Hochfrequenztechnik-Skript 3. ©2007 Daniel Herget Modulation Modulieren heißt, einer von einem Oszillator gelieferten hochfrequenten Schwingung (sog. Trägerschwingung) in irgendeiner Form eine niederfrequente Nachricht aufzuprägen; dies kann durch Verändern der Amplitude oder der Frequenz oder der Phase des Trägers erfolgen (Bild 3-1). Der Träger kann eine Sinusschwingung oder eine periodische Folge von Impulsen sein; im ersten Fall spricht man von Schwingungsmodulation, im zweiten Fall von Pulsmodulation. Zweck der Modulation ist es, die zu übertragende Nachricht in eine Frequenzlage umzusetzen, die für die Übertragung geeignet ist und dabei den Übertragungsweg mehrfach auszunutzen durch Frequenz- bzw. Zeitselektion (Bild 3-2). Im Frequenzmultiplexverfahren werden die gegebenen Signale in gestaffelte Frequenzbereiche umgesetzt und am Empfangsort wieder ausgefiltert. Im Zeitmultiplexverfahren werden mehrere Impulsträger ineinander verschachtelt und am Empfangsort zeitlich wieder getrennt. Bild 3-1 40 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bild 3-2 Gute Abstrahlbedingungen bei Antennen verlangen Antennenlängen von l λ/4. Bei einer NF-Frequenz von f = 10 kHz müsste die Antenne eine Länge l 7,5 km besitzen, ein Wert, der in der Praxis nicht zu realisieren ist. Vernünftige Antennenabmessungen verlangen bei rund strahlenden Funkverbindungen Frequenzen > 100 kHz und bei scharf gebündelten Richtfunkstrecken Frequenzen > 1 GHz. Soll die Übertragung über Hohlleiter erfolgen, dann arbeitet man in der Praxis im Frequenzbereich von 1 bis 100 GHz. Aus diesem Gründen ist es erforderlich, die NF-Signale in höhere Frequenzlagen umzusetzen. Das älteste Modulationsverfahren ist die Amplitudenmodulation (AM), bei welcher die Amplitude der Trägerschwingung im Rhythmus der Nachricht stetig geändert oder getastet wird. Sie wird heute z.B. im Mittelund Langwellenrundfunk als Zweiseitenbandmodulation allgemein verwendet. Aus ihr ist die insbesondere im kommerziellen Kurzwellenbetrieb und in der trägerfrequenten Vielkanalübertragung weit verbreitete Einseitenbandmodulation mit geschwächtem Träger hervorgegangen. Die Forderung nach Geräuschminderung, besserer Ausnutzung der Senderleistung und vor allem nach Unabhängigkeit von den insbesondere bei höheren Frequenzen durch Laufzeiteffekte zunehmenden Nichtlinearitäten in den Amplitudenkennlinien der Verstärkerröhren führte zur Entwicklung der Frequenzmodulation, wie sie bei den UKW-Sendern und im Mikrowellenrichtfunk vorwiegend verwendet wird. Eine andere Möglichkeit, auch mit nichtlinearen Amplitudenkennlinien zu arbeiten, bietet die auch bei Richtfunkstrecken angewandte Pulsmodulation. Bei einigen Modulationsverfahren, besonders der Pulsmodulation, lässt sich die Sicherheit gegen Fremdstörungen auf Kosten einer vergrößerten Bandbreite steigern. Die Rückwandlung des modulierten Signals in das ursprüngliche heißt Demodulation. Einrichtungen zur Modulation heißen Modulatoren, Einrichtungen zur Demodulation Demodulatoren. 41 Hochfrequenztechnik-Skript 3.1 ©2007 Daniel Herget Amplitudenmodulation (AM) Durch die Beeinflussung der Amplitude einer Trägerschwingung von einem zeitvariablen Signal her erfolgt eine Amplitudenmodulation. Normalerweise wird davon ausgegangen, dass sich die Amplitude der Trägerschwingung linear mit dem Momentanwert der modulierenden Signalschwingung verändert. Geschieht diese Änderung um den ursprünglichen Wert der Trägeramplitude, so hat man den allgemeinen Fall der Amplitudenmodulation. Bei der Amplitudenmodulation findet eine Umsetzung der zu übertragenden Nachricht vom niederfrequenten Signalfrequenzbereich in einen höherfrequenten Trägerfrequenzbereich statt. Es treten dabei neue Frequenzkomponenten auf, die sich aus dem Produkt von modulierendem Signal und der Trägerschwingung ergeben. Im Falle einer linearen Amplitudenmodulation sind dies nur Komponenten erster Ordnung. Man spricht deshalb auch von linearer Modulation. 3.1.1 Zweiseitenband- Amplitudenmodulation (ZSB-AM) Bild 3.1.1-1 42 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bild 3.1.1-5 In Bild 3.1.1-1 wird die nichtlineare Kennlinie eines Transistors durch zwei Signale unterschiedlicher Frequenz ausgesteuert. Im Spektrum der Gleichung (3.1.1/1) treten neben den Vielfachen der Aussteuerfrequenzen sog. Summen- und Differenzfrequenzen auf (Bild 3.1.1/3).Wird an den Ausgang des Transistors in Bild 3.1.1-1 ein breitbandiger Parallelschwingkreis bzw. ein Bandpass geschaltet, der die Signale der Frequenzen fp-fs , fp , fp+fs durchlässt, dann erhält man ein amplitudenmoduliertes Signal (Gl. (3.1.1/2)). Die resultierende Pumpamplitude schwankt im Rhythmus der Niederfrequenz fs. Bild 3.1.1-4 zeigt das Spektrum der Gl. (3.1.1/4); zusätzlich wurde noch die NF-Amplitude eingezeichnet. In der Nachrichtentechnik ist es bei Modulationsschaltungen üblich, der Pumpfrequenz f P den Namen Trägerfrequenz fT zu geben. Die Gleichung (3.1.1/4) wurde ebenso wie die Gl. (3.1.1/3) auf Ausgangsgrößen umgerechnet, d.h., alle in Gl. (3.1.1/4) enthaltenen Spannungen lassen sich z.B. am Schaltungsausgang des Bildes 3.1.1-1 messtechnisch bestimmen (Oszilloskop oder Spektrumanalysator). Damit lässt sich der in Gl. (3.1.1/5) definierte Modulationsgrad m ermitteln. Bild 3.1.1-2 zeigt noch einmal den schematischen Zusammenhang der ZweiseitenbandAmplitudenmodulation. Das niederfrequente Signal u´S am Eingang wird mit dem unmodulierten Träger u P an der nichtlinearen Kennlinie gemischt. Dabei entstehen Summen- und Differenzfrequenzen, die die Bandfilterschaltung ebenso wie die Trägerfrequenz f T ungehindert passieren. Am Bandfilterausgang erhält man dann eine amplitudenmodulierte Trägerspannung, d.h., die NF-Information ist in der Trägeramplitude uˆ + uˆ cos( ωt ) enthalten. Ohne Modulation ( uˆ = 0) tritt am Ausgang die unT S s S modulierte Trägeramplitude uˆ ˆ T auf; u S beschreibt die Amplitude am Ausgang bei der Signalfrequenz fS . 43 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget ˆ uˆ S kann größer oder kleiner als u´S sein, je nachdem, ob als Nichtlinearität ein aktives (z.B. Transistor) oder passives (z.B. Diode) Bauelement gewählt wird. Bei der Aussteuerung des Transistors in Bild 3.1.1-1 mit einem Signalfrequenzband statt einer einzigen Signalfrequenz erhält man das in Bild 3.1.1-5 skizzierte Spektrum. Dem Signalfrequenzband wurde wieder eine willkürliche Form (abgeschrägtes Dach) gegeben, damit besser zu erkennen ist, wie die niedrigen bzw. höheren Frequenzen des Signalfrequenzbandes in die höhere Frequenzebene umgesetzt werden. Beim oberen Seitenband bleibt die ursprüngliche Dachform erhalten, während das untere Seitenband in Kehrlage erscheint. Die beiden Seitenbänder erstrecken sich insgesamt von f T - f max bis fT + f max ; d.h., die gesamte zur Übertragung erforderliche Bandbreite ist also BHF = 2 f max 2 B NF . Für Sprache in Telefoniekanälen ist f min = 300 Hz, f max = 3,5 kHz, für Musik ist f min = 30 Hz, f max = 15 kHz. Mit Hilfe eines Additionstheorems lässt sich Gl. (3.1.1-6) umformen zur Gl. (3.1.1/7). Gl. (3.1.1/7) beschreibt u AM (t) als die Addition von drei nebeneinander bestehenden Schwingungen. In Bild 3.1.1-6 wurde die amplitudenmodulierte Schwingung u AM (t) konstruiert, indem die drei Teilschwingungen der Gl. (3.1.1/7) grafisch überlagert wurden. Bild 3.1.1-6a zeigt die niederfrequente Schwingung uS (t) , während in b) die obere Seitenschwingung der Frequenz f T + f S und in c) die untere Seitenschwingung der Frequenz f T -fS skizziert sind. Addiert man die beiden Seitenschwingungen, dann erhält man als grafisches Ergebnis das Bild 3.1.1-6 d). Die Einhüllende in d) entspricht der NF-Schwingung nach a). Bild 3.1.1-6e) zeigt die unmodulierte Trägerschwingung u T (t) .Wird d) und e) grafisch addiert, dann erhält man die in Bild 3.1.1-6 f) gezeigte amplitudenmodulierte Schwingung, die z.B. mit einem Oszilloskop dargestellt werden kann. Wird Bild 3.1.1-6 f) in der Praxis messtechnisch ermittelt, dann lassen sich aus dem Oszillogramm die Amplituden uˆ ˆ S und u T ablesen. Damit kann der Modulationsgrad m nach Gl. (3.1.1/5) berechnet werden. Insbesondere für die Kontrolle eines sich ständig ändernden Modulationsgrades geeignet ist ein Verfahren zur Bestimmung des Modulationsgrades aus dem sog. Modulationstrapez (Bild 3.1.1-7). Dazu werden die amplitudenmodulierte Schwingung u AM (t) der Vertikalablenkung (y) und das modulierende Signal uS (t) der Horizontalablenkung (x) eines Oszilloskops zugeführt (x-y-Betrieb). 44 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 45 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Üb. 3.1.1/1: Konstruieren Sie für den Fall der Übermodulation (m=1.4) den Zeitverlauf der amplitudenmodulierten Schwingung sowie das Modulationstrapez ( fT = 6 f S ). Maßstab: UˆT = 3cm, ωt S = 30° ̂1cm. 46 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Als Oszillogramm ergibt sich dann, vorausgesetzt, dass keine Phasenverschiebung zwischen der Umhüllenden und dem Modulationssignal uS (t) vorliegt, ein Trapez mit den Seiten A und B. Bei einem Modulationsgrad m = 1 geht dieses Trapez in ein Dreieck über. Besteht eine Phasenverschiebung zwischen der Umhüllenden und dem Modulationssignal, dann werden die obere und untere Begrenzung des Trapezes durch eine Ellipse beschrieben. Durch Ausmessen der Seitenlängen A und B des Trapezes erhält man mit Gl. (3.1.1/8) den Modulationsgrad m. Über das Modulationstrapez kann auf einfache Weise auch eine Kontrolle der Linearität der Amplitudenmodulation vorgenommen werden. Dazu wird auf den zweiten Vertikalkanal des Oszilloskops das Modulationssignal gegeben. Durch entsprechende Amplitudeneinstellung erhält man einen schräg verlaufenden Strich, der sich mit der oberen Begrenzung des Modulationstrapezes decken müsste. Eine Abweichung von der linearen Modulationskennlinie, insbesondere bei großem Modulationsgrad, ist so deutlich zu erkennen. Auf ähnliche Art kann auch eine Linearitätskontrolle erfolgen, indem die amplitudenmodulierte Schwingung und das Modulationssignal gleichzeitig als Zeitfunktion dargestellt werden. Kleine Modulationsgrade lassen sich genauer über das Spektrum aus dem Vergleich von Seitenband- ( uˆ = SB m uˆ) und Trägeramplitude ( uˆ ) ermitteln. Man erhält hieraus den Modulationsgrad T 2 T zu m = 2 uˆ ˆ SB / u T . Durch Einführung der komplexen Schreibweise lässt sich die Amplitudenmodulation an Hand eines Zeigerdiagrammes sehr anschaulich erläutern. Dazu wird die kosinusförmige Trägerschwingung als Re e jωT t geschrieben, während die kosinusförmige Signalschwingung mit Hilfe 47 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget der Euler’schen Beziehung in einen komplexen Ausdruck aus zwei e-Funktionen umgewandelt wird. Daraus erhält man die Gl. (3.1.1/9), die durch drei Zeiger gedeutet werden kann (Bild 3.1.1-9). Alle drei Zeiger rotieren mit unterschiedlichen Winkelgeschwindigkeiten um die feststehende Bezugsachse (Realteil). Hält man gedanklich den Trägerzeiger fest (setzt also formal ωT = 0), dann bekommt man mit Bild 3.1.1-10 einen stillstehenden Trägerzeiger und zwei entgegengesetzt, mit gleicher Winkelgeschwindigkeit ωS , rotierende Seitenbandzeiger. Die Bezugsachse dreht sich bei diesem Gedankenexperiment mit der Winkelgeschwindigkeit ωT in Uhrzeigerrichtung. Da man Zeiger verschieben darf, ändert sich nichts an der physikalischen Aussage, wenn man den Drehpunkt der beiden Seitenbandzeiger in die Spitze des Trägerzeigers legt (Bild 3.1.1-11). Lässt man im nächsten Schritt die Bezugsachse wieder still stehen und den Trägerzeiger mit ωT rotieren, dann rotieren gleichzeitig die Seitenzeiger, die selbst mit ωS rotieren, auch noch mit ωT (Bild 3.1.1-12). Absolut gesehen rotieren diese drei Zeiger im mathematisch positiven Sinn mit den Winkelgeschwindigkeiten ωT bzw. ωT + ωS und ωT - ωS um den Koordinatennullpunkt. Die Seitenbandzeiger liegen symmetrisch zum Trägerzeiger und ergeben mit diesem zusammen immer einen resultierenden Zeiger, der in Richtung des Trägerzeigers liegt. Die Länge des resultierenden Zeigers ist identisch mit dem Momentanwert der Umhüllenden der amplitudenmodulierten Schwingung. Aus den Endpunkten der resultierenden Modulationszeiger kann abhängig von der Zeit t die Umhüllende der amplitudenmodulierten Schwingung konstruiert werden (siehe Bsp. 3.1.1/1). Die Zeigerstellung zur Zeit t = 0 ist in Bild 3.1.1-13 skizziert. Da man in Gl. (3.1.1/9) den Realteil bilden soll, ist als Bezugsachse die reelle Achse zu wählen. Aus Bild 3.1.1-13 erhält man für t=0 die Zeigeraddition u AM (t=0) = uˆ + T m m uˆ + uˆ = uˆ +m uˆ = uˆ (1+m). T T T T 2 2 T Das gleiche Ergebnis ergibt sich aus Gl. (3.1.1/9). Um den Zeitverlauf u AM (t) aus dem Zeigerbild zu erhalten ist es günstiger, als Bezugsachse die imaginäre Achse zu wählen. Dieses ist formal möglich, wenn man die Zeiger um 90° im Gegenuhrzeigersinn dreht, d.h. für t=0 liegen die drei Zeiger in Richtung der imaginären Achse (Bild 3.1.1-14). 48 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget m m Aus (3.1.1/9) für t=0; u AM (t=0) = Re uˆ uˆ uˆ T+ T + T 2 2 Bsp. 3.1.1/1: Für einen Modulationsgrad m = 0.94 ist mit dem Zeigerdiagramm des Bildes 3.1.1-14 der Zeitverlauf der amplitudenmodulierten Schwingung u AM (t) zu konstruieren. Als Frequenzverhältnis wird f T = 6 fS gewählt. 