8 Zentralkraft-Probleme 8.1 Slide 152 Einleitung Der dreidimensionale harmonische Oszillator in kartesischen Koordinaten • Die potentielle Energie des symmetrischen (kx = ky = kz = k) HamiltonOperators des dreidimensionalen harmonischen Oszillators läßt sich aufgrund seiner speziellen Form auch als abstandsabhängige potentielle Energie schreiben: ∂2 ∂2 ~2 ∂ 2 + + Ĥ(x, y, z) = − 2m ∂x2 ∂y 2 ∂z 2 1 + k x2 + y 2 + z 2 2 | {z } r2 Kann man den kinetischen Energie-Anteil vielleicht ebenfalls als Funktion von r und zwei weiteren Winkelkoordinaten formulieren? Slide 153 Der dreidimensionale harmonische Oszillator in Kugelkoordinaten • Kann man den kinetischen Energie-Anteil vielleicht ebenfalls als Funktion von r und zwei weiteren Winkelkoordinaten formulieren? Etwa in der Form? Ĥ(r, ϑ, φ) = − ~2 1 ∆(r, ϑ, φ) + kr2 2m 2 • Klassisch ist diese Zerlegung der kinetischen Energie in einen Radialanteil und einen Drehimpulsanteil möglich. • Man zerlegt dabei die kinetische Energie im kartesischen Koordinatensystem in zwei Komponenten, nämlich die der Radialbewegung weg von einem (wählbaren) Ursprungspunkt und die einer Drehbewegung um eine Achse durch den Ursprungspunkt Slide 154 90 Beispiel: Planetenbewegung • Die Bewegung der Planeten um die Sonne (oder des Mondes um die Erde) ist eine Drehbewegung auf einer elliptischen Bahn, wobei die Sonne (bzw. die Erde) in einem Brennpunkt stehen. (Kepler’sche Gesetze)15 • Die Bewegung findet (wenn man von äußeren störenden Einflüssen absieht), in einer Ebene statt. (Ebene der Ekliptik ≈ 23.5◦ für die Erde) • Durch diverse (zeitlich veränderliche) Störungen (z.B. durch die Konstellation anderer Planeten) variiert die elliptische Bahn der Erde um die Sonne langfristig (Radialbewegung). 8.1.1 Slide 155 Kugelkoordinaten Kugelkoordinaten z z r θ x φ ρ y y x • Azimutwinkel “Theta” θ oder ϑ (→ Breitengrad) • Winkel “Phi” φ oder ϕ (→ Längengrad) 15 http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes Kepler 91 • z = r cos ϑ • ρ = r sin ϑ • x = r sin ϑ cos ϕ • y = r sin ϑ sin ϕ • Die Ersetzung {x, y, z} → {r, ϑ, ϕ} nennt man eine Koordinatentransformation. Slide 156 Laplace-Operator in Kugelkoordinaten Koordinatentransformation • Annahme: Koordinatentransformation x = x(r, ϑ, ϕ) y = y(r, ϑ, ϕ) z = z(r, ϑ, ϕ) • Weiterhin gebe es eine Rücktransformation r = r(x, y, z) ϑ = ϑ(x, y, z) ϕ = ϕ(x, y, z) • Dann gilt für eine Funktion f (r, ϑ, φ) ∂f ∂r ∂f ∂ϑ ∂f ∂ϕ ∂f = + + ∂x ∂r ∂x ∂ϑ ∂x ∂ϕ ∂x Slide 157 92 ∂ ∂x Differentialoperatoren und ∂2 ∂x2 In Operatorschreibweise ∂ ∂x f = ∂r ∂x ∂ ∂r + ∂ϑ ∂x ∂ ∂ϑ + ∂ϕ ∂x ∂ϕ ∂x ∂ ∂ϕ f Also ∂ ∂x = ∂r ∂x ∂ ∂r + ∂ϑ ∂x ∂ ∂ϑ + ∂ ∂ϕ und Slide 158 ∂2 ∂x2 ∂r ∂ ∂ϑ ∂ ∂ϕ ∂ = + + ∂x ∂r ∂x ∂ϑ ∂x ∂ϕ ∂r ∂ ∂ϑ ∂ ∂ϕ ∂ + + ∂x ∂r ∂x ∂ϑ ∂x ∂ϕ Laplace-Operator in Kugelkoordinaten • . . . analog für y und z • =⇒ . . . =⇒ . . . 