Die durch die syntaktische Umgebung bedingte “prädikative Bedeutung” 1986(「竹林滋教授還暦記念論文集」研究社) Die durch die syntaktische Umgebung bedingte “prädikative Bedeutung” 1. Fragestellung Die “Verbbedeutung" innerhalb eines Satzes variiert je nach der syntaktischen Struktur, obwohl dasselbe Verb verwendet wird. In dem Satzpaar (1a, 1b)drückt das Verb SCHÜTTELN im Satz(1a)mit der syntaktischen Umgebung NP1____ NP2 die “einfache” Handlung ETWAS HIN UND HER BEWEGEN aus, während im Satz(1b)mit der syntaktischen Umgebung NP1 ____ NP2 PP die “komplexe” Handlung ETWAS DURCH EINE HEFTIGE BEWEGUNG ZUM HERUNTERFALLEN BRINGEN ausgedrückt wird: (1) a. NP1 ____ NP2 Er schüttelt den Baum. b. NP1 ____ NP2 PP Er schüttelt die Äpfel vom Baum. * NP1 =Nominativsubjekt/NP2=Akkusativobjekt/PP =Präpositionalobjekt In Zaima(1984, 1985)habe ich ausgeführt, daß die Verbbedeutung des a-Satzes im obigen Beispiel als Resultat der Interaktion der Bedeutung des Verbs SCHÜTTELN mit der “valenzrelevanten” syntaktischen Umgebung betrachtet werden kann. Diese Annahme impliziert, daß außer der “inhärenten Verbbedeutung” ( d.h. der Bedeutung eines Verbs als morphologischer Einheit)eine weitere Bedeutungseinheit angenommen werden kann, die als solche nicht allein von der morphologischen Einheit getragen, sondern durch die semantische Interaktion des Verbs und seiner syntaktischen Umgebung gebildet wird. Zwischen der Satzbedeutung und der Satzgliedbedeutung wird also noch eine dazwischenliegende Bedeutungseinheit angenommen. Wenn man diese Bedeutungseinheit mit X bezeichnet, läßt sich die Beziehung zwischen diesen drei Bedeutungseinheiten wie folgt darstellen: Satzbedeutung < X < Satzgliedbedeutung Die Verbbedeutung, die auf der Ebene von X relevant ist, nenne ich “prädikative Bedeutung”. Die prädikative Bedeutung ist einfach gesagt die Bedeutung, die übrig bleibt, nachdem man aus der Satzbedeutung die Bedeutung der Ergänzungen und freien 76 Angaben abgezogen hat. Z.B. ist die prädikative Bedeutung vom Satz(1a)ETWAS HEFTIG HIN UND HER BEWEGEN und die prädikative Bedeutung von(1b)ETWAS DURCH EINE HEFTIGE BEWEGUNG ZUM HERUNTERFALLEN BRINGEN. Beim Satz(1a)ist die prädikative Bedeutung mit der inhärenten Verbbedeutung identisch. Von dieser Annahme ausgehend, versuche ich in diesem Aufsatz zu folgenden drei Punkten einige Überlegungen anzustellen: i) Patterns der semantischen Variation ii) Beziehungen zwischen der inhärenten Verbbedeutung und den jeweiligen Variationspatterns iii) Formalisierung dieser Variationspatterns. 2. Charakterisierung von Variationspatterns Hier versuche ich, drei Variationspatterns zu charakterisieren, um zu zeigen, daß in der Variation der durch dasselbe Verb bezeichneten verbalen Bedeutungen Regularitäten vorhanden sind. 2.1 Ableitungstyp Im Falle des Verbs SCHÜTTELN wird im Satz(1a)als prädikative Bedeutung eine “einfache” Handlung bezeichnet, während im Satz ( 1b ) die “Fortbewegung” eines Gegenstandes durch die in(1a)ausgedrückte Handlung bezeichnet wird. Wie im Schema 2 dargestellt, ist in der prädikativen Bedeutung von(1b)die prädikative Bedeutung von (1a)als Modifikator(siehe Gerling / Orthen 1977)enthalten: Schema 2: prädikative Bedeutung von(1a): ETWAS HIN UND HER HEFTIG BEWEGEN prädikative Bedeutung von(1b): ETWAS DURCH EINE HEFTIGE BEWEGUNG ZUM HERUNTERFALLEN BRINGEN Das Variationspattern, in dem wie beim Verb SCHÜTTELN die eine prädikative Bedeutung in der anderen prädikativen Bedeutung enthalten ist, nenne ich Ableitungs-typ. Unter den Variationspatterns des Ableitungstyps nenne ich dasjenige, das das Verb SCHÜTTELN bildet, SCHÜTTELN-Variationspattern. Zu diesem Pattern gehören die Verben, die in der Liste 1 genannt werden. 