49 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 50 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Der Wert des Modulationsgrades liegt normalerweise zwischen 0 und 1. Bei m = 1 handelt es sich um hundertprozentige Amplitudenmodulation. Für Werte m > 1 tritt eine Übermodulation auf, was eine Verzerrung des zu übertragenden Signals bedeutet. Für m = 1,4 sind in Üb. 3.1.1/1 der Zeitverlauf u AM (t) sowie das Modulationstrapez skizziert. Die bei Übermodulation auftretenden Verzerrungen bewirken einen hohen Klirrfaktor. Aus dem Frequenzspektrum des Bildes 3.1.1-16 lässt sich die Wirkleistung PAM der amplitudenmodulierten Schwingung (Gl. (3.1.1/10)), bezogen auf die Leistung PT der unmodulierten Trägerschwingung (Gl. (3.1.1/11)), bestimmen. Die Leistung bei einer Seitenfrequenz berechnet sich mit Gl. (3.1.1/12). Diese Leistung wird maximal für einen Modulationsgrad von m = 1 (Gl. (3.1.1/13)). Der Effektivwert der amplitudenmodulierten Schwingung lässt sich mit Gl. (3.1.1/14) ermitteln. Bsp. 3.1.1/2: Gemessen wurde das in Bild 3.1.1-17 skizzierte Spektrum einer amplitudenmodulierten Schwingung. Gesucht sind: a) Amplitude des unmodulierten Trägers. b) Amplitude des NF-Signals. c) Modulationsgrad m. 51 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget d) Trägerleistung PT und Seitenfrequenzleistungen PUS bzw. POS bei einem Lastwiderstand R=100 . e) Signalfrequenz fS . f) Gesamte Wirkleistung der amplitudenmodulierten Schwingung. Zur Erzeugung einer amplitudenmodulierten Schwingung verwendet man einen Modulator, dem die Trägerschwingung und die im Verhältnis zur Trägerschwingung niederfrequente Signalschwingung zugeführt werden. Bei den Modulationsschaltungen unterscheidet man in Modulatoren, bei denen die Beeinflussung der Amplitude der Trägerschwingung über ein steuerbares Bauelement mit nichtlinearer Kennlinie erfolgt , und in Modulatoren, bei denen über einen Schaltvorgang mittels einer geradlinig geknickten Kennlinie die Amplitudenmodulation erzeugt wird. Zur Unterdrückung unerwünschter Frequenzkomponenten sind in beiden Fällen noch Filter notwendig. Üb. 3.1.1/2: Eine unmodulierte Trägerschwingung der Frequenz f T = 1 MHz erzeugt an einem Lastwiderstand R = 50 eine Wirkleistung von PT = 100 W. Durch Amplitudenmodulation der Trägerschwingung mit einem NF-Signal von f S = 5 kHz steigt die Leistung auf 118 W an. a) Wie groß ist der Modulationsgrad? b) Berechnen Sie den Maximalwert der modulierten Trägeramplitude. c) Ermitteln S ie Leistung und Amplitude einer Seitenfrequenz. d) Skizzieren Sie das Spektrum. Üb. 3.1.1/3: Ein Sender hat einen Modulationsgrad m = 1/ 2 und eine Gesamtleistung PAM = 10 kW. a) Wie groß ist die Leistung einer Seitenfrequenz und die Trägerleistung? b) Wie groß ist die Spannung u AM,eff an einem 100 -Widerstand? 52 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Üb. 3.1.1/4: Eine quadratische Kennlinie der Funktion i = a (u - U S )² mit a = 10 mA/V² und US = 1 V wird im Arbeitspunkt U V = 2V durch eine Trägerspannung u cos (ωt) und eine Signalspannung T (t)= 0,2V T u cos( ωt S (t)= 0,5V S ) ausgesteuert ( f S = 2 MHz, fT = 9 MHz). a) Welche Modulationsprodukte weist der Strom i(t) auf? b) Zeichnen Sie das Spektrum. c) Wie groß ist der Modulationsgrad der amplitudenmodulierten Schwingung? Ein nichtlineares Schaltelement, im einfachsten Fall eine Diode, wird in einem vorgegebenen Arbeitspunkt U gleichzeitig durch die Trägerschwingung u T (t) und durch die modulierende V Signalschwingung uS (t) ausgesteuert. Wird die Diode mit kleinen Wechselamplituden ausgesteuert, dann kann die Diodenkennlinie in der Nähe des Arbeitspunktes mit einer Taylorreihe beschrieben werden. 53 Hochfrequenztechnik-Skript 1.Fall: ©2007 Daniel Herget Kleine Wechselaussteuerung (A-Betrieb) (Kennlinie lässt sich noch gut mit Potenzreihe approximieren) Die Widerstände R i und R a in Bild 3.1.1-18 bewirken eine Scherung der Diodenkennlinie, so dass analog zu Bsp. 1/2 (NT) ein neues nichtlineares Element, bestehend aus Diode und den beiden Widerständen R i und R a , definiert werden kann. An diesem nichtlinearen Element liegt die Steuerspannung u1 (t), so dass der Strom i (t) mit Hilfe einer Potenzreihe berechnet werden kann. Der Strom i (t) bewirkt an R a einen Spannungsabfall u 2 (t) und damit wird z.B. ein selektiver Verstärker gesteuert, der an seinem Ausgang eine amplitudenmodulierte Spannung liefert. Für eine beliebig nichtlineare Kennlinie erhält man im Ausgangsspektrum des Stromes i (t) die Frequenzen nach Gl. (1.2.2/10) aus NT. Bild 3.1.1-19 zeigt einen Teil des Frequenzspektrums aus Bild 1.2.2-2 (NT). Die Amplituden der einzelnen Frequenzkomponenten sind abhängig von den Amplituden der steuernden Wechselspannungen und von den Koeffizienten der Potenzreihe. Ein Vergleich des Spektrums in Bild 3.1.1-19 mit dem Spektrum der amplitudenmodulierten Schwingung in Bild 3.1.1-8 zeigt, dass neben den erwünschten Komponenten der Trägerschwingung und den beiden Seitenschwingungen 1. Ordnung ( fT - fS und fT + f S ), noch zusätzliche Frequenzkomponenten auftreten, die zu Modulationsverzerrungen (Klirrfaktor) führen können, falls sie nicht ausgesiebt werden. Ein Aussieben ist z.B. nicht möglich, wenn eine Harmonische höherer Ordnung (z.B. 5 f S ) in den Durchlassbereich des Bandpasses fällt. 54 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Weiterhin ist ein Ausfiltern nicht möglich, wenn, wie in Bild 3.1.1-20 skizziert, die Oberwellen des Tonfrequenzspektrums sich in die zu übertragenden Seitenbänder mischen. Nur mit der in Bild 3.1.1-21 getroffenen Einschränkung bei der Wahl des zu übertragenden Signalbandes verhindert man ein Überlappen. Die Oberwellen 1. Ordnung entstehen durch den kubischen Term der Potenzreihe ( fT - 2 f S und f T +2 fS ). Eine Abhilfe ist in diesen Fällen nur möglich, wenn entweder eine quadratische Kennlinie gewählt wird (z.B. FET) oder die beliebig nichtlineare Kennlinie mit relativ kleiner Amplitude ausgesteuert wird, damit man die Kennlinie näherungsweise im quadratischen Bereich benutzt. Der Nachteil der kleinen Aussteuerung ist ein kleinerer Modulationsgrad. 55 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 56 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Wird die Diode in Bild 3.1.1-18 mit kleinen Wechselsignalen um einen Arbeitspunkt A ausgesteuert, dann erhält man die in Bild 3.1.1-22 skizzierten Zeitverläufe. Durch den Richtstrom entsteht eine geringe Verschiebung des Arbeitspunktes, so dass man als Arbeitspunkt für den eingeschwungenen Fall den Wert U V erhält. Am „Diodeneingang“ (von der Diode aus gesehen linker Schaltungsteil) liegt die lineare Überlagerung der Spannungen, während der verzerrte Stromverlauf i(t) bei einer beliebig nichtlinearen Kennlinie alle Frequenzen nach Gl. (1.2.2/10) (NT) enthält. Da wegen des hochohmigen Trennverstärkers der Strom i(t) fast in gesamter Größe durch den Widerstand Ra fließt, ist das Spektrum u2 (t) mit dem Stromspektrum identisch. Der Durchlassbereich des Bandfilters in Bild 3.1.1-18 wird wie in Bild 3.1.1-19 gewählt. Damit erhält man das Spektrum einer unverzerrten amplitudenmodulierten Schwingung (Bild 3.1.1-8). Addiert man die drei Zeitverläufe u f T -f S (t) , uT (t) und uf T +f S (t) , wie in Bild 3.1.1-6 gezeigt, dann erhält man am Ausgang des Bandpasses die amplitudenmodulierte Schwingung u AM (t) (siehe Bild 3.1.122). Der Feldeffekttransistor eignet sich besonders zur Erzeugung einer amplitudenmodulierten Schwingung, da dessen Übertragungskennlinie in einem weiten Bereich als quadratisch angenommen werden kann. Für den Sperrschichtfeldeffekttransistor gilt mit guter Näherung die in Bild 3.1.1-23 skizzierte Kennliniengleichung. Dabei ist IDSS der Drain - Sättigungsstrom bei U GS = 0 V und UP die Abschnürspannung. Der Modulationsvorgang lässt sich dabei folgendermaßen erklären (Bild 3.1.1-23). Durch die modulierende Signalspannung u S (t) wird der Arbeitspunkt auf der Kennlinie um den Ruhepunkt UV verschoben (wegen Richtstrom geringere Verschiebung von U V ). Mit der Änderung des Drainstromes verbunden ist eine Änderung der Steilheit (differentieller Leitwert bei Diode). Die im Eingangskreis anliegende Trägerspannung erfährt somit eine von der Momentanspannung u (t) S abhängige Verstärkung, wodurch sich eine Amplitudenmodulation ergibt. Man erhält den gleichen zeitlichen Verlauf wie in Bild 3.1.1-22. Der Schwingkreis in Bild 3.1.1-23 ist auf die Trägerfrequenz f T abgestimmt. Auf Grund der Bandbreite des Schwingkreises bilden sich auch bei den Seitenfrequenzen fT - f S und f T + fS Spannungen am Parallelschwingkreis, während für die niedrige Signalfrequenz der Schwingkreis fast wie ein Kurzschluss wirkt, d.h., die in i(t) enthaltene NF-Stromkomponente (Bild 3.1.1-22) kann am Parallelschwingkreis keine Spannung aufbauen. Auch alle anderen Signale der Frequenzvielfachen und Kombinationsfrequenzen werden durch den Schwingkreis abgesenkt; nur die 57 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Trägerfrequenz und ihre beiden Seitenfrequenzen erzeugen durch die Spannungsresonanzerhöhung das Ausgangssignal u AM (t). Üb. 3.1.1/5: Mit Hilfe der FET-Schaltung in Bild 3.1.1-23 soll eine amplitudenmodulierte Schwingung mit dem Modulationsgrad m = 0,8 erzeugt werden. Die Trägerspannung im Eingangskreis des Feldeffekttransitors hat eine Amplitude von uˆ T = 0,2 V. Ausgangsseitig ist der Feldeffekttransistor als ideale gesteuerte Stromquelle anzunehmen mit einer Kennlinie nach Bild 3.1.1-23 ( I DSS = 30 mA, UP = - 4 V). Die Amplitude der Trägerschwingung im Ausgangskreis soll ohne Modulation an einem Resonanzwiderstand des Parallelschwingkreises von R a =1 k den Wert uˆ T = 1,5 V haben. a) Wie groß sind U V und IV ? b) Berechnen Sie die Amplitude uˆ ´S der modulierenden Signalspannung. 58 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 59 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Das Problem, dass neben den erwünschten Komponenten (Trägerschwingung und die beiden Seitenschwingungen 1. Ordnung) noch zusätzliche Frequenzkomponenten auftreten (siehe Bild 3.1.1-19), die zu Modulationsverzerrungen führen (Bild 3.1.1-20), kann bei einer nichtlinearen Kennlinie 2. Ordnung nicht auftreten (Üb 3.1.1/4). Die quadratische Kennlinie ergibt sich somit als die ideale Modulationskennlinie. Deshalb eignet sich ein Feldeffekttransistor besonders zur Erzeugung einer amplitudenmodulierten Schwingung. 2.Fall: Große Wechselaussteuerung (B- bzw. C- Betrieb) (Kennlinie lässt sich mit Knickkennlinie approximieren) Wird die Diode in Bild 3.1.1-18 durch die Wechselspannung soweit ausgesteuert, dass ein vollkommener Übergang vom Durchlass- in den Sperrbereich stattfindet, dann kann die nichtlineare Kennlinie, bestehend aus der Serienschaltung aus Diode und Widerständen, näherungsweise durch eine Knickkennlinie mit der Schleusen- oder Knickspannung US ersetzt werden (Bild 3.1.1-24). Es entstehen beim Stromverlauf i(t) die in Bild 3.1.1-24 skizzierten Stromkuppen, deren obere Begrenzung das NFSignal ist. Im Stromspektrum sind wieder sämtliche Frequenzen nach Gl.(1.2.2/10) (NT) enthalten. Da der selektive Verstärker nur die drei Zeitverläufe uf T -f S (t) , u T (t) und uf T +f S (t) durchlässt, erhält man durch Addition wie in Bild 3.1.1-6 wieder die amplitudenmodulierte Schwingung uAM (t) am Ausgang des Bandpasses. Betrachtet man den Vorgang im Zeitverhalten, dann wird der Bandpass (z.B. Parallelschwingkreis) durch einen Stromimpuls angestoßen und während der Pause bis zum nächsten Impuls schwingt der Schwingkreis intern weiter, d.h. ein Energiespeicher gibt dem anderen Energiespeicher die Energie weiter, so dass sich die negativen Spannungen der amplitudenmodulierten Schwingung in Bild 3.1.1-24 aufbauen können. Zur Ermittlung des optimalen Arbeitspunktes U Vin Bild 3.1.1-18 wird eine statische Modulationskennlinie ermittelt. Dazu ersetzt man den Signalgenerator (Modulationsfrequenz) durch eine variable Vorspannung UVund berechnet oder misst den Signalparameter der Trägerfrequenz in Abhängigkeit von dieser Vorspannung U Vbzw. von der durch den Richtstrom sich einstellenden Spannung UV . Eine brauchbare statische Modulationskennlinie muss einen genügend großen linearen Bereich enthalten, wobei der Arbeitspunkt UV in die Mitte dieses Bereiches zu legen ist. 60 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Für diesen Arbeitspunkt lässt sich eine dynamische Modulationskennlinie aufnehmen, die den Modulationsgrad in Abhängigkeit von der Amplitude eines modulierenden sinusförmigen Signals angibt. Die dynamische Modulationskennlinie berücksichtigt die Verzerrungen durch Einschwingvorgänge, die mit jedem Modulationsvorgang zwingend verbunden sind, da ja ein Signalparameter durch die Nachricht geändert wird und bei der Schwingungsmodulation dann kein sinusförmiger Vorgang mehr vorhanden ist. Für den Betrieb kann nur der lineare Teil dieser Kennlinie ausgenutzt werden. Bild 3.1.1-25 zeigt die Schaltung zur Aufnahme der statischen Modulationskennlinie. Für mehrere Vorspannungen U Vwird die Trägeramplitude u T (t) am Ausgang des Bandpasses gemessen. Im Spektrum des Stromes sind neben der Trägerfrequenz f T die Vielfachen n f T (n= 2, 3, 4…) enthalten. Für den Modulationsvorgang interessiert aber nur die Trägeramplitude bei der Frequenz f T , die sich linear durch Änderung der Vorspannung U regeln lassen soll. In Bild 3.1.1-26 ist für eine Vorspannung U V die Aussteuerung der V Knickkennlinie skizziert. Je nach Wahl von U V erzeugt die kosinusförmige Trägerspannung u T (t) einen bestimmten Stromflusswinkel ; es findet eine Stromflusswinkelsteuerung statt. Die in i(t) enthaltende Amplitude der Grundschwingung ˆ i fT lässt sich durch und damit durch Uv beeinflussen. Der Zusammenhang ˆ if T = f (U V ) ist die gesuchte statische Modulationskennlinie. Der gleiche Sachverhalt wurde in Üb.1/2 (NT) behandelt. Dort wurde der Strom i(t) in die n Fourierkoeffizienten i n zerlegt. Für n = 1 aus Üb.1/3 (NT) erhält man die Grundschwingung ˆ if T (Gl. (3.1.1/15)). 