Vorsorge an allen Fronten Liebe Leserinnen und Leser, diesmal widmet unser PatientInnenmagazin die rudolfstiftung das Coverthema einer Krankheit, die jeder kennt und viele fürchten: dem Herzinfarkt. Wir berichten über die Hintergründe und stellen Ihnen moderne Behandlungsmethoden vor. Ein Aspekt, der gerade bei diesem Thema nicht vernachlässigt werden darf, ist auch die Vorsorge, die uns in der Rudolfstiftung besonders am Herzen liegt. Lesen Sie dazu mehr in den Kommentaren der Kollegialen Führung und des Ärztlichen Direktors auf den folgenden Seiten. Wer heute vorsorgt, kann sich auf eine wesentlich bessere Herzgesundheit in späteren Jahren freuen. Tipps, wie Sie Ihrem Herz Gutes tun können, finden Sie sowohl in unserer Coverstory als auch auf der Ernährungsseite im Serviceteil am Ende dieses Heftes. Mehr Vorsorgetipps finden Sie in unserem Bericht zum Thema Grippe. Wir sagen Ihnen, wie Sie der echten Influenza ein Schnippchen schlagen und grippefrei durch den nahenden Winter kommen können. Daneben finden Sie diesmal zahlreiche Berichte über Events der Rudolfstiftung und spannende Einblicke in einige unserer Abteilungen. Und um nochmals auf das Thema Vorsorge zurückzukommen: Auch als Krankenanstalt sorgen wir derzeit vor. Umfangreiche Baumaßnahmen garantieren, dass wir unseren Patientinnen und Patienten auch in Zukunft die hervorragende Betreuung, die sie von uns gewohnt sind, bieten können. Die Bauarbeiten sind im Plan, die Vorbereitung der Übersiedelung von Teilen des Kaiserin-Elisabeth-Spitals in die Rudolfstiftung im Jahr 2013 läuft weiterhin so gut wie erwartet. Was uns besonders am Herzen liegt: Schon bald wird der barrierefreie Zugang vom Haupthaus in die Garage wieder möglich sein. Wir wünschen Ihnen eine gleichermaßen spannende wie angenehme Lektüre. Die Redaktion Die Semmelweis Frauenklinik kocht für Afrika Über die Grenzen zu schauen ist für die Semmelweis Frauenklinik (SEM) Alltag. Sich fremden Kulturen zu stellen, ist eine Herausforderung, die Sensibilität bedarf – das wissen alle, die hier arbeiten. Am 2. September hat die Semmelweis Frauenklinik, die zur Krankenanstalt Rudolfstiftung gehört, einmal mehr über die Grenzen geschaut, als die MitarbeiterInnen der Klinik ein Fest für Afrika veranstalteten. „Flügel for Future“ hieß die Veranstaltung, bei der um Unterstützung für ein Schulprojekt in Burkina Faso geworben wurde. Und es war tatsächlich ein außergewöhnliches Fest mit viel Information, guter Laune, Musik und nicht zuletzt bemerkenswerter Spendenfreudigkeit. Das Verbindungsglied nach Burkina Faso ist Dr. Georg Harrer, Anästhesist der SEM, der bereits mehrfach in Burkina Faso medizinisch tätig war. Die Schule ist mittlerweile fertig gebaut. Die ersten Kinder besuchen die Schule bereits – und „Flügel for Future“ machte es für eine ganze Schulklasse möglich: Schulgeld, Verpflegung, Internat, Schulbehelf und damit Ausbildung für das Leben. Die MitarbeiterInnen der Semmelweis Frauenklinik – Hebammen, ÄrztInnen, Pflege- und Hauspersonal – alle waren am Erfolg der Veranstaltung beteiligt. Gäste aus Afrika mischten sich unter die vielen BesucherInnen in Feierlaune. Am Ende des Tages waren alle guter Dinge: Das Fest war der Beweis, dass viel bewegt werden kann. Wussten Sie dass...? Die Küche der Rudolfstiftung... ...73 Personen 7 Tage/Woche (365 Tage im Jahr) beschäftigt ...täglich 3 Mahlzeiten für ungefähr 750 PatientInnen sowie täglich ca. 500 MitarbeiterInnenessen und 55 Essen für den hauseigenen Kindergarten zubereitet ...im Jahr ca. 7 Tonnen Kalbfleisch, 18 Tonnen Rindfleisch, 8 Tonnen Schweinefleisch, 7 Tonnen Äpfel, 5 Tonnen Mehl, 150 Tonnen Gemüse, 11000 Liter Bio. Vollmilch usw. benötigt ...2010 einen Anteil an Bio-Lebensmitteln von 36% verarbeitete ...zur Speisengestaltung KöchInnen, DiatologInnen und Küchenverwaltungspersonal heranzieht Herausragende Spitzenmedizin Die ChirurgInnen der Rudolfstiftung genießen einen hervorragenden Ruf – nicht nur bei PatientInnen, sondern auch in ExpertInnenkreisen. Eine Anerkennung der außergewöhnlichen Qualität, die in der Wiener Krankenanstalt geboten wird, ist, dass immer wieder Vorstände der Chirurgischen Abteilung der Rudolfstiftung für die Präsidentschaft der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie herangezogen wurden. Derzeit hat der Vorstand der Chirurgischen Abteilung, Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Roka, dieses ehrenvolle Amt inne. In dieser Funktion war er auch mit der Organisation des 52. Österreichischen ChirurgInnenkongresses in der Messe Wien betraut. Die medizinischen Themen waren sowohl aktuell als auch breit gefächert. Es wurde sogar versucht, sich dem schwierigen Thema Spiritualität in der Medizin und den Wechselwirkungen zwischen Krebs und Seele zu nähern. In 65 Sitzungen wurden 439 Vorträge gehalten und eingehend diskutiert. Mit über 1.000 TeilnehmerInnen war diese Veranstaltung ein großer Erfolg. Die etwa ein Jahr lang dauernde Vorbereitung gemeinsam mit den KongresssekretärInnen OÄ Dr.in Gabriele Hastermann, Dr.in Heidemarie Uher und OA Dr. Michael Vrba hat ihre Früchte getragen. Vorsorge für alle Diese Ausgabe des Magazins die rudolfstiftung befasst sich vor allem mit der Thematik „Herzinfarkt“. Hier kommt der Prävention (Vorbeugung, Vermeidung), wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, eine führende Rolle zu. Denn, wie gut auch immer eine Krankheit behandelt werden kann – sie erst gar nicht entstehen zu lassen, muss das Ziel sein. Die Prävention spielt daher eine ganz wichtige Rolle, einmal für die Einzelperson an sich, dann aber auch für die Gesundheitspolitik und, last but not least, gesundheitsökonomisch. Als Eckpfeiler im Wiener Spitalskonzept sehen wir uns verpflichtet, der Prävention besonderes Augenmerk zuzuwenden. Gerade in einer Zeit, in der heftig über eine, wenn auch oft nur gefühlte Mehrklassenmedizin, Verteilung von finanziellen Mitteln und über Finanzierbarkeit verschiedener Behandlungen diskutiert wird, zeigt sich, wie sehr sich gerade die Medizin im Spannungsfeld zwischen staatlicher Verantwortung und Eigenverantwortlichkeit befindet. In der Krankenanstalt Rudolfstiftung werden beispielhaft Strategien für richtige Ernährung, Suchtprävention, körperliche Aktivitätssteigerung oder Stressbewältigung angeboten, auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies ist sehr wichtig, denn der Rudolfstiftung stehen in den kommenden Jahren einige Veränderungen bevor. Die Umsetzung des Psychiatrie-Konzepts erfordert einen Neubau auf dem Areal der verlegten Krankenpflegeschule und wird neben einer modernen psychiatrischen Klinik auch verschiedenen Ambulanzen Raum bieten. Infolge der