77 2.2 Fokusverschiebungstyp Im Falle des Verbs SCHEUERN wird im Satz(2a)die Fortbewegung("Entfernung") eines Gegenstandes vom Ausgangspunkt(source)ausgedrückt, während im Satz (2b)die Zustandsveränderung des Ausgangspunktes ausgedrückt wird. (2) a. Er scheuert den Schmutz von den Dielen. (NP1 ____ NP2 PP) b. Er scheuert die Dielen. (NP1 ____ NP2) Wichtig ist hierbei, daß die beiden prädikativen Bedeutungen nicht in einer “einfachen koordinativen” Beziehung, sondern in einer “untrennbaren” Beziehung stehen. D.h. die prädikative Bedeutung von(2a)impliziert einerseits als logische Folge die prädikative Bedeutung von(2b), nämlich ZUSTANDSVERÄNDERUNG, andererseits setzt die prädikative Bedeutung von(2b)die prädikative Bedeutung von(2a), nämlich die FORTBEWEGUNG EINES GEGENSTANDES voraus. Der Unterschied zwischen den beiden prädikativen Bedeutungen besteht darin, daß in einem Falle ZUSTANDSVERÄNDERUNG und im anderen Falle FORTBEWEGUNG EINES GEGENSTANDES dominiert. Das Variationspattern, in dem wie beim Verb SCHEUERN zwischen den prädikativen Bedeutungen die Beziehung von Einschließung und Voraussetzung besteht, nenne Fokusverschiebungstvp. Unter den Variationspatterns des Fokusverschiebungstyps nenne ich dasjenige, das das Verb SCHEUERN bildet, SCHEUERN-Vanationspattern. Zu diesem Pattern gehören die Verben, die in der Liste 2 genannt werden. Die Beziehung zwischen dem Ableitungstyp und dem Fokusverschiebungstyp kann in dem Paradigma HANDLUNG ( , die keine Zustandsveränderung bewirkt ) - FORTBEWEGUNG-ZUSTANDSVERÄNDERUNG wie folgt schematisiert werden: ZUSTANDSschütteln HANDLUNG FORTBEWEGUNG (la) (1b) scheuern → (2a) → VERÄNDERUNG (2b) Im Falle des SCHÜTTELN-Vanationstyps verschiebt sich die prädikative Bedeutung von HANDLUNG zu FORTBEWEGUNG, 78 während sich im Falle des SCHEUERN-Variationstyps die prädikative Bedeutung von FORTBEWEGUNG zu ZUSTANDS-VERÄNDERUNG verschiebt. 2.3 Auswechslungstyp Im Falle des Verbs ÖFFNEN wird im Satz ( 3a ) nur ein Ereignis ausgedrückt (intran-sitive Bedeutungsvariante), während im Satz(3b)die das betreffende Ereignis bewirkende Handlung ausgedrückt wird(transitive Bedeutungsvariante). (3) a. Die Tür öffnet sich. b. Er öffnet die Tür. (NP1____ sich) (NP1____ NP2) Das Variationspattern, in dem wie beim Verb ÖFFNEN zwischen den prädikativen Bedeutungen eine Plus-minus-Opposition in Bezug auf ein bestimmtes semantisches Merkmal(hier:[CAUS])besteht, nenne ich Auswechslungstyp. Unter den Variationspatterns des Auswechslungstyps nenne ich dasjenige, das das Verb ÖFFNEN bildet, ÖFFNEN-Variationspattern. Zu diesem Pattern gehören die Verben, die in der Liste 3 genannt werden. 