A n d r e a s GLOBAL BUSINESS MONITOR 2016 WIR GLAUBEN AN IHR BUSINESS FULL SERVICE • INHOUSE • EXPORT- UND FREMDWÄHRUNGSFINANZIERUNG INHALT Einleitung....................................................................................... 3 Research-Highlights.................................................................. 4 Internationale Vergleiche......................................................... 6 Vertrauen....................................................................................................................7 Herausforderungen und Wachstumsmöglichkeiten........8 Investitionsabsichten......................................................................................9 Unternehmensfinanzierung......................................................................9 Marktanalyse................................................................................ 10 USA..................................................................................................................................10 Irland...............................................................................................................................12 Vereinigtes Königreich..................................................................................14 Deutschland.............................................................................................................16 Polen...............................................................................................................................18 Hongkong..................................................................................................................20 Methodik..............................................................................................................................22 2017 – Ein Jahr der enormen Veränderungen................... 23 Ansprechpartner......................................................................... 24 2 EINLEITUNG Die Weltbank prognostiziert für das Jahr 2016 ein weltweites Wirtschaftswachstum von 2,4 % und revidiert damit ihre ursprüngliche Prognose nach unten. Die Weltwirtschaft ist in den letzten 50 Jahren kontinuierlich gewachsen, mit Ausnahme insbesondere der Rezession in den Jahren 2008/09. Die Globalisierung spielt eine zentrale Rolle für das nachhaltige Wirtschaftswachstum. Zudem stärkt sie Volkswirtschaften weltweit durch Vernetzung und Handel. Mit der zunehmenden Vernetzung durch Fortschritte bei Transport und Kommunikation steigt jedoch auch die Abhängigkeit der Länder voneinander. Dieser Zusammenhang ist nicht nur für Industrie und Handel wichtig, sondern auch für das Vertrauen innerhalb der Wirtschaft. Das Bindeglied globaler Lieferketten ist Vertrauen – es ist entscheidend für die Entwicklung der Weltwirtschaft. Oft werden große multinationale Unternehmen als Vorreiter der Globalisierung betrachtet, die Handelsbeziehungen eingehen und beeinflussen. Tatsächlich sind es häufig die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in den Lieferketten, die das Verbrauchervertrauen in nationales und internationales Wirtschaftswachstum verwandeln. Der Begriff KMU wird jedoch weltweit unterschiedlich definiert. Für uns sind dies Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von bis zu 30 Mio. EUR. Trotz der Uneinigkeit über die Definition von KMU gibt es einen gemeinsamen globalen Faktor: Der Anteil der KMU am BIP und der Beschäftigung der jeweiligen Volkswirtschaften. Schätzungen zufolge machen KMU 90 % der Unternehmen aus und beschäftigen über 50 % der Arbeitnehmer weltweit. Der Studie zufolge befassen sich KMU trotz der makroökonomischen und geopolitischen Ereignisse, die 2016 die Schlagzeilen beherrscht haben, eher mit Angelegenheiten des täglichen Geschäfts. Unsere Analyse zeigt, dass steigende Fixkosten, Regulierung und Cashflows die zentralen, grenzüberschreitenden Herausforderungen für KMU sind. Neue Produktentwicklungen, digitale und soziale Medien werden länderunabhängig als zentrale Wachstumsbereiche betrachtet. KMU spielen weiterhin eine bedeutende Rolle für das globale Wirtschaftswachstum, unabhängig davon, ob es sich um kleine Unternehmen im florierenden Transportsektor in den USA, im deutschen Mittelstand, Exporteure in Hongkong oder Produktionsunternehmen in Polen, Irland und dem Vereinigten Königreich handelt. Das Jahr 2017 steht vor der Tür und der private und öffentliche Sektor sollte sich damit befassen, wie man diese wichtigen Unternehmen, ihre Mitarbeiter und Lieferketten unterstützen kann. Nur so können wir ein anhaltendes globales Wirtschaftswachstum auch für die nächsten 50 Jahre sicherstellen. Als global aufgestellter Finanzdienstleister für über 10.000 Unternehmenskunden wissen wir, was KMU von Land zu Land unterscheidet. Es gibt eindeutige Unterschiede bei KMU in Bezug auf operative Tätigkeiten, die Einstellung zur nationalen und globalen Wirtschaft, Regierungspolitik und Kreditkonditionen für Lieferanten. Unsere Erfahrung zeigt jedoch auch, dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt. Unser erster Global Business Monitor basiert auf einer Studie zu KMU in sechs der größten Volkswirtschaften der Welt: USA, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Polen, Irland und Hongkong. Der Bericht liefert Einschätzungen zum Geschäftsklima, zu Investitionsabsichten und -möglichkeiten sowie möglichen Unsicherheiten. Damit ermöglicht er einen einzigartigen Einblick in das Innenleben von Unternehmen in Europa, Nordamerika und Asien. David Postings, Global Chief Executive, Bibby Financial Services November 2016 „Trotz der Uneinigkeit über die Definition von KMU gibt es einen gemeinsamen globalen Faktor: Der Anteil der KMU am BIP und der Beschäftigung der jeweiligen Volkswirtschaften. Schätzungen zufolge machen KMU 90 % der Unternehmen aus und beschäftigen über 50 % der Arbeitnehmer weltweit.“ DAVID POSTINGS, GLOBAL CHIEF EXECUTIVE – BIBBY FINANCIAL SERVICES Global Business Monitor 2016 3 RESEARCH-HIGHLIGHTS VERTRAUEN Deutsche KMU vertrauen mit 73 % besonders stark darauf, dass sich die heimische Wirtschaft gut entwickelt. KMU im Vereinigten Königreich blicken besonders positiv auf die nationale Politik. Im Hinblick auf zukünftige Umsätze (57 % erwarten Umsatzwachstum) sind deutsche und irische KMU am zuversichtlichsten. HERAUSFORDERUNGEN 73 % der KMU haben Bedenken im Hinblick auf die Weltwirtschaft. 4 Steigende Kosten sind für die Hälfte der befragten KMU (50 %) die zentrale Herausforderung. Wechselkursschwankungen (24 %) und Cashflows sind die größten Hemmnisse für den internationalen Handel. INVESTITIONEN Die Wahrscheinlichkeit, dass KMU in Hongkong ihre Waren exportieren, ist dreimal so hoch (69 %) wie bei ihren Pendants im Vereinigten Königreich und siebenmal so hoch wie bei den KMU in den USA (10 %). 95 % der KMU planen in den nächsten 12 Monaten Investitionen in ihr Unternehmen; die beliebtesten Bereiche sind dabei Mitarbeiterschulungen, Marketing und Technologie. 60 % der polnischen KMU sehen Akquisitionen als beste Wachstumsmöglichkeit an. FINANZEN Irische KMU warten am längsten auf Zahlungen ihrer Kunden (38 Tage), gefolgt von Hongkong (36,7 Tage). Global Business Monitor 2016 Beinahe ein Drittel der KMU sind von Zahlungsausfällen betroffen und mussten während der letzten zwölf Monate durchschnittlich 222.000 EUR abschreiben. Eines von fünf Unternehmen beschreibt die Verfügbarkeit von Finanzierungen als schlecht. 