvereinbaren Erwartungen ausgesetzt ist spricht man von Rollenkonflikten. Interrollenkonflikt Zwei oder mehrere verschieden Rollen konkurrieren miteinander bzw. sind unvereinbar. Beispiel: Wichtige diagnostische Maßnahme (Dauer mindestens eine Stunde) kurz vor Dienstschluß und Verabredung mit dem Freund / der Freundin Konkurrierende Erwartungen in der z.B. beruflichen und in der privaten Rolle. Intrarollenkonflikt Zwei oder mehrerer Erwartungen in einer Rolle sind unvereinbar. Beispiel: Die Krankenhausverwaltung erwartet einen sparsamen Umgang mit Materialien, während die Gruppe der Patienten sich einen großzügigen Umgang wünscht, da es um ihre Gesundheit geht. Konkurrierende Erwartungen innerhalb einer Rolle. Konfliktbearbeitung Konflikte sind nicht immer auflösbar oder aufhebbar. Jeder Mensch muß neben der Suche nach Konfliktlösungen auch lernen, wie er am besten mit vorhandenen Konflikten umgeht, um sie auszuhalten zu können. Konflikte lassen sich bewältigen durch: 1. Kommunikation 2. Innerpsychische Veränderung 3. Soziale Veränderung 4. Inanspruchnahme von Fremdhilfe Zu 1. Oft sind Konflikte bereits durch ein einfaches Gespräch der am Konflikt beteiligten Personen zu lösen oder zumindest zu verhindern. Zu 2. Die äußere Situation bleibt weiterhin bestehen, eine Veränderung findet nur in der Person selber statt. Die Person selber geht einen Kompromiß ein. Zu 3. Die Konfliktsituation wird durch äußere Veränderungen behoben. Eine Schwester wird in eine andrer Schicht oder auf eine andere Station versetzt, so daß sich die Konfliktparteien nur kurz oder sehr selten sehen. Zu 4. Die Möglichkeit der Fremdhilfe ist gerade im Bereich der „helfenden Berufe“ nicht immer wahrgenommen worden. Möglichkeiten sind unter anderem: Supervision Ziel: Beziehungen zu klären und die Arbeit zu organisiern Balint-Gruppen Ziel: Wahrnehmen und Überdenken der eigenen Gefühle und Einstellungen in Beziehung zu den Patienten Selbsthilfegruppen Ziel: Erfahrungsaustausch Einzel- und Gruppentherapie Ziel: Auseinandersetzen mit eigenen Konflikten und erlernen von Konfliktstrategien Psychologie 14 Thema 14 Die soziale Rolle im Krankenhaus Die Rolle des Arztes Die Arztrolle kann an 5 Rollenerwartungen beschrieben werden: Affektive Neutralität: Vom Arzt wird erwartet, daß er seine Hilfeleistung für Patienten unbeeinflußt von Affekten, z.B. Sympathie oder Antipathie, erbringt. Das Rollenmerkmal der affektiven Neutralität kann beispielsweise von psychotherapeutisch tätigen Ärzten nicht eingehalten werden, da bei fast allen Behandlungsverfahren eine günstige affektive Reaktion des Arztes auf den Patienten eine wesentliche Voraussetzung für den Behandlungserfolg ist. Uneingeschränkte Hilfsbereitschaft: universalistische Einstellung Der Arzt soll alle Patienten ungeachtet ihrer unterschiedlichen persönlichen Eigenarten und sozialen Positionen gleich behandeln. Funktionelle Spezifität: Die Rollenmerkmale des Arztes gelten nur, soweit er in soziale Interaktion mit Kranken tritt, und er ist in seinem Handeln seinen Patienten gegenüber auf die Berücksichtigung ihres Wohlergehens verpflichtet. Der Arzt soll also allgemein- gesellschaftliche Interessen über mögliche egoistische stellen, d.h. er soll das Abhängigkeitsverhältnis nicht ausnutzen. Technische und fachliche Kompetenz: Vom Arzt werden Kompetenz und Wissen erwartet, die ihn befähigen, seine Aufgaben optimal zu erfüllen. Schweigepflicht: Der Arzt hat für den Patienten "das exklusive Eingriffsrecht in den Körper anderer Menschen" und den "berufsmäßigen Umgang mit menschlichen Krisensituationen", er darf also dieses Vertrauen und das dadurch erlangt Wissen nicht mißbrauchen. Die Definition der Arztrolle unterliegt allerdings einem ständigen gesellschaftlichen Wandel. Im Unterschied zur Rollenübernahme des Patienten muß der Arzt eine formelle Rollensozialisation durchlaufen (Studium, postuniversitäre Ausbildungszeiten, Weiterbildung), bevor er seine Berufrolle übernehmen kann. Vom Arzt wird ein kontinuierliches Einfühlungsvermögen in die Erlebniswelt des Kranken erwartet, sowie die Fähigkeit, unrealisierbare Erwartungen des Patienten