3. Variationspattern und die inhärente Verbbedeutung In 2. habe ich versucht, drei Variationstypen zu definieren. Hier möchte ich zeigen, daß zwischen den jeweiligen Variationspatterns und der inhärenten Verbbedeutung regelhafte Beziehungen bestehen. Um dieses Problem zu behandeln, muß zuerst klargemacht werden, welche prädikative Bedeutung in der jeweiligen semantischen Variation als inhärente Verbbedeutung betrachtet werden soll. Das ist in einem jetzigen Standpunkt der Forschung eine offene Frage. Es gibt kein theoretisches Verfahren, mit dem bestimmt werden kann, welche prädikative Bedeutung als inhärente Verbbedeutung betrachtet werden soll. Diese Frage kann nur durch weitere empirische Untersuchungen beantwortet werden. Hier gehe ich vorläufig von meiner intuitiven Bestimmung der inhärenten Verbbedeutung aus und untersuche unter dieser Annahme, ob zwischen den jeweiligen Variationspatterns und der inhärenten Verbbedeutung regelhafte Beziehungen bestehen. 3.1 SCHÜTTELN-Typ Als inhärente Verbbedeutung betrachte ich beim SCHÜTTELN-Typ die prädikative Bedeutung, die als Modifikator in der anderen prädikativen Bedeutung enthalten ist. 79 Das sind die a-Sätze in der Liste 1. Der Grund dafür ist, daß der Bedeutungsinhalt der prädikativen Bedeutung der a-Sätze kleiner ist als der der prädikativen Bedeutung der b-Sätze. In Zaima(1985)wurde dargestellt, daß den inhärenten Verbbedeutungen, die das SCHÜTTELN-Vanationspattern bilden, ein semantisches Merkmal [ +Aktivität ] gemeinsam ist. D.h. die Verben mit diesem semantischen Merkmal können grundsätzlich das SCHÜTTELN-Variationspattern bilden. Das semantische Merkmal [ +Aktivität ] zeigt, daß es sich bei der betreffenden Verbbedeutung eher um die Handlung als solche denn um die Bewirkung einer Veränderung in Bezug auf den Zustand bzw. die Position handelt. Das Gegenteil davon ist das semantische Merkmal [ +Resultativität ] . Dieses semanti-sche Merkmal zeigt, daß es sich bei der betreffenden Verbbedeutung eher das Resultat/ Ergebnis einer Handlung als um die Handlung als solche handelt. 3.2 SCHEUERN-Typ Als inhärente Verbbedeutung betrachte ich beim SCHEUERN-Typ die prädikative Bedeutung, die Fortbewegung(”Entfernung”)eines Gegenstandes bezeichnet. Das sind die a-Sätze in der Liste 2. Das Argument für diese Annahme ist, daß diese prädikative Bedeutung die Voraussetzung der anderen prädikativen Bedeutung bildet. Zuerst kann im Vergleich mit den Verben des SCHÜTTELN-Typs und mit der anderen prädikativen Bedeutung der b-Sätze festgestellt werden, daß den inhärenten Verbbedeutungen, die das SCHEUERN-Variationspattern bilden, die semantischen Merkmale[+Resultativität]und[+Fortbewegung]gemeinsam sind. Außerdem kann im Vergleich mit einem anderen Variationspattern dieses Typs, z.B. dem des Verbs PACKEN, ein semantisches Merkmal[+mittelbare Fortbewegung]als relevantes Merkmal festgestellt werden: (4) a. Er packt die Kleider in den Koffer. b. Er packt die Kleider aus dem Koffer. c. Er packt den Koffer. Bei der Bedeutung des Verbs PACKEN wird die vom Agens direkt bewirkte Fortbe-wegung eines Gegenstandes ausgedrückt, während bei der Bedeutung des Verbs des SCHEUERN-Typs die Fortbewegung als indirekte Folge der Handlung des Agens bewirkt, nämlich veranlaßt wird. 80 Die bisherige Untersuchung zeigt, wie oben dargestellt, daß die drei semantischen Merkmale[+Resultativität],[+Fortbewegung]und[+mittelbare Fortbewegung]für die Bildung des SCHEUERN-Variationspatterns relevant sind. Das impliziert umgekehrt, daß die Verben mit den betreffenden Merkmalen das SCHEUERN-Variationspattern bilden können. 