1 Hans Schelkshorn WS 2016/17 Ethik I (Einführung in die philosophische Ethik) Hinführung: Fragen und Aufgaben einer philosophischen Ethik heute 0.1. Vorklärung der Begriffe – Ethik, Moral 0.2. Bereiche philosophischer Ethik: Deskriptive Ethik, normative Ethik, Metaethik, Angewandte Ethik 0.3. Zur Herausforderungssituation für eine gegenwärtige Ethik 0.3.1. „Paradoxie der Problemsituation“ (K.-O. Apel) – Notwendigkeit und theoretische Unmöglichkeit einer rationalen Begründung der Ethik im Zeitalter der Wissenschaft 0.3.2. Historisierung des Moralbegriffs (Vico, Nietzsche) und Aufgabe einer geschichtlichen Selbstvergewisserung des moralischen Bewusstseins 0.3.3. Die Suche nach einer universalen Ethik im Kontext einer interkulturell und interreligiös verfassten Weltgesellschaft 0.3.4. Moral ohne Gott? – Ethik im säkularen Zeitalter 0.3.5. Zukunft der Menschheit als moralisches Problem (Hans Jonas) – die Herausforderung der ökologischen Krise und der Humangenetik 0.3.6. Ethik nach Auschwitz? Literatur Allgemeine Einführungen Arno Anzenbacher, Einführung in die Ethik, Freiburg/Br. 2007. Annemarie Pieper, Einführung in die Ethik, 4. aktual. Ausgabe, Tübingen/Basel 2000. Herlinde, Pauer-Studer, Einführung in die Ethik, Wien 2003. Otfried Höffe (Hg.), Lesebuch zur Ethik. Philosophische Texte von der Antike bis zur Gegenwart, München 1998. Dieter Birnbacher, Analytische Einführung in die Ethik, Berlin/New York 2003. Anton Leist, Die gute Handlung. Eine Einführung in die Ethik, Berlin 2000. Annemarie Pieper (Hg.), Geschichte der neueren Ethik, 2 Bde., Tübingen/Basel 1992. Hanns-Gregor Nissing/Jörn Müller (Hg.), Grundpositionen philosophischer Ethik. Von Aristoteles bis Jürgen Habermas, Darmstadt 2009. Marcus Düwell (Hg.), Handbuch Ethik, 2. überarb. Aufl., Stuttgart 2006. Michael, Quante, Einführung in die allgemeine Ethik, Darmstadt, 4. Aufl. 2011. Titus Stahl, Einführung in die Metaethik, Stuttgart 2013. Dietmar Hübner, Einführung in die philosophische Ethik, Göttingen 2014. Zur Hinführung K.-O. Apel, Die Konflikte unserer Zeit und das Erfordernis einer ethisch-politischen Grundorientierung, in: ders., Diskurs und Verantwortung, Frankfurt/M. 1988, S. 15-41. Giovanni Battista Vico: Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker, 2 Bde., übers. und hrsg. v. V. Hösle u. Ch. Jermann, Hamburg 1990. Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Genealogie der Moral, in: Kritische Studienausgabe, hg. v. C. Colli und M. Montinari, München 1988, Bd. 5. Hans Jonas, Das Prinzip der Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt/M. 1984. Hannah Arendt, Über das Böse. Eine Vorlesung zu Fragen der Ethik, München 2007. 2 Prüfungsmodalitäten Prüfungsstoff ist der Inhalt der Vorlesung. Sämtliche Textblätter und Gliederungen sind auch auf der Homepage des Instituts für Christliche Philosophie zugänglich: http://ph-ktf.univie.ac.at/studium Es besteht die Möglichkeit, über diese VO eine mündliche oder vereinzelt auch schriftliche (nur 30.01.2017 und 28.02.2017) Lehrveranstaltungsprüfung abzulegen. Mündliche Prüfungen jeweils in der Sprechstunde (Mittwoch, 10-12 Uhr; während des Semesters) – Terminvereinbarung mit Sekretariat nach Verfügbarkeit von freien Plätzen, bis spätestens 7 Tage vor Prüfungstermin: [email protected] Ort: Institut für Christliche Philosophie, Schenkenstraße 8-10, 5. Stock, Zimmer 08 Schelkshorn, 1010 Wien. I. Zur historischen Rekonstruktion des Begriffs der „Moral“ – der Übergang zur Achsenzeit 1. Vorläufiger theoretischer Rahmen 1.1. L. Kohlbergs Entwicklungsstufen des moralischen Bewusstseins 1.2. K. Jaspers’ „Theorie der Achsenzeit“ 2. Das Zeitalter der Mythologien – von der Stammesmoral zu staatlichen Großreichen 2.1. Einige Elemente von Stammesmoralen 2.2. Normative Grundlagen der frühen Großreiche (sakrales Königtum, mythisch fundiertes Rechtssystem, Entdeckung der Gesinnung im Strafrecht, Entstehung von Weisheitstraditionen) 2.3. Die Krisenphänomene in mythisch fundierten Moralsystemen früher Hochkulturen a) Konflikte innerhalb der konventionellen Moral – Familie versus Staat (Sophokles: Antigone) b) Zerbrechen des Tun-Ergehens-Zusammenhangs – das Leid des Gerechten c) Problematisierung der Blutrache Literatur: Jan Piaget, Die moralische Entwicklung beim Kind, Zürich 1954. Lawrence Kohlberg, Stages in the Development of Moral Thought and Action, New York 1969. Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, München 1949. Meyer Fortes, Kinship and Social Order, Chicago 1969. - Verwandtschaft und das Axiom der Amity, in: F. Kramer; C. Sigrist (Hg.), Gesellschaften ohne Staat II, Genealogie und Solidarität, Frankfurt/M. 1978, 120-164. H.P. Hasenfratz, Die toten Lebenden. Eine religions-phänomenologische Studie zum sozialen Tod in archaischen Gesellschaften, Leiden 1982. - Krieg und Frieden in archaischen Gemeinschaften, in: F. Stolz (Hg.), Religion zu Krieg und Frieden, Zürich 1986, 13-29. Jan Assmann, Ma’at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, München 1990. Horst Klengel, König Hammurapi und der Alltag Babylons, Zürich 1991. Das Totenbuch der Ägypter, eingel., übers. und erl. v. E. Hornung, München/Zürich 1990 Die Weisheitsbücher der Ägypter. Lehren für das Leben, eing., übers. und erl. v. H. Brunner, München 1991. R. Borger u.a. (Hg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testamens, Bd.1, Lieferung 1: Rechtsbücher, Gütersloh 1982 (darin dt. Übers. des Codex Hammurapi, S. 39-80). G.W.F. Hegel: Werke in 20 Bänden, Frankfurt/M. 1986, daraus: Bd. 3: Phänomenologie des Geistes, S. 354ff.; Bd. 14: Vorlesungen über Ästhetik, S. 459ff. W. Schadewaldt: Die griechische Tragödie. Tübinger Vorlesungen Bd.4, Frankfurt/M. 1991. M. Nussbaum, The Fragility of Goodness. Luck and Ethics in Greek tragedy and Philosophy, Cambridge 1986 (zu Aischylos: 23-84). H.-J. Klimkeit: Der leidende Gerechte in der Religionsgeschichte, in: H. Zinser (Hrsg.): Religionswissenschaft. Eine Einführung, Berlin 1988, S. 164-184. 3 3. Achsenzeitliche Aufbrüche - Moral im „Streit der Schulen“ Vorbemerkung: Fortschreitende Entsakralisierung oder Verschiebung „sakraler Kerne“? 