Wahrscheinlichkeitstheorie Kapitel V - Stetige Verteilungen Georg Bol [email protected] Markus Höchstötter [email protected] Stetige Verteilungen Definition: Sei X eine Zufallsvariable mit der Verteilungsfunktion FX : R → [0, 1]. heißt stetig, wenn es eine Funktion fX : R → R gibt mit FX (α) = Z X α −∞ fX (x)dx für alle α ∈ R Folgerung: Die Verteilungsfunktion einer stetigen Zufallsvariable ist stetig. fx wird unter gewissen Voraussetzungen (s.u.) Dichtefunktion genannt. Kapitel V - Stetige Verteilungen 1 Stetige Verteilungen 1.0 0.5 .50 100.00 .50 Abbildung 5.3a Histogramm .50 100.00 .50 Abbildung 5.3b Summenhäufigkeitsfunktion Beziehung zwischen Histogramm und Summenhäufigkeitsfunktion. Kapitel V - Stetige Verteilungen 2 Stetige Verteilungen Abbildung 5.4a Dichtefunktion Abbildung 5.4b Verteilungsfunktion analog: Beziehung zwischen Dichte-und Verteilungsfunktion. Kapitel V - Stetige Verteilungen 3 Arten von Zufallsvariablen 1. Diskret 2. Stetig 3. Mischform (Höhe des Verlusts im Beispiel Abfüllanlage) Kapitel V - Stetige Verteilungen 4 Eigenschaften von und Forderungen an fX 1. FX monoton steigend. Damit gibt es keine Zahlen α und β mit α < β und fX (x) < 0 für alle α ≤ x ≤ β, da sonst Zβ fX (x)dx < 0 und damit α FX (β) = Rα Rβ f (x)dx −∞ X = Rα f (x)dx −∞ X + Rβ α fX (x)dx < FX (α) wäre. Aber −∞ fX (x)dx wird nicht durch den Wert fX (x0) von fX an einer Stelle x0 beeinflusst. Zur Vereinfachung: Forderung fX (x) ≥ 0 für alle x ∈ R. Kapitel V - Stetige Verteilungen 5 Eigenschaften von und Forderungen an fX 2. Aus lim FX (α) = 1 α→∞ folgt lim FX (α) = α→∞ Z∞ fX (x)dx = 1 −∞ (Gesamtfläche unter f : 1) Kapitel V - Stetige Verteilungen 6 Eigenschaften von und Forderungen an fX 3. Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung: Ist fX stetig in einer Umgebung von x0, so ist FX differenzierbar in x0 und ′ FX (x0) = fX (x0) Daher die Forderung: Ist FX in x0 differenzierbar, dann gelte ′ fX (x0) = FX (x0) Kapitel V - Stetige Verteilungen 7 Definition Sei FX die Verteilungsfunktion einer stetigen Zufallsvariable X mit FX (α) = Zα fX (x)dx für alle α ∈ R −∞ fX heißt Dichtefunktion von X, wenn 1. fX (x) ≥ 0 für alle x ∈ R; 2. für alle x, in denen FX differenzierbar ist, gilt ′ fX (x) = FX (x) Kapitel V - Stetige Verteilungen 8 Satz (hinreichende Bedingung): Sei f bis auf endlich viele Stellen stetig mit den Eigenschaften 1. f (x) ≥ 0 für alle x; 2. R∞ −∞ f (x)dx = 1; 3. Existiert lim f (α), so ist f (α0) = lim f (α) α→α0 α→α0 Dann ist f Dichte einer Zufallsvariable, deren Verteilungsfunktion durch F (α) = Rα −∞ f (x)dx Kapitel V - Stetige Verteilungen gegeben ist. 9 Beispiele stetiger Verteilungen 1. Geometrische Verteilungen a) Gleichverteilung über einem Intervall [a, b] (Rechteckverteilung) Dichtefunktion einer Gleichverteilung Kapitel V - Stetige Verteilungen 10 Beispiele stetiger Verteilungen 1. Geometrische