zurückzuweisen, ohne gleichzeitig die Vertrauensbasis zu zerstören. Durch seine Ausbildung wird vom Arzt erwartet, die ihm vorgebrachten Krankheitssymptome zu einer richtigen Diagnose zu vereinigen und daraus eine Behandlung abzuleiten. Oftmals werden die Fähigkeiten des Arztes überschätzt oder unterschätzt. Geht der Patient zu einem Facharzt, erwartet er von diesem eine spezielle Behandlung die der Allgemeinmediziner seiner Meinung nach nicht erbringen kann, der Patient beruft sich damit auf sein medizinisches Laienwissen. Psychologie 15 Thema 15 Die soziale Rolle im Krankenhaus Die Rolle der Pflege Erwartungen die an das Pflegepersonal gestellt werden Vermittlerrolle: Die Pflegekraft übernimmt die Rolle des Vermittlers zwischen dem Arzt, anderem Krankenhauspersonal und dem Patienten. Dieses Rollenmerkmal kann schnell zu Intrarollenkonflikten führen, wenn die Erwartungen des Arztes und die des Patienten widersprüchlich zueinander sind. Affektive Neutralität: Vom Pflegepersonal wird erwartet, daß es seine Hilfeleistung für Patienten unbeeinflußt von Affekten, z.B. Sympathie oder Antipathie, erbringt. Uneingeschränkte Hilfsbereitschaft: universalistische Einstellung Das Pflegepersonal soll die Patienten ungeachtet ihrer persönlichen und sozialen Positionen gleich behandeln. Funktionelle Spezifität: Die Rollenmerkmale des Pflegepersonals gelten nur, soweit es in soziale Interaktion mit Kranken tritt. Das Pflegepersonal ist in seinem Handeln seinen Patienten gegenüber auf die Berücksichtigung ihres Wohlergehens verpflichtet, es soll also allgemein- gesellschaftliche Interessen über mögliche egoistische stellen, d.h. er soll das Abhängigkeitsverhältnis nicht ausnutzen. Technische und fachliche Kompetenz: Vom Pflegepersonal werden Kompetenz und Wissen erwartet, die es befähigen, seine Aufgaben optimal zu erfüllen. Schweigepflicht: Die Pflegekraft hat für den Patienten den "berufsmäßigen Umgang mit menschlichen Krisensituationen", es darf also dieses Vertrauen und das dadurch erlangt Wissen nicht mißbrauchen. Diese Rollenmerkmale gelten allerdings nicht für die Pflegekraft außerhalb des Krankenhausbereiches (Sozialstation, Unfallnotdienst, Industriebetrieben). Die Definition der Pflegerolle unterliegt allerdings einem ständigen gesellschaftlichen Wandel. Die Struktur des Berufes gliedert sich in verschiedene Zweige auf, zum einen in einen "Nur- Pflege", zum anderen in einen "Weg von der Pflege". Bei der "grundlegenden Pflege" hat das Personal einen sehr nahen Bezug zum Patienten, die emotionale Belastung ist hier allerdings auch am stärksten. Vom Pflegepersonal wird ein kontinuierliches Einfühlungsvermögen in die Erlebniswelt des Kranken erwartet, sowie die Fähigkeit, unrealisierbare Erwartungen des Patienten zurückzuweisen, ohne gleichzeitig die Vertrauensbasis zu zerstören. Das Pflegepersonal, welches sich durch Weiterbildung spezialisiert, distanziert sich gewollt oder ungewollt von der "grundlegenden Pflege" und übernimmt den Bereich der Fachpflege. Im Unterschied zur Rollenübernahme des Patienten muß das Pflegepersonal eine formelle Rollensozialisation durchlaufen (Ausbildungszeiten, Weiterbildung), bevor es seine Berufrolle übernehmen kann. erzieherische Beeinflussung durch die Krankenhausregeln physische Pflege enger Kontakt emotional beruflicher Eingriff in menschliche Krisensituationen Kommunikation Pfleger Patient Führungsstil Psychologie 16 Thema 16 Die soziale Rolle im Krankenhaus Die Rolle des Patienten Krankheitsverhalten: alle Reaktionen eines Individuums, auch subjektiv empfundene Beschwerden, die Ausgangspunkt einer Übernahme der Krankenrolle sein können Gesundheitsverhalten: alles Verhalten, sobald es für die Gesunderhaltung des Individuums eine Rolle spielt, also z.B. auch präventive Maßnahmen. Die Patientenrolle kann aufgeteilt werden in Kassen- und Privatpatienten, in stationäre und ambulante Krankenhausaufenthalte. Rollenerwartungen: Befreiung von normalen Rollenverpflichtungen: Die Krankheit wird als eine Beeinträchtigung der normalen Rollenausübung aufgefaßt, für die der Kranke nicht verantwortlich ist. Wunsch zur Genesung: Eine Rollenerwartung die an den Kranken gestellt wird ist der Wunsch zur Genesung, hat er den Willen zur Genesung darf er auch fachkundige Hilfe in Anspruch nehmen. Ist der Patient allerdings nicht kooperativ bzw. nicht bereit Hilfe anzunehmen gilt er als "nicht krank". Gesundheitserhaltung: Eine Rollenerwartung die an den Patienten gestellt wird ist die Einhaltung präventiver Maßnahmen. Krankenhausordnung: Der Patient muß die Krankenhausordnung einhalten, somit die an ihn gestellten Anforderungen erfüllen. Regression des Patienten: ein gegenüber dem Lebenssalter unzeitgemäßes Verhalten- eine kindliche Verhaltensweise des Erwachsenen-, also ein psychisches Zurückschreiten. Die Regression kann durch folgende Faktoren begünstig werden: Situative Faktoren: Ähnlich wie bei einem Kleinkind wird der erwachsene Patient gepflegt, verbringt den größten Teil des Tages im Bett, muß gelegentlich Schonkost zu sich nehmen usw., er wird also verwöhnt und versorgt. Institutionelle Faktoren: Die Krankenhausverwaltung nimmt dem Patienten alle wesentliche Entscheidungen über seinen Tagesablauf ab. Individuelle Faktoren: Die Krankenheit wird von vielen Patienten als willkommene Entlastung von alltäglichen Pflichten erlebt (sekundärer Krankheitsgewinn). Psychologie 17 Thema 17 Kommunikation und Interaktion Begriffserklärung Elemente eines Kommunikationsvorgangs Kommunikationsformen Allgemeine Funktionen der sozialen Interaktion und Kommunikation Begriffserklärung: Kommunikation ist der Austausch von Informationen Interaktion ist die wechselseitige Beeinflussung, Steuerung und Kontrolle Kommunikation und Interaktion ist jedes Verhalten, das Beziehungen zwischen Menschen herstellt, reguliert, aufrechterhält oder ermöglicht. Elemente eines Kommunikationsvorgangs: Kommunikation setzt einen Sender, Empfänger einen Kommunikationsmodus, eine Botschaft und eine auf Empfang erfolgende Reaktion voraus. Bei dem Kommunikationsmodus oder -kanal des Sprechens unterscheidet man in linguistische und paralinguistische Sprachphänomene. Linguistische Sprachkomponenten sind das Vokabular und die Grammatik. Zu den paralingusistischen Elementen gehören die Sprechweise (Sprechtempo), die Stimmqualität (Höhe, Stimmumfang) und die Gestaltung des Gesprächablaufs durch Pausen und Verteilung der Redezeit in Dialogen. Durch die paralinguistischen Phänomene werden emotional und sozial bedeutsame Begleitinformationen zum Inhalt des gesprochen Wortes vermittelt. Der visuelle Kommunikationskanal bedient den nicht-sprachlichen Kommunikationsteil, er übermittelt Wahrnehmung von Gebärden, Mimik und Gestik des Sozialpartners. Diese Kommunikationsform kann man auch unter dem Begriff "non- verbal" zusammenfassen. Auch die räumliche Distanz zum Kommunikationspartner wird unter dem Aspekt der non- verbalen Kommunikation betrachtet, dazu gehört unter anderem auch die Fremdwirkung des Gegenüber (Kleidung, Körperhaltung,...). Kommunikationsformen: Richtung des Kommunikationsverlaufes - einseitig Monlog - zweiseitig Dialog - mehrseitig Diskussion Verwendung unterschiedlicher Codes verbal Sprache und Schrift - non- verbal: vokal, Sprechrhythmus, Sprechtempo, Mimik, Gestik, Gebären Verwendung von Hilfsmitteln - Face to Face - Telefon Allgemeine Funktionen der sozialen Interaktion und Kommunikation Die soziale Interaktion ist unter anderem die Regulierung von eigenen Bedürfnissen und Bedürfnissen der Interaktionspartner regelt das Zusammenleben Die soziale Interaktion entscheidet auch über Erfolg und Mißerfolg der Interaktion. Die Aufrechterhaltung oder Herstellung von Beziehungen zwischen den Menschen. - Psychologie 18 Thema 18 Das Modell der Kommunikation Erläutern Sie das Modell der Kommunikation Wie ist die Nachricht angekommen ? (Feedback) Kommunikation benötigt drei Elemente: 1. Einen Sender, der übermittelt 2. eine Nachricht (Botschaft)und, die übermittelt wird 3. einen Empfänger, der die Nachricht erhalten soll Die Nachricht selber unterscheidet sich in vier wichtige Aspekte (Fittkau 1977) 1. Sachinhalt 2. Selbstoffenbarung 3. Beziehung 4. Apell Sachinhalt Sender Selbstoffenbarung Nachricht Apell Empfänger