3.1. Übergänge zur „philosophischen“ Ethik 3.1.1. Sokrates und die Krise der Polis 3.1.1.1. Das Programm: Begründung eines neuen Ethos 3.1.1.2. Selbstprüfung durch argumentatives Fragen – „philosophia“ 3.1.1.3. Überwindung des Vergeltungsdenkens: Unrechtleiden ist besser als Unrechttun 3.1.2. Konfuzius und die Krise des Kaisertums 3.1.2.1. Das Programm: „die Namen richtig stellen“ 3.1.2.2. Liebe zum Altertum – die Pflicht zum Lernen 3.1.2.3. Das Fundament der Moral: Riten und Menschlichkeit (ren) – die Goldene Regel Exkurs: Zur Bedeutung der Goldenen Regel – historische und systematische Überlegungen Einführungen in die altchinesische Philosophie bzw. Ethik Heiner Roetz, Die chinesische Ethik der Achsenzeit, Frankfurt/M. 1992. P. Weber-Schäfer, Oikumene und Imperium. Studien zur Ziviltheologie des chinesischen Kaiserreichs, München 1968. Hubert Schleichert, Klassische chinesischen Philosophie. Eine Einführung, 3. neubearb. Auflage v. H. Roetz, Frankfurt/M. 2009. R. Moritz, Die Philosophie im alten China, Berlin 1990. Opitz, Der Weg des Himmels. Zum Geist und zur Gestalt des politischen Denkens im klassischen China, München 2000. W. Bauer, Geschichte der chinesischen Philosophie, München 2006. JeeLoo Liu, An Introduction to Chinese Philosophy. From Ancient Philosophy to Chinese Buddhism, Oxford 2006. Sokrates und Konfuzius Quellen: Frühdialoge Platons; Xenophon: Erinnerungen an Sokrates; Aristophanes: Die Wolken. Die Lehren des Konfuzius, Die vier konfuzianischen Bücher, Chinesisch und Deutsch, übers. v. R. Wilhelm, Frankfurt/M. 2008; Konfuzius, Gespräche, übers. v. R. Moritz, Frankfurt/M. 1983. G. Böhme, Der Typ Sokrates, Frankfurt/M. 1988 (Neuauflage 1992)) G. Figal, Sokrates, München 1995. E. Martens, Die Sache des Sokrates, Stuttgart 1992. W. H. Pleger, Sokrates, Hamburg 1999. C.C.W. Taylor, Sokrates, Freiburg-Basel-Wien 1999. H. Fingarette, Confucius. The Secular as Sacred, New York 1972. H. Roetz, Konfuzius, München 1995. G. Paul, Konfuzius. Meister der Spiritualität, Freiburg i.Br. 2001. G.H. Mahood, Socrates and Confucius: Moral agents or moral philosophers, in: Philosophy East and West, 21 (1971), 177-188. W. E. Steinkraus, Socrates, Confucius, and the Rectification of Names, in: Philosophy East and West, 30 (1980) 261-264. Zur Goldenen Regel Philippidis, Leonidas: Die „Goldene Regel“ religionsgeschichtlich betrachtet, Leipzig 1929. A. Dihle, Die Goldene Regel. Eine Einführung in die Geschichte der antiken und frühchristlichen Vulgärethik, Göttingen 1962. Hoche, Hans-Ulrich: Die Goldene Regel. Neue Aspekte eines alten Moralprinzips, in: Zeitschrift für philosophische Forschung 32 (1978), S…. Wimmer, Universalisierung in der Ethik,… Hans Reiner, Die „Goldene Regel“. Die Bedeutung einer sittlichen Grundformel der Menschheit (1948), in: ders., Die Grundlagen der Sittlichkeit, Meisenheim 1974, 348-379. M.C. Singer, The Golden Rule, in; Philosophy 38 (1963), 293-314 4 3.2. Kosmologische Fundierungen von Moral – Platon und Mo Ti 3.3.1. Platon: Die „Idee des Guten“ und die ideale Polis 3.3.2. Mo Ti – die verbindende Liebe und der Wille des Himmels 4. Paradigmatische Grundlegungen der philosophischen Ethik in Europa und China 4.1. Aristoteles 4.1.1. Historischer Kontext, Quellen 4.1.2. Die Eigenständigkeit der praktischen Philosophie a) Das „für den Menschen Gute (anthropinon agathon)“ – Abgrenzung von Platon b) Methodik - Ethik als Umrisswissen b) Ethik und Politik 4.1.3. Ethik als Wissenschaft vom guten Leben a) Ziel, Gutes, Eudaimonia b) Allgemeine Definition des „höchsten Gutes“ c) Inhaltliche Bestimmung des höchstes Gutes – „Tätigkeit der Seele gemäß der Vernunft“ (NE I,6) d) Die Bedeutung äußerer Glücksgüter (makarios) 4.1.4. Tugendlehre a) Abgrenzung vom Intellektualismus