Staubscheiben überleben kosmisches Feuerwerk junger Riesensterne

Werbung
Staubscheiben überleben kosmisches Feuerwerk junger Riesensterne
16.März.2015 15:12
Home > Pressemitteilung: Staubscheiben überleben kosmisches ...
bP_.A
10.03.2015 10:00
Staubscheiben überleben kosmisches
Feuerwerk junger Riesensterne
Dr. Kai Noeske Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astronomie
Astronomen haben Staubscheiben um junge Sterne entdeckt, in
Sternhaufen, die erst kürzlich nahe dem Zentrum der Milchstraße
entstanden sind. Weil junge Sternhaufen sehr heisse Sterne enthalten,
die energiereiche UV-Strahlung erzeugen, wurde bisher angenommen,
daß solche Staubscheiben rasch durch diese Strahlung zerstört würden.
Staubscheiben um junge Sterne sind als zukünftige Geburtsstätten von
Planetensystemen von Interesse. Dass sie extreme Bedingungen länger
überleben können als gedacht, liefert neue Hinweise, wann und wie
Planeten entstanden sind. Vor allem im jungen Universum waren ähnlich
extreme Bedingungen häufig, weil die Geburtsrate junger Sterne in
Galaxien viel höher war.
<
Die Sternhaufen Archesund Quintuplet-Haufen im
Zentrum der Milchstraße:
Hier befinden sich Staubsc
...
Bild: HST/Spitzer
composite: NASA, ESA,
D.Q.Wang (UMass), JPL, S.
Stolovy (Spitzer Science
Center)
Ein internationales Team von Astrophysikern unter der Leitung von
Andrea Stolte vom Argelander-Institut der Universität Bonn, und unter
Mitarbeit von Wolfgang Brandner, Max-Planck-Institut für Astronomie in
Heidelberg, hat junge, helle Sterne in zwei Sternhaufen beobachtet,
dem Arches- und dem Quintuplet-Haufen. Diese Sternhaufen haben
sich erst vor wenigen Millionen Jahren nahe dem Zentrum der
Milchstraße gebildet, wo intensive Sternentstehung abläuft; sie zählen
zu den jüngsten und massereichsten Sternhaufen in unserer Galaxie
und beherbergen zehntausende junge Sterne.
"Unser Team hatte in der Vergangenheit kleinere Sternhaufen in
gewöhnlichen Umgebungen untersucht, weiter außen in der Scheibe
unserer Galaxie, entlang der Spiralarme", erklärt Wolfgang Brandner.
"Wir hatten Staubscheiben um Sterne in diesen Haufen gefunden, und
uns hat interessiert, ob solche Scheiben auch die extremeren
Umgebungen in den heißen, dichten Sternhaufen nahe dem Zentrum
der Milchstraße überleben können. Diese Haufen enthalten sehr
massereiche junge Sterne mit Temperaturen von etwa 50 000 Grad
Celsius, von denen intensive energiereiche UV-Strahlung ausgeht. Die
Staubscheiben um die Sterne, die wir untersucht haben, sind dieser
harten Strahlung ausgesetzt. Nach gängigem Wissen sollten diese
Scheiben deshalb nach wenigen 100 000 Jahren verdampft sein. Die
Sterne in den Arches- und Quintuplet-Haufen sind aber viel älter, etwa
2.5 und 4 Millionen Jahre, und dennoch haben wir in jedem Haufen
https://idw-online.de/de/news627082
Seite 1 von 3
Staubscheiben überleben kosmisches Feuerwerk junger Riesensterne
16.März.2015 15:12
mehr als 20 Staubscheiben um helle Sterne gefunden."
Scheiben aus Staub und Gas um junge Sterne sind von besonderem
Interesse, weil aus ihnen Planeten und Sonnensysteme entstehen. Auch
unser Sonnensystem ist vor etwa 4.5 Milliarden Jahren aus einer
solchen Scheibe um die damals noch junge Sonne entstanden. Ob die
Scheiben, die man nun gefunden hat, jemals Planeten bilden werden,
ist noch ungewiss; Brandner gibt zu bedenken, dann man anhand der
jetzt verfügbaren Daten die Massen der Scheiben schlecht abschätzen
kann. “Wir sehen nur den warmen Staubanteil dieser Scheiben, der sich
auf moderaten Abständen von den Sternen befindet, und wir können
insbesondere das Gas, das dort auch vorhanden sein muß, nicht direkt
sehen. Wir glauben nicht, dass sich dort Planeten von Jupitergrösse
bilden werden, aber Planeten mit Massen ähnlich der Erde könnten in
Frage kommen. Es besteht auch die Möglichkeit, daß diese
massereichen Sterne nahe Doppelsternbegleiter haben, von denen
durch Massenüberstrom die Scheiben weiter angereichert werden
könnten.”
