Gewinnen um jeden Preis Oder: Warum bei Auktionen oft zu hoch geboten wird Wer häufiger Auktionen besucht, wird sich schon einige Male gefragt haben, warum so viele Käufer im Bietergefecht alle Vorsicht vergessen, ihr Limit überschreiten und am Ende zu viel bezahlen. Sind das nur verantwortungslose Zocker oder gibt es auf Auktionen verborgene Automatismen, die den Menschen zu irrationalem Handeln verleiten? Die meisten Menschen halten sich für rationale Wesen. Besonders geschäftliche Entscheidungen, so glauben sie, treffen sie wohl durchdacht und unabhängig von ihren Gefühlen. Ob das wirklich stimmt, dem sind nicht nur Hirnforscher auf der Spur. Arthur Schopenhauer (1788-1860) hatte dazu eine eindeutige Meinung: «Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.» Die Ergebnisse moderner Forschung scheinen den Philosophen zu bestätigen. Der Besitztumseffekt Eine zentrale Bedeutung bei Entscheidungen hat das Belohnungszentrum. Dieses Hirnareal wird zum Beispiel durch den Gewinn eines Bietergefechts aktiviert. Der neue Besitz und das hinzugewonnene Prestige beflügeln den Käufer. Doch noch stärker als das positive Gefühl des Besitzens, ist das negative Gefühl des Verlusts. In der Psychologie nennt man das den Endowment-Effekt oder auch Besitztumseffekt. Dieser Effekt besagt, dass der Wert eines Gutes höher eingeschätzt wird, wenn man es besitzt. Dementsprechend wird der Verlust eines Besitztums schmerzhafter empfunden, als wäre man gar nicht erst in den Besitz gelangt. Bei Auktionen bewirkt der Besitztumseffekt, dass Bieter ihr selbst gesetztes Limit überschreiten und bereit sind für ein Los teuer zu bezahlen. Doch wie kann man sein Hirn überlisten? Geschäftsführerin des Auktionshauses Rapp, Marianne Rapp Ohmann, hat einen guten Tipp: «Natürlich erleben wir das Phänomen, dass zu hoch geboten wird bei unseren Auktionen, auch immer wieder. Das Gewinnen-wollen liegt nun einmal in der menschlichen Natur», führt sie aus. «Wer sich davor schützen will, sollte sich bewusst machen, wie das menschliche Hirn funktioniert.» Wer diese Mechanismen kennt, der kann sich besser schützen. «Bei unserer kommenden Auktion im November werden wir sehen, wem das wirklich gelingt», schmunzelt Marianne Rapp Ohmann.