Verteilungen a) Gleichverteilung über einem Intervall [a, b] (Rechteckverteilung) Dichtefunktion: 1 a≤x≤b b−a für f (x) = 0 sonst Verteilungsfunktion: 0 für x < a 1 (x − a) für a ≤ x ≤ b F (x) = b−a 1 für x > b Die Wahrscheinlichkeit ist gleichmäßig über das Intervall verteilt. Intervalle gleicher Breite in [a, b] haben gleiche Wahrscheinlichkeit. Kapitel V - Stetige Verteilungen 10 Beispiele stetiger Verteilungen 1. Geometrische Verteilungen: Trapezverteilung f(x) h a c d b x Abbildung 5.6 Dichtefunktion einer Trapezverteilung Kapitel V - Stetige Verteilungen 11 Beispiele stetiger Verteilungen 1. Geometrische Verteilungen: Trapezverteilung Fläche des Trapezes: 12 (b − a + d − c) · h = 1! 2 Dann h = (b−a)+(d−c) Dichtefunktion: 2 x−a für a≤x≤c (b−a)+(d−c) c−a 2 für c≤x≤d (b−a)+(d−c) f (x) = b−x 2 für d≤x≤b (b−a)+(d−c) b−d 0 sonst Kapitel V - Stetige Verteilungen 11 Beispiele stetiger Verteilungen 1. Geometrische Verteilungen: Trapezverteilung Verteilungsfunktion: α < a: F (α) = 0 a≤α≤c: (α−a) 2 (b−a)+(d−c) 2(c−a) c≤α≤d: 2α b−a+d−c d≤α≤b: (b−α) 1 − b−a+d−c b−d b≤α: F (α) = 1 2 Kapitel V - Stetige Verteilungen = (α−a) 1 (b−a)+(d−c) c−a 2 + C1 2 + C2 12 Beispiele stetiger Verteilungen 1. Geometrische Verteilungen: Trapezverteilung Die Konstanten C1 und C2 sind so zu bestimmen, daß die Funktion stetig ist. Dies betrifft die Stellen c, d und b. 2 α=c: (c−a) 1 b−a+d−c c−a α=b: (b−b) 1 − b−a+d−c b−d α=d: (b−d) 1 − b−a+d−c b−d = 2 2 2c b−a+d−c + C1 + C2 = 1 +1= −c−a b−a+d−c ⇒ C1 = ⇒ C2 = 1 2d−c−a b−a+d−c Mit den Werten für C1 und C2 ist F in d stetig. Kapitel V - Stetige Verteilungen 13 Beispiele stetiger Verteilungen 2. Exponentialverteilung Eine Zufallsvariable mit der Dichte für x < 0 0 f (x) = λe−λx für x ≥ 0 heißt exponentialverteilt mit Parameter λ > 0, Exp(λ). Verteilungsfunktion: α<0: F (α) = 0 α≥0: F (α) = Z α −∞ Kapitel V - Stetige Verteilungen −λxα −λα f (x)dx = −e = 1 − e 0 14 Beispiele stetiger Verteilungen 2. Exponentialverteilung f(x) l=2 l=1 l=0.5 x Dichtefunktion der Exponentialverteilung ... Kapitel V - Stetige Verteilungen 15 Beispiele stetiger Verteilungen 2. Exponentialverteilung f(x) l=2 l=1 l=0.5 x ...und zugehörige Verteilungsfunktionen für λ = 2, 1, 0.5 Kapitel V - Stetige Verteilungen 16 Beispiele stetiger Verteilungen 3. Normalverteilung Dichte der Normalverteilung mit Parametern µ ∈ R und σ 2 > 0, (N (µ, σ 2)) f (x) = √ 1 2πσ 2 − e (x−µ)2 2σ 2 f (x) ist symmetrisch um µ. Dichte der Standardnormalverteilung, Parameter µ = 0, σ 2 = 1, (N (0, 1)) 1 − x2 f (x) = √ e 2 2π Kapitel V - Stetige Verteilungen 17 Beispiele stetiger Verteilungen 3. Normalverteilung f(x) x Dichtefunktion der Standardnormalverteilung Kapitel V - Stetige Verteilungen 18 Beispiele stetiger Verteilungen 3. Normalverteilung F(a) a Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung Kapitel V - Stetige Verteilungen 19