Schließung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals (im Jahr 2013) werden Leistungen der chirurgischen und nuklearmedizinischen Abteilung von unserem Haus übernommen, das erfordert in vielen Bereichen strukturelle Anpassungen. Dies alles zu vereinen und den regulären Betrieb dabei weitgehend unbehindert zu führen, stellt für alle eine große Herausforderung dar. Wir wissen, dass unser bekannt kompetentes Personal auch diese neue Aufgabe bewältigen wird. Die Kollegiale Führung Frauen helfen Frauen Die Selbsthilfegruppe Brustkrebs bietet regelmäßig Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen. Gemeinsame Gespräche und Erfahrungsaustausch helfen, sich im Leben neu zu orientieren, Kraft zu schöpfen und der Krankheit erfolgreich entgegenzutreten. Die nächsten Termine der Selbsthilfegruppe: 17.11.2011, 15.12.2011(Weihnachtsfeier), 19.1.2012, 16.2.2012, 15.3.2012, 19.4.2012, 10.5.2012, 21.6.2012 Immer 17:00 bis 19:00 Uhr, Wiener Hilfswerk, Nachbarschaftszentrum, 15) Kardinal-Rauscher-Platz 4, Mehr Information erhalten Sie bei der Leiterin der Selbsthilfegruppe, Annemarie Presnik, Tel.: 0664/204 90 92, www.treffpunkt-brustkrebs.at Aus der Sicht... ...des Ärztlichen Direktors „Vorbeugen ist besser als heilen“ – dies gilt heute mehr denn je. Viele Sprichwörter sind Pauschalaussagen, die präzisiert werden müssen. Was ist „Vorbeugung“ oder „Prävention“? Es wird zwischen primärer und sekundärer Prävention unterschieden. Unter Ersterer versteht man das Verhindern oder das Hinausschieben einer Erkrankung durch geeignetes Verhalten. Zweitere findet ihre Anwendung, wenn eine Krankheit bereits eingetreten ist, um eine Wiederholung oder Verschlechterung zu vermeiden. Jede Prävention hat eine doppelte Wichtigkeit: Es geht darum, dem einzelnen Menschen ein Leben in Gesundheit und Wohlbefinden so lange wie möglich zu erhalten. Darüber hinaus ist sie von eminenter sozial- und gesundheitspolitischer Bedeutung. Ohne Präventionsmaßnahmen würden die Kosten unseres Gesundheitssystems unglaublich ausufern. Gefäßerkrankungen, die z. B. Hirn, Augen, Herz, Niere oder Beine betreffen können, sind in der Behandlung sehr kostenintensiv, viele können aber durch Vorbeugung vermieden oder ihre Manifestation hinausgeschoben werden. Auch Stoffwechsel-, Tumor- und Suchterkrankungen können durch Früherkennung und Beobachtung von Warnsymptomen sehr gut in einem noch leicht therapierbaren Frühstadium erkannt und behandelt werden. Für Prävention gibt es KEINE Einschränkung, sie ist immer möglich! Einerseits braucht es ein entsprechendes Angebot, das es in vielen Spitälern gibt. Andererseits aber auch den einzelnen Menschen, der die Pflicht hat, sich zu informieren, beraten zu lassen und die Verantwortung für seine Gesundheit, so gut es geht, selbst in die Hand zu nehmen. Prävention gibt es auf allen Gebieten: Ob es sich um Ernährungsberatung, um die Behandlung von verschiedenen Abhängigkeiten (Alkohol, Nikotin), um physikalische Therapie, um arbeitsmedizinische oder andere gesundheitsfördernde Maßnahmen handelt. Jede/r kann sich heute informieren und mit fachlicher Hilfe die richtigen Schritte setzen. Die Rudolfstiftung ist dabei gerne behilflich. Dr. Ernst Schenk, MBA, Ärztlicher Direktor Wiener Dermatologietag`11 Der Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Venerologie organisierte am 17. September 2011 eine fulminante Veranstaltung im Festsaal der Rudolfstiftung mit internationalen Vortragenden. Die Veranstaltung wurde von Prim. Univ. Prof. Dr. Klemens Rappersberger, Dr. Leo Richter und Martina Jellinek wissenschaftlich und administrativ organisiert. Im Mittelpunkt der Tagung standen Biologika (Eiweiße oder Proteine, die in einem äußerst komplizierten und aufwendigen Verfahren aus lebenden Zellen gewonnen werden) und deren Einsatz bei entzündlichen Hauterkrankungen sowie in der Dermato-Onkologie. Den Organisatoren ist es gelungen, international anerkannte Vortragende für ihre Mitarbeit zu gewinnen. Ein „Danke“ der OrganisatrInnen an die UnterstützerInnen, ohne eine derartige Veranstaltung kaum möglich wäre, ganz besonders an Margarethe Berthold, Leiterin der internen Dienste der Rudolfstiftung, und deren MitarbeiterInnen, die für optimale lokale Voraussetzungen gesorgt haben. Laut, lauter, ... Baulärm! Und was ist Ihre Meinung ? Die Redaktion freut sich auf Ihre Post... Sehr geehrte DirektorInnen der Rudolfstiftung, seit vielen Jahren bin ich Anrainer Ihres Krankenhauses. Bisher konnte ich die Rudolfstiftung nur als sehr „angenehmen Nachbarn“ bezeichnen. Auch das gelegentliche Starten und Landen des Notarzthubschraubers verursacht nur kurze Störungen – und man weiß ja, dass das nötig ist, um Menschenleben zu retten. Aber ist es wirklich nötig, dass seit Monaten ständiger Baulärm und Behinderungen durch aufgerissene Gehsteige usw. vorherrschen? Und ein Ende ist nicht absehbar, wenn ich an die kommende Baustelle in der Juchgasse denke. Lässt sich das nicht besser planen, so dass diese Belästigungen schneller vorbei sind? Michael Konrad, 1030 Wien Sehr geehrter Herr Konrad, wir bedauern sehr, dass die Bauarbeiten in der Rudolfstiftung Lärm und Schmutz auch außerhalb unseres Hauses verursachen. Wir versichern Ihnen, dass alle Arbeiten so schnell und effizient wie nötig abgewickelt werden. In den nächsten Monaten wird es sicher auch wieder ruhiger für Sie werden: Wir haben uns nämlich sehr bemüht, gerade im Sommer, wenn viele unserer NachbarInnen auf Urlaub sind, viele Arbeiten voranzutreiben. Wir bitten Sie – und auch alle anderen AnrainerInnen – um Ihr Verständnis. Wir sind mit den derzeitigen Arbeiten im Plan und haben die nächste Baustelle gut vorgeplant. Nach der Fertigstellung wird sich die Umgebung der Rudolfstiftung sogar etwas grüner und attraktiver als bisher präsentieren. Mitten ins Herz Herzinfarkt Allein im Jahr 2000 waren über 4 Millionen Todesfälle auf Herz-Kreislauf Erkrankungen, die häufigste Todesursache in Europa, zurückzuführen. Die gute Nachricht: Aufgrund medizinischer Fortschritte und besserer Vorsorge geht die Sterblichkeitsrate bei Herzinfarkt zurück Ein Herzinfarkt tritt zwar plötzlich auf, er entsteht aber nicht von heute auf morgen. Daher ist rechtzeitige Vorsorge von großer Bedeutung. Die Atherosklerose (Arterienverkalkung), als wichtigste Erkrankung, führt über Wandverdickungen (Plaques) in den Schlagadern (Arterien) sukzessive zu Gefäßverengungen, die den Blutfluss behindern. Nahezu alle Organsysteme können davon betroffen sein; im Bereich des Herzens spricht man von koronarer Herzerkrankung (KHK). Die Plaques setzen sich aus Gefäßmuskelzellen, Cholesterin- und Kalkablagerungen zusammen. Solange der Plaque