61 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 62 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Man erkennt aus Gl. (3.1.1/17b), dass y (0) der Symmetriepunkt der Kennlinie ist. Es erscheint daher zweckmäßig, den Arbeitspunkt bei x = 0 zu wählen, d.h. bei UV = US ( Stat =90°). x y -1 0° 0 -0,9 25,84° 0,01869 -0,8 36,87° 0,05204 -0,7 45,57° 0,09406 -0,6 53,13° 0,14238 -0,5 60,00° 0,19550 -0,4 66,42° 0,25232 -0,3 72,54° 0,31192 -0,2 78,46° 0,37353 -0,1 84,26° 0,43644 0 90,00° 0,50000 0,1 95,74° 0,56356 0,2 101,54° 0,62647 0,3 107,46° 0,68808 0,4 113,58° 0,74768 0,5 120,00° 0,80450 0,6 126,87° 0,85762 0,7 134,43° 0,90594 0,8 143,13° 0,94796 0,9 154,16° 0,98131 1,0 180° 1,00000 Bild 3.1.1-27a Für die Werte -1x1 wurde in Bild 3.1.1-27a die Gl.(3.1.1/16) ausgewertet und in Bild 3.1.1-27b skizziert. Für die Stromflusswinkel =0°, 60° , 90°, 120° und 180° sind in Bild 3.1.1-27b zusätzlich noch die Aussteuerverhältnisse an der Knickkennlinie dargestellt. Der schraffierte Bereich bei der bewirkt einen Stromfluss, dessen Grundwellenanteil ˆ Spannung uˆ ifT in der normierten Form y skizziert T ist. 63 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bsp. 3.1.1/3: a) Beschreiben Sie die normierte statische Modulationskennlinie in Bild 3.1.1-27b um den Arbeitspunkt x V =0 mit Hilfe eines Taylorpolynoms. b) Welcher maximale Modulationsgrad m lässt sich erreichen, wenn der kubische Term in Gl.(3.1.1/18) höchstens 10% des Linearterms betragen soll? b) Wie groß ist dann die Amplitude uˆ S der modulierenden NF-Spannung? 64 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 65 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 66 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bei der Verwendung eines Transistors zur Erzeugung einer Amplitudenmodulation kann das modulierende NF-Signal an verschiedenen Stellen zugeführt werden. In Bild 3.1.1-29 sind die möglichen Prinzipschaltungen zur Erzeugung einer AM-Schwingung mit einem Transistor dargestellt. Die Trägerspannung u T (t) wird hier in die Basis des Transistors eingekoppelt; dabei kann die NF-Spannung u´S (t) grundsätzlich an 3 verschiedenen Stellen zugeführt werden. Der Kollektorschwingkreis ist auf die Trägerfrequenz f T abgestimmt. Die 3 Schaltungsalternativen sind: a) Basismodulation b) Emittermodulation c) Kollektormodulation Die Schaltungsvarianten Basis- und Emitterspannungsmodulation sind in ihrer Wirkungsweise gleich, solange die Transistorstufe im A-Betrieb arbeitet (Bild 3.1.1-22). Bei Verlagerung des Arbeitspunktes in den B- bzw. C-Betrieb erfolgt durch die modulierende Spannung eine Steuerung des Stromflusswinkels des Kollektorwechselstromes. Diese Betriebsart fällt damit nicht mehr unter die Aussteuerung einer nichtlinearen Kennlinie um einen festen Arbeitspunkt. Es müssen hier vielmehr die Fourierberechnungsmethoden bei Großsignalaussteuerung angewandt werden (Bild 3.1.1-24). Durch Beeinflussung der Kollektorspannung ergibt sich im A-Betrieb nur ein sehr geringer Modulationsgrad, da die Kollektorstromänderung bei den flach verlaufenden I C - UCE - Kennlinien minimal ist. Wird jedoch der Arbeitspunkt in den C-Betrieb verlagert, dann kann ein Modulationsgrad bis nahe an eins erreicht werden. Die drei Schaltungsarten in Bild 3.1.1-29 unterscheiden sich hauptsächlich durch: 67 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget a) Den maximal verzerrungsfrei erreichbaren Modulationsgrad m max . b) Die abgebbare Trägerleistung PT . c) Den Wirkungsgrad η T. d) Den Aufwand an Leistung PS der Modulationsspannungsquelle. Nur der Grundwellenanteil ˆ ifT (Gl. (3.1.1/15)) erzeugt die Trägerleistung PT , da am Ausgang des Modulators (Sendeverstärkers) ein auf f T abgestimmter Schwingkreis vorhanden ist. Die Trägerleistung PT berechnet sich mit Gl.(3.1.1/23), wobei R a den Resonanzwiderstand des Kollektorschwingkreises (einschließlich Belastung) darstellt. In Gleichung (3.1.1/24) ist der so genannte Trägerwirkungsgrad η T definiert. Die Leistung PT und der Trägerwirkungsgrad η T hängen stark von Stromflusswinkel und somit von der Betriebsart, d.h. Arbeitspunkt U V , des Modulationstransitors ab (Bild 3.1.1-30). Das Bild 3.1.1-30 zeigt in schematischer Form die drei Betriebsmöglichkeiten (A-, B- oder C –Betrieb) des Modulationsverstärkers. 68 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget In Üb. 3.1.1/6 ist die Steuerkennlinie durch eine Knickkennlinie angenähert worden. Auch die Lastkennlinie wurde durch eine Gerade approximiert. In Wirklichkeit müsste man für die Arbeitsgerade eine beliebig gekrümmte Funktion einzeichnen. Weiterhin wurde die Restspannung vernachlässigt, d.h. bei dem idealisierten Transistormodell in Üb. 3.1.1/6 kann die Aussteuerung linear bis uCE = 0 erfolgen. Für dieses einfache Modell erhält man die maximalen Trägerwirkungsgrade η Tmax . Im A-Betrieb lassen sich maximal 50% erreichen, der B-Betrieb erreicht ein η Tmax von 78,5% und beim C-Betrieb könnte man theoretisch fast 100% erreichen. Die in der Praxis erzielten Wirkungsgrade liegen ein bisschen unter den theoretischen Werten der Üb. 3.1.1/6. Jedoch lassen sich schon am einfachen Modell der Üb. 3.1.1/6 die grundsätzlichen Vorteile des B- bzw. C- Betriebes erkennen. Der Wirkungsgrad beim C-Betrieb wird umso größer, je kleiner der Stromflusswinkel wird. Für 0 strebt ηTmax 1. Jedoch ist dies ein rein theoretischer Wert, denn für 0 fließt auch kein Ausgangsstrom ˆ i T mehr und damit geht PT 0, d.h. man erhält keine Trägerleistung am Ausgang und damit ist eine Modulation nicht möglich. 69 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Üb. 3.1.1/6: Näherungsweise soll die in Bild 3.1.1-30 skizzierte Steuerkennlinie eines Transistors durch eine Knickkennlinie mit US = 0 approximiert werden. Der unmodulierte Sendeverstärker ( u (t) = 0) des S Bildes 3.1.1-29 wird nacheinander im A-, B- und C-Betrieb ausgesteuert (siehe Bild 3.1.1-30). Welche maximalen Trägerwirkungsgrade η lassen sich in den einzelnen Betriebsarten erzielen? Tmax Kleine Stromflusswinkel haben zwar einen großen Wirkungsgrad zur Folge, jedoch auch eine kleine Trägerleistung. In der Praxis sind deshalb Stromflusswinkel von 50° 70° im C-Betrieb üblich (ein Kompromiss zwischen Wirkungsgrad und Trägerleistung). Bild 3.1.1-31 zeigt ein Schaltungsbeispiel zur Erzeugung einer Zweiseitenband-AM; dort wird die nichtlineare Abhängigkeit des Kollektorstromes von der Basis-Emitter-Spannung zur Modulation ausgenutzt (Basismodulation). Die zu modulierende Trägerspannung u (t) und die NFT Modulationsspannug u S (t) werden beide additiv der Basis des Bipolartransistors zugeführt. Der Kondensator C 2 ist ein Kurzschluss für die Trägerfrequenz f T , jedoch nicht für fS , während die 70 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget restlichen Kondensatoren C1 , C E und C3 schon Kurzschlüsse für f S darstellen. R1 und R2 sind die beiden Widerstände des Basisspannungsteilers, mit R C wird der Kollektorstrom eingestellt und R E dient zur Gleichstrom-Spannungsgegenkopplung (Stabilität des Arbeitspunktes bei Temperaturschwankungen). Die Aussteuerung ähnelt dem Bild 3.1.1-24, wenn für i = i c und u1 = u BE gesetzt wird. Während der Modulationsperiode ändert sich laufend der Stromflusswinkel (Bild 3.1.128) und damit der augenblickliche Wirkungsgrad. Der Arbeitspunkt muss durch die Wahl der BasisEmitter-Vorspannung UBE (mit R1 und R 2 ) etwa in die Mitte der Kennlinie gelegt werden (bei Annäherung durch eine Knickkennlinie liegt U V in der Nähe von U S ), um genügend weit symmetrisch aussteuern zu können (siehe Bild 3.1.1-27b). Daher ist der maximal verzerrungsfreie Modulationsgrad ziemlich klein. Da der Transistorverstärker fast im B-Betrieb „gefahren“ wird, erhält man nur einen Gesamtwirkungsgrad von ca. 52%. Diese geringen Modulations- und Wirkungsgrade sind die Hauptnachteile der Basisspannungsmodulation. Der Vorteil dieser Schaltung ist, dass die aufzuwendende Modulationsleistung PSklein ist. Eine weitere Schaltungsmöglichkeit stellt die Emitterstrommodulation dar. Bekanntlich ändert sich bei einem bipolaren Transistor die Steilheit (differentialer Leitwert) nahezu linear mit dem Emitterstrom gemäß der Beziehung i i i S C E E , uBE uBE UT wobei U T die Temperaturspannung ist, die bei Raumtemperatur ca. 26 mV beträgt. Die Beeinflussung des differentiellen Leitwertes erfolgt über eine vom Modulationssignal gesteuerte Stromquelle, die schaltungstechnisch durch einen Transistor in Emittergrundschaltung mit stromabhängiger Spannungsgegenkopplung gebildet wird (Bild 3.1.1-32). Das Bild 3.1.1-32 zeigt das Wechselstromersatzschaltbild einer Emitterstrommodulation. Dieses Prinzip findet sich auch in der Technik linearer integrierter Schaltkreise wieder (Differenzverstärker mit gesteuerter Stromquelle). Ein Modulationsgrad von m = 0,9 bei sehr guter Linearität der Amplitudenmodulation kann damit erreicht werden. Die Emittermodulation ähnelt in der Funktionsweise der Basismodulation, jedoch werden höhere Ströme bei niedrigeren Spannungen zur Modulation benötigt. 71 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bei der Kollektormodulation in Bild 3.1.1-33 liegt in Reihe zur Betriebsspannung UB über einen Transformator die modulierende NF-Spannung u S (t). Dadurch schwankt die Speisespannung für den ˆ Kollektor zwischen UCE + uˆ S und U CE - uS . Die Lastkennlinie bei festem R a wird somit ständig hin und her geschoben. Dabei muss die Trägeraussteuerung an der Basis des Modulationstransistors bis an die durch die Restspannung gegebene Grenzkennlinie (d.h. in den nichtlinearen i C -Bereich) erfolgen. Der Transistor arbeitet im B- oder C-Betrieb, d.h. der Stromflusswinkel ist 90°. Den zeitlichen Verlauf der Ströme und Spannungen zeigt Bild 3.1.1-34. Der Ausgangsschwingkreis wird periodisch durch Spannungsimpulse angeregt. In der Zwischenzeit schwingt er mit seiner Eigenfrequenz weiter. Die Schwingungsamplitude folgt insgesamt der Höhe der anregenden Impulse, sie ist also amplitudenmoduliert. Der Kollektormodulator arbeitet sehr verzerrungsarm (maximaler verzerrungsfreier Modulationsgrad von fast 1). Der Wirkungsgrad des Sendeverstärkers ist während der ganzen Modulationsperiode fast konstant. Wirkungsgrade von 80% und mehr sind in der Praxis zu erreichen. Von Nachteil ist, dass der Kollektormodulator eine hohe Modulationsleistung benötigt, da die modulierende Spannungsquelle die volle Ausgangsspannung aufbringen muss und dabei vom Kollektorstrom durchflossen wird. 72 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 73 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 74 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Die zwischen Kollektor und Emitter des Transistors maximal wirksame Spannung kann bei einem Modulationsgrad von m 1 fast den vierfachen Wert der Kollektorgleichspannung UCE annehmen, weil sich im Extremfall die Spannung UCE + uˆ 2 UCE und die Spannung am Schwingkreis gleichsinnig S überlagern (Bild 3.1.1-35). Dies ist insbesondere bei HF-Leistungstransistoren zu berücksichtigen, die sehr empfindlich sind gegen Überschreitung der maximal zulässigen Kollektor-Emitter-Spannung. Wenn eine oder mehrere modulierte Schwingungen (Trägerfrequenzen f T,n ) zusammen mit einem unmodulierten Träger verschiedener Trägerfrequenz f T f T,n auf eine nichtlineare Charakteristik mit kubischen oder höheren Koeffizienten auftreffen, so wird die Modulation von den Trägern f T,n auf den ursprünglich unmodulierten Träger fT übertragen. Diese so genannte Kreuzmodulation (siehe Üb.3.1.1/7) bewirkt also ein verständliches Nebensprechen. Dieser Effekt ist natürlich auch dann vorhanden, wenn der Träger f T selbst moduliert ist, nur wird er dann von der Eigenmodulation überdeckt. Kreuzmodulation kann in einem Empfänger bei ungenügender Vorselektion eintreten, aber auch sendeseitig, wenn sich die Endstufen zweier Sender gegenseitig beeinflussen. Auch die nichtlinearen 75 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget physikalischen Gesetze für die Wellenausbreitung in der Ionosphäre können zu einer Kreuzmodulation führen: So konnte z.B. mit Empfängern, die auf den Sender Beromünster ( f T1 = 556 kHz) eingestellt waren, in dessen Sendepausen das Programm des Senders Luxemburg ( f T2 = 230 kHz) gehört werden, sofern der Träger von Beromünster nicht abgeschaltet war (sog. Luxemburg-Effekt). Kreuzmodulation ist ein Sonderfall der bei der Bildung von Kombinationsfrequenzen vorhandenen Intermodulation, welcher nur bei mindestens 3 Einzelschwingungen, die auf eine nichtlineare Kennlinie mit mindestens kubischen Anteil einwirken, entsteht. Intermodulation tritt jedoch nur auf, wenn der Abstand zwischen Nutz- und Störfrequenz zu gering ist, während bei der Kreuzmodulation die beteiligten Frequenzen keine Rolle spielen. Feldeffekttransistoren sind wegen ihrer nahezu quadratischen Steuerkennlinie den Bipolartransistoren und Elektronenröhren hinsichtlich Kreuzmodulationsfestigkeit überlegen. Üb. 3.1.1/7: Mit einer amplitudenmodulierten Schwingung der Form u AM (t) = uˆ [1+ m cos ( ωS t)] cos ( T1 t) T1 und einer unmodulierten Trägerspannung u T2 (t)= uˆ cos ( ωT2 t) wird eine nichtlineare Kennlinie im T2 A-Betrieb ausgesteuert. Die Kennlinie lässt sich mit i (t) = a 0 + a 1 u(t)+ a 2 u2 (t)+ a 3 u 3 (t) approximieren. Durch den kubischen Term tritt eine Kreuzmodulation auf, d.h. das den Träger T1 modulierende NF-Signal der Frequenz fS moduliert auch den bisher unmodulierten Träger T2 . Berechnen Sie den Term, der für die Kreuzmodulation verantwortlich ist. Zusammenfassung: Die bisher erläuterten Zusammenhänge beschreiben allgemein die amplitudenmodulierte Schwingung, die sich aus der Trägerkomponente und den beiden Seitenschwingungen zusammensetzt (ZSB-AM mit Träger). Bei der ZSB-AM mit Träger steckt in jedem der beiden Seitenbänder der gleiche Nachrichteninhalt; außerdem wird der größte Teil der Senderleistung für den Träger verbraucht. Den Nachteilen von großer Bandbreite ( BHF =2 fmax , siehe Bild 3.1.1-5) und Leistung steht der Vorteil der einfachen Demodulation (z.B. mit Diode) im Empfänger gegenüber. Eingesetzt wird die ZSB-AM z.B. bei der Mittel-, Lang- und Kurzwelle im AM-Rundfunk. Nachdem gezeigt wurde, dass die 76 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Trägerkomponente selbst außer der Bezugsfrequenz keine Nachricht beinhaltet und der Informationsgehalt beider Seitenbänder gleich ist, liegt es nahe, zur Reduzierung der Bandbreite und der Sendeleistung auf die Übertragung des Trägers und eines Seitenbandes zu verzichten. Ganz ohne Einfluss bleiben diese Maßnahmen jedoch nicht, denn es gehen dabei die Frequenz- und Phasenbezugsgrößen des Trägers verloren und der Einfluss von Störungen kann sich stärker bemerkbar machen. 