Stress und sozialer Rückhalt im

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Stress und sozialer Rückhalt
im Jugendleistungssport:
Probleme, Mechanismen, Lösungen
Tagung Verbundsystem Schule und Leistungssport in NRW
Düsseldorf Š 6. Dezember 2010
Prof. Dr. Jens Kleinert
Deutsche Sporthochschule Köln
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Jens Kleinert
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Befindlichkeit, Jugend, Sport
ƒ
ƒ
Jugendliche fühlen sich unabhängig von Sportteilnahme
zumeist eher wohl (Hurrelmann et al., 2003) ...
Î allerdings gibt jede/r fünfte Jugendliche Beeinträchtigungen des
Wohlbefindens an
Î Bei 6% können behandlungsbedürftige psychische Beschwerden
festgestellt werden
Î Lebenszufriedenheit (und sozialer Status), psychosomatische
Störungen und Missbefinden hängen eng zusammen
Im Sport ...
Î bezeichnen 5 - 8 % der Jugendlichen ihren Gesundheitszustand als
schlecht oder eher schlecht (Sygusch, 2001)
Î Mehr als drei Viertel jugendlicher Leistungssportler wollen ihr Leben
„gesundheitsgerechter“ gestalten (Breuer & Kleinert, 2008)
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Verbundsystem Schule und Leistungssport in NRW Š Düsseldorf Š 24. – 25. November 2010
1
Jens Kleinert
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Befindlichkeit im Jugendsport
ƒ 341 NRW-Kaderathleten
9-21 Jahre
(M = 16.1; SD = 2.7)
Kleinert, Boss &
Breuer, 2010
% Befragte
ƒ
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
w>m
älter > jünger
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hl
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m
e
ƒ
im Rahmen der
Momentum-Diagnostik Köln
männlich/weiblich
48/52 %
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Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Schlafprobleme I
Geregelte
Einschlafzeit
Schlafqualität
zerschlagen
dösig
müde
nie
eher häufig
sehr selten
sehr häufig
eher selten
immer
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1
nie
2
3
4
5
6
immer
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2
Jens Kleinert
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Schlafprobleme II
Probleme
Einschlafen
Probleme
Durchschlafen
Probleme
Wiedereinschlafen
nie
eher häufig
sehr selten
sehr häufig
eher selten
immer
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Jens Kleinert
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Psychosomatische Auffälligkeiten im Kaderfußball
ƒ 1021 Auswahlspielerinnen Fußball
ƒ 13-20 Jahre (M = 16.; SD = 1.9)
% Befragte
45
40
Müdigkeit
35
Konzentrationsmangel
30
Kopfschmerzen
25
Angespanntheit
20
Energielosigkeit
15
10
5
0
U15
U18
stark ausgeprägt
U21
U15
U18
U21
mäßig ausgeprägt
Kleinert, Kleinknecht &
Tritschoks, 2006
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Jens Kleinert
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Konflikte: Zeit, Anspruch, Ressourcen
Reduktion selbstbestimmter, freier Zeit
Ja, wenn ich 8 Stunden Schule gehabt hab, (...) dann eben zum Training
gehe um 16 Uhr, (...) dann komm ich um 20.30 Uhr nach Hause, dann
bleibt nicht mehr sehr viel Zeit für Freunde bzw. für Hausaufgaben, weil
dann auch die Müdigkeit sehr stark ausgeprägt ist. (15 Jahre)
Höchster Anspruch im Sport, Kompromissanspruch in der Schule
Also mein Ziel ist Abitur und die Note ist mir jetzt so langsam schon egal
geworden. Hauptsache ich pack das Abitur, weil das ist schon riesig die
Belastung. (17 Jahre)
Bedeutsamkeit sozialer Ressourcen bei Konflikten
Freunde finde ich sind total wichtig halt. Und wenn ich Freizeit [habe]
versuch ich die mit denen zu verbringen zum Teil, doch einfach mal Spaß
zu haben und abgelenkt zu sein, von dem ganzen Druck. (16 Jahre)
Kleinert, Steinbacher & Tomberg, 2006
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Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Tage Krankenhausaufenthalt
Sozialer Rückhalt oder soziale Belastung
10
9
8
7
eher weniger
Besuche
eher viele
Besuche
Untersuchung an 56 Männern nach Bypass-OP; Soziale Unterstützung = Häufigkeit des Besuchs der Ehefrau
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Jens Kleinert
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Soziale Integration –
notwendig aber nicht hinreichend
ƒ Umfang, Dichte,
ƒ
ƒ
Dauer, Gegensätzlichkeit sozialer
Beziehungen
Soziale Integration ist notwendig aber
nicht hinreichende für soziale
Unterstützung
Entscheidend ist die subjektive
Unterstützungpotenz eines sozialen
Netzwerks
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Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Soziale Unterstützung ist was ankommt
(Melamed & Brenner, 1990)
Ehemann
• Emotionale Unterstütz.