gleichmäßig wächst, kommt es zu einer allmählichen Verschlechterung der Durchblutung, was bei Anstrengung zu Schmerzen oder Druckgefühl im Brustkorb (Angina pectoris) führen kann. Bei einem Herzinfarkt hingegen bricht der Plaque plötzlich auf und es bildet sich ein Blutgerinnsel, das zum kompletten Gefäßverschluss führt. Durch die plötzliche Unterversorgung kann es zum Absterben des betroffenen Organbezirks (Infarkt) kommen. Lange Zeit wurde der Herzinfarkt als „Managerkrankheit“ angesehen und vor allem Stress als Ursache vermutet. Heute ist klar, dass es klassische „Risikofaktoren“ gibt, die das Entstehen der Atherosklerose begünstigen und damit auch den Herzinfarkt mitverursachen: Dabei handelt es sich um Rauchen, Diabetes, erhöhtes Cholesterin und Bluthochdruck. Der Herzinfarkt ist auch nicht mehr nur eine Erkrankung alter Menschen. Die betroffenen PatientInnen werden immer jünger. Schuld daran ist die überhand nehmende ungesunde Lebensweise der Menschen. Die Sterblichkeitsrate eines akuten Infarkts ist in den letzten Jahrzehnten sowohl durch eine verbesserte medizinische Versorgung als auch durch wirksamere Vorbeugungsmaßnahmen (Prävention) deutlich zurückgegangen.Dennoch ist jeder Infarkt ein lebensbedrohliches Ereignis, das rasches Erkennen, Wahrnehmen und Handeln erfordert. Gefährlich sind in der frischen Phase das akute Pumpversagen und das plötzliche Auftreten von Kammerflimmern. Beides kann zum Tod führen, wenn es nicht durch sofortiges medizinisches Eingreifen beherrscht wird. Der frische Herzinfarkt äußert sich typischerweise durch ein massives anhaltendes Druckgefühl oder brennende Schmerzen im Brustkorb (hinter dem Brustbein), die in den linken Arm, den Kiefer oder den Oberbauch ausstrahlen können und von Atemnot, „Vernichtungsgefühl“, Schweißausbruch und Übelkeit begleitet sein können. Manchmal können (häufig bei Frauen) auch untypische Beschwerden wie Unwohlsein, Erbrechen, Bauchschmerzen, Schwindel etc. auftreten. Gelegentlich kann ein Herzinfarkt auch „stumm“ verlaufen, sodass gar keine Beschwerden verspürt werden und das Leiden zufällig bei einer Durchuntersuchung entdeckt wird. Die Symptome stehen aber an erster Stelle bei der Abklärung des akuten Thoraxschmerzes, weshalb der/ die PatientIn stationär bzw. im beobachtet werden muss, auch wenn andere Zeichen des akuten Infarktes (vorerst) fehlen. Bei Beschwerden, die auf einen möglichen Herzinfarkt hinweisen, muss unverzüglich die Rettung bzw. der Notarzt/die Notärztin über die Telefonnummer 144 gerufen werden. Anhand von EKG und Blutabnahmen, unterstützt durch Ultraschall, kann die Diagnose des Herzinfarkts bestätigt und eine rasche Therapie begonnen werden. Sobald der Verdacht auf einen frischen Herzinfarkt besteht, wirdnoch vor Eintreffen im Spital vom Notarzt eine Behandlung mit Medikamenten begonnen, um die Auflösung des Blutgerinnsels in der Arterie zu beschleunigen und die Bildung neuer Gerinnsel zu verhindern (Aspirin und Heparin). Dazu gehören weitere sogenannte „plättchenhemmende Substanzen“, die im Akutstadium gegeben werden und üblicherweise für weitere zwölf Monate nach dem Infarkt verordnet werden: Clopidogrel oder Prasugrel sowie neuerdings auch Ticagrelor. Die unverzügliche EKG-Diagnostik sollte innerhalb von 10 Minuten nach medizinischem Erstkontakt erfolgen. Das wichtigste bei der Akutversorgung des Herzinfarkts ist ein rasches Vorgehen, um das verschlossene Gefäß wieder zu eröffnen und möglichst viel vom Herzmuskel zu erhalten („time is muscle“). Die wirksamste Methode ist die Wiedereröffnung des Verschlusses mit dem Herzkatheter und der Einbringung eines Stents (Gefäßstütze). Diese sogenannte perkutane Koronarintervention (PCI) ist dem früher üblichen Verfahren, das Gerinnsel medikamentös aufzulösen (Thrombolyse), deutlich überlegen: Sie zeigt eine Erfolgsrate von 90-95 % gegenüber 50-60 % für die Thrombolyse, was die dauerhafte Wiederherstellung einer normalen Durchblutung betrifft. Das gilt jedoch nur, wenn die Akut-PCI rund um die Uhr mit einem erfahrenen Team rasch zur Verfügung steht. In Wien wurde in den letzten Jahren erfolgreich ein „Infarkt-Netzwerk“ zwischen den großen Spitälern aufgebaut, in dem an jedem Wochentag ein anderes Herzkatheterlabor 24 Stunden für die Akutversorgung von Herzinfarkten zur Verfügung steht. Die 2. Medizinische Abteilung der Rudolfstiftung hat jeweils am Montag diesen „Akut-Koro- Dienst“. Pro Jahr werden ca. 150 HerzinfarktpatientInnenin der Rudolfstiftung auf diese Weise versorgt. Wenn PatientInnen erst spät nach dem Erstauftreten der Beschwerden in das Krankenhaus kommen, ist schon wertvolle Zeit verstrichen und möglicherweise viel Herzmuskel zugrunde gegangen. Dann werden vor einer eventuellen PCI Herzultraschall- und Magnetresonanzuntersuchungen durchgeführt, die die Pumpfunktion des Herzens und das Ausmaß der Infarktnarbe bestimmen können. Diese Untersuchungen helfen, die Sinnhaftigkeit eines Wiedereröffnungsversuchs abzuschätzen, der bei längerem Bestehen des Verschlusses geringere Erfolgschancen hat und ein höheres Risiko birgt. Nach dem Herzinfarkt ist das Wichtigste, die Risikofaktoren für einen neuerlichen Infarkt durch eine Kombination aus Lebensstiländerung und Medikamenten zu minimieren. Ein Rehabilitationsverfahren unter ärztlicher Kontrolle (ambulant oder stationär) ist anzuraten. Eine medikamentöse Behandlung ist unerlässlich, da die Umbauprozesse um die Infarktnarbe einerseits eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zur Folge haben können, andererseits um die Narbe lebensbedrohliche Rhythmusstörungen entstehen können. Wenn Risikofaktoren weiter bestehen, wird das Fortschreiten der Atherosklerose und damit ein Wiederauftreten eines Herzinfarkts begünstigt. In diesem Fall sollten bestimmte Medikamente auf Dauer, andere zeitlich limitiert eingenommen werden. Gerade im ersten Jahr nach einem Infarkt, je nach Zustand auch darüber hinaus, sind regelmäßige internistisch- kardiologische Kontrolluntersuchungen wichtig, um den Erfolg der Akutbehandlung und die Beherrschung der Risikofaktoren zu überprüfen. Hier ist die enge Zusammenarbeit zwischen Spezialabteilungen im Spital und niedergelassenen FachärztInnen und AllgemeinmedizinerInnen eine wichtige Voraussetzung, um dies effizient und flächendeckend zu ermöglichen. Priv.