3.1.2 ZSB –AM ohne Träger (Double Sideband = DSB) Gl. (3.1.1/5) zeigt für uˆ = 0, dass kein Modulationsgrad m mehr definierbar ist. Der Begriff „lineare T Modulation“ trifft hier insbesondere zu, weil die Amplitude des Modulationsproduktes direkt proportional ist dem Betrag des Momentanwertes des modulierenden Signals. In der Gl. (3.1.2/1) tritt nur noch die Amplitudenbezugsgröße uˆ auf. Der zeitliche Verlauf der Funktion u AM (t) / ohneTräger ergibt sich aus der S Addition von oberer und unterer Seitenschwingung (Bild 3.1.1-6, Addition von b) und c)). Der Verlauf der Umhüllenden hat sich gegenüber der amplitudenmodulierten Schwingung mit vollem Träger (Bild 3.1.1-6 f)) wesentlich geändert. Die Umhüllende wird jetzt durch Sinushalbwellen gebildet, deren Folgefrequenz gleich der doppelten Signalfrequenz ist (Bild 3.1.1-6 d)). Durch das Wegnehmen des konstanten Trägeranteiles tritt beim Nulldurchgang der Umhüllenden ein Phasensprung der Trägerschwingung von 180° auf. Bild 3.1.2-1 zeigt das Spektrum der Gl. (3.1.2/1). Wählt man wieder wie in Bild 3.1.1-5 ein zu übertragendes Tonfrequenzspektrum, dann erkennt man sofort an Bild 3.1.2-2, dass der Nachteil der großen Bandbreite B HF = 2 f max weiter besteht. 77 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Setzt man formal beim Zeigerbild 3.1.1-14 die Trägerspannung uˆ T = 0, dann erhält man Bild 3.1.2-3. Im Zeigerdiagramm wird durch die beiden Seitenbandzeiger eine Resultierende gebildet, die auf der gedachten Achse des unterdrückten Trägerzeigers liegt und mit der Winkelgeschwindigkeit ωT im mathematisch positiven Sinn rotiert. Der Phasensprung lässt sich ebenso zeigen, da die Richtung der Resultierenden zwischen gleichem Richtungssinn mit dem gedachten Trägerzeiger und entgegengesetztem Richtungssinn wechselt (Bild 3.1.2-4). 78 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 79 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Der große Vorteil der ZSB-AM ohne Träger ist die geringere aufzubringende Leistung (Gl. 3.1.2/2), da die Trägerleistung wegfällt. Zur Erzeugung einer ZSB-AM ohne Träger verwendet man Gegentaktschaltungen. Die Schaltung eines Gegentaktdiodenmodulators zeigt Bild 3.1.2-5. Mit der Annahme gleicher Dioden D1 und D2 kann bei geringer Aussteuerung von dem für beide Dioden u ST ² (t) ausgegangen werden (Bsp. 3.1.2/1). Die geltenden Zusammenhang i(t)= a 0 + a 1 uST (t)+ a 2 Ausgangsspannung u A (t) wird gebildet aus einem Anteil mit der Signalschwingung und aus den beiden Seitenschwingungen 1. Ordnung. Eine Komponente der Trägerfrequenz f T selbst fehlt (Bild 3.1.2-6). Bsp. 3.1.2/1: Bei der Gegentaktschaltung in Bild 3.1.2-5 wird angenommen, dass bei kleiner Aussteuerung die beiden gleichen Dioden D1 und D2 sich jeweils durch ein Polynom zweiten Grades (i (t) = a 0 + a 1 uST (t)+ a 2 uST ² (t)) beschreiben lassen. a) Ermitteln Sie u A (t). b) Skizzieren Sie das Spektrum uˆ A (f). Im Falle einer Kennlinie höherer Ordnung oder weiterer Aussteuerung der Kennlinie treten zusätzliche Harmonische und Kombinationsfrequenzen auf. Einen Teil dieser zusätzlich erscheinenden Spektralkomponenten und die Signalschwingung kann man durch Verwendung eines Doppelgegentaktmodulators (Ringmodulator) unterdrücken (Bild 3.1.2—9a). Mit der Annahme einer 80 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget quadratischen Kennlinie erhält man in Üb. 3.1.2/1 für den Ringmodulator das Ausgangsmodulationsprodukt u A (t). Man erkennt aus Üb. 3.1.2/1, dass das Ausgangsspektrum uˆ A (f) im Gegensatz zum Bild 3.1.2-6 keine Komponente bei der Signalfrequenz fS besitzt. Ähnlich lassen sich Gegentaktschaltungen auch mit Transistoren aufbauen. Gegentakt- und Doppelgegentaktmodulatoren werden wegen eines besseren Wirkungsgrades und günstigeren Symmetrieeigenschaften meist mit höheren Trägerspannungen betrieben. Die Dioden arbeiten dann im Schalterbetrieb. Vielfach wird an Stelle der kosinusförmigen Spannung eine rechteckförmige Trägerschwingung verwendet (Bild 3.1.2-7). Unter der Voraussetzung, dass die Amplitude der Trägerspannung groß ist verglichen mit der Amplitude der Signalspannung, kann die Diode als idealer Schalter betrachtet werden, der mit der Frequenz fT = ωT /2 π periodisch geöffnet und geschlossen wird. Der Vorgang stellt eigentlich schon die Modulation eines pulsförmigen Trägers dar. Üb. 3.1.2/1 Bei dem skizzierten Ringmodulator wird angenommen, dass die vier gleichen Dioden D1 bis D4 bei kleiner Aussteuerung sich jeweils durch ein Polynom zweiten Grades (i(t) = a 0 + a 1 uST (t)+ a 2 uST ² (t)) beschreiben lassen. a) Ermitteln Sie u A (t). b) Skizzieren Sie das Spektrum uˆ A (f). 81 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 82 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Durch Verwendung einer Gegentaktschaltung bzw. von Diodenbrückenschaltungen lässt sich im Spektrum des Ausgangssignals u A (t) die Komponente der Trägerschwingung unterdrücken (Bild 3.1.28). Anschaulich erkennt man an der Schaltung in Bild 3.1.2-7a, dass die beiden entgegengesetzt fließenden Trägerströme i T (t)/2 im Ausgangsübertrager zwei entgegengesetzte Spannungen zur Folge haben, die sich aufheben. Nur der bei durchgeschalteten Dioden fließende Strom iS (t) erzeugt die Ausgangsspannung ua (t) (Bild 3.1.2-7d). Mathematisch findet eine Multiplikation der Signalschwingung (Bild 3.1.2-7c) mit der rechteckförmigen Trägerschwingung (Bild 3.1.2-7b) statt, deren Amplitude bei voll durchgeschalteten Dioden keinen Einfluss mehr auf das Ausgangssignal hat (Gl. 3.1.2/3)). Bsp. 3.1.2/2: Für die Gegentaktschaltung in Bild 3.1.2-7a ist uA (t) (Bild 3.1.2-7d) zu berechnen und das Spektrum uˆ (f) zu zeichnen. A 83 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 84 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget In Bsp. 3.1.2/2 wird die rechteckförmige Trägerschwingung in eine Fourierreihe zerlegt. Nach Multiplikation mit der Signalschwingung und Umformung der Produkte der trigonometrischen Funktionen erhält man das Ausgangsspektrum in Bild 3.1.2-8. Es zeigt sich, dass im Spektrum des Ausgangssignals der Gegentaktschaltung die Trägerschwingung und deren Harmonische nicht mehr erscheinen, sondern nur noch die Seitenschwingungen der Trägerschwingung und deren (2n-1)-ten Harmonischen sowie noch die Signalschwingung. Eine Erweiterung des Gegentaktmodulators durch zwei zusätzliche Dioden führt zum Ringmodulator (Bild 3.1.2-9a). Die Signalschwingung wird hier durch die Trägerschwingung nicht getastet, sondern von Halbwelle zu Halbwelle der Trägerschwingung umgepolt (Bild 3.1.2-9d). Die Umpolfunktion erhält man durch Einführen einer rechteckförmigen Trägerschwingung mit gleicher positiver und negativer Halbwelle, also ohne Gleichspannungskomponente. In der Reihenentwicklung (Üb. 3.1.2/2) fehlt nun das konstante Glied. Das hat zur Folge, dass bei der Multiplikation mit der Signalschwingung auch das Glied mit cos ( ωS t) nicht mehr auftritt. Im Spektrum des Ausgangssignals ist auch die Spektrallinie der Signalschwingung unterdrückt (siehe Üb. 3.1.2/2). Beim Ringmodulator in Bild 3.1.2-9a schaltet die Trägerspannung uT (t) während ihrer positiven Halbschwingung die Dioden D1 und D2, während ihrer negativen Halbschwingung die Dioden D3 und D4 durch. Dadurch wird die Spannung u S (t) (Bild 3.1.2-9c) des modulierenden Signals mit der Periode des Trägers umgepolt und es entsteht die in Bild 3.1.2-9d dargestellte Zweiseitenbandspannung u A (t). Das Ausgangssignal u A (t) des Ringmodulators weist beim Nulldurchgang der Umhüllenden ebenfalls einen Phasensprung der Trägerschwingung von 180° auf. Bei entsprechendem Verhältnis von Trägerfrequenz zu Signalfrequenz lässt sich dies sehr deutlich zeigen (Bild 3.1.2-9d). Der Ringmodulator wird in der Übertragungstechnik häufig verwendet, weil ohne weitere Selektionsmaßnahmen bereits die Träger- und Signalschwingung unterdrückt werden. Voraussetzung für eine hohe Träger- und Signalunterdrückung ist allerdings eine einwandfreie Symmetrie der Schaltung. Dies bedeutet auch eine genaue Übereinstimmung der Diodenkennlinien, was vielfach nur durch Aussuchen passender Dioden bzw. durch zusätzliche Abgleichwiderstände erreicht wird. An Stelle der Diodenbrückenschaltung werden heute vielfach integrierte Schaltkreise verwendet, bei denen die Symmetrieeigenschaften der Halbleiterelemente in hohem Maß schon durch den monolithischen Herstellungsprozess gewährleistet sind. Der schon seit längerer Zeit eingeführte Ringmodulator benötigt eine relativ hohe Steuerleistung des Trägersignals. Deshalb besitzen die integrierten Schaltungen Transistoren als Schaltelemente, die mit 85 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget vielen niedrigeren Steuerleistungen auskommen. Diese Schaltungen sind meist so ausgelegt, dass keine Übertrager mit angezapften Wicklungen erforderlich sind. Zusammenfassung: Die von einer ZSB-AM ohne Träger belegte Bandbreite ist gleich der von einer ZSB-AM mit Träger. Der Vorteil der niedrigeren Sendeleistung hat im Empfänger bei der Demodulation zur Folge, dass dort ein Trägerzusatz erforderlich wird (Bild 3.1.2-10). In der Praxis dient die ZSB-AM ohne Träger als Ausgangsgröße zur Erzeugung einer Ein- bzw. Restseitenbandamplitudenmodulation. Üb. 3.1.2/2: Für den Ringmodulator in Bild 3.1.2-9a ist u A (t) (Bild 3.1.2-9d) zu berechnen und das Spektrum uˆ A (f) zu zeichnen. 86 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 3.1.3 Einseitenband-Amplitudenmodulation (ESB-AM) (Single Sideband=SSB) Nachdem bei der amplitudenmodulierten Schwingung jedes Seitenband den vollen Nachrichteninhalt trägt, genügt es davon nur ein Seitenband zu übertragen. Es ergibt sich damit eine Reduzierung der benötigten Bandbreite auf die Hälfte des ursprünglichen Wertes. Das ESB-Signal wird nach einem Verfahren der ESB-AM aus dem ZSB - Signal durch Unterdrückung eines Seitenbandes gewonnen. Es muss dabei unterschieden werden, ob das obere Seitenband OSB (engl. Upper Sideband = USB) oder das untere Seitenband USB (engl. Lower Sideband = LSB) übertragen wird, da ersteres in Gleichlage und letzteres in Kehrlage erscheint. Die Vorteile der ESB-AM gegenüber ZSB-AM sind: 1. Bessere Leistungsausnutzung; Verkleinern der Senderendstufen bei gleicher effektiver Signalleistung (einem ZSB-AM-Sender von 500W entspricht etwa ein ESB-AM-Sender von 100W) bzw. bei gleichen Senderleistungen größere Reichweite. 2. Durch Halbierung der erforderlichen Bandbreite wird a) die Zahl der verfügbaren Kanäle verdoppelt b) der Signal –Rausch-Abstand vergrößert (bei weißem Rauschen um 3 dB, bei impulsförmigen Störungen um 6 dB) 3. Geringere Empfindlichkeit gegen selektiven Trägerschwund, der durch Mehrwegeausbreitung in der Ionosphäre entsteht. Die Nachteile der ESB-AM gegenüber ZSB-AM sind: 1. Nichtlineare Signalverzerrung bei normaler ZSB-AM- Demodulation (Die Hüllkurve der ESBSchwingung mit Restträger ist verzerrt gegenüber dem modulierenden Signal). 2. Größerer Schaltungsaufwand bei Modulation und Demodulation. 3. Falls der Träger unterdrückt wird, entstehen Frequenz- oder Phasenverschiebungen des demodulierten Signals durch falsche Frequenz- oder Phasenlage des für die Demodulation zuzusetzenden Trägers. Aus dem letzten Grunde wird statt der ESB-AM mit unterdrücktem Träger meist die ESB-AM mit Trägerrest verwendet, wobei der Pegel des Trägers 10 bis 15 dB unter der Senderspitzenleistung liegt. 