des Sokrates – allgemeine Definition der Tugend b) Die ethischen Tugenden: die Lehre von der Mitte (mesotes) c) dianoetische Tugenden: phronesis 4.1.5. Hierarchie der Lebensformen: theoretische und politische Existenzweise 4.1.6. Kritische Würdigung a) Zur Begründungsproblematik a) Ethischer Partikularismus – Sklaven, Barbaren, Frauen Primärliteratur Aristoteles opera, rec.I. Bekker, 2 Bde., Berlin 1831 (Nachdruck Stuttgart 1960). - Nikomachische Ethik – dt. Übers. v. F. Dirlmeier (Stuttgart; Reclam); v. O. Gigon (dtv); v. E. Rolfes (Hamburg: Meiner). - Eudemische Ethik, übers. und komm. v. F. Dirlmeier, Berlin 31979. - Magna Moralia, übers. und komm. v. F. Dirlmeier, Berlin 51983 - Politik, nach der Übers. v. F. Susemihl, hg. v. W. Kullmann, Reinbeck 1994. - Metaphysik, übers. v. H. Bonitz, neu hg. v. U. Wolf, Reinbeck 1994. Einzelausgaben des griech. Textes in der Reihe "Oxford Classical Texts"; deutsche Einzelausgaben in der "Philosophischen Bibliothek" (Meiner) u.a. Sekundärliteratur Otfried Höffe, Praktische Philosophie – das Modell des Aristoteles, Berlin 21996. - (Hg.), Aristoteles. Nikomachische Ethik (Klassiker auslegen, Bd. 2), Berlin 1995. Ursula Wolf, Aristoteles’ Nikomachische Ethik Darmstadt 2002. Günter Bien: Die Grundlegung der politischen Philosophie bei Aristoteles, Freiburg/München 1973. Antony Kenny, The Aristotelian Ethics, New York 1978. - Aristotle an the perfect Life, Oxford 1992. Amelie Rorty (Hg.), Essays on Aristotle’s Ethics, Berkeley 1981 Sara Brodies, Ethics with Aristoteles, Oxford 1990. Joachim Ritter, Politik und Ethik in der praktischen Philosophie des Aristoteles, in: ders.: Metaphysik und Politik. Studien zur Aristoteles und Hegel, Frankfurt/M 1977, 106-132. Martha Nussbaum, Nicht-relative Tugenden: Ein aristotelischer Ansatz, in: dies., Gerechtigkeit oder Das gute Leben, hg. von H. Pauer-Studer , Frankfurt/M. 1999, S. 227-264. 4.2. Das Naturrecht der Stoa 4.2.1 Zum Grundansatz der stoischen Ethik a) Kosmische Ordnung als das uneingeschränkt Gute b) Einheit von Tugend und Glückseligkeit 4.2.2. Die Lehre von der lex naturalis 5 4.2.3. Zur Entwicklung des ethischen Universalismus und Kosmopolitismus (Zenon, Polybius, Panaitios, Cicero) 4.2.4. Römisch-hellenistisches Denken und die Sklaverei Zur Stoa M. Forschner, Die stoische Ethik, Stuttgart 21995. M. Forschner, Koinos nómos – lex naturalis. Stoisches und christliches Naturgesetz, in: ders., Über das Handeln im Einklang mit der Natur, Darmstadt 1998, S. 5-30. M Pohlenz, Die Stoa, 2 Bde. Göttingen 41972. J.M. Rist, Stoic Philosophy, Cambridge 1969. H.C. Baldry, The Unity of Mankind in Greek Thought, Cambridge 1965. M. Schofield: The Stoic Idea of the City, Chicago/London 1991. M. Nussbaum, Kant und stoischer Kosmopolitismus, in: M. Lutz-Bachmann/J. Bohman, Frieden durch Recht, Frankfurt/M. 1996, S. 45-75. E. Flaig, Artikel „Sklaverei“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 9, Darmstadt 1992, Sp. 976-985. - Weltgeschichte der Sklaverei, München 2009. H. Klees: Herren und Sklaven. Die Sklaverei im ökonomischen und politischen Schrifttum der Griechen in Klassischer Zeit (Forschungen zur antiken Sklaverei 6), Wiesbaden 1975. 