-Doz. Dr. Paul Wexberg, Facharzt 2. Medizinische Abteilung; Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger, Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung Aus heiterem Himmel Mirko Marko (57) hatte einen Herzinfarkt. Noch im Spital erzählte er uns von den Symptomen und der raschen Hilfe. die rudolfstiftung im Gespräch: Herr Marko, Sie erlitten vor drei Tagen einen Herzinfarkt. Hatten Sie schon vorher Herzprobleme? Mirko Marko: Nein, nie. Auch an dem Tag ist es mir bis zur Mittagspause gut gegangen. Ich arbeite bei einer großen Installationsfirma und war ganz normal in der Arbeit. Dann, ich hatte gerade in einem Supermarkt für mein Mittagessen eingekauft, wurde mir plötzlich schlecht. Ich konnte nicht atmen, fühlte starken Druck auf der Brust und mir war übel. Auch in den Armen hatte ich Schmerzen. Haben Sie gleich an einen Herzinfarkt gedacht? Nein. Ich wusste nicht, was los war. Aber ich hatte großes Glück: Mein Kollege hatte selbst vor einigen Monaten einen Herzinfarkt. Er konnte meine Symptome sofort richtig deuten. Ich habe mich in unser Auto gelegt und er hat die Rettung gerufen. Wann haben Ihre Beschwerden nachgelassen? Schon im Rettungswagen. Ich bekam Medikamente und innerhalb kurzer Zeit waren die Schmerzen weg. Das war ein gutes Gefühl. Die Rettung hat mich in die Rudolfstiftung gebracht, wo ich sofort weiterbehandelt wurde. Heute fühle ich mich schon wieder sehr gut. Wissen Sie schon, wie die nächste Zeit bei Ihnen ablaufen wird? Ja, ich bleibe eine Woche im Krankenhaus. Danach werde ich wohl möglichst schnell eine dreiwöchige Rehabilitation antreten. Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen gute Besserung! Herzlichst gepflegt Pflege bei Herzinfarkt Der akute Herzinfarkt ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dessen Versorgung jede Minute zählt. Nach der Erstversorgung spielt auch die fachgerechte Pflege der PatientInnen eine wichtige Rolle. Für eine optimale Betreuung von HerzinfarktpatientInnen stehen mehrere Krankenanstalten mit den erforderlichen Einrichtungen (Katheterlabor) zur Verfügung. Die Rudolfstiftung ist eine davon. Gleich beim Eintreffen im Krankenhaus erfolgen die ersten klinischen Untersuchungen, und eine ständige Überwachung garantiert, dass auf Komplikationen sofort reagiert werden kann. Der/die PatientIn wird je nach Zustand auf einer Intensiv- oder Überwachungsstation aufgenommen. Häufig gestellte Fragen zum Thema Pflege beziehen sich meist auf Dauer und Ablauf des weiteren Krankenhausaufenthalts, wie das Aufstehen, den Besuch der Toilette usw. Wir haben die wichtigsten Themen, bei denen das Pflegepersonal für Sie da ist, zusammengefasst. Petra KastenhoferBauer (Pflegefachkraft) So werden HerzinfarktpatientInnen betreut Oft sind es nach einem Herzinfarkt ganz einfache Handlungen, bei deren Abläufen das Pflegepersonal fachkundig unterstützen muss. Ruhe, Ruhe, Ruhe! Die PatientInnen brauchen speziell nach dieser Akutsituation ausreichend Ruhe. Besuche sollten nur von den engsten Angehörigen erfolgen. Stress, der durch die Verwendung von Handy, Laptop und andere elektronischen Geräten hervorgerufen werden könnte, sollte möglichst vermieden werden. „Das Büro bleibt außerhalb des Krankenhauses“. Kontrolle einmal rund um die Uhr Grundsätzlich gilt die Bettruhe für mindestens 24 Stunden nach der Katheterintervention. Nach der Koronarangiografie wird ein Druckverband für 4 bis 24 Stunden angelegt. So lange dürfen PatientInnen das Bein nicht abwinkeln. Blutdruck und Einstichstelle werden engmaschig kontrolliert (Blutungsgefahr). Bewegung & Vertrauen zum Körper Aufsetzen bzw. Aufstehen erfolgt nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Empfehlenswert ist eine Rehabilitation nach dem Krankenhausaufenthalt, um wieder Vertrauen zu seinem eigenen Körper zu erlangen und auch ein Bewegungs- und Ausdauertrainingsprogramm vermittelt zu bekommen. Wichtig ist, ausreichend Bewegung in den Alltag einzubauen. Teatime Im akuten Stadium ist es vorteilhaft, nur Tee oder Suppe zu trinken. Durch Medikamenten können normale Speisen oft nur bedingt vertragen werden. Im Laufe des Aufenthalts soll eine Ernährungsberatung (fettarme ausgewogene Kost), ebenso eine, wenn notwendig, Diabetikerschulung erfolgen. Körperpflege Speziell in der ersten Phase der Erkrankung ist eine Unterstützung erforderlich und wird dem Alter und körperlichen Zustand des/ der PatientIn angepasst. Eine eingeschränkte Pumpleistung des Herzens kann auch bei geringeren Belastungen (Körperpflege) Probleme, wie z. B. rasche Erschöpfung oder Atemnot, hervorrufen. Schnell wieder normal auf die Toilette Durch die rasche Mobilisierung können für PatientInnen sehr unangenehme Situationen vermieden werden. Im Rahmen der Bettruhe ist jedoch Harnflasche oder Bettschüssel unerlässlich. Der Toilettstuhl bietet in den folgenden Tagen eine gute Alternative. Ein leichtes Abführmittel ist ebenfalls anzuraten. Weg mit dem Glimmstengel! Schon während des Aufenthaltes werden Ersatzpräparate angeboten, um Entzugssymptome zu vermeiden! Eine Raucherentwöhnung wird den PatientInnen dringend empfohlen, denn das Risiko, einen weiteren Infarkt zu bekommen, ist sehr hoch. Alle Kontakte diesbezüglich liegen auf der Abteilung auf. Gut beraten ist halb genesen Es liegt am medizinischen und pflegerischen Personal, den PatientInnen die Notwendigkeit der Maßnahmen zu erläutern und sie in dieser schwierigen Situation fachlich zu betreuen und menschlich zu begleiten. Eine Familie entsteht Familienorientierte Gebursthilfe (Famog) Die Vorbereitung auf eine Geburt ist meist eine sehr schöne Zeit. Der optimale Start in das neue Leben für das Kind und für die Eltern benötigt viel Planung. Dazu gehört auch die sorgfältige Auswahl des Krankenhauses für die Geburt. Urvertrauen, Beziehungsfähigkeit, Empathie und Selbstbewusstsein werden in den ersten Lebenstagen eines Kindes geprägt. Die Familienorientierte Geburtshilfe in der Rudolfstiftung ist mehr als nur ein besonderes Betreuungsmodell. Sie lebt eine Vision für das 21. Jahrhundert und bietet jungen Familien die Chance, in ein liebevolles Miteinander zu gelangen. Die FamoG hilft den jungen/ neuen Familien, die Zukunft auf ein festes Fundament zu stellen. Den Grundstein für dieses Fundament als Familie legt ein Gespräch mit der Hebamme in einer angenehmen Atmosphäre. Die werdende Mutter erhält dabei alle relevanten Informationen über Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach. Bei verschiedenen Informationsveranstaltungen wird ein Überblick über die geburtshilfliche Abteilung geboten. Der Kreissaal und die Wochenbettstation können besichtigt und erste Eindrücke gewonnen werden. Mit der Geburt, für die – auch für komplizierte Verläufe – optimale medizinische Bedingungen bestehen, beginnt ein neuer Abschnitt. Nachdem das Baby geboren ist und die Anstrengungen der Geburt vorüber sind, startet eine ganz neue Phase im Leben der jungen Familie. Das Baby wird sofort nach der Geburt in Hautkontakt (Bonding) gebracht und beginnt selbstständig