87 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bild 3.1.3-1a zeigt das Spektrum einer ESB-AM mit vollem Träger. Liegt ein ESB-AM- Signal mit vermindertem Träger (Restträger) vor, dann erhält man das Spektrum in Bild 3.1.3-1b. Der Koeffizient a drückt dabei den Anteil des Trägerrestes aus. Der Sonderfall des reinen ESB-AM- Signals mit a=0 (ESBAM mit unterdrücktem Träger, Unterdrückung 30 bis 50 dB mit z.B. Ringmodulator) ist in Bild 3.1.3-1c skizziert. Am Empfangsort muss dem ESB-AM- Signal der Träger wieder zugesetzt werden, da sonst die Frequenz- bzw. auch die Phasenbezugsgröße fehlen. Anwendung findet die ESB-AM in der Trägerfrequenztechnik, in Kurzwellendiensten und im Amateurfunk. Eine Abart der ESB-AM ist die Restseitenbandamplitudenmodulation (RSB-AM). Hier wird ein Teil des unteren Seitenbandes durch ein Bandfilter mit relativ geringer Flankensteilheit so beschnitten (Nyquistflanke), dass der Träger gerade auf die Hälfte reduziert ist. Die RSB-AM wird in Fernsehempfängern für das Bildsignal verwendet, da die steile Filterflanke der sonst üblichen ESB-AM große Laufzeitverzerrungen zur Folge hätte. Phasen- und Laufzeitverzerrungen wirken sich bei Bildsignalen viel stärker aus als bei akustischen Signalen. 3.1.3.1 ESB-AM mit Trägerrest Die ESB-AM benötigt nur die halbe Bandbreite als die ZSB-AM. Sie entsteht dadurch, dass man von einem amplitudenmodulierten Signal ein Seitenband weglässt. Führt man in (3.1.1/7) für uˆ T den Trägerrest a uˆ ein, dann erhält man ein ZSB- Signal mit vermindertem Träger (Gl. (3.1.3.1/1)). T 88 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Der Koeffizient a drückt dabei den Anteil des Trägerrestes aus. Für a = 0 erhält man ein ZSB-AM- Signal ohne Träger. Aus (3.1.3.1/1) erhält man die Gleichung für das obere Seitenband mit Trägerrest (Gl. (3.1.3.1/2)) sowie die Gleichung für das untere Seitenband mit Trägerrest (Gl. ( 3.1.3.1/3)). Allgemein lässt sich das ESBSignal mit Trägerrest mit der Gl. (3.1.3.1/4) beschreiben. Das Zeichen + in Gl. (3.1.2.1/4) gilt, wenn das untere, das Zeichen -, wenn das obere Seitenband unterdrückt ist. Bezeichnet man das Verhältnis von Seitenbandamplitude zu Restträgeramplitude mit s (Gl. (3.1.3.1/5)), so erhält man Gl. (3.1.3.1/6). Der Wert s hat eine ähnliche Bedeutung wie der Modulationsgrad m, obgleich ein solcher bei ESB-AM nicht definiert ist. Man gibt hier vielmehr die sog. Trägerunterdrückung an. Der Koeffizient s kann Werte kleiner oder größer eins annehmen. Betrachtet man in Gl. (3.1.3.1/6) nur das obere Seitenband, dann erhält man mit Gl. (3.1.3.1/7) die komplexe Schreibweise von u OSB (t) Restträger . Das daraus abgeleitete Zeigerdiagramm gibt Aufschluss über die Eigenschaften des ESB-Signals mit Trägerrest bei verschiedenen Werten von s. Bild 3.1.3.1-1 zeigt das Zeigerdiagramm der ESB-AM mit Trägerrest für s < 1. Die Amplitude des Restträgers ist größer als die der Seitenschwingung. Aus Träger- und Seitenbandzeiger wird ein resultierender Zeiger UOSB Restträger gebildet, der nicht mehr in Richtung des Trägerzeigers liegt. Abhängig vom Momentanwert des modulierenden Signals schwankt der Zeiger UOSB Restträger um die Achse des Trägerzeigers mit einem maximalen Phasenhub von ΔφT . Dieser ist abhängig vom Wert s und berechnet sich mit Gl. (3.1.3.1/8). Gleichzeitig mit der Amplitudenmodulation tritt jetzt noch eine Phasenmodulation der Trägerschwingung auf. In der Hüllkurve der ESB-Schwingung mit Restträger macht sich eine Verzerrung gegenüber dem modulierenden Signal bemerkbar (Bild 3.1.3.1-3). Die Phasenmodulation und damit auch die Verzerrung der Hüllkurve bleibt gering, wenn s<<1 ist, d.h. uˆ uˆ S /2 << a T (ESB-AM mit fast vollem Träger). Die Verzerrung der Hüllkurve ist auch an Gl.(3.1.3.1/9) zu sehen, d.h. die Hüllkurve bei ESB-AM hat i. A. nicht die Form des modulierenden Signals (cos( ωS t)). Nur für den Sonderfall s << 1 (ESB-AM mit fast vollem Träger) erhält man als Näherung die Gl. (3.1.3.1/10), d.h. Hüllkurve und modulierendes NFSignal haben annähernd die gleiche Form. 89 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Der Amplitudenzeiger in Gl. (3.1.3.1/7) ist nicht rein reell. Der UOSB (t) Restträger -Zeiger rotiert nach dem Gesetz in Gl. (3.1.3.1/11). Deshalb ist Gl. (3.1.3.1/9) nur eine Näherung, denn die Projektion auf die reelle Achse wurde nicht durchgeführt. Aus Üb. 3.1.3.1/1 ist jedoch zu ersehen, dass die Näherung gut den tatsächlichen Hüllkurvenverlauf beschreibt. Die größte Abweichung tritt bei ωS t = 162,15° mit einem Δφ = 26,02° auf. Statt der normierten ESB-Spannung u ESB (t) von 1,12 cm liefert die Näherung 1,24 cm. Bsp. 3.1.3.1/1: Skizzieren Sie in einem Diagramm die halbierten Hüllkurven u H (t) folgender amplitudenmodulierter Schwingungen. a) ZSB-AM mit m = 0,75 b) ESB-AM mit s = 0,375 c) ESB-AM mit s = 0,75 d) ESB-AM mit s = 1 ωt S u H (t) ZSB-AM uH (t) ESB-AM in cm für m = 0,75 in cm s = 0,375 / s=0,75 / s = 1 0° 7,0 5,50 /7,00 /8,00 30° 6,6 5,35 /6,77 /7,73 60° 5,5 4,92 /6,08 /6,93 90° 4,0 4,27 /5,00 /5,66 120° 2,5 3,50 /3,61 /4,00 150° 1,4 2,80 /2,05 /2,07 180° 1,0 2,50 /1,00 /0,00 90 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 91 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Die Nulldurchgänge der ESB-Schwingung weichen von den Nulldurchgängen der Trägers ab. Dies bedeutet, dass die ESB-Schwingung nicht nur in der Amplitude, sondern auch in der Phase moduliert ist. In Üb. 3.1.3.1/1 ist für s = 1 die Amplitude der Trägerschwingung jetzt gleich der Amplitude der Seitenschwingung. Der resultierende Zeiger UOSB (t) Restträger nimmt während jeder Periode der modulierenden Signalschwingung einmal den Wert null an. Bei diesem Nulldurchgang tritt ein Phasensprung der Resultierenden von 180° auf. In Bild 3.1.3.1-4 ist das Zeigerdiagramm für s>1 dargestellt. Die Amplitude des Restträgers ist kleiner als die der Seitenschwingung. Es handelt sich ebenso wie im Falle s=1 um eine ESB-AM mit vermindertem Träger. Die Hüllkurve hat bei s>1 für einen bestimmten Wert s den gleichen Verlauf wie für den Wert 1/s. Damit ist z.B. eine Unterscheidung der Hüllkurven für den Fall s=0,5 (die Amplitude der Trägerschwingung ist doppelt so groß wie die der Seitenschwingung) von dem Fall s=2 (die Amplitude der Trägerschwingung ist halb so groß wie die der Seitenschwingung) nicht möglich. 92 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Üb. 3.1.3.1/1: Bei einer ESB-AM mit Trägerrest soll das obere Seitenband übertragen werden. Gewählt wird ωT t =6 ωS t und s = 1 (Seitenbandzeigeramplitude = Restträgerzeigeramplitude). Normierter Maßstab: a 1 uˆ ̂4 cm ; a uˆ s ̂4 cm T T Skizzieren Sie quantitativ a) das Zeigerdiagramm, b) den Zeitverlauf der ESB-AM und die Einhüllende. Tragen Sie für ωS t = 30°, 60°, 120°, 150°, 180° und 235,38° die Zeiger ein. c) die Einhüllende und die Zeiger für die Extremwerte der Zeitfunktion im Bereich von 0 ωS t 180°. Vergleichen Sie die exakten Werte der Einhüllenden mit den Näherungswerten nach (3.1.3.1/8). Welche Winkelfehler Δbeinhaltet die Näherung nach Gl. (3.1.3.1/8)? Das einfachste Verfahren zur Erzeugung einer ESB-AM ist die Filtermethode. Aus einem Zweiseitenbandsignal ohne oder mit reduziertem Träger (Ringmodulator) wird durch ein Filter das unerwünschte Seitenband ausgesiebt (Bild 3.1.3.1-5). Dies bereitet dann keine Schwierigkeiten, wenn zwischen oberer und unterer Seitenschwingung von der tiefsten Signalfrequenz her eine genügend breite 93 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Frequenzlücke für die Filterflanke zur Verfügung steht. Nach dem Abstand der zu trennenden Frequenzen und der geforderten Unterdrückung des unerwünschten Seitenbandes richtet sich dann der Aufwand für das zu verwendende Filter. Der technischen Schwierigkeit, zwei dicht benachbarte Frequenzbänder trennen zu müssen, begegnet man durch eine verhältnismäßig niedrige Frequenz im Amplitudenmodulator. Dadurch wird der für den Filteraufwand maßgebliche relative Frequenzabstand vergrößert. Nach Unterdrückung des unerwünschten Seitenbandes wird das ESB-Signal in die gewünschte Frequenzlage umgesetzt. Verwendung von ZSB-AM-Modulatoren und die Unterdrückung des einen Seitenbandes am Sender durch Filter stellt umso höhere Anforderungen an die Flankensteilheit des Filters, je geringer der prozentuale Abstand zwischen Träger und Seitenband ist. Zum Beispiel musste bei einer Trägerfrequenz von f T2 = 10 MHz und einer tiefsten Modulationsfrequenz von f min = 30 Hz eine Trennung von oberem und unterem Seitenband durch ein Filter erfolgen, für dessen Filterflanke nur eine Frequenzlücke von 2 f min= 60 Hz (Bild 3.1.3.1-6) verfügbar ist. Die auf die Eckfrequenz ( f T2 ) des Filters 6 6 bezogene Flankenbreite wäre in diesem Fall 2 fmin / f T2 = 60 Hz/10 10 Hz = 6 10 = 0,006 0 00 . Moduliert man jedoch das niederfrequente Signal zunächst auf einen Zwischenträger mit niedriger Frequenz (z.B. 60 kHz), dann benötigt man nur noch eine relative Flankenbreite von 2 f min / fT1 = 60 Hz/60 103 Hz = 1 . 0 00 Daher moduliert man das niederfrequente Signal in Bild 3.1.3.1-7a zunächst einem Hilfsträger (Bild 3.1.3.1-7b) mit niedriger Frequenz fT1 auf (Bild 3.1.3.1-7c). f T1 liegt in der Größenordnung von 25 bis 100 kHz. Zur Unterdrückung des unteren Seitenbandes und f T1 werden Spulenfilter, mechanische Filter oder Quarzfilter verwendet (Bild 3.1.3.1-7d). Gute Unterdrückung ist notwendig, um lineares Nebensprechen zum Nachbarkanal zu verhindern. Mit dem oberen Seitenband in Bild 3.1.3.1-7d wird ein Träger höherer Frequenz f T2 (Bild 3.1.3.1-7e) moduliert. Der Abstand der Seitenbänder dieses Trägers ist 94 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget also um 2 f T1 größer als es bei unmittelbarer Modulation von f T2 der Fall sein würde (Bild 3.1.3.1-7f). Dadurch ist aber die Unterdrückung des einen Seitenbandes (und gegebenenfalls auch des Trägers f T2 ) erleichtert (Bild 3.1.3.1-7g). Das Verfahren kann, wenn notwendig, in mehreren Stufen wiederholt werden. Die Mehrfachumsetzung ist besonders in der Trägerfrequenztechnik üblich. Bei Kurzwellendiensten wird sie meist ersetzt durch die Verwendung steiler Quarzfilter. 95 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 96 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Üb. 3.1.3.1/2: Das skizzierte NF-Signalband soll in Gleichlage in die ESB-AM-Frequenzebene von 1000,3 kHz bis 1003,4 kHz umgesetzt werden. a) Wie groß ist die Trägerfrequenz f T ? b) Skizzieren Sie das Spektrum und berechnen Sie analog zu Bild 3.1.3.1-6 die benötigte relative Flankenbreite des Filters. c) Die Umsetzung in die ESB-AM- Frequenzebene soll über einen Zwischenträger f T1 = 30 kHz erfolgen. c1) Wie groß muss jetzt die Trägerfrequenz f T2 sein? c2) Skizzieren Sie das Spektrum in der fT1 - und f T2 -Frequenzebene. c3) Ermitteln Sie die dafür benötigten relativen Flankenbreiten der Filter. 3.1.3.2 ESB-AM ohne Träger Die Trägerschwingung selbst übermittelt keine Information. Dies legt es nahe, sie bei der Übertragung ganz wegzulassen und vom ursprünglich amplitudenmodulierten Signal nur das obere oder untere Seitenband vom Empfänger zu senden. Bei der ESB-AM ohne Träger ist der Koeffizient a=0. In diesem Fall ist die Trägerschwingung vollkommen unterdrückt und nach Gl. (3.1.3.1/5) gilt: s . Es liegt reine ESB-Modulation vor. In der Zeitfunktion (Bild 3.1.1-6b) oder c)) und im Spektrum (Bild 3.1.3-1c) tritt nur eine Schwingung auf. Der Vorteil bei der Trägerunterdrückung ist die geringere Sendeleistung. Da eine Leistung von der Antenne nur während der Sendezeit abgestrahlt wird, ist eine mobile Funkstelle schlecht anpeilbar. Bei der ESB-AM mit Träger ist eine einfache Hüllkurvendemodulation bei kleinem s sinnvoll. Dies ist bei der ESB-AM ohne Träger nicht möglich. Da bei der Demodulation die Frequenz und Phase der Trägerschwingung benötigt wird, ist ein Trägerzusatz im Demodulator erforderlich. Dabei 97 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget sollte die Amplitude des zugesetzten Trägers sehr viel größer sein als die Amplitude der Seitenschwingung. In qualitativ hochwertigen ESB-Systemen wird grundsätzlich eine Synchrondemodulation (Produktdemodulator mit zugesetztem Träger) durchgeführt. Charakteristische Eigenschaften der ESB-AM ohne Träger werden durch gleichzeitige Modulation mit zwei Signalschwingungen, durch die sog. Zweitonaussteuerung, bestimmt. Man erhält bei gleichen Amplituden der beiden Signalschwingungen eine Umhüllende wie im Fall der ESB-AM mit Trägerrest bei s=1 (siehe Bild in Üb. 3.1.3.1/1). Aus dem Scheitelwert der Umhüllenden wird die Spitzen-Hüllkurven-Leistung (Peak Envelope Power = PEP) berechnet. Diese gibt bei ESB-Sendern ein Maß für den Aussteuerbereich an. Man bezieht sich dabei auf bestimmte Werte des Differenztonfaktors, der beim demodulierten ESB-Signal gemessen wird. Das einfachste Verfahren zur Erzeugung einer ESB-AM ohne Träger ist die Filtermethode. Aus einem Zweiseitenbandsignal ohne oder mit reduziertem Träger (Ringmodulator) wird durch ein Filter der Träger und das unerwünschte Seitenband ausgesiebt (Bild 3.1.3.1-5). Treten Schwierigkeiten bei der Filterrealisierung auf, dann kann man die in Bild 3.1.3.1-7 skizzierte Mehrfachumsetzung anwenden. Ein anderes Verfahren zur ESB-Erzeugung stellt die sog. Phasenmethode (Bild 3.1.3.2-1) dar. Es werden zwei symmetrische ZSB-AM-Modulatoren mit Trägerunterdrückung (Ringmodulator) verwendet, denen sowohl die Trägerschwingung als auch die Signalschwingung mit jeweils 90°-Phasenverschiebung zwischen den beiden Modulatoren zugeführt werden. Die in den beiden Modulatoren erzeugten Seitenbänder werden addiert, wobei sich je nach Phasenzuordnung das obere oder das untere Seitenband aufhebt. 