5 INTERNATIONALE VERGLEICHE 6 VERTRAUEN Der formelle Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU nach Beginn des Verfahrens gemäß Artikel 50 dürfte grundlegende wirtschaftliche Folgen haben. Unsere Ergebnisse - einmal vor und einmal nach der Brexit-Abstimmung erhoben - zeigen jedoch keine wesentlichen Unterschiede bei der Frage nach dem Vertrauen in die lokale und globale Wirtschaftsentwicklung. Lediglich Unternehmen im Vereinigten Königreich und Hongkong zeigten ein gestiegenes Vertrauen in ihre lokale Wirtschaft nach der Abstimmung zum Brexit. Die Abstimmung im Vereinigten Königreich scheint sich darüber hinaus geringfügig auf das Vertrauen in die Weltwirtschaft ausgewirkt zu haben, insbesondere bei Unternehmen in Irland und Hongkong. VERTRAUEN IN DIE WELTWIRTSCHAFT Global insgesamt 12 % Vor der BrexitEntscheidung = 8 % Nach der BrexitEntscheidung = 12 % 14 % Vor der BrexitEntscheidung = 18 % Nach der BrexitEntscheidung = 12 % 22 % Vor der BrexitEntscheidung = 20 % Nach der BrexitEntscheidung = 22 % 31 % Vor der BrexitEntscheidung = 38 % Nach der BrexitEntscheidung = 29 % 36 % Vor der BrexitEntscheidung = 38 % Nach der BrexitEntscheidung = 34 % 13 % Vor der BrexitEntscheidung = 32 % Nach der BrexitEntscheidung = 10 % Lokal insgesamt 49 % Vor der BrexitEntscheidung = 33 % Nach der BrexitEntscheidung = 50 % 67 % Vor der BrexitEntscheidung = 61 % Nach der BrexitEntscheidung = 67 % 50 % Vor der BrexitEntscheidung = 52 % Nach der BrexitEntscheidung = 50 % 73 % Vor der BrexitEntscheidung = 67 % Nach der BrexitEntscheidung = 75 % 47 % Vor der BrexitEntscheidung = 40 % Nach der BrexitEntscheidung = 54 % 15 % Vor der BrexitEntscheidung = 26 % Nach der BrexitEntscheidung = 14 % Die Herausforderungen, denen Unternehmen in ihren Märkten ausgesetzt sind, unterscheiden sich zwar, es herrscht jedoch allgemeine Übereinstimmung darüber, dass externe Faktoren den größten Anlass zur Sorge geben. Der Umgang mit steigenden Kosten und zunehmender staatlicher Regulierung wurden als wichtigste Herausforderungen genannt – mit Ausnahme von deutschen KMU, die den Fachkräftemangel nannten. Dies wird möglicherweise durch die Studie bestätigt, da Cashflow und Zugang zu Finanzierungen für den deutschen Mittelstand weniger problematisch zu sein scheinen. Global Business Monitor 2016 7 HERAUSFORDERUNGEN UND WACHSTUMSMÖGLICHKEITEN Das größte Wachstumspotenzial für die kommenden zwölf Monate liegt für die Mehrheit der Unternehmen in der Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen durch Erweiterung ihres derzeitigen Produktportfolios oder durch Verlagerung ihres Kernangebots in neue Bereiche. Weitere Wachstumsfelder umfassen die Nutzung digitaler Technologien und sozialer Medien zur Verbesserung des Dienstleistungsniveaus, zur Gewinnung neuer Kunden und zur Erleichterung von Zahlungstransaktionen. Bemerkenswert hierbei ist der beträchtliche Unterschied zwischen den Märkten bei der Nutzung von Akquisitionen als Wachstumsstrategie – die Mehrheit der polnischen KMU betrachtet dies als ihre primäre Wachstumsmöglichkeit, im Vergleich zu nur 3 % der KMU im Vereinigten Königreich. HERAUSFORDERUNGEN FÜR UNTERNEHMEN USA 1. 2. 3. IRLAND VEREINIGTES KÖNIGREICH DEUTSCHLAND POLEN HONGKONG 51 % Steigende 65 % Steigende 48 % Steigende 56 % 47 % Steigende 40 % Steigende Fixkosten/ Kosten Fixkosten/ Kosten Fixkosten/ Kosten Fachkräftemangel Fixkosten/ Kosten Fixkosten/ Kosten 46 % Staatliche Regulierung/ Gesetze 57 % Staatliche Regulierung/ Gesetze 38 % Staatliche Regulierung/ Gesetze 39 % Cashflow 42 % Fehlende Zeit 35 % Cashflow zur Unternehmensführung 52 % Staatliche Regulierung/ Gesetze 40 % Staatliche Regulierung/ Gesetze 50 % Steigende 34 % Fehlende Fixkosten/ Kosten Nachfrage 39% Fehlende Nachfrage 12 % Cashflow DIE TOP 3-HEMMNISSE FÜR DEN INTERNATIONALEN HANDEL: Wechselkursschwankungen Cashflow 8 % 24 % Abwicklung von Kundenzahlungen 5 % DIE WICHTIGSTEN WACHSTUMSMÖGLICHKEITEN 1. 2. 3. USA IRLAND VEREINIGTES KÖNIGREICH DEUTSCHLAND POLEN HONGKONG 23 % Soziale Medien 25 % Entwicklung 20 % Entwicklung 30 % Entwicklung 60 % Akquisition neuer Produkte und neuer Produkte und neuer Produkte und anderer Dienstleistungen Dienstleistungen Dienstleistungen Unternehmen 14 % Akquisition anderer Unternehmen 13 % Soziale Medien 11 % Soziale Medien 18 % Digitale Technologie (ohne soziale Medien) 20 % Entwicklung 23 % neuer Produkte und Internationaler Dienstleistungen Handel 12 % Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen/ digitale Technologie (ohne soziale Medien) 12 % Digitale Technologie (ohne soziale Medien) 10 % Digitale Technologie (ohne soziale Medien) 11 % Internationaler Handel 8 % Internationaler Handel 35 % Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen 10% Soziale Medien MIT AKQUISITIONEN WOLLEN WACHSEN… 60 % 8 der polnischen KMU 3 % der britischen KMU INVESTITIONSABSICHTEN Trotz der langfristigen Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit spiegelt sich unterschwellig eine positive Einstellung zur lokalen und globalen Wirtschaftsentwicklung in einer hohen Investitionsbereitschaft der KMU für die nächsten zwölf Monate wider. Aufgrund des Fachkräftemangels in einigen Branchen und der Bedeutung von Mitarbeiterbindung und Rekrutierung für viele KMU überrascht es nicht, dass Mitarbeiterschulungen und -entwicklung (46 %) in der Studie als wichtigstes Investitionsvorhaben genannt wurden. Andere zentrale Investitionsbereiche sind Vertrieb und Marketing sowie Maschinen und Anlagen, insbesondere in den USA beziehungsweise Hongkong. 61 % POLEN HONGKONG 29 % 20 % 34 % 42 % 44 % 19 % 15 % 12 % 20 % 22 % 25 VEREINIGTES KÖNIGREICH DEUTSCHLAND 45 % 40 % 53 % 40 % 48 % 39 % 50 % 60 % 65 % 62 % 29 % 40 % 51 % 54 % 53 % 50 % 75 50 USA IRLAND 60 % 48 % 58 % INVESTITIONSSCHWERPUNKTE 0 % Mitarbeiterschulungen und -entwicklung Vertriebs- und Marketingförderung Maschinen und Anlagen IT oder digitale Technologie Rekrutierung neuer Mitarbeiter UNTERNEHMENSFINANZIERUNG Für die Mehrheit der KMU ist die Reinvestition der Unternehmensgewinne die Hauptfinanzierungsquelle. Kontokorrentkredite und Bankdarlehen sind die am häufigsten genutzten Formen der externen Finanzierung, während Peer-to-Peer-Lending und Kreditkarten am wenigsten verbreitet sind. Polnische Unternehmen nutzen mehr als doppelt so häufig externe Finanzierungsquellen wie Unternehmen in Hongkong, den USA und dem Vereinigten Königreich. Über die Hälfte der KMU in Deutschland ist der Ansicht, dass die Verfügbarkeit von Finanzierungen für Unternehmen gut oder hervorragend ist. Im Gegensatz dazu betrachten die irischen KMU die Verfügbarkeit von Finanzierungen für Unternehmen als schlecht. Trotz der verbreiteten Auffassung, dass der Zugang zu externer Finanzierung schwierig ist, wurde nur 13 % der KMU in der Vergangenheit eine Finanzierung verweigert. VERFÜGBARKEIT VON FINANZIERUNGEN 21 % USA IRLAND 22 % 27 % 30 % 28 % 32 % 33 % Verwendung externer Quellen zur Finanzierung Global Business Monitor 2016 47 % 8 % 42 % 55 % 26 % VEREINIGTES KÖNIGREICH DEUTSCHLAND 32 % Verfügbarkeit von Finanzierungen hervorragend oder gut POLEN HONGKONG 14 % 23 % 13 % 13 % 7 % Finanzierung wurde in der Vergangenheit verweigert 9 MARKANALYSE: USA Einwohnerzahl: 321,6 Mio. Anzahl der Unternehmen: 28,7 Mio. MARKTÜBERBLICK Mit einem Bruttoinlandsprodukt, das mehr als ein Viertel des globalen BIP ausmacht, sind die USA die größte Volkswirtschaft der Welt1. Einige der wichtigsten Unternehmen und Finanzplätze der Welt haben dort ihren Sitz, etwa in New York, Chicago und Los Angeles. Der Dienstleistungssektor ist der Wirtschaftsmotor der USA und macht knapp 80 % des BIP aus. Ein weiterer zentraler Sektor ist die verarbeitende Industrie mit einem Anteil von 15 % am BIP. Die USA werden als führend in Sektoren wie Automotive, Luftfahrt, Maschinen, Telekommunikation und Chemie angesehen.2 Unternehmertum ist ein zentraler Faktor für den Erfolg der US-Wirtschaft. Trotz eines Rückgangs der Unternehmensgründungen seit den frühen 1980er Jahren gibt es Schätzungen zufolge ca. 27,9 Mio. kleine Unternehmen und mehr als 18.000 Unternehmen mit 500 oder mehr Mitarbeitern. Die Wirtschaft erholt sich weiter von der globalen Finanzkrise im Jahr 2008. Der stabile Arbeitsmarkt und die steigenden Immobilienpreise wirken dem zunehmenden Wettbewerb aus China, dem rückläufigen internationalen Wirtschaftswachstum und dem schrumpfenden Ölsektor entgegen. Trotz Ängsten vor einer