nach der Brust zu suchen und zu saugen. Somit bekommt es die ersten besonders wertvollen Tropfen Muttermilch. Durch diese besondere Nähe kann das Kind am besten kennengelernt werden. Jeden Tag ein Stück mehr, jeden Tag ein Stück näher – das Band einer lebenslangen Bindung entsteht. Gemeinsam wird die junge Familie auf die Wochenbettstation begleitet. Das Übergabegespräch zwischen Hebamme und Pflegepersonal findet hier statt und das Konzept des babyfreundlichen Krankenhauses wird auch hier weitergeführt (FamoG). Auch bei Risikogeburten (Frühgeburt, Mehrlinge, Kaiserschnitt) wird Müttern und Babys eine möglichst lange Bondingphase ermöglicht. Falls ein Neugeborenes doch intensiverer Betreuung bedarf, erfolgt diese auf der Neonatologie (= Neugeborenenmedizin), die sich direkt neben dem Geburts- und Wochenbettbereich befindet. Die Eltern sind die kompetentesten Menschen für ihr Baby. Sie versorgen es auf der Station mit Unterstützung des Behandlungsteams. Das Neugeborene lernt in den ersten Tagen in unmittelbarer familiärer Nähe die Welt kennen, das 24-Stunden-Rooming-in wird besonders gefördert. Es gibt auch die Möglichkeit, ein Familienzimmer in Anspruch zu nehmen, wo Mutter, Vater und das Baby gemeinsam die erste Zeit erleben. In dieser vertrauten Atmosphäre können Babys jederzeit an der Brust saugen. Ein gesundes Neugeborenes benötigt in der ersten Zeit auch keine zusätzliche Nahrung. Im Rahmen der FamoG sind alle Arbeitsabläufe so ausgerichtet, dass keine routinemäßige Trennung von Mutter und Kind notwendig ist (z. B. durch die Kinderarztvisite, …). Für die Entlassung nach Hause gibt es umfassende Informationen. Ebenso werden Vernetzungen zu Stillgruppen und Hebammenbetreuung angeboten. Mit FamoG wurde ein einzigartiges Konzept geschaffen, bei dem Achtsamkeit, ein liebevoller Umgang und viel Wärme die jungen Familien leichter in eine tragfähige, lebenslange Bindung hineinwachsen lassen. Regine Graf, Stationsleitung Geburtshilfe; Astrid Holubowsky, Stationsleitung Kinderzimmer; Andrea Sandmair- Szerencsi, Leitende Hebamme Im Oktober schaffte die Abteilung die Zertifizierung zum „Babyfreundlichen Krankenhaus“ durch WHO und Unicef. Wir berichten in der nächsten Ausgabe darüber. Die Grippe, alle Jahre wieder.... Influenza Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit treten – meist durch Viren verursacht Atemwegsinfektionen gehäuft auf. Nicht immer handelt es sich um die echte Grippe (= Influenza). Meist sind es „nur“ grippale Infekte. Influenza ist eine hoch infektiöse Erkrankung der Atemwege, die durch das Grippevirus verursacht wird und schwere Erkrankungen hervorruft, darunter bakterielle Lungenentzündungen, Lungenabszesse, Rippenfellentzündungen sowie Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche; etwa 1.500 Personen sterben in Österreich jährlich durch die echte Grippe. Die Influenza ist eine Tröpfcheninfektion. Das heißt, Erreger werden beim Niesen, Schneuzen oder Husten mittels kleinster Tröpfchen in die Umgebung freigesetzt. Sie können direkt auf andere Personen übertragen werden, aber auch auf Oberflächen oder gemeinsam genutzte Gegenstände gelangen. Von dort aus dringen sie über dieHände nach Kontakt mit der Nase oder den Augen in den Körper ein. Richtiges Niesen (ins Taschentuch, den Ärmel, NICHT in die bloßen Hände!) sowie häufiges Händewaschen mit Wasser und Seife schützen vor der Weiterverbreitung. Beim Händewaschen ist darauf zu achten, dass die Hände beim Schließen des Wasserhahns nicht neuerlich mit Bakterien oder Viren verschmutzt werden Die Grippeimpfung schützt vor schwererErkrankung und verhindert Todesfälle, wie auch eine große Studie gezeigt hat. Kleinkinder schleppen dieInfluenza oft in Haushalte ein (Kindergarten).Durch ihre Impfung wird die Weiterverbreitung durch Ansteckung verhindert. Entsprechend der hohen Schutzwirkung wird die Impfung in Österreich für Personen über 50 Jahre empfohlen bzw. wenn schwere Vorerkrankungen wie Immundefekte, Organtransplantationen oder chronische Krankheiten bestehen. Da sich das Virus ständig ändert, hat eine Impfung keinen langfristigen Effekt und muss, angepasst an die aktuellen Erreger, jährlich erneuert werden. Personal schützt PatientInnen Wegen der möglichen schweren Komplikationen einer echten Grippe sind Maßnahmen zur Verhinderung derÜbertragung für Krankenhauspersonal unbedingt erforderlich. Das dient nicht nur der eigenen Sicherheit, sondern schützt auch PatientInnen im Krankenhaus. Der Arbeitsmedizinische Dienst in der Rudolfstiftung bietet dem Personal jährlich kostenlos die Grippeschutzimpfung an, um es vor Ansteckung durch an Grippe erkrankten PatientInnen zu schützen. Durch geimpftes Personal ist die Gefahr der Ansteckung auch für die PatientInnenweit geringer. Medikamente wie Tamiflu und Relenza(Neuraminidasehemmer) vermindern die Verbreitung der Viren im Körper und haben wegen der befürchteten Pandemie durch H1N1 (Vogelgrippe) hohe Aufmerksamkeit bekommen. Ebenso wie Antibiotika sollten diese Medikamente nur nach ärztlicher Anordnung eingenommen werden: Bei unkritischer Anwendung (Einsatz bei grippalem Infekt, vorbeugende Anwendung) besteht die Gefahr, dass die Substanzen im Falle einer echten Grippeerkrankung nicht mehr wirken. Außerdem helfen sie nur, wenn sie in den ersten 48 Stunden nach Beginn der Symptome gegeben werden. Dann können schwerwiegende Komplikationen hintan gehalten werden. OÄ Dr.in Agnes Wechsler-Fördös, Leiterin des Hygieneteams Skalpell statt Pinsel Plastisch e Chir urgi e Innovativ, interdisziplinär und engagiert arbeitet die Plastische Chirurgie der Rudolfstiftung daran, dem Körper seine Harmonie, sowohl in Funktion als auch in Ästhetik, zu erhalten bzw. zurückzugeben. Angeborene oder erworbene Fehlbildungen sowie die Folgen von Unfällen und Erkrankungen bedingen Störungen der Körperform und diverser Körperfunktionen. Das kann für die Betroffenen extrem belastend sein. Plastische Chirurgie, wie wir sie heute kennen, ist das Ergebnis der langen Suche nach operativen Möglichkeiten zur Normalisierung eines gestörten Erscheinungsbildes. Die Plastische Chirurgie entwickelte sich im zwanzigsten Jahrhundert als eigenständige Disziplin. Sie war u. a. die Antwort auf die katastrophalen Folgen der modernen Kriegsführung. Während die Verletzungen immer komplexer wurden, überlebten dank der medizinischen Fortschritte immer mehr Schwerverletzte. Diese Menschen funktionell und ästhetisch wiederherzustellen, bedeutete eine enorme Herausforderung. So entwickelte sich die Disziplin gleichermaßen als Vorreiter in vielen Bereichen. Charakteristisch war von Beginn an eine betont interdisziplinäre Ausrichtung. Die