98 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Dem Modulator 1 wird eine Signalschwingung nach Gl. (1) und eine Trägerschwingung nach Gl. (3) zugeführt, während der Modulator 2 eine Signalschwingung nach Gl. (2) und eine Trägerschwingung nach Gl. (4) erhält. Die dabei auch nach Gl. (3.1.2/1) erzeugten Modulationsprodukte erhält man mit den Gl. (5) und (6). Nach Addition der Ausgangssignale der beiden Modulatoren erhält man für den Fall der -90° -Phasenverschiebung des Signals am Modulator 2 das untere Seitenband mit Gl. (3.1.3.2/1). Bei einer +90° -Phasenverschiebung des Signals am Modulator 2 hebt sich das untere Seitenband auf und es verbleibt das obere Seitenband gemäß der Gl. (3.1.3.2/2). In der Praxis wird aus dem Modulationssignal u S (t) durch einen breitbandigen 90° -Phasenschieber die Quadraturkomponente u S2 (t) erzeugt. Es werden ZSB-Modulatoren verwendet, bei denen am Ausgang keine Signale mit der Trägerfrequenz f T oder der Signalfrequenz f S auftreten, sofern die Dioden genügend hohe Symmetriedämpfung haben, z.B. Ringmodulatoren. Am Ausgang der Modulatoren entstehen daher nur Hochfrequenzsignale des oberen und des unteren Seitenbandes und höhere Kombinationsfrequenzen, die ausgefiltert werden. Wenn beide Modulatoren gleich sind und der Betrag der Übertragungsfaktoren der Phasenschieber gleich eins ist, dann wird am Ausgang des Summierers beim -90°- Phasenschieber nur das untere Seitenband erscheinen. Beim +90°-Phasenschieber erhielte man das obere Seitenband. Schwierigkeiten in der Praxis bereitet der breitbandige 90°-Phasenschieber für das Signal, der nur näherungsweise realisiert werden kann. Man verwendet dafür aktive 99 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Allpassschaltungen, bei denen die Phasendrehung über entkoppelte RC- Brückenglieder erfolgt. Durch geeignete Wahl der Grenzfrequenzen aufeinander folgender RC- Glieder erreicht man einen mit dem Logarithmus der Frequenz linear ansteigenden Phasenverlauf. Der Phasenverlauf in zwei Allpassschaltungen, die eingangsseitig parallelgeschaltet sind (Bild 3.1.3.2-2), wird nun so dimensioniert, dass in einem möglichst weiten Frequenzbereich eine Phasendifferenz von 90° zwischen den Ausgangssignalen der beiden Allpassschaltungen besteht (Bild 3.1.3.2-3). Der ausnutzbare Frequenzbereich ist umso größer, je mehr dieser RC- Glieder verwendet werden. Das zu modulierende NF-Signal uS (t) entspricht dem Eingangssignal u e (t), während z.B. die Spannungen ua1 (t) bzw. u a2 (t) in Bild 3.1.3.2-2 den Spannungen u S1 (t) bzw. u S2 (t) in Bild 3.1.3.2-1 entsprechen. 100 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 101 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 3.1.3.3 Restseitenband – Amplitudenmodulation (RSB-AM) Bei der Übertragung von Modulationssignalen mit niedriger Frequenz durch ESB-Modulation tritt das Problem auf, dass zum Abschneiden des unerwünschten Seitenbandes ein Filter mit sehr hoher Flankensteilheit der Dämpfungskurve beim Übergang von Durchlass- in den Sperrbereich verwendet werden muss. Steilflankige Filter weisen jedoch starke Gruppenlaufzeitverzerrungen an der Grenze des Durchlassbereiches auf. Dies führt insbesondere bei der Übertragung von impulsförmigen Signalen zu großen Verzerrungen. Das Problem kann dadurch umgangen werden, da an Stelle der reinen ESB-AM die RSB-AM angewandt wird. Dabei nutzt man einen gewissen Frequenzbereich des eigentlich unterdrückten Seitenbandes, das sog. Restseitenband, noch mit aus (Bild 3.1.3.3-1). Empfängerseitig wird im Übertragungsbereich vom unterdrückten zum übertragenen Seitenband eine frequenzlinear ansteigende Selektionskurve mit der sog. Nyquistflanke verwendet. Bei der Demodulation findet eine Faltung der Seitenbänder um den Träger statt, so dass resultierend der Nachrichtenverlauf eines Seitenbandes mit einer für alle Signalfrequenzen gleichen Amplitude gewonnen wird. Ein typischer Anwendungsfall dieser Modulationsart liegt bei der Übertragung des Fernsehbildsignals durch ZSB-AM mit anschließender RSB-Filterung vor. Die RSB-AM wird in Fernsehempfängern deshalb für das Bildsignal verwendet, da die steile Filterflanke der sonst üblichen ESB-AM große Laufzeitverzerrungen zur Folge hätte. Phasenund Laufzeitverzerrungen wirken sich bei Bildsignalen viel stärker aus als bei akustischen Signalen. Beim Amplitudenspektrum des ausgestrahlten Bildsignals wird das untere Seitenband nur teilweise unterdrückt (Bild 3.1.3.3-2). Tiefere Frequenzen des modulierenden Signals werden also durch eine ZSBAM, höhere Frequenzen durch eine ESB-AM übertragen. Die RSB-AM vermeidet dadurch die Schwierigkeit, das untere Seitenband durch ein scharfes Filter vom Bildträger trennen zu müssen. Dies ist 102 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget besonders dann vorteilhaft, wenn, wie beim Fernsehen, das modulierende Signal bis zur Frequenz null herunterreicht, wodurch Seitenbänder und Bildträger ohne Frequenzlücke aneinander rücken. Bild 3.1.3.3-3 zeigt das Amplitudenspektrum des zur Demodulation aufbereiteten Empfangssignals. Hier wird ein Teil des unteren Restseitenbandes durch ein Bandfilter mit relativ geringer Flankensteilheit so beschnitten (Nyquistflanke), dass der Träger gerade auf die Hälfte reduziert ist. Bild 3.1.3.3-4 zeigt einen Ausschnitt aus dem Amplitudenspektrum des Bildes 3.1.3.3-3. Vor der Demodulation muss das Restseitenband im Empfänger so wie in Bild 3.1.3.3-3 bzw. Bild 3.1.3.3-4 beschnitten werden, dass im Frequenzbereich des Bildes 3.1.3.3-4 die Amplitudensumme von oberer und unterer Seitenschwingung konstant bleibt (Gl. (3.1.3.3/1) und dem Amplitudenwert einer ESB-Schwingung entspricht. 103 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Üb. 3.1.3.3/1: Das skizzierte Bild zeigt das Amplitudenspektrum des ausgestrahlten Fernsehbildsignals im UHF-Bereich (Kanal 26). Skizzieren Sie quantitativ das Amplitudenspektrum am Eingang des Demodulators. 3.1.3.4 ESB-AM mit zwei unabhängigen Seitenbändern (Independent Sideband Modulation = ISB) Die rechtliche Voraussetzung zur Einführung der ESB-AM im Mittelwellen- und Langwellenrundfunk (MW und LW) wurde dadurch geschaffen, dass neu zu entwickelnde Systeme für konventionelle Empfänger nicht unbedingt kompatibel sein müssen, wenn dadurch eine wesentliche Verbesserung erreicht werden kann. Die technische Voraussetzung ist durch die modernen Bauelemente (Quarz- und Keramikfilter, integrierte Halbleiterschaltungen, spulenlose aktive Filter usw.) gegeben, die kostengünstig Empfängerkonzepte möglich machen, welche in den Anfängen des ZSB-AM-Rundfunks nicht realisierbar waren. Mit den durch ESB-AM erreichbaren Vorteilen, Verdoppelung der Kanalzahl, geringeres Rauschen und Unempfindlichkeit gegenüber selektiven Fading, können mit MW und LW wieder dringend nötigen überregionalen Senderreichweiten möglich gemacht werden, die bei den derzeit überbelegten Kanälen nicht gewährleistet sind. Bei Einführung der ESB-AM wurden alle bisher vorhandenen ZSB-AM-Empfänger unbrauchbar. Ferner wäre eine neue Kanalverteilung nötig, die jedoch mit dem ISB-System vermieden werden könnte. Hier werden in beiden Seitenbändern voneinander unabhängige Programme übertragen, so dass z.B. ein wenig gestörtes Band eines Rundfunksenders doppelt ausgenutzt und dafür die Übertragung auf einem von 104 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget einem starken Gleichkanalsender gestörten Kanal aufgegeben werden kann. Die ISB-Sendung kann zwar mit einem konventionellen Empfänger nicht empfangen werden, aber von einem ISB-Empfänger kann das normale doppelseitenbandmodulierte Programm mit verbesserter Qualität empfangen werden. Außerdem kann man hierbei das jeweils weniger gestörte Seitenband wählen. Seit Mitte 1974 läuft in Hannover-Hemmingen auf 1025 kHz ein ISB-Versuchssender des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Er strahlt täglich von 9 bis 15 Uhr mit 800 W PEP im oberen Seitenband das 1. Hörfunkprogramm des NDR und im unteren Seitenband das 2. Hörfunkprogramm des NDR ab. Die Übersprechdämpfung beider Seitenbänder beträgt 40 dB; diese reicht nicht immer voll aus, denn bei leiser Sprache in dem einen Seitenband und zugleich lauter Musik im anderen ist ein hörbares Übersprechen feststellbar. Im Blockschaltbild 3.1.3.4-1 werden die beiden Seitenbänder mit unterschiedlichem Signalinhalt belegt. Durch die voneinander unabhängigen Signale u S1 (t) und uS2 (t) werden zwei Trägerschwingungen der gleichen Frequenz f T amplitudenmoduliert nach einem Verfahren mit Trägerunterdrückung. Aus dem Modulationsprodukt des Modulators 1 wird dann z.B. das untere Seitenband und aus dem Modulationsprodukt des Modulators 2 das obere Seitenband unterdrückt. In einer Addierstufe werden die beiden voneinander unabhängigen Seitenbänder zusammengefasst und die Trägerschwingung (voller oder verminderter Träger) wieder zugefügt. Auf der Empfangsseite ist somit für beide Seitenbänder die Frequenzbezugsgröße wieder gegeben. 105 Hochfrequenztechnik-Skript 3.2 ©2007 Daniel Herget Winkelmodulation (Frequenz- oder Phasenmodulation) Im Gegensatz zur AM bleibt bei der Winkelmodulation (WM) die Amplitude der ausgestrahlten Hochfrequenzschwingung konstant, während ihre Frequenz im Rhythmus der modulierenden NF verändert wird. Sie bietet eine Reihe von Vorteilen: a) besserer Senderwirkungsgrad, da der Sender im C-Betrieb arbeitet, b) keine Dämpfungsverzerrungen und keine Verzerrungen durch gekrümmte Transistor- und Röhrenkennlinien, c) leistungsarme Modulation mit Resonanzschaltungen, d) ein hoher Grad von Störfreiheit sowohl hinsichtlich Störungen durch Gleichkanalsender als auch durch aperiodische Störgeräusche, deren Hauptanteil amplitudenmodulierter Art ist und empfängerseitig durch Begrenzer abgeschnitten wird. Nachteile der WM gegenüber AM sind: a) Empfindlichkeit gegen Phasenverzerrungen durch frequenzabhängige Laufzeit, z.B. an den Bandgrenzen von Filtern. b) Empfindlichkeit gegen Mehrwegeausbreitung. c) Größeres Frequenzband, wenn Vorteile der Störbefreiung ausgenutzt werden sollen. Durch Verändern des Momentanphasenwinkels einer Trägerschwingung in Abhängigkeit von einem modulierenden Signal erhält man die WM. Es wird dabei gleichzeitig eine Änderung der Momentanfrequenz der Trägerschwingung hervorgerufen. Die WM kann somit als Phasenmodulation (PM) oder als Frequenzmodulation (FM) betrachtet werden (Bild 3.2-1). 106 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Vom Modulationsprodukt her ist eine Unterscheidung in PM und FM erst bei veränderlicher Frequenz des modulierenden Signals möglich (z.B. Änderung der Spektren). Durch einfache Umwandlung erhält man aus einer FM eine PM bzw. umgekehrt. Die FM wird direkt im Oszillator durchgeführt, während die PM in einer entkoppelten Zwischenstufe entsteht. 107 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 108 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bei den Ableitungen wird wieder von einer harmonischen Trägerschwingung gemäß Gl. (3.2/1) ausgegangen. Das Argument der Kosinusfunktion bildet den Phasenwinkel φ(t) (Gl. (3.2/2)). Der Phasenwinkel φT (t) wächst bei konstanter Frequenz f T der Trägerschwingung proportional mit der Zeit t an (Bild 3.2-2). Während einer Zeit t = TT , entsprechend der Periodendauer der Trägerschwingung, durchläuft der Phasenwinkel φT (t) einen Bereich von φT = 2 π. Erfolgt nun eine Beeinflussung des Phasenwinkels vom modulierenden Signal her, so wird der bisher nur zeitabhängige Phasenwinkel φT (t) übergehen in den auch vom Modulationssignal (NF) abhängigen Phasenwinkel φWM (t) (Gl. (3.2/4)). Dieser setzt sich dann zusammen aus dem zeitlinearen Anteil φT (t) und dem signalabhängigen Wechselanteil φT NF(t) (Gl.3.2/5)). Die maximale Winkeländerung in Gl. (3.2/5) wird durch den Phasenhub φT angegeben. Dieser ist proportional zur Amplitude der modulierenden Signalschwingung u S (t) (Bild 3.2-3). Damit kann nun die winkelmodulierte Spannung mit Gl. (3.2/6) beschrieben werden. Die Momentanfrequenz der winkelmodulierten Schwingung berechnet sich mit Gl. (3.2/7). Die maximale Änderung der Trägerfrequenz wird als Frequenzhub ΔfT bezeichnet (Gl. (3.2/8)). Diese wichtige Beziehung gibt die Verknüpfung von Frequenz- und Phasenhub bei der winkelmodulierten Schwingung an. Während die Änderung des Momentanphasenwinkels φWM (t) (Gl. (3.2/4)) nach der Kosinusfunktion des modulierenden Signals erfolgt, ändert sich die Momentanfrequenz f WM (t) in Gl. (3.2/7) um den Wert f T sinusförmig mit entgegengesetztem Vorzeichen (Bild 3.2-3). 