3.3 ÖFFNEN-Typ Als inhärente Verbbedeutung betrachte ich beim ÖFFNEN-Typ die prädikative Bedeutung, die ein einfaches Ereignis bezeichnet. Das trifft auf die a-Sätze in der Liste 3 zu. Das Argument für diese Annahme ist, daß diese prädikativen Bedeutungen inhaltlich weniger umfassend sind als die der entsprechenden transitiven Verwendung. Außerdem gibt es verschiedene Beispiele, in denen das semantische Merkmal[+ CAUS] hinzuge-fügt wird. Mir scheint deswegen, daß es leichter ist, eine Regel der Hinzufügung des Merkmals, als eine Regel der Reduzierung des Merkmals aufzustellen. Zuerst kann im Vergleich mit anderen intransitiven Verben festgestellt werden, daß den inhärenten Verbbedeutungen, die das ÖFFNEN-Variationspattern bilden, das seman-tische Merkmal[+Veränderung]gemeinsam ist. Außerdem kann im Vergleich mit anderen Variationspatterns dieses Typs, z.B. den der Verben BRECHEN bzw. ROLLEN das semantische Merkmal[+Zustand(Qualität)] als relevantes Merkmal festgestellt werden: (5) a. Der Zweig bricht. b. *Der Zweig bricht sich. c. Er bricht den Zweig. (6) a. Das Faß rollt. b. *Das Faß rollt sich. c. Er rollt das Faß. Während Verben wie BRECHEN bzw. ROLLEN, die zu anderen Vanationspatterns dieses Typs gehören, die Veränderung einer Position bzw. Fortbewegung bezeichnen, bezeichnen die Verben des ÖFFNEN-Typs wie ÖFFNEN eine Zustandsveränderung. Die bisherige Untersuchung zeigt, daß die semantischen Merkmale[+Veränderung]und [ +Zustand ] für die Bildung des ÖFFNEN-Variationspatterns relevant sind. Das impliziert umgekehrt, daß die Verben mit den betreffenden Merkmalen das ÖFFNEN-Variationspattern bilden können. 81 Die obige Analyse zeigt, daß für die Bedeutungen der Verben, die ein bestimmtes Variationspattern bilden, ein gemeinsames semantisches Merkmal angenommen werden kann. D.h. daß das Variationspattern der prädikativen Bedeutungen, die durch die Interaktion mit der syntaktischen Umgebung zum Ausdruck gebracht werden, anhand eines bestimmten semantischen Merkmals vorhergesagt werden kann. 4. Formalisierung In 3. habe ich dargestellt, daß die Variationspatterns anhand der semantischen Merkmale der betreffenden Verben vorhergesagt werden können. Zum Schluß behandle ich das Problem, wie diese Erscheinung im Lexikon beschrieben werden kann und soll. Die(valenzrelevanten semantischen Merkmale der)prädikativen Bedeutungen und ihre syntaktische Umgebung sind grundsätzlich immer kongruent. Wenn also wie oben gesehen zwischen den semantischen Eigenschaften der inhärenten Verbbedeutung und deren prädikativen Bedeutungen eine vorhersagbare Beziehung besteht, dann ist als logische Folge anhand der semantischen Eigenschaft der inhärenten Verbbedeutung auch die syntaktische Umgebung vorhersagbar. D.h. die semantische Eigenschaft der inhärenten Verbbedeutung kann nicht nur die semantische Variation, sondern auch ihre syntaktische Umgebung vorhersagen. Deshalb sind die prädikativen Bedeutungen und die ihnen entsprechenden syntaktischen Umgebungen gleichzeitig anhand der bestimmten semantischen Merkmale der inhärenten Verbbedeutung bestimmbar. Um die prädikativen Bedeutungen, die aufgrund der inhärenten Verbbedeutung gebildet werden, im Lexikon als lexikalische Einheiten zu beschreiben, ergibt sich aus der obigen Überlegung die Folgerung, daß im Lexikon eine Regelkomponente angenommen werden soll, in der die Redundanzregeln bezüglich der Bildung der verschiedenen prädikativen Bedeutungen enthalten sind. Unten stelle ich grob dar, wie die Redundanzregeln bezüglich der obigen Beispiele aussehen. 