Abteilung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie unter der Leitung von Prim.a Univ.Prof.in Dr.in Maria Deutinger ist seit dem Jahr 2006 Teil der Rudolfstiftung. Es wird das gesamte Spektrum der plastischen und ästhetischen Chirurgie angeboten. Dazu gehören: Mammachirurgie (Brustaufbau nach Tumoroperationen), Handchirurgie, Mikrochirurgie, körperformende Eingriffe, Chirurgie der peripheren Nerven, Verbrennungsbehandlung, Chirurgie von Haut- und Weichteiltumoren, die Behandlung von Wunden, Narbenkorrekturen sowie ästhetische Eingriffe. Vielfältige Krankheitsbilder werden interdisziplinär behandelt. Hier bringt sich die Abteilung stark ein. Mit der Allgemeinchirurgie und Gynäkologie wird das im vergangenen Jahr zertifizierte Brustgesundheitszentrum betrieben. Auf diese Weise können in der Zusammenarbeit mit der Onkologie (1. Medizinische Abteilung), dem Institut für Pathologie und Mikrobiologie, dem Zentralröntgen - Institut, dem Institut für Nuklearmedizin, der Onkopsychologie und in Kooperation mit der Radioonkologie des Kaiser-Franz-Josef-Spitals Patientinnen mit Brustkrebs optimal betreut werden. Eine weitere enge Kooperation besteht mit der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung bezüglich der gemeinsamen Korrektur von funktionalen und ästhetischen Störungen der Nase. Darüber hinaus werden plastische Deckungen großer Defekte des Gesichts- und Halsbereiches nach ausgedehnten Tumoroperationen gemeinsam durchgeführt. Die operative Sanierung bei Tumoren der Augenlider mit Beteiligung der Tränenwege erfolgt zusammen mit den KollegInnen der Augenabteilung. Im Schädelbereich wird gemeinsam mit der Neurochirurgie gearbeitet. Die Herausforderungen in der Versorgung von Hauttumoren haben zu einer produktiven und effizienten Zusammenarbeit mit der Dermatologie geführt. Von großer Bedeutung ist auch die bestehende Möglichkeit, PatientInnen mit morbider Adipositas (Fettsucht) die gesamte Therapiepalette in der Rudolfstiftung anbieten zu können. Sowohl die magenverkleinernden Eingriffe als auch alle später notwendig werdenden körperformenden Operationen werden von der Chirurgie und/ oder Plastischen Chirurgie durchgeführt. Wichtig ist dabei, dass die PatientInnen auch von der Stoffwechselambulanz und der Diätberatung engmaschig mitbetreut werden. Wie man sieht, ist die Plastische Chirurgie ein facettenreiches Fach. Das Ziel ist aber immer das gleiche: die Ästhetik und die Funktion des menschlichen Körpers zu erhalten. OA Dr. med. Ariel E. Noltze, Facharzt für Plastische Chirurgie (R)eine Nervensache Die Neurologische Abteilung ging 1978 aus einer neurologischen Ambulanz hervor. Heute ist die Abteilung, deren Schwerpunkte auf Schlaganfallversorgung und Multipler Sklerose liegen, eine moderne Anlaufstelle für alle neurologischen Erkrankungen. Seit 1978 besteht eine Multiple Sklerose (MS)-Spezialambulanz. Da die Erkrankung immer früher diagnostiziert wird und besser behandelbar ist, steigt die PatientInnenzahl der Ambulanz laufend – derzeit sind es etwa 300 PatientInnen. Drei FachärztInnen und zwei Pflegefachkräfte der Abteilung haben sich auf MS spezialisiert. Mit der 2006 erfolgten Zertifizierung ist das MS-Zentrum verpflichtet, definierte Qualitätsstandards einzuhalten und an nationalen Qualitätssicherungsprojekten mitzuarbeiten. Gemeinsam mit den anderen neun Schlaganfallüberwachungsstationen (Stroke Units) in Wien, der Wiener Rettung und den Rehabilitationszentren gewährleistet die neurologische Abteilung der Rudolfstiftung die Versorgung von SchlaganfallpatientInnen. Die rasche Behandlung auf einer Stroke Unit kann Behinderung und Tod abwenden („time is brain“). In der Rudolfstiftung werden 70 % allerPatientInnen innerhalbder ersten drei Stunden nach Beginn der Schlaganfallzeichen auf der Stroke Unit behandelt. Seit Jahren ist die Stroke Unit voll ausgelastet, die mittlere Liegedauer beträgt drei Tage. Anschließend sind Rehabilitation mit Wiedereingliederung in die Gesellschaft und die Verhütung eines weiteren Schlaganfalles die großen Herausforderungen, bei denen die Rudolfstiftung die PatientInnen unterstützt. Als besonderen Service bietet das Krankenhaus einen ambulanten Nachsorgetermin zur Überprüfung des Behandlungserfolgs an. In der Schlaganfall-Spezialambulanz der Krankenanstalt Rudolfstiftung werden jährlich mehr als 700 PatientInnen betreut. Neben der Akutambulanz gibt es fünf Terminambulanzen mit fachlichenSchwerpunkten (MS, Schlaganfall, Epilepsie, Kopfschmerz und Parkinsonerkrankungen).Bei schweren Erkrankungen kommt es zur stationärenAufnahme. Manche Leistungen werden auch in tagesklinischer Betreuung durchgeführt. Bei akuten Schmerzen und bei MS-PatientInnen kann auch eine ambulante Infusionstherapie durchgeführt werden. Viele neurologische Erkrankungen erfordern Spezialuntersuchungen, die im elektrophysiologischen Labor durchgeführt werden. Ein Beispiel ist das EEG (Elektroenzephalographie), eine unverzichtbare Säule in der Diagnostik der Epilepsie. Diese zeitaufwendigen Untersuchungen benötigen spezielle Geräte, geschulte MitarbeiterInnen und eigens adaptierte Räumlichkeiten. Auch ein mobiles EEG für Intensivstationen ist vorhanden. Neurologische PatientInnenversorgung muss ganzheitlich ansetzen. Daher bestehen Kooperationen mit allen Bereichen der Rudolfstiftung. Die Neurologische Abteilung ist auch Ausbildungsstätte für viele Berufsgruppen. Sowohl im Rahmen der Krankenpflege als auch während der Ausbildung von medizinisch-technischen Diensten müssen Praktika an der Abteilung absolviert werden. Seit 2010 ist die Abteilung Lehrkrankenhaus für die Medizinische Universität Wien. Um den Fortschritt mitzugestalten, bieten die Spezialambulanzen laufend neue Behandlungsmöglichkeiten an. Auch das Raumangebot wird weiter ausgebaut. Nach Fertigstellung des bereits in Bau befindlichen Südzubaus der Rudolfstiftung werden stationäre PatientInnen erstmals einen eigenen Aufenthaltsraum und einen großen Therapieraum nützen können. Univ.