109 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 110 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 111 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bild 3.2-4c zeigt den vom NF-Modulationssignal abhängigen Phasenwinkel φT NF(t), der sich in Bild 3.24b dem zeitabhängigen Phasenwinkel φT (t) überlagert und so den auch Modulationssignal abhängigen Phasenwinkel φWM (t) ergibt. Bild 3.2-4a zeigt den dazu gehörigen Zeitverlauf der winkelmodulierten Spannung u WM (t). aus (3.2/6) u WM (t) = ˆ uT cos [ ωT t+ ΔφT cos ( ωS t)] 112 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Die Vorgänge bei der WM lassen sich anschaulich auch an dem sog. Pendelzeigerdiagramm in Bild 3.2-5 erläutern. Der mit der Winkelgeschwindigkeit ωT rotierende Trägerzeiger erfährt eine zusätzliche Auslenkung durch die Modulation mit dem Maximalwert φT . In den Umkehrpunkten 1 = 5 und 3 = 7 steht der Trägerzeiger in Bezug auf die Winkelgeschwindigkeit ωT kurzzeitig still, d.h. es erfolgt keine Frequenzänderung. Beim Durchlaufen der vom Trägerzeiger ohne Modulation eingenommenen Richtung in den Punkten 2 = 6 und 4 erfährt der Phasenwinkel eine sehr schnelle Änderung, was gleichbedeutend mit einer großen Frequenzänderung ist. Ein Vergleich der Zeigerdiagramme von amplitudenmodulierter und winkelmodulierter Schwingung lässt erkennen, dass bei der amplitudenmodulierten Schwingung der Zeiger des Modulationsproduktes stets in Richtung des Zeigers der unmodulierten Schwingung weist. Seine Länge schwankt jedoch. Im Falle der winkelmodulierten Schwingung behält der Zeiger des Modulationsproduktes seine Länge bei, er ändert jedoch seine Richtung in Bezug auf den Zeiger der unmodulierten Trägerschwingung. Das Zeigerdiagramm basiert auf der komplexen Darstellung des Modulationsproduktes. Auch zur Herleitung des Spektrums der winkelmodulierten Schwingung wird von der komplexen Schreibweise in Gl. (3.2/9) ausgegangen. Der Faktor e (jΔφc os(ωS t)) wird in eine Potenzreihe entwickelt und nach cos(n ωS t)Termen geordnet. Die in den eckigen Klammern zusammengefassten Potenzreihen stellen die Besselfunktionen erster Art Jn ( ΔφT ) von der Ordnung n dar. Mit Einführung der Besselfunktionen Jn( ΔφT ) erhält man die Gl. (3.2/10), die das Spektrum der winkelmodulierten Schwingung beschreibt. Die Besselfunktion (oder Zylinderfunktion) erster Art und n-ter Ordnung bei ganzzahligem positiven n ist definiert durch die Potenzreihe in Gl. (3.2/11). Sie folgt aus der Lösung der Bessel’schen Differentialgleichung x²y´´+xy´+(x²-n²)y=0. 113 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget x 1 x 1 x J 0 ( x) 1 ( )2 ( ) 4 ( )6 ... 2 4 2 36 2 x 1 x 1 x 1 x J1 ( x) ( )3 ( )5 ( )7 ... 2 2 2 12 2 144 2 (3.2/12) 1 x 1 x 1 x 1 x J 2 ( x) ( )2 ( )4 ( )6 ( )8 ... 2 2 6 2 48 2 720 2 1 x 1 x 1 x 1 x 9 J3 ( x) ( ) 3 ( ) 5 ( ) 7 ( ) ... 6 2 24 2 240 2 4320 2 1 x 1 x 1 x 8 1 x J 4 ( x) ( )4 ( )6 ( ) ( )10 ... 24 2 120 2 1440 2 30240 2 Die Berechnung der Besselfunktionen mit Gl. (3.2/11) bzw. (3.2/12) ist nur für kleine Argumente x sinnvoll, da nur für kleine x die Reihen einigermaßen konvergieren und man mit wenigen Reihengliedern auskommt. In Üb. 3.2/1 wurden J0(x) und J 1(x) mit den Gl. (3.2/11) berechnet. Bis x 2,5 erhält man eine gute Übereinstimmung zwischen den Werten der Gl. (3.2/11) und den Tabellenwerten in Bild 3.2-7. Bild 3.2-6 zeigt den Zeitverlauf für 0<x<12 der Besselfunktionen J0 (x) bis J9(x). Näherungsformeln für große x bzw. große n sind in (3.2/13) bzw. (3.2/14) angegeben. Kennt man z.B. die exakten Tabellenwerte in Bild 3.2-7 für J 0 (x) und J1 (x), dann kann man mit Gl. (3.2/15) die restlichen Besselfunktionen berechnen (siehe Üb. 3.2/1b). Aus Spiegel: für große x gilt: Jn (x) 2 nπ π cos(x- - ) πx 2 4 (3.2/13) Für große n gilt: Jn (x) 1 e x n ( ) 2πn 2 n 2n Jn+1 (x) J n (x)-Jn-1 (x) x (3.2/14) (3.2/15) 114 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Der Gl. (3.2/10) ist zu entnehmen, dass das Frequenzspektrum der winkelmodulierten Schwingung neben der Trägerfrequenz f T eine theoretisch bis ins unendliche gehende Anzahl von Seitenfrequenzen ( fT n fS ) aufweist. Die Seitenfrequenzen liegen symmetrisch zum Träger jeweils im Abstand von Vielfachen der Signalfrequenz fS . Damit zeigt sich aber auch, dass der durch die winkelmodulierte Schwingung beanspruchte Frequenzbereich über den von der Momentanfrequenz f T (t) durchfahrenen Bereich 2 ΔfT hinausgeht (siehe Üb. 3.2/1c). Das Spektrum ist jedoch nur für diskrete Frequenzen vorhanden. Die Amplituden der einzelnen Frequenzkomponenten berechnen sich über die Funktionswerte Jn( ΔφT ). Aus dem Verlauf der Besselfunktionen ergibt sich, dass bei bestimmten Werten des Phasenhubes die Trägerkomponente oder einzelne Seitenschwingungspaare zu null werden. Dieses Kriterium kann messtechnisch zur Bestimmung des Phasen- bzw. Frequenzhubes ausgenutzt werden. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass auch die Amplitude der Trägerkomponente vom Phasenhub abhängt. 115 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 116 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Üb. 3.2/1: Für x= ΔφT = 0,5; 1; 2; 2,4; 5 und 9,9 sind die Besselfunktionen Jn(x) zu ermitteln. a) Ermitteln Sie J0(x) und J1(x) aus der Tabelle in Bild 3.2-7 sowie aus Gl. (3.2/11) und Gl. (3.2/13). b) Berechnen Sie J2(x) bis J14 (x) mit Hilfe der Gl. (3.2/15). c) Skizzieren Sie die Spektren. Ihr Wert ist stets kleiner als der der unmodulierten Trägerschwingung. Bei den Nullstellen der Funktion J0( ΔφT ), z.B. bei ΔφT 2,40; 5,52; 8,65; 11,79; 14,93 usw., ist eine Schwingung im Spektrum überhaupt nicht mehr vorhanden. Aus Bild 3.2-6 ist zu entnehmen, das J1( ΔφT ) bei ΔφT 3,8; 7 und 10,2 Nullstellen besitzt, d.h. die Seitenschwingungspaare bei f T fS sind im Spektrum nicht vertreten. Für ΔφT 5,2 ist z.B. J2 ( ΔφT ) = 0 und damit existieren im Spektrum keine Seitenschwingungspaare bei fT 2 fS . 1 Nullstellen von Abstand zwischen 2 Stärkste Seitenschwingung J0 (Δφ) bei Δφ = T T aufeinanderfolgenden Nullstellen 2,4 vorhanden bei in Höhe von fT ± 1 f S J1 (2, 40) 0,5202 fT ± 4 f S J4 (5,52) = 0,396 fT ± 7 f S J7 (8,56) 0,338 fT ± 10 fS J10 (11,8) 0, 303 fT ± 13 fS J13 (14,9) = 0,279 fT ± 16 fS J16 (18,1) 0, 261 fT ± 19 fS J19 (21, 2) 0, 247 3,12 2 5,52 3,13 3 8,65 3,14 π 4 11,79 3,14 π 5 14,93 3,14 π 6 18,07 3,14 π 7 21,21 Bild 3.2-8 117 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Mit wachsendem ΔφT entfernen sich die stärksten Seitenschwingungen von der Bandmitte (Bild 3.2-8). Im Gegensatz zur AM kann bei der WM ein zu der Trägerfrequenz f T unsymmetrisches Spektrum vorkommen. Bei ZSB-AM ist dies nicht möglich, auch wenn die Modulation ganz unregelmäßig verläuft. Das Spektrum bleibt nur dann symmetrisch zur Trägerfrequenz f T , wenn die Kurve der Momentanfrequenz „radialsymmetrisch“ verläuft. Radialsymmetrie bedeutet, dass man von Nulldurchgängen auf der Zeitachse unter beliebigem Winkel mit gleichen Radien r die Kurve der Momentanfrequenz trifft. Bsp. 3.2/1: Skizzieren Sie eine Messschaltung und geben Sie den Messverlauf an, um mit Hilfe einer Nullstelle der Besselfunktion J 0( ΔφT ) einen Frequenzhub von z.B. ΔfT = 75 kHz einzustellen. 118 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget - Berücksichtigung aller Seitenschwingungen mit > 10% uˆ T ΔφT =1 B= 4 fS = 2 fS (1+1) ΔφT =2 B=6 f S = 2 fS (2+1) B=2fS (ΔφT +1)=2fS ( ΔφT =5 B=12 fS = 2 fS (5+1) ΔφT =9,9 10 B=22 fS ΔfT +1)=2(ΔfT +fS ) fS (3.2/16) ΔfT +2)=2(ΔfT +2fS ) fS 3.2/17) = 2 fS (10+1) - Berücksichtigung aller Seitenschwingungen mit >1% uˆ für ΔφT =1 und 2 T >2% uˆ für ΔφT =5 T >3% uˆ φT =9,9 T für Δ ΔφT = 1 B= 6 fS = 2 fS (1+2) ΔφT = 2 B= 8 fS = 2 fS (2+2) ΔφT = 5 B= 14 f S = 2 fS (5+2) ΔφT =9,9 10 B= 24 f S B=2fS (ΔφT +2)=2fS ( = 2 fS (10+2) 119 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Die vom Spektrum der winkelmodulierten Schwingung beanspruchte Bandbreite (theoretisch unendlich) kann für die Praxis unter bestimmten Annahmen in vereinfachter Form angegeben werden. Bei Berücksichtigung von Seitenschwingungen in Bild 3.2-10, deren Amplitude mindestens 10% der Amplitude der unmodulierten Trägerschwingung beträgt, ergibt sich die Bandbreite in Gl. (3.2/16). Man erhält die Gl. (3.2/17), wenn man Seitenschwingungen zulässt, deren Amplitude mindestens 3% der Amplitude der unmodulierten Trägerschwingung beträgt (für 0 ΔφT 2 sogar 1%). Das von der winkelmodulierten Schwingung belegte Frequenzband ist also mindestens so breit, wie das von einer amplitudenmodulierten Schwingung, bei den praktisch meist vorkommenden Werten des Phasenhubs jedoch wesentlich breiter. Symmetrische Bandbegrenzung durch zu enges Bandfilter ergibt nach der Demodulation kubische nichtlineare Verzerrungen (Klirrfaktor K3 10% bei B nach Gl. (3.2/16), K3 1% bei B nach Gl. (3.2/17)). Nebensprechfreiheit beim Breitbandrichtfunk erfordert daher eine Filterbandbreite B nach Gl. (3.2/17). Bsp. 3.2/2: Wie groß muss die Übertragungsbandbreite B nach Gl. (3.2/17) beim UKW-Rundfunk (Frequenzmodulation mit einem maximalen Frequenzhub von Δf T =75 kHz) sein, wenn von einer maximalen Modulationsfrequenz von fS =15 kHz ausgegangen wird? Die Leistung der winkelmodulierten Schwingung ist gleich der Leistung der unmodulierten Trägerschwingung (Gl. (3.2/19)), da in der Zeitfunktion die Amplitude der Trägerschwingung unbeeinflusst bleibt. Durch die Modulation ändert sich nur die spektrale Verteilung der Leistung (Gl. (3.2/18)). Bemerkenswert ist das Leistungsspektrum, das die Bilanz der Effektivwerte liefert. Bei wachsendem ΔφT nimmt die Zahl der für die belegte Bandbreite wesentlichen Spektrallinien zu, dafür aber ihre Amplitude ab. Bsp. 3.2/3: Beweisen Sie mit Hilfe der Tabellenwerte in Bild 3.2-7 und der Gl. (3.2/15), dass für den willkürlichen Zahlenwert ΔφT =2 die Gl. (3.2/18) erfüllt wird. 120 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Üb. 3.2/2: Beweisen Sie mit Hilfe der Tabellenwerte in Bild 3.2-7 und der Gl. (3.2/15), dass für den willkürlichen Zahlenwert ΔφT = 3 die Gl. (3.2/18) erfüllt wird. Zur Konstruktion des Zeigerdiagrammes der winkelmodulierten Schwingung geht man zweckmäßigerweise wieder auf die komplexe Schreibweise über. Unter Zuhilfenahme einer trigonometrischen Umformung erhält man aus (3.2/10) eine Summe von Kosinusschwingungen. Dieser Summe entspricht in der Zeigerdarstellung ein resultierender Zeiger, der sich durch geometrische Addition von Trägerzeiger und den Seitenbandzeigern ergibt (Gl. (3.2/20). Bild 3.2-11 zeigt die Konstruktion des resultierenden Zeigers aus dem Trägerzeiger und den Seitenschwingungszeigern bis zur 4. Ordnung für einen Phasenhub von ΔφT = 3 zu einem Zeitpunkt t, bei dem sich ωS t = 15° ergibt. Für den Fall ωS t = n πnimmt gemäß Gl. (3.2/4) der Momentanphasenwinkel φWM (t) die größte Abweichung gegenüber dem zeitlinearen Phasenwinkel φT (t) = ωT (t) an, nämlich ΔφT . Dies lässt sich auch im Zeigerdiagramm nachweisen (Bild 3.2-12). Da in den Bildern 3.2-11 und 3.2-12 nach dem 4. Glied abgebrochen wird, stimmt natürlich nicht mehr exakt die Bedingung U WM = uˆ T überein. Bsp. 3.2/4: Konstruieren Sie mit Hilfe der Gl. (3.2/20) das Zeigerdiagramm, bestehend aus Trägerzeiger und den Seitenschwingungszeigern bis zur 4. Ordnung für einen Phasenhub von ΔφT = 3, einer winkelmodulierten Schwingung zum Zeitpunkt t, bei dem sich a) ωS (t)= 15° und b) ωS (t)= 180° ergibt. 121 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 122 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 123 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Für den Fall, dass der Phasenhub klein ist, d.h. ΔφT <<1, treten im Spektrum der winkelmodulierten Schwingung praktisch nur die Trägerkomponente und die Seitenschwingungen 1. Ordnung auf (Gl. (3.2/21)). Der Fehler durch die Vernachlässigung der Seitenschwingungen höherer Ordnung ist dabei gering. Das Zeigerdiagramm der winkelmodulierten Schwingung (Bild 3.2-13) hat in diesem Fall Ähnlichkeit mit dem der amplitudenmodulierten Schwingung (Bild 3.2-14). Bei der WM einer Trägerschwingung treten gleichzeitig FM und PM auf. Die WM kann somit bei einem modulierenden NF-Signal u S (t) als FM oder als PM betrachtet werden. Bei den technischen Verfahren wird jedoch unterschieden zwischen einer FM und einer PM. Bei der FM ist die Abweichung der Momentanfrequenz der modulierten Schwingung von der Trägerfrequenz f T proportional dem Momentanwert der modulierenden Signalschwingung (Gl.(3.2.1/1a) bis (3.2.1/3a)). Die mit der Frequenzänderung verknüpfte Phasenänderung berechnet sich Gl. (3.2.1/4). Der Phasenhub ΔφT in Gl. (3.2.1/6a) ändert sich reziprok linear mit der Signalfrequenz. Das Verhältnis von Frequenzhub ΔfT zu Signalfrequenz fS , also der Phasenhub ΔφT , wird im Zusammenhang mit der FM auch als Modulationsindex bezeichnet. Bei der PM ist die Abweichung des Phasenwinkels der modulierten Schwingung vom Phasenwinkel der unmodulierten Trägerschwingung proportional dem Momentanwert der modulierenden Signalschwingung (Gl. 3.2.1/1b) bis (3.2.1/3b)). Die Frequenz f S der Signalschwingung bestimmt den Rhythmus der Phasenschwankung bzw. nach Gl. (3.2.1/1a) durch den Rhythmus der Frequenzschwankung ( f T NF (t) = - Δf T sin( ωS t) = - ΔφT fS sin( ωS t). Der Frequenzhub ΔfT in Gl. (3.2.1/6b) ändert sich bei PM linear mit der Signalfrequenz. Zusammenfassend lässt sich sagen: Besteht das Modulationssignal nur aus einer einzigen Sinusschwingung, dann ist die FM von einer PM nicht zu unterscheiden. Ändert sich bei gleich bleibender Amplitude uˆ S der Signalschwingung deren Frequenz f S ,dann handelt es sich um: FM, wenn der Frequenzhub ΔfT konstant bleibt und der Phasenhub ΔφT bzw. der Modulationsindex sich umgekehrt proportional der Modulationsfrequenz fS ändert. PM, wenn der Phasenhub ΔφT konstant bleibt und der Frequenzhub ΔfT sich proportional der Signalfrequenz fS ändert. Die Kriterien können aus dem Spektrum der winkelmodulierten Schwingung entnommen werden. Die Bandbreite bei FM ist nur gering von der Modulationsfrequenz f S abhängig, während bei PM die 124 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bandbreite mit fS wächst. Bei FM ergibt sich, dass mit sinkender Modulationsfrequenz bei konstantem, durch die Signalamplitude bestimmtem Frequenzhub der Phasenhub ansteigt. Das bedeutet, dass gemäß Gl. (3.2.1/7a) die belegte Frequenzbandbreite immer mehr auf den Wert 2 Δf T (Gl. (3.2.1/8)) beschränkt wird. Es erhöht sich zwar die Anzahl der Spektralkomponenten, diese liegen jedoch wegen der sinkenden Signalfrequenz immer näher beisammen (Breitband-FM). Andererseits gilt bei kleinem Modulationsindex (Schmalband-FM) die Näherungsgleichung (3.2.1/9). Bsp. 3.2.1/1: Für eine Sprechfunkübertragung im UKW-Bereich steht bei einem Kanalraster von 20 kHz und einem Sicherheitsabstand zwischen den einzelnen Kanälen von 3 kHz eine effektive Kanalbandbreite von 17 kHz zur Verfügung. Das zu übertragende Signalfrequenzband reicht von 0,3 bis 3,4 kHz. a) Mit welchem maximalen Frequenzhub darf bei FM gearbeitet werden, damit mindestens die Seitenschwingungen mit einer Amplitude 10% der Trägeramplitude übertragen werden? b) Zwischen welchen Werten ändert sich dabei der Modulationsindex? c) Welche Werte nimmt der Frequenzhub an, wenn bei PM ein Phasenhub von ΔφT = 2 ausgenutzt wird? 3.2.2 Erzeugung einer FM Die WM einer Trägerschwingung kann nach einem Verfahren der FM oder nach einem Verfahren der PM erfolgen. Es wird davon ausgegangen, dass die modulierende Signalschwingung nicht nur mit einer diskreten Frequenz, sondern innerhalb eines Signalfrequenzbandes auftritt, so dass auch vom Modulationsprodukt her in Frequenz –und Phasenmodulation unterschieden werden kann. Eine FM gewinnt man, wenn die Schwingfrequenz eines Oszillators im Rhythmus der niederfrequenten Signalschwingung verändert wird. Als frequenzbestimmende Elemente von Oszillatoren dienen Schwingkreise oder RC-Glieder. Die Schwingfrequenz eines LC-Oszillators kann über eine steuerbare Induktivität oder Kapazität beeinflusst werden. Bei RC-Oszillatoren erfolgt vielfach eine Beeinflussung der Schwingfrequenz über einen steuerbaren dynamischen Widerstand. Der FM-Modulator kann so durch einen Oszillator dargestellt werden, dessen Frequenz vom modulierenden Signal verändert wird. Die FM erfolgt beim LC-Oszillator am einfachsten mittels einer spannungsgesteuerten Kapazitätsdiode (Bild 3.2.2-1 zeigt einen FM-Modulator mit Kapazitätsdiode im Oszillatorschwingkreis). 