Marktüberhitzung und dem langen und umkämpften Präsidentschaftswahlkampf entwickelt sich 2017 zu einem äußerst wichtigen Jahr für die USWirtschaft. Da die niedrigen Zinsen die Wirtschaft stabilisiert haben, wird die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen in den kommenden Monaten wahrscheinlich anheben. Dies wird nach Ansicht vieler Experten das weitere Wirtschaftswachstum bremsen. IAN WATSON CEO, BIBBY FINANCIAL SERVICES NORDAMERIKA 10 ANALYSE DER STUDIENERGEBNISSE Trotz Unsicherheiten bei der Zinsentwicklung sind KMU in den USA relativ optimistisch mit Blick auf die Geschäftsentwicklung und die Wirtschaft im Allgemeinen. Mehr als zwei Fünftel der Befragten (41 %) erwarten steigende Umsätze und knapp die Hälfte (49 %) ist mit der Entwicklung der heimischen Wirtschaft zufrieden. Verhaltener ist jedoch der Blick auf die Weltwirtschaft: Nur 12 % bewerten deren Aussichten positiv. Die Wahrscheinlichkeit, dass größere Unternehmen die Entwicklung der Weltwirtschaft als positiv bewerten, war dreimal höher als bei kleineren Unternehmen. Außer einem geringfügigen Rückgang der Umsatzerwartungen nach der Brexit-Abstimmung am 23. Juni 2016 scheint es so, als ob der Brexit bei KMU in den USA kaum Auswirkungen auf die Einschätzung der globalen Konjunkturentwicklung hatte. Das liegt möglicherweise im Fokus vieler US-Firmen auf den Binnenhandel begründet. 37 % aller für den Global Business Monitor befragten KMU exportieren, 26 % importieren. Dagegen liegen die Quoten für US-Unternehmen deutlich niedriger, bei 10% (Exporte) und 12% (Importe). Die Beziehung des Vereinigten Königreichs zur EU hat nur geringe Auswirkungen auf die Unternehmen in den USA. Hingegen zählen steigende Fixkosten, staatliche Regulierung, fehlende Zeit zum effektiven Führen des Unternehmens und Sorgen mit Blick auf die Cashflow-Entwicklung zu den von den Umfrageteilnehmern der Befragung genannten Herausforderungen. Ähnlich wie die Unternehmen in Deutschland planen 98 % der KMU in den USA in den nächsten Monaten Investitionen. Zentrale Investitionsbereiche sind dabei Vertrieb und Marketing, Mitarbeiterschulungen und -entwicklung, IT- und digitale Technologien sowie Maschinen und Anlagen. Die digitale Wirtschaft ist eine treibende Kraft, da die Nutzung der sozialen Medien als die größte Wachstumsmöglichkeit für KMU identifiziert wurde. Ungefähr ein Viertel der befragten KMU nutzen gewerbliche Finanzierungen zur Umsetzung ihrer Investitionspläne. Nur 14 % der Unternehmen in den USA waren der Ansicht, dass der Zugang zu externen Finanzierungen schlecht ist. Die meisten KMU werden von ihren Kunden innerhalb der StandardZahlungsfrist in den USA von 30 Tagen bezahlt. Ungeachtet dessen beschrieb ein Drittel der KMU den Cashflow als ein Problem. Ein Viertel der Unternehmen war in der Vergangenheit von Zahlungsausfällen betroffen, wobei Unternehmen durchschnittlich 17.000 EUR abschreiben mussten. Fallstudie: Crowder Trucking Nachdem Richard Crowder 16 Jahre lang als Truck-Fahrer für andere Unternehmen tätig war, kaufte er 1991 seinen eigenen Truck und begann, auf eigene Rechnung zu arbeiten. Neun Jahre später wandte sich seine Tochter mit seiner Geschichte an die Produzenten der US-Fernsehsendung Trick My Truck – und Richard Crowder wurde aus 7.000 eingegangenen Bewerbungen ausgewählt. Sein Truck, der zu diesem Zeitpunkt unzuverlässig war und häufig Pannen hatte, wurde in das Gefährt seiner Träume verwandelt. Nun war es an der Zeit, sein Geschäft auszubauen, wozu er die richtige Art der Finanzierung und Unterstützung benötigte. Ein Freund hatte ihm von Bibby Transportation Finance erzählt. Nach einigen Nachforschungen zum Unternehmen kam Richard Crowder zu dem Schluss, dass der Sitz der Unternehmensgruppe in Nashville von Vorteil sein würde. So konnte er das Team treffen und bei seinen regelmäßigen Besuchen zur Abgabe der Frachtabrechnungen die Teammitglieder persönlich kennenlernen. Dank der finanziellen Unterstützung konnte er mehr Trucks kaufen und zusätzliche Fahrer einstellen. Die Back-Office-Services des Unternehmens ermöglichten es ihm, sich auf die Gewinnung neuer Aufträge zu konzentrieren, anstatt sich mit den administrativen Aufgaben abmühen zu müssen, die Kleinunternehmer häufig ausbremsen. Seine Flotte wuchs von einem auf zehn Trucks an. Aber größer ist nicht immer besser. Mitte 2013 stellte Richard Crowder fest, dass er effektiver für seine Kunden arbeiten könnte , wenn er sich verkleinern würde. Daher reduzierte er seine Flotte von zehn auf fünf Trucks, die leichter zu managen waren. Dank reduzierter Fixkosten und einer geringeren Mitarbeiterzahl konnte sich der Eigentümer von Crowder Trucking, LLC noch stärker auf größere Aufträge konzentrieren, die sein Unternehmen voranbringen. „Ich konnte meinen Kundenstamm beträchtlich ausbauen und wir können nun große Aufträge viel konsequenter abwickeln. Großaufträge waren früher eine Seltenheit, heute arbeiten wir jeden Tag für solche Kunden.“ RICHARD CROWDER, CROWDER TRUCKING 1. www.tradingeconomics.com/united-states/indicators 2. www.focus-economics.com/countries/united-states Global Business Monitor 2016 11 MARKTANALYSE: IRLAND Einwohnerzahl: 4,6 Mio. Anzahl der Unternehmen: 238.249 MARKTÜBERBLICK Irland belegt in der Liste der größten Volkswirtschaften der Welt Rang 43 und erzielte im Jahr 2015 ein starkes Wirtschaftswachstum. Grund hierfür ist vor allem die offene und globalisierte Wirtschaft des Landes. Aufgrund der Nachbarschaft zum Vereinigten Königreich hängt die Wirtschaft in Irland in hohem Maße von der Wirtschaftsentwicklung im Vereinigten Königreich ab. Frühindikatoren deuten darauf hin, dass der Brexit für eine gewisse Unsicherheit bei den irischen KMU gesorgt hat. Laut dem Economic and Social Research Institute soll das Wirtschaftswachstum in Irland für die letzten Monate des Jahres 2016 bis in das Jahr 2017 stark bleiben. Dabei wird ein BIP-Wachstum von 4,3 % bzw. 3,8 % erwartet.5 Irland übertrifft damit viele andere europäische Volkswirtschaften. Die Arbeitslosenquote in Irland stabilisierte sich im September 2016 mit 7,9 % – ein Rückgang von mehr als 7 % von ihrem Höchststand und einhergehend mit einer Verringerung der Arbeitslosigkeit in allen Regionen Irlands.6 Einige Branchen arbeiten an den Kapazitätsgrenzen, wir beobachten Lohninflation in Schlüsselindustrien wie IT und Finanzdienstleistungen. Große Unternehmen können zwar meist die im Zuge der Brexit-Abstimmung entstandene Unsicherheit durch die Nutzung von Reserven und langfristiger Finanzierung überstehen, KMU verfügen jedoch normalerweise nicht über ein solches Sicherheitsnetz. Irland verfügt nur über einen kleinen Binnenmarkt, daher spielt der Export eine wichtige Rolle für das langfristige Wirtschaftswachstum, den Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Stabilität. Irische Unternehmen haben weiterhin viel Potenzial, ihre Umsätze in Exportmärkten zu steigern. Die Ausarbeitung einer neuen Finanzdienstleistungsregulierung zwischen dem Vereinigten Königreich und Irland nach dem Brexit wird wahrscheinlich viel Zeit in Anspruch nehmen, was zu weiterer Unsicherheit und zusätzlichen Kosten führt. Hinzu kommt, dass der im November 2015 vom Department of Finance in Auftrag gegebene „SME Credit Demand Survey“ eine deutliche Risikoaversion unter KMU mit Blick auf die Aufnahme von Schulden aufgezeigt hat. Viele Unternehmen setzen auf interne Mittel zur Wachstumsfinanzierung. Irische KMU sollten vor der Einleitung des Verfahrens zum EU-Austritt die vorhandenen Wachstumsmöglichkeiten ausnutzen und die Stabilität in die eigenen Hände nehmen. Dazu gehören auch eine planvolle Absicherung von Wachstumsfinanzierungen, Inkasso sowie der Schutz vor Zahlungsausfällen. BERNARD O’HARE MANAGING DIRECTOR, BIBBY FINANCIAL SERVICES IRLAND 12 ANALYSE DER STUDIENERGEBNISSE IT-Infrastruktur und digitale Technologien gerichtet sind. Trotz der positiven Einschätzung, blieben bzgl. des wirtschaftlichen Umfeldes der KMU Bedenken: In diesem Zusammenhang wurde der Erhalt des Cashflows, staatliche Regulierung und steigende Fixkosten als wesentliche Herausforderungen genannt. Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass der Zugang zu frischem Kapital immer noch ein großes Problem darstellt: Ein relativ hoher Anteil der befragten KMU (29 %) ist der Ansicht, dass die Verfügbarkeit von Kapital unzureichend ist. Größere Unternehmen waren bezüglich möglicher Finanzierungsquellen positiv eingestellt; 47 % der KMU mit über 50 Mitarbeitern gaben an, dass der Zugang zu Kapital in ihrem Wie auch bei anderen wirtschaftlichen Indikatoren schätzen irische Sektor entweder gut oder hervorragend war. KMU den eigenen Binnenmarkt stärker ein, als sie es bei der Darüber hinaus gaben mehr als zwei Fünftel der irischen KMU an, Weltwirtschaft tun. Mehr als zwei Drittel (67 %) beschreiben die Entwicklung der irischen Wirtschaft als gut; bei der Weltwirtschaft dass sie in den letzten zwölf Monaten von Forderungsverlusten betroffen waren. Infolgedessen mussten 21 % der KMU sind nur 14 % dieser Meinung. im vergangenen Jahr ihre Forderungen abschreiben. Die Über die Hälfte der KMU (57 %) erwarten in den durchschnittliche Abschreibungshöhe betrug 23.000 EUR. Unsere nächsten 12 Monaten eine Umsatzsteigerung. Studie stellt fest, dass das durchschnittliche Zahlungsziel bei Unternehmen mit Umsätzen über 1,2 Mio. EUR sind Rechnungen 38 Tage beträgt. Eine beträchtliche Zahl der KMU (17 %) wartet bis zu drei Monate oder länger auf die Begleichung hierbei besonders optimistisch. ihrer Forderungen. Irische KMU aus dem Transportbereich (78 %), dem Gastgewerbe sowie dem Freizeitsektor (78 %) haben branchenübergreifend die positivste Einstellung. Unternehmen mit Umsätzen von über 6 Mio. EUR betrachten die wirtschaftliche Entwicklung ebenfalls positiv. Die befragten KMU gaben zudem an, dass ihre Investitionen im Jahr 2016 auf die Schulung von Mitarbeitern, Verbesserung der Die Ergebnisse bestätigen die Unsicherheit infolge der BrexitAbstimmung am 23. Juni 2016 – insbesondere KMU sind hiervon betroffen. Steigende Unsicherheit kann zu Verzögerungen bei der Rechnungsstellung sowie ihrer Bezahlung führen. Die Studie stellt zwar eine Verbesserung bei der Wahrnehmung fest, ob Banken Kredite an KMU vergeben. Es herrscht allerdings die Ansicht vor, dass Banken dies nur bei einer geringen Anzahl an Unternehmen tun. Der Anteil der KMU, die in einem Zeitraum von bis zu zwölf Monaten nach dem Brexit-Referendum einen Umsatzanstieg erwarten, ging von 72 % auf 53 % beträchtlich zurück. Fallstudie: Allpro Services Das in Galway ansässige Unternehmen Allpro Services ist eines der führenden Unternehmen im Bereich des Gebäudemanagements sowie von Reinigungsdienstleistungen in Irland. Es wurde 2002 gegründet und ist seither jährlich gewachsen. Sein Angebot konnte vor vier Jahren außerdem um Sicherheitsdienstleistungen erweitert werden. Mit Niederlassungen in Dublin, Cork und Limerick und einer Belegschaft von 450 Mitarbeitern schreibt Allpro Services seine schnelle Expansion der Rechnungsfinanzierung zu. Allpro Services erbringt seine Dienstleistungen für Kunden aus verschiedenen Branchen, einschließlich Krankenhäuser, Universitäten, Gebäuden der öffentlichen Hand, Büros und Einzelhändler. Allpro Services hat in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass lange Zahlungsfristen hinderlich für den eigenen Cashflow waren. Das Unternehmen hatte seine Rechnungsfinanzierung zunächst über eine Bank versucht, jedoch festgestellt, dass dies Einschränkungen für das eigene Geschäft zur Folge hatte. Die Lösung, die Bibby Financial Services Allpro Services bot, ist ein individueller und gleichzeitig umfassender Ansatz. Er betrachtete dabei die Gesamtsituation des Unternehmens – inkl. der erwarteten Wachstumsraten und Anforderungen für die nächsten zwölf Monate. „Mit dieser Partnerschaft wissen wir, dass wir über eine sichere Kapitaldeckung unserer Kosten, wie beispielsweise Gehälter, Lieferanten und Gemeinkosten, verfügen. Dies ermöglicht es uns, maßgeschneiderte Gebäudemanagement-Services für unsere Kunden zu erbringen.“ CONOR NOLAN, OPERATIONS MANAGER – ALLPRO SERVICES 3. www.tradingeconomics.com/ireland/indicators 4. www.cso.ie/en/media/csoie/newsevents/documents/IrelandEconomicGrowthFigures.pdf www.ec.europa.eu/eurostat/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=en&pcode=tec00115&plugin=0 5. www.esri.ie/news/latest-esri-forecast-predicts-strong-gdp-growth-to-continue-into-2016/ 6. www.ntma.ie/business-areas/funding-and-debt-management/irish-economy Global Business Monitor 2016 13 MARKTANALYSE: VEREINIGTES KÖNIGREICH Einwohnerzahl: 64,9 Mio. Anzahl der Unternehmen: 5,4 Mio. MARKTÜBERBLICK Bis zum Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union (EU) am 23. Juni 2016 war Großbritannien die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Nach der Entscheidung aus der EU auszutreten, ist es auf den sechsten Platz abgerutscht.7 Im Rückblick und aus ökonomischer Perspektive wird das Jahr 2016 für die britische Wirtschaft aus zwei Hälften bestehen: Die Zeit vor und die Zeit nach dem Brexit-Referendum. Vor der Abstimmung verzeichnete das Vereinigte Königreich in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2016 ein Wachstum von 0,4 % bzw. 0,6 %. Trotz anfänglicher Sorge vor einer Abkühlung, korrigierte die OECD kürzlich ihre Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2016 auf 1,8 %. Grund hierfür war das starke Wirtschaftswachstum in der ersten Jahreshälfte 2016.8 Für 2017 hat die OECD ihre Wachstumsprognose jedoch auf 1 % gesenkt, da sie erwartet, dass sich die Unsicherheit infolge des Brexit beträchtlich auf die Wirtschaft im Vereinigten Königreich auswirken wird. Während die britische Regierung die Brexit-Verhandlungen vorbereitet, zeigen erste Kennzahlen eine Stabilisierung und in einigen Bereichen sogar ein Wachstum der Wirtschaft auf. Im Juli, als das britische Pfund 15 %9 gegenüber anderen Währungen verlor (verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Vorjahr), stiegen die Exporte um 2 %. Im gleichen Zeitraum gingen die Importe um 0,5 % zurück. Das Handelsdefizit des Vereinigten Königreichs verringerte sich so um mehr als 1,1 Mrd. EUR.10 Der Dienstleistungssektor bleibt das Herzstück der Wirtschaft. Die Verbraucher scheinen ihre Ängste bezüglich des Brexits abgeschüttelt zu haben und konsumieren - sie sorgen so für ein Wachstum in der dominanten Branche der Wirtschaft des Vereinigten Königreichs. Für das ausgehende Jahr 2016 sowie Anfang 2017 bietet sich aus ökonomischer Perspektive ein unklares Bild. Sowohl vor als auch nach dem Brexit-Referendum stellten Unternehmen weiterhin Mitarbeiter ein, wodurch die Arbeitslosenquote auf 4,9 % zurückging.11 Ob dieser Trend anhält, kann derzeit noch nicht abschließend gesagt werden. Dem Vereinigten Königreich stehen bis zum Ausscheiden aus der EU in spätestens zwei Jahren wirtschaftlich turbulente Zeiten12 bevor. Die Regierung hat dem folgend eine Neuausrichtung ihrer Wirtschaftspolitik signalisiert. EDWARD WINTERTON COMMERCIAL DIRECTOR, BIBBY FINANCIAL SERVICES VEREINIGTES KÖNIGREICH 14 ANALYSE DER STUDIENERGEBNISSE Trotz der Verunsicherung durch den beschlossenen Brexit ist die Hälfte der KMU des Vereinigten Königreichs der Ansicht, dass sich die Binnenwirtschaft gut entwickelt. Im Gegensatz dazu glaubt lediglich ein Viertel (22 %) an eine ähnlich positive Entwicklung der Weltwirtschaft. Das schwächelnde Pfund und die Absicht des Vereinigten Königreichs, seine Exportpolitik neu auszurichten sowie die Bedenken von Firmeninhabern bezüglich der globalen Wirtschaftsentwicklung könnten KMU davon abhalten, neue Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten und ihr Geschäft expansiv zu betreiben. Infolge dieser Entwicklung haben KMU im Vereinigten Königreich die geringsten Umsatzerwartungen; nur etwa ein Drittel (36 %) erwarteten