-Doz.in Drin. Elisabeth Fertl (Vorständin der Neurologischen Abteilung) Punktgenau – unter der Lupe Die Abteilung für Neurochir urgie bietet das große Spektrum der Diagnostik und Behandlung neurochirurgischer Erkrankungen. Operative Kernkompetenzen sind Eingriffe an Gehirn und Wirbelsäule. Viele Akutfälle aus Wien und den benachbarten Bundesländern – darunter Hirnblutungen und Querschnittlähmungen – werden an der neurochirurgischen Abteilung versorgt. Tag und Nacht gewährleistet ein engagiertes ÄrztInnen- und Pflegeteam die stationäre und operative Behandlung. Dafür stehen 59 Betten zur Verfügung. Eine enge Zusammenarbeit mit beiden Intensivstationen des Hauses ermöglicht die Versorgung kritischer intensivpflichtiger PatientInnen vor und nach operativen Eingriffen. In zwei neurochirurgischen Operationssälen werden jährlich bis zu 2.000 akute und geplante Operationen durchgeführt. Jeder OP-Saal ist mit einem optisch hochwertigen Mikroskop ausgerüstet, das kleinste Zugänge mit optimaler Ausleuchtung des OP-Gebiets zulässt. Spezielle Farblichtfilter ermöglichen die Verwendung von fluoreszierenden Farbstoffen. Diese machen nicht sichtbare Tumoranteile und verdeckte Arterienverläufe sichtbar. Ein computergestütztes Ortungssystem in jeder OP-Einheit erlaubt präzise OP-Planung und schonendes Aufsuchen von Veränderungen tief im Gehirn, wie z. B. Tumore oder Gefäßmissbildungen. In der Wirbelsäulenchirurgie sorgt die Einbindung dieser sogenannten Neuronavigation für besonders exakte und sichere Implantat-Positionierung. Auch die Endoskopie (eine schonende Art der Operation, bei der eine Kamera und das Operationswerkzeug durch einen winzige Schnitt eingeführt werden) hat ihren fixen Platz im neurochirurgischen Alltag. So können ausgewählte Operationen durch kleinste „Schlüsselloch“-Zugänge der Schädeldecke oder durch die Nase durchgeführt werden. Auch gewisse Arten des Bandscheibenvorfalls lassen sich endoskopisch behandeln. Wann braucht man die Neurochirurgie? Die PatientInnen werden durch Hausbzw. FachärztInnen oder von anderen Abteilungen an die Neurochirurgie überwiesen. Nach genauer klinischer Untersuchung durch NeurochirurgInnen und Bewertung radiologischer Bildgebung werden die PatientInnen der Therapie (Medikamente, physikalische Medizin, Operation, …) zugeführt. Vor allem bei Erkrankungen oder Verletzungen an Schädel/Gehirn und Wirbelsäule kommen NeurochirurgInnen zum Einsatz. Bei Blutungen im Gehirn und im Bereich der Hirnhäute sorgen sie für Druckentlastung und die Behebung der Blutungsursache. Dazu gehört im Besonderen das Ausschalten von Gefäßmissbildungen, wie z. B. Aneurysmen. Auch Tumore des Gehirns und der Hirnhäute erfordern neurochirurgisches Eingreifen. Je nach Lage im Gehirn erfolgt eine Probenentnahme (Biopsie) oder eine mikrochirurgischeTumorentfernung. Auch im Bereich Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule kann anwachsender Druck auf Rückenmark und/oder Nervenwurzeln zu starken Beschwerden bis hin zur Querschnittlähmung führen. Die Neurochirurgie schafft Abhilfe durch die Entlastung einer Wirbelkanalenge oder die Entfernung eines Bandscheibenvorfalls. Bei Gefügelockerungen, wie dem sogenannten „Wirbelgleiten“, werden Wirbelkörper mit Metallimplantaten (Schrauben und Stangen) stabilisiert. Teamwork in der Rudolfstiftung Langjährige Erfahrung und moderne Medizintechnik haben der Neurochirurgie in der Rudolfstiftung ein eigenständiges Profil im Großraum Wien verliehen. Im Zusammenspiel mit anderen Fachdisziplinen im Haus, aber auch durch die Einbindung von KooperationspartnerInnen aus anderen Spitälern (z. B. im neurochirurgischen Tumor-Board) gewährleistet die Neurochirurgie der Rudolfstiftung eine optimale Versorgung der PatientInnen. Dr. Michel Loyoddin (Facharzt für Neurochirurgie); Univ.-Doz. Dr. Günther Kleinpeter (Vorstand der Abteilung für Neurochirurgie) Der Maßschneider Institut für Pathologie und Mikrobiologie Viele Menschen denken bei Pathologie an Krimis und Leichen. Die Realität ist das Krankenhaus und Obduktionen sind nur ein winziger Teil eines umfangreichen Aufgabengebiets. Die Pathologie ist die Lehre von Krankheiten; sie beschäftigt sich mit der genauen Beschreibung und Namensgebung, den Ursachen, Entstehungsmechanismen und den krankhaften Veränderungen von Zellen, Geweben und Organen. Die Mikrobiologie ist die Wissenschaft von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen oder Viren. Im Krankenhaus arbeiten PathologInnen interdisziplinär praktisch mit allen chirurgisch tätigen Fächern und den internistischen Disziplinen zusammen. Wir haben mit Univ.-Doz. Dr. Johann Feichtinger, dem Vorstand der Abteilung für Pathologie und Mikrobiologie der Rudolfstiftung, über seinen spannenden und verantwortungsvollen Beruf gesprochen. die rudolfstiftung: Was sind die Haupttätigkeiten Ihres Instituts? Feichtinger: In der Pathologie ist die wichtigste Aufgabe die Untersuchung von Gewebeproben (Biopsien) und Operationspräparaten – diese werden nach Entnahme zuerst makroskopisch, also mit dem freien Auge, beurteilt und beschrieben und danach feingeweblich (histologisch) unter dem Mikroskop untersucht. Wir stellen fest, ob und wie Zellen und Gewebe verändert sind und können so etwa eine Entzündung oder eine Tumorerkrankung – gut- oder bösartig – diagnostizieren. Eine andere Methode, die Zytologie, beruht auf der Beurteilung einzelner Zellen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Krebsvorsorgeuntersuchung bei FrauenärztInnen – diese Abstriche werden von PathologInnen befundet. Obduktionen zur Feststellung von unklaren Erkrankungen und Todesursachen sind ein eher kleiner Teil unserer Tätigkeit. In der Mikrobiologie steht die Diag– nostik von Krankheitserregern im Vordergrund, wobei es hauptsächlich um die Bestimmung von Bakterien, Parasiten und Pilzen sowie deren Empfindlichkeit gegenüber Medikamenten geht. Es ist also falsch, dass PathologInnen nur Tote untersuchen? Ja, eindeutig. Obduktionen machen nur einen Bruchteil unserer Arbeit aus, auch wenn das in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen wird. Ca. 98 % unserer Diagnosen werden für lebende PatientInnen im Rahmen der Abklärung einer Krankheit erstellt. Diese Diagnosen sind häufig eine entscheidende Grundlage für eine gezielte Therapie, aber auch die Obduktion mit der genauen Analyse eines Todesfalls ist wichtig, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Qualitätssicherung. Sie arbeiten im Hintergrund – ist das für Sie ein Problem? Medizin ist immer Teamarbeit – einige Teammitglieder arbeiten in der ersten Reihe, manche agieren im Hintergrund – alle sind enorm wichtig. Moderne Pathologie ist ein klinisches Fach. Wir sind bei vielen interdisziplinären Besprechungen, wie etwa bei den sogenannten Tumorboards, bei denen PatientInnen mit Tumorerkrankungen umfassend besprochen werden, dabei. Entscheiden PathologInnen auch, wie eine Operation weitergeht? Wir treffen Entscheidungen anhand intraoperativer (= während einer Operation; Anm. der Red.) Schnellschnitte. Das zu untersuchende Gewebe wird rasch verarbeitet und es wird umgehend eine Diagnose am Mikroskop erstellt – noch während der Narkose. Das dauert nur ca. 20 Minuten. Oft hängt der weitere Operationsverlauf von dieser Diagnose ab: Beispielsweise entscheiden wir bei der Entfernung eines Tumors, ob noch weiteres Gewebe entnommen