• Instrumentelle Unterst.
• Informationelle Unterstz.
Kranke Frau
Bewertung
der Effektivität (+/-)
Übereinstimmung zu ca.
einer Hälfte
Untersuchung an 35 Ehepaaren mit rheumakranken Frauen; Durchschnittsalter 61 Jahre, 14 Jahre durchschnittliche Krankheitsdauer
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Jens Kleinert
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Sozialer Druck im Sport
Beispiel Dopingtendenzen
(308 NRW-Sportler, mittleres Alter 21 Jahre)
„für mich“
1,00
2,00
3,00
4,00
„für andere“
5,00
6,00
1,00
Erfolge erreichen wollen
Erfolge erreichen wollen
Leistungsgrenzen erreichen
Druck aus sportlichem Umfeld
Lebensunterhalt
Lebensunterhalt duch Sport
(Inter-) nationale Spitzenposition
(inter-) nationale Spitzenposition
Leistungstief
langes Leistungstief
Misserfolge
Leistungsgrenzen erreichen
psychische Verfassung
Misserfolge
Verletzungen
Psychische Verfassung
Druck aus sportlichem Umfeld
Druck aus weiterem Umfeld
Druck aus weiterem Umfeld
Verletzungen
Druck aus familiären Umfeld
Druck aus familärem Umfeld
keinesfalls
in jedem
Fall
2,00
3,00
4,00
keinesfalls
5,00
6,00
in jedem
Fall
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Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Sozialer Druck –
Frauen und Männer reagieren anders
Einschätzung
eigener Gründe
Einschätzung
eigener Barrieren
männlich
weiblich
4
6
3,5
5,5
3
5
2,5
4,5
2
4
1,5
3,5
1
3
eher niedrig
eher hoch
Sozialer Druck
eher niedrig
eher hoch
Sozialer Druck
Interaktionseffekt
F(4,290)=3.447, η2=.05
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Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Kameradschaft als Erholungshemmnis ?
Stichprobe:
• v.a. Fechten, Handball,
Leichtathletik)
• ca. 35% Vollzeitinternat,
65 % Teilzeitinternat
Erholung
• M = 16.4 Jahre
[0 (nie) - 6 (immerzu)]
4
• N = 83
(33 weibl./50 männl.)
3,4
3
3
2
1
0
EO niedrig
EO hoch
F(1,79) = 3.24
p = .076
η² = .04
Leineweber & Ohlert, 2010
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Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Lösungsansätze:
Konzeptionen in und mit der Praxis statt für die Praxis
Î Erkennung von Problemlagen (Screening von Befindlichkeit und
Rückhalt)
Î Beratung/Betreuung von Institutionen (Internaten) und
Betreuern/Betreuerinnen (Trainer, Lehrer, …) – Das Konzept
„Mentaltalent“
Î Konzeptionen in der Praxis statt für die Praxis (Beispiel Modell
Beratung im Internat)
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Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Früherkennung
Screening
2
W
es
t.
td
is
Me
t.
Dt
ei
.M
st
.
3
W
es
t.
td
is
Me
t.
.
Dt
i
Me
st
.
2
1
1
0
0
-1
-1
EZK-Subskala
EZK-Subskala
Gelassenheit
Selbstsicherheit
-3
Z-Wert
Z-Wert
-2
-2
Erholtheit
-3
02
6.