in den nächsten drei Monaten einen Umsatzanstieg. Tatsächlich ging eines von zehn KMU von einem Umsatzrückgang aus. Als zwei der drei größten Herausforderungen für Unternehmen werden steigende Kosten und die Sicherung des eigenen Cashflows genannt. Auch staatliche Eingriffe, in Form von Regulierungen und Gesetzen, werden als große Herausforderungen für Unternehmen betrachtet. Trotz der schwierigen Situation sind Unternehmen bereit, in die Schulung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Daneben werden Vertrieb und Marketing sowie die Stärkung der IT-Infrastruktur und digitaler Technologien als Investitionsschwerpunkt genannt. Zur Überwindung dieser Herausforderungen und Finanzierung geplanter Investitionen reinvestiert über ein Drittel (37 %) der KMU ihre Gewinne, während ein Viertel (26 %) bei der Finanzierung auf externe Quellen setzt. Das Vereinigte Königreich hatte in den letzten zwölf Monaten den geringsten Anteil an Unternehmen mit Zahlungsausfällen. Weniger als ein Fünftel (17 %) der Unternehmen war davon betroffen. Von diesen Unternehmen konnte knapp ein Viertel den genauen Betrag ihres Verlusts nicht beziffern. Der durchschnittliche Verlustbetrag belief sich auf einen Gegenwert von rund 48.000 EUR. Fallstudie: Ming Foods Ming Foods Ltd produziert seit 2005 chinesische Pfannkuchen und liefert diese an britische und internationale Restaurants und Lebensmittelproduzenten. 2012 fiel die Finanzierungsfazilität weg. Dies war für das Wachstumspotenzial des Unternehmens ein spürbares Hemmnis. Um mögliche Implikationen auf das Wachstum des Unternehmens zu vermeiden, wandte sich Ming Foods 2015 an Bibby Financial Services und bat um Hilfe bei der Unternehmensfinanzierung durch RechnungsfinanzierungsFazilitäten. Durch die Unterstützung von BFS kann das Unternehmen seine Zukunft sichern und gewährleisten, dass die aus 28 Personen bestehende Belegschaft weiterhin marktführende Produkte herstellt und an Kunden von Las Vegas bis Zypern verkaufen kann. In seiner neuen Produktionsstätte in Swanley, Kent, produziert das Unternehmen derzeit 3 Millionen Pfannkuchen pro Woche, dies entspricht insgesamt 1.500 Tonnen im Jahr. Das Unternehmen hat seinen Umsatz in 8 Jahren mehr als verdoppeln können: Von 1,1 Mio. EUR im Jahr 2008 auf 2,5 Mio. EUR im Jahr 2016. Sam Duong, CEO von Ming Foods, erklärte: „Als wir Unterstützung brauchten, war BFS für uns da und stellte uns in nur drei Wochen die benötigte Finanzierung zur Verfügung. Wir planen nun als Unternehmen mit Sitz im Vereinigten Königreich, chinesische Lebensmittel nach China zu verkaufen. Die kontinuierliche Finanzierung hat uns diesem Ziel einen Schritt nähergebracht.“ Über die Entscheidung zum Austritt aus der EU sagte Sam: „Ob es einem gefällt oder nicht, das Referendum ist vorbei und die Entscheidung ist gefallen. Als KMU müssen wir versuchen, das Beste aus den Möglichkeiten zu machen, die sich uns in dieser Situation bieten. Der Export ist ein wesentlicher Teil unseres Geschäfts. Die Wechselkursschwankungen haben diese einfacher gemacht; seit dem Referendum sind unsere Exporte um 5 % gestiegen.“ SAM DUONG, CEO – MING FOODS 7. www.tradingeconomics.com/united-kingdom/indicators 8. www.ons.gov.uk/economy/grossdomesticproductgdp/bulletins/grossdomesticproductpreliminaryestimate/previousReleases 9. www.bbc.co.uk/news/business-37315866 10. www.ons.gov.uk/economy/nationalaccounts/balanceofpayments/bulletins/uktrade/july2016 11. www.ons.gov.uk/employmentandlabourmarket/peoplenotinwork/unemployment 12. www.ft.com/content/bd1cecf2-893e-11e6-8cb7-e7ada1d123b1 Global Business Monitor 2016 15 MARKTANALYSE: DEUTSCHLAND Einwohnerzahl: 82,2 Mio. Anzahl der Unternehmen: 3,6 Mio. MARKTÜBERBLICK Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Als größte Volkswirtschaft Europas wird sie als wirtschaftlicher Motor der Europäischen Union angesehen. Ihr Anteil an der globalen Wirtschaft liegt bei etwa 5 %.13 Trotz ihrer Stärke in der Vergangenheit erlebt Deutschland derzeit eine Phase moderaten Wachstums. Eine Entwicklung, die sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Laut Prognosen der deutschen Bundesregierung soll die deutsche Wirtschaft im Jahr 2016 um 1,8 % und im Jahr 2017 um 1,4 % wachsen.14 Das Vertrauen der Verbraucher ist in den letzten zwei Jahren stabil geblieben. Beschäftigungs- und Exportzahlen sind in der ersten Jahreshälfte 2016 um 1,2 % bzw. 1,4 % gestiegen. Letzteres führte zu einer Zunahme des Handelsüberschusses von 6 %.15 Der Mittelstand, also kleine und mittelständische Unternehmen, ist dabei der Motor der deutschen Volkswirtschaft. Er steuert 55 % zur Nettowertschöpfung der Bundesrepublik bei und beschäftigt dabei rund 60 % aller Erwerbstätigen des Landes.16 Die Relevanz des Mittelstandes für die deutsche Wirtschaft ist nicht zu übersehen: Rund 99 % aller deutschen Unternehmen fallen in die Kategorie der KMU.17 Laut einer Umfrage des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHK) blicken mittelständische Unternehmen optimistisch in die Zukunft und planen 2016 die Schaffung von 200.000 neuen Arbeitsstellen.18 Die Verfügbarkeit von Kapital ist im Vergleich mit anderen Ländern weiterhin sehr gut. Größere deutsche Unternehmen nutzen die Vorteile des EZB-Programms zur quantitativen Lockerung; kleinere Unternehmen haben hingegen jedoch größere Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen. Die meisten von der EZB gekauften Unternehmensanleihen wurden von großen Unternehmen ausgegeben. Diese Unternehmen haben einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt oder Finanzinvestoren. Trotz des positiven Ausblicks gibt es eine Reihe von kurz- und langfristigen Risiken, die sich aus den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im In- und Ausland ergeben. Der Fachkräftemangel, steigende Lohnkosten, Bestimmungen zu Zeitarbeitskräften und die Reform der Erbschaftssteuer stellen unmittelbare Herausforderungen dar. Zudem könnten sich internationale Konflikte und humanitäre Krisen sowie die Unsicherheit in nahe gelegenen Märkten (Türkei und Brexit im Vereinigten Königreich) zukünftig auf die deutsche Wirtschaft auswirken und potenzielle Herausforderungen für Wachstum und Exporte darstellen. ANDREAS DEHLZEIT MANAGING DIRECTOR, BIBBY FINANCIAL SERVICES DEUTSCHLAND 16 ANALYSE DER STUDIENERGEBNISSE Trotz der positiven Haltung deutscher KMU zur heimischen Wirtschaft stellt die Unsicherheit in Bezug auf das globale Wachstum eine potenzielle Belastung für die traditionell stark exportorientierte deutsche Wirtschaft dar. Der Fachkräftemangel ist die größte Herausforderung für deutsche KMU, gefolgt von steigenden Fixkosten und staatlicher Regulierung. Es gibt eine positive Korrelation zwischen der Unternehmensgröße und ihrer Exportquote. Auffällig ist, dass von den befragten deutschen KMU vor allem größere Unternehmen eine negative Einstellung zur Entwicklung der Weltwirtschaft haben. Investitionen werden zukünftig vor allem in die Mitarbeiterschulung und -entwicklung (62 %) getätigt sowie für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter (61 %) eingeplant. Bei der Betrachtung ihrer eigenen Umsatzentwicklung waren deutsche KMU jedoch deutlich positiver: Die Ergebnisse zeigen, dass nach den KMU in Irland auch deutsche Unternehmen in den letzten zwölf Monaten gewachsen sind. Beinahe die Hälfte (48 %) der KMU in Deutschland geben an, dass ihr Umsatz im letzten Jahr gestiegen ist. Die Finanzierung durch Banken spielt eine große Rolle bei der Unternehmensfinanzierung in Deutschland. Nach der Reinvestition von Unternehmensgewinnen (37 %) sind Bankdarlehen die bevorzugte Finanzierungsoption der befragten Unternehmen. Ein Viertel der Befragten finanziert ihr Unternehmen auf diese Weise. Deutsche Unternehmen sind auch mit Blick auf zukünftige Umsätze positiv gestimmt: Mehr als die Hälfte (57 %) erwartet in den nächsten 12 Monaten einen Umsatzzuwachs. Diese Ergebnisse liegen über dem