4.1 Komponente der lexikalischen Einheiten Die oben beschriebenen Verben werden als lexikalische Einheiten in der Komponente der lexikalischen Einheiten wie folgt charakterisiert. Die Abkürzung pM bezeichnet “phonologische Merkmale”, sU “syntaktische Umgebung” und sM “semantische Merkmale”.(”-” bedeutet andere semantische Merkmale.) schütteln 82 pM: /SCHÜTTELN/ sN: NP1____ NP2 sM: [+Agentivität]/[+Aktivität]/--- scheuern pM: /SCHEUERN/ sU: NP1____ NP2 PP sM: [+Agentivität]/[+Resultativität]/[+Fortbewegung]/[+mittelbar]/ --- öffnen pM: /ÖFFNEN/ sU: NP1____ sich sM: [+Ereignis]/[+Veränderung]/[+Zustand]/--- 4.2 Komponente der Redundanzregeln Die Redundanzregeln, die auf die obigen Verben anwendbar sind, werden grob in der Komponente der Redundanzregeln wie folgt beschrieben. Das Zeichen * bezeichnet die jeweiligen Merkmale der lexikalischen Einheit, auf die diese Regel angewendet wird. (I) Ableitungsregel a) Anwendungsbedingung:[+Aktivität] b) Variation: i) verbale Bedeutung → Modifikator(Instrumental) ii)Hinzufügen von[+ Resultativität]und[+Fortbewegung] c) abgeleitete lexikalische Einheit: pM: * sU: NP1____ NP2 PP sM: [+Agentivität]/[+Resultativität]/ [+Fortbewegung]/ [+Instrumental= *] (II) Fokusverschiebungsregel a) Anwendungsbedingung: [+Agentivität]/[+Resultativität]/ [+Fortbewegung]/[+mittelbar] b) Variation:[+Fortbewegung]・[+mittelbar] → [+Zustandsveränderung] c) abgeleitete lexikalische Einheit: pM: * sU: NP1____ NP2 sM: [+Agentivität]/[+Resultativität]/ 83 [+Zustandsveränderung]/[+Instrumental = *] (III) Auswechslungsregel a) Anwendungsbedingung: [+Ereignis]/[+Veränderung]/[+Zustand] b) Variation: Hinzufügen von[+Caus] → [+Zustandsveränderung] c) abgeleitete lexikalische Einheit: pM: * sU: NP1____ NP2 sM: [+Caus]/[+Ereignis = *] 4.3 Veränderte lexikalische Einheiten Wenn die oben dargestellten Regeln auf die die betreffenden Bedingungen erfüllenden Lexeme angewendet werden, werden folgende lexikalische Einheiten generiert. Dadurch werden die genannten Sätze bildbar: A)falls die Ableitungsregel auf das Lexem schütteln angewendet wird: pM: /SHÜTTELN/ sU: NP1____ NP2 PP sM: [+Agentivität]/[+Resultativität]/[+Fortbewegung]/ [+Instrurnental = SCHÜTTELN] Beispiel: Er schüttelt die Äpfel vom Baum. B)falls die Fokusverschiebungsregel auf das Lexem scheuern angewendet wird: pM: /SCHEUERN/ sU: NP1____NP2 sM: [+Agentivität]/[+Resultativität]/[+Zustandsveränderung]/ [+Instrumental= SCHEUERN] Beispiel: Er scheuert den Fußboden. C)falls die Auswechslungsregel auf das Lexem öffnen angewendet wird: pM: /ÖFFNEN/ sU: NP1____NP2 sM: [+Caus]/[+Ereignis = OFFEN WERDEN] Beispiel: Er öffnet die Tür. 84 5. Zusammenfassung In 4. habe ich vorgeschlagen, daß das Lexikon zwei Komponenten enthalten soll, nämlich eine Komponente, in der die primären lexikalischen Einheiten beschrieben sind, und eine Komponente, in der die Redundanzregeln, die anhand bestimmter semantischer Merkmale neue semantische Einheiten generieren und entsprechend ihre syntaktischen Umgebungen bestimmen, beschrieben werden. Als Argumente