2 2 ∂2 ∂ ∂ + + 2 2 ∂x ∂y ∂z 2 2 ∂ 2 ∂ + 2 ∂r r ∂r 1 1 ∂ ∂ sin ϑ 2 r sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ 2 1 1 ∂ 2 r2 sin ϑ ∂φ2 2 ∂ 2 ∂ Λ2 + + ∂r2 r ∂r r2 ∆ = = + + =: mit dem Legendreschen Operator Λ = Λ(ϑ, ϕ) Slide 159 93 Hamilton-Operator in Kugelkoordinaten ~2 Ĥ = V (r) − 2m ∂2 ∂r2 2 + r ∂ ∂r − ~2 Λ2 2mr2 • mr2 ist das Trägheitsmoment der Masse m im Abstand r vom Ursprung. • L̂2 = −~2 Λ2 ist der Drehimpulsoperator. • Der winkelabhängige Term im Operator der kinetischen Energie hat also wie in der klassischen Mechanik die Struktur 1 Drehimpuls2 . 2 Trägheitsmoment 8.1.2 Slide 160 Teilchen auf der Kugeloberfäche Das Teilchen auf der Kugeloberfläche ~2 Ĥ = V (r) − 2m ∂2 ∂r2 2 + r ∂ ∂r ~ 2 Λ2 − 2mr2 • Was passiert, wenn wir den “Aktionsradius” des Teilchens auf die Kugeloberfläche (Radius R) begrenzen? (homo sapiens sapiens vor der Erfindung der Schaufel und des Flugzeugs) ∂ = 0! 1. ∂r 2. V (R) = 0, sonst V (r) → ∞ =⇒ Die Wellenfunktion in R-Richtung ist “uninteressant”! Slide 161 94 Schrödingergleichung des Teilchens auf der Kugel ~2 Ĥψ(ϑ, ϕ; R) = − 2mR2 1 ∂ ∂ sin ϑ sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ 2 ∂ 1 ψ(ϑ, ϕ; R) + 2 sin ϑ ∂ϕ2 R ist ein Parameter. • Die Lösung dieser Differentialgleichung führt auf die sogenannten Kugelflächenfunktionen Ylm (s.u.). 8.1.3 Slide 162 Das Teilchen auf dem Ring Das Teilchen auf dem Ring (auf dem “Kugeläquator”) • Was passiert, wenn wir weiterhin den “Aktionsradius” des Teilchens auf den Äquator beschränken? 1. ϑ wird konstant sein: ϑ = 90◦ ⇒ sin ϑ = 1 ∂ = 0! 2. ∂ϑ 3. Formal wird aus der Variable ϑ wieder ein Parameter. • Die Schrödingergleichung des Teilchens auf dem “Ring” lautet 2 ~2 ∂ Ĥψ(ϕ; R, ϑ) = − ψ(ϕ; R, ϑ) 2 2mR ∂ϕ2 allgemein, auf einem Breitengrad: 2 ~2 ∂ = − ψ(ϕ; R, ϑ) 2 2 ∂ϕ2 2msin ϑR Slide 163 95 Lösung der Schrödingergleichung − ~2 ∂ 2 ψ(ϕ) = Eψ(ϕ) 2mR2 ∂ϕ2 ∂ 2 ψ(ϕ) 2mR2 E = − ψ(ϕ) ∂ϕ2 ~2 • Diese Lösung ist formal die Gleiche wie für das Teilchen im eindimensionalen Kasten. Diesmal ist jedoch die unabhängige Variable keine kartesische Koordinate, sondern eine periodische Winkelvariable. Die formale Lösung lautet ψ(ϕ) = a sin(ml ϕ) + b cos(ml ϕ) = Aeiml ϕ a, b sind reell, A i.A. komplex, i ist die imaginäre Einheit, ml ist ebenfalls