Beziehung Feedback: Um sicher zu stellen, daß eine Nachricht vom Sender so angekommen ist wie es beabsichtigt war, kann der Empfänger eine Rückmeldung geben. Der Empfänger teilt dem Sender mit wie er die Nachricht verstanden hat. (Interpretation der Nachricht). Der Sender hat dadurch die Möglichkeit seine Nachricht zu bestätigen oder zu präzisieren bzw. korrigieren. Diese Rückmeldung ist in den zwischenmenschlichen Beziehung sehr wichtig um Kommunikationsmißverständnisse zu vermeiden und unser Kommunikationsverhalten zu verbessern. Wichtiger als eine positive Rückmeldung ist eine Rückmeldung negativer Verhaltensweisen, um der jeweiligen Person die Möglichkeit zu geben sich zu verändern. Sender kodierte Nachricht Empfänger dekodiert Nachricht Feedback (Rückmeldung): Wie ist die Nachricht angekommen Psychologie 19 Thema 19 Wahrnehmung Begriffsbesimmung Reiz, Empfindung, Wahrnehmung und Reaktion Welche verschiedenen Wahrnehmungssysteme gibt es? Wie heißt das Grundgesetz der Wahrnehmung? Begriffsbestimmung Allgemein und umfassend Bezeichnung für den Prozeß des Informationsgewinnes aus Umwelt- und Körperreizen (äußere und innere Wahrnehmung) einschließlich der damit verbundenen emotionalen Prozesse und der durch Erfahrung (-Lernen) und -Denken erfolgenden Veränderung. Wahrnehmen läßt sich von der Funktion her als komplexe, aus den Sinnesempfindungen und Erfahrungskomponenten bestehende psychische Erscheinung, deren Inhalt im Raum lokalisiert wird und dadurch zur Auffassung von Gegenständen der Außenwelt führt definieren. Wahrnehmung kann beeinflußt werden durch: Individualgeschichte biologische Menschheitsgeschichte sozial- ökologische Auseinandersetzung mit der Umwelt Reiz, Empfindung, Wahrnehmung und Reaktion - Eine Empfindung ist die kleinste Erlebniseinheit, die entsteht, wenn ein geeignetes Element aus der physikalischen Umgebung (ein Reiz) auf ein Sinnesorgan wirkt. - Empfindungen werden nach den Sinnesorganen, denen sie zugehören unterschieden - Reize und Empfindungen lassen sich klassifizieren nach Qualität, Intensität und Dauer. - Empfindungen alleine sind nicht erlebbar, sonder stehen immer in Bezug zu dem vorausgegangen Reiz Reiz - Empfindung + Erfahrung Wahrnehmung Reaktion Welche verschiedenen Wahrnehmungssysteme gibt es? Wahrnehmung wird in verschiedene Wahrnehmungsbereiche eingeteilt, dazu gehört zum Beispiel, die Gestaltwahrnehmung und die soziale Wahrnehmung Grundgesetz der Wahrnehmung: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile Psychologie 20 Thema 20 Soziale Wahrnehmung - Wie beeinflußen Gedächtnis, Emotionen und Einstellungen die Wahrnehmungen? - Wie lautet die Theorie der sozialen Wahrnehmung? - Wovon hängt objektive Wahrnehmung ab? - Welche Gestaltgesetze kennen Sie? Wie beeinflußen Gedächtnis, Emotionen und Einstellungen die Wahrnehmungen? Gedächtnis: Erlerntes und erworbenes wird mit dem Aufgenommen in Verbindung gebracht, ohne zu bewerten. Emotionen: Gefühle wie Angst, Furcht und Freude sind für die Deutung und Aufnahme von Reizen grundlegend und sind somit ein wichtiger Bestandteil der Wahrnehmung. Einstellung: Individualgeschichte durch Erfahrung, Selbst- oder Fremdinstruktion geprägte, relativ leicht variierbare Tendenz. Bei bestimmten Erwartungen werden positive Wahrnehmungsreize schnell aufgefaßt, negative Wahrnehmungsreize werden entsprechend abgewertet und unterdrückt. Wie lautet die Theorie der sozialen Wahrnehmung: - Bezeichnung für die Eigenart des Wahrnehmens sozialer Gegebenheiten, Mitmenschen oder Gruppen - Bezeichnung für das Wahrnehmen von Verhaltensweisen, die etwas über Einstellung, Gefühl oder Absichten eines Mitmeschen erkennen lassen - Bezeichnung für in das Wahrnehmen einbezogene, sozial erworbene Einstellungen und Erwartungen des Betrachters, wodurch die Wahrnehmungsgegebenheiten in individuell verschiedener Weise oder Ausprägung beurteilt werden. Objektive Wahrnehmung: setzt Erfahrung voraus Die Wahrnehmung eines Gegenstandes bleibt von Indviduum zu Individuum konstant. Hängt also von der Funktion der Sinne ab. Erst im Zusammenhang mit den individuellen Interpretationen weicht die