125 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bsp. 3.2.2/1: Bild 3.2.2-2 zeigt einen UKW-Oszillator (f = 200 MHz) mit angekoppelter Kapazitätsdiode. Nach Datenblatt beträgt der differentielle Eingangswiderstand der Basisschaltung rin h11E / h21 E 40 (rin<< R E); die Steilheit S=I2 /U1 = S e jφS ist in diesem Frequenzbereich nicht mehr reell und besitzt einen Phasenwinkel von φS = 96°. a) Skizzieren Sie das Wechselstromersatzschaltbild für den in Bild 3.2.2-2 dargestellten Oszillator. b) Für CR =0 ist das Zeigerdiagramm zu zeichnen. c) Berechnen Sie für CR 0 die Schwingbedingung des Oszillators. 126 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bsp. 3.2.2/2: Der frequenzbestimmende Schaltungsteil des UKW-Oszillators des Bsp. 3.2.2/1 ist in Bild 3.2.2-7 skizziert. Der Einfluss der Oszillatorspannung (HF) soll vernachlässigt werden. Die Aussteuerung erfolgt mit einer kleinen NF-Amplitude, so dass die C-U-Kennlinie in der Nähe des Arbeitspunktes durch eine Tangente approximiert werden kann. Ermitteln Sie f(t). Vorgehensweise in der Praxis: 1. Die Oszillatorfrequenz fO (t) wird gemessen in Abhängigkeit von der Gleichspannung U an der Kapazitätsdiode ( f O =f(U)). Man erhält damit die statische Modulationskennlinie. 2. Daraus lässt sich der Arbeitspunkt U V für die gewünschte Trägerruhelage fT ermitteln. 3. Für einen bestimmten max. Frequenzhub ΔfT kann die erforderliche NF-Amplitude uˆ S ermittelt werden ( ΔfT = f T k 2 uˆ S ). 127 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Wird beim Bsp. 3.2.2/2 die Oszillator- oder Trägerspannung betrachtet, dann würde eine harmonische Spannung u T (t) die Kapazität der Kapazitätsdiode entsprechend Bild 3.2.2-9 verändern. Diese nichtlineare Kapazitätsänderung bewirkt ein Verstimmen der Oszillatorfrequenz und damit eine verzerrte Trägerspannung u T (t), die dann Oberwellenanteile erhält. Dieser Effekt lässt sich reduzieren, wenn man die in Bild 3.2.2-10 skizzierte Abstimmung mit Doppelkapazitätsdioden wählt. 128 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget In Bsp. 3.2.2/2 konnte die Linearität nur durch eine kleine NF-Amplitude erreicht werden. Jedoch auch für größere NF-Amplituden lässt sich durch geeignete Wahl der Dioden und des Arbeitspunktes für die Gesamtschaltung in einem gewissen Bereich ein linearer Verlauf der statischen Modulationskennlinie erzielen. Eine weitere Verbesserung der Linearität erreicht man durch Vorverzerrung der NF-Spannung oder durch Gegentaktschaltung von zwei Dioden bzw. Zusammenschaltung von zwei Dioden mit verschiedenen Vorspannungen (Bild 3.2.2-11). Eine steuerbare Kapazität lässt sich auch über eine Reaktanzstufe realisieren (Bild 3.2.2-12). Das Bild 3.2.2-12 zeigt die Prinzipschaltung eines Transistors in Reaktanzschaltung, dessen spannungsabhängige Ausgangsreaktanz die Frequenz eines Oszillators moduliert. Bezeichnet Z1 die parallel zu den Kollektorbasisklemmen liegende Impedanz und Z 2 die Impedanz parallel zur Basis-Emitter-Strecke, so berechnet sich der Ausgangsleitwert Y out mit Gl. (3.2.2/1) und erscheint als verlustarme Reaktanz, wenn Z1 Z 2 bleibt. In Bild 3.2.2-13 sind die vier einfachsten Reaktanzschaltungen zusammengestellt. 129 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 130 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bsp. 3.2.2/3: In Bild 3.2.2/14 erfolgt über die innere oder eine zusätzliche äußere Kapazität C CB eine Rückkopplung vom Ausgangskreis des Transistors auf den Eingang. Ermitteln Sie die dynamische Kapazität C eff. Eine andere Möglichkeit über eine Kapazität die Schwingfrequenz eines Oszillators zu beeinflussen bietet die Stromflusswinkelsteuerung. Stellt ein einfacher Schwingkreis das frequenzbestimmende Glied eines Oszillators dar, so lässt sich eine Frequenzmodulation durch Änderung von Kreisinduktivität bzw. Kreiskapazität im Takt der Modulationsfrequenz erreichen. Das Prinzip der Stromflusswinkelsteuerung besteht darin, eine konstante Kapazität C nur teilweise innerhalb einer Periode an den Schwingkreis anzuschließen. Die parallel zum Schwingkreis wirksame Kapazität hängt dann vom Stromflusswinkel ab. Als Schalter verwendet man Dioden und die Steuerung erfolgt durch eine vom modulierenden Signal abhängige Vorspannung. Die Kapazität C in Bild 3.2.2-15 wird über die als Schalter wirkenden Dioden dem Schwingkreis parallelgeschaltet, solange der Momentanwert der Spannung an den Dioden, die sich aus der Trägerspannung u T ( ωT t) und der Signalspannung uS ( ωS t) plus einer festen Vorspannung U V zusammensetzt, die Schwellspannung der Dioden überschreitet. Abhängig von dem Momentanwert der Signalspannung ändert sich damit die Zeit, während der die Kapazität C im Schwingkreis wirksam wird. Die Schwingfrequenz des Oszillators liegt zwischen den beiden Extremwerten f Tmax und f Tmin , die sich ergeben, wenn die Dioden ständig gesperrt bzw. ständig leitend sind. 131 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Über den Kondensator C fließt ein Strom, d.h. er ist angeschaltet, wenn für die Momentanspannung u D (t) an der Diode die Gl. (3.2.2/2) gilt. Ein Stromfluss tritt zweimal während einer Periode der Trägerspannung auf: Einmal während der positiven Halbwelle über die die untere Diode und einmal während der negativen Halbwelle über die obere Diode. Die Vorspannung der Dioden kann auch automatisch erzeugt werden (Bild 3.2.2-16). Man erhält so eine optimale Anpassung des Arbeitspunktes bei einer Änderung der Amplitude der Trägerspannung. 132 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget 3.2.3 Erzeugung einer PM Bei einem FM-Modulator findet die Modulation direkt im Oszillator statt mit dem Nachteil einer geringen Konstanz der Trägermittenfrequenz, die durch zusätzliche Bauelemente noch verschlechtert wird. Bei der PM einer Trägerschwingung kann von einem quarzstabilisierten Oszillator ausgegangen werden, da die Modulation nicht im Oszillator, sondern in einer entkoppelten Zwischenstufe erfolgt. Eine PM mit kleinem Phasenhub ΔφT ist möglich, wenn man einer amplitudenmodulierten Schwingung nach Bild 3.2.3-2 einen unmodulierten Hilfsträger uT2 (t) zusetzt, der um π/2 gegen u T1 (t) verschoben ist (Bild 3.2.3-1). Die PM erfolgt hier indirekt durch ZSB-AM der Trägerschwingung. Bei dem in Bild 3.2.31 gezeigten Verfahren wird die 0° -Komponente der Trägerschwingung durch das Signal in der Amplitude moduliert und dann zu einer 90°- Komponente der Trägerschwingung addiert. Die 133 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget resultierende Schwingung erfährt dabei wie aus dem Zeigerdiagramm des Bildes 3.2.3-3 zu ersehen ist, eine PM mit dem Phasenhub ΔφT , der bei kleinem Modulationsgrad m symmetrisch nach beiden Seiten ˆ auftritt. Der Phasenhub berechnet sich für uˆ T1 = uT2 mit Gl. (3.2.3/1). Es ergibt sich z.B. mit m = 0,5 ein Phasenhub von ΔφT = 0,197. Die in der phasenmodulierten Schwingung noch enthaltene AM wird durch eine Begrenzerschaltung unterdrückt. Der nach diesem Verfahren erreichbare Phasenhub ist gering. Um den Vorteil der sehr stabilen Trägerruhelage zu erhalten und trotzdem größere Werte des Phasenhubes bzw. des damit verbundenen Frequenzhubes zu erreichen, wird die PM bei einer relativ niedrigen Frequenz durchgeführt, die dann entsprechend der gewünschten Endfrequenz vervielfacht wird. Dabei wird auch der Frequenzhub um denselben Faktor vervielfacht. Bei einem Modulationsgrad von m = 0,5 wird ΔφT = 0,197. Das ergibt für eine Signalfrequenz von fS = 1 kHz einen Frequenzhub von ΔfT = f S φT = 1 kHz 0,197 = 0,197 kHz. Durch Verachtzehnfachen der Trägerfrequenz vervielfacht sich der Frequenzhub auf ΔfTges = 18 ΔfT = 18 0,197 kHz = 3,55 kHz. Die Hubvervielfachung wird z.B. bei Funksprechergeräten angewendet. Die Prinzipschaltung einer Vervielfacherstufe zeigt Bild 3.2.3-4. Die Notwendigkeit eines großen Frequenzhubs, d.h. eines breiten Bandes, resultiert aus der Unterdrückung von Störungen, denn die Störbefreiung bei FM beruht auf der Verwendung eines Begrenzers und eines breiten Frequenzbandes entsprechend einem Frequenzhub, der ein Mehrfaches der niederfrequenten Bandbreite beträgt. In der Praxis ist der Frequenzhub etwa drei- bis siebenmal größer als die höchste zu übertragende Frequenz (z.B. im UKW-Rundfunk Δf T = 75 kHz bei fSmax = 15kHz). 134 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Bsp. 3.2.3/1: Ermitteln Sie für die skizzierte Schaltung den Frequenz- und Phasenhub nach dem Frequenzverdreifacher und dem Frequenzverdoppler. Zu einem höheren Phasenhub kommt man mit einem Verfahren nach Bild 3.2.3-6. Die AM erfolgt in einem symmetrischen Modulator (Ringmodulator), in dem der Träger unterdrückt wird (Bild 3.2.2-7). Das Zustandekommen der Phasenmodulation ist aus dem Zeigerdiagramm des Bildes 3.2.3-8 zu ersehen. ˆ Der erreichbare Phasenhub ΔφT berechnet sich für für uˆ T1 = u T2 mit Gl. (3.2.3/2). Der Modulationsgrad m ist dabei bezogen auf den Träger vor dem Ringmodulator. Bei einem Modulationsgrad von m = 0,5 erhält man daraus einen Phasenhub von ΔφT = 0,464. Mit steigendem Modulationsgrad nehmen jedoch auch die Verzerrungen zu. Ein Modulationsgrad von m = 0,35 hat z.B. einen Klirrfaktor von 1% zur Folge. 135 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Auf ähnliche Werte des Phasenhubes kommt man bei gleichzeitiger aber gegensinniger ZSB-AM der 0°und 90°- Komponente der Trägerschwingung (Bild 3.2.3-9). Mit der Annahme gleicher Amplituden der Trägerkomponenten erhält man aus dem Zeigerbild 3.2.3-10 für den Phasenhub ΔφT die Gl. (3.2.3/3). Ein Modulationsgrad von m = 0,5 ergibt wie bei der Schaltung in Bild 3.2.3-6 einen Phasenhub von ΔφT = 0,464. Der mit m=1 maximal erzielbare Phasenhub liegt bei ΔφT = π/4 = 0,785. Jedoch treten auch hier sehr bald nichtlineare Verzerrungen auf, so dass in der Praxis ΔφT < 0,785 auftritt. 3.2.4 Umwandlung von PM in FM und umgekehrt Den Nachteil der geringen Konstanz der Trägermittenfrequenz bei dem im Abschnitt 3.2.2 beschriebenen Schaltungen vermeidet man, wenn die FM mittels eines Phasenmodulators erzeugt wird. Wenn dann durch Frequenzregelschaltungen die Inkonstanz von freischwingenden Oszillatoren weitgehend reduziert wird, so bietet doch der Phasenmodulator die Möglichkeit, eine Trägerschwingung mit hochkonstanter Frequenz zu verwenden. Der Unterschied zwischen einem Frequenz- und einem Phasenmodulator besteht darin, dass bei ersterem der Frequenzhub nur proportional der Amplitude des modulierenden Signals ist ( Δf T uˆ S ), während bei letzterem der Frequenzhub zusätzlich noch proportional der Signalfrequenz ansteigt ( Δf T ~ fS uˆ ). S 136 Hochfrequenztechnik-Skript ©2007 Daniel Herget Durch Einschalten eines RC-Tiefpasses (Bild 3.2.4-1a) mit geeigneter Grenzfrequenz (Gl. (3.2.4/3a)) in den Signalweg kann das Ansteigen des Frequenzhubes proportional mit der Signalfrequenz kompensiert werden (Gl. (3.2.4/5a)); d.h., es liegt eine FM vor. Die zusätzliche Phasendrehung von nahe -90° des Signals vor dem Phasenmodulator bleibt normalerweise ohne Einfluss. Ähnlich kann auch eine PM mittels eines Frequenzmodulators erzeugt werden, wenn das Signalfrequenzband eine entsprechende Vorverzerrung des Amplitudenfrequenzganges erfährt. Der mit steigender Frequenz fS abnehmende Phasenhub des Frequenzmodulators (Gl. (3.2.4/1b)) wird kompensiert durch die mit der Frequenz ansteigende Spannung nach dem Hochpass (Bild 3.2.4-2b), der im Signalzweig eingeführt ist (Bild 3.2.4-1b). Für Signalfrequenzen, die unterhalb der Grenzfrequenz des CR-Hochpasses liegen (Gl. (3.2.4/3b)), gilt die Gl. (3.2.4/4b). Der Phasenhub am Ausgang des Frequenzmodulators ist damit nur abhängig von der Amplitude des modulierenden Signals u S1 (t) (Gl. 3.2.4/5b)); d.h., es liegt eine PM vor. 137