.0
23 6.02
.0 2
21 6.0
.0
19 6.02
.0 2
17 6.0
.0
15 6.02
.0 2
13 6.0
.0
11 6.02
.0 2
09 6.0
.0
07 6.02
.0 2
05 6.0
.0
03 6.02
.0 2
01 5.0
.0
30 5.02
.0
28
02
6.
.0
23 6.02
.0
21 .02
6
.0
19 .02
6
.0
17 6.02
.0
15 .02
6
.0
13 .02
6
.0
11 6.02
.0
09 .02
6
.0
07 6.02
.0
05 .02
6
.0
03 .02
6
.0
01 5.02
.0
30 .02
5
.0
28
DATUM
DATUM
[email protected]
Anstreng.bereitsch.
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Webtools
Ausgabe
Trainer/in
Sportpsychologe/
-psychologin
Anwendung / Client Server
Verwaltung
Datenbank
Athleten-Daten
Eingabe
[email protected]
Athletenteam
Athlet/in
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Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Athletenzentriert:
Workshops & Betreuung
ƒ
ƒ
ƒ
Umsetzung peerorientierter Workshops
Î
Î
Î
Î
Stressbewältigung/Erholung
Selbstmotivierung
Wettkampfangst/Selbstvertrauen
Mentales Techniktraining
Flankierende Einzelbetreuungen
(zumeist 5-6 Einzelsitzungen)
Modellversuch seit 2008
Î 97 Kaderathleten in Workshops
Î 32 Kaderathleten in
Einzelmaßnahmen
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Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Didaktisch-motivationaler Fokus
sportStiftungNRW
ƒ Der jugendliche Athlet als Experte
(„peer-teaching“-Methode)
ƒ Bewusstmachung und Reflexion naiver Strategien.
ƒ Interaktives Lernen und Arbeiten in der Kleingruppe.
ƒ Akzeptanzbildung durch peer-Orientierung sowie
ƒ
ƒ
spielerisches praxisnahes Lernen.
Eigenerfahrung vor Wissensvermittlung.
Zweistufige Struktur
(2-4 Wochen Anwendungsphase)
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Jens Kleinert
Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Aufbau MentalTalent
Workshops
MTT
M & Z
Dia‐
gnostik
Kon‐
zeption
Fort‐
bildung
Eva‐
luation
S & E
EB
W & S
T/EWS
Inter‐
vision
Team Building
Beratung & Betreu‐
ung
QM
überwieg.
D‐Kader‐
athleten
Zielgruppen
Institutionen
Teams
Fachkräfte
Betreuer
Vereine
Internate & Schulen
Trainer
Verbände
Eltern
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MentalTalent im Verbundssystem
Schule und Leistungssport in NRW
MentalTalent
• Kooperation
• Intervision
• Fallarbeit
SportPsy.
Fallbeispiele
Leiter
FK
FK
FK
Gemeinsame
Lösungen
Misserfolg
Verletzungen
T-A-Beziehung
FK
Ziel
• Optimierung
von Betreuung
• Sensibilisierung für
sportpsychologische
Phänomene
Internate & Schulen
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Psychologisches Institut
Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie
Personalstruktur – Sportpsychologische Expertise
MentalTalent
Kooperation
Leitung
der Arbeitsgruppe
Konzeption, Organisation,
Beratung & Betreuung von
Athleten, Betreuern, Eltern
Beratung & Betreuung von
Athleten, Betreuern und
Eltern
Diagnostik(-entwicklung)
und Entwicklung von
Qualitätsmanagement
J. Kleinert
Eigenmittel
DSHS Köln
M. Anderten
seit 9/2010
Eigenmittel
M. Sulprizio
Drittmittel
Verbände
S. Wippich
Drittmittel
BISp/BMI
J. Ohlert
Eigenmittel
DSHS Köln
C. Kleinknecht
Eigenmittel
DSHS Köln
C. Zepp
Halbe Stelle
Momentum
Antrag auf
halbe Stelle
läuft
Partner von MentalTalent.de
• (Sportpsychologen der) OSPs Rheinland, Rhein-Ruhr, Westfalen
• Ruhr-Universität-Bochum (Prof. Kellmann)
[email protected]
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