Wahrnehmung von der Ursprünglchen ab. ein Stuhl bleibt ein Stuhl Gestaltgesetze: - das Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile Ähnlichkeit: Elemente werden dann als Zusammengehörig erlebt, wenn sie einander ähnlich sind Nähe: räumliche Abhängigkeit, Elemente mit geringem oder regelmäßigen Abstand werden im Zusammenhang erlebt Geschlossenheit: nicht vollendete Figuren werden in der Wahrnehmung ergänzt (Kreis) Psychologie 21 Thema 21 Wahrnehmungsverzerrung und soziale Vorurteile Wie kommt eine Wahrnehmungsverzerrung zustande? Was verstehen Sie unter einem Vorurteil und welche Funktionen haben Vorurteile? Wenn das Vorurteil sich selbst bestätigt (selbsterfüllende Prophezeiung) Bei allen Wahrnehmungsvorgängen lassen sich 3 Prozesse feststellen: Selektion: Aufgrund seiner beschränkten Aufnahmekapazität ist der Mensch nicht in der Lage, alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Er muß aus dem Wahrnehmungsmaterial auswählen, selektieren. Menschen Neigen dazu, eher das wahrzunehmen, was sie gerne sehen möchten bzw. das was sie schon immer wahrgenommen haben. Ergänzen: Der Beobachter geht über die tatsächlich vorhandenen Informationen hinaus und fügt neue hinzu. Er zieht Schlüsse und macht Annahmen, die allein aufgrund der zur Verfügung stehenden Informationen nicht möglich sind. Strukturieren: Die wahrgenommenen Elemente werden zu einem Ganzen zusammengebracht. Der Mensch strebt ein einheitliches, zusammenhängendes Bild an. Er möchte seine Wahrnehmung als in sich stimmig und einheitlich erleben. Der Prozeß des Auswählens, Ergänzens und Strukturierens kann zu Beobachtungsverzerrungen und – verfälschungen führen. Wahrnehmungsfehler: Halo-Effekt: Der Mensch läßt sich bei der Beurteilung einer Person von einem allgemeinen guten oder schlechten Eindruck ( oder Halo) oder einer hervorstechenden Eigenschaft leiten. Die Beurteilung einzelner Eigenschaften und Merkmale wird durch diese allgemeine Vorstellung von der einzuschätzenden Person beeinflußt. Logische Fehler: Jede Mensch hat eine private Persönlichkeitstheorie. Er hat genaue Vorstellungen darüber, welche Persönlichkeitseigenschaften zusammengehören und er nimmt an, daß bestimmte Persönlichkeitsmerkmale immer in Verbindung auftreten. Kontrastfehler: Werden mehrere Personen nacheinander wahrgenommen und beurteilt, sind die Urteile nicht unabhängig von einander. Die ersten Beurteilungen bilden einen Vergleichsmaßstab für die folgenden Urteile. Ein Vergleichsmaßstab kann auch in der Person des Beobachters selbst liegen. Vorurteile sind negative oder ablehnende Einstellungen einem Menschen oder einer Gruppe gegenüber, wobei dieser Gruppe infolge stereotyper Vorstellungen bestimmte Eigenschaften von vornherein zugeschrieben werden, die sich aufgrund von Starrheit und gefühlsmäßiger Ladung selbst bei widersprechender Erfahrung schwer korrigieren lassen. Es soll erwähnt werden,daß es ein Vorurteilsverständnis gibt, daß sich nicht auf negativ besetzte Einstellungen beschränckt, sondern auch von positiven Vorurteilen spricht. Vorurteile sollen das Urteilen erleichtern. Sie sollen dem Menschen helfen, sich in seiner sozialen Umgebung besser orientieren zu können. Sie bilden gleichsam vorgegebene Schubladen, in die man andere Menschen einordnen kann, ohne sich immer fragen zu müssen, um was für einen Menschen es sich handelt. Vorurteile haben somit eine Orientierungsfunktion. Die Beibehaltung eines Vorurteils bringt den Menschen weiterhin einen psychischen Gewinn, den er ohne das Vorurteil nur schwer erreichen könnte: Es bindet Unsicherheit und Angst. Eine weitere Funktion besteht in der Erhöhung des eigenen Selbstwertgefühls. Durch die Abwertung einer anderen Gruppe steigt die Bedeutung der eigenen Gruppe und damit auch der eigenen Person. Vorurteile können sich zu sich selbsterfüllenden Prophezeiungen werden. Dieser Begriff wird von dem Soziologen Merton geprägt und bedeutet, daß die falsche Definition einer Situation diese so verändern kann, daß die Definition schließlich zutrifft Psychologie 22 Thema 22 Das Kind im Krankenhaus Erleben der Krankenhauseinweisung Reaktionen auf die