4.3. Menzius 4.3.1. Der Streit über die Natur des Menschen – die moralischen Anlagen des Menschen 4.3.2. Vorrang der familiaren Pflichten - Kritik an Mo Ti 4.3.2. Der Rang der Menschen und der Rang des Himmels – „Menschenwürde“ H. Roetz, China und die Menschenrechte: Die Bedeutung der Tradition und die Stellung des Konfuzianismus, in: Gregor Paul/Caroline Y. Robertson-Wensauer (Hg.), Traditionelle chinesische Kultur und Menschenrechtsfrage, Baden-Baden 1997, S. 37-55. Gregor Paul, Konzepte der Menschenwürde in der klass. chinesischen Philosophie, in: A. Siegetsleitner, N. Knoepfler (Hg.), Menschenwürde im interkulturellen Dialog, München 2005, S. 67-90. Wolfgang Ommerborn, Das Mengzi und seine Rezeption in China, in: ders., G. Paul, H. Roetz (Hg.); Das Buch Mengzi im Kontext der Menschenrechtsfrage, Bd. 1, Münster 2011, 125-200. 4.4. Vertragstheoretische Konzeptionen in Europa und China 4.4.1. Lycophron, Karneades, Epikur 4.4.2. Han Feizi 4.5. Zur geistesgeschichtlichen Situierung christlicher Moral 4.5.1. Zur „Ethik“ des Neuen Testaments 4.5.2. Naturrecht im Kontext christlicher Theologie K. Demmer, Ius Caritatis. Zur christologischen Grundlegung der augustinischen Naturrechtslehre, Rom 1961. W. Kluxen, Philosophische Ethik bei Thomas von Aquin, (1964) 2. Aufl., Hamburg 1980 E. Schockenhoff, Naturrecht und Menschenwürde. Universale Ethik in einer geschichtlichen Welt, Mainz 1996. Franz-Josef Bormann, Natur als Horizont sittlicher Praxis. Zur handlungstheoretischen Interpretation der Lehre vom natürlichen Sittengesetz bei Thomas von Aquin, Stuttgart 1999. Literatur zu Sklaverei – Antike/Mittelalter E. Flaig, Artikel „Sklaverei“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 9, Darmstadt 1992, Sp. 976-985. - Weltgeschichte der Sklaverei, München 2009. Herrmann-Ott, Elisabeth (Hg.), Unfreie Arbeits- und Lebensverhältnisse von der Antike bis in die Gegenwart. Eine Einführung, Hildesheim/Zürich/New York 2005. Ch, Delacampagne, Die Geschichte der Sklaverei, Düsseldorf-Zürich 2004. H. Klees, Herren und Sklaven. Die Sklaverei im ökonomischen und politischen Schrifttum der Griechen in Klassischer Zeit (Forschungen zur antiken Sklaverei 6), Wiesbaden 1975. J. Manning, Stoicism and Slavery in the Roman Empire, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, 2, 26,3 (1989), 1518-1543. H. Gülzow, Christentum und Sklaverei in den ersten drei Jahrhunderten, Münster 1995. St. F. Brett, Slavery and the Catholic Tradition. Rights in the Balance, New York u.a. 1994. 6 5. Erweiterung des geschichtsphilosophischen Rahmens: Nach der Achsenzeit 5.1. Die Rückkehr sakraler Monarchien - Achsenzeitliche Weltreiche 5.1.1. Theoretischer Rahmen: die „Verschiebung sakraler Kerne“ in der Achsenzeit 5.1.2. Die neuen Weltreiche 5.1.2.1. Legitimation durch eine achsenzeitliche Bewegung (Ashoka, Han-Dynastie, Konstantin) 5.1.2.2. Moral im Kontext einer normativen Kosmologie (christliche Scholastik, Neokonfuzianismus) 5.1.3. Das offene Problem: „Sklaven“ und „Barbaren“ 5.2. Die „Neuzeit“ als Zweite Achsenzeit 5.2.1. Neuzeitliche Ethik – zwei problematische Deutungen 5.2.1.1. Säkularismus: Neuzeitliche Ethik als Übergang von einer religiösen zu einer rationalen Ethik 5.2.1.2. Religiöser Fundamentalismus: Neuzeitliche Ethik als nihilistischer Atheismus 5.2.2. Ein alternativer Deutungsrahmen: „Neu-Zeit“/Moderne als zweite Achsenzeit und die Wiederkehr des Streits der philosophischen Schulen 5.2.3. Europäische Aufbrüche in die Moderne und die Krise des Naturrechts 5.2.3.1. Der Aufstieg neuzeitlicher Wissenschaft und das Problem des „Sein-Sollens-Fehlschlusses“ (Hume) 5.2.3.2. Frühneuzeitliche Globalisierungsprozesse und die kulturalistische Infragestellung des Naturrechts 5.2.3.3. Globale Ausbreitung der Marktwirtschaft als Herausforderung für die Ethik 5.2.4. Ethische Aufbrüche in der frühen Neuzeit 5.2.4.1. Die Transozeanische Expansion Europas und die Idee eines neuen Kosmopolitismus (Francisco de Vitoria): Völkerrecht, globale Verantwortung (humanitäre Intervention, Weltgesellschaft 5.2.4.2. Die Suche nach einem politischen Rahmen für den „Streit der Schulen“: Entsakralisierung der Politik (Republikanismus, Hobbes) 5.2.4.3. Aufwertung der schöpferischen Freiheit des Menschen (Pico della Mirandola, Montaigne) Literaturhinweis: Charles Taylor, Quellen des Selbst, Frankfurt/M. 1994. - Ein säkulares Zeitalter, Frankfurt/M. 2009. Hans Schelkshorn, Entgrenzungen. Ein europäischer Beitrag zum philosophischen Diskurs über die Moderne, Weilerswist 2009. - Interkulturelle Philosophie und der Diskurs über die Moderne. Eine programmatische Skizze, in: Polylog – Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren 25 (2011), S. 75-100. 6. Zur Konstitution paradigmatischer Ansätze neuzeitlicher Ethik – ein erster Überblick 6.1. Ethik im Kontext eines materialistischen Atheismus (Hobbes, LaMettrie, d’Holbach; Marquis de Sade) 6.2. Theorie der moralischen Gefühle (Hutcheson, Shaftesbury) und Mitleidsethik (Rousseau, Schopenhauer) 6.3. Vom Naturrecht zum Vernunftrecht (Wolffs consensus präsumptus) 6.4. Romantik – Ethik der Authentizität und Wiederverzauberung der Natur A. Baruzzi (Hg.), Aufklärung und Materialismus im Frankreich des 18. Jahrhundert: La Mettrie – Helvetius – Diderot – Sade, München196 P. Kondylis, Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus, Stuttgart: Klett-Cotta 1981, S. 490536. 7 H. Schelkshorn, Hobbes und die Folgen. Zur Genese und Transformation des naturalistischen Projekts der Moderne, in: Grieser (Hg.), Reduktionismen und die Antworten der Philosophie, Königstein 2012, S. 207-239. K. Hamburger, Mitleid, Stuttgart 1985. H. Kiowski, Der metaphysische Aspekt des Mitleids, New York 1995. O. Hallich, Schopenhauers Leidensethik und die moderne Moralphilosophie, Würzburg 1998. 7. Immanuel Kant 7.1. Frühe ethische Ansätze und die Wende zur Transzendentalphilosophie – eine erste Übersicht 7.2. Ausgangspunkt: vorphilosophisches Bewusstsein moralischer Pflicht 7.3. Philosophische Rekonstruktion des alltäglichen Pflichtbewusstseins (GMS, 1 Abschn.) 7.31 Der gute Wille 7.3.2 Der natürliche Zweck der Glückseligkeit – hypothetische Imperative (praktische Vernunft, Willkür) 7.3.3. Unbedingtheit moralischen Sollens – der kategorische Imperativ (reine praktische Vernunft, Wille) a) Gesetzesformel Exkurs: Abgrenzung von empirischer Verallgemeinerung und von der Goldenen Regel b) Der „Grund“ des kategorischen Imperativ: Selbstzweckformel – die Würde der Person Exkurs: Kant und die Rassenlehre c) Autonomie, Reich der Zwecke 7.4 Grundlegungstheoretische Reflexionen –Deduktion (GMS) und das „Faktum der Vernunft“(KpV) 7.5. Ethik und Recht 7.5.1 Unterscheidung zwischen