des oben genannten Verfahrens werden folgende zwei Punkte genannt: i) Es ist praktisch unmöglich und nicht ratsam, alle prädikativen Bedeutungen, wie sie in den Listen 1, 2 und 3 genannt sind, im Lexikon als lexikalische Einträge zu beschreiben. ii) Durch die Aufstellung der “generativen” Regelkomponente wird es möglich, unterschiedliche Bedeutungsvarianten desselben Verbs systematisch zu erklären und wichtige Regularitäten in Bezug auf die Bedeutungsvariation der Verben zu erfassen. Die Richtigkeit dieser Annahme soll selbstverständlich durch weitere empirische Untersuchungen, die den größten Teil der deutschen Verben umfassen, überprüft und bestätigt werden. 85 LITERATUR Gerling, M/N. Orthen. 1979. Deutsche Zustands- und Bewegungsverben, Gunter Narr Zaima, S. 1984. Syntaktisch-semantisch bedingte abgeleitete Bedeutung der deutschen Verben, Tokyo(Tokyo Gaikokugo Daigaku Ronsyu 33) Zaima, S. 1985. Einige Überlegungen zur syntaktisch-semantisch bedingten Verbbedeutung, Tokyo(Tokyo Gaikokugo Daigaku Ronsyu 34) 86 Liste 1: Verben des SCHÜTTELN-Typs klopfen a) Er klopft ihm auf die Schulter. b) Er klopft den Staub von den Schultern. lecken. a) Er leckt mir die Hand. b) Er leckt das Blut aus der Wunde. prügeln a) Er prügelt den Lehrer. b) Er prügelt die Leute in den Saal / aus dem Saal. reiben. a) Er reibt den Tisch. b) Er reibt den Fleck vom Tisch. schlagen a) Er schlägt auf den Tisch. b) Er schlägt ihm den Hut vom Kopf. schütteln a) Er schüttelt den Baum. b) Er schüttelt die Äpfel vom Baum. stoßen a) Er stößt den Mann mit einer Stange. b) Er stößt den Mann ins Wasser / aus dem Zug. trampeln a) Er trampelt. b) Er trampelt den Schnee von den Schuhen. Vgl.: bohren a) Er bohrt. b) Er bohrt einen Pfahl in die Erde. (goal-orientiert) 87 Liste 2: Verben des SCHEUERN-Typs bürsten fegen kämmen kehren saugen schaben schälen scheuern Spülen Waschen wischen a) Er bürstet den Staub von den Schuhen. b) Er bürstet die Schuhe. a) Er fegt die Blätter in die Ecke. b) Er fegt das Zimmer. a) Er kämmt sich den Staub aus den Haaren. b) Er kämmt das Haar. a) Er kehrt den Schnee vom Dach. b) Er kehrt das Zimmer. a) Er saugt Zement aus den Lastkähnen. b) Er saugt den Teppichboden. a) Er schabt den Teig aus dem Topf. b) Er schabt Karotten. a) Die Männer schälen die Rinde vom Baum. b) Er schält Bananen. a) Er scheuert den Schmutz von den Dielen. b) Er scheuert den Fußboden. a) Er spült die Seife aus den Haaren. b) Er spült die Gläser. a) Er wäscht sich den Dreck vom Knie. b) Er wäscht das Haar. a) Er wischt den Staub vom Zimmer. b) Er wischt das Zimmer. 88 Liste 3: Verben des ÖFFNEN-Typs abfahren abschreiben auflösen ausweiten biegen lösen öffnen rollen schließen a) Die Reifen haben sich schon abgefahren. b) Er hat die Reifen schnell abgefahren. a) Der Bleistift schreibt sich schnell ab. b) Er schreibt den Bleistift ab. a) Die Tablette löst sich im Wasser auf. b) Er löst eine Tablette im Wasser auf. a) Das Gummiband weitet sich aus. b) Er weitet das Gummiband aus. a) Das Blech hat sich gebogen. b) Er biegt ein Blech. a) Der Stein löst sich. b) Er hat den Stein aus der Mauer gelöst. a) Die Tür öffnet sich. b) Er öffnet die Tür. a) Der Teppich rollt sich an den Rändern. b) Ich habe einen Teppich gerollt. a) Die Tür hat sich wieder geschlossen. b) Er schließt die Tür. 89 90