Gerade weil die Ergebnisse des Teams den gängigen theoretischen
Vorstellungen zur Lebensdauer von Staubscheiben widersprechen, sind
sie für die Forschung besonders interessant. Die Existenz der hier
gefundenen Staubscheiben bedeutet, daß man die theoretischen
Konzepte neu überdenken muß. Diese sind wichtig für das Verständnis
der Geschichte der Planetenentstehung vom frühen Universum bis
heute: Vor mehreren Milliarden Jahren bildeten die Galaxien ihre Sterne
wesentlich schneller als heute; dichte, heiße Sternentstehungsregionen
wie die Sternhaufen im Zentrum der Milchstrasse erstreckten sich
damals über viel größere Regionen innerhalb der Galaxien. Die
Untersuchung der Arches und Quintuplet Haufen liefert daher Hinweise,
wann und wie sich Planeten über die Geschichte des Kosmos hinweg
gebildet haben.
Um diese Staubscheiben zu finden, haben die Astronomen Aufnahmen
des “Very Large Telescope” der Europäischen Südsternwarte (ESO) mit
denen des Hubble-Weltraumteleskops kombiniert, das sich in einer
Umlaufbahn um die Erde befindet. Diese Beobachtungen mußten im
Infrarotlicht erfolgen, also bei Wellenlängen, die länger als die des
sichtbaren Lichts sind. Infrarotkameras erlauben Astronomen, durch die
dichten Staubwolken nahe des Zentrums der Milchstraße zu blicken,
die für sichtbares Licht kaum zu durchdringen sind. Eine Schlüsselrolle
bei der vorliegenden Arbeit spielte das NAOS/CONICA Kamerasystem
des Very Large Telescopes, das mithilfe adaptiver Optik den
Bildverwaschungseffekt der Erdatmosphäre teilweise kompensieren
kann und daher sehr scharfe Bilder liefert. Das Max-Planck-Institut für
Astronomie und das Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik
hatten die Entwicklung CONICAs geleitet.
Wolfgang Brandner erklärt, daß die Infrarotbilder seines Teams die
Suche nach einer charakteristischen Signatur im Licht der Sterne
erlauben, die nur dann vorhanden ist, wenn die Sterne von einer
Staubscheibe umgeben sind.
Kontakt
Wolfgang Brandner (Koautor)
https://idw-online.de/de/news627082
Seite 2 von 3
Staubscheiben überleben kosmisches Feuerwerk junger Riesensterne
16.März.2015 15:12
Max-Planck-Institut für Astronomie
Telefon: (+49|0) 6221 528-289
E-Mail: [email protected]
Andrea Stolte (Erstautorin)
Argelander-Institut für Astronomie, Universität Bonn
Telefon: (+49|0)228 736 790
[email protected]
Kai Noeske (Öffentlichkeitsarbeit)
Max-Planck-Institut für Astronomie
Telefon: (+49|0) 6221 528-141
E-Mail: [email protected]
Hintergrundinformationen
Die beteiligten Wissenschaftler sind Andrea Stolte und Benjamin
Hußmann (Argelander Institut für Astronomie, Universität Bonn),
Maryam Habibi (Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik,
Garching), Christoph Olczak (Astronomisches Recheninstitut, ZAH,
Universität Heidelberg) und Wolfgang Brandner (MPIA).
Die Ergebnisse der Studie sind veröffentlicht als Stolte et al.,
"Circumstellar discs in Galactic centre clusters: Disc-bearing B-type
stars in the Quintuplet and Arches clusters" in Astronomy &
Astrophysics, DOI: 10.1051/0004-6361/201424132
Weitere Informationen:
http://www.mpia.de/news/wissenschaft/2015-02-Staubscheiben Webversion der Pressemitteilung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter,
Wissenschaftler, jedermann
Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
https://idw-online.de/de/news627082
Seite 3 von 3
Herunterladen