Durchschnitt der insgesamt befragten Unternehmen (43 %). Ein signifikanter Anteil der Befragten war in den letzten zwölf Monaten von Zahlungsausfällen betroffen (43 %), von denen durchschnittlich rund 36.000 EUR abgeschrieben wurden. Bemerkenswert ist, dass rund ein Fünftel (23 %) der Befragten sich nicht bewusst war, wie viel Geld sie infolge der Zahlungsausfälle verlieren. Fallstudie: S pedition Hans Merkle GmbH & Co. KG Die Spedition Hans Merkle GmbH & Co. KG ist ein im Jahr 1959 gegründetes Transport- und Logistikunternehmen in Familienbesitz. Das Unternehmen wird in zweiter Generation von Joachim Hans Merkle, dem Sohn des Gründers, geleitet und umfasst heute eine Flotte von 17 Lkws und 20 Mitarbeitern. Die Kunden stammen vorwiegend aus dem Lebensmittel- und Automobilbereich. Dies hatte zur Folge, dass die Spedition die Zahlungsfristen ihrer Rechnung ändern musste, um im modernen Logistiksektor wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit Zahlungsfristen von bis zu 30 Tagen kam es in den letzten Jahren aufgrund des Zahlungsverzugs einiger Kunden zu Auswirkungen auf den Cashflow des Unternehmens. Dies wirkte sich wiederum auf die Liquidität zur Zahlung der laufenden Kosten und Löhne aus. Langfristig hat dies zudem negative Auswirkungen auf die Investitionsfähigkeit des Unternehmens. Um Zugang zu einer alternativen und verlässlichen Finanzierungsquelle zu erhalten, kam das Unternehmen auf Bibby Financial Services zu. Die Spedition und der Factoring-Anbieter entschieden sich für ein Full Service Factoring als Ideallösung. In der seit drei Jahren laufenden Partnerschaft konnte der Cashflow des Unternehmens verbessert werden. „Full Service Factoring war genau die richtige Entscheidung für uns: Dadurch, dass Bibby Financial Services das Debitorenmanagement komplett übernimmt, ist es uns wieder möglich, uns mehr auf die Prozesse der Unternehmensentwicklung zu konzentrieren. So ist es uns gelungen, seit Beginn der Zusammenarbeit die unzuverlässigen Kunden sukzessive auszusortieren und einen neuen Stamm aus zuverlässigen Debitoren zu akquirieren.“ JOACHIM HANS MERKLE - SPEDITION HANS MERKLE GMBH & CO. KG 13. www.tradingeconomics.com/germany/indicators 14. www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunkturprognose114.html 15. www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2016/08/PD16_273_51.html| 16. www.ifm-bonn.org/statistiken/mittelstand-im-ueberblick/#accordion=0&tab=0 17. www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/UnternehmenHandwerk/KleineMittlereUnternehmenMittelstand/Aktuell_.html 18. www.dihk.de/presse/meldungen/2016-03-23-wansleben-mittelstandsreport Global Business Monitor 2016 17 MARKTANALYSE: POLEN Einwohnerzahl: 38,4 Mio. Anzahl der Unternehmen: 1,5 Mio. MARKTÜBERBLICK Die polnische Wirtschaft ist die größte in Zentraleuropa,19 die sechstgrößte in der EU und steht weltweit auf Platz 24.20 Trotz vieler politischer Veränderungen in den letzten fünfundzwanzig Jahren verfügt Polen über ein starkes und stabiles Fundament und hat in den letzten Jahren stetiges Wachstum erlebt. Diese ökonomische Zuversicht wird belegt durch Wirtschaftsindikatoren, die seit 1989 nachhaltig angestiegen sind. Die polnische Zentralbank (NBP) erwartet 2016 ein BIP-Wachstum von 3,2 % und 3,5 % im Jahr 2017.21 Unter dem Eindruck eines sich ändernden Geschäftsumfeldes und eines schwankenden Wechselkurses sind Widerstands- und Anpassungsfähigkeit die Markenzeichen polnischer Unternehmen. Während der letzten zehn Jahre hat sich Polen zu einem der größten Produktionsstandorte von Möbeln sowie Pkws, Lkws und Bussen in Zentral- und Osteuropa entwickelt. Ferner gelten polnische Unternehmen als treibende Kraft in Europa bei der Herstellung von Kfz- und Ersatzteilen für eine Reihe globaler Fahrzeugmarken. Dem Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung zufolge zählen die chemische und pharmazeutische Industrie in Polen aufgrund von Investitionen in Forschung, Entwicklung und Infrastruktur ebenfalls zu den sich schnell und dynamisch ändernden Zweigen der polnischen Wirtschaft.22 Polen verfügt zudem über gut ausgebildete Arbeitskräfte, im Vergleich zu andern EU-Ländern geringe Lohnkosten und einen großen Binnenmarkt für Konsumgüter, der das Land etwas gegen das Auf und Ab der Weltwirtschaft abschirmt. Diese Qualitäten zusammen mit dem anhaltenden Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre machen Polen zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort. JERZY DABROWSKI GENERAL DIRECTOR, BIBBY FINANCIAL SERVICES POLEN 18 ANALYSE DER STUDIENERGEBNISSE Die Meinungen der polnischen KMU in Bezug auf die Stärke des heimischen Marktes gehen auseinander: 47 % sind der Ansicht, dass er sich gut entwickelt, deutlich mehr als die KMU, die mit Blick auf die Weltwirtschaft zuversichtlich gestimmt sind (36 %). Diese Wachstumsstrategie unterscheidet sich deutlich von der in anderen Märkten, insbesondere im Vereinigten Königreich, wo nur 3 % der Unternehmen Akquisitionen als Wachstumsmöglichkeit ansehen. Das Ergebnis des EU-Referendums im Vereinigten Königreich im Juni scheint sich negativ auf die Erwartungen polnischer KMU an die Weltwirtschaft ausgewirkt zu haben. Die Auswirkungen auf die Umsatzerwartungen waren jedoch gering; 45 % der polnischen KMU rechnen in den nächsten zwölf Monaten mit einem Umsatzwachstum. Unter allen Befragten weltweit war der Anteil derjenigen, die der Ansicht waren, dass die Regierungspolitik Unternehmen ihrer Art nicht begünstigt, bei polnischen KMU am höchsten. Ferner gaben fast die Hälfte (46 %) an, dass der Umgang mit Wechselkursschwankungen die größte Herausforderung beim internationalen Handel darstellt. Investitionen wollen polnische KMU schwerpunktmäßig in Maschinen und Anlagen (39 %) sowie in Vertrieb und Marketing (29 %) tätigen. Steigende Fix- und sonstige Kosten sowie staatliche Regulierung gaben Anlass zur Sorge. Die Akquisition anderer Unternehmen wurde von der Mehrheit der polnischen KMU (60 %) als wichtigste Wachstumsmöglichkeit betrachtet. Mit beträchtlichem Abstand folgen neue Produktentwicklungen (20 %) und der internationale Handel, der von nur 8 % genannt wurde. Dies ist ein Beleg für das Vertrauen in die Stärke der heimischen Wirtschaft in Polen. Über die Hälfte (55 %) der polnischen KMU gaben an, dass sie eine Form der externen Finanzierung nutzten. 36 % greifen jedoch auf Eigenfinanzierung zurück, gefolgt von der Thesaurierung von Unternehmensgewinnen (25 %). Der Anteil von Eigenfinanzierung lag bei polnischen KMU mehr als doppelt so hoch wie bei den im Rahmen des Global Business Monitor befragten KMU in anderen Ländern. Fast ein Viertel der KMU (23 %) gab an, dass ihnen in der Vergangenheit Finanzierungen verweigert wurden, was eine Erklärung der relativen Eigenständigkeit der KMU bei der Finanzierung ihres Geschäfts sein könnte. Ein hoher Anteil der befragten KMU war im letzten Jahr von Zahlungsausfällen betroffen, weswegen jedes Unternehmen 103.000 EUR abschreiben musste. Fallstudie: R omax Romax ist im Holz- und Möbelproduktionssektor tätig und importiert Sperrholz und qualitativ hochwertige Holzprodukte aus Russland und Weißrussland für den Export innerhalb Osteuropas. Die Holzund Möbelproduktion ist – angetrieben durch die Abwertung des Rubels – einer der am schnellsten wachsenden Exportsektoren der polnischen Wirtschaft. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2007 hat sich der Umsatz verzehnfacht. Das Unternehmen wurde für sein dynamisches Wachstum mehrfach ausgezeichnet und plant aufgrund der steigenden Nachfrage in den nächsten zwölf Monaten die Expansion in verschiedene neue Märkte, einschließlich Deutschland und Italien. Derzeit erwirbt das Unternehmen Material von bis zu 40 verschiedenen Herstellern und hat zudem zur Wahrung von zusätzlichen Geschäftsmöglichkeiten in neues Material investiert, für das häufig Vorkasse geleistet werden muss. Zur Verbesserung des Cashflows bei der Vorbereitung des Unternehmenswachstums setzt das Unternehmen Factoring ein. Nach Ansicht von Romax ist es eine agile und flexible Finanzierungsquelle, die zusammen mit dem Unternehmen gewachsen ist. Unternehmensvertreter Anatol Bagiński kommentiert: „Factoring gibt unserem Unternehmen einen sehr starken Vorwärtsimpuls und hat zu einer sofortigen Umsatzsteigerung geführt. Durch die Partnerschaft mit Bibby Financial Services Polen verfügt Romax über zusätzliche Unterstützung durch die Möglichkeit einer Due Diligence zu Geschäftspartnern, deren Rechnungen für Factoring eingereicht wurden, um die potenziellen Risiken von grenzüberschreitendem Handel zu reduzieren.“ ANATOL BAGIŃSKI – ROMAX 19. www.poland.pl/economy 20. www.tradingeconomics.com/poland/indicators 21. www.poland.pl 22. www.mr.gov.pl Global Business Monitor 2016 19 MARKTANALYSE: HONGKONG Einwohnerzahl: 7,3 Mio. Anzahl der Unternehmen: 320.000 MARKTÜBERBLICK Gemessen am BIP liegt Hongkong als eines der führenden globalen Finanzzentren dem Weltwirtschaftsforum zufolge weltweit auf Platz 3423 und bei der globalen Wettbewerbsfähigkeit auf Platz 9.24 Die 320.000 KMU in Hongkong – definiert als Produktionsunternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern und Nicht-Produktionsunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern – sind der Haupttreiber des lokalen Wirtschaftswachstums und machen 98 % aller Unternehmen und 46 % der Beschäftigten aus (mit Ausnahme des öffentlichen Dienstes). Aufgrund seiner geographischen Lage und Beziehung zu China sowie historisch bedingt mit dem Vereinigten Königreich ist Hongkong mit seiner stark exportorientierten Wirtschaft ein wichtiges Tor für Handelsaktivitäten zwischen China und dem Westen. Ein großer Teil der KMU ist daher im Bereich Groß- und Einzelhandel tätig. Aufgrund der Beschaffenheit dieser Branchen und ihrer Fokussierung auf den Überseehandel ist das Schicksal Hongkongs eng mit dem Schicksal der Weltwirtschaft und insbesondere dem globalen Verbrauchervertrauen verknüpft. Parallel zur Verlangsamung des Wachstums der Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren hat sich auch das Wachstum in Hongkong verlangsamt. Das reale Wachstum ist im Jahresvergleich beträchtlich zurückgegangen, von 2,4 % im Jahr 2015 auf 0,8 % im ersten Quartal 2016. Dieser wirtschaftliche Rückgang wird fehlender Dynamik auf dem Heimatmarkt zugeschrieben sowie dem widrigen externen Umfeld. Obwohl langsames Wachstum auch auf den anderen, im Rahmen des Global Business Monitor untersuchten Märkten beobachtet wurde, ist Hongkong der einzige Markt, der im ersten Quartal 2016 einen derart deutlichen Rückgang zu verzeichnen hatte. Eine genaue Analyse der Hintergründe zeigt, dass das Wachstum der privaten Konsumausgaben im Jahresvergleich für den gleichen Zeitraum von 4,7 % auf 1,1 % zurückgegangen ist. Indes gingen die Investitionsausgaben um 10,1 %, zurück, nach einem Rückgang von 2 % im Jahr 2015. Waren und Dienstleistungen verzeichneten einen Rückgang um 3,6 % bzw. 4,9 %.25 Mit Blick auf die Zukunft dürfte das externe Umfeld herausfordernd bleiben. Der wichtigste Impuls für das Wirtschaftswachstum in Hongkong wird von der Binnennachfrage ausgehen müssen.26 Das Budget 2016–2017 enthält eine Reihe von Maßnahmen, die Unternehmen und Einwohnern dabei helfen sollen, diese schwierige Situation zu meistern und die Wirtschaft anzukurbeln. Es bleibt abzuwarten, wie wirksam diese Maßnahmen dabei sein werden, dem relativ stagnierenden und negativen Wachstumsumfeld entgegenzuwirken. Die Regierung Hongkongs hat jedoch ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum von 1 % bis 2 % für 2016 beibehalten. JACKEY CHU MANAGING DIRECTOR, BIBBY FINANCIAL SERVICES HONGKONG 20 ANALYSE DER STUDIENERGEBNISSE KMU in Hongkong sind pessimistisch eingestellt, was sich in moderateren Wachstumserwartungen und wirtschaftlicher Unsicherheit widerspiegelt. Das Ergebnis des EU-Referendums im Vereinigten Königreich scheint die Einstellung zum globalen und lokalen Wirtschaftswachstum negativ beeinflusst zu haben. Ein möglicher Grund hierfür sind die engen Handelsbeziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Hongkong sowie die Rolle Hongkongs als wichtiges Bank- und Finanzzentrum im Raum Asien-Pazifik. Trotz Bedenken bezüglich der Weltwirtschaft sah beinah ein Drittel der Befragten in Hongkong (23 %) den internationalen Handel als wichtige Wachstumsmöglichkeit – der höchste Wert in allen untersuchten Märkten. An erster Stelle wurde jedoch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (35 %) für Unternehmen in Hongkong genannt. Die Ergebnisse des Global Business Monitor deuten auf ein sich weiter verschlechterndes Geschäftsumfeld hin. Kleinere KMU sind dabei weniger optimistisch als größere Unternehmen. Dennoch erwarten knapp ein Viertel aller KMU (24 %) ein Umsatzwachstum in den nächsten 12 Monaten. Steigende Fixkosten und fehlende Nachfrage sind die größten Herausforderungen. Eines von zehn Unternehmen gab an, dass in den nächsten zwölf Monaten keine Investitionen geplant seien. Vertrieb und Marketing ist für 40% der KMU in Hongkong der Top-Investitionsschwerpunkt. Es folgen Investitionen in die Mitarbeiter, einschließlich Schulungen und Weiterentwicklung und Rekrutierung neuem Personals. Die Mehrheit der KMU plant, ihre Investitionen durch die Reinvestition von Gewinnen oder Rücklagen selbst zu finanzieren. Fast drei von zehn KMU (29 %) berichten über Probleme beim Zugang zu Finanzierungen. Die Umfrageergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Exportmärkte für die Wirtschaft. Die KMU in Hongkong exportieren dreimal häufiger (69 %) als Unternehmen im Vereinigten Königreich (22 %) und beinahe siebenmal häufiger als US-Unternehmen (10 %). Der gängigste Weg für KMU, Bankdarlehen zu erhalten, ist die Hinterlegung von Immobilien oder Barmitteln als Sicherheit. Insbesondere kleine Unternehmen verfügen jedoch häufig nicht über solche Sicherheiten. Alternative Finanzierungsquellen wurden nur von 2 % der befragten KMU genutzt. Möglicherweise sind die Vorteile von Debitorenfinanzierung oder Handelsfinanzierung zur Verbesserung des Cashflows noch nicht ausreichend bekannt. Fast ein Drittel der KMU in Hongkong (28 %) war im vergangenen Jahr von Zahlungsausfällen betroffen – ein Risiko, das durch verbesserte Kreditkontrollprozesse reduziert werden könnte. Fallstudie: Forests International Ltd Forests International Ltd wurde 2001 von William Tang in Dongguan gegründet. Das Unternehmen stellt künstliche Weihnachtsbäume her. Innerhalb von 10 Jahren realisierte Forests aufgrund des guten Rufs seiner qualitativ hochwertigen Produkte und des hervorragenden Kundenservice ein schnelles Wachstum. Großaufträge und lange Zahlungsfristen führten jedoch zu einem Cashflow-Engpass. Im Jahr 2013, zu Beginn der Zusammenarbeit mit BFS, belief sich der Umsatz von Forests auf 3 Millionen USD. Heute liegt der Jahresumsatz bei 9 Millionen USD und für 2016 wird ein Wachstum von 10 % erwartet. „Aufgrund der Saisonalität unseres Geschäfts mit Zahlungen, die vorwiegend zwischen Dezember und Februar eingehen, hatten wir Probleme mit dem Management unserer laufenden Betriebsausgaben in der Jahresmitte und konnten keine Großaufträge mehr annehmen. Wir wollten die Wachstumsmöglichkeiten nutzen und entschieden uns daher für die Factoring-Lösung mit Bibby Financial Services, wodurch die Bezahlung unserer Lieferanten erleichtert wurde. Hierdurch verbessert sich unser Cashflow und das Risiko bei der Zusammenarbeit mit ausländischen Lieferanten sinkt. Die Ausweitung der Fazilität auf Purchase Order Finance (Auftragsfinanzierung) half uns ebenfalls dabei, die Produktionskapazität zu steigern.