werden muss. Warum lieben Sie Ihren Beruf? Ich arbeite jetzt seit 30 Jahren als Pathologe. Der umfassende Zugang ist eine Herausforderung. Wir müssen über viele klinische Abläufe Bescheid wissen, entscheidungsfreudig und teamfähig sein, auch Netzwerke schaffen. Der Beruf hat, um dem Klischee doch Genüge zu tun, schon auch etwas Detektivisches an sich. Wir arbeiten in der Diagnostik mit vielfältigen Methoden bis hin zur Gen-Analyse, die gerade bei Tumorerkrankungen erst eine wirklich auf einen individuellen Tumor zugeschnittene und passende Therapie ermöglichen. Humorvoll könnte man sagen: Wir sind – wenn man z. B. an den Film „Der Aufschneider“ (mit Josef Hader) und das damit verbundene Klischee denkt – in Wirklichkeit die „Maßschneider“ für die PatientInnen. Das macht den Beruf so spannend. Redaktion m.a.l.v.e. Initiative zur Beratung von KrebspatientInnen an der Rudolfstiftung (KAR) Das Team der m.a.l.v.e. bietet diese Information in Form von monatlich stattfindenden Informationsnachmittagen. ExpertInnen der verschiedenen mit der Erkrankung befassten Berufsgruppen liefern Wissenswertes und beantworten gerne Fragen. Informationsnachmittage für Betroffene, Angehörig und Interessierte: 21.11.2011: Diagnose Lungenkrebs Dr. Andrea KECK, FÄ für Onkologie und Hämatologie, interdisziplinäres Tumorboard für Thoraxmalignome – Wilhelminenspital 12.12.2011: Sexualität und Krebs OÄ Dr.in Claudia NEUDECKER, Gynäkologie Rudolfstiftung Dr. Florian WIMPISSINGER, Urologie Rudolfstiftung 09.01.2012: Möglichkeiten nicht chirurgischer Therapien bei Brustkrebs OA Dr. Hannes Kaufmann 13.02.2012: Tumorerkrankungen im HNO-Bereich Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Franz, Vorstand der HNO-Abteilung Rudolfstiftung 05.03.2012: Kann der Glaube bei schwerer Krankheit Unterstützung sein? Pater Silvio Crosina jeweils 13:30 bis 15:00 Uhr, 1030 Wien, Konferenzraum der KAR, Boerhaavegasse 8a, Stiege 1, Erdgeschoß/Top 0.001 Hand, Herz und Hirn Ehrenamtliche Betreuung im Krankenhaus Seit 19 Jahren haben die PatientInnen in der Rudolfstiftung auch Ehrenamtliche als AnsprechpartnerInnen. Im Rahmen des PatientInnenhilfsteams verrichten die Freiwilligen unterstützende Dienste wie Einkaufen, Begleitung zu Untersuchungen oder beim Spazieren gehen, sie organisieren ein Buch und vieles mehr. Vor allem sind sie aber willkommene GesprächspartnerInnen. Eine Hilfe mit Hand, Herz und Hirn, die ankommt. „Ich kenn‘ mich gar nicht mehr aus – es ist mir alles so fremd hier“, klagt eine 93-Jährige, die zum ersten Mal in einem Krankenhaus ist. Die Ehrenamtliche gibt ihr zu verstehen, dass sie es ganz normal findet, dass sich die Patientin in einer völlig fremden Umgebung erst zurechtfinden muss. Erleichtert erzählt die alte Dame aus ihrem Leben. Durch einfühlsames Nachfragen und die Bestätigung, dass es in Ordnung ist, wenn manches auch etwas durcheinander gerät, werden die PatientInnen ruhiger und gewinnen ihre Sicherheit zurück. Gespräch heißt oft einfach zuhören, ohne die Gefühle, die dabei entstehen, „wegzutrösten“. In Krisensituationen reagiert jeder Mensch individuell. Dass dann jemand da ist, der nicht korrigiert, sondern Verständnis zeigt, ist heilsam. Diese Erfahrung hat auch eine junge Patientin gemacht, die an einer schweren chronischen Krankheit leidet: „Meine Panik und Verzweiflung war schlimmer als der körperliche Schmerz. Wenn jemand da ist, der gut zuhören kann, fällt es leichter, ein bisschen Ruhe und Ordnung in das seelische Chaos zu bringen. Dafür bin ich der ehrenamtlichen Begleitung sehr dankbar.“ Falls Sie unser Service im Krankenhaus brauchen oder an einer Mitarbeit interessiert sind, wenden Sie sich an das Pflegefachpersonal bzw. an das PatientInnenhilfsteam. Die herzfreundliche Ernährung Ungesunder Lebensstil schädigt Herz und Blutgefäße. Unser Herz ist so groß wie eine Faust und wiegt ca. 300 g. Es schlägt ca. 70 Mal in der Minute und pumpt etwa 5 Liter Blut durch unseren Körper. Durch Ablagerungen kommt es zu Durchblutungsstörungen und Arteriosklerose. Was ist eine „herzschonende“ (kardioprotektive) Ernährung? Die Gesamtfettzufuhr sollte nicht mehr als 30 % der Gesamtenergiemenge betragen. Gesättigte Fettsäuren in tierischen Fetten wie Innereien, fettreichen Fleisch-, Wurst- oder Milchwaren und in Kokosfett sollten max. ein Drittel davon ausmachen. Einfach ungesättigte Fettsäuren (Nüsse, Avocados, Olivenoder Rapsöl) sollten mit bis zu zwei Drittel als Hauptfettquelle dienen. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren machen das verbleibende Drittel in der Fettzufuhr aus, wobei sich eine Erhöhung der Omega-3-Fettsäuren (in fettreichen Meeresfischen und Pflanzenölen) günstig auswirkt. Omega-6- Fettsäuren (in Fleisch und Schweineschmalz) hingegen fördern entzündliche und thrombotische Prozesse. Transfettsäuren sollten maximal 1 % aller Fette ausmachen. Sie entstehen bei der industriellen Härtung pflanzlicher Fette (in Fast Food, Chips, Frittierfetten, fetten Backwaren). Sie steigern das LDL-Cholesterin, senken das HDL-Cholesterin und fördern daher arteriosklerotische Prozesse. Antioxidantien, lösliche Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe sind in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkorngetreideprodukten enthalten. Fünf Portionen Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte am Tag sind für eine optimale Versorgung ausreichend. Vollkorngetreide ist zu bevorzugen; Weißmehlprodukte, Zucker, Fruchtsäfte und Limonaden sollten nur zu einem geringen Teil (< 10 %) aufgenommen werden. Salz bindet Wasser und wirkt sich ungünstig bei Bluthochdruck aus. Die Empfehlung für eine gesunde Ernährung sind 5–6 g Kochsalz täglich. Dies lässt sich erreichen durch einen geringen Einsatz an Fertiggerichten, Brot/ Gebäck, Käse, Wurst und Fertigsaucen. Tipp: Speisen erst nach der Zubereitung salzen; stattdessen frische Kräuter und Gewürze verwenden. Übergewicht und Alkohol Ein Normalgewicht von BMI < 25 ist anzustreben. Bei Übergewicht ist eine kalorienreduzierte Mischkost empfehlenswert. Von Fastenkuren und einseitigen Diäten ist abzuraten. Man sollte mindestens 2 l Flüssigkeit konsumieren, wenn vom Arzt nicht anders empfohlen, Alkohol jedoch nur selten. Spezialfall mit dem Blutgerinnungshemmer Marcoumar Bei einer Therapie mit Marcoumar reicht es, wenn man sich nach einer ausgewogenen Mischkost ernährt und auf gewisse Lebensmittel, die die Blutgerinnung beeinflussen, achtet (z. B.: Broccoli, Spinat, Fenchel, Grünkohl, Mangold, Kresse, Knoblauchgranulat, Zwiebel, Jungzwiebel in großen Mengen). Diese Gemüsesorten sollten nicht täglich und/oder in großen Mengen verzehrt werden. Flora Koller-Budgen, Diätologin