Legalität und Moralität 7.5.2 Rechts- und Tugendpflichten 7.6. Zur Religions- und Geschichtsphilosophie Literatur Werkausgaben Immanuel Kant: Sämtliche Werke. Hrsg. v. d. Preuß. Akademie der Wissenschaften, Berlin 1910ff. (AkademieAusgabe; abgek. AA) - Werke in 12 Bden. Hrsg. v. W. Weischedel, Darmstadt/Frankfurt 1984 Hauptwerke: Kritik der reinen Vernunft (1781; 2. Aufl. 1787); Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785; abgek. GMS); Kritik der praktischen Vernunft (1788); Kritik der Urteilskraft (1790); Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (1793); Metaphysik der Sitten (1797) Zur Einführung: O. Höffe: Immanuel Kant, München 21988 (zur Moral- und Rechtsphilosophie, 170-239) D. Schönecker/A.W. Wood, Kants „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“. Ein einführender Kommentar, Paderborn u.a. 2002. Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Kommentar von Ch. Horn u.a. Fr./M. 2007. Auswahl wichtiger Studien zur Moral- und Rechtsphilosophie H. Allison, Kant’s Theory of Freedom, Cambridge 1990. L.W. Beck: Kants „Kritik der praktischen Vernunft“. Ein Kommentar, München 1974. K. Geismann, Kant und kein Ende, 2 Bde., Würzburg 2009 O. Höffe, Kategorische Rechtsprinzipien. Ein Kontrapunkt der Moderne, Frkf./M. 1990. W. Kersting: Wohlgeordnete Freiheit. Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie, Frkf./M. 1993. - Recht, Gerechtigkeit und demokratische Tugend, Frankfurt/M. 1997. Ch. Korsgard, Creating the Kingdom of Ends, Cambridge 1996. H. Oberer (Hrsg.), Kant – Analysen, Probleme, Kritik, 3 Bde., Würzburg, 1988-1997. 8 O. O’Neill, Constructions of Reason. Explorations of Kant’s Practical Philosophy, Cambridge 1989. W.J. Paton, The Categorical Imperative. A Study in Kant's Moral Philosophy, London 1947 (dt. Der kategorische Imperativ, Berlin 1962). J. Rawls, Geschichte der Moralphilosophie, Frankfurt/M. 2002, S. 173-196 (zu Kant) K. Reich, Kant und die Ethik der Griechen, Tübingen 1935. K. Steigleder, Kants Moralphilosophie, Stuttgart/Weimar 2002. M. Willaschek, Praktische Vernunft. Handlungstheorie und Moralbegründung bei Kant, Stuttgart/Weimar 1992. A.W. Wood, Kant’s Ethical Thought, Cambridge 2006. 8. Die Ethik von John Stuart Mill 8.1. Zur Vorgeschichte – Epikur, Jeremey Bentham 8.2. Leben und Werke 8.3. Grundlegung eines modernen Utilitarismus Literatur: J. St. Mill, Der Utilitarismus, Stuttgart 2000. - On Liberty and other Essays, Oxford 1991. H. Schrader (Hg.): Der klassische Utilitarismus. Einflüsse – Entwicklungen – Folgen, Berlin 1992. O. Höffe (Hg.), Einführung in die utilitaristische Ethik, klassische und zeitgenössische Texte, 4. erw. Ausgabe, Tübingen u.a. 2008 M. Forschner, Über das Vergnügen naturgemäßen Tuns. John Stuart Mills Konzept eines Lebens und Lust und Würde, in: ders., Über das Handeln im Einklang mit der Natur. Grundlagen ethischer Verständigung, Darmstadt 1998, 120-141. Jean-Claude Wolf, John Stuart Mills „Utilitarismus“: ein kritischer Kommentar, Freiburg.i.br. 1992. Utilitaristische Ethik, in: A. Pieper., Geschichte der neueren Ethik, Bd. 1, Tübingen/Basel 1992, S. 151180. Th. M. Seebohm, Kant und Mill über den Ursprung des obersten Prinzips der Moral, in: Th. Grethlein/H. Leitner (Hg.): Inmitten der Zeit. Beiträge zur europäischen Gegenwartsphilosophie, Würzburg 1996, S. 179217. 9. Krise der Moralphilosophie im 19. und 20. Jahrhundert – ein Überblick 9.1. Geschichtsphilosophische Überwindungen der Moral: Marx – Moral als ideologischer Überbau bestimmter Produktionsverhältnisse 9.3. Moral nach dem „Tod Gottes“? – Nietzsche, Dostojewski 9.4. Ohnmacht der Moral und ihre Aufhebung in Gesellschaftstheorie – der frühe Horkheimer 9.5. Krise der Vernunft und die Folge für die Moralphilosophie (Max Weber, Ludwig Wittgenstein) 10. Systematischer Aufriss einer Begründung von Ethik in Auseinandersetzung mit der aktuellen Ansätzen 10.1. Richard Rorty: pragmatische Verabschiedung des Projekts einer Ethikbegründung? 10.2. Neokantianische Ethikbegründungen 10.2.1. Jürgen Habermas, Karl-Otto Apel: Neubegründung ethischer Vernunft im Anschluss an Kant– das Projekt der Diskursethik 10.2.2. Vertiefungen der Diskursethik: Revolte und Befreiung - Albert Camus und Enrique Dussel 10.2.3. John Rawls‘ Theorie der Gerechtigkeit: Von „Thory of Justice“ (1971) zu „Political Liberalism“ (1993) 10.3. Eine Fortführung des Utilitarismus: Peter Singer: Präferenzutilitarismus 9 Literatur Zur Einführung und als Überblick empfehlenswert: K. Ott, Moralbegründungen zur Einführung, Hamburg 2001. Walter Reese-Schäfer, Grenzgötter der Moral. Der neuere europäisch-amerikanische Diskurs zur politischen Ethik, Frankfurt/M. 1997. R. Rorty, Kontingenz, Ironie, Solidarität, Frankfurt/M. 1992. Richard Rorty, Menschenrechte, Rationalität, Gefühl, in: St. Shute/S. Hurley, Die Idee der Menschenrechte, Frankfurt/M. 1996, S. 144-170. Zur Diskursethik: Karl-Otto Apel, „Das Apriori der Kommunikationsgemeinschaft und die Grundlagen der Ethik“, in: ders., Transformation der Philosophie, Frankfurt/M. 1973, S. 358-435. - Diskurs und Verantwortung, Frankfurt/M. 1988. Jürgen Habermas, Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln, 2. Auflage, Frankfurt/M. 1984. ders., Erläuterungen zur Diskursethik, Frankfurt/M. 1991. Marcel Niquet, Moralität und Befolgungsgültigkeit. Prolegomena zu einer realistischen Diskurstheorie der Moral, Würzburg 2002 (bes. Kap. 2, S. 42-116: Entwicklungslinien der Diskursethik bei Apel und Habermas) N. Gottschalk-Mazouz, Diskursethik. Theorien, Entwicklungen, Perspektiven, Berlin 2000. Hans Schelkshorn, Dialogische Vernunft und die Grundlagen interkultureller Ethik. Thesen zu einer Revision der Diskursethik, in: Niels Gottschalk-Mazouz (Hrsg.): Perspektiven der Diskursethik, Würzburg: Königshausen & Neumann 2004, S. 203-235. Albert Camus, Der Mensch in der Revolte, Reinbek bei Hamburg, 1997. Enrique Dussel, The Ethics of Liberation in den Age of Globalization and Exclusion, Durhem 2013. Hans Schelkshorn, Diskurs und Befreiung. Studien zur philosophischen Ethik von Karl-Otto Apel und Enrique Dussel, (Studien zur Interkulturellen Philosophie 6), Amsterdam-Atlanta 1997. - Revolte und Dialog. Albert Camus und die Diskursethik, in: Rudolf Langthaler/Michael Hofer (Hg.), Existenzphilosophie. Anspruch und Kritik einer Denkform (Wiener Jahrbuch für Philosophie XLV), Wien 2014, 99-120 J. Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt/M. 1977 (engl. 1971) - Politischer Liberalismus, Frankfurt/M. 2003 (engl. 1993). P. Singer, Praktische Ethik, 2. rev. und erw. Ausgabe, Stuttgart 1994 (engl. 1993).