“ WILLIAM TANG, MITGRÜNDER – FORESTS INTERNATIONAL LTD 23. www.tradingeconomics.com/hong-kong/indicators 24. www.tradingeconomics.com/hong-kong/indicators 25. www. hong-kong-economy-research.hktdc.com/business-news/article/Market-Environment/Economic-and-Trade-Infor 26. hong-kong-economy-research.hktdc.com/business-news/article/Market-Environment/Economic-and-Trade-Information-on-Hong-Kong/etihk/en/1/1X48LWJT/1X09OVUL.htm Global Business Monitor 2016 21 SCHLUSSFOLGERUNGEN METHODIK Der Global Business Monitor ist eine internationale Befragung von über 1.200 kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in sechs Ländern: den USA, Irland, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Polen und Hongkong. In Auftrag gegeben wurde das Research von Bibby Financial Services und von Critical Research mittels telefonischer Befragungen zwischen dem 13. und 21. Juli 2016 durchgeführt. Das Profil der befragten Unternehmen: - Pro Land wurden ca. 200 KMU (insgesamt 1.203) in den Sektoren Großhandel, Produktion, Bauwesen, Transport und Dienstleistungen befragt. - Die Unternehmen der Befragten hatten einen Umsatz von bis zu 30 Millionen EUR und weniger als 250 Mitarbeiter. 22 2017 EIN JAHR DER GROßEN VERÄNDERUNGEN 2016 neigt sich dem Ende zu und Unternehmenslenker weltweit erwarten schwierige Zeiten für Unternehmen im Jahr 2017. Das Geschäftsumfeld dürfte besonders herausfordernd werden, weil sich die Welt mit noch nicht gekannten wirtschaftlichen und politischen Veränderungen auseinandersetzen muss. Die Lenker und Eigentümer kleiner Unternehmen weltweit werden eine klare Orientierung, gute Nerven und Widerstandsfähigkeit benötigen, um den wirtschaftlichen und politischen Veränderungen standhalten zu können. Der nächste Verwaltungschef Hongkongs wird am 26. März 2017 gewählt. Zuvor wird er am 11. Dezember 2016 von den 1.200 Mitgliedern des Wahlgremiums nominiert. Der Verwaltungschef hat das mächtigste Amt der Stadt inne und es herrscht Unsicherheit darüber, wer die Position bis 2022 besetzen wird. Dies führt zu Verunsicherung unter den KMU in Hongkong, die Unterstützung von ihren gewählten Vertretern erhalten wollen. Im Vereinigten Königreich herrscht nach der Entscheidung zum Austritt aus der Europäischen Union immer noch große Unsicherheit zur neuen Rolle des Vereinigten Königreichs in der Welt. Die britische Premierministerin Theresa May wird wahrscheinlich noch vor Ende März 2017 Artikel 50 des Vertrags von Lissabon in Kraft setzen, wodurch dann formell der ZweiJahres-Zeitraum für die Austrittsverhandlungen beginnt. Um sicherzustellen, dass das Vereinigte Königreich weiterhin eine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft spielt, müssen Verhandlungen mit Europa geführt und neue Handelsabkommen mit Nicht-EU-Ländern weltweit vereinbart werden. Dann gibt es noch den Wunsch nach einem zweiten Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands, was 2017 zu einem schwierigen Jahr für die 5,4 Millionen KMU im Vereinigten Königreich machen wird. Die nächste Bundestagswahl in Deutschland findet an einem noch nicht festgelegten Datum im nächsten Jahr statt. Bei der letzten Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern erzielte die Partei von Kanzlerin Angela Merkel, die CDU, mit weniger als 20 % der Stimmen eines der schlechtesten Ergebnisse der Parteigeschichte. Deutschland muss als der Wirtschaftsmotor der EU die Führung der wirtschaftlichen und politischen Union übernehmen, deren Form ohne das Vereinigte Königreich gestalten und sicherstellen, dass die deutschen KMU wettbewerbsfähig bleiben. Investitionen von globalen Unternehmen auswirken könnte. Es bleibt abzuwarten, wie die Geschichte ausgehen wird. Unter kleinen Unternehmen wird jedoch der Ruf nach mehr staatlicher Unterstützung immer lauter – auch für sich, nicht nur für große globale Unternehmen. Die Amerikaner haben jüngst Donald Trump zu ihrem neuen Präsidenten gewählt, der ab Januar 2017 die größte Volkswirtschaft der Welt führen wird. Der Wahlkampf hat das Land gespalten wie nur wenige zuvor. Während die Regierung unter Präsident Obama mit Optimismus und Hoffnung begrüßt wurde, ist Besorgnis das vorherrschende Gefühl nach dieser historischen Wahl. Es ist eine Zeit voller Unsicherheit für die geschätzten 28 Millionen Unternehmen in den USA. 2017 wird eindeutig ein Jahr der enormen Veränderungen sein. Aber neben Herausforderungen wird es auch Chancen geben. Die Welt wird sich nach der Wahl des neuen US-Präsidenten und einer EU ohne das Vereinigte Königreich verändern. Es werden die kleinen Unternehmen sein, die dann ihre Flexibilität, Strategie und Weitsicht unter Beweis stellen können, um sich bestmöglich zu positionieren. Unternehmen stellen sich weltweit nicht nur der Herausforderung einer neuen Weltordnung, sondern suchen aktiv nach neuen Gelegenheiten, ihr Geschäft voranzubringen. KMU benötigen unsere Unterstützung. Kleine Unternehmen werden oft als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet und sie werden in den kommenden Monaten und Jahren eine zentrale Rolle bei der Schaffung einer produktiveren und schlagkräftigeren Weltwirtschaft spielen. Polen als Mitgliedsstaat der EU muss ebenfalls dazu beitragen, wie es mit der EU nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs und dem Wegfall von einem Sechstel seiner Fördermittel weitergehen wird. Für Irland wird 2017 ein interessantes Jahr werden. Der Regierung des Landes steht ein Kampf mit der EU über das mit dem Technologieunternehmen Apple geschlossene Steuerabkommen bevor. Apple hat, nachdem das Unternehmen zu einer RekordSteuernachzahlung an Irland in Höhe von 13 Mrd. EUR verurteilt worden war, davor gewarnt, dass sich dies auf zukünftige Steve Box International CEO Bibby Financial Services „Die Welt wird sich nach der Wahl des neuen US-Präsidenten und einer EU ohne das Vereinigte Königreich verändern. Es werden die kleinen Unternehmen sein, die dann ihre Flexibilität, Strategie und Weitsicht unter Beweis stellen können, um sich bestmöglich zu positionieren.“ STEVE BOX, INTERNATIONAL CEO – BIBBY FINANCIAL SERVICES Global Business Monitor 2016 23 ÜBER BIBBY FINANCIAL SERVICES Bibby Financial Services ist einer der weltweit größten bankenunabhängigen Anbieter von internationalen Factoringlösungen und damit verbundenen Dienstleistungen. Mit einem Portfolio aus Full Service-, Inhouse- sowie Export-Factoring unterstützt das Unternehmen mit weltweit über 1.200 Mitarbeitern in 45 eigenständigen Niederlassungen in Europa, Nordamerika und Asien mehr als 9.500 Kunden. Rund 7.000 davon stammen aus dem Mittelstand (KMU), der Kernzielgruppe von Bibby Financial Services. Neben einer Verbesserung der Liquidität profitieren die Kunden von einer höheren finanziellen Flexibilität für weiteres Wachstum. Branchenschwerpunkte verfügt Bibby Financial Services in den Bereichen Personalwesen und -vermittlung, Transport und Logistik, Medizintechnik, industrielle Fertigung sowie exportorientierte Unternehmen. Bibby Financial Services ist ein Tochterunternehmen des vor über 200 Jahren in Liverpool gegründeten Familienunternehmens Bibby Line Group. Die deutsche Niederlassung mit Hauptsitz in Düsseldorf ist Mitglied im Deutschen Factoring-Verband e.V. Weitere Informationen finden Sie unter: www.bibbyfinancialservices.de ÜBER DIE BIBBY LINE GROUP Bibby Financial Services ist Teil der Bibby Line Group (BLG), einem Familienunternehmen mit über 200 Jahren Erfahrung bei der Bereitstellung persönlicher, bedarfsgerechter und flexibler Kundenlösungen. Die BLG setzt jährlich 1,6 Milliarden EUR um und beschäftigt in 20 Ländern 4.500 Mitarbeiter in Bereichen wie Einzelhandel, Offshore, Vertrieb, Versand, Schiffahrt, Anlagenverleih und Waldbestattungen. Weitere Informationen zur Bibby Line Group finden Sie unter: www.bibbylinegroup.co.uk ANSPRECHPARTNER SEAN CASEY Head of External Corporate Communications [email protected] CONSTANCE HERRENSCHMIDT International Head of Communications [email protected] STEFANIE STREICHER Marketing Manager [email protected] 0800 724 235 226 BIBBYFINANCIALSERVICES.DE WIR GLAUBEN AN IHR BUSINESS FULL SERVICE • INHOUSE • EXPORT- UND FREMDWÄHRUNGSFINANZIERUNG