Krankenhauseinweisung Auswirkungen des Krankenhausaufenthaltes und Folgerungen für die Pflege Erleben der Krankenhauseinweisung Säuglinge bis zum 6. Monat: keine Trennungsangst beim Kind erkennbar Entfremdung und Unsicherheit seitens der Mutter Bezugsperson fehlt, die Deutung geringer Bedürfnisunterschiede fällt weg Kleinkind von 6 Monaten bis 5. Lebensjahr: Fremdeln Trennungsangst Fehlender Zeitbegriff Fehlende Krankheitseinsicht Kinder im Vorschul- Schulalter: Bewegungseinschränkung durch Krankheit können bei Kindern zu Verhaltensweisen führen, denen sie sich selbst nicht bewußt sind. Die Krankheitseinsicht ist bei Vorschul- bzw. Schulkindern vorhanden, ebenso verstehen sie die Gründe der Trennung von den Bezugspersonen. Der Krankenhausaufenthalt kann erleichtert werden durch Kontakte zu anderen Kindern Reaktion auf die Krankenhauseinweisung: Emotionale Reaktion, Hilflosigkeit Protest: herbeirufen der Eltern durch weinen oder schreien Resignation: das Kind ist in sich gekehr, brütet vor sich hin und wirkt Apathisch, es zeigt keine Bereitschaft zum Gespräch scheinbare Anpassung: das Kind nimmt Kontakt zu anderen Kindern und zum Pflegepersonal auf Auswirkung des Krankenausaufenthaltes und Folgerungen für die Pflege: Durch den Aufenthalt im Krankenhaus können Kinder langfristig in ihrem Verhalten eingeschränkt werden. Kurzzeitige Folgen des Krankenhausaufenthaltes können Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit sein. Auch Regressionen auf Entwicklungsstufen die schon bewältigt waren können auftreten, die Kinder nässen oder koten ein, obwohl sie schon sauber waren. Langzeitige Folgen können sich z.B. durch Gefühlsarmut, Unkonzentriertheit, Unicherheit und Mißtrauen äußern. Daraus können sich Eltern- Kind- Konflikte entwickeln, das Kind erlebt den Krankenhausaufenthalt als Bestrafung und verschließt sich dem Zugang der Eltern. Durch die Mitarbeit der Eltern bei einem Krankenhausaufenthalt des Kindes kann versucht werden die Auswirkungen des Aufenthaltes zu reduzieren gar zu vermeiden. Wird den Eltern z.B. die Möglichkeit geboten, freie Besuchzeiten zu nutzen (bei berufstätigen) oder während der Dauer des Aufenthaltes anwesend zu sein hat dies eine positive Auswirkung auf den Gesundungsprozeß des Kindes. Die Anwesenheit der Eltern kann auch eine Arbeitsentlastung des Pflegepersonals sein, da die Eltern meist die Pflege des Kindes übernehmen möchten. Eine Vorbereitung des Kindes auf den Krankenhausaufenthalt ist sicherlich eine wichtige Methode um die Angst des Kindes zu verringern. Im Vorfeld kann allerdings ein Krankenhausbesuch mit dem Kind schon große Ängst abbauen, dann nämlich wenn das Kind nicht Krank ist kann es die fremde Umgebung anders wahrnehmen und mit positven Ereignissen verknüpfen, die Neugierde des Kindes unterstützt diesen Besuch. Mittlerweile gibt es aber auch schon Möglichekeiten ein krankes Kind ambulant zu betreuen, so daß die gewohnte Umgebung nicht verlassen werden muß. Diese mobile Kinderkrankenpflege wird in Zusammenarbeit mit einem Arzt durchgeführt und ist möglich bei Ernährungsstörungen von Säuglingen, Hauterkrankungen, Bronchialerkrankungen,... Psychologie 23 Thema 23 Der Erwachsene im Krankenhaus Unangenehme Aspekte des Krankenhausaufenthaltes Egozentrische Reaktionen des Patienten Unangenehme Aspekte des Krankehausaufenthaltes: die Krankenhausaufnahme ist für die meisten Menschen ein einschneidendes und angstauslösendes Ereignis, das viele Belastungen mit sich bringt. Normalerweise ist niemand auf ein solches Ereignis vorbereitet und hat deshalb zunächst auch keine Bewältigungsstrategien zur Verfügung. Bei der Krankenhausaufnahme erlebt der Kranke Verluste die er bewältigen muß. Der Verlust der vertrauten Umgebung Der Verlust von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung entmündigt den Patienten. Der Verlust der Intimsphäre Der Verlust von sozialen Funktionen und Mobilität In der Regel äußern sich diese Verlusterlebnisse durch Angst, Niedergeschlagenheit, Unsicherheit, im Extremfall Regression oder Depressionen. Durch die bestehende Unruhe auf der Station und die zur Diagnose der Krankheit wichtigen Untersuchungen bringen Mangelnde Ruhe mit sich. Der Patient erlebt den krankenhausaufenthalt als ständige Stressituation. Egozentrische Reaktionen des Patienten: Die Krankheit kann einen Mensch soweit beeinflußen, daß er seine eigene Person nicht real an die Umgebung anpassen kann, nicht selten sind Wesensveränderungen des Patienten im Laufe des Aufenthaltes festzustellen. Durch die Umgebung beeinflußt muß der Patient sich permanent mit seiner Erkrankung auseinandersetzen, er lebt also in ständiger Sorge und körperliche Veränderungen, bzw. Zustandveränderungen der Krankheit sind bedeutsamer als bei einem gesunden Menschen. Die ständige Konfrontation mit der Erkrankung bestimmen die Gedanken des Patienten soweit, daß er sich in seiner Kommunikation nur auf seine Person und seine Krankheit begrenzt. Auch können Handlungen und Äußerungen des Pflegepersonals so umgedeutet werden, daß sie mißverstanden werden. Untersuchungen belegen, daß eine Mitarbeit des Patienten durch eine sorgfältige Aufklärung gesteigert werden kann, denn eogzentrische Verhaltensweisen können durch mangelnde Informationen entstehen. Der Egozentrismus des Patienten behindert somit den Heilungsprozeß erheblich. Psychologie 24 Thema 24 Fehler im Umgang mit Patienten Distanzlosigkeit und Distanz/ Vernachlässigung und Überprotektion "Nichternstnehmen" des Patienten/ Hektik und Nervosiät Verschiedene Verhaltensweisen des Pflegepersonals können sich nachteilig auf die gesamte Umgebung des Patienten auswirken. Distanz - Distanzlosigkeit: Die Distanz die der Patient zum Pflegepersonal hält ist in erster Linie eine Schutzfunktion die zur Aufrechterhaltung der Intimität dient. Scham, Schuld, Ekel und Peinlichkeiten hindern den Menschen daran taktlos die Grenzen anderer Menschen zu durchdringen. Wird diese Distanzschranke durch das Pflegepersonal nicht beachtet, fühlt sich der Patient ausgeliefert und in seiner Intimität verletzt. Angenommen die Distanz vom Pflegepersonal zum Patienten wird zu groß, d.h. der Patient wird ein Teil der Maschenerie, fühlt sich der Patient ebenso verlassen, einsam und ausgeliefert. Alleine durch das medizinische Fach- Jargon können schon Sprachbarrieren entstehen, die zu einer Distanz führen. Vernachlässigung Unzuverlässigkeit des Pflegepersonals, das Fehlen von Pünktlichkeit und Gleichmäßigkeit können dem Kranken das Gefühl vermitteln, daß seine Bedürfnisse und die seiner Angehörigen zu wenig berücksichtigt werden. Zusagen vom Pflegepersonal werden als leere Versprechungen empfunden. Überprotektion: Durch übermäßige Aufmerksamkeit des Pflegepersonals werden dem Patienten viele Dinge abgenommen, die er noch selbständig Durchführen könnte. Nichternstnehmen des Patienten Abstumpfen des Pflegepersonals, die Krankheit bzw. die Kranken werden als Alltäglich erlebt, oftmals werden die Wünsche oder Forderungen des Patienten nicht mehr ernst genommen, sogar ins lächerliche gezogen. Die Ganzheitlichkeit der Pflege tritt in den Hintergrund und die Ursache der Erkrankung (der Befund) ist für das Pflegepersonal ausreichend zur Pflege des Patienten. Hektik und Nervosität Dominieren diese Faktoren in einem Stationsbetrieb, kann sich das auch auf die Patienten niederschlagen. Der Patient bezieht die Unruhe auf sich und seine Erkrankung, da er nicht mehr differenziert zwischen der gesamten Umgebung und sich und wird damit durch das Verhalten des Pflegepersonals beunruhigt. Auch traut der Patient sich nicht das Pflegepersonal durch seine Wünsche zu belasten. Hektik und Nervösität geht meist von einer kleinen Anzahl oder von einer einzigen Person aus und wirkt dem Stationsablauf und Arbeitsablauf entgegen. Psychologie 25 Thema 25 Die soziale Gruppe Definition des Begriffs "Gruppe" (Gruppenkriterien) Regeln der Gruppenbildung Gruppen und Verhalten Definition des Begriffs "Gruppe": Bezeichnung für eine integrierte soziale Struktur, deren Umfang (Anzahl) variabel, jedoch im Einzelfall bestimmbar ist. Eine Gruppe ist eine Anzahl von Menschen, die über eine gewisse Zeit in Interaktion steht, besonders wenn darüber hinaus sich gegenseitige Abhängigkeiten ergeben. Gruppen zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Mitglieder auf die Erreichung gemeinsamer Ziel und Wertvorstellungen festgelegt werden. Diese können sich im Leistungsbereich befinden, z.B. in der Bewältigung einer gemeinsamen Arbeit, oder auch darin bestehen, die Gruppenkontakte selbst befriedigend zu gestalten, z.B. Freizeitgruppen. Im Rahmen gemeinsamer Leistungsaktivitäten bilden Gruppen in der Regel Arbeitsteilungen aus. Es entstehen Rollenverteilungen und -differenzierung, Führungs- und Leitungsfunktionen und Strukturen der Kooperation und Kommunilation (Interaktion). Regeln der Gruppenbildung: Wichtig für die Bildung von Gruppen sind folgende Regeln: räumliche Nähe fördert häufige Kontakte Kontakthäufigkeit, Normen und Wertvorstellungen nähern sich immer mehr an. Bei einer Entscheidung zwischen verschiedenen Gruppen, hat die Gruppe Vorrang, in die das Individuums stärker eingebunden ist. Motivation zu der Gruppe zu gehören, je stärker die Motivation, desto eher nimmt das Individuum die Gruppennormen an. Gruppe und Verhalten Kohäsion: Phänomen des Zusammenhaltens von Gruppen Die Bedingungen unter denen sich ein Individuum veranlaßt sieht, sich einer Gruppe für längere Zeit zugehörig zu fühlen bzw. in ihr zu verbleiben. Kohäsionsfaktoren: Attraktivität der Gruppe, Belohnungen auf kooperativer Basis, gegenseitige Vorlieben zwischen einzelnen Gruppenmitgliedern, Interaktionshäufigkeiten, positive Einstellungen zu den Gruppenaktivitäten und -zielen sowie Statusverbesserungen und Prestigmerkmale. Konformität: Bezeichnung für durch Normen und Rollen festgelegte Einstellungen und Verhaltensweisen, die in Übereinstimmung mit einer Gruppe gezeigt werden bzw. die den Einstellungen und Verhaltensweisen der anderen Gruppenmitglieder im hohem Maße entsprechen. Gruppendruck Konformitätsdruck: die Übertretung von Gruppenregeln ziehen Maßnahmen der Gemeinschaft nach sich, die die Normverletzung bestrafen (negative Sanktionen) und auf eine Rückkehr zu normgerechtem Verhalten hinwirken. Positve Sanktionen, die konformes Verhalten belohnen, werden wesentlich seltener angewandt als negative, obwohl sie nach den Prinzipien der Lerntheorie die wirksameren Mittel für Verhaltensänderungen wären (Lernen am Erfolg). Psychologie Thema 26 Führungsverhalten in Gruppen Was versteht man unter Führung? Die zwei Grundaufgaben der Gruppenleitung Führungsstile Lukaszy (1960) beschreibt Führung als eine Funktion von mindestens 4 sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren: 1. Die Persönlichkeit des Führers mit ihren angeborenen Fähigkeiten, Begabungen und ihren individuellen Erfahrungen. 2. Die Persönlichkeit der Geführten mit ihren individuellen Einstellungen, Erwartungen und Bedürfnissenn in bezug auf den Führer und die Situation. 3. Die Struktur und Funktion der Gruppe als Ganzes, Rollenbeziehungen und Normen. 4. Die spezifische Situation, in der sich die Gruppe befindet, z.B. die Art der zu bewältigenden Aufgaben, das Gruppenziel und andere äußere Bedingungen. Führung wird hier als eine gegenseitige Beeinflussung und Abhängigkeit verstanden. Diese wechselseitige Beeinflussung äußert sich in konkreten Erwartungen und in der Art, wie diese erfüllt werden, z.B. hinsichtlich: -der Persönlichkeit des Führers -der Persönlichkeit der Geführten -Struktur und Funktion der Gruppe -der Situation. Führungsaufgaben lassen sich in 2 Gruppen von Grundaufgaben einteilen: -Lokomotionsfunktionen: dienen der Lösung der jeweiligen Aufgaben der Gruppe, der Annäherung an das gegebene Gruppenziel oder der Bewältigung der gegebenen Situation. Zielorientierte Führungsaufgaben (Lokomotion): -Problemerfassung -Planen und Organisieren -Entscheidungsfindung -Informieren -Koordinieren und Aufteilen einzelner Aufgaben -Kontrollieren und Korrigieren -Kohäsionsfunktion: dienen dem Zusammenhalt, dem inneren Beistand der Gruppe sowie der Aufrechterhaltung von Ordnung und Aktionsfähigkeit. Fazit: Ein Führer hat 2 Aufgaben: Die Gruppe zum Ziel führen und die Gruppe zusammenhalten. Führungsstile: - Autoritär gegenüber kooperativ oder - Aufgabenorientiert gegenüber mitarbeiterorientiert. 26