Das Areal Die Gestaltung des Areals rund um die Kirche zeichnete Bluntschli schon im Jahre 1891 auf seinem Lageplan. Der freie Platz um die Kirche wurde eingekiest, eine Auffahrt zur Kirche erstellt und mit kleinen RasenBeeten und Zäunen umgeben. Bei der Planung der Areal-Gestaltung wurde angenommen, dass die auf der Ostseite des Bürgliterrassen-Gartens bestehende Stützmauer stark genug sei und nach einigen Ausbesserungsarbeiten hätte bestehen bleiben können. Bluntschli stellte dann aber fest, dass die Mauer zu wenig solid war und auch bezüglich Richtung und Lage zum Kirchenneubau nicht passte. Daher wurde eine neue aus Cyklopen-Mauerwerk bestehende Stützmauer gebaut, auf welche Brüstungsquader aus Granit aufgesetzt wurden. In die Mitte dieser Mauer wurde die grosse, doppelarmige Freitreppe als Hauptaufgang von Osten, zum Hauptportal, gebaut. Rund um die Kirche und unterhalb der Freitreppe wurden 17 Ruhebänke aufgestellt. Für Bluntschli war die Freitreppe ein sehr wichtiger Bauteil. Er schrieb: "Für die Wirkung der Kirche auf die Nähe, fällt hauptsächlich in Betracht die Freitreppenanlage, nebst der hohen Eingangshalle mit dem über sich erhebenden Giebelbau.“ Der untere Teil des Areals wurde provisorisch gestaltet, mit Gehwegen um und durch den damals noch bestehenden Friedhof. Für Bestattungen wurde der Friedhof nicht mehr benutzt, hatte aber noch 25 Gräber neueren Datums. Den Angehörigen der bis 1878 auf diesem Friedhof Bestatteten wurde damals zugesichert, dass der Friedhof noch 25 Jahre bestehen werde. Als in den Jahren 1924/25 die Bahnlinie der SBB neu unterhalb der Grütlistrasse erstellt wurde, konnte auch mit der Gestaltung des unteren Teils des Areals begonnen werden. Auch der Friedhof konnte nun aufgehoben werden. Diese Neugestaltung brachte in den Jahren 1924/25 wieder viel Unruhe in die Kirchgemeinde. Der damals 82jährige Bluntschli wollte, dass das Areal nach seinen Vorstellungen, Plänen und Entwürfen von 1891, als Vollendung seines Gesamtkunstwerkes, gestaltet werde. Zusammen mit Stadtbaumeister Herter arbeitete Bluntschli den sogenannten „Herter-Bluntschli-Plan“ aus. Mit der Ausführung der Umgestaltung der Gartenanlage hatte die Kirchenpflege die Gartenbauarchitekten Gebrüder Mertens beauftragt. Die Söhne des bedeutenden Gartenbauarchitekten Evarist Mertens (1846-1907) wollten das Areal anders als Bluntschli gestalten. So findet man in den Akten einen Bericht der Gebrüder Mertens, welcher den Herter-Bluntschli-Plan und einen solchen von Bluntschli, welcher den Plan der Gebrüder Mertens kritisiert. Die damalige Kirchenpflege war sich über die Areal-Gestaltung nicht einig. So stellte sie an der Kirchgemeindeversammlung im März 1925 einen Mehrheitsantrag für das Projekt „Herter-Bluntschli“ mit einer Zusatzvariante von Herter und einen Minderheitsantrag für das Projekt der Gebrüder Mertens. Grundsätzlich ging es um die Frage, ob von der über dem Tunneleingang erstellten, etwas schwerfälligen Steintreppe zwischen Seestrasse und Grütlistrasse eine architektonische Verbindung mit der auf der Höhe stehenden Kirche geschaffen werden solle oder ob dem gärtnerischen Projekt der Gebrüder Mertens der Vorzug zu geben sei, welches lediglich einen Aufgang in Form eines schlichten seitwärts geführten Fussweges vorsah. Dekan Ganz befürwortete die schon beim Bau der Kirche von Bluntschli vorgeschlagene Variante „zur Schaffung eines der Achse der Kirche entsprechenden Mittelaufganges“, allerdings mit der von Stadtbaumeister Herter vorgeschlagenen Variante, welche die streng gerade gezogene Treppe in halber Höhe durch ein bereits bestehendes Wegrondell durchbrach. Die Befürworter dieser Variante wiesen auch darauf hin, dass dieser Mittelaufgang nichts anderes als „die Vollendung der bereits gemachten Anfänge“ sei. Der Präsident der Kirchenpflege, Dr. Hefti, befürwortete die Wahl des Projektes "Mertens". An der Kirchgemeindeversammlung wurde dann das Projekt „Herter-Bluntschli“ mit 87 gegen 37 Stimmen angenommen. Im Protokoll Nr. 918 des Stadtrates von Zürich vom 1. Juli 1925 steht: „Auf Wunsch der Kirchenpflege Enge hat der Stadtbaumeister ein Projekt für die Ausgestaltung der Anlagen zwischen Kirche Enge und Grütlistrasse ausgearbeitet. Dieses Projekt, dem die Kirchenpflege zustimmte, sieht längs des Westrandes der Grütlistrasse eine Stützmauer vor, die in der Verlängerung der Kirchenachse durch eine Treppe unterbrochen wird. Die Treppe soll beidseitig durch Postamente mit bildhauerischem Schmuck eingefasst werden. Die Kirchenpflege Enge erklärt sich ausserstande, auch noch die Kosten für die beiden Skulpturen zu übernehmen oder daran einen Beitrag zu leisten. Es ist anzuerkennen, dass die Kirchenpflege bis anhin keine Opfer gescheut hat, um der Umgebung der Kirche ein würdiges Aussehen zu geben ...“. So beschloss der Stadtrat: 1. Die Kosten für den bildhauerischen Schmuck beim Treppenaufgang zur Kirche werden von der Stadt übernommen. 2. Zur Gewinnung eines Entwurfes wird ein Wettbewerb unter den drei Bildhauern H. Hubacher, A. Hünerwadel und O. Kappeler veranstaltet. 3. Die Kosten gehen zu Lasten des Titels D VI D II, kleinere Neubauten des Hochbauamtes. Der Wettbewerb für den bildhauerischen Schmuck wurde von Arnold Hünerwadel, mit den beiden Jungfrauen-Sandsteinfiguren „Die Kluge und die Törichte“, gewonnen. Die Arealgestaltung des unteren Teils wurde von den Gebrüdern Mertens nach dem „Herter-Bluntschli-Plan ausgeführt. So konnte das Gesamtkunstwerk von Professor Dr. h.c. Alfred Friedrich Bluntschli im Jahre 1926 vollendet werden. Jürg Weyermann