reell. Slide 164 Quantisierungsbedingung für ml • Um die Schrödingergleichung zu erfüllen, muss natürlich gelten ml 2 = 2mR2 E ~2 oder E = ml 2 ~2 2mR2 • Da die Variable ϕ periodisch ist, muss man fordern eiml (ϕ+2π) ψ(ϕ + 2π) = ψ(ϕ) , oder iml ϕ i2ml π =e ·e = eiml ϕ um physikalisch eindeutige Lösungen zu erhalten. • Also ei2ml π = 1 =⇒ ml ist eine ganze Zahl. • Daraus ergibt sich als Quantisierungsbedingung für ml ml = 0, ±1, ±2, . . . Slide 165 96 Teilchen auf dem Ring Zusammenfassung Wellenfunktionen ψml = Aeiml ϕ Energieeigenwerte ~2 Emi = ml 2 2 2mR Quantenzahlen mi = 0, ±1, ±2, ±3 . . . Bemerkung Obwohl die Differentialgleichung identisch mit der des Teilchens im Kasten ist, sind die Randbedingungen unterschiedlich! Dies führt dann auch zu unterschiedlichen erlaubten Quantenzahlen (ml = 0). 8.2 Slide 166 Der Drehimpuls Drehimpuls (klassisch) ~ ist ein Vektor. • Der Drehimpuls L Er ist das Vektorprodukt aus Orts- und Impulsvektor. ~ = ~r × p~ L y · pz − z · py ~ = z · px − x · pz L x · py − y · px • Sind die Kräfte auf ein Teilchen radialsymmetrisch, so ist der Drehimpuls eine Konstante der Bewegung (Erhaltungsgröße). • Der Drehimpuls ist mit der Winkelgeschwindigkeit ω ~ und dem Trägheitstensor I über ~ = I~ω L verknüpft. Slide 167 97 Übergang zur Quantenmechanik ~ px → pˆx = i • x → x̂ = x · ∂ ∂x ∂ ∂ − z · ~i ∂y y · ~i ∂z ~ = z· ~ ∂ −x· ~ ∂ L i ∂x i ∂z ∂ ∂ − y · ~i ∂x x · ~i ∂y ∂ ∂ y ∂z − z ∂y ~ ∂ ∂ z ∂x − x ∂z = i ∂ ∂ x ∂y − y ∂x Operator des Quadrats des Drehimpulses: L̂2 = L̂2x + L̂2y + L̂2z Slide 168 Eigenschaften des Drehimpulsoperators: Kommutatoren der Komponenten h i L̂x , L̂y = L̂x L̂y − L̂y L̂x 2 ∂ ∂ ∂ ∂ ~ −z −x y z = i ∂z ∂y ∂x ∂z 2 ~ ∂ ∂ ∂ ∂ − z −x y −z i ∂x ∂z ∂z ∂y 2 ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ = ~i y ∂z z ∂x − y ∂z x ∂z − z ∂y z ∂x + z ∂y x ∂z ∂ ∂ ~ 2 ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ − i z ∂x y ∂z − z ∂x z ∂y − x ∂z y ∂z + x ∂z z ∂y ∂ ∂z = Slide 169 ∂ x = x ∂z ∂ ∂ ~ 2 ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ y z + z x − z y − x z i ∂z ∂x ∂y ∂z ∂x ∂z ∂z ∂y 98 Eigenschaften des Drehimpulsoperators Kommutatoren der Komponenten h i L̂x , L̂y = ~ 2 i ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ y ∂z z ∂x + z ∂y x ∂z − z ∂x y ∂z − x ∂z z ∂y ∂ ∂ Benutze ∂z z = 1 + z ∂z 2 ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ~ y + yz + zx = i ∂x ∂z ∂x ∂y ∂z 2 ~ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ − zy + x +xz i ∂x ∂z ∂y ∂z ∂y ~ ~ ∂ ∂ = · −x y i i ∂x ∂y = i~L̂z Slide 170 Kommutatoren der Drehimpulsoperatoren • Kommutatoren i h L̂x , L̂y = i~L̂z h i 2 L̂x , L̂ = 0 h i h L̂z , L̂x = i~L̂y i L̂y , L̂z = i~L̂x h L̂y , L̂ 2 i =0 h L̂z , L̂ 2 i =0 (Beweise in den Übungen) Konsequenzen – Ein beliebiger Zustand des Systems kann immer nur ein Eigenzustand für eine der 3 Drehimpulskomponenten sein. – Die Zustände des Systems sind gleichzeitig Eigenzustände des Absolutbetragsquadrates des Drehimpulses, L̂2 . – Also haben L̂2 und (beispielsweise) L̂z gemeinsame Eigenfunktionen. Slide 171 99 Der Operator des Quadrates des Drehimpulses • Mit den Definitionen der kartesischen Komponenten des Drehimpulses L̂x , L̂y , L̂z kann man den Operator L̂2 des Quadrates des Drehimpulses ausdrücken als L̂2 = L̂2x + L̂2y + L̂2z • Eine etwas langwierige Rechnung zeigt, dass man L̂2 auch durch 2 1 ∂ ∂ 1 ∂ 2 2 L̂ = −~ sin ϑ + 2 sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ sin ϑ ∂φ2 ausdrücken kann (s.o., ohne Beweis). Slide 172 Die Drehimpulsoperatoren in Kugelkoordinaten Unter Verwendung der Koordinatentransformationsgleichungen für Kugelkoordinaten lassen sich auch die Komponenten des Drehimpulsoperators in Kugelkoordinaten angeben: ∂ ∂ ~ − sin ϕ − cot ϑ cos ϕ L̂x = i ∂ϑ ∂ϕ ~ ∂ ∂ L̂y = cos ϕ − cot ϑ sin ϕ i ∂ϑ ∂ϕ ~ ∂ L̂z = i ∂ϕ Anmerkung: L̂z und das Teilchen auf dem Ring besitzen die gleichen Eigenvektoren! Slide 173 Eigenwertgleichung des Drehimpulses • Die Schrödingergleichung des Teilchens auf der Kugel ~2 1 ∂ ∂ Ĥψ(ϑ, ϕ; R) = − sin ϑ 2mR2 sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ 2 1 ∂ + ψ(ϑ, ϕ; R) 2 sin ϑ ∂ϕ2 = Erot ψ(ϑ, ϕ; R) 100 läßt sich auch schreiben als Ĥψ(ϑ, ϕ) = L̂2 ~2 ψ(ϑ, ϕ) = − Λ̂2 ψ(ϑ, ϕ) = Erot ψ(ϑ, ϕ) 2mR2 2mR2 da R nur parametrisch auftaucht (d.h. R ist ein konstanter Parameter, keine Variable). • Letztendlich muss man also die Eigenwertgleichung für das Absolutquadrat des Drehimpulses, bzw. des Operators Λ2 , lösen: Slide 174 Eigenwertgleichung für Drehimpuls und Legendre-Operator I L̂2 ψ = (Erot · 2mR2 ) ψ bzw. h 1 ∂ Λ̂2 ψ(ϑ, ϕ) = sin ϑ sin ϑ ∂ϑ = − ∂ ∂ϑ + 1 sin2 ϑ ∂2 ∂ϕ2 i ψ(ϑ, ϕ) Erot · 2mR2 ψ(ϑ, ϕ) = kψ(ϑ, ϕ) ~2 Diese Gleichung (mit einem noch zu bestimmenden Eigenwert k) lässt sich durch Faktorisierung gemäß ψ = Θ(ϑ) · Φ(ϕ) faktorisieren und lösen. Slide 175 Eigenwertgleichung für Λ Lösungsweg • Faktorisierung ψ = Θ · Φ • Lösung der Gleichung für Φ (“Teilchen auf dem Ring”) liefert eine Quantenzahl ml (s.o.). • Variablensubstitution z = cos ϑ, Θ(ϑ) → P (z) (Legendre-Funktionen) 101 • Faktorisierung von P (z) (analog zum harmonischen Oszillator) P (z) = (1 − z 2 )|ml |/2 G(z) • Potenzreihenansatz für G(z) • Lösung G(z) führt wieder auf eine Rekursionsformel, die aus Normierungsgründen abbrechen muss (→ Quantenzahl l) k = l · (l + 1) Slide 176 mit l = 0, 1, 2, . . . und |ml | ≤ l Lösungen • Λ̂2 ψ = −l · (l + 1)ψ • L̂2 ψ = ~2 l · (l + 1)ψ • L̂z ψ = ~ml ψ • Anmerkung: ml = −l, −l + 1, . . . , l − 1, l ⇒ hLz 2 i ist immer kleiner als hL2 i (außer für l = 0). Dies bedeutet, dass der Drehimpulsvektor immer eine Komponente in der xy-Ebene hat (→ “Präzession” von Spins in der NMR-Spektroskopie). 8.3 Slide 177 Produktansatz der Schrödingergleichung in Kugelkoordinaten Separation der Schrödingergleichung in Kugelkoordinaten • Die Schrödingergleichung eines Teilchens in einem Zentralfeldpotential lautet also 2 ~2 2 ∂ ∂ Ĥψ(r, ϑ, ϕ) = − + 2m ∂r2 r ∂r 2 2 ~Λ − + V (r) ψ(r, ϑ, ϕ) 2mr2 = Eψ(r, ϑ, ϕ) 102 • mit 1 Λ̂ = sin ϑ 2 Slide 178 ∂ ∂ϑ sin ϑ ∂ ∂ϑ 1 + sin2 ϑ ∂2 ∂φ2 • Macht man den Ansatz ψ(r, ϑ, ϕ) = R(r) · Θ(ϑ) · Φ(ϕ) und multipliziert mit 2mr2 , ~2 RΘΦ • so erhält man 2 r2 ∂ 2 ∂ 2mV (r) − + + R R ∂r2 r ∂r ~2 2mr2 E 1 2 Λ̂ (ϑ, ϕ)ΘΦ = − ΘΦ ~2 • oder 2 r2 ∂ 2 ∂ 2m(V (r) − E) − + + R R ∂r2 r ∂r ~2 1 2 = Λ̂ (ϑ, ϕ)ΘΦ ΘΦ Slide 179 2 r2 ∂ 2 ∂ 2m(V (r) − E) − + + R R ∂r2 r ∂r ~2 1 2 = Λ̂ (ϑ, ϕ)ΘΦ ΘΦ Dies ist wieder ein Ausdruck, dessen linke Seite nur von r und dessen rechte Seite nur von ϑ und ϕ abhängt. • Dies ist nur möglich, wenn beide Seiten gleich einer Konstanten sind, die wir k nennen. • Zunächst betrachtet man die rechte Seite. Slide 180 103 Faktorisierung der Drehimpulsgleichung Λ̂2 ΘΦ = kΘΦ Slide 181 ∂2 sin ϑ ΘΦ = kΘΦ ∂φ2 sin ϑ2 Multiplikation mit ergibt ΘΦ 2 1 ∂ ∂ 1 ∂ sin ϑ sin ϑ Θ+ Φ = k sin2 ϑ 2 Θ ∂ϑ ∂ϑ Φ ∂φ ∂ ∂ 1 sin ϑ sin ϑ Θ − k sin2 ϑ oder Θ ∂ϑ ∂ϑ 2 1 ∂ + Φ = 0 Φ ∂φ2 1 sin ϑ ∂ ∂ϑ 1 sin ϑ Θ ∂ ∂ϑ ∂ ∂ϑ 1 + sin2 ϑ sin ϑ ∂ ∂ϑ Θ − k sin2 ϑ 2 ∂ 1 Φ = 0 + Φ ∂φ2 • Wieder ist die Summe eines Ausdrucks, der nur von ϑ abhängt, und eines Ausdrucks, der nur von ϕ abhängt, eine Konstante, die wir −m2l nennen. ⇒ Beide Ausdrücke müssen jeweils konstant sein. Slide 182 Die Φ-Gleichung 2 1 ∂ = −m2l Φ ∂ϕ2 2 ∂ Φ = −m2l Φ ∂ϕ2 104 • Diese Gleichung hat Lösungen 1 Φml = √ eiml φ 2π mit ml = 0, ±1, ±2, . . . Slide 183 Die Θ-Gleichung 1 sin ϑ Θ ∂ ∂ϑ sin ϑ ∂ ∂ϑ Θ − k sin2 ϑ 2 1 ∂ + Φ = 0 Φ ∂φ2 | {z } =−ml 2 [Multiplikation mit Θ, Division durch sin2 ϑ] 1 ∂ ∂ m2l Θ = kΘ sin ϑ Θ− sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ sin2 ϑ 1 sin ϑ Slide 184 ∂ ∂ϑ sin ϑ ∂ ∂ϑ ∂ ∂ϑ Θ = m2l k+ sin2 ϑ m2l k+ sin2 ϑ Θ Lösungen der Θ-Gleichung 1 sin ϑ ∂ ∂ϑ sin ϑ Θ = Θ Die Lösungen der DGL lauten 1/2 2l + 1 (l − |ml |)! |m | Θl ml (ϑ) = Pl l (cos ϑ) 2 (l + |ml |)! mit Eigenwerten k = l(l + 1) l = 0, 1, 2, . . . und |ml | ≤ l 105 |ml | • Pl Slide 185 heißen assoziierte Legendresche Polynome. Kugelflächenfunktionen • Das Produkt aus Θl ml (ϑ) und Φml (ϕ) heißt Kugelflächenfunktion Ylm (wobei das Subskript l in ml der Übersichtlichkeit halber weggelassen wird). englisch:“spherical harmonics” Slide 186 Kugelflächenfunktionen l ml Ylm (ϑ, ϕ) 0 0 q 1 4π 1 0 q 3 4π (→ s-Funktion) cos ϑ (→ pz -Funktion) q 3 1 ±1 ∓ 8π sin ϑe±iϕ (→ p-Funktionen) q 5 2 0 (cos2 ϑ − 1) 16π q 15 2 ±1 ∓ 8π cos ϑ sin ϑe±iϕ (d-Funktionen) q 15 2 ±2 sin2 ϑe±2iϕ 32π Slide 187 p-Orbitale • Die Funktion Y10 (ϑ, ϕ) läßt sich mit der Definition der Kugelkoordinaten auch schreiben als r 3 z Y10 = 4π r • Dies ist für die Funktionen Y1±1 nicht möglich. 106 • Wir können aber Linearkombinationen bilden, z. B. 1 ψpx = √ (Y1−1 − Y11 ) 2 r 3 1 = √ sin ϑe−iϕ + sin ϑe+iϕ 2 8π r r r 1 3 3 3 x = √ sin ϑ · 2 cos ϕ = sin ϑ cos ϕ = 4π 4π r 2 8π Slide 188 py -Orbital • Analog bilden wir i ψpy = √ (Y1−1 + Y11 ) 2 r i 3 = √ sin ϑe−iϕ − sin ϑe+iϕ 2 8π r r r 3 3 3 y 1 sin ϑ · 2 sin ϕ = sin ϑ sin ϕ = = √ 4π 4π r 2 8π • pz ist eine Eigenfunktion zu L̂2 und L̂z . • px und py sind nur Eigenfunktion zu L̂2 , aber nicht zu L̂z . Slide 189 Radialgleichung Die Schrödingergleichung lautete: 2 ∂ 2 ∂ 2m(V (r) − E) r2 + R − + R ∂r2 r ∂r ~2 1 2 = Λ̂ (ϑ, ϕ)ΘΦ |ΘΦ {z } = −l(l + 1) 107 R(r) Multiplikation mit 2 ergibt die Radialgleichung r 2 2 ∂ 2m(V (r) − E) ∂ + + R(r) − ∂r2 r ∂r ~2 l(l + 1) =− R(r) r2 Slide 190 Radialgleichung II 2 2 2m(V (r) − E) l(l + 1) ∂ ∂ + + R(r) = − R(r) − ∂r2 r ∂r ~2 r2 =⇒ [Umstellen] 2 2 l(l + 1) 2mE ∂ 2mV (r) ∂ + R(r) + + R(r) = R(r) − ∂r2 r ∂r ~2 r2 ~2 • Wir machen uns zunutze, dass gilt (rR)00 = (R + rR0 )0 = (R0 + R0 + rR00 ) = 2R0 + rR00 ∂R 1 2 0 0 = (r R ) R0 := (Beweis in Übungen) r ∂r 1 so dass der Term mit der geschweiften Klammer durch · (rR)00 ersetzt r werden kann. Slide 191 Radialgleichung III Man definiert dann u := r · R(r) und erhält aus 2 ∂ 2 ∂ + R(r) + − ∂r2 r ∂r 2mV (r) l(l + 1) + R(r) = ~2 r2 zunächst 2 1 ∂ 2mV (r) l(l + 1) − u(r) + + R(r) = r ∂r2 ~2 r2 und schließlich nach Multiplikation mit r 108 2mE R(r) ~2 2mE R(r) ~2 − ∂2 ∂r2 2mV (r) l(l + 1) 2mE u(r) + u(r) = + u(r) 2 2 ~ r ~2 • Bemerkung: Die Drehimpulsquantenzahl l taucht hier als Parameter der Differentialgleichung auf. Die Energie hängt im Allgemeinen auch